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Er fliegt ein Regenbogenschiff - und kämpft für die Freiheit seines Volkes Der Plan der fischähnlichen Hamamesch wirkte so einfach wie teuflisch zugleich: Zuerst landeten die Händler aus der weit entfernten Galaxis Hirdobaan in der Großen Magellanschen Wolke und in der Milchstraße, erbauten dort jeweils ihre Basare und sorgten durch ihre mysteriösen, jedes Wesen in ihren Bann ziehenden Waren für großes Aufsehen. Als bereits Milliarden von Waren verkauft und Milliarden von Intelligenzwesen geradezu süchtig nach dem "Zauber der Hamamesch" geworden waren, bauten sie ihre Basare ab und verschwanden. Zurück ließen sie eine Botschaft: "Wenn ihr weitere Waren wollt, dann kommt nach Hirdobaan - dort gibt es genug für euch alle." Millionen von Galaktikern verlassen in der Folge die Menschheitsgalaxis und brechen in großen Raumschiffspulks auf nach Hirdobaan - über 118 Millionen Lichtjahre hinweg. Sie wollen die so genannten Imprint-Waren, wollen den längst vergangenen "Zauber der Hamamesch" erneut spüren - koste es, was es wolle. Das ist die Situation im Sommer 1220 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, was dem Jahr 1251 Pen in der Zeitrechnung der Hirdobaan-Völker entspricht, als die BASIS unter dem Kommando von Perry Rhodan vor der kleinen Galaxis eintrifft. Die Galaktiker erhalten erste Kontakte zu den Hamamesch und zu ihren Gegnern, den Crypers. Und sie treffen auf Coram-Till - der Pirat wurde ALS REBELL GEBOREN ...
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Seitenzahl: 124
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Nr. 1752
Als Rebell geboren
Er fliegt ein Regenbogenschiff – und kämpft für die Freiheit seines Volkes
von Hubert Haensel
Der Plan der fischähnlichen Hamamesch wirkte so einfach wie teuflisch zugleich: Zuerst landeten die Händler aus der weit entfernten Galaxis Hirdobaan in der Großen Magellanschen Wolke und in der Milchstraße, erbauten dort jeweils ihre Basare und sorgten durch ihre mysteriösen, jedes Wesen in ihren Bann ziehenden Waren für großes Aufsehen.
Als bereits Milliarden von Waren verkauft und Milliarden von Intelligenzwesen geradezu süchtig nach dem »Zauber der Hamamesch« geworden waren, bauten sie ihre Basare ab und verschwanden. Zurück ließen sie eine Botschaft: »Wenn ihr weitere Waren wollt, dann kommt nach Hirdobaan – dort gibt es genug für euch alle.«
Millionen von Galaktikern verlassen in der Folge die Menschheitsgalaxis und brechen in großen Raumschiffspulks auf nach Hirdobaan – über 118 Millionen Lichtjahre hinweg. Sie wollen die so genannten Imprint-Waren, wollen den längst vergangenen »Zauber der Hamamesch« erneut spüren – koste es, was es wolle.
Das ist die Situation im Sommer 1220 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, was dem Jahr 1251 Pen in der Zeitrechnung der Hirdobaan-Völker entspricht, als die BASIS unter dem Kommando von Perry Rhodan vor der kleinen Galaxis eintrifft.
Coram-Till – Der Anführer der Ambraux-Crypers wagt einen Großangriff.
»Bremse« – Ein Prospektor vom Volk der Stuuhr ärgert sich mit Galaktikern herum.
Gunion – Ein Hamamesch bekommt unerwarteten Besuch.
Atlan und Ronald Tekener
Drei Lichtsekunden vor Halbar fielen die Raumschiffe aus dem Hyperraum, und bis zu ihrem Eintritt in die planetare Atmosphäre vergingen nur wenige Inx.
Sie brachten Tod und Zerstörung. Ein Feuersturm tobte über die bislang friedvolle Welt.
Dennoch regte sich bald wieder Leben am Rande der bizarren Trümmerwüste. Das nahe Meer mit den tief in die Felsenküste hineinreichenden Höhlen hatte so einigen hundert Männern, Frauen und Kindern Schutz und Zuflucht geboten; die Überlebenden empfanden jedoch weder Erleichterung über die eigene Rettung noch Trauer um die Toten. Ihr einziges Gefühl war Hass auf die Hamamesch.
In den folgenden Wochen dezimierten Hunger und Krankheit die verlorene Schar, und als endlich ein Rebellenschiff landete, lebten nur noch dreißig Crypers, unter ihnen Trecq-Morna. Sie war die Gefährtin Coram-Hais' gewesen, der als Führer ihrer Widerstandsgruppe schon zu Beginn des Angriffs den Tod gefunden hatte.
Ohne Coram-Hais, das erkannte sie zunehmend deutlicher, würde das Leben unerträglich einsam und sinnlos sein. Für sie hatte er gekämpft, für eine gemeinsame bessere Zukunft, für ihre Brut, die sie seit sieben Monaten in der Bauchtasche trug. Schon Tage vor dem Überfall hatte sie die ersten schwachen Bewegungen wahrgenommen, inzwischen waren diese Ankündigungenneuen Lebens aber selten geworden. Den schrecklichen Gedanken, die Embryos könnten Schaden erlitten haben, schob Trecq-Morna weit von sich; doch in der Nacht kamen die Albträume, die ihr jede Ruhe raubten.
Als Halbar evakuiert wurde, gab es nichts mitzunehmen außer schmerzvollen Erinnerungen. Neue Kämpfe warteten, neues Leid und neue Tränen.
»Die Hamamesch glauben, dass sie uns besiegen können«, stieß Trecq-Morna gepresst hervor. »Lassen wir die verfluchten Händler in dem Glauben, bis wir eines Tages stark genug sein werden ...«
Seit längerem spürte sie die beginnende Schwäche, hatte diese aber von Anfang an nur den desolaten Umständen und der mangelnden Hygiene zugeschrieben. Erst nach der Landung auf dem Planeten Nirgon, der künftig ihre Zuflucht sein würde, verstand sie, dass ihre Müdigkeit andere Ursachen hatte. Von da an wollte sie nur noch die Augen schließen und Coram-Hais in das verheißene Land jenseits des Großen Ozeans folgen.
Ihre Brut war abgestorben. Die beginnende Fäulnis hatte ihren Körper vergiftet.
Selbst als Trecq-Morna erfuhr, dass dennoch ein Kind überleben würde, brachte das ihren Lebenswillen nicht zurück. Die Welt war gnadenlos und würde nie den Frieden bieten, den sie erhoffte.
Trecq-Morna sah noch ihren Sohn, der vielleicht ebenso groß und stark werden würde wie sein Vater. Immerhin hatte er schon Zähigkeit bewiesen, bevor er das Licht der Welt erblickte. Leben und Tod lagen viel zu nahe beieinander, weil eines ohne das andere unmöglich war.
»Nennt mein Kind Coram-Till!«, sagte Trecq-Morna. »Er ist ein Rebell, und ich weiß, dass er eines Tages einen großen Namen tragen wird.« Dann endete ihr Leben.
Die einsame Sonne gehörte zum Buragar-Oktanten, sie stand weitab jeder Grenzländerstation im Randbereich der Kleingalaxis Hirdobaan. Ein heißer, bläulich weißer Stern mit ausgeprägter Aktivität.
Die Überreste zweier zerborstener Planeten umkreisten die Sonne, ein Schwarm von Asteroiden, die in nicht mehr ferner Zukunft dem Sog der Schwerkraft folgen und verglühen würden.
Mit lodernden Schutzschirmen hing die NIKKEN in der oberen Korona.
»Die Eruptionen erreichen ein neues Maximum, Kommandant.« Unaufhörlich drehte Phora-Sugh den Kopf. Je unruhiger er wurde, desto weiter spreizten seine Halsschuppen sich ab.
Coram-Till musterte ihn schweigend. Grelles Licht von den Schirmen drang in den Raum. Vor der NIKKEN löste sich eine mächtige Bogenprotuberanz.
»Schirmfeldbelastung übersteigt Maximalwert!«
Der Rebellenführer nahm die Meldung unbewegt zur Kenntnis. Wie ein in Stein gehauenes Standbild wirkte er in diesem Moment.
Überlegen und unnahbar, von einer Ausstrahlung umgeben, die ihm schon in jungen Jahren große Erfolge eingebracht hatte.
»Du hast kein Vertrauen in unser Schiff, Phora-Sugh«, tadelte er. »Aber nur Vertrauen gibt die Kraft zur Pflichterfüllung.«
Sein Gegenüber schluckte schwer. »Die Sonne ist tückisch, ein Riesenkrake, dessen Tentakel uns hinabzerren werden ...«
»Das ist alles?«, unterbrach Coram-Till beinahe spöttisch. »Kein Cryper fürchtet einen Riesenkraken ...« Zu spät entsann er sich, was er vor langer Zeit gerüchteweise gehört und in einem ungenutzten Winkel seines Gedächtnisses vergraben hatte, dass Phora-Sugh zwei Angehörige durch einen Angriff von Riesenkraken verloren hatte und selbst nur knapp mit dem Leben davongekommen war. Eine fröhliche Feier auf dem Meer und am Ende ein unbegreiflicher Schicksalsschlag. Fünfzehn Hi-Jahre lag das inzwischen zurück, aber sie hatten nie darüber gesprochen; Phora-Sugh schwieg die Vergangenheit tot.
»Ich habe dich auf die NIKKEN geholt, weil keiner die Ortungen besser beherrscht«, erinnerte Coram-Till.
Seine letzten Worte verhallten im Stakkato der Störgeräusche. Entfesselte Naturgewalten fegten das Raumschiff aus dem Kurs, wirbelten es davon wie eine Sturmflut welken Tang. Flüssiges Feuer schien von den Bildschirmen herabzuspringen und überschwemmte die Zentrale.
Eine zweite, noch heftigere Protuberanz streifte das Schiff.
»Äußeres Schirmfeld zusammengebrochen«, meldete der Computer.
Die Hälfte aller Bildschirme war ausgefallen, die anderen erstrahlten in unregelmäßigen Abständen in weißblauem Feuer oder zeigten die Schwärze des interplanetaren Raumes. Die NIKKEN rotierte über zwei Achsen.
Endlich flaute der Strom glühender Partikel ab. Die Protuberanz hatte das Regenbogenschiff Tausende Kilometer weit in den Raum hinausgeschleudert. Doch schon zerrte die Gravitation wieder an der NIKKEN.
»Kommandant übernimmt die Steuerung!« Coram-Till schaltete schnell und kompromisslos. Das Bordgehirn war gut, doch ihm behagte das Gefühl nicht, von einer Maschine abhängig zu sein. Sein Leben lang hatte er gelernt, sich nur auf sich selbst zu verlassen und Technik lediglich als Hilfsmittel zu betrachten, als psychische und physische Krücke, aber nicht als Ersatz für eigenen Einsatz und eigene Entscheidungen.
»Schirmfelder erreichen wieder volle Kapazität!«
Coram-Till wusste, was er verlangen durfte, und ein Zusammenstoß mit einer Hamamesch-Flotte würde der Crew vielfach größere körperliche Anstrengung abverlangen. Nur wer sich selbst unaufhörlich forderte, schuf die Voraussetzungen fürs eigene Überleben. Jedes Ausruhen auf Erreichtem war gleichbedeutend mit Resignation.
»Seit zwei Tagen halten wir den Orbit um die namenlose Sonne«, protestierte Moin-Art, sein Stellvertreter. »Wie lange sollen wir noch warten?«
Coram-Till vollführte eine schroffe Handbewegung. »Bis der Bote unseres Informanten erscheint«, erwiderte er heftig.
»Es gibt viele Möglichkeiten, was ihm zugestoßen sein kann ...«
»Er kommt!«, versicherte Coram-Till im Brustton der Überzeugung. »Würde ich sonst auf ihn warten?«
Das war allerdings ein Argument von zwingender Logik, dem Moin-Art sich nicht entziehen konnte. »Energiereserve bei 58 Prozent«, verkündete er nach einer Weile. »In spätestens eineinhalb Tagen müssen wir den Sonnenorbit verlassen.«
»Ortung!« Phora-Sughs Ausruf enthob den Kommandanten einer lästigen Antwort. »Distanz 30 Millionen Kilometer. Wegen der Sonnenemissionen bekomme ich aber nur verzerrte Massewerte.«
»Vielleicht ein aus der Bahn geratener Asteroid«, vermutete Moin-Art, fest davon überzeugt, dass der erwartete Nischdrich nicht kommen würde. Wieso auch? Wesen seiner Art hatten es nicht nötig, mit Rebellen gemeinsame Sache zu machen; sie konnten sich frei bewegen und hatten ein leidliches Auskommen.
In der Zentrale herrschte angespannte Erwartung. Der Kommandant hatte von einer großen Warenlieferung gesprochen, von landwirtschaftlichen Maschinen für eine Hamamesch-Welt. Güter dieser Art waren für die Crypers lebensnotwendig und nahezu jedes Risiko wert. Aber noch fehlten genaue Informationen.
»Kontaktsonde ausschleusen!« Coram-Till traute den Hamamesch jede nur erdenkliche Gemeinheit zu. Für ihn war das Händlervolk aus Hirdobaan der Inbegriff des Bösen, obwohl die Crypers möglicherweise von den Hamamesch abstammten. Doch über die Herkunft der Rebellen hatte die Geschichte längst den Mantel des Schweigens ausgebreitet.
Die Robotsonde jagte am Rande einer aufblühenden Protuberanz in den Raum hinaus.
Auf einem der Bildschirme wechselte die Wiedergabe. Die Sonne erschien in der Größe eines phortanischen Wasserschneckenhauses, also mit einem Durchmesser, der annähernd der Körperlänge eines Crypers entsprach, gleich darauf wurden die Asteroidenbahnen eingeblendet. Der blinkende Lichtpunkt dazwischen kennzeichnete das fremde Schiff, es schwenkte in eine tangentiale Bahn in Höhe des Sonnenäquators ein.
»Landwirtschaftliche Geräte für einen ganzen Planeten«, sagte Moin-Art argwöhnisch, »das klingt zu schön, um wahr zu sein.«
Mittlerweile musste die Sonde den Aufforderungsimpuls abgestrahlt haben. Der Bote hatte danach zehn Inx Zeit, mittels Kode zu antworten. Falls das nicht geschah, würde die Selbstvernichtungssequenz alle Hinweise auf die Crypers verwischen.
Das Schiff war gefechtsklar.
»Die Sonde ...«, stieß Phora-Sugh nach einer Weile in höchster Erregung hervor. »Sie ist soeben explodiert.«
Moin-Art verfluchte die Hamamesch bis in den tiefsten Graben aller Ozeane. Der Lichtpunkt, der den fremden Raumer markierte, begann die Tangente zu verlassen.
»Wir folgen dem Schiff!«, bestimmte Coram-Till. »Die NIKKEN ist schneller als diese Rostschleudern, die von den Nischdrich großspurig als Handelsraumer bezeichnet werden. Wir können den Kahn vor dem Eintritt in den Hyperraum abfangen.«
Jäh fiel Moin-Art ihm in den Arm. Einen Augenblick lang starrten beide Crypers sich an – Coram-Till ungläubig und überrascht, sein Stellvertreter verbissen und entschlossen, weder Schiff noch Mannschaft sinnlos zu opfern. Mit einer unwilligen Bewegung wischte Coram-Till die ihn behindernde Hand beiseite. »Ich hoffe, du weißt, was du tust«, raunte er so leise, dass niemand außer Moin-Art es hören konnte. Sie hatten in langen Jahren Seite an Seite gekämpft und waren zu Freunden geworden, sonst hätte Moin-Art sich einen derartigen Fehltritt nicht erlauben dürfen.
»Die vermeintlichen Maschinen sind das Risiko nicht wert«, sagte der Stellvertreter in ebenfalls verhaltenem Tonfall. »Die Angelegenheit riecht nicht nur nach einer Falle, sie stinkt geradezu. Der Köder ist zu groß.«
*
Der Beuteraumer beschleunigte mit Höchstwerten. Vor einigen Jahren hatte das 300 Meter lange Regenbogenschiff noch den Fermyyd gehört, der Schutztruppe der Hamamesch in Hirdobaan.
Wie ein loderndes Fanal stieß die NIKKEN in den interplanetaren Raum vor – Sinnbild des unbeugsamen Freiheitswillens der Ambraux-Crypers.
Ruckartig zog Coram-Till den schwebenden Mikrofonring zu sich heran, der einer ihm unbekannten Technik entstammte. Mochte Gomasch Endredde wissen, woher die Fermyyd diese Errungenschaft bezogen.
»Coram-Till ruft das fliehende Raumschiff. Stoppt und nehmt unser Enterkommando an Bord, andernfalls eröffnen wir das Feuer!«
Keine Antwort. Nur das Rauschen der Statik drang aus dem Empfänger.
Inzwischen zeichneten die Optiken auf. Auf gewisse Weise mutete es wie ein Wunder an, dass das ovale Etwas, das halb von der Sonne angeleuchtet wurde und zur anderen Hälfte mit der Schwärze des Weltraums verschmolz, nicht schon längst auseinander gebrochen war.
Der Rumpf des Seelenverkäufers erschien als Konglomerat aus Flicken und Verstrebungen. Mit offenkundigem Dilettantismus war versucht worden, Schäden durch Aufschweißen immer neuer Platten zu beheben.
»Ich wiederhole mich ungern!«, rief der Rebell ins Mikro. »Unseren Geschützen habt ihr nichts entgegenzusetzen.«
Er registrierte, dass Moin-Art den Waffenleitstand besetzte und die Kontrollen hochfuhr, während gleichzeitig der Funker den Empfang ins Zentrum der Panoramawand legte und folglich die optische Darstellung des Nischdrich-Frachters mit eingeblendeter Restzeit auf einen der Peripherie-Monitore verbannt wurde.
»Verfluchte Piraten!«, hallte es, von Störungen verzerrt, durch die Zentrale. »Aufrechte Nischdrich sterben lieber, bevor sie ihr Schiff kapern lassen.«
»Der Tod ist endgültig«, warnte Coram-Till.
»Aber ehrenvoll. Sei sicher, Gesetzloser, dass wir uns zu wehren verstehen.«
Endlich stabilisierte sich das Bild. Die auftretenden Schlieren verrieten den auch im Innern des Frachters herrschenden desolaten Zustand.
Der Nischdrich hatte drei grobe Pseudopodien ausgebildet, kurze Stummelarme, die übergangslos in vier Fingern endeten, und gestikulierte heftig vor der Aufnahmeoptik. Im Übrigen kauerte er als amorphe Erscheinung, einem Sack nicht unähnlich, vor einem Kontrollpult. Neben ihm glitzerte üppiger Schleim, für Coram-Till ein deutlicher Beweis, dass der Nischdrich unter großer seelischer Anspannung stand. 120 Kilogramm mehr oder weniger formlos verteiltes Fett gerieten in zuckende Bewegung.
»Mit Drohungen kannst du uns nicht einschüchtern, Pirat«, verkündete der Nischdrich in quäkendem Tonfall. »Wir haben unsere Abwehrfelder aktiviert.«
»Natürlich«, sagte Coram-Till, so geduldig, als versuche er einem Kleinkind die Funktionen eines Computers beizubringen. »Welche Fracht hast du geladen?«
»Nichts, was Crypers interessieren dürfte.« Das amorphe Wesen gab sich Mühe, den Namen Cryper voll Verachtung auszusprechen.
»Hyperraum-Manöver in fünf Inx wahrscheinlich«, meldete Phora-Sugh.
»Der Bursche hält uns zum Narren«, schnaubte Moin-Art aufgebracht. »Zeigen wir ihm endlich, dass er das mit uns nicht machen kann! Wir sind schließlich keine lahmen Hamamesch.«
Coram-Till funkelte seinen Stellvertreter wütend an. »Ich bekomme meine Informationen. Auch ohne Gewaltanwendung.«
»Steigende Emissionen!«, rief Phora-Sugh dazwischen. »Der Kahn wird jeden Moment verschwinden.«
Die Funkverbindung brach zusammen. Gleichzeitig erlosch das Schirmfeld um den Nischdrich-Raumer. Alle Energiereserven wurden für den Übertritt in den Hyperraum benötigt.
»Jetzt!«, befahl der Kommandant. »Feuer frei!«
Die NIKKEN erbebte unter dem Abschuss der Geschütze. Doch die todbringenden Energien verloren sich in der Weite des Weltraums. Der altersschwache Frachter war den Bruchteil eines Augenblicks vorher aus diesem Kontinuum verschwunden.
»Peilkontrolle und Nahortung auf den Bereich konzentrieren, in dem der Frachter entmaterialisiert ist!«
Moin-Art ließ einen schrillen Laut der Überraschung vernehmen. Mit der flachen Hand schlug er sich gegen die Stirn. »Du erwartest, dass der Bote trotz allem eine Nachricht hinterlassen hat?«
»Er durfte sich vor seiner Mannschaft nicht bloßstellen. Die Begegnung mit der NIKKEN musste zufällig aussehen; wie er den Anflug an die Sonne begründet hat, ist für uns unwichtig.«
»Und jetzt wird der Nischdrich von seiner Crew als Held gefeiert? Weil er den Mut besessen hat, uns die Stirn zu bieten.«
»So ungefähr. Zumindest die Computer sollten unseren Feuerüberfall registriert haben.«
Die Ortungen fanden ein winziges metallisches Kästchen, gerade so groß wie eine geballte Cryperfaust. Die Seitenabweichung von der Flugbahn des Frachters verriet, dass der Nischdrich mit der Eröffnung des Feuers gerechnet hatte. Allzu leicht hätte der Datenspeicher sonst in den entfesselten Energien verglühen können.
Ein Zugstrahl fing das Kästchen ein. Coram-Till war nicht minder gespannt auf die Nachricht als jeder an Bord.