Perry Rhodan 2247: Attentat auf Hayok - Uwe Anton - E-Book

Perry Rhodan 2247: Attentat auf Hayok E-Book

Uwe Anton

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Beschreibung

Aufbruch nach Magellan - Kantiran trifft eine Entscheidung Die Lage des Jahres 1333 NGZ ist in der Milchstraße so bedrohlich und zugleich offen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Und alles geht eigentlich auf eine winzige Veränderung zurück: die Erhöhung des Hyperphysikalischen Widerstands. Durch ihn fiel nahezu jede hochwertige Technologie aus. Dieser Ausfall stürzte alle High-Tech-Kulturen der Milchstraße ins Chaos; dies wiederum beendete die moderne Raumfahrt. Es folgte ein Nachfrageschub nach alten Technologien, vor allem nach Positroniken und bestimmten Hyperkristallen. Nicht zuletzt dadurch stehen sich nun die Liga Freier Terraner und das arkonidische Imperium am Abgrund des Krieges gegenüber. Eine andere Folge: Der so genannte Sternenozean von Jamondi stürzt derzeit zurück in die Milchstraße - und mit ihm dessen geheimnisvolle Herren. Im Sektor Hayok scheinen all diese Ereignisse derzeit zusammenzulaufen. Sie betreffen unter anderem Kantiran, den Sohn Perry Rhodans. Auf ihn wartet gewissermaßen das ATTENTAT AUF HAYOK...

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Veröffentlichungsjahr: 2014

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Nr. 2247

Attentat auf Hayok

Aufbruch nach Magellan – Kantiran trifft eine Entscheidung

Uwe Anton

Die Lage des Jahres 1333 NGZ ist in der Milchstraße so bedrohlich und zugleich offen wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Und alles geht eigentlich auf eine winzige Veränderung zurück: die Erhöhung des Hyperphysikalischen Widerstands.

Durch ihn fiel nahezu jede hochwertige Technologie aus. Dieser Ausfall stürzte alle Hightech-Kulturen der Milchstraße ins Chaos; dies wiederum beendete die moderne Raumfahrt. Es folgte ein Nachfrageschub nach alten Technologien, vor allem nach Positroniken und bestimmten Hyperkristallen. Nicht zuletzt dadurch stehen sich nun die Liga Freier Terraner und das arkonidische Imperium am Abgrund des Krieges gegenüber.

Eine andere Folge: Der so genannte Sternenozean von Jamondi stürzt derzeit zurück in die Milchstraße – und mit ihm dessen geheimnisvolle Herren. Im Sektor Hayok scheinen all diese Ereignisse derzeit zusammenzulaufen.

Sie betreffen unter anderem Kantiran, den Sohn Perry Rhodans. Auf ihn wartet gewissermaßen das ATTENTAT AUF HAYOK ...

Die Hauptpersonen des Romans

Kantiran – Perry Rhodans Sohn ist mit dem bisherigen Lauf seines Lebens nicht sehr glücklich.

Mal Detair – Der ehemalige Tierpfleger führt Kantiran in ein neues Lebensgefühl.

Bekkeran – Der junge Arkonide sucht für sich einen neuen Lebenssinn.

Ascari da Vivo – Die Mascantin möchte ihre größte Niederlage in einen Sieg umwandeln.

Reginald Bull

Prolog

25. Juli 1332 NGZ

Ascari da Vivo löste sich irritiert vom Anblick ihres Gesichts, das sich schimmernd auf der glatten Fassade der Wandverkleidung spiegelte.

Ihr Gesicht ...

Ebenmäßig und schön wie zuvor. Sie wusste genau, warum es sie dermaßen faszinierte, ihr eigenes Antlitz zu betrachten, doch sie fühlte sich nicht wohl dabei.

Es machte sie verletzlich. Ein außen stehender Beobachter hätte den Eindruck gewinnen können, sie sei narzisstisch in ihren eigenen Anblick verliebt. Und vielleicht hatte er nach allem, was vorgefallen war, damit nicht einmal ganz Unrecht.

Rhenkon räusperte sich, leise, fast unhörbar, wie es sich geziemte, wenn man eine Mascantin mit dem gebührenden Respekt auf etwas aufmerksam machen wollte.

Sie schaute auf, ließ den Blick aus dem Fenster gleiten. Der Raum, in dem sie zusammengekommen waren, befand sich in einem der obersten Stockwerke des Palasts, in dem der Tato von Vhalaum residierte. Die Hauptstadt des Planeten Hayok hatte vor der Erhöhung der Hyperimpedanz mit Fug und Recht als die Boomtown der bekannten Milchstraße gegolten. Rund 28 Millionen Bewohner siedelten in dem Großraum, der gut hundert Kilometer Durchmesser umfasste. Der Planet Hayok war als Sprungbrett für die Wirtschaftsoffensive gegen die Terraner benutzt worden – die Folge war ein riesiges Wirtschaftswachstum gewesen. Ein Wachstum, das durch die Erhöhung der Hyperimpedanz zum Stillstand gekommen war.

Erst dann sah sie ihr Gegenüber an.

»Die Hyperfunk-Brücken zwischen Arkon und Hayok verfügen noch nicht über die gewohnte Qualität«, sagte Rhenkon. »Eine Bildverbindung ist ebenfalls nicht möglich. Aber die Nachricht hat die höchste Dringlichkeitsstufe und ist mit dem Siegel des Imperators versehen.«

Noch vor wenigen Tagen hätte Ascari solch eine Botschaft mit sehr gemischten Gefühlen entgegengenommen. Imperator Bostich I. war nicht gerade bekannt dafür, seinen Untergebenen entscheidende Niederlagen zu verzeihen.

Und Reginald Bull hatte ihr solch eine Niederlage zugefügt.

Doch mittlerweile kannten sie und der Imperator die Wahrheit.

Die LFT-Operation Kristallsturm richtete sich keineswegs gegen die Eastside, sondern gegen die Große Magellansche Wolke! Und damit gegen Gon-Orbhon, eine Gefahr, die allerdings noch nicht das Kristallimperium bedrohte. Die Daten, die Reginald Bull ihnen zur Verfügung gestellt hatte, waren eindeutig.

Daten, die mittlerweile auch Imperator Bostich I. bekannt waren. Die er mit seinen getreuen Beratern analysiert und ausgewertet hatte, um dann eine Entscheidung über das weitere Vorgehen zu treffen.

Die Nachricht würde diese Entscheidung beinhalten, doch Ascari da Vivo bezweifelte, dass der Imperator ihre Niederlage gegen Bull und den daraufhin zustande gekommenen Schandfrieden von Hayok auch nur eine Sekunde lang vergessen hatte. Zu gegebener Zeit würde sie die diesbezüglichen Konsequenzen ziehen müssen. Dieser Tag würde noch auf sich warten lassen – im Augenblick hatte der Imperator wegen der erhöhten Hyperimpedanz noch dringlichere Probleme –, doch er würde kommen.

Sie nickte Rhenkon zu. Der nichtadlige Beamte im Stab des Tatos war ein unauffälliger Mann mit einer unauffällig verlaufenen Karriere in der Verwaltung. Er war zufrieden damit, regelmäßig befördert zu werden und sich des Wohlgefallens seiner Vorgesetzten zu versichern. Jegliche Ambitionen schienen ihm fern zu liegen. Er würde ihr keine Enttäuschung bereiten wie der verstorbene Tato Krislyrr, und deshalb hatte sie ihn zu ihrem Adjutanten ernannt.

Wenigstens sein Name hatte einen guten Klang: 12.900 da Ark, im letzten Regierungsjahr von Imperator Borlac II., kam es im Rhenkon-System zu einer großen, berühmten Schlacht mit den Wasserstoff atmenden Maahks. Dreihundert Arkon-Raumer standen einer Übermacht von mehr als fünftausend Walzenschiffen gegenüber. Dreieinhalb Tontas hielten die Arkoniden stand, bis sämtliche Kugelraumer vernichtet waren. Aber diese Zeit reichte aus, einer anderen, sehr viel größeren Flotte den Anflug ins System zu ermöglichen, so dass am Ende die Maahks eine entscheidende Schlacht verloren und für viele Jahre zurückgedrängt werden konnten.

Ascari wusste nicht, ob die Namensgleichheit zufällig war oder ein ferner Vorfahr des Mannes sich damals besonders hervorgetan hatte, und es interessierte sie auch nicht.

Rhenkon rief ein Hologramm auf. Es zeigte, wie angekündigt, das ihr bekannte Siegel des Imperators. Ein Bild über dieses Symbol hinaus bildete sich zwar nicht, doch die Stimme, die dazu erklang, war zweifelsfrei die des Imperators.

»Hiermit genehmige ich, dass man die Terraner bei Hayok gewähren lässt! Allerdings nur, solange sie sich definitiv von den Howalgonium- und Hyperkristall-Lagerstätten im Nordost-Sektor der Eastside fern halten. Ich fordere die Mascantin Ascari da Vivo jedoch auf, meinen speziellen Freund Reginald Bull genau im Auge zu behalten ...«

Die Stimme verklang, das Siegel erlosch. Rhenkon beendete die Einspielung.

»Das war alles?«, fragte die Mascantin.

Der Adjutant nickte ernst. »Natürlich.«

Ascari fragte sich, was genau mit der Formulierung im Auge behalten gemeint war. Und ... was sie sich mit dieser Anweisung herausnehmen konnte.

Ihr war klar, sie musste etwas unternehmen, um die Scharte der verlorenen Raumschlacht auszuwetzen.

»Eine Verbindung mit dem Verteidigungsminister der LFT«, sagte sie. »Ich muss Bull unverzüglich sprechen. Er wird meinen Anruf entgegennehmen.«

Rhenkon erteilte die nötigen Anweisungen.

Anscheinend gelangweilt schaute Ascari wieder aus dem Fenster. In Wahrheit rasten ihre Gedanken. Ein Vorteil ...! Sie musste einen Vorteil aus dieser Situation herausholen, nicht nur für das Kristallimperium, sondern auch und in erster Linie für sich selbst.

Vor ihr bildete sich ein Hologramm. Sie bemühte sich, ihre Gefühle zu verbergen, obwohl Bull genau wusste, was sie von ihm hielt. Er hielt wahrscheinlich dasselbe von ihr.

Amüsiert betrachtete sie sein leicht gerötet wirkendes Gesicht, den misstrauischen Blick seiner Augen. »Reginald Bull«, sagte sie und setzte ein bewusst falsches Lächeln auf. »Ich kann dir eine frohe Botschaft verkünden!«

Der Residenz-Minister für Verteidigung schien noch misstrauischer dreinzublicken, falls das überhaupt möglich war.

»Die Vorbereitungen zur Operation Kristallsturm werden vom Kristallimperium ausdrücklich toleriert«, fuhr sie fort.

Bulls Miene veränderte sich nicht im Geringsten.

»Allerdings muss ich eine Bedingung stellen.« Sie zuckte bedauernd die Achseln, als obläge diese Entscheidung nicht ihr persönlich.

»Und die wäre?«

»Das Kristallimperium wird einen von mir frei zu wählenden Beobachter zur RICHARD BURTON entsenden, der auch die Expedition in die Große Magellansche Wolke begleiten wird.«

Bull kniff die Augen zusammen. »An wen denkst du? Doch nicht etwa an ...?«

Ascari kniff die Augen zusammen. »Shallowain?« Sie lachte glockenhell auf. »Traust du mir so etwas zu? Diese Sorte Provokation habe ich nun doch nicht im Sinn ...«

»Ja«, sagte Bull, »ich traue dir so etwas zu.«

Sie lächelte wieder. »Shallowain wird es nicht sein. Allerdings ist meine Entscheidung, wer euch begleiten wird, noch nicht gefallen«, log sie.

Bull nickte. »Ich akzeptiere die Forderung. Mit einem Beobachter kann ich leben.«

»Ausgezeichnet.« Sie nickte ebenfalls und gab Rhenkon ein Zeichen. Er beendete die Verbindung.

Bekkeran

Heute haben wir ein paar Barbaren aus den Ostgebieten aufgemischt.

Die Primitiven von Larsaf Drei hatten sich tatsächlich zu zweit aus dem Etymba-Viertel ins Zentrum von Vhalaum gewagt. Wir schnappten sie uns am Galrar-See, in der Nähe einer Restauration, in der sie zuvor mit zwei Edlen aus dem Palast des Tatos getafelt hatten. Wahrscheinlich hatten sie dabei Geschäfte mit ihnen gemacht; Hyperkristalle gegen Lowtech, oder gegen funktionierende Gleiter oder dringend benötigte Gebrauchsgüter, denn für Chronners konnte man sich gerade mal eine Mahlzeit kaufen, aber nichts von bleibendem Wert.

Sie sahen uns erst, als es zu spät war. Vier von uns ließen sich zurückfallen, die drei anderen traten ihnen in den Weg.

Immerhin wussten sie sofort, als sie uns bemerkten, was die Tonta geschlagen hatte. »Jungs«, sagte der eine, »macht keinen Unsinn! Zwischen Arkon und Terra herrscht Frieden.«

»Der Schandfrieden von Hayok«, sagte ich. »Da habt ihr ja endlich mal was, worauf ihr stolz sein könnt. Wollt ihr uns das jetzt ewig unter die Nase reiben?«

Sie waren wesentlich älter als wir, so um die fünfzig, schätzte ich. Arkonjahre, versteht sich. Terrajahre sind wesentlich kürzer.

»Nein, das wollen wir nicht«, sagte der Terraner und ging weiter, als wäre damit alles erledigt.

Ich trat ihm in den Weg, baute mich vor ihm auf. Er war viel schwerer und wohl auch stärker als ich, aber sie waren nur zu zweit, und wir waren sieben. »Und warum reibst du es uns dann unter die Nase? Das macht euch Spaß, nicht wahr, Barbaren? Ihr habt ja sonst nichts, womit ihr prahlen könnt.«

Der Geschäftsmann seufzte. Wahrscheinlich war ihm klar, dass er jetzt sagen konnte, was er wollte – es würde auf Zoff hinauslaufen. Wir würden es absichtlich negativ auffassen. »Wir prahlen nicht mit einem Sieg in einem furchtbaren Krieg.«

»Aber es hört sich ganz so an.« Wann würde ihm der Geduldsfaden reißen? Wir konnten noch eine halbe Tonta so weitermachen.

»Junge«, sagte der Terraner und hob die Hand.

»Du nennst einen Arkoniden Junge?« Ich trat noch einen Schritt näher und hob wie zum Schlag die Hand.

Endlich platzte dem Terraner der Kragen. Er sah mich drohend an und griff nach mir, um mich aus dem Weg zu schieben. Ich grinste ihm nur ins Gesicht.

Als seine Hände meine Brust berührten, sprang Bekkar ihn von hinten an. Die Ratte war zwar nur ein Fliegengewicht, aber schnell und kräftig. Sie riss ihn um, und im nächsten Augenblick standen zwei von uns über ihm und traten auf ihn ein. Drei andere stürzten sich auf den anderen Terraner, der bislang kein Wort gesagt hatte, und schlugen auf ihn ein, bis er zusammenbrach.

»Auf die Köpfe zielen«, rief ich, »auf die Köpfe!«

Ich hörte die gedämpften Schreie, die schnell in ein gutturales Stöhnen übergingen. Sah das Blut, das über den Weg spritzte. Roch die Angst, die die beiden Terraner ausströmten.

Und genoss ihren Schmerz. Zwei verkrümmte Gestalten auf dem Weg, die Arme schützend an die Köpfe gehoben, die Gesichter nur noch verquollene Massen, zuckend unter den Tritten schwerer Stiefel.

»Genug! Wir wollen sie nicht umbringen!«

»Das solltet ihr wirklich nicht ... Jungs!

1.

Kantiran

10. Juni 1332 NGZ

»Das ist doch alles verdammter Mist«, sagte Mal. Es klang wie »Daschischdochhhallschvadammtamischt«.

Ich wusste, was er meinte, aber auch nur, weil ich ihn so gut kannte. Ich nickte, aber nicht, weil ich seiner Meinung war, sondern nur, weil ich ihn so gut kannte.

Und er mein einziger Freund war.

Und nur das war wichtig.

Verdammt, was hatte er noch gleich gesagt? Nein, ich habe es nicht vergessen, dachte ich. Es war seltsam. Meine Gedanken waren absolut klar, aber das, was über meine Lippen kam, war kaum verständlich.

Wenn man nicht gerade mein einziger Freund war, der mich schon so lange kannte.

Mann, was denke ich für einen Mist, dachte ich. Geh ins Bett. Aber ich nickte mehrmals energisch und sagte: »Duhaschrecht.«

Und ließ den Blick über die Phalanx der Flaschen gleiten, die vor uns standen.

Irre, dachte ich. Ich konnte Phalanx noch denken, aber nicht mehr hast sagen. Da kam ein hasch heraus.

Eigentlich bevorzugte ich Weißwein, aber dieser Rote war auch nicht schlecht. Ein Nettoruna, angebaut im Süden des Äquatorialkontinents Laktranor auf Arkon Eins. Das Paradestück arkonidischer Weinsorten, nur, weil es mal in einem protzigen Arkon-Wein-Glossar aufgeführt worden war. Seitdem trank alle Welt Nettoruna. Die anderen 250.000 erstklassigen Weine, die im Kristallimperium angebaut wurden und nicht aufgeführt worden waren, spielten nach der Veröffentlichung keine Rolle mehr.

Aber das war kein Glossar gewesen, sondern ein Gourmetführer. Nein. Nein, ein Weinführer. Von einer Vinothek. Oder so.

Woran hatte ich gerade gedacht? Ach ja. Weißwein. Nicht, weil Weißwein mir besser schmeckte als Rotwein. Aber er war leichter. Wenn man zu viel davon trank, hatte man am nächsten Morgen keinen so dicken Kopf. Und wenn man zu viel Rotwein trank, verfärbte sich die Zunge, und auf den Zähnen setzte sich ein ekliger Belag an, und im Mund breitete sich ein pelziger Geschmack aus.

Und das sagte ich Mal.

»Was ist ein pelziger Geschmack?«, fragte Mal. »Hast du schon mal Gucky ins Fell gebissen?«

Verdammt, warum konnte er noch gute Witze machen, ich aber kaum noch verständlich sprechen? Doch selbst angetrunken war er manchmal ein Klugscheißer. Ich fragte ihn nicht, was ich war. Das wollte ich zu dieser frühen Stunde gar nicht wissen.

»Wenn du den Rotz hochziehst«, sagte ich, »und er kommt dir aus der Nase oder sonst woher in den Mund und du spuckst ihn aus, ist er klumpig und hat sich dunkelrot verfärbt. Und das finde ich widerlich. Einfach widerlich.«

Mal lachte. »Wo du doch der große Trinker bist. Wann hast du im letzten halben Jahr mal was getrunken?«

»Jetzt«, sagte ich. Und rülpste.

Ich versuchte, es zu unterdrücken oder zumindest zu verbergen, aber es gelang mir nicht.

Wie peinlich, dachte ich.

Ich.

Ausgebildet an der Kadettenakademie Paragetha. Die ersten beiden Grade der Reifeprüfung hatte ich mit besten Beurteilungen absolviert. Im Praxistest dagegen war ich auf verschärfte Bedingungen getroffen ... derart schwierige Voraussetzungen, dass mit hoher Sicherheit von unbekannter Stelle eine Manipulation vorgenommen worden sein musste!

Jetzt kannte ich die Wahrheit.

Doch ich hatte selbst diese Hürde genommen.

Danach stand mir nur noch der medizinische Teil in den Paraphysikalischen Aktivierungskliniken des Faehrl-Institutes von Iprasa bevor.

Am 10. April 1331 NGZ ... verdammt, am 1. Prago des Dryhan 21.446 da Ark ... dasselbe Datum, aber für mich war es von ausschlaggebender Bedeutung, für welche Version ich mich entschied ...

Jedenfalls begann die Aktivierungsprozedur ... und ich erlebte bei halbem Bewusstsein mit, wie etwas an der Prozedur grausam fehlschlug.

Dann war nur noch Stille.

Verdammter Mist, dachte ich erneut. Ich wollte nicht über die Vergangenheit nachdenken. Jedenfalls nicht über jenen Teil davon.

Thereme ...

Irgendwie war die ganze Sache abgeschweift, außer Kontrolle geraten, nicht mehr real.

Nach zwei Flaschen Dastora trocken, 13,5 Prozent Volumenprozent Alkohol, war eigentlich nichts mehr real. Hatte ich sie allein getrunken, oder hatte Mal mir dabei geholfen?

»Wir ham kursch nach schwei«, sagte ich, »und du wolltescht mir sagn, wasch allesch Vadammtamischt ist.«

»Wie du dich benimmscht«, sagte Mal. »Wie ein kleiner Junge!«

»Wasch?«, sagte ich. Im Weinglas spiegelte sich mein Gesicht. Meine scharfkantigen, beinahe hageren Züge wirkten aufgebläht und rund. Das fünf Millimeter durchmessende Muttermal unter dem rechten Auge schien fünf Meter groß zu sein.

»Da bringst du deine Mutter fast um«, sagte Mal, »musst aus dem Kristallimperium fliehen, dein Vater nimmt dich auf, und nur weil er dich dann nicht auf eine Selbstmordmission mitnimmt, ziehst du dich wie ein präpubertierender Pennäler in den Schmollwinkel zurück und haust Hals über Kopf wieder ab, obwohl du nicht den geringsten Schimmer hast, wohin du fliegen sollst.«

»Präpumaxierender Pännaler?«, wiederholte ich.

Mal schüttelte den Kopf. »So benimmt sich nicht mal ein achtklassiger Charakter in einer fünftklassigen Trivid-Seifenoperette. So was kommt nicht gut an, Kant.«

»Kann schon sein«, nuschelte ich. »Aber wie mein Herr Papa sich benimmt, kommt auch nicht gut an.«

»Wie benimmt er sich denn?«

Ich öffnete den Mund und rülpste. Bei den She'Huhan, ist das peinlich, dachte ich. »Da wummert er jahrelang im Universum rum, kriegt mit, dass die Kosmokraten ihn verarscht haben und seine geliebte Superintelligenz ein Doppelagent ist, und dann kommt so ein Bote dieser Superintelligenz ... Lotho Kareate oder Keraete oder wie der heißt, und sagt ihm und ... sagt ihm ...«

»Und sagt ihm?«

»Lieber Perry, sagt er ihm, da ist jetzt mal wieder die Kacke am Dampfen, und du musst jetzt sofort mit mir kommen, um die Kastanien aus dem Feuer zu holen. Und ... und ...«

»Und?«

»Und Perry lässt sich von ihm am Händchen nehmen und in seine Nussschale setzen und fliegt einfach mit. Und Atlan ebenso.«

»Und was hätte er tun sollen?«