Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Sein Handwerk ist das Töten - er ist ein Krieger der Mundänen Auf der Erde und den Tausenden von Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen leben, schreibt man das Jahr 1303 Neuer Galaktischer Zeitrechnung - das entspricht dem Jahr 4890 alter Zeit. Seit dem Ende des Konstituierenden Jahres gehört die Milchstraße zur Koalition Thoregon, jenem Zusammenschluß von sechs Galaxien, der künftig für Frieden und Gerechtigkeit in diesem Bereich des Kosmos stehen soll. Als Sechster Bote von Thoregon bildet Perry Rhodan gewissermaßen das Bindeglied zwischen der Menschheit und den Superintelligenzen sowie den anderen Völkern des Galaxienbundes. Leider entspricht die Lage innerhalb der Menschheitsgalaxis nicht den Zielen Thoregons. Vor allem das aggressiv auftretende Kristallimperium dehnt seine Macht immer weiter aus. Zuletzt besetzten mehrere zehntausend Kampfraumschiffe das kleine Sternenreich der Topsider, gewissermaßen direkt "vor der Haustür" der Terraner. Davon können die Menschen an Bord der SOL nichts ahnen. Das legendäre Hantelraumschiff ging zuletzt im Kessel von DaGlausch durch den dort existierenden gigantischen Pilzdom auf unbekannte Fahrt. Seither hat man in der Milchstraße nichts mehr von Atlan und den sechstausend Besatzungsmitgliedern gehört. Auch nicht von Mondra Diamond und dem kleinen Delorian Rhodan... Die SOL kommt an einem Punkt des Universums heraus, der eigenen Gesetzen unterliegt. Man nennt diese Region die NACHT, und sie wird von den kleinwüchsigen Mom'Serimern bewohnt. Bedroht werden diese unter anderem durch CUGARITTMOS GESICHTER...
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Seitenzahl: 141
Veröffentlichungsjahr: 2014
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Nr. 2006
Cugarittmos Gesichter
Sein Handwerk ist das Töten – er ist ein Krieger der Mundänen
von Ernst Vlcek
Auf der Erde und den Tausenden von Planeten in der Milchstraße, auf denen Menschen leben, schreibt man das Jahr 1303 Neuer Galaktischer Zeitrechnung – das entspricht dem Jahr 4890 alter Zeit. Seit dem Ende des Konstituierenden Jahres gehört die Milchstraße zur Koalition Thoregon, jenem Zusammenschluss von sechs Galaxien, der künftig für Frieden und Gerechtigkeit in diesem Bereich des Kosmos stehen soll.
Als Sechster Bote von Thoregon bildet Perry Rhodan gewissermaßen das Bindeglied zwischen der Menschheit und den Superintelligenzen sowie den anderen Völkern des Galaxienbundes. Als einziger Terraner kann er die mysteriöse Brücke in die Unendlichkeit benutzen.
Leider entspricht die Lage innerhalb der Menschheitsgalaxis nicht den Zielen Thoregons. Vor allem das aggressiv auftretende Kristallimperium dehnt seine Macht immer weiter aus. Zuletzt besetzten mehrere zehntausend Kampfraumschiffe das kleine Sternenreich der Topsider, gewissermaßen direkt »vor der Haustür« der Terraner.
Davon können die Menschen an Bord der SOL nichts ahnen. Das legendäre Hantelraumschiff, das von Perry Rhodan und seinen Gefährten erst unlängst zurückerobert wurde, ging zuletzt im Kessel von DaGlausch durch den dort existierenden gigantischen Pilzdom auf unbekannte Fahrt.
Seither hat man in der Milchstraße nichts mehr von Atlan und den sechstausend Besatzungsmitgliedern gehört. Auch nicht von Mondra Diamond und dem kleinen Delorian Rhodan …
Die SOL kommt an einem Punkt des Universums heraus, der eigenen Gesetzen unterliegt. Man nennt diese Region die NACHT, und sie wird von den kleinwüchsigen Mom'Serimern bewohnt. Bedroht werden diese unter anderem durch CUGARITTMOS GESICHTER …
Cugarittmo – Der mundänische Krieger durchlebt eine steile Karriere.
Atlan – Der Arkonide wagt sich aus der NACHT hinaus in die Galaxis des Krieges.
Crom Harkanvolter – Der Lord-Eunuch der Mom'Serimer informiert die Galaktiker.
Ronald Tekener – Der Smiler trifft eine schwere Entscheidung.
Dao-Lin-H'ay
»Sie sind ja manchmal wirklich schwer zu fassen«, sinnierte der mundänische Krieger und räkelte sich wohlig an der Seite der nackten Frau. »Ich meine, du brauchst schon eine ausgeklügelte Taktik, wenn du ihre Kämpfer in einer Raumschlacht schlagen willst. Auch wenn es darum geht, einen ihrer Planeten einzunehmen … Damit meine ich nicht, einen Planeten einfach zu zerstäuben, das ist keine Kunst. Nein, nein, das geht manchmal mit Fingerschnippen. Ich rede davon, eine Welt im Sturm zu erobern, so mit Bombenteppich, Landetruppen und ausgedehnten Bodenkämpfen. Sogar dann können sie sich noch – dank ihrer Technik – durchaus zur Wehr setzen. Ja, es ist manchmal schon beeindruckend, wie sich kleine, vermeintlich leicht einzunehmende Ziele als schier unüberwindliche Bastionen erweisen können. Und du denkst, du hast es da mit ganzen Kerlen zu tun. Aber …«
Der Krieger sog die Luft genüsslich in einem langen Atemzug ein, stieß sie dann kurz und geräuschvoll wieder aus.
»Aber wenn du sie erst einmal ihrer Technik entblößt«, fuhr er verklärt fort, »und sie in die Enge getrieben hast, erkennst du, dass sie zerbrechlich sind wie Püppchen. Ihre erbärmliche Angst zu spüren, wenn du zum Todesstoß ansetzt, ihre kläglichen Versuche, dich zu beeinflussen und dich umzustimmen, elektrisieren dich förmlich und putschen dich auf …«
Der Krieger atmete nun schwer, als durchlebe er einen solchen wonnevollen Akt der Vollstreckung in der Erinnerung noch einmal durch.
»Zerbrechlich wie Püppchen«, wiederholte er verklärt. Er fand aber gleich wieder in die Wirklichkeit zurück und lachte befreit auf. »Mein Vater hat mir einmal so eine Puppe geschenkt, ich war fünf, weiß aber nicht mehr, zu welchem Anlass. Sie war nichts Besonderes, ziemlich primitiv konstruiert sogar. Aber in den richtigen Farben, Gelb und Blau. Das machte mich so aggressiv, dass ich die Puppe in Stücke riss. Ich dachte, mein Vater würde mich dafür züchtigen. Aber er rückte mir nur den Kopf wieder zurecht und tätschelte mich anerkennend. Das war damals das erste Mal, dass ich aus mir herausging. Und daran muss ich immer denken, wenn ich einen Slatty vor mir habe: Ich reiße ihn wie diese Puppe in Stücke.«
»Erzähl mir mehr davon, Cuga«, bat die Frau, während sie sich rittlings auf ihn setzte und mit den zwölf Fingern ihrer beiden Hände die Muskelstränge seiner Brust knetete.
»Worüber, über die Püppchen?«, fragte er belustigt. »Das hast du doch selbst auch schon oft genug erlebt.«
Sie schüttelte den Kopf in so heftiger Verneinung, dass ihr die Mähne ums Gesicht schlug.
»Deine Geschichte«, sagte sie und massierte ihm weiterhin die Brustpartie, wobei sie ihn zwischendurch immer wieder in die Muskeln kniff. »Ich möchte deine Geschichte hören. Zum wiederholten Mal …«
»Meine Geschichte begann nicht sehr aufregend«, erzählte der Krieger. »Mein Vater schickte mich schon sehr früh auf die Kadettenschule, weil er dachte, ich hätte das Zeug zu einem Helden in mir. Aber ich war nie ein guter Theoretiker, deshalb kam ich in der Schule nicht weiter und musterte als einfacher Soldat ab. Ich war nur ein kleiner Mun-12, ein Mundäne ohne Rang, als ich Dubensys verließ und nach Segafrendo einschiffte …«
*
Cugarittmo musste bis zu seinem zweiundzwanzigsten Lebensjahr warten, bis der nächste Tross seines Volkes die Heimat verließ und zur Verstärkung nach Segafrendo geschickt wurde.
Es war eine beeindruckende Flotte, die da auf den Flug über die fünf Millionen Lichtjahre aus Dubensys aufbrach. Sie bestand aus fünftausend Kriegstürmen, jeder davon ein Zylinder mit 3000 Metern Durchmesser und 1800 Metern Höhe. Dazu kamen ebenso viele Versorgungseinheiten von derselben Form, die jedoch nur einen Durchmesser von 1500 Metern und eine Höhe von 900 Metern hatten.
Alle mundänischen Einheiten, vom kleinsten Beiboot bis zu den legendären, geradezu mystifizierten gigantischen S-Zentranten basierten auf dieser Zylinderform. Ihre Heck- und Bugflächen wiesen jeweils sechzehn Zacken auf, in denen die Triebwerke untergebracht waren. Und sie waren alle von matter tiefschwarzer Farbe. Die Hüllen bestanden aus einem unglaublich widerstandsfähigen Spezialstahl, und deren Oberfläche waren nicht glatt, sondern gerippt und aufgeraut, so dass sie fast wie organisch strukturiert wirkten. Diese Aufrauung sorgte auch dafür, dass die Hüllen, unabhängig von allen äußeren Einflüssen, ihre Schwärze beibehielten.
Die Grundform der mundänischen Einheiten folgte nicht ästhetischen Maßstäben, sondern war auf Zweckdienlichkeit bedacht. Es gab keine unnötigen Schnörkel, keine überflüssigen Verzierungen.
Die mundänischen Zackenzylinder waren einfach und einprägsam: Wer ein Raumschiff dieser Form sah, egal welcher Größe, wusste sofort, mit wem er es zu tun hatte. Die Feinde der Galaktischen Krone hatten die schwarzen Sternzylinder fürchten gelernt. Für die Bewohner Segafrendos waren sie der Inbegriff von Hässlichkeit und des Bösen.
Damit erfüllte diese typische Form von Raumschiffen eine zusätzliche Funktion: Allein ihr Auftauchen verbreitete Angst und Schrecken. Und das war gut so.
Jeder der Kriegstürme war zugleich Trägerschiff für jeweils 40 Kriegsflöße, die auf der Bug- und der Heckfläche verankert waren. Ein Kriegsfloß besaß 500 Meter Durchmesser und eine Dicke von 300 Metern. Auf diese Weise wurden 200.000 solcher Truppentransporter nach Segafrendo überstellt, jeder voll bemannt. Hinzu kamen noch einmal 300.000 Kriegsleichter von 200 mal 120 Metern Größe, die von den Trossschiffen im Huckepack-Verfahren transportiert wurden.
Das waren insgesamt 510.000 Einheiten mit einer Besatzung von unzähligen Millionen von Mundänen!
Und jeder von diesen Millionen und Abermillionen Mundänen, ob Mann oder Frau, war ein durchtrainierter Soldat, der voller Ungeduld war, sein Handwerk in Segafrendo mit Leidenschaft und größtem Einsatz ausüben zu können. Sie wollten mit allen körperlichen und technischen Waffen gegen die Galaktische Krone kämpfen.
Auch Cugarittmo brannte darauf, seinen Teil zur Erreichung dieses Zieles beizutragen. Er konnte es kaum erwarten, einem Slatty gegenüberzustehen und ihn zu töten. Sein Schlaf war erfüllt von solchen Szenen, in denen er die Feinde reihenweise niedermähte.
Aber er musste sich noch lange gedulden, bis es endlich soweit war und er Gelegenheit bekam, einem Erzfeind gegenüberzustehen.
In Segafrendo mussten die Neuankömmlinge zuerst etliche Formalitäten erledigen und Rituale über sich ergehen lassen. Begrüßung, Einschwörung auf den Feind, Feuertaufe, Registrierung, Eignungstests und Zuteilung zu einer Kampfeinheit, Eingliederung in die Mannschaft eines Schiffes und dergleichen mehr.
In der Regel war es so, dass erfahrene Krieger, die schon längere Zeit in Segafrendo dienten, mit neuen, unerfahrenen Soldaten in Einheiten gesteckt wurden, um die Frischlinge von ihren Erfahrungen profitieren zu lassen. Den neu eingetroffenen Raumschiffen wurden altgediente Kommandeure zugewiesen, und wo das nicht ging, wurden frischgebackene Kommandanten mit ihren Schiffen in bestehende Flottenverbände eingegliedert.
Es gab Lücken genug in den Reihen der Mundänen, die es auszufüllen galt. Denn wie abfällig man auch über die Verteidiger dieser Galaxis sprechen mochte, wie sehr man sie belächelte und verspottete, sie hatten den Mundänen zu allen Zeiten dieses nun schon über 11.000 Segaf währenden Krieges große Verluste zugefügt. Erst in den letzten paar hundert Segaf hatte sich der Sieg der Mundänen abzuzeichnen begonnen. Aber noch immer wehrten sich die Völker der Galaktischen Krone vehement gegen den drohenden Untergang. Wie groß ihr Widerstand war, konnte man an der Tatsache erkennen, dass die in Segafrendo kämpfenden Mun-Truppen durch über 500.000 Einheiten gerade wieder aufgebessert werden mussten.
Cugarittmo wurde aufgrund der Eignungstests den Raumlandesoldaten zugeteilt und mit einigen hundert anderen Neulingen der Mannschaft eines Kriegsfloßes zugeteilt, die beim letzten Einsatz arg dezimiert worden war. Cugarittmo und die anderen hörten den Erzählungen der Krieger über dieses Unternehmen fasziniert zu, ohne zu hinterfragen, ob die geschilderten Heldentaten tatsächlich stattgefunden hatten. Tausende Mundänen hatten bei der Eroberung dieses einen Sonnensystems schließlich ihr Leben verloren, aber kein einziger Feind hatte überlebt. Wer fragte da schon nach den Namen der Helden – sie waren alle Helden.
Auch Cugarittmo wollte zu einem werden. Er wollte den Glauben des Vaters an ihn bestätigen, und er wollte alle Ausbilder der Kriegerschmiede Lüge strafen, die ihn als Mun-12 abgetan hatten.
Cugarittmo hatte nur Schwierigkeiten damit, sich der Zeitrechnung und der Sprache der Slattys zu bedienen. Beides war ihm zuwider und verhasst. Aber die Ausbilder bestanden darauf, dass alle Kämpfer das weiche, melodische Frendo-Prom perfekt beherrschten und soviel wie möglich von den Lebensregeln des Feindes übernahmen, um sich im Ernstfall besser auf sie einstellen zu können.
»Ihr sollt nicht zu Slattys umgeformt werden«, erläuterte Surgarro, ein Mun-7 und Verbandskommandeur über zehn Flöße, der ihnen Kriegspsychologie beizubringen versuchte, »aber ihr sollt lernen, ihre Denkweise nachzuvollziehen. Ich weiß, dass ihr denkt, das sei nicht nötig, weil ihr euch sowieso auf eure Instinkte und euren Spürsinn verlassen könnt. Aber solange ein Slatty über seine Technik verfügt, kann er euch ganz schön zum Narren halten. Verlasst euch nie allein auf eure Sinne. Denn es kommt nicht selten vor, dass diese getäuscht werden. Ihr denkt, die Aura aus Hass und Todesangst eines Slatty kommt von vorne, dabei fällt er euch im selben Moment in den Rücken. Mit wachsender Erfahrung werdet ihr lernen, solche Täuschungsmanöver zu durchschauen. Aber solange ihr unerfahren seid, verlasst euch nie allein auf euren Pux. Versucht stets, eure Feinde zu durchschauen!«
Cugarittmo und seine Kameraden gelangten zu der Überzeugung, dass solche Vorträge nichts brachten. Wie Surgarro selbst sagte, war es die Erfahrung, die den Krieger prägte. Damit sprach er sich selbst gegen alle Theorie und seinen eigenen Vortrag aus. Entsprechend gering war die Aufmerksamkeit, die ihm die Soldaten entgegenbrachten.
Aber das Tagwerk auf dem Floß bestand aus Theorie und Routine. Einzige Abwechslung bildeten die verschiedenen Manöver, die Surgarro die Mannschaften seiner zehn Kriegsflöße leisten ließ, im Raum und auf Himmelskörpern.
Während die Raummanöver nur anfangs etwas Spannung für die Einsatzkommandos mit Cugarittmo boten, sorgten die Bodenmanöver schon für mehr Nervenkitzel. Dabei wurde nämlich der Nahkampf geprobt. Es wurden zwei Parteien gebildet, von denen die eine die Rolle der Angreifer übernahm, während die andere die Verteidiger, die Slattys, imitierte. Für diesen Zweck bekamen die Verteidiger Ionen-Sender, wie sie auch die Slattys zur Täuschung und Ablenkung benutzten, um so von ihrer eigenen Aura abzulenken.
Cugarittmo verstand es, stets zu den Angreifern zu gehören, indem er, wenn er doch mal eine Niete zog, die Rollen einfach mit seinem Freund Argentutto tauschte.
Das erste Manöver dieser Art fand auf einer zerbombten und strahlenverseuchten Welt statt, die nach Surgarros Aussage ehemals eine paradiesische Welt der Slattys gewesen war. Zuerst schwärmten die 2000 »Slattys« aus, um sich in den Ruinen zu verkriechen. Nach einer angemessenen Frist wurden die 300 Jäger auf sie gehetzt.
Cugarittmo stürmte als einer der ersten los. Das Jagdfieber hatte ihn gepackt, als handle es sich um einen Ernstfall. Schon nach kürzester Zeit witterte er die für einen Slatty typische elektrische Aura. Er machte kurzen Prozess und lähmte den »Feind«, ohne viel Umstände zu machen. Dann stürmte er weiter. Cugarittmo steigerte sich in einen wahren Rausch. Es war wie in seinen Träumen, wo er die Gegner reihenweise umbrachte, sie zerstrahlte, vierteilte, sie förmlich zerstückelte, sie wie Trophäen aufspießte.
Am Ende des Manövers hatte es Cugarittmo auf siebzehn Abschüsse gebracht. Es war die beste Trefferquote dieses Durchgangs. Auch die nächsten Bodenmanöver schloss er als Bester ab. Das brachte ihm das Lob von Surgarro ein, aber auch Tadel.
»Du machst deinen Kameraden angst, Cugarittmo«, ermahnte er ihn. »Du gebärdest dich, als sähest du in ihnen tatsächlich Slattys. Sie befürchten, dass du sie in deinem Blutrausch mal töten könntest. Geht es nicht ein wenig zurückhaltender, Cugarittmo?«
»Nein, bedaure, Mun-7«, sagte Cugarittmo fest. »Ich gebe alles oder gar nichts.«
Ab dem sechsten Bodenmanöver sank Cugarittmos Trefferquote deutlich. Der Reiz des Neuen war verflogen, es konnte ihn nicht mehr befriedigen.
Als ihn deswegen Mun-7 Surgarro zur Rede stellte, sagte er: »Ich langweile mich. Ich möchte endlich echtes Kampfgeschehen erleben.«
»Das wirst du noch früh und oft genug«, versprach Surgarro. »Ich bin es gewohnt, dafür zu sorgen, dass meine Leute auf ihre Rechnung kommen.«
Zu diesem Zeitpunkt war Cugarittmo bereits zweimal befördert worden. Er hatte es bis zum Mun-10 gebracht und hatte 100 Krieger unter sich – ohne einen einzigen Feind getötet zu haben.
*
Zwischen den einzelnen Manövern gab es immer wieder Alarm für Surgarros Raumschiffverband; manchmal wurde er sogar in Kämpfe verwickelt. Aber damit hatten die Einsatzkommandos nichts zu tun. Sie bekamen nicht mit, was um sie und mit ihnen geschah. Sie konnten lediglich an den Schiffsgeräuschen, den Vibrationen und gelegentlichen Erschütterungen erkennen, dass es sich um veränderte Situationen handelte. Aber sie empfingen nicht einmal gesteigerte Elektrizität von den im Einsatz befindlichen Kameraden, sei es an den Geschützen, in der Kommandozentrale oder im Defensivbereich, weil diese von viel stärkeren Feldern überlagert wurden.
Wären sie abgeschossen worden, sie hätten nicht einmal gewusst, warum sie starben.
Sie konnten nur unbeteiligt dahocken und der Dinge harren, die da kommen mochten, ohnmächtig ihrem Schicksal ausgeliefert. Aber dieses war ihnen gnädig, denn sie bekamen nie einen Treffer ab. Die zehn Flöße, über die Surgarro befehligte, waren keine Kampfschiffe, sondern Truppentransporter, die nie aktiv in Raumschlachten eingriffen, sondern hinter der Front blieben. Sie hielten sich bereit, um im Ernstfall ihre Landetruppen auf umkämpften Planeten abzuladen. Dazu war es jedoch noch nicht gekommen. Surgarro hatte sein Versprechen noch nicht einlösen können, dafür zu sorgen, dass seine Leute »auf ihre Rechnung kamen« – wie immer er das auch anstellen wollte.
Für Cugarittmo war diese Ungewissheit während der Raumkämpfe unerträglich, und seinen Kameraden erging es ebenso. Darum sprach er seinen Vorgesetzten, den Mun-9 Scaliotto, darauf an, warum man der Truppe Informationen über die aktuellen Ereignisse vorenthalte.
»Mun-7 Surgarro will es so«, erläuterte Scaliotto. »Er hält es für besser, dass jede Einheit sich auf die ihr zustehenden Bereiche konzentriert. Ich habe selbst keine Ahnung, was vor sich geht.«
»Aber meinst du nicht auch, dass es unserer Moral zuträglich wäre, wenn wir darüber Bescheid wüssten, was gerade abläuft?«
»Ich bin ganz deiner Meinung, Cuga«, sagte Scaliotto zustimmend. Nach einer kurzen Nachdenkpause fügte er hinzu: »Ich werde bei Surgarro deswegen vorsprechen.«
Tage danach wurde Cugarittmo zu Surgarro bestellt. Er glaubte den Grund zu kennen und hatte ein mulmiges Gefühl, als er dem Mun-7 gegenübertrat. Aber die Sache nahm eine ganz andere Wendung, als Cugarittmo befürchtet hatte.
Surgarro erklärte ihm förmlich: »Scaliotto ist zum Dienst auf einem Kriegsleichter abberufen worden. Du wirst seinen Posten übernehmen, Cugarittmo.«
Damit stieg Cugarittmo unverhofft zum Mun-9 und zum Befehlshaber über 1000 Mann auf. Er war nun auf seinem Floß mit Hepartto, Zuginzinga, Rungiazza und Vorffant gleichgestellt. Alle vier machten kein Hehl aus ihrer Meinung, dass sich Cugarittmo diesen Rang auf Scaliottos Kosten erschlichen hatte.
Das konnte Cugarittmo nicht auf sich sitzenlassen. Nachdem er Hepartto als den Rädelsführer eruiert hatte, nahm er diesen ins Visier. Hepartto wusste augenblicklich, was es geschlagen hatte, denn er merkte es an Cugarittmos elektrischer Aura, in welche Wut er sich gesteigert hatte – und dass diese sich gegen ihn richtete.
Hepartto nahm die Herausforderung Cugarittmos an und stellte sich ihm zum Zweikampf. Beide hatten sich inzwischen dermaßen aufgeladen, dass eine Versöhnung nicht mehr möglich war. Der Ehrenhandel auf Leben und Tod war unvermeidlich.
Die beiden Kontrahenten legten ihre Waffen und ihre Kleider ab, rissen sie sich förmlich vom Leibe und fielen voller Hass übereinander her. Cugarittmo war etwas kleiner als Hepartto, aber schon bei der ersten körperlichen Berührung spürte er, dass Heparttos Muskeln weniger gestählt als die seinen waren; das ewige Nichtstun hatte sie erschlaffen lassen.