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Von Yorname nach Terra - ein junger Mann denkt ans Land Dommrath Auf der Erde und den Tausenden von Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen leben, schreibt man das Jahr 1303 Neuer Galaktischer Zeitrechnung - das entspricht dem Jahr 4890 alter Zeit. Seit dem Ende des Konstituierenden Jahres gehört die Milchstraße zur Koalition Thoregon, jenem Zusammenschluß von sechs Superintelligenzen, der künftig für Frieden und Unabhängigkeit in diesem Bereich des Kosmos stehen soll. Als Sechster Bote von Thoregon ist Perry Rhodan gewissermaßen das Bindeglied zwischen der Menschheit und den Superintelligenzen sowie den anderen Völkern des Galaxienbundes. Als einziger Terraner kann er die mysteriöse Brücke in die Unendlichkeit benutzen. Leider entspricht die Lage innerhalb der Menschheitsgalaxis nicht den Zielen Thoregons. Vor allem das aggressiv auftretende Kristallimperium dehnt seine Macht immer weiter aus. Zuletzt besetzten mehrere zehntausend Kampfraumschiffe das kleine Sternenreich der Topsider, gewissermaßen direkt "vor der Haustür" der Terraner. Eine viel größere Gefahr scheint sich aber hinter dem Namen Morkhero Seelenquell zu verbergen. Was sich hinter dieser Geistesmacht verbirgt, kann nur ein junger Mann ahnen. Trim Marath erlebt die ODYSSEE EINES MUTANTEN...
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Veröffentlichungsjahr: 2014
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Nr. 2001
Odyssee eines Mutanten
Von Yorname nach Terra – ein junger Mann denkt ans Land Dommrath
von Ernst Vlcek
Auf der Erde und den Tausenden von Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen leben, schreibt man das Jahr 1303 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 4890 alter Zeit. Seit dem Ende des Konstituierenden Jahres gehört die Milchstraße zur Koalition Thoregon, jenem Zusammenschluss von sechs Superintelligenzen, der künftig für Frieden und Unabhängigkeit in diesem Bereich des Kosmos stehen soll.
Als Sechster Bote von Thoregon ist Perry Rhodan gewissermaßen das Bindeglied zwischen der Menschheit und den Superintelligenzen sowie den anderen Völkern des Galaxienbundes. Als einziger Terraner kann er die mysteriöse Brücke in die Unendlichkeit benutzen.
Leider entspricht die Lage innerhalb der Menschheitsgalaxis nicht den Zielen Thoregons. Vor allem das aggressiv auftretende Kristallimperium dehnt seine Macht immer weiter aus. Zuletzt besetzten mehrere zehntausend Kampfraumschiffe das kleine Sternenreich der Topsider, gewissermaßen direkt »vor der Haustür« der Terraner.
Eine viel größere Gefahr scheint sich aber hinter dem Namen Morkhero Seelenquell zu verbergen. Was sich hinter dieser Geistesmacht verbirgt, kann nur ein junger Mann ahnen. Trim Marath erlebt die ODYSSEE EINES MUTANTEN …
Perry Rhodan – Der Solare Resident ist das Vorbild vieler Mutanten.
Trim Marath – Der Monochrom-Mutant besitzt keine dokumentierten Fähigkeiten.
Startac Schroeder – Der junge Teleporter wird zum Mentor.
Moharion Mawrey – Die Residenz-Ministerin setzt sich für junge Mutanten ein.
Morkhero Seelenquell
Der Schreck saß allen noch gehörig in den Gliedern.
Gerade erst hatte Tautmo Aagenfelt versucht, Perry Rhodan zu töten. Der Attentäter hatte nicht aufgegeben, sein Vorhaben bis zuletzt verbissen durchzusetzen versucht – bis zur Selbstvernichtung. Erst eine tödliche Herzattacke hatte ihn gestoppt.
Um die Sache in die richtige Größenordnung zu reihen: Den Mordanschlag hatte nicht irgendein beliebiger verübt. Nein, kein verirrter Fanatiker, kein für schnöden Mammon gedungener Mörder.
Es war der Tautmo Aagenfelt, der die Waffe auf Perry Rhodan gerichtet hatte. Der geniale Physiker. Der Schöpfer der Aagenfelt-Barriere. Einstiger Weggefährte Rhodans auf der SOL und sein enger Vertrauter der letzten Jahre.
Und der Prototyp eines Feiglings – auch das war Tautmo Aagenfelt gewesen. Und dieser ängstlich auf Sicherheit bedachte Hasenfuß hatte mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln versucht, dem Residenten Perry Rhodan den Garaus zu machen.
Wie konnte es dazu kommen? Was mochte in Tautmo Aagenfelt gefahren sein? Was war der Motor, der ihn zu dieser Wahnsinnstat getrieben hatte?
Fragen über Fragen, auf die es keine Antworten gab. Die vielleicht nie beantwortet werden würden.
In dem Gedränge, das nach dem verhinderten Attentat um Perry Rhodan herrschte, wurde gar nicht bekannt, dass Moharion Mawrey, die Residenz-Ministerin für Mutantenfragen, bereits kraft ihres Amtes den Alarmzustand für die Solare Residenz verhängt hatte – noch bevor Aagenfelt mit seiner Wahnsinnstat begonnen hatte.
Perry Rhodan konnte sie nicht mehr erreichen, aber der Terranische Resident wurde allein mit der Gefahr fertig. So erfuhr er nicht, dass ihrer Meinung nach etwas in die Solare Residenz eingedrungen war.
Elara Marath lebte in ständiger Sorge um ihren Sohn. Dabei schien an diesem 2. Oktober 1285 NGZ alles mit ihm ihn Ordnung gewesen zu sein.
Elara hatte eine leichte Geburt, und Doc Ed bestätigte nach der ersten Untersuchung des Babys, dass es ein kerngesunder Junge sei. Elara und Netah konnten sich zuerst nicht über einen Namen einigen und entschieden sich dann für Trim; nach Trimotheus Ackaren, einem von Elaras fernen Vorfahren, der zu Monos' Zeiten gelebt hatte.
Den ersten Schock bekam Elara, als Doc Ed ihr so schonend wie möglich eröffnete, dass Trim farbenblind war und sich daran vermutlich auch nichts ändern ließ.
»Es handelt sich nicht um ein Augenleiden, was sich heutzutage relativ unkompliziert beheben ließe«, erklärte ihr der Hausarzt, »sondern um eine genbedingte Störung des zerebralen Sehzentrums. Hat einer deiner Vorfahren an Achromatopsie gelitten, Elara? Oder gab es in Netahs Verwandtschaft einen solchen Fall?«
Elara konnte das mit gutem Gewissen verneinen. Auch Netah konnte sich nicht an einen Fall von Farbenblindheit in seinem Stammbaum erinnern.
»Kannst du denn überhaupt nichts für unsern Trim tun?«, wollte Elara verzweifelt wissen.
»Das lässt sich erst in ein oder zwei Jahren sagen«, wich Doc Ed aus. »Ich selbst bin auf diesem Gebiet nicht sehr bewandert, aber ich werde mich umhören.«
»Ich bitte dich inständig, alles zu unternehmen, damit Trim wieder sehen kann«, flehte Elara. Das entsprach gar nicht ihrer Art, denn sie war eine starke Frau. Aber Trim war ihr und Netahs Wunschkind, und sie liebten ihn über alles. Als sie Doc Eds seltsamen Blick merkte, berichtigte sie sich: »Ich meine, richtig sehen, in aller Farbenpracht, die das Universum zu bieten hat.«
»Ich werde mich dafür stark machen«, versprach Doc Ed. Er hieß mit vollem Namen Eduard Wirsung und war Doktor für allgemeine Medizin, aber auf Yorname nannten ihn alle nur Doc Ed.
Yorname war ein unbedeutender Planet: kurze Sommer, harte Winter und stürmische Zwischenjahreszeiten. Zwar nur 1246 Lichtjahre in Richtung der galaktischen Southside von Terra entfernt, galt Yorname dennoch als »Hinterwäldlerwelt«, deren Name kaum jemand in der Zivilisation geläufig war.
Es war eine Kolonialwelt ohne Reichtümer; sie besaß so geringe strategische oder wirtschaftliche Bedeutung, dass LFT und Kosmische Hanse es unterlassen hatten, hier Stützpunkte zu errichten.
Elara lebte dennoch gerne hier. Sie liebte die raue Natur mehr als zivilisatorische Annehmlichkeiten. Sie war Netah spontan hierhergefolgt, als er tollpatschig um ihre Hand angehalten hatte. Nach ihrer Heirat hatte er ihr gestanden, dass er nur aus dem einen Grund nach Terra gekommen war: nämlich, um sich nach einer Braut umzusehen. Er hatte zu diesem Zweck zum ersten Mal seine Heimatwelt verlassen, und es sollte gleichzeitig das letzte Mal sein.
Elara hatte damals seine Naivität belächelt, ausgerechnet auf Terra mit seinen verwöhnten Frauen auf Brautschau zu gehen. Aber gab ihm die Tatsache, dass er dort in ihr eine Frau fürs Leben gefunden hatte, nicht recht?
Netah bewirtschaftete eine kleine Farm und vertrieb nebenbei landwirtschaftliche Geräte. Dieser Nebenjob füllte ihn bald so sehr aus, dass er die meiste Zeit auf Yorname unterwegs war, und so fiel der Löwenanteil der Farmarbeit Elara zu. Ihr machte es nichts aus, körperlich gefordert zu werden, aber sie litt darunter, dass die andere Hälfte des Bettes so viele Nächte leer blieb.
Netah versprach Besserung. In dieser Nacht beschlossen sie, ein Kind in die Welt zu setzen. Und das klappte quasi auf Anhieb.
Doch nach der Geburt des Jungen begann ihr Glück zum Albtraum zu werden. Doc Eds unumstößliche Diagnose, dass Trim die Welt nur schwarzweiß sehen würde, versetzte ihnen einen tiefen Schock. Nicht, dass sie beide Trim nicht trotzdem über alles geliebt hätten. Sie bedauerten nur, dass er mit diesem Makel würde leben müssen.
Es kam schlimmer. Trim, der in den ersten Wochen mit der Zufriedenheit eines umsorgten Babys still vor sich dahingedämmert hatte, bekam plötzlich sporadisch Schreianfälle. Diese häuften sich in einem beängstigenden Maße, wurden heftiger und ausdauernder, bis sie schließlich zu nicht enden wollenden Weinkrämpfen ausarteten.
Er verweigerte oft die Nahrungsaufnahme. Einmal schien er fast an Elaras Brust zu ersticken, so sehr hatte er sich festgesaugt. Danach entschloss sie sich schweren Herzens, ihm das Fläschchen zu geben. Auch das wurde immer mehr zur Tortur für beide, und danach sah die Wiege wie ein Schlachtfeld aus, auf dem mit Nährbrei gekämpft worden war.
Wenn Trim schließlich vor Erschöpfung einschlief, schlug er unruhig um sich und stieß wimmernde Laute aus. Elara brach es beim Anblick des verkrampft zuckenden Menschenbündels schier das Herz.
Doc Ed untersuchte Trim sehr genau, konnte jedoch keinerlei physische Mängel an ihm feststellen – abgesehen davon, dass er ihm leicht unterernährt erschien. Aber ihm war klar, dass etwas mit dem Kleinen nicht stimmen konnte.
»Ich kann leider nicht eruieren, was in Trims Kopf vor sich geht, welche Dämonen ihn plagen«, sagte er bekümmert. »Darum schlage ich vor, dass du ihn in eine moderne Klinik zur Beobachtung bringst. Am besten nach Mimas. Dort hat man die nötige Technik, um ihn nach allen Regeln der Kunst zu durchleuchten.«
»Nie und nimmer!«, lehnte Elara heftig ab. Sie schauderte bei dem Gedanken, ihren Jungen roboterhaften Medizinern zu überlassen, um ihn nach »allen Regeln der Kunst« durch deren sterile Diagnosefabrik schleifen zu lassen. Sie kannte Mimas. Nicht als Patientin, nur als Exkursionsteilnehmerin, aber das reichte ihr. »Ich stecke Trim in keine solche moderne Folterkammer. Lieber versuche ich, ihm durch Liebe und Zuneigung zu helfen.«
Diesem Argument hatte Doc Ed nichts entgegenzuhalten.
Trims Zustand besserte sich allmählich. Es gab Phasen, da verhielt er sich tagelang völlig normal. Er nahm mit Heißhunger seine Nahrung zu sich, schlief ruhig und ausgiebig, wie es bei einem Kleinkind seines Alters zu sein hatte, und widmete sich sogar dem Spielzeug, mit dem Elara oder Netah ihn köderten.
Einmal brachten sie ihn sogar dazu, ein fröhlich glucksendes Babylachen von sich zu geben. Aber das gelang ihnen nur dieses eine Mal. Trim blieb ein Wesen, das aus irgendwelchen Gründen außerstande war, herzliches Lachen von sich zu geben.
Die Phasen, in denen sich Trim ruhig verhielt, wurden länger. Doch stets wenn Elara Hoffnung hatte, dass sein Zustand sich dauerhaft normalisiert haben könnte, bekam er einen Rückfall. Trims Anfälle änderten sich. Er schrie und weinte nicht mehr so herzzerreißend wie früher, sondern klagte wimmernd, als weine er in sich hinein, anstatt seinen Seelenschmerz in die Außenwelt zu entlassen.
Doc Ed war mit Trims Entwicklung überaus zufrieden. Der Arzt beglückwünschte Elara zu ihrem Entschluss, ihn mit ihrer Zuneigung und Aufopferungsbereitschaft zu behandeln, anstatt ihn der Heilmaschinerie einer Klinik zu überantworten.
Dass ihre Entscheidung richtig gewesen war, das stand außer Frage. Aber sie fragte sich besorgt, ob Trims Zustand sich wirklich besserte oder ob er vielleicht zu lernen begann, sich der Welt zu verschließen und seine Probleme, welcher Art sie auch immer waren, in sich selbst zu verarbeiten.
Trim lernte sehr rasch, was von einem hohen Intelligenzgrad zeugte. Das erleichterte Elara, und Netah war überzeugt, dass sich alles zum Guten wenden würde.
Als Trim zu sprechen begann, da legte Elara größten Wert darauf, ihm möglichst rasch zu einem großen Wortschatz zu verhelfen und ihm auch die richtige Aussprache einzudrillen. Sie ging erst gar nicht auf sein Babygelalle ein, sondern sprach mit ihm fast wie mit einem Erwachsenen. Das tat sie nicht ganz ohne Hintergedanken. Eines Tages wollte sie ihn darüber ausfragen, was ihn während seiner Anfälle denn so fürchterlich plagte.
Aber Trim ließ sich nicht mehr gehen, würgte alles in sich hinein, schluckte es tapfer – oder ängstlich? – hinunter. Wurde er darauf angesprochen, bestritt er zornig, dass ihm etwas Kummer beschere.
»Ich liebe dich doch über alles, Trim«, sagte sie mit tränenerstickter Stimme und versuchte ein vertrauenerweckendes Lächeln. »Mit mir kannst du über alles sprechen, was dich bedrückt.«
In Trims schmalem Gesicht zuckte es, aber es schien, dass er seine Empfindungen nicht zeigen konnte, sosehr er sich auch bemühte.
»Ich liebe dich auch, Ma«, sagte er in feierlichem Ernst und hob hilflos die Schultern, wie er es von den Erwachsenen abgeschaut hatte. »Aber wie soll ich es dir sagen?« Er drehte sich um und ging davon.
»Versuch es doch wenigstens, Trim!«, rief sie ihm nach. »Bitte!«
Aber sie hätte ebenso gut die Wand vor sich anflehen können. War Trim denn gefühlsarm? Nein, das glaubte sie nicht.
Es war wenige Wochen nach dieser missglückten Aussprache, als sie eines Nachts feststellte, dass Trim nicht in seinem Bett war. Sie fand ihn im Garten. Er stand mit geschlossenen Augen wie in Trance da. Die windige Herbstkälte schien ihm nichts anzuhaben, obwohl er nur mit seinem Nachthemd bekleidet war.
Elara stürzte zu ihm, um ihn durch ihre Umarmung zu wärmen und diesem Zustand der geistigen Abwesenheit zu entreißen. Sie war in diesem Moment hysterisch vor Angst, dass sie ihn verlieren könnte.
Es gelang ihr tatsächlich, ihn aus diesem tranceartigen Zustand zu holen. Aber er gebärdete sich dabei wie verrückt. Er schlug um sich und schrie. Trim riss sich von ihr los und wich von ihr ab. Dabei schleuderte er ihr mit sich aufgeregt überschlagender Stimme anklagende Worte entgegen, die sie nicht verstehen konnte. Es klang wie eine fremde Sprache. Aber dann erkannte sie, dass er in seiner heftigen Erregung nur nicht richtig artikulierte.
Die ganze Zeit hielt er die Augen fest zusammengepresst, als wolle er sie vor ihr und vor der Wirklichkeit verschließen. Schließlich beruhigte er sich, öffnete die Augen und sah sie mit tränenfeuchtem Blick an.
»Was hast du mir vorhin zu erklären versucht, Trim?«, fragte sie ungläubig.
»Ich war ein Adler«, sagte er mit nunmehr ruhiger und trauriger Stimme. »Ein großer Vogel mit ganz großen Flügeln. Du hast mich aus dem Flug geholt, und dann bin ich ganz furchtbar abgestürzt. Ich hätte mir alle Flügel brechen können.«
»Aber Trim! Du hast doch nur geträumt, ein Vogel zu sein und fliegen zu können. Es war ein so heftiger Traum, dass du geschlafwandelt bist.«
Doch er verneinte das mit einem ernsten Kopfschütteln.
*
Elara versuchte mit viel Einfühlungsvermögen, aber ebensolcher Hartnäckigkeit, Trim näherzukommen und die Mauern einzureißen, die er um sich errichtet hatte. Er leistete erbitterten Widerstand, aber schließlich gab er nach. Elara konnte hinterher nicht sagen, was das auslösende Moment gewesen war, dass er zu ihr endlich Vertrauen fasste. Für sie zählte letztlich nur, dass er sich ihr offenbarte.
Es war tiefster Winter. Draußen tobte ein Schneesturm. Netah war mit dem Gleiter auf einer Verkaufstour. Aber wenigstens hatte er einen Generator angeschafft, der das Farmhaus in einen Schutzschirm hüllte, der die Wetterunbilden fernhielt und für eine Oase der Wärme und Behaglichkeit sorgte. Dennoch konnte sich Elara einer gewissen Kälte nicht erwehren. Es war unheimlich still im Haus. Trim hatte sich irgendwohin verkrochen und gab kein Lebenszeichen von sich.
Elara sah Trivideo, ihre einzige Verbindung zum Universum. In den galaktischen Nachrichten kam gerade ein Bericht über das Auftauchen eines Helioten auf der Erde und seine Verkündung, dass die Terraner in die Koalition Thoregon aufgenommen werden sollten und Perry Rhodan der Sechste Bote dieser Allianz werden sollte.
Elara wusste nicht recht, was sie von dieser kosmischen Entwicklung halten sollte. Aber sie war sicher, dass die Auswirkungen, ob positiv oder negativ, nicht bis nach Yorname dringen würden.
Plötzlich hatte sie das Gefühl, nicht allein im Raum zu sein. Als sie sich umdrehte, stand Trim wie ein Geist hinter ihr und sog die Trivideo-Bilder von Perry Rhodan fasziniert in sich auf.
»Hast du mich erschreckt, Trim«, sagte sie und lächelte, um ihre Worte abzuschwächen. »Ich habe dich gar nicht kommen hören.«
Der kleine Junge zuckte beim Klang ihrer Stimme zusammen und löste seinen Blick vom Trivideo.
»Ich bin schon die ganze Zeit da«, sagte er ergriffen.
Sein Gesichtsausdruck gab Auskunft darüber, wie sehr ihn die Bilder aus dem Trivideo faszinierten. Elara konnte sich vorstellen, wie gerne er bei diesem Ereignis dabei gewesen wäre. Darum sagte sie in seinem Sinne: »Schade, dass wir das nicht miterleben durften und die Ausstrahlung des Helioten nicht spüren konnten.«
»Ich schon«, sagte Trim. »Es war ein wunderschönes Erlebnis.«
»Was redest du da, Trim!«, rief die Mutter. Aber seltsamerweise glaubte sie ihm, und das war es, was sie wirklich erschreckte.
Er schaltete das Trivideo ab, setzte sich ihr gegenüber und sah ihr fest in die Augen. Dann sagte er schlicht: »Ich ergebe mich.«
»Was?«
»Ich weiß, wie krank dich die Ungewissheit über mich macht. Darum will ich mit dir über mich reden. Aber nur dieses eine Mal.«
Sie ergriff spontan seine Hände, außerstande, etwas zu sagen, aber er entzog sie ihr, signalisierte so seine Beharrung auf Distanz. Sie akzeptierte das, war einfach froh, dass er überhaupt mit ihr über seine Probleme sprechen wollte. Er machte in diesem Moment nicht den Eindruck eines Vierjährigen auf sie, sondern sein glattes Kindergesicht wirkte wie das von jemand, der schon ein halbes Leben hinter sich hatte.
»Was ist mit dir, Trim?«, fragte sie vorsichtig.
»Mir ist, als trage ich ein ganzes Universum in meinem Kopf herum«, begann er zaghaft. Je länger er redete, desto flüssiger kamen die Worte über seine Lippen, bis sie wie ein Wasserfall aus ihm hervorsprudelten. Elara glaubte für einige Augenblicke, einen Erwachsenen vor sich zu haben, so klar und deutlich sprach der Junge, doch dann kam wieder die Naivität zum Vorschein, wie sie für sein Alter typisch war. »Von überall strömen Einflüsse auf mich ein. Gedanken, Gefühle, Licht und Wärme. Das muss schon ganz lange so sein. Ich konnte mich nie dagegen wehren, den Fluss nicht stoppen. Das machte mir angst, tat immer weh. Aber ich lernte immer besser, mich abzuschirmen, so, wie wir den Schneesturm von unserem Haus fernhalten.«
Indem Trim sich auf bestimmte auf ihn einströmende Impulse konzentrierte, schwächte er die Wirkung aller anderen ab. So wie damals, als er sich auf die Signale des einzelnen Adlers konzentrierte, der auf der Tagseite von Yorname seine Kreise zog. Auf diese Weise gelang es ihm, seine verhängnisvolle Gabe zu regulieren. Alles andere wurde zu einem Hintergrundrauschen, und er nahm nur den Flug des Adlers wahr. Aber dann hatte seine Mutter ihn aus seinem schlafwandelnden Flug gerissen und so dafür gesorgt, dass wieder die Signale eines ganzen Universums mit Pauken und Getöse auf ihn einstürmten. Das war ein Moment, da er hätte den Verstand verlieren können.
»Tut mit leid, Trim«, sagte Elara, ohne recht zu begreifen, wofür sie sich eigentlich entschuldigte. Versuchte ihr Sohn ihr gerade zu erklären, dass er nicht nur unter Albträumen litt, sondern die Leben anderer lebte? Das ging über ihren Verstand, das übertraf ihre schlimmsten Vorstellungen.