Perry Rhodan 1714: Die Beausoleils - Ernst Vlcek - E-Book

Perry Rhodan 1714: Die Beausoleils E-Book

Ernst Vlcek

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Beschreibung

Sie melden sich freiwillig - das Todeskommando der Cajuns Nach den jüngsten Ereignissen wissen die Terraner, dass das Universum aus zwei Seiten besteht, die fest voneinander getrennt sind - und trotzdem zusammengehören. Als anschaulicher Vergleich dient ein mehrdimensionales Möbiusband. "Unsere" Seite, die Plus-Seite, wird Parresum genannt, die "andere" Seite Arresum. Den unheilvollen Einfluss des Arresums bekamen als Erstes die Menschen von der ODIN zu spüren: Mit Ausnahme der Aktivatorträger starben alle Besatzungsmitglieder. Die Galaktiker wurden zudem in den seit Jahrmillionen tobenden Konflikt zwischen den Ayindi und einer mysteriösen Abruse verwickelt. Parallel dazu materialisieren seltsame Objekte über dem Mars im Solsystem. Wo sie landen, bilden sich kristalline Flächen mit tödlicher Wirkung; Menschen sterben. Zu Beginn des Jahres 1217 NGZ spitzt sich die Situation zu - der Rote Planet entwickelt sich zu einer Kristallwelt, auf der jegliches Leben unmöglich wird. Davon wiederum können die Galaktiker an Bord der BASIS nichts wissen. Die Zellaktivatorträger erhalten von den Ayindi spezielle Rochenschiffe, um mit diesen in den Einsatz gegen die Abruse gehen zu können. Auf der Suche nach dem verschwundenen Kyberklon Voltago stoßen die Unsterblichen in die Todeszone vor und gewinnen neue Erkenntnisse. Für einen neuen Vorstoß brauchen sie aber die Hilfe eines Einsatzkommandos - es sind DIE BEAUSOLEILS ...

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Seitenzahl: 133

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Nr. 1714

Die Beausoleils

Sie melden sich freiwillig – das Todeskommando der Cajuns

von Ernst Vlcek

Nach den jüngsten Ereignissen wissen die Terraner, dass das Universum aus zwei Seiten besteht, die fest voneinander getrennt sind – und trotzdem zusammengehören. Als anschaulicher Vergleich dient ein mehrdimensionales Möbiusband. »Unsere« Seite, die Plus-Seite, wird Parresum genannt, die »andere« Seite Arresum.

Den unheilvollen Einfluss des Arresums bekamen als Erstes die Menschen von der ODIN zu spüren: Mit Ausnahme der Aktivatorträger starben alle Besatzungsmitglieder. Die Galaktiker wurden zudem in den seit Jahrmillionen tobenden Konflikt zwischen den Ayindi und einer mysteriösen Abruse verwickelt.

Parallel dazu materialisieren seltsame Objekte über dem Mars im Solsystem. Wo sie landen, bilden sich kristalline Flächen mit tödlicher Wirkung; Menschen sterben. Zu Beginn des Jahres 1217 NGZ spitzt sich die Situation zu – der Rote Planet entwickelt sich zu einer Kristallwelt, auf der jegliches Leben unmöglich wird.

Die Hauptpersonen des Romans

Joseph Broussard jr. – Der Anführer der »Beausoleils« liebt das Bier und das Abenteuer.

Michael Doucet und Dewey Balfa – Sie eifern Broussards Lebensstil nach.

Koraus – Ein Insektenwesen erzählt die Geschichte der Krilaner.

Moira – Die Söldnerin versucht sich an einem moralischen Appell.

Perry Rhodan

1.

»Bis jetzt wissen wir über die Abruse nur, was wir von den Ayindi erfahren haben«, sagte Michael Rhodan in der Kommandozentrale der MANAGA. »Und das ist herzlich wenig. Zu wenig, um uns ein Bild von ihrer wahren Macht und ihrer Ausdehnung zu machen.«

Die CADRION war seit mehr als einer Woche überfällig. Perry Rhodans MANAGA und Atlans TYRONA durchstreiften seitdem die abrusische Todeszone des Arresums auf der verzweifelten Suche nach Bulls Rochenschiff. Bisher jedoch ohne Erfolg. Die beiden Schiffe hatten sich getrennt, um ihren Aktionsradius zu vergrößern.

»Für die Ayindi stellt es sich so dar, dass die Abruse das gesamte Arresum beherrscht«, fuhr Mike fort. »Sie wissen es nicht besser, weil sie seit der Entwicklung der Raumfahrt in allen Richtungen nur auf abrusische Kristallstrukturen stießen. Aber wenn wir davon ausgehen, dass die Minusseite des Universums dieselbe Ausdehnung hat wie die unsere, dann müssen wir in Milliarden von Lichtjahren rechnen. Kann sich einer von euch vorstellen, dass der Machtbereich der Abruse eine solche Ausdehnung hat?«

»Die Vorstellung, dass die Enklave der Ayindi die letzte Lebensinsel des gesamten Arresums sein soll, ist für mich unvorstellbar«, sagte Homer G. Adams aus seinem Kontursessel. »Ein realistischer Wert für den Machtbereich der Abruse wäre die ungefähre Dimension der Großen Leere, die ja auf dieser Seite nicht leer, sondern voller großer kosmischer Objekte ist. Die Vorstellung, dass ein Raum von einhundertsechzig mal neunzig Millionen Lichtjahren völlig kristallisiert ist, finde ich aber erschreckend genug. Wie viele intelligente Völker mag die Abruse auf dem Gewissen haben?«

»Wir wissen nur von den Barayen«, erwiderte Michael Rhodan. »Und wir wissen, dass das Arresum nicht so viele Formen des Lebens hervorgebracht hat wie unsere Seite. Wie Moira schon sagte, ist es umso schlimmer miterleben zu müssen, wie dieses karge Leben gewissermaßen aufgefressen wird.«

Die Ayindi wussten nicht einmal zu sagen, was die Abruse tatsächlich war, denn sie hatten lediglich einige ihrer Erscheinungsformen kennen gelernt, nicht aber diese Macht selbst.

Ob die Abruse eine negative Superintelligenz oder generell den Chaosmächten zuzuordnen war oder welcher Kategorie sonst, war ein großes Fragezeichen. Die Ayindi hofften, auf diese und andere Fragen die Antworten von den unsterblichen Galaktikern zu erhalten, die sich unbegrenzt in der Todeszone aufhalten und frei bewegen konnten. Und nun war gleich zu Beginn ihrer Aktivitäten, kaum dass sie die Rochenschiffe zu beherrschen gelernt hatten, der Zwischenfall mit der CADRION passiert.

»Wir beenden die Überlichtetappe«, meldete sich Perry Rhodan, um die Diskussion zu beenden.

Es war die immer wiederkehrende Frage, warum die Minusseite des Universums so arm an Leben war, während die Plusseite, der Lebensbereich der Galaktiker, förmlich davor überquoll. Die Suche nach einer Antwort führte stets ins Uferlose. Solange sie nur den Wissensstand der Ayindi über die Abruse besaßen, waren solche Diskussionen müßig. Darum erstickte Rhodan sie im Keim.

»Habt ein besonderes Augenmerk auf die Ortungsergebnisse. Wir suchen nicht nach Schneeflocken oder anderen kristallinen Strukturen, sondern nach der CADRION.«

Und damit waren sie beim eigentlichen Thema.

Es war am 20. Februar Standardzeit passiert, dass die CADRION in der Todeszone von den anderen beiden Rochenschiffen getrennt worden war. Mittlerweile schrieb man, drüben im Parresum, auf Terra, bereits den 1. März des Jahres 1217 Neuer Galaktischer Zeitrechnung.

Die Milchstraße und die Erde – wie fern sie waren. Diese Entfernung ließ sich nicht allein in Millionen von Lichtjahren ausdrücken. Die Heimat lag zudem auf der anderen, der Plusseite des Universums. Und sie, Perry Rhodan und die anderen Unsterblichen, befanden sich auf der Minusseite, dem so genannten Arresum. Durch eine natürliche, aber auf herkömmliche Weise unüberbrückbaren Barriere von ihrem Lebensbereich getrennt. Selbst mit den so schnellen Rochenschiffen hätten sie nicht einfach heimfliegen können. Man konnte die Trennschicht zwischen den beiden Seiten des Universums nicht einfach durchdringen. Die Passageplaneten der Ayindi stellten die einzige Verbindung zwischen Arresum und Parresum dar.

Dieser Aspekt schoss Rhodan für einen Moment durch den Kopf. Aber er verdrängte ihn sofort wieder.

Das Letzte, was sie von Reginald Bulls Rochenschiff gehört hatten, war Bullys Meldung, dass er die Verfolgung eines unbekannten Objekts aufnehmen wollte. Bevor Perry Rhodan oder Atlan Bully von diesem waghalsigen Alleingang abhalten konnten, war die CADRION in den Überlichtflug gegangen und seitdem verschollen. Und mit dem Rochenschiff Reginald Bull, Alaska Saedelaere und Gucky sowie die Zwillingsschwestern Mila und Nadja Vandemar.

Das konnte alles Mögliche bedeuten. Das Schlimmste, was passiert sein konnte, war, dass das Rochenschiff mit allen fünf Zellaktivatorträgern den Schneeflocken oder jenem unbekannten Objekt zum Opfer gefallen war. Oder irgendeiner anderen, ebenfalls noch unbekannten Hilfskraft der Abruse. Aber daran wollten Perry Rhodan und die anderen nicht einmal denken.

Es waren die Ayindi, die ihnen diese Möglichkeit drastisch vor Augen hielten. Die Ayindi verloren tagtäglich Tausende ihrer Artgenossinnen auf ähnliche Weise. Für sie war der Tod ein ständiger Begleiter, dem sie fast hilflos ausgeliefert waren. Selbst Moira schien nur wenig Hoffnung zu haben, dass die fünf von der CADRION noch am Leben waren.

Die MANAGA beendete die Überlichtetappe und kehrte tief in der Todeszone in den Normalraum zurück. Perry Rhodan saß angespannt in seinem schwebenden Kontursessel und betrachtete die holographische Sphäre der Kommandozentrale, die eine plastische Wiedergabe jenes sternenarmen Sektors des Weltalls lieferte, in dem das Rochenschiff aus dem n-dimensionalen Raum getreten war.

»Keine Feindortung«, meldete Michael Rhodan aus seinem Schwebesitz. »Die nächste Sonne ist fast zweihundert Lichtjahre entfernt.«

Sie befanden sich in unerforschtem Feindgebiet. Mitten im Herrschaftsbereich der lebensfeindlichen Abruse, das von deren kristallinen Strukturen beherrscht wurde. Hierher waren noch nie Ayindi vorgedrungen, überhaupt kein lebendes Wesen. Die Galaktiker waren die Einzigen, die hier agieren konnten, ohne den Kristalltod befürchten zu müssen.

Für sterbliche Galaktiker gab es Gefahren anderer Art. Sie konnten sich als Wesen des Parresums nur etwa 45 bis 50 Tage im Arresum aufhalten. Rhodan musste in diesem Zusammenhang ständig an den sinnlosen Tod der ODIN-Mannschaft denken. Den anderen erging es nicht anders, aber keiner schnitt dieses Thema an.

Für Zellaktivatorträger galten völlig andere Voraussetzungen als für Sterbliche. Sie konnten sich unbegrenzt auf der Minusseite aufhalten, aber auch ihnen konnten einige Abruse-Strukturen gefährlich werden, wenn sie ihnen zu nahe kamen. Und wer konnte wissen, welche wirksamen Waffen der Abruse zur Verfügung standen, die sie gegen die Ayindi noch nicht hatte zum Einsatz bringen müssen?

Der größte Unsicherheitsfaktor, den Rhodan und den anderen Sorge bereitete, war der, dass die CADRION einem unbekannten Objekt gefolgt war. Die MANAGA hatte davon nur eine verschwommene Ortung bekommen, bevor das Phantom auch schon wieder entschwunden war. Und mit ihr die CADRION.

Perry Rhodan kehrte mit seinen Gedanken wieder in die Gegenwart zurück.

Die Ortung wies nichts Ungewöhnliches aus. Über Lichtjahre hinweg waren keine Strukturerschütterungen von Kristallschiffen anzumessen, die in den übergeordneten Raum eintauchten oder ihn verließen. Lediglich die von abrusischen Kristallstrukturen ausgehende Todesstrahlung konnte angemessen werden. Sie wurde von der Ortung optisch als gleichmäßige Wellenlinien angezeigt und war akustisch als gleichförmiges Knistern zu hören. Rhodans insgeheime Hoffnung, dass ein Phantomobjekt materialisierte oder ihren Kurs kreuzte, erfüllte sich nicht.

»Es ist deprimierend, in einem kristallinen Universum nach winzigen Spuren des Lebens zu suchen«, meldete sich Icho Tolot zu Wort. Der Haluter hatte sich aus Formenergie einen Schwebesessel nach seinen Körpermaßen gestaltet, in dessen Armlehnen adäquate Funktionsleisten zu denen der Terraner eingebaut waren. »Es ist, wie ihr Terraner sagt, wie eine Suche nach einer Stecknadel im Heuhaufen. Die CADRION kann überall sein – inzwischen schon -zig Millionen Lichtjahre von ihrem Ausgangspunkt entfernt. Wer weiß, wohin sie von dem Phantomobjekt gelockt – und wohin sie verschleppt wurde.«

»Bully würde nie ohne triftigen Grund so lange wegbleiben«, sagte Rhodan. Er ließ unausgesprochen, was er unter einem solchen triftigen Grund verstand. »Wir müssen weiter nach der CADRION suchen.«

»Es wird für alles eine einfache Erklärung geben«, versuchte Homer G. Adams in Optimismus zu machen. »Vielleicht hat Bully eine wichtige Entdeckung gemacht und wird durch Erkundungen aufgehalten. Ein paar Tage sind schließlich keine Ewigkeit.«

»Und die CADRION ist keine Nussschale«, schlug Myles Kantor in dieselbe Kerbe. Er schwebte mit seinem Kontursitz links von Rhodan. »In einem Rochenschiff genießt man den denkbar besten Schutz. Und Bully hat eine gute Mannschaft. Nicht zu vergessen Gucky, den Retter des Universums!«

Der Scherz wurde dankbar angenommen. Die Frage, ob ein denkbar bester Schutz für noch unbekannte Gefahren der Todeszone ausreichte, blieb dagegen im Raum stehen.

Perry Rhodan kam zu dem Schluss, dass sie lange genug in diesem Sektor gekreuzt waren.

*

Ohne dass die Schiffssteuerung das Ereignis angekündigt hätte, bekam die Mannschaft der MANAGA plötzlich Einblick ins Innere der CADRION.

Ein Ausschnitt der hohlkugelförmigen Holosphäre zeigte Reginald Bull und die vier anderen mit ihren Kontursesseln in verschiedenen Positionen durch die Kommandozentrale schweben. Sie unterhielten sich offenbar angeregt miteinander. Aber es war kein Ton zu hören.

»Wir haben Kontakt mit der CADRION!«, rief Michael Rhodan erleichtert. »Wie ist ihre Position, MANAGA?«

»Keine Positionsangaben möglich!«, meldete das Ortungssystem. »Es gibt keine Ortung der CADRION.«

Diese lapidare Aussage machte den Galaktikern klar, dass die Projektion von der Steuerzentrale der CADRION eine andere Ursache haben musste. Und es gab nur eine einzige bekannte Alternative zu einer echten Ortung. Die Vorahnung dessen, was sie in der Folge zu erwarten hatten, ließ sie in entsetztem Schweigen verharren.

Aber was sie in der Projektion der Abruse tatsächlich zu sehen bekamen, war schlimmer als alle ihre Befürchtungen.

Perry Rhodan konnte die anderen nicht mehr sehen; und er wusste, dass es jedem der Freunde erging wie ihm: Die abrusische Projektion überdeckte alles.

Die Illusion war perfekt. Man hatte das Gefühl, sich in der Zentrale der CADRION zu befinden und bei Reginald Bull und seinen Gefährten zu sein. Nur dass die Projektion eben keine Geräusche übertrug.

Bull schwebte im ungefähren Zentrum der Kugelzentrale. Links unter ihm trieb Gucky mit seinem Kontursessel gemächlich auf einer kreisförmigen Bahn. Alaska Saedelaere schwebte auf halber Höhe dicht vor der gewölbten Wandung, die gerade dreidimensionale Bilder von schlangenförmigen, wie aus Kristallen geschaffenen Geschöpfen zeigte. Er blickte über die Schulter zu Mila und Nadja Vandemar hoch, die in etwa drei Metern Entfernung schräg über ihm schwebten.

Alaska sagte irgendetwas zu den Zwillingen. Aber die hatten nur Augen für das Holo mit den kristallenen Schlangengeschöpfen. Sie schienen von diesem Anblick fasziniert, völlig gefangen zu sein.

Mila und Nadja waren weder überrascht noch zeichnete sich auf ihren Gesichtern Entsetzen ab, als die Kristallgeschöpfe sich aus dem Holo schlängelten, wie schwerelos in die Kommandokugel drangen und diese durchwanderten.

Bully schrie lautlos mit verzerrtem Gesicht, als zwei der abrusischen Schlangen auf ihn zukamen. Es mochte eine Warnung für die anderen sein. Gleichzeitig zog er eine Waffe. Aber bevor er feuern konnte, war er in den wie hypnotischen Blick der Schlangen geraten. Bully entspannte sich schlagartig; er war zu keiner Abwehr mehr fähig. Alaska und Gucky erging es ähnlich. Auch sie versuchten, sich zuerst gegen die Beeinflussung der abrusischen Schlangen zu wehren, unterlagen jedoch sogleich ihrem Einfluss.

»Das glaube ich nicht!«, hörte Rhodan seinen Sohn Mike von irgendwo aus den Projektionen rufen. »So leicht unterliegt Gucky nicht einem suggestiven Einfluss.«

»Es ist die Frage, ob die Abruse durch ihre Projektionen oder überhaupt auf irgendeiner Weise hypnosuggestiv wirken kann!«, kommentierte Myles Kantor sachlich.

Rhodan äußerte sich nicht. Er ließ die Bilder auf sich einwirken. Auch Mila und Nadja waren von den abrusischen Schlangengeschöpfen erreicht worden. Sie schienen jedoch ihren eigenen Willen behalten zu haben. Die beiden zeigten keinerlei Scheu vor den Geschöpfen der Abruse, sondern streckten beide, wie in stummer Absprache oder auf Kommando, die Arme nach ihnen aus.

Die Schlangen kamen wiegend näher. Sie hatten stumpfe gesichtslose Köpfe, erinnerten an riesige Regenwürmer aus halb transparentem Glas, in dem sich das Licht bläulich brach. Als Mila und Nadja je eine der Schlangen mit beiden Händen umfassten und zärtlich zu streicheln begannen, bildeten sich aus den glatten Kopfstummeln langsam Formen. Die Schlangen bekamen menschliche Gesichter. Die Gesichter von Mila und Nadja. Dabei atmeten die Zwillingsschwestern schwer, die Augen erwartungsvoll geschlossen.

Nachdem die Schlangen ihre Gesichter naturgetreu nachgebildet hatten, spitzten sie die Münder und näherten sie denen der Zwillingsschwestern. Die kristallenen Lippen fanden die Gegenstücke der beiden Menschen und verschmolzen mit ihnen. Mila und Nadja schienen im Widerschein ihrer kristallenen Ebenbilder einen bläulichen Teint zu bekommen.

Doch das war nur Schein. Tatsächlich setzte eine Metamorphose ein. Die Zwillinge wurden in einem langsamen Prozess der Umwandlung, von den Köpfen abwärts, selbst kristallin. Es war der Kuss der Abruse, der sie von lebenden, pulsierenden Geschöpfen zu erstarrten Kristallstrukturen machte. Und die Illusion wollte vermitteln, dass sich Mila und Nadja freiwillig in diese Metamorphose gefügt, ja, sie geradezu ersehnt hatten.

Und während Mila und Nadja Zentimeter um Zentimeter zu Wesen der Abruse wurden, setzte der Prozess der Metamorphose auch bei den drei anderen Zellaktivatorträgern ein. Bully war bereits von den Zehen bis zu den Knien kristallisiert. Bei Gucky hatte der Kristallisierungsprozess am Schwanz begonnen. Und Alaska Saedelaere sah staunend zu, wie seine ausgestreckten Arme zu halb transparentem, bläulich schimmerndem Eis wurden.

»Das glaube ich einfach nicht!«, hörte Rhodan Homer G. Adams rufen. »So etwas steht einfach nicht in der Macht der Abruse!«

Rhodan zweifelte den Wahrheitsgehalt dieser Illusion ebenfalls an, war jedoch geneigt zu glauben, dass ihnen die Abruse eine Projektion schickte, die zumindest teilweise einem tatsächlichen Geschehen nachempfunden war, wenn auch sicher sehr frei. Aber worin lag das Körnchen Wahrheit? War die CADRION mit ihren fünf Passagieren in die Gewalt der Abruse geraten? Oder hatte bloß ein Kontakt stattgefunden? Und wie intensiv war dieser gewesen?

Rhodans Gedankengänge wurden gestört, als das Schiffssystem Alarm gab.

»Wir werden von Schneeflocken angegriffen!«, hallte es durch die Kommandozentrale. »Überall rings um uns sind abrusische Kristallstrukturen!«

Das war also der Zweck der Übung. Die Abruse wollte durch die Illusion ihre Aufmerksamkeit binden, um die Schneeflocken gegen sie aufmarschieren lassen zu können.

»Ich übernehme!«, hörte Rhodan Icho Tolots donnernde Stimme. »Antrieb und Abwehrsysteme gehorchen meinem Kommando!«

Rhodan wandte seinen ganzen Willen auf, um sich der abrusischen Illusion zu entziehen. Er wusste nicht zu sagen, ob ihm seine Willenskraft half. Jedenfalls löste sich die Projektion schon im nächsten Moment wie von selbst auf.

Die ganze Holosphäre war von Schneeflocken erfüllt. Sie näherten sich aus allen Richtungen dicht an dicht und weit in die Tiefe gestaffelt. Das gesamte All schien voller Schneeflocken zu sein. Aber schon stellte sich der Erfolg von Icho Tolots schneller Reaktion ein.