Perry Rhodan 1768: Maschtaren sehen alles - Ernst Vlcek - E-Book

Perry Rhodan 1768: Maschtaren sehen alles E-Book

Ernst Vlcek

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Beschreibung

Sie betrachten sich als Endreddes Söhne - und ihre Ausbildung ist hart Millionen von Galaktikern kamen in die kleine Galaxis Hirdobaan, rund 118 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Ihr einziges Ziel: Sie wollten Imprint-Waren kaufen, wollten den "Zauber der Hamamesch" spüren. Als die BASIS im Sommer 1220 Neuer Galaktischer Zeitrechnung unter dem Kommando von Perry Rhodan vor der Galaxis eintrifft, wird die Besatzung ebenfalls mit dieser Situation konfrontiert. Dann geht ein Funkspruch durch ganz Hirdobaan; alle Galaktiker können ihn empfangen. Sein Inhalt: "Es gibt Imprint-Waren für alle - kommt zu den Containerwelten." Tausende von Raumschiffen starten zu acht Containerwelten. Dort bekommen alle Süchtigen einen merkwürdigen Würfel mit zwölf Zentimetern Kantenlänge. Seine Wirkung ist verheerend: Alle Betroffenen verschwinden spurlos ... Bis auf Perry Rhodans Begleiter scheint dies alle Galaktiker in Hirdobaan zu betreffen. Einige von Rhodans Begleitern werden aber unfreiwillig mit den Würfeln konfrontiert - sie werden zu Phasenspringern. Bei einem Einsatz wird ein Maschtar getötet, was zu Veränderungen der Herrschaftsverhältnisse in Hirdobaan führt. Denn MASCHTAREN SEHEN ALLES ...

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Veröffentlichungsjahr: 2013

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Nr. 1768

Maschtaren sehen alles

Sie betrachten sich als Endreddes Söhne – und ihre Ausbildung ist hart

von Ernst Vlcek

Millionen von Galaktikern kamen in die kleine Galaxis Hirdobaan, rund 118 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Ihr einziges Ziel: Sie wollten Imprint-Waren kaufen, wollten den »Zauber der Hamamesch« spüren. Als die BASIS im Sommer 1220 Neuer Galaktischer Zeitrechnung unter dem Kommando von Perry Rhodan vor der Galaxis eintrifft, wird die Besatzung ebenfalls mit dieser Situation konfrontiert.

Dann geht ein Funkspruch durch ganz Hirdobaan; alle Galaktiker können ihn empfangen. Sein Inhalt: »Es gibt Imprint-Waren für alle – kommt zu den Containerwelten.« Tausende von Raumschiffen starten zu acht Containerwelten.

Dort bekommen alle Süchtigen einen merkwürdigen Würfel mit zwölf Zentimetern Kantenlänge. Seine Wirkung ist verheerend: Alle Betroffenen verschwinden spurlos ...

Die Hauptpersonen des Romans

Gessis – Ein Assistent der Maschtaren wittert seine große Chance.

Gedeon – Ein Perrel erfährt das Geheimnis seiner Herkunft.

Jorror – Ein Maschtar ruft zum großen Wettbewerb.

Logid – Ein Pooker engagiert sich für seinen Lieblingsschüler.

Sheltor

Prolog

Er bahnte sich ungestüm seinen Weg durch das Gestrüpp. Welkes Laub umschwirrte ihn wie Vögel. Als er sich endlich ins Freie gekämpft hatte, war er völlig außer Atem. Er spürte ein Brennen in den Händen, das von Kratzern und Abschürfungen rührte.

Aber er war in Freiheit, nur das zählte. Gierig sog er die mit Gerüchen gesättigte Luft ein. Es roch überwiegend modrig. Herbst, die Jahreszeit des Vergehens und Verwesens.

Und über ihm spannte sich der Nachthimmel mit seinen Lichtern: Sterne. Wolkenbänke zogen gemächlich dahin und trübten das Bild. Er war dennoch wie berauscht von dem starken Eindruck der grenzenlosen Weite. Nirgendwo waren begrenzende Mauern, die den Schritt durch enge Korridore und in erdrückende, triste Zellen zwangen.

Er war in Freiheit geboren, so viel wusste er. Aber daran hatte er keine Erinnerung. Er hatte sein Leben in einem Gefängnis fristen müssen, tief in der Kruste dieses Planeten. Gesteuert durch Gebote und Verbote und strengste Rituale. Kukonden und Pooker waren seine Zeremonienmeister. Maschtaren, die unsichtbaren, aber allgegenwärtigen Wächter.

Er nahm das Bild der weiten Ebene in sich auf. Viel war im fahlen Licht der Sterne nicht zu erkennen. Er hatte schon deutlichere Bilder von schöneren, paradiesischen Welten gesehen. Planeten voll pulsierenden Lebens. Er kannte die grenzenlose Weite des Alls; nichts, was der unendliche Kosmos zu bieten hatte, war ihm fremd.

Aber noch nie hatte er Natur erlebt. Darum war die karge, nächtliche Steppe wie ein Wunderland für ihn. Er hätte nicht gedacht, dass ihm einmal die einfachsten Dinge des Lebens so wertvoll sein könnten.

Er drehte sich langsam nach links. Und da sah er, wie sich der Boden plötzlich auftat und ein Geschützturm ausgefahren wurde. Er sah genau so aus wie jene Geschütztürme, die er aus den vielen Simulationen kannte. Es gab sie also tatsächlich, diese mächtigen, gedrungenen Gebilde mit den kuppelartigen Aufsätzen und den bedrohlichen, energiespuckenden Rohren.

Aber selbst dieses ernüchternde Gebilde konnte seine Euphorie nicht dämpfen. Er würde sich wohl nie ganz von der Schule der Maschtaren lösen können. Langsam trat er näher.

Plötzlich stockte sein Schritt. Aus der Schwärze des Turmes löste sich eine graue Gestalt. Ein Maschtar, zu erkennen an seinem schwarzen Emblem und dem Brustgürtel mit seinen unzähligen Wunderwaffen. Der Maschtar kam, ohne sich zu bewegen, majestätisch näher. Er schwebte, knapp über dem unebenen Boden, gemächlich auf ihn zu.

»Nein!«, schrie er verzweifelt.

Der Schrei hallte ungebrochen über das Land, schreckte Nachtschwärmer des Bodens und der Lüfte auf. Und der Maschtar kam näher.

Instinktiv floh er, obwohl er wusste, dass es kein Entrinnen gab.

Er rannte so schnell er konnte in das fremde Land hinein. Und jedes Mal, wenn er sich nach seinem Verfolger umdrehte, war ihm dieser um einige Körperlängen näher gekommen. Er lief weiter, stolperte etliche Male und konnte das Gleichgewicht gerade noch rudernd bewahren.

Als er dann hinfiel, blieb er liegen. Ergeben drehte er sich auf den Rücken. Über ihm die Sterne, wolkenverhangen. Ein Schatten schob sich über ihn.

Etwas Unsichtbares traf ihn, ließ seinen Körper in Flammen aufgehen und dann wie in Kälte erstarren.

Der Maschtar sah auf ihn hinab. Es war Grirro III. Er sagte:

1.

Gessis

Gessis hatte schon einen Perrel. Er hieß Gedeon.

Aber Tatour gefiel ihm besser. Tatour war jünger, sein Körper noch ungestählt. Tatour hatte das weiche Fleisch eines Knaben, besaß Hände sanft wie Schwingen. Darum ließ er ihn insgeheim manchmal zu sich kommen.

Und während Tatour zu seinen Beinen hockte und ihm die Füße massierte, studierte Gessis geistesabwesend die neuesten Nachrichten aus Hirdobaan. Die Fremden in Hirdobaan hatten nun endlich Zugang in das Innerste Gomasch Endreddes gefunden ...

Plötzlich waren alle Kanäle blockiert, die laufenden Programme des Schulungszentrums wurden unterbrochen. Maschtar Jorror zeigte sich über die allgemeine Frequenz. Er verkündete mit emotionsloser Stimme:

»Maschtar Kaiddan ist tot. Er ist gewaltsam ums Leben gebracht worden.«

Als die Nachricht Gessis erreichte, begriff er zuerst gar nicht. Nur langsam drang ihm der Inhalt der wenigen Worte ins Bewusstsein.

Maschtar Kaiddan tot! Das war doch nicht möglich. Maschtaren starben nicht so ohne weiteres. Kaiddan II. hatte zudem noch längst nicht den Zenit seines Lebens überschritten. Da war noch lange nicht ans Sterben zu denken.

Aber Jorror VII. hatte es ausgesagt: Kaiddan II. war gewaltsam aus dem Leben gerissen worden. Das bedeutete, dass ihn jemand getötet hatte. Ermordet! Einen Maschtar!

Wer konnte eine solche ungeheuerliche Tat begangen haben? Wer war dazu imstande – und wer hatte die Machtmittel, einen Maschtar zu ermorden?

Gessis forschte in seinem Wissen über die Geschichte Hirdobaans. Er dachte weit zurück, aber er konnte keinen Präzedenzfall finden. Seit sich vor über 1000 Jahren die Machtstrukturen in Hirdobaan stabilisierten, hatte es keinen Maschtar-Mord mehr gegeben. Und zuvor waren Maschtaren nur durch die Hand von Rivalen gestorben. Das gab es längst nicht mehr. Wie konnte so etwas geschehen?

Gessis nahm wie in Trance wahr, dass jemand ihn trotz der Blockade anzurufen versuchte. Das konnte nur einer der anderen Assistenten sein, vermutlich Eberon oder Houth.

Tatour zupfte an seinem Bein, um seine Aufmerksamkeit auf das Signal zu lenken. Aber Gessis ignorierte das. Er war jetzt nicht in der Lage, sich mit irgendeinem Blödian zu unterhalten.

In Gessis' Gedanken hinein drang erneut Jorrors Stimme. Sie gab die Antwort auf seine verwirrten Fragen, und diesmal war die Stimme voller Zorn:

»Die Ungläubigen, die Galaktiker, haben Maschtar Kaiddan auf dem Gewissen. Der Mord geschah auf der Residenzwelt des Perm-Oktanten, in der Maschtar-Suite von Verdrai!«

Gessis verstand noch immer nicht. Wie war es möglich, dass sich jene, die von Gomasch Endredde nach Hirdobaan gerufen worden waren, gegen einen von dessen Maschtaren wandten? Jorror selbst hatte die Handelskarawane geleitet, die jene Köder Gomasch Endreddes in der Heimatgalaxis der Galaktiker auslegte, die sie sicher nach Hirdobaan führen sollten. Dies war geschehen.

Die Besessenen waren inzwischen zum zweiten Mal vom Zauber getroffen worden und alle, alle waren in sein Reich eingekehrt. Aber es gab offenbar noch andere Galaktiker ...

»Diese ruchlose Tat ist von jener Gruppe von Galaktikern begangen worden«, donnerte Jorrors Stimme, »die mit ihren Raumschiffen ungerufen aus unbekannten Weltraumtiefen wie eine wilde Horde in Hirdobaan eingefallen sind. Jene haben den segensreichen Zauber des Einzigen nicht erkannt und stehen deshalb außerhalb jeder Kontrolle. Diese zügellosen Ungläubigen haben Maschtar Kaiddan auf dem Gewissen!«

Noch immer war Gessis wie vor den Kopf geschlagen. Maschtaren galten in Hirdobaan als unüberwindlich und unverletzlich. Ihre technisch so hochstehende Ausrüstung schützte sie gegen alle Gefahren.

Aber das traf eben nur für die Verhältnisse in Hirdobaan zu. Die Technik der Galaktiker war der Hirdobaans weit überlegen.

»Dieser gemeine Mord stimmt Gomasch Endredde traurig. Er ist voll des Kummers über den Tod seines Sohnes Kaiddan. Aber er ist auch voller Zorn und Groll. Gomasch Endredde verlangt Vergeltung für den feigen Mord an einem Maschtar.«

Gessis trauerte nun, da er ihn als unumstößliche Gewissheit akzeptieren musste, ebenfalls über den Tod von Maschtar Kaiddan. Er war ihm wie ein Vater gewesen. Das Wesen, das ihm am nächsten gestanden hatte. Näher noch als Gomasch Endredde, denn zum Einzigen hatte er bislang keinen Zugang gefunden.

Doch in diesem Augenblick war es ihm, als hätte Gomasch Endredde ihn geküsst. Er litt und trauerte und zürnte plötzlich in einem Maße, als hätte er diese Gefühle von außerhalb empfangen – als würden sie von Gomasch Endredde direkt auf ihn übertragen.

Maschtar Kaiddan hatte ihn einmal, als er sich bei seinem Herrn darüber beklagte, noch keinen Zugang zum Einzigen gefunden zu haben, mit den Worten getröstet:

»Das kommt noch, Gessis. Eines Tages wirst du feststellen, dass Gomasch Endredde wie der Blitz in dich einschlägt.«

Gessis war, als sei dieser Moment soeben gekommen. Er ging förmlich über vor Gefühlen, wie er sie in dieser Intensität bisher nie verspürt hatte. Gomasch Endredde hatte ihm seine Empfindungen gesandt.

Und Gessis schrie gequält auf vor Leid und Schmerz. Er trat mit den Beinen aus und traf etwas Weiches, Nachgiebiges.

Er hatte ganz vergessen, dass Tatour noch bei ihm war. Der getretene Knabe kroch in lautloser Demut auf allen vieren davon.

»Und nun«, sagte Maschtar Jorror abschließend mit gesenkter Stimme, »lasst uns Maschtar Kaiddan dem Zweiten die letzte Ehre erweisen.«

*

Kaum hatte Maschtar Jorror die Leitung freigegeben, rief Eberon ihn an. Aus Gewohnheit, auch um sich nicht in verfänglichen Situationen überraschen zu lassen, hatte Gessis die Bildübertragung zu sich abgeschaltet.

Als zweiter Assistent von Maschtar Kaiddan stand Eberon im selben Rang wie Gessis. Weil Gessis dem anderen, ebenso wie dem dritten Assistenten Houth, seine Überlegenheit stets deutlich machte, kam es ständig zwischen ihnen zu Reibereien. Solche sollten in dieser traurigen Stunde vergessen sein. Doch war Eberon nicht der Mann mit Anstand und Feingefühl, der Pietät zur rechten Zeit zeigen konnte.

»Ist es nicht abscheulich, was unserem Maschtar widerfahren ist?«, fragte der grobschlächtige Eberon. »Aber warum versteckst du dich, Gessis? Etwa aus Trauer? Oder gar, damit man dir die hämische Freude über den Tod deines Herrn und Vaters nicht anmerkt? Wir wissen beide, was dieser Tod zur Folge haben wird. Freue dich jedoch nicht zu früh ...«

Gessis unterbrach die Verbindung; er hätte sonst von Eberon Genugtuung verlangen müssen. Gleich darauf erfolgte der nächste Anruf. Gessis nahm ihn an, obwohl er damit rechnete, dass der Anrufer wiederum Eberon war – er war so lästig. Aber es war sein Perrel Gedeon.

»Kann ich irgendetwas für dich tun, Gessis?«, erkundigte sich Gedeon schlicht.

Diese Frage wiederum amüsierte ihn in Erinnerung an Tatour, bei aller Trauer.

»Ich danke dir für die Anteilnahme, Gedeon«, antwortete Gessis ungewöhnlich sanft. »Aber ich bin gut versorgt.«

Als Nächster meldete sich Houth, Maschtar Kaiddans dritter Assistent. Auch Houth war vom Ehrgeiz zerfressen, was jedoch nicht seine Unfähigkeit aufwiegen konnte. Wenigstens war er respektvoll genug, um nicht wie Eberon mit der Tür ins Haus zu fallen.

»Ich will mich kurz fassen, um deine Trauer nicht zu stören, Gessis«, sagte er mit seiner näselnden Stimme. »Wollen wir unserem Vater gemeinsam das letzte Geleit geben?«

»Das ist so üblich.«

»Ist es das?«

»Ich würde dir raten, deine Hausaufgaben gewissenhafter zu machen, Houth.« Gessis unterbrach die Verbindung.

Er nahm sich vor, keinen weiteren Anruf mehr entgegenzunehmen, es sei denn, er käme von einem Maschtar. Aber das würde nicht der Fall sein.

Gessis zog sich in sich zurück und hielt innere Einkehr.

Er war noch nicht lange als Assistent von Maschtar Kaiddan tätig. Noch nicht ganz fünf Zehner. Und eigentlich hätte er nie damit gerechnet, in diese Position berufen zu werden. Gessis war zwar auch nicht ohne Ehrgeiz, aber dieser veranlasste ihn, die Karriere eines Kukonden anzustreben.

Kukonden galten als die wahren Herrscher in der Schule der Maschtaren. Natürlich ausgenommen die neun Maschtaren selbst. Doch Maschtaren kümmerten sich nicht um so schnöde Dinge wie die Organisation.

Das Schicksal all der Tausende Insassen der Schule der Maschtaren lag in den Händen der Kukonden. Sie verteilten die Rationen an Essen und Ausrüstung. Sie wiesen Zöglingen und Pookern gleichermaßen Quartiere zu. Sie entwarfen die Stundenpläne – und es hieß sogar, dass sie Einfluss auf die Programmierung der Opera-Roboter hatten. Letzteres war wohl maßlos übertrieben, weil die Operas eigenen, von Gomasch Endredde festgelegten Gesetzen unterworfen waren. Aber ganz so weit hergeholt war es vermutlich auch nicht, denn die Verteilung und Zuweisung der Operas lag immerhin im Bereich der Kukonden.

Diese Art der Macht hatte Gessis immer beeindruckt. Seit er einmal in ganz jungen Jahren zu keck zu einem Kukonden war und daraufhin für einen ganzen Zehner schlechtere Nahrung vorgesetzt bekam und richtig krank wurde.

Seine Chancen, diese Laufbahn einzuschlagen, lagen gar nicht so schlecht: Er hatte sich auf Verwaltung und Organisation spezialisiert und wurde von seinem Pooker Mentus als besonders begabt bezeichnet.

Aber dann wurde er unvermutet zu Maschtar Kaiddan bestellt, und dieser bestimmte ihn zu seinem Assistenten. Von seinem Vorgänger Kunrat erfuhr er den Grund: Kunrat hatte die Altersgrenze für Assistenten überschritten und sollte einen Posten in der Verwaltung übernehmen – also Kukonde werden. Was für eine Ironie des Gomasch Endredde!

Gessis hatte von Maschtar Kaiddan nie erfahren, warum dessen Wahl ausgerechnet auf ihn gefallen war. Und nun war er tot, und Gessis würde es nie herausfinden können.

Gessis war Kaiddan ein guter Assistent gewesen, ganz ohne Zweifel. Obwohl Houth und Eberon länger dienten als er, hatte er sie auf die hinteren Plätze verdrängen können. Vielleicht wäre er doch kein so guter Kukonde geworden – wer konnte das schon sagen?

Gessis würde keine Gelegenheit mehr haben, dies zu erfahren. Denn die augenblickliche Situation ließ ihm diese Wahl nicht mehr.

Maschtar Kaiddans unerwarteter Tod hatte für besondere Verhältnisse gesorgt. Endreddes Gesetze legten eindeutig fest, was in einem solchen Fall zu tun war.

Es ging darum, einen Nachfolger für den getöteten Maschtar zu finden. Denn es durften nie weniger als neun Maschtaren sein. Da Maschtar Kaiddan zuerst keine Veranlassung und dann keine Gelegenheit mehr gehabt hatte, einen Nachfolger zu bestimmen, würde ein solcher in einem Wettstreit gefunden werden müssen.

Das war es, was der pietätlose Eberon mit seiner Anspielung gemeint hatte, dass sie beide wüssten, welche Konsequenzen Maschtar Kaiddans Tod für sie hatte. Gessis war gewappnet. Auch wenn er noch nicht zu weit in die Zukunft denken und sich erst einmal auf die Verabschiedung von Maschtar Kaiddan konzentrieren wollte: Er musste sich damit auseinandersetzen, dass es für ihn um Leben oder Tod ging.

*

Die Schule der Maschtaren war in drei gleichgroße über unbestimmte Distanzen voneinander entfernte Anlagen unterteilt. Es handelte sich um eine Zentralanlage und die beiden Nebenanlagen, den Ost-Flügel und den West-Flügel. Alle drei subplanetar und in mehrere Geschosse unterteilt.

Niemand, außer natürlich den Maschtaren, wusste, wie weit die drei Komplexe tatsächlich voneinander entfernt waren. Ob sie sich auf einer einzigen Welt befanden, oder über drei Planeten verteilt waren. Man konnte von einem Komplex zum anderen jedenfalls nur per Materietransmitter gelangen. Aber das war kein Problem, es war ja nur ein Schritt zu tun.