Perry Rhodan 1772: Zug der Herrscher - Hubert Haensel - E-Book

Perry Rhodan 1772: Zug der Herrscher E-Book

Hubert Haensel

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Beschreibung

Die Handelsfürsten auf Borrengold - eine Entscheidung bahnt sich an Millionen von Galaktikern kamen in die kleine Galaxis Hirdobaan, rund 118 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Ihr einziges Ziel: Sie wollten Imprint-Waren kaufen, wollten den "Zauber der Hamamesch" spüren. Als die BASIS im Sommer 1220 Neuer Galaktischer Zeitrechnung unter dem Kommando von Perry Rhodan vor der Galaxis eintrifft, wird die Besatzung ebenfalls mit dieser Situation konfrontiert. Dann geht ein Funkspruch durch ganz Hirdobaan; alle Galaktiker können ihn empfangen. Sein Inhalt: "Es gibt Imprint-Waren für alle - kommt zu den Containerwelten." Tausende von Raumschiffen starten zu acht Containerwelten. Dort bekommen alle Süchtigen einen merkwürdigen Würfel mit zwölf Zentimetern Kantenlänge. Seine Wirkung ist verheerend: Alle Betroffenen verschwinden spurlos ... Einige von Rhodans Begleitern werden unfreiwillig mit den Würfeln konfrontiert. Sie werden zu Phasenspringern und finden sich in einem unbekannten Kosmos wieder: in Endreddes Bezirk. Perry Rhodan sieht nur einen Ausweg aus der Misere: Er muss die Hamamesch und ihre Herrscher mit Gewalt dazu zwingen, den dreißig Millionen Galaktikern wieder die Freiheit zu schenken. Ein Weg in diese Richtung ist der ZUG DER HERRSCHER ...

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Seitenzahl: 134

Veröffentlichungsjahr: 2013

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Nr. 1772

Zug der Herrscher

Die Handelsfürsten auf Borrengold – eine Entscheidung bahnt sich an

von Hubert Haensel

Millionen von Galaktikern kamen in die kleine Galaxis Hirdobaan, rund 118 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße entfernt. Ihr einziges Ziel: Sie wollten Imprint-Waren kaufen, wollten den »Zauber der Hamamesch« spüren. Als die BASIS im Sommer 1220 Neuer Galaktischer Zeitrechnung unter dem Kommando von Perry Rhodan vor der Galaxis eintrifft, wird die Besatzung ebenfalls mit dieser Situation konfrontiert.

Dann geht ein Funkspruch durch ganz Hirdobaan; alle Galaktiker können ihn empfangen. Sein Inhalt: »Es gibt Imprint-Waren für alle – kommt zu den Containerwelten.« Tausende von Raumschiffen starten zu acht Containerwelten. Dort bekommen alle Süchtigen einen merkwürdigen Würfel mit zwölf Zentimetern Kantenlänge. Seine Wirkung ist verheerend: Alle Betroffenen verschwinden spurlos ...

Einige von Rhodans Begleitern werden unfreiwillig mit den Würfeln konfrontiert. Sie werden zu Phasenspringern und finden sich in einem unbekannten Kosmos wieder: in Endreddes Bezirk.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner sieht nur noch einen militärischen Ausweg.

Bremse – Ein Prospektor vom Volk der Stuuhr versucht seinen Geschäften nachzugehen.

Deliga – Eine Sydorrierin in Nöten.

Coram-Till – Der Cryper entwickelt sich zu einem wertvollen Verbündeten.

Karon von Omgenoch

1.

»Du bist frei und kannst gehen, wohin du willst. – Und jetzt verschwinde endlich!«

Der letzte Satz, hastig und ungehalten hervorgestoßen, veranlasste den aus tiefem Schlaf aufgeschreckten Stuuhr zu einem knappen Blinzeln. Er registrierte, dass die energetische Absperrung seiner Zelle in sich zusammenfiel – ein grellweißes Flirren hing in der Luft wie von Myriaden explodierender Sternschnuppen –, aber er dachte nicht daran, deshalb schon aufzuspringen. Sollte der Hamamesch doch kommen und ihn holen.

Nbltsgndpfrdbrms hatte eine ganze Reihe von Rechnungen mit dem Händlervolk zu begleichen. Ausgiebig massierte er seine knackenden Fingergelenke und streckte die Stummelflügel. Das dabei entstehende unanständige Geräusch war jedem Hamamesch zutiefst zuwider.

»Raus hier!«, keuchte der Gefängniswärter. »Deine Strafe ist beendet.«

Ein Zehner und fünfzehn Hi-Tage Läuterung. Wegen grober Missachtung allgemein gültiger Geschäftsgebräuche. Mit anderen Worten: Er hatte den Vertrag für sein Prospektorenraumschiff einem Hamamesch um die Kiemen geschlagen, bis das Händler-Siegel zersplittert war. Und er würde es wieder tun. Weil diese Halsabschneider sogar ihre treuen Kunden bis aufs Blut aussaugten. Sie besaßen das Monopol für Hightech, deshalb glaubten sie, sich alle Schandtaten erlauben zu dürfen.

Nbltsgndpfrdbrms' Zorn war mit jedem Tag gewachsen, und es gab kaum Unangenehmeres als einen wütenden Stuuhr. Er machte genau da weiter, wo er vor 45 Hi-Tagen aufgehört hatte – das heißt, er schaffte es lediglich, dem Hamamesch einen Stoß zu versetzen; ihm mit Zinsen und Zinseszinsen allen Ärger zurückzuzahlen war unmöglich.

Mehrere Tentakelarme peitschten heran und wickelten sich um die Handgelenke des Stuuhr. Er hatte den schwebenden Roboter nicht gesehen. Sein Fehler. Mit unwiderstehlicher Gewalt zerrte die Maschine ihn hoch, bis seine Füße gerade noch über den Boden schleiften.

»Es ist also wahr«, spottete der Hamamesch, »Stuuhr nehmen niemals Vernunft an.«

Vergeblich versuchte Nbltsgndpfrdbrms, nach dem Kerl zu treten. Er schaffte es nicht, weil der Roboter sich jäh in Bewegung setzte.

»Wenn du so weitermachst, sehen wir uns bald wieder«, prophezeite das Fischgesicht.

»Hoffentlich ...« Weiter kam der Stuuhr nicht. Er hatte genug damit zu tun, seinen Sturz abzufangen. Bäuchlings landete er vor dem Gebäude.

»Ich gebe dir einen guten Rat«, rief der Hamamesch aus sicherer Distanz. »Halte dich künftig an das Gesetz!« Er stutzte, als der Prospektor sich fluchend zu seiner vollen Größe von gut drei Metern aufrichtete, ein schwarzer Koloss mit übergroßem Kopf, nervös zuckendem Saugrüssel und sechs muskulösen Gliedmaßen. Ein scharfer Befehl holte den Roboter zurück, der sich schon abgewandt hatte.

»Feigling!«, zischte der Stuuhr verächtlich. »Aber selbst wenn du dich hundertmal hinter dem Klapperkasten versteckst, lasse ich mich nicht bestehlen.«

Der Hamamesch sperrte das Fischmaul auf und schnappte dumpf nach Luft. »Das hätte ich beinahe vergessen«, ächzte er in gespielter Überraschung. »Daran bist du selbst schuld.«

Er warf dem Prospektor den Loo-Stick zu, der in Hirdobaan nicht nur einziges Hilfsmittel für die Abwicklung des gesamten Zahlungsverkehrs war, sondern zugleich Identitätsausweis. Als Siegelware war jeder Stick unverwechselbar und nicht zu fälschen.

Natürlich hatte der Hamamesch versucht, ihn zu betrügen. Bevor der Stuuhr jedoch reagieren konnte, waren das Fischgesicht und der Roboter schon verschwunden.

»Ich kriege dich«, drohte der Prospektor zornig. »Irgendwann begegnen wir uns wieder, dann sieh dich vor.«

*

Mommen galt als die bedeutendste Recycling-Welt des Mereosch-Oktanten. Gigantische Lagerflächen und ausgedehnte Kuppelanlagen bestimmten das Bild der ansonsten schroffen, atmosphärelosen Welt.

Der Stuuhr stieß Laute der Zufriedenheit aus, als er immer noch Spuren von Verwüstung entdeckte. Eine Meute wildgewordener Viergliedriger, die sich Galaktiker nannten, hatte den Hamamesch gehörig zugesetzt. Der Spuk war zwar längst vorüber, aber er empfand im Nachhinein noch Sympathie für die Fremden, insbesondere für einen Terraner namens Tekener. Und das nicht nur, weil dieser ihm sozusagen als Entschädigung mehrere Geräte seiner kostbaren Technik übergeben hatte.

Ein Rudel Sourvants kam ihm entgegen, eine Traube von mindestens zwanzig eng aneinandergepressten Individuen. Als er die Arme ausbreitete, drängten sie einander furchtsam zur Seite. Ihre gallertartig weiße Haut schien noch fahler zu werden; die flachen Gesichter zeigten ohnehin nie eine Regung.

»Kommt mit!«, herrschte Bremse die Sourvants an. Bremse – so hatten ihn die Terraner genannt, einer Ähnlichkeit wegen. »Ich brauche euch.«

»Wir ... werden erwartet«, antwortete ein vielstimmiger Chor nahezu synchron.

Der Stuuhr musste in die Hocke gehen, um mit den Sourvants, die gerade ein Drittel seiner Größe erreichten, auf einer Höhe zu sein. Aus seinen Facettenaugen funkelte er die vordersten vier oder fünf dieser Wesen an, die sich mit ihren extrem kurzen Armen gegenseitig festhielten. Irgendwie waren sie immer in Bewegung, ein unaufhörliches Drängen und Schieben. Wie in einem Wurmtopf.

»Wer erwartet euch?«, fragte der Stuuhr betont. »Hamamesch? Ihr sollt für sie arbeiten?« Sourvants waren stets unterwegs; von einem Ende Hirdobaans flogen sie zum anderen, auf der Suche nach Arbeit, die außer ihnen niemand tun wollte.

Ihre Haltung signalisierte ihm Zustimmung.

»Die Fischköpfe müssen warten«, betonte Nbltsgndpfrdbrms in abgehacktem, aber durchaus korrekt moduliertem Hamsch. »Ich brauche euch dringender für Aufräumarbeiten!«

Ihr Widerspruch erstickte schon im Ansatz. Die Sourvants würden es niemals wagen, einem Stuuhr zu widersprechen. Lieber schufteten sie doppelt so schnell, nur um es allen recht zu machen. Eigentlich waren Wesen wie sie zu bedauern, aber vielleicht liebten sie gerade dieses Leben.

Das Rudel hatte Mühe, mit Bremse Schritt zu halten. Mehrmals musste er warten, bis sie wieder zu ihm aufschlossen.

»Die Bezahlung ...«, keuchten sie atemlos, schwiegen aber betreten, als er sie entgeistert anstarrte.

»Wollt ihr mir einen Freundschaftsdienst abschlagen?«

In dem Moment fühlte Nbltsgndpfrdbrms sich selbst nicht wohl in seiner Haut. Schwächere einzuschüchtern war kein Kunststück. Eher hätte er den Sourvants gegen die Ausbeutung durch die Fischgesichter beistehen sollen. Doch da er Mommen rasch verlassen wollte, durfte er sich keine Sentimentalität leisten.

Schrott bestimmte inzwischen das Bild. Unmengen defekter und reparaturbedürftiger Dinge des täglichen Lebens, angefangen von den obskuren Sitzgestellen der Hamamesch bis hin zu faustgroßen Schuppenbefeuchtern und Parasitenzangen. Es war in der Tat erstaunlich, welche Berge gebrauchsunfähiger Güter innerhalb eines Oktanten zusammenkamen. Der Stuuhr hegte den Verdacht, dass die Hamamesch absichtlich Fehlerquellen in viele Geräte einbauten. Neuverkäufe und Reparaturen erhöhten den Umsatz.

»Halsabschneider!«, stieß er dumpf grollend hervor. Sofort wichen die Sourvants furchtsam zur Seite, aber er scheuchte sie unnachgiebig vor sich her.

Sein Prospektorenschiff stand nach wie vor in Sektor Antas-III außerhalb der Kuppelanlage, deren Gebäude sich wie exotische Pilze gegen den nachtschwarzen Weltraum abhoben. Wegen umfangreicher Arbeiten an zwei Hamamesch-Beibooten war der Energieschirm über dem Landefeld aktiviert. Erst aus der Nähe erkannte Bremse, dass die Beiboote abgewrackt wurden. Eine Heerschar von Robotern mit atomaren Schneidbrennern fraß sich durch die Rümpfe wie Maden durch eine weiche Porrus-Frucht.

Der lange entbehrte Anblick seines Schiffes ließ das Herz des Stuuhr schneller schlagen und versetzte seine Stummelflügel in hektische Vibration. Niemals würde er die Freiheit des Weltraums gegen die Zwänge planetarer Schwere tauschen. Ein Leben in geordneten Bahnen war langweilig, ihn lockte das Abenteuer, die Jagd nach den Schätzen des Alls.

Die KRRZBRNF war nur ein kleiner Raumer mit einer größten Länge von 25 Metern. Entfernt erinnerte sie an einen schlanken Wassertropfen, dessen dünneres Ende glatt abgetrennt worden war. Der gerundete Bug ging heckwärts in kantige Segmente über, die in Form eines lang gezogenen Achtecks ausliefen. Auf zwei dieser flachen Segmente und eineinhalb Dutzend kurzen Landebeinen ruhte das Schiff, während der Bug schräg aufwärts wies – für den Prospektor Symbol vorwärts strebender Kraft und Stärke, deshalb hatte er sich vor Jahren spontan für dieses Schiff entschieden. Heute konnte er den Vertrag nicht mehr rückgängig machen, selbst wenn er die Urkunde allen Hamamesch um die Kiemen schlug. Er musste sich damit abfinden, dass ihm die Zahlungen die letzten schwarzen Haare vom Kopf fraßen.

Ungeduldig drängten die Sourvants aneinander. Einige von ihnen flüsterten in einem unbekannten Dialekt.

»Öffnen!«, befahl Bremse.

Nichts geschah.

Ein neuer Defekt? Die Stimmidentifizierung des Bordrechners war auf ihn justiert; niemand sonst konnte das Schiff betreten, zumindest nicht ohne Gewaltanwendung.

Die Sourvants begannen unruhig zu werden. Und wenn der Stuuhr sich nicht irrte, blickten einige Hamamesch-Techniker von den Beibooten bereits interessiert herüber.

»KRRZBRNF«, er stieß den Namen wie eine Verwünschung aus, »ich verlange, dass du die Hauptschleuse öffnest!« Täuschte er sich oder, reagierte endlich wenigstens der Optiksensor?

»Zugang kann nicht gestattet werden«, krächzte die mechanische Stimme. »Dazu bedarf es einer Vollmacht des Leasing-Nehmers. Lediglich im Fall einer Pfändung wegen rückständiger Raten ...«

»Halt's Maul!«, keuchte Bremse. Die Sourvants sollten nicht glauben, dass er knapp bei Loo war. Aber der Bordrechner ließ sich nicht beeinflussen.

»... wegen rückständiger Ratenzahlung besteht die Möglichkeit, die Eignersequenz zu löschen. Dies geschieht zweckmäßigerweise durch bestätigten Impuls auf Normalfrequenz. Die Bestätigung bedarf jedoch zwingend des Hinweises, dass drei Zehner-Raten rückständig sind. Fakultativ ...«

Er war mit zwei Raten im Rückstand. Wegen der 45 Hi-Tage Läuterung. Aber das brauchte niemand zu erfahren; die Zeiten, in denen säumige Schuldner der Hamamesch öffentlich bloßgestellt worden waren, gehörten zum Glück der Vergangenheit an. Mit der Faust schlug der Prospektor auf das Sensorfeld, ein probates Mittel zur Schnellreparatur manchen Defekts.

»... können auch anderweitige Verbindlichkeiten ...«

Ein zweiter wuchtiger Schlag mit der flachen Hand. Nbltsgndpfrdbrms hatte fast das Gefühl, sich dabei das Gelenk gebrochen zu haben, und die Sourvants drängten sich entsetzt noch enger aneinander, ein unidentifizierbares Knäuel bleicher Gesichter, doch die kompromittierende Stimme des Bordrechners brach mitten im Wort ab.

»Warum gibst du dich erst jetzt zu erkennen?«, erklang es krächzender als vorher.

»Öffne die Schleuse!«, befahl der Prospektor. »Andernfalls sprenge ich das ganze Schiff in die Luft.«

»Nach Paragraph 17 des Vertrags liegt die Gefahr der Verschlechterung oder des zufälligen Untergangs beim Leasing-Nehmer«, erinnerte der Computer. »Sollte eine Versicherungsprämie nicht pünktlich beglichen worden sein ...«

Der Stuuhr hörte nicht mehr hin. Stattdessen scheuchte er die Sourvants in die enge Schleusenkammer. Ihm war klar, dass der Bordrechner Recht hatte. Die letzte Versicherungsprämie war nicht bezahlt. Wie hätte er das auch tun können? Ihm fehlten 45 Tage.

Morgen, dachte Nbltsgndpfrdbrms. Sobald die Sourvants das Schiff aufgeräumt haben, gehe ich zum nächsten Loo-Maten. Danach wird alles anders.

*

Die Galaktiker, die wie ein Schwarm gieriger Borramos auf Mommen eingefallen waren, hatten die Lagerräume und die Zentrale des Prospektorenschiffs in ein Trümmerfeld verwandelt. Heute wie damals war der Boden übersät mit zertrampelten Hightech-Bausteinen und abgerissenen Verkleidungen.

Die Sourvants erwiesen sich als geduldige Helfer, die akribisch selbst den kleinsten Splitter aufsammelten. Was noch irgendwie brauchbar erschien, versuchte der Stuuhr wieder richtig einzufügen.

Einen halben Tag später wirkte das Schiffsinnere sauberer als je zuvor. Bremse erinnerte sich nicht, dass bei der Übergabe die Bildschirme und Konsolen ähnlich blank gewesen wären. Die stellenweise fehlenden Verkleidungen und die hässlichen Brandspuren von Strahlschüssen blieben Schönheitsfehler, wenngleich ohne praktische Bedeutung.

Mit einer flüchtig gemurmelten Dankesformel scheuchte er die Sourvants aus dem Schiff. Das Rudel schien erleichtert zu sein, endlich aus seiner Nähe verschwinden zu können. Nie zuvor hatte der Prospektor Sourvants so hastig davonwuseln sehen; er fürchtete schon, dass die mindestens 20 Beinpaare sich unlösbar ineinander verhedderten.

Die folgenden Stunden verbrachte er mit der Auflistung aller vorhandenen Schäden. Die zwangsläufige Erkenntnis, dass seine Situation zunehmend unerträglicher wurde, rief quälendes Unbehagen hervor. Er musste das Beste daraus machen. Dass er den Vertrag nicht einfach stornieren konnte, hatte ihm die Obrigkeit auf Mommen klar gemacht. Eine vorzeitige Auflösung war mit hohen Abstandszahlungen verbunden, für die er nicht das nötige Kapital besaß. Also weiter auf den respektablen Erzfund hoffen und darauf, dass das Schiff nicht im Weltraum verreckte. Die Absorber arbeiteten unregelmäßig; einer der Kompensatoren des Überlicht-Triebwerks war durch Brandeinwirkung verwüstet worden; der Bordrechner zeigte ebenfalls erste Macken ...

... und der Kühlraum für die Frischnahrung kühlte nicht mehr, sondern triefte von kondensierendem Wasserdampf, die eingelagerten Lebensmittel waren von dichtem Pilzrasen überzogen. Klebrig zerfallendes Fleisch galt unter Stuuhr als Delikatesse, doch der Anblick der Kühlfächer ließ sogar Nbltsgndpfrdbrms' an Kummer gewöhnten Magen rebellieren.

Sämtliche Speisen wanderten in den Abfallvernichter. Der Stuuhr litt Seelenpein. Immerhin verschleuderte er auf die Weise eine achtbare Summe.

Er hatte gehofft, Mommen schnell verlassen zu können, doch in letzter Zeit hatten sich seine Hoffnungen stets als trügerisch erwiesen. Es wurde Zeit, dass er dem Schicksal nachhalf.

Den Loo-Stick fest in einer Hand, verließ er das Schiff.

»Du erkennst mich wieder, Computer?«

»Die Frage ist unlogisch und irrational. Willst du wissen, ob aufgrund deiner gespeicherten Hirnfrequenz, der Stimmlage oder der Handabdrücke eine zweifelsfreie Identifikation ...«

Er hörte einfach nicht mehr hin.

Die beiden Beiboote waren inzwischen weitgehend abgewrackt, bis auf ihr stählernes Skelett und die Maschinenräume. Bremse griff sich den ersten Techniker, der das Pech hatte, ihm über den Weg zu laufen.

»Die Kompensatoren sind vergeben«, erwiderte der Hamamesch auf die drängende Frage.

»Ich benötige trotzdem einen davon – jetzt, sofort!«

Der Hamamesch hatte Angst, aber noch mehr als den Stuuhr fürchtete er seine Vorgesetzten. Seine ablehnende Geste wirkte wie die Trotzreaktion eines Kindes.

»In einem Zehner erwarten wir eine neue Lieferung«, versprach er. »Du musst dich bis dahin gedulden.«

»Ich denke nicht daran. Ich ...« Plötzlich waren sie von Robotern und Arbeitern, Angehörigen verschiedener Völker, umringt. Die meisten trugen atomare Schneidbrenner, aber auch Laserschneider – Werkzeuge also, die dicke Stahlplatten mühelos durchtrennten. Der Chitinpanzer eines Stuuhr war dem nicht gewachsen.

»Ich bezahle für den Kompensator«, schnaubte der Prospektor verächtlich.

»In einem Zehner, nicht eher.«

In der Menge fühlten sie sich stark. Nbltsgndpfrdbrms war nicht so dumm, sich selbst zu überschätzen. Mit zwei oder drei Arbeitern hätte er es sofort aufgenommen, aber nicht mit allen gleichzeitig und dazu mit den Robotern. Ärgerlich auf sich selbst, stieß er den Techniker von sich.

Sie starrten ihm hinterher, bis er den Durchgang zum Kuppelbau erreicht hatte. Freundlich gesonnen waren sie ihm nicht, zugleich aber froh, dass er sie in Ruhe ließ. Stuuhr galten nicht nur bei den Hamamesch als äußerst reizbar und wurden ihrer Kraft wegen mit Samthandschuhen angefasst. Dass man seinem Volk zudem eine gehörige Portion Hinterlist nachsagte, störte den Prospektor keineswegs. Besser überall furchtsam respektiert, als ein Leben wie die unterdrückten Sourvants zu führen.

Der Stuuhr fand etliche Klein-Basare, in denen Hamamesch qualitativ hochwertige Nahrungsmittel anboten – zu Preisen allerdings, die ihm das Rüsselsekret eintrocknen ließen. Erst nach längerer Suche stieß er in einem abgelegenen Seitentrakt, zwischen Bandstraßen und Schmelzöfen für Kunststoffe, auf einen Stelzmakalie, der sich ein eigenes kleines Reich geschaffen hatte. Zwischen üppig wuchernden Pflanzen und brodelnden Bottichen hockte das amorphe Wesen wie eine Spinne in ihrem Netz und wartete auf Käufer. Die Preise waren niedrig – wahrscheinlich der Hauptgrund, weshalb sich nur ein paar zerlumpte Gestalten bei ihm herumtrieben.

Der dunkelblaue, stumpfe Grundkörper des Stelzmakalies formte ein Pseudo-Facettenauge von beachtlicher Größe. Zwei unterschiedlich lange Gliedmaßen grapschten wahllos nach herumliegenden Gegenständen und präsentierten sie mit impertinenter Aufdringlichkeit.

»Du suchst Waren, bei mir bekommst du alles zu Spottpreisen.« Er benutzte einen Synthesizer, der die ansonsten viel zu leise Stimme mehrfach verstärkte. »Sieh dich um, Freund, nimm, was dein Herz begehrt! Alles ist frisch, die Technik bestens in Schuss ...«