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Intrigen auf der Handelswelt - sie kämpfen um die Terra-Technik Seit Perry Rhodan im Jahr 1288 Neuer Galaktischer Zeitrechnung - das entspricht dem Jahr 4875 alter Zeit - die mysteriöse Brücke in die Unendlichkeit betreten hat, wurde der Terraner in Ereignisse von großer Bedeutung verwickelt. Mit seinem langjährigen Freund Reginald Bull geriet er beispielsweise in die Galaxis Plantagoo und konnte dort gerade noch im letzten Moment einen galaktischen Krieg eindämmen. Reisen in andere Regionen des Kosmos sowie Besuche auf der Erde machten Perry Rhodan eines klar: Die Menschheit steht erneut im Spannungsfeld kosmischer Mächte, muss zum wiederholten Mal in einem Konflikt mitwirken, von dem sie bislang nicht einmal etwas ahnte. Die eine Seite dieses Konfliktes ist mittlerweile bekannt: Es ist die Koalition Thoregon, die für den Frieden im Kosmos und die Freiheit des einzelnen eintritt. Zur Koalition gehören sechs verschiedene Völker in verschiedenen Galaxien - und eines dieser Völker sind neuerdings die Terraner. Über den Gegenspieler weiß man jedoch nicht soviel. Bekannt ist bislang nur, dass ein Wesen namens Shabazza als sein Handlanger großes Unheil über mehrere Galaxien gebracht hat, auch über die heimatliche Milchstraße. Um Shabazzas Aktivitäten zu stoppen, muss Rhodan, der neuerdings als Sechster Bote von Thoregon "eingesetzt" wurde, zuerst sein altes Raumschiff, die SOL, zurückerobern. Die Reise führt in die Whirlpool-Galaxis - und dort kommt es zum KONTAKT AUF KRISTAN …
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Seitenzahl: 154
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Nr. 1920
Kontakt auf Kristan
Intrigen auf der Handelswelt – sie kämpfen um die Terra-Technik
von Hubert Haensel
Seit Perry Rhodan im Jahr 1288 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 4875 alter Zeit – die mysteriöse Brücke in die Unendlichkeit betreten hat, wurde der Terraner in Ereignisse von großer Bedeutung verwickelt. Mit seinem langjährigen Freund Reginald Bull geriet er beispielsweise in die Galaxis Plantagoo und konnte dort gerade noch im letzten Moment einen galaktischen Krieg eindämmen.
Reisen in andere Regionen des Kosmos sowie Besuche auf der Erde machten Perry Rhodan eines klar: Die Menschheit steht erneut im Spannungsfeld kosmischer Mächte, muss zum wiederholten Mal in einem Konflikt mitwirken, von dem sie bislang nicht einmal etwas ahnte.
Die eine Seite dieses Konfliktes ist mittlerweile bekannt: Es ist die Koalition Thoregon, die für den Frieden im Kosmos und die Freiheit des einzelnen eintritt. Zur Koalition gehören sechs verschiedene Völker in verschiedenen Galaxien – und eines dieser Völker sind neuerdings die Terraner.
Über den Gegenspieler weiß man jedoch nicht soviel. Bekannt ist bislang nur, dass ein Wesen namens Shabazza als sein Handlanger großes Unheil über mehrere Galaxien gebracht hat, auch über die heimatliche Milchstraße.
Um Shabazzas Aktivitäten zu stoppen, muss Rhodan, der neuerdings als Sechster Bote von Thoregon »eingesetzt« wurde, zuerst sein altes Raumschiff, die SOL, zurückerobern. Die Reise führt in die Whirlpool-Galaxis – und dort kommt es zum KONTAKT AUF KRISTAN ...
Vurtoon und Teiskoll – Zwei Agenten der Hamaraden werden an verschiedenen Fronten aktiv.
Stendal Navajo – Der Bürgermeister der Nation Alashan fürchtet die Entdeckung.
Perry Rhodan – Der Terraner geht auf der Freihandelswelt auf Erkundung.
Ska Kijathe – Die Systemanalytikerin bricht in ein Netzwerk ein.
Eismer Störmengord
Eastside von DaGlausch
4. März 1290 NGZ
Auf den Bildschirmen der optischen Zielerfassung wurde das Tsk-Mutterschiff deutlicher. Mit höchsten Beschleunigungswerten versuchten die Insektoiden, den Verfolgern zu entkommen – sie würden es nicht schaffen, das war abzusehen.
Vurtoon glotzte auf die Anzeige, die in rasch wechselnden Symbolen die schrumpfende Distanz zu dem deutlich größeren Raumer der Tsk wiedergab. Nur noch drei Mindesteinheiten bis zur sicheren Schussdistanz.
»Die Enterkommandos ausschleusen! Vorgehen wie gewöhnlich. Aber wir wollen weder Gefangene noch andere Beute, sondern einzig und allein das neue Aggregat, und das unbeschädigt und mit den Bauplänen!«
Vurtoons Sprungbein zuckte. Der Hamaraden-Agent kratzte sich ziemlich ungeniert, während er die wulstigen Lippen in einer Art und Weise verzog, die dem verächtlichen Grinsen eines Terraners gleichgekommen wäre. Das Tampa-Konsortium würde nicht lange Freude an dem Mehrzweckorter ZZ-89 haben.
Ein ineinander verschachteltes Gewirr eiförmiger Blasen, so präsentierte sich das Tsk-Mutterschiff. Das Licht der nahen roten Sonne und der Schattenwurf verwandelten das Ziel in ein bizarres Gebilde.
Vurtoons Finger klatschten auf die Feuerkontrollen. Ein leichtes Flirren über beiden Bugspitzen der BEBENZORN, mehr war im normalen Erfassungsbereich nicht zu erkennen, erst im Ziel vereinten sich die Waffenstrahlen in einer aufwallenden roten Woge, die dem Schutzschirm der Tsk Energien entzog.
Gleichzeitig starteten die Angriffsjäger. Eine Dreißiger-Einheit. Keines der ovalen Boote wurde durch das Abwehrfeuer der Tsk gefährdet.
Die zweite Dreißiger-Staffel jagte hinaus in den Raum.
»Die Tsk senden wider Erwarten keinen Notruf«, kam die Meldung der Funkzentrale.
Glaubten die Insektoiden, mit dem vergleichsweise kleinen Angreifer selbst fertig zu werden? Ein solcher Irrtum konnte tödlich für sie sein. Oder ahnten sie, dass der Überfall ausschließlich der fremden Technik galt, und sie wollten vermeiden, dass ein Notruf weitere Beutejäger auf den Plan rief?
Über die Ereignisse auf dem Planeten Kristan war Vurtoon soweit informiert, wie es für seinen Auftrag wichtig war. Er wusste, dass ein fremdes kugelförmiges Raumschiff auf der Handelswelt gelandet war und dessen Besatzung eine technische Meisterleistung zum Verkauf angeboten hatte, eben den ZZ-89, ein winziges Gerät, das Hyperortung bis zu 450 Lichtjahren Entfernung mit normal lichtschneller Tastung vereinte. Die Vermarktung versprach hohen Profit. Unter diesen Voraussetzungen erschien es nicht verwunderlich, dass außer dem Vertreter des Hamaraden-Reiches auch das Tampa-Konsortium, die Guaranteka sowie zahlreiche andere Gruppen versucht hatten, mit den Anbietern handelseinig zu werden.
Das Konsortium hatte den Zuschlag erhalten – und Vurtoons Auftrag lautete schlicht und einfach, eine kleine Korrektur vorzunehmen. Die Tsk, die Kristan vor eineinhalb Tagen mit dem Prototyp und den Plänen verlassen hatten, durften ihr Ziel nicht erreichen.
Der Schutzschirm des Mutterschiffs brach soeben in mehreren Sektoren zusammen, flackernde Energieschleier verwehten im All. Beim Versuch, in die Strukturlücke einzufliegen, wurden drei Angriffsjäger vernichtet – Vurtoon registrierte es ohne jede Regung.
Niemand würde die Hamaraden mit diesem Überfall in Verbindung bringen. Ein Schiff wie die BEBENZORN war keinem Volk der Eastside von DaGlausch zuzuordnen. Es hatte seltsamen dürren Kreaturen gehört, deren Heimatsystem in Bebenhaft gefallen war. Auf der Flucht vor den hyperenergetischen Stoßfronten hatten die wenigen Flüchtlinge auch noch das letzte verloren, was ihnen bis dahin geblieben war, denn sie hatten ausgerechnet in einem zum Hamaraden-Reich gehörenden Sonnensystem Zuflucht gesucht.
Im Intervalltakt feuerten die Buggeschütze der BEBENZORN und fegten den flackernden Schutzschirm des Tsk-Mutterschiffs vollends davon. Gierig stürzten sich die Jäger auf die eiförmigen Schiffssegmente ...
»Distanzortung!«, erklang es aufgeregt. »Mehrere Einheiten verlassen in unmittelbarer Nähe den Zwischenraum!«
Vurtoon reagierte nicht sofort. Erst als die optische Wiedergabe umsprang und ein zweites großes Tsk-Mutterschiff sowie sieben oder acht andere Raumer zeigte, die sich rasch näherten, brüllte er wütend auf.
Deshalb also hatten die Tsk keinen Notruf ausgestrahlt: Sie waren im Verband geflogen und hatten genau gewusst, dass Hilfe eintreffen würde.
»Die Übermacht ist zu groß. Wir können nicht standhalten ...«
Zwei neue Sonnen flammten auf – Jäger, die im Feuer der zum Tampa-Konsortium gehörenden Schiffe verglühten. Gleichzeitig hämmerten die ersten Strahlschüsse in den Schutzschirm der BEBENZORN.
Die Situation hatte sich schlagartig verändert. Selbst wenn die Enterkommandos es schafften, in das Mutterschiff einzudringen, der Rückweg würde ihnen auf jeden Fall verwehrt sein. Und die Gefahr einer Identifikation durch die Tsk wuchs ins Unermessliche. Widerwillig gab Vurtoon den Impuls zum Abbruch der Aktion.
Weitere Jäger fielen den Tampa-Einheiten zum Opfer. Auch die BEBENZORN wurde härter attackiert. Sie feuerte mittlerweile aus allen Projektoren; die Chance, den Gegnern zu entkommen, wurde mit jeder Zeiteinheit geringer.
Vurtoon ließ die Störminen ausstoßen – eine Technik der Dürren, die alle bekannten Navigationssysteme lahmlegte. Die Minen zogen winzige Leuchtspuren durch die Schwärze des Alls, während sie sich selbst verzehrten.
Die Tsk mussten jetzt irrsinnige Werte auf den Schirmen haben, denn ihr Feuer wurde unkontrolliert und ziellos. Aber auch die Jäger waren von Systemausfällen betroffen. Nur wenige schafften es noch einzuschleusen, andere kollidierten und vergingen in einer Serie von Explosionen.
Unmittelbar vor dem Übertritt der BEBENZORN in den Zwischenraum löste Vurtoon den allgemeinen Vernichtungsimpuls aus. Was an Jägern draußen war, wurde von den eigenen Waffensystemen atomisiert. Nichts blieb zurück, was auf Hamaraden schließen ließ.
Auf einen solchen Fehlschlag war Vurtoon nicht vorbereitet gewesen. Während sein Schiff mit zigtausendfacher Lichtgeschwindigkeit ziellos durch das übergeordnete Kontinuum raste, tauchte er sein Kharam ins Wasserbecken und benetzte die ausgetrocknete Schuppenhaut mit dem belebenden Nass. Er fühlte sich erst wieder wohler, als er das feuchte Tuch in den Nacken legen konnte.
Eine Chance war verspielt, aber andere würden kommen. Dass er wertvolles Material verloren hatte, zählte weitaus schwerer. Nur hatte Vurtoon sich noch nie von einem Fehlschlag aufhalten lassen.
*
Freihandelswelt Kristan
13. März 1290 NGZ
Ein dumpfes Gurgeln drang aus der Tiefe herauf. Noch ehe Teiskoll sich über die Ursache der seltsamen Geräusche klarwerden konnte, brach der Boden auf.
Fünf Schritte vor dem Hamaraden schien das Erdreich zu explodieren. In einer gewaltigen Eruption schleuderte eine schwefelgelbe Wolke Sand und Geröll in die Höhe. Die Luft war erfüllt von ohrenbetäubendem Fauchen und Zischen.
Augenblicke später prasselte der Dreck wieder herab. Schmerzhafte Schläge zwangen Teiskoll, den Kopf schützend unter den Armen zu verbergen. Dennoch verzichtete er darauf, seinen individuellen Schutzschirm zu aktivieren, die Streustrahlung hätte ihn und seine Hamun verraten.
Der Ausbruch endete ebenso abrupt, wie er begonnen hatte. Nur das Fauchen der schweflig gelben Gase blieb. Es stank erbärmlich nach faulen Eiern und anderen unangenehmen Dingen, und die wogenden Dunstschleier schienen das Land ersticken zu wollen.
Schemenhaft torkelten Teiskolls Männer durch den Nebel. Einer kam auf ihn zu, es war Tjirak – Teiskoll erkannte ihn erst, als er unmittelbar vor ihm stand.
»Morgaram ist tot.«
Ausgeschlossen. Morgaram war einer der besten Kämpfer, so ein Mann starb nicht einfach ...
»Er kauerte neben mir, als die Eruption kam«, fuhr Tjirak fort. »Der Ausbruch hat ihm den halben Schädel weggerissen.«
Also waren sie nur noch fünf. Gegen eine vermutlich doppelt so große Zahl der letzten Guaranteka. Teiskoll schmatzte leise, um seine Entschlossenheit auszudrücken.
»Wir greifen an wie geplant.«
Der Klang der eigenen Stimme erschreckte ihn. Der Schwefeldampf verätzte seine Schleimhäute; bald würde er Blut spucken, wenn er nicht rechtzeitig dieser gelben Hölle entkam.
Weiter. Tjirak an seiner Seite hantierte mit dem Energiescanner. Die Anzeigen waren deutlicher geworden, hinter dem nächsten Hügel lag der Unterschlupf der Guaranteka.
Kristalline Strukturen zersplitterten bei jedem Schritt, eine dicke Schwefelschicht überzog die vorhin noch grünen Pflanzen, die sich schlangengleich über den Boden gewunden hatten. Teiskoll hatte Kristan nie gemocht, diese Welt, die als vierter von neun Planeten die Sonne Kromsoe umkreiste. Alle anderen Planeten waren entweder Gasriesen, Gluthöllen oder zu ewigem Eis erstarrt.
Dieser verdammte Schwefel in der Luft ... Teiskoll zwang sich, flach zu atmen, eine Hand hatte er ohnehin längst vor den Mund gepresst. Er fühlte sich inwendig wund, glaubte aber zu spüren, wie Heilsekrete seine Luftröhre hinabliefen.
Kristans Atmosphäre war oft durchsetzt mit übelriechenden Beimengungen, die ein scharfer Wind übers Land trug. Dass als einziger der in gemäßigten Breiten liegende Kontinent Babosa bewohnt war, mochte daran liegen – von den anderen Festlandmassen hieß es, sie verwandelten sich zu bestimmten Jahreszeiten in wahre Giftküchen.
Bilder vor seinem inneren Auge: Düsternis, die sich wie ein Leichentuch aus der Höhe herabsenkte ... Nebelschwaden, gespenstisch erhellt von heftigen Gewittern in der unteren Atmosphäre ...
Zwei kräftige Fäuste hielten Teiskoll zurück. »Gefahr!«, raunte Tjirak.
Eine Induktionsspirale war im Boden verlegt. Der Scanner zeigte nur die winzigen Leiterstränge an, doch keinerlei Energiefluss; der würde erst aktiviert werden, sobald ein größeres Lebewesen die unsichtbare Grenze überschritt.
Unendlich vorsichtig trugen die Hamaraden den Sand ab. Erst nachdem die Überbrückungen angebracht waren, die in einem faustgroßen Gleichrichter endeten, durchtrennte Tjirak die Spirale.
Gesichter ... schemenhafte Gestalten ... Sie quälten Teiskoll. Immer öfter sah er sie in letzter Zeit in seinen Träumen, inzwischen sogar, wenn er wach war.
Keine Ahnung, wer sie waren – noch nicht –, aber irgendwie hatten diese Gesichter eine besondere Bedeutung für ihn ... Er sah ihre weit aufgerissenen Augen und erkannte die Todesfurcht darin ...
Eine Hand umklammerte seinen Mund, er schlug instinktiv zu, streckte seinen Gegner mit einem Fußtritt zu Boden und setzte nach – Tjirak streckte die Arme zur Seite und öffnete den Mund zum Zeichen seiner Kapitulation.
»Greif mich nie wieder an, nie wieder!«, herrschte Teiskoll seinen unmittelbaren Untergebenen an.
Tjiraks wulstige breite Lippen zuckten leicht. »Dann verrate mir endlich, was mit dir los ist, Teiskoll«, stieß er abgehackt hervor.
»Mit mir? Nichts! – Absolut nichts.« Der Hamarade vollführte eine entschieden ablehnende Geste. Nur noch fünfzig Sprünge voraus lag das Versteck der Guaranteka ...
»Du hast plötzlich am ganzen Leib gezittert, Teiskoll, und du warst im Begriff, loszuschreien. Ich musste dich daran hindern.«
»Unsinn!« Teiskoll wandte sich um. »Wir greifen an!«
Doch die Unsicherheit nagte in ihm. Je hartnäckiger er versuchte, sie zu vertreiben, desto mehr bedrängten und quälten ihn die fremden Gesichter.
Verschwindet!, herrschte er sie in Gedanken an. Ich brauche euch nicht!
Vorübergehend war da wieder die Normalität. Tjirak öffnete den Zugang zum Bunker der Guaranteka, er brauchte nur wenige Einheiten dazu.
Eine unbeleuchtete Rampe führte schräg abwärts. Sie war leer. »Keine weiteren Fallen«, verkündete Tjirak. »Wir sind ...«
Er starb im Feuer automatischer Waffen, in dem Augenblick, in dem er sich auf die Rampe schwang. Wahrscheinlich blieb ihm nicht einmal die Zeit zu begreifen, was mit ihm geschah.
Dann stürmten die Hamun-Agenten vorwärts. Ihre Strahlschüsse schalteten die Abwehrwaffen aus; Guaranteka, die sich ihnen entgegenstellten, wurden niedergekämpft. Jetzt zeigte sich die Überlegenheit der Hamaraden, die zwar nicht mehr das Überraschungsmoment auf ihrer Seite hatten, wohl aber ihre körperliche Konstitution. Gewaltige Sprünge, bis zu zehn Meter weit, ließen sie die Korridore der Station in Windeseile durchqueren.
Sie machten keine Gefangenen, streckten die Gegner nieder, wo immer sie ihrer ansichtig wurden.
Längst war die Sonne hinter wogendem Dunst verschwunden. Bedrohlich die Schwärze, die sich aus der Höhe herabsenkte, ein rotierender Rüssel, von gewaltigen energetischen Entladungen umflossen ...
Mit verheerender Wucht fegte der Orkan durch die Straßen der Stadt, er wirbelte sogar schwere Fahrzeuge vor sich her. Dann peitschte der Regen heftig herab.
Inmitten dieses tobenden Chaos stand Teiskoll, geduckt und die Arme weit ausgestreckt. »Komm schon!«, brüllte er, obwohl der Sturm ihm die Worte von den Lippen riss und sie ungehört verwehte.
»Lauf!«
Realität und Phantasie verwischten sich. Teiskoll starrte in ein fremdes Gesicht und hatte Mühe, sich zurechtzufinden. Schwer wog die Waffe in seiner Hand, er riss die Mündung herum und feuerte wieder.
Eine der befreiten Geiseln hetzte auf ihn zu, hatte endlich begriffen, dass ihre einzige Chance darin lag, sich hinter die Hamun in Sicherheit zu bringen.
Teiskolls Schuss traf den Guaranteka, der eben auf den Gefangenen anlegte, konnte aber nicht mehr verhindern, dass auch der Gegner schoss. Der scharf gebündelte Glutstrahl fraß sich in den Rücken des Fliehenden ...
Blitze zuckte in ununterbrochener Folge über den Himmel.
Vor ihm ein regloser Körper ... Schmerzen und tiefe Trauer durchfluteten Teiskoll.
Die Geisel starb. Teiskoll ließ sich langsam neben ihr auf die Knie sinken, hielt nur das Sprungbein angezogen für den Fall, dass er sofort reagieren musste.
Zögernd streckte er die Hand aus. Wie in seinem Traum ...
Er schloss die Augen, sah wieder dieses fremde Gesicht vor sich – fremd und doch seltsam vertraut, beinahe wie ein Stück von ihm.
Es war das Gesicht einer Frau, das ihn in seinen Träumen verfolgte. Ihre Lippen öffneten sich, doch er verstand nicht, was sie sagte.
Ein Strahlschuss tötete sie.
Der Mörder stand neben ihm. Teiskoll brauchte nur die Hand auszustrecken, um ihn festzuhalten. Warum tat er es nicht?
Er reagierte verwirrt. Auch die Geisel war tot. Aber andere hatten sich retten können.
»Wir sprengen den Stützpunkt!«, befahl Teiskoll den überlebenden Hamun. »Und jetzt raus hier!«
Die Luft war nicht mehr ganz so schweflig, als sie die Anlage verließen. Es dauerte nur kurze Zeit, bis die Gleiter erschienen, mit denen sie an der Küste gelandet waren.
Hinter ihnen verwandelte sich der Bunker der Guaranteka in einen glutflüssigen See. Damit war ein Kapitel in der Geschichte des Planeten endgültig abgeschlossen.
*
Eastside von DaGlausch
27. März 1290 NGZ
Vurtoon hatte sich gelbgrün verfärbt, zudem trat Schweiß zwischen seinen Schuppen hervor und ließ sie bedrohlich glänzen. Was er eben in einer Werbesendung des Tampa-Konsortiums empfangen hatte, erfüllte ihn mit Zorn.
Auf zwei Welten fertigte das Konsortium inzwischen das fremdartige Gerät in Serie, aber der Preis für das einzelne Aggregat war trotzdem schwindelerregend hoch. In der Werbung wurde nicht mehr der nichtssagende Name ZZ-89 benutzt, vielmehr war von einem revolutionären neuen Ortersystem die Rede, das sich speziell für den Einbau in Kleinraumschiffe eignete.
»Rechtmäßig steht uns dieses Gerät zu!«, dröhnte Vurtoon im Brustton der Überzeugung. »Dann wäre es in guten Händen und würde nicht jedem dahergelaufenen Volk verkauft werden.«
Er dachte an einen Aufmarsch von Kampfschiffen. Wer diesen Orter besaß, dem war es möglich, Angriffsformationen rechtzeitig zu erkennen und Abwehrmaßnahmen zu treffen.
Fünf Lichtjahre vom Handelsplaneten Leilanz XI entfernt wartete die BEBENZORN im Ortungsschutz einer kleinen Sonne, deren Planeten unbedeutende kahle Felswüsten waren. Zwei Asteroidengürtel ließen vermuten, dass dieses System vor Jahrtausenden von einer Bebenzone gestreift worden war.
Vor drei Hamarad-Tagen hatte Vurtoon den Befehl erhalten, einen Neubau des Mehrzweckorters zu beschaffen. Besser noch, mehrere Exemplare. Ein Team hochkarätiger Wissenschaftler stand bereit, die Aggregate auseinanderzunehmen, um ihre Funktionsweise zu ergründen und einen eigenen Nachbau zu ermöglichen. Die Anweisung hatte offen gelassen, wie die ZZ-89 zu beschaffen seien; nur die absolute Dringlichkeit war deutlich geworden.
»Wir könnten die Orter käuflich beschaffen«, hatte der Erste Offizier verlauten lassen. Es hatte ein Scherz sein sollen, doch Vurtoon war für eine solche Art Humor nicht empfänglich.
»Kaufen ist das letzte, was wir tun werden!«, hatte der Agent den Raumfahrer angebrüllt. »Nicht eine Miro-Einheit geben wir dafür aus!«
Ein Mittelsmann war auf Leilanz XI abgesetzt worden, und seither wartete die BEBENZORN im sonnennahen Orbit auf das vereinbarte Signal. Als es endlich eintraf, verriet die Dechiffrierung, dass ein Schiff der Chii-Yik auf direktem Heimatkurs flog.
Die dürren, glashäutigen Achtbeiner waren Gewohnheitstiere. Keiner wusste, woher sie wirklich kamen, doch ihre Handelsschiffe benutzten stets dieselben markanten Sonnen für ihre Orientierungsmanöver – Sterne, deren Spektrum besonders hohe Anteile von Kalzium und mehreren Metallen aufwies, aber nur einen geringen Prozentsatz Wasserstoff.
Zweihundertunddreißig Lichtjahre von Leilanz XI entfernt in Richtung Kessel befand sich ein solcher Stern. Die BEBENZORN erreichte ihn zwei Stunden vor den Chii-Yik.
Vurtoon hatte seine Vorbereitungen schon kurz nach dem Rücksturz abgeschlossen. Zwei der letzten Jäger opferte er, um die vermeintliche Havarie glaubhaft erscheinen zu lassen; die erwartete Beute war weit mehr als diesen Einsatz wert.
Die Chii-Yik verließen den Linearraum lediglich acht Lichtminuten entfernt. Natürlich empfingen sie den auf Hyperfrequenz ausgestrahlten Notruf, aber sie antworteten nicht.
»Keine Reaktion«, stellte der Erste Offizier der BEBENZORN überrascht fest. »Sie beschleunigen schon wieder für den nächsten Zwischenraumeintritt.«
Chii-Yik galten als neugierig und hilfsbereit zugleich. Beides Eigenschaften, die sie in den Augen der kriegerischen Hamaraden verwundbar machten. Nur diesmal schienen die Achtbeiner sich darüber hinwegzusetzen.
»Sie gleiten uns durch die Finger. Wir müssen angreifen.«
»Abwarten!«, bestimmte Vurtoon. Das filigran wirkende Schiff war noch zu weit entfernt, die Chancen für einen erfolgreichen Angriff waren entsprechend vage.
Dann verschwand das Schiff von den Schirmen ...
... und tauchte nur noch 120.000 Kilometer entfernt wieder auf. Langsam kam es näher.
»Wir registrieren aktive Impulse.«
Vurtoon verzog die Lippen zu einer geringschätzigen Grimasse. Die Chii-Yik waren vorsichtig, konnten selbst jetzt noch mit einem überraschenden Manöver ihr Heil in einer schnellen Flucht suchen.
Allerdings würden sie nichts orten, was Argwohn weckte. Die peripheren Energieverbraucher waren lahmgelegt, die Waffensysteme von der Versorgung abgekoppelt, sogar der Hypersender wurde mit jedem Augenblick schwächer.
Distanz noch fünfzigtausend ...
»Worauf warten wir?«, drängte der Erste Offizier.
»Darauf, dass uns die Beute nicht mehr entkommt.«
Bei einer Distanz von zwanzigtausend Kilometern schleusten die Chii-Yik ein Beiboot aus. Ihre Vorsicht bereitete Vurtoon Magengrimmen. Die BEBENZORN musste blitzartig zuschlagen, denn Chii-Yik-Schiffe waren dafür bekannt, dass sie schon bei geringer Geschwindigkeit in den Zwischenraum überwechseln konnten.
»Ruhende Energie auf die Waffensysteme!«