Perry Rhodan 1966: Der Schattenbruder - Uwe Anton - E-Book

Perry Rhodan 1966: Der Schattenbruder E-Book

Uwe Anton

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Beschreibung

Ein Gharrer erzählt - und Galaktiker schmieden einen Plan Als Mhogena, der Fünfte Bote von Thoregon, über die Brücke in die Unendlichkeit ins Solsystem zu den Terranern kam, hoffte er auf die Hilfe der Menschheit. Sein Volk, die wasserstoffatmenden Gharrer, ist nämlich von einer ungeheuren Gefahr bedroht: Invasoren haben die Galaxis Chearth angegriffen und das Verderben über zahlreiche bewohnte Planeten gebracht. Das ist nicht alles. Die Invasoren beabsichtigen, den geheimnisvollen Sonnentresor zu öffnen. Wenn sie dies tun, werden die Guan a Var ausbrechen, die Sonnenwürmer - und das würde über kurz oder lang den Tod der ganzen Galaxis bedeuten. Hinter der Attacke steckt offensichtlich Shabazza, der Gegenspieler der Koalition Thoregon. Seine Machenschaften sorgten bereits in der Milchstraße und anderen Galaxien für Tod und Vernichtung. Mhogena errang bei seinem Besuch auf der Erde nur einen kleinen Erfolg. Aus der Milchstraße brach eine winzige Hilfsflotte auf: die GILGAMESCH der Zellaktivatorträger unter Befehl des Arkoniden Atlan und zehn Kampfschiffe der wasserstoffatmenden Maahks. Mit dieser bescheidenen Streitmacht nimmt Atlan den Kampf gegen die Invasoren auf. Immerhin konnten erste Erfolge verzeichnet werden. Mhogena lüftet derweil ein Geheimnis seiner Vergangenheit - über den SCHATTENBRUDER ...

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Veröffentlichungsjahr: 2014

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Nr. 1966

Der Schattenbruder

Ein Gharrer erzählt – und Galaktiker schmieden einen Plan

von Uwe Anton

Als Mhogena, der Fünfte Bote von Thoregon, über die Brücke in die Unendlichkeit ins Solsystem zu den Terranern kam, hoffte er auf die Hilfe der Menschheit. Sein Volk, die wasserstoffatmenden Gharrer, ist nämlich von einer ungeheuren Gefahr bedroht: Invasoren haben die Galaxis Chearth angegriffen und das Verderben über zahlreiche bewohnte Planeten gebracht.

Das ist nicht alles. Die Invasoren beabsichtigen, den geheimnisvollen Sonnentresor zu öffnen. Wenn sie dies tun, werden die Guan a Var ausbrechen, die Sonnenwürmer – und das würde über kurz oder lang den Tod der ganzen Galaxis bedeuten.

Hinter der Attacke steckt offensichtlich Shabazza, der Gegenspieler der Koalition Thoregon. Seine Machenschaften sorgten bereits in der Milchstraße und anderen Galaxien für Tod und Vernichtung.

Mhogena errang bei seinem Besuch auf der Erde nur einen kleinen Erfolg. Aus der Milchstraße brach eine winzige Hilfsflotte auf: die GILGAMESCH der Zellaktivatorträger unter Befehl des Arkoniden Atlan und zehn Kampfschiffe der wasserstoffatmenden Maahks.

Mit dieser bescheidenen Streitmacht nimmt Atlan den Kampf gegen die Invasoren auf. Immerhin konnten erste Erfolge verzeichnet werden. Mhogena lüftet derweil ein Geheimnis seiner Vergangenheit – über den SCHATTENBRUDER ...

Die Hauptpersonen des Romans

Mhogena – Der Fünfte Bote berichtet aus seiner Jugend.

Vil an Desch – Der ehemalige Anführer der Algioten giert nach Elcoxol.

Atlan – Der Arkonide arbeitet einen neuen Plan aus.

Phisagon – Der Meister des Sandes fördert die Entwicklung Mhogenas.

Tuyula Azyk

1.

Gegenwart

1. Januar 1291 NGZ

Durch die Hauptschaltstation auf Thagarum gellte eine laute Alarmsirene.

»Wir schaffen es nicht!«, sagte Granger Miller.

In seinem SERUN wirkte er seltsam fehl am Platz, irgendwie unförmiger als die viel größeren und schwereren Gharrer. Denen bot die Wasserstoffatmosphäre des riesigen Planeten allerdings natürliche Lebensbedingungen, und sie konnten sich frei und ungeschützt bewegen.

»Wir müssen es schaffen!« Dabei wusste Myles Kantor selbst, dass seine Erwiderung wie eine Beschwörungsformel klang. Zu oft hatte er sie in den letzten Tagen gesprochen, und seine Kollegen waren schon längst dagegen abgestumpft.

Der Wissenschaftler warf einen Blick auf die große Hologramm-Phalanx.

Protuberanzen zogen lange Bahnen über die Oberfläche von Moinghas, einem der Sterne des Sonnentresors am nördlichen Rand der Galaxis Chearth. Im Hyperspektrum waren sie deutlich als bogenförmige Energiegebilde zu erkennen, und auf den ersten Blick erweckten sie den Eindruck, es handele sich bei Moinghas um einen Flare-Stern.

Mit solchen Sternen war die Menschheit seit Jahrtausenden vertraut. Man nannte sie auch UV-Ceti-Sterne. Bezeichnet wurden damit Sonnen mit beträchtlich schwankender Helligkeit. Die Ursache für ihr vermeintliches »Flackern« waren normalerweise gewaltige Sonnenflecken. Auch Proxima Centauri, die dem Solsystem nächste Sonne, war ein Flare-Stern.

Aber Proxima war ein roter Zwerg, und alle bislang bekannten Flare-Sterne gehörten diesem Typ an.

Moinghas hingegen war ein heißer blauer Stern von dreifachem Soldurchmesser.

Die Protuberanzen stammten folglich nicht von Sonnenflecken. Sie waren vielmehr typisch für das Wirken der Guan a Var.

Die Sonnenwürmer waren auf Moinghas übergesprungen. Allerdings konnte noch niemand genau sagen, wie ihnen das gelungen war.

»Und schalte doch endlich mal einer diesen verdammten Alarm ab!«, rief Kantor.

Die Sirene verstummte.

Grangers Finger huschten wieder über die Konsole des Hyperraum-Resonators. Das von der GILGAMESCH stammende quaderförmige Gerät war vierzig mal fünfzehn mal zehn Zentimeter groß, und seine Oberfläche bestand aus einer mattschimmernden, aluminiumfarbenen Substanz. Aus der Stirnseite dieses Modells ragte ein schwarzer Trichter hervor.

»Die Algiotischen Wanderer haben ihre Taktik geändert. Sie koordinieren ihre Aktivitäten nun und stimmen die Manipulationen der elf anderen Schaltstationen genau aufeinander ab. Die Fehlimpulse prasseln über uns herein wie ein energetisches Gewitter. Es ist nur noch eine Frage der Zeit ...«

Der terrastämmige Hyperphysiker verstummte hilflos. Er war einer von fünf von der GILGAMESCH, die Kantor den gharrischen Wissenschaftlern auf Thagarum als Unterstützung zur Verfügung gestellt hatte.

Miller musste auch nicht fortfahren. Sie alle wussten genau, wie kritisch die Lage war.

Es war den alliierten Verbänden der Chearther, Maahks und Cameloter gelungen, Thagarum einzunehmen, den von den Algioten besetzten fünften Planeten des Lhanzoo-Systems, zugleich Sitz des Pilzdoms und der Hauptschaltstation des Sonnentresors. Die in ihre dreizehn Module aufgesplitterte GILGAMESCH hatte dabei endlich einmal ihre wahre Stärke unter Beweis stellen können. Noch jetzt, Tage nach dem letzten großen Gefecht, flüsterten die Wlatschiden verstohlen von der unglaublichen Feuerkraft des Schiffes und seinen überlegenen technischen Fähigkeiten. In ganz Chearth gab es kein anderes Raumschiff, das sich mit diesem vergleichen ließ.

Die Algioten hatten anfangs zwar wütende Angriffe geflogen, um die Chearther wieder von Thagarum zu vertreiben, dann jedoch einsehen müssen, dass sie den Verteidigern technisch hoffnungslos unterlegen waren. Daraufhin hatten sie ihre Taktik des blindwütigen Anstürmens zumindest vorerst aufgegeben, um ihre Kräfte nicht unnütz zu vergeuden. Sie beschränkten sich nun auf Einzelaktionen, schnelle Vorstöße, denen genauso schnelle Rückzüge folgten. Das führte zu gelegentlichen Scharmützeln, aber die großen Angriffswellen waren seit einiger Zeit ausgeblieben.

Außerdem waren ihrem Vorgehen von vornherein gewisse Grenzen gesetzt. Die Invasoren konnten die Module der GILGAMESCH nicht mit voller Kraft und letztem Einsatz angreifen, da sie damit Thagarum gefährdet hätten.

Und sie wollten den Planeten mit der Hauptschaltzentrale auf keinen Fall zerstören, sondern erobern.

Dennoch durften die Verteidiger in ihrer Wachsamkeit nicht nachlassen, sonst würde es den Algioten vielleicht tatsächlich doch gelingen, das System mit einem kühnen Handstreich einzunehmen.

Aber die eigentliche Gefahr drohte von einer ganz anderen Seite.

Die Funktion des Sonnentresors wurde von insgesamt zwölf Schaltstationen kontrolliert. Mit Thagarum hatten die alliierten Verbände zwar die wichtigste davon eingenommen, doch die elf anderen befanden sich noch in den Händen der Algiotischen Wanderer. Und mit ihnen nahmen sie pausenlos Manipulationen an dem Gebilde aus einundsechzig Sonnen vor.

Dabei verfolgten sie nur ein Ziel: Sie wollten den Sonnentresor kollabieren lassen und damit Gaintanu, ihren Gott der Unsterblichkeit, aus seinem Gefängnis befreien.

Wobei sie sich einfach nicht überzeugen ließen, dass keine Gottheit in dem Tresor eingesperrt war, sondern fremdartige, fast völlig unbekannte Geschöpfe, deren einziges Wirken darin zu bestehen schien, Sonnen in Novae zu verwandeln und auf diese Weise ganze Galaxien zu entvölkern.

»Porrista!«, dröhnte einer der gharrischen Hyperphysiker. »Die Schaltstation Porrista hat das Schutzfeld um Skoghal durchlöchert. Deshalb ist es den Sonnenwürmern gelungen, zur Nachbarsonne Moinghas überzuwechseln!«

»Das ist doch was!« Granger Miller wandte sich vom Resonator ab und programmierte auf einer Konsole einen regulierenden Steuerimpuls. »Mal sehen ... Porrista ist die Schaltstation Nummer sieben ... auf der Thagarum gegenüberliegenden Seite postiert ... Wir müssen unsere Störsignale auf Porrista konzentrieren!«

»Die reinste Sisyphusarbeit«, murmelte Myles Kantor.

Die Schutzfelder um die einzelnen Sonnen des Tresors, die die Würmer an Ort und Stelle hielten, kamen durch das Zusammenwirken aller sechzig Sterne zustande. Mit ihren Störimpulsen brachten die Algiotischen Wanderer das empfindliche Gefüge durcheinander. Zuerst brachen Felder um einzelne Sonnen zusammen, und die Würmer konnten innerhalb des Tresors von einem Stern zum anderen springen. Dadurch wurde das allumfassende Schutzfeld geschwächt, und irgendwann würde es sich auflösen.

Dann konnten die Sonnenwürmer den Tresor verlassen, über die Sterne von Chearth herfallen und sie in Novae verwandeln. Und danach zur nächsten Galaxis weiterziehen ...

Bei der es sich durchaus um die Milchstraße handeln konnte, wenn man davon ausging, dass Shabazza den Algiotischen Wanderern die nötigen technischen Mittel übergeben hatte, um die Sonnenwürmer zu befreien. Ohne Grund hatte er das jedenfalls nicht getan.

Die Hyperphysiker der Gharrer und Cameloter waren pausenlos damit beschäftigt, auf die Manipulationen der Algiotischen Wanderer aus diesen elf anderen Schaltstationen zu reagieren. Sie versuchten, auf jeden Fehlimpuls einer anderen Station einen regulierenden Steuerimpuls zurückzuschicken – die Störimpulse also praktisch wieder auszugleichen.

Myles Kantor war klar, dass sie sich mit dieser Taktik nur einen Aufschub verschafften, das Zusammenbrechen des Tresors verzögerten. Verhindern konnten sie es damit nicht. Irgendwann in naher Zukunft würde er kollabieren.

Der Chefwissenschaftler der GILGAMESCH war hier auf Thagarum, um zu versuchen, diesen Zeitpunkt genauer zu bestimmen.

Einer der Gharrer trat zu Miller und beriet sich kurz mit ihm. Dann kehrte der Wasserstoffatmer zu seinen Kollegen an der Hauptkonsole zurück und gab ihnen neue Anweisungen.

»So klappt es!«, sagte Granger. »Wir können ihre Störimpulse ausgleichen! Ja, weiter so, gemeinsam schaffen wir es!«

Doch seine Hoffnung schien erneut durchkreuzt zu werden. Im nächsten Augenblick erklang wieder das Jaulen der Alarmsirenen, aber nicht nur lauter, sondern auch höher und greller als zuvor. Dann wurde es dunkel.

*

»Yponiko!«, sagte Granger Miller. »Ein starkes Hyperraumbeben! Die Algioten haben absichtlich zahlreiche Manipulationen gleichzeitig durchgeführt, damit wir ihre eigentliche Absicht nicht oder erst zu spät bemerken. In Wirklichkeit haben sie die gegen Skoghal gerichteten Störimpulse intensiviert, bis die Sonnenwürmer überwechseln konnten, und dann das Hyperbeben ausgelöst, um uns den Rest zu geben.«

Abrupt verstummten die Alarmsirenen. Die Notbeleuchtung flackerte auf und hüllte den Raum in ein trübes, unheimliches Licht.

Granger schob seinen Stuhl entnervt vom Resonator zurück, und Kantor schüttelte den Kopf, um die Strähne zu entfernen, die ihm ständig über die Augen zu hängen schien. Stirnrunzelnd sah er sich um. Sein Gesicht wirkte noch blasser und wächserner als sonst.

Zahlreiche Geräte in diesem Raum der Schaltstation waren ausgefallen, andere schienen völlig verrückt zu spielen. Sie zeigten absurde Werte an oder drohten unter der Überlastung zusammenzubrechen.

Dem Hyperphysiker war bewusst, dass es zur Zeit überall auf Thagarum ähnlich aussah. Yponiko war ein blauer Stern mit fünffachem Soldurchmesser in der äußersten Kugelschale des Tresors und der direkte Nachbar von Thagarums Sonne Lhanzoo. Die Auswirkungen des Bebens, das die Manipulationen der Algiotischen Wanderer ausgelöst hatten, waren voll zu ihnen durchgeschlagen.

Die Beleuchtung stabilisierte sich wieder, und erste Schadensmeldungen kamen herein. Zwar waren einige Komponenten der Schaltzentrale ausgefallen oder durch Überschlagspannungen beschädigt worden, doch für alle standen Ersatzgeräte zur Verfügung. Auch den Gharrern war das Konzept der Redundanz nicht unbekannt. Sie hatten die ihnen von der Koalition Thoregon übertragene Aufgabe, den Sonnentresor zu bewachen, so ernst genommen, dass sie sämtliche Systeme mindestens dreifach angelegt hatten.

Nun ja, dachte Myles, vielleicht war das auch nicht das Werk der Gharrer, sondern das der Nonggo, die den Tresor konstruiert haben.

Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass durch die Hyperbeben immer mehr Geräte ausfielen oder beschädigt wurden. Und irgendwann würde es eins treffen, für das es keinen Ersatz mehr gab.

In diesem Fall konnten die Sonnenwürmer bei weiteren Manipulationen des Tresors ihr Gefängnis Skoghal verlassen. Myles Kantor mochte gar nicht darüber nachdenken, welche Frist den Chearthern dann noch blieb, bis die Guan a Var die Sonnen dieser Galaxis auflodern ließen und nach und nach alle Zivilisationen vernichteten.

»Energieversorgung wiederhergestellt!«, meldete der gharrische Hyperphysiker. »Alle Geräte funktionsbereit, Netzwerkverbund geschlossen!«

»Wollen wir mal sehen, was du wirklich kannst!«, murmelte Granger Miller verbissen und wandte sich wieder dem Hyperraum-Resonator zu.

Das Gerät war von den Wissenschaftlern auf Camelot zur Messung bisher unbekannter Frequenzen des Hyperspektrums entwickelt worden. Nach einigen minimalen Modifikationen Kantors setzten nun die Hyperphysiker der Alliierten den Resonator ein. Damit wollten sie Hyperraumphänomenen im und um den Sonnentresor entgegenwirken, die von den Manipulationen der Algiotischen Wanderer erzeugt wurden.

Auch die Tatsache, dass der Sonnentresor hauptsächlich wegen des Einsatzes dieses Geräts noch nicht zusammengebrochen war, zeugte davon, wie überlegen die Technik der Milchstraßenvölker derjenigen der Chearther und Algioten war. Masse gegen Qualität: Hunderte oder gar Tausende Störimpulse der Algioten waren nötig, um eine Wirkung zu erzeugen, die mit Hilfe eines einzigen Resonators wieder aufgehoben werden konnte.

Und die Stabilität des Gefängnisses war natürlich ebenso ein Beweis für die Überlegenheit der Technik der Nonggo, die die Übergriffe der Algioten bislang noch wegzustecken schien.

Trotzdem wurde in Myles Kantor das Gefühl immer stärker, dass sie nur noch auf Zeit spielten und die Uhr gegen sie arbeitete.

Am liebsten hätte er den Resonator selbst bedient. Doch Miller hielt sich schon seit geraumer Zeit auf Thagarum auf und war mit der Bedienung des Geräts sowie den aktuellen Umständen wesentlich vertrauter als er. Der Terrastämmige hatte gelernt, die kleinsten Nuancen der Manipulationen zu deuten. Myles hätte der Sache nur geschadet, hätte er ihm ins Handwerk gepfuscht.

Man muss auch delegieren können, dachte er.

»Na also!« Grangers Stimme klang triumphierend. »Die Störsignale, die wir pausenlos nach Porrista schicken, zeigen endlich Erfolg. Und der Resonator steuert den Manipulationen gegen und gleicht sie aus. Der Sonnentresor nähert sich allmählich wieder seinem ursprünglichen energetischen Zustand, der die Guan a Var zwingt, auf Skoghal zu bleiben.«

Kantor schaute auf die Hologramm-Phalanx, betrachtete die Darstellungen von Moinghas, Yponiko, Skoghal, der anderen Sterne in der Nähe und schließlich des gesamten Sonnentresors.

Die Protuberanzen auf Moinghas schienen sich zu krümmen, zusammenzuziehen, dann ruckhaft in die Höhe zu schnellen. Schließlich schossen die bogenförmigen Energiegebilde von der Chromosphäre in die Korona hinauf und dann noch höher, in den Leerraum zwischen den Sternen, zurück nach Skoghal, dem eigentlichen Gefängnis der Würmer.

»Wir haben es geschafft!«, sagte Granger Miller. Wäre die starke Erschöpfung in seiner Stimme nicht gewesen, hätte es wie ein Jubilieren geklungen. »Wir haben die Guan a Var gezwungen, Moinghas zu verlassen und sofort nach Skoghal zurückzukehren!«

Myles Kantor atmete erleichtert auf. Ihnen war eine weitere Gnadenfrist zugestanden worden. Es fragte sich nur, wie lange sie währte. Und das Hyperbeben hatte sich ebenfalls abgeschwächt. Über- und unterlichtschneller Raumflug waren nun wieder möglich, und er konnte mit den hier gesammelten Daten auf die ENZA zurückkehren, seinem GILGAMESCH-Modul.

In diesem Augenblick wimmerten die Alarmsirenen wieder los, aber mit einem dumpfen, durchdringenden Ton, der ganz anders klang als zuvor.

Myles Kantor stöhnte. Der erste Januar 1291 NGZ war ein Samstag, und das neue Jahr begann so übel, wie das alte aufgehört hatte.

Raumschiffalarm! Die Algiotischen Wanderer griffen Thagarum an!

*

Ein Geschwader Knotenschiffe unterschiedlichster Größe fiel einige Lichtminuten vom Lhanzoo-System entfernt aus der Librationszone.

Untere Chargen, dachte Myles Kantor. Die Tazolen mit ihren Pfeilschiffen hielten sich vornehm zurück. Das ließ darauf schließen, dass es sich entweder um ein Ablenkungsmanöver handelte oder um einen weiteren Versuch, den Galaktikern ein paar Nadelstiche zu versetzen und sie nicht zur Ruhe kommen zu lassen.

Die Einheiten der Gharrer und Galaktiker konnten die im Trytrans-Flug befindlichen Schiffe normalerweise orten, was einen großen Vorteil darstellte, da sie auf diese Weise schon auf die Annäherung des Feindes reagieren konnten. Der Begriff »Trytrans« leitete sich von Tryx a tror ab, der algiotischen Bezeichnung für den Zwischenraum.

Aber die Pilger hatten dazugelernt. Nun durchschaute Myles endgültig ihre Strategie.

Zuerst kamen die hektischen Breitband-Störimpulse, die die Yponiko geltenden Manipulationen verschleiern sollten. Dann das Hyperraumbeben, das den Guan a Var ein Überwechseln nach Moinghas erleichterte oder es zumindest tarnen sollte.

Und im Schutz dieses Bebens hatten die Algioten ihren Verband in Marsch gesetzt, um nach Abklingen der unmittelbaren Gefahr, die ja auch für sie galt, die Wachsamkeit der alliierten Schutzverbände zu überprüfen.

Myles beobachtete auf einem Holo, wie zwei Module der GILGAMASCH einen Abfangkurs flogen. Doch plötzlich schienen es vier zu sein, dann acht, sechzehn ...

»Der Virtuellbildner«, murmelte er.

Rachenschiffe der Wlatschiden und Walzenraumer der Gharrer nahmen Fahrt auf, doch bevor sie den Ort der Konfrontation erreichten, war alles schon vorbei.

Die Algiotischen Wanderer setzten unterschiedliche Arten von Strahlengeschützen und Desintegratoren ein, die Molekülverbände in Atome zerlegten. Ihre innovativste Waffe war jedoch das Tryxok-Geschütz. Damit konnten sie Schutzschirme knacken, die auf dem Halbraum-Prinzip basierten – etwa wie die Brudervölker von Chearth sie verwendeten –, nicht aber die Paratronschirme der Galaktiker. Dazu war schon ein Punktbeschuss mit gewaltiger Feuerkraft nötig.

Auch ihre Styg-Schirme – die von den Algioten verwendete Abkürzung für Sera Tryx a tror-Geme, »Komprimiertes Viereinhalb-Feld« – konnten zwar mehrfach gestaffelt sein, ließen sich aber höchstens mit den galaktischen HÜ-Schirmen vergleichen. Sie hatten daher den Mega-Transformkanonen, Desintegratorgeschützen, Thermoblastern und sonstigen Waffen der GILGAMESCH-Module kaum etwas entgegenzusetzen.

Der Spuk war in Sekundenschnelle vorbei. Als die Module zu feuern begannen, drehten die Knotenschiffe ab, bevor sie ernsthaft beschädigt werden konnten.