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Kampf im Arphonie-Haufen - die Besatzung der SCHWERT in heikler Mission Auf Terra und den von Menschen besiedelten Planeten schreibt man das Jahr 1332 NGZ. Zu dieser Zeit ist Perry Rhodan mit seinen Begleitern vom Sternenozean von Jamondi aus in den Arphonie-Sternhaufen vorgestoßen. Dabei bedienten sich der Terraner, der Arkonide Atlan, der Shozide Rorkhete, die Ozeanischen Orakel, die so genannte Mediale Schildwache Lyressea und die Motana unter dem Befehl von Zephyda der DISTANZSPUR. Mit diesem geheimnisvollen Transportsystem gelang der Vorstoß in einen neuen Mikrokosmos. Hinter ihnen bricht die DISTANZSPUR allerdings zusammen: Eine Verfolgung durch die Kybb ist ausgeschlossen - aber auch eine Rückkehr in den Sternenozean. Ob es klug war, diesen Weg zu wählen, muss sich erst noch zeigen. Auch in Arphonie werden Rhodan und seine Begleiter von feindlichen Raumschiffen bedroht; nur in letzter Minute gelingt der Besatzung der SCHWERT die Flucht. Dabei hilft ihnen die Besatzung eines anderen Raumschiffes. Diese scheint einen Kommandanten aus dem Volk der Shoziden zu haben. Ohne zu wissen, wie es weitergeht, ahnen Perry Rhodan und seine Begleiter: Sie sind bereits JENSEITS DER HOFFNUNG...
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Seitenzahl: 133
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Nr. 2261
Jenseits der Hoffnung
Kampf im Arphonie-Haufen – die Besatzung der SCHWERT in heikler Mission
Hubert Haensel
Auf Terra und den von Menschen besiedelten Planeten schreibt man das Jahr 1332 NGZ. Zu dieser Zeit ist Perry Rhodan mit seinen Begleitern vom Sternenozean von Jamondi aus in den Arphonie-Sternhaufen vorgestoßen. Dabei bedienten sich der Terraner, der Arkonide Atlan, der Shozide Rorkhete, die Ozeanischen Orakel, die so genannte Mediale Schildwache Lyressea und die Motana unter dem Befehl von Zephyda der DISTANZSPUR.
Mit diesem geheimnisvollen Transportsystem gelang der Vorstoß in einen neuen Mikrokosmos. Hinter ihnen bricht die DISTANZSPUR allerdings zusammen: Eine Verfolgung durch die Kybb ist ausgeschlossen – aber auch eine Rückkehr in den Sternenozean.
Ob es klug war, diesen Weg zu wählen, muss sich erst noch zeigen. Auch in Arphonie werden Rhodan und seine Begleiter von feindlichen Raumschiffen bedroht; nur in letzter Minute gelingt der Besatzung der SCHWERT die Flucht. Dabei hilft ihnen die Besatzung eines anderen Raumschiffes. Diese scheint einen Kommandanten aus dem Volk der Shoziden zu haben.
Ohne zu wissen, wie es weitergeht, ahnen Perry Rhodan und seine Begleiter: Sie sind bereits JENSEITS DER HOFFNUNG ...
Rorkhete – Der letzte Shozide aus Jamondi steht vor einer Bewährungsprobe.
Zephyda – Die Motana versucht ihre Autorität im Arphonie-Sternhaufen durchzusetzen.
Traver – Der General der Shoziden zeigt sich von seiner arroganten Seite.
Perry Rhodan – Der Terraner verhandelt mit der Schwadron von Graugischt.
Atlan
»Aufschreiben? Wirklich aufschreiben? – Wer bin ich denn, dass ich mir so etwas antue?«
Dumpf grollend klang die Stimme. Der Kopf ruckte in die Höhe. Dennoch wich der Schatten nicht aus dem dunklen Gesicht. Nur für einen Augenblick wurden die funkelnden Augen unter dem eigenwillig geformten Helm sichtbar, dann beugte Rorkhete sich nach vorne.
Unschlüssig wischte er mit der linken Hand über das Papier, als sei ihm das Material völlig fremd. Er umfasste den Schreibstift mit drei Fingern.
Rorkhete lauschte den kaum wahrnehmbaren Geräuschen aus der Tiefe des Bionischen Kreuzers. So ruhig hatte er es nie zuvor an Bord empfunden. Die SCHWERT schien stillzustehen zwischen Raum und Zeit.
Sein Inneres befand sich in hellem Aufruhr. Ihm erschien die letzte Stunde, als wäre die Vergangenheit zu neuem Leben erwacht.
Seine Gedanken wirbelten haltlos durcheinander wie welkes Laub im Herbststurm. Ich bin nicht mehr allein!, dröhnte es unter seiner Schädeldecke.
... nicht mehr allein! Das war ein aberwitziges Echo.
Gar nicht lange lag die Zeit zurück, da hätte er alles dafür gegeben, nicht mehr der Einzige seines Volks zu sein. Der Letzte und Einzige ... Ein historisches Artefakt ...
Rorkhete schaffte es nicht, den rechten Arm und die Hand ruhig zu halten. Er zitterte. Der Schreibstift wirkte zwar stabil, doch er knackte schon verdächtig.
Keuchend atmete Rorkhete ein, sog die Luft tief in seine Lunge. Er musste ruhiger werden, wenn er es schaffen wollte, die Dinge rational zu betrachten.
Im Funkempfang war das Hologramm eines Shoziden stabil geworden. Mit dröhnender Stimme hatte sich der Mann als General Traver vorgestellt. Er hatte angekündigt, dass der Flug mit weiteren Transitionen fortgesetzt würde. Abrupt war die Verbindung wieder abgebrochen.
Die Schreibhand mit dem Stift zuckte unruhig. Am besten, er ignorierte diesen General für eine Weile.
Rorkhete konzentrierte sich auf das leere Blatt, das er ungewollt zerknittert hatte. Sein hastiger Versuch, das Papier glatt zu streichen, riss den oberen Rand ein. Kurz entschlossen drehte er das Blatt um. Verkrampft führte er den Stift über das Papier.
Bis vor wenigen Wochen hatte er weder das Lesen noch das Schreiben beherrscht. Aber er hatte es gelernt, und er war stolz darauf. Er, der letzte Shozide, ließ sich das Gefühl nicht mehr nehmen, etwas Einmaliges zu sein.
Das kratzende Geräusch wirkte beruhigend. Rorkhete starrte auf die Buchstaben, die sich nahtlos aneinander fügten, wobei sie sich nach rechts und links neigten wie die Bäume eines Waldes, über den ein heftiger Sturm hinweggefegt war.
Er brachte den ersten Satz zu Papier: Warum üpst du nicht und schreipst auf, was dir in den Sinn kommt? Genau das hatte Zephyda ihn hartnäckig gefragt; Atlan hatte ihn ebenfalls dazu gedrängt. Ich schreipe auf, was mich bewegt. Mit der SCHWERT hapen wir den Sternenohzean verlassen. Hier ist der Arphonie-Haufen, ein gefärliches Gebiht. Kybb-Titanen und andere Gegner greifen an. Und was dieser Weltraumwal ist, weiß noch keiner.
Der Schreibstift fiel auf die Platte. Rorkhetes Finger verkrampften, er spreizte sie und schloss die Faust wieder.
Eigentlich wartete er darauf, dass Perry Rhodan zu ihm kam. Oder Atlan. Vielleicht sogar Lyressea. Schließlich war er wortlos davongestürmt, wenige Augenblicke nachdem das Hologramm dieses angeblichen Generals erloschen war.
Nicht dieses angeblichen Generals!, berichtigte er sich sofort. Des angeblichen Shoziden ...!
*
Drei Absätze hatte er zu Papier gebracht – und dafür gut zwanzig Minuten vergeudet. Rorkhete starrte die Wand an, doch sein Blick verlor sich in undefinierbarer Ferne. Die SCHWERT war auf dem »Rücken« eines Weißen Kreuzers verankert, der wie die übergroße Ausgabe des Bionischen Kreuzers wirkte. Aber nicht das wühlte Rorkhete auf, sondern die Vorstellung, dass die Besatzung des anderen Schiffs vielleicht vollständig von Shoziden gestellt wurde.
Rorkhete brachte den Gedanken nicht zu Ende. Er hatte sich nie zuvor in einer solchen Gemütswallung befunden. Gut acht Monate waren vergangen, seit Rorkhete die schreckliche Wahrheit erfahren hatte – von dem gespeicherten Hologramm eines Shoziden, der seit Äonen nicht mehr unter den Lebenden weilte. General Troshmoud war mit seiner letzten Flotte in die Schlacht gegen die Kybb gezogen. Seitdem wusste Rorkhete, dass er nicht nur eine Waise war, sondern der letzte Shozide überhaupt.
Er hatte versucht, sich damit abzufinden. Es war gar nicht so einfach, das Aufkochen der Gefühle immer wieder von neuem zu unterdrücken.
Irgendwann hatte Rhodan ihn zur Rede gestellt. »So kannst du nicht weitermachen!« Die Stimme des Terraners klang in Rorkhete nach, als wäre das gestern erst gewesen.
»Ich verstehe nicht ...«
»Du weißt sehr wohl, was ich meine, Rorkhete. In deiner Brust wohnen zwei Seelen – Hoffnung und Verzweiflung, mein Freund, und jede für sich auf ihre Art zerstörerisch.«
Inzwischen wusste er, was Perry Rhodan gemeint hatte. Seine Empfindungen wühlten ihn auf und lähmten ihn zugleich. Er fühlte sich hilflos, obwohl es so vieles zu tun gegeben hätte.
Freude und Angst müssen Geschwister sein, schrieb er endlich weiter. Ich hatte Angst davor, peim Lesenlernen zu versagen. Und nun schreipe ich sogar.
Rorkhete zögerte und schüttelte die Hand. Dann kratzte der Stift erneut über das Papier.
Angst fras meine Seele auf, als ich erfuhr, dass ich der letzte Shozide pin. Und nun Freude? Eigentlich ... Er hob den Kopf. ... sollte ich mich freuen. Aber ich haabe wieder Angst. Eine andere Angst diesmahl. Fürchte mich vor der Enteuschung.
Es war ein Wechselbad der Gefühle. Rorkhete fror und schwitzte zugleich. Die Vorstellung, dieser General Traver könnte nur einer von vielen Millionen Shoziden sein, war schwer zu verdauen.
Von irgendwoher erklang ein dumpfes Brummen. Erst schienen der Boden und die Wände zu vibrieren, Augenblicke später sogar die Luft.
Der Schreibstift rutschte über die Tischplatte. Rorkhete faltete das Papier zusammen und ließ es in einer Innentasche seiner Weste verschwinden.
Dann aktivierte er den Holoschirm. Er hatte den Eindruck, dass der Weltraum brannte. Doch gleich darauf erkannte er, dass das Schiff abgerissene Protuberanzen durchstieß. Von einem roten Riesenstern ausgehend, den die Schiffe mit der letzten Transition erreicht hatten, griffen sie weit in den Weltraum hinaus. Die Sonne glotzte ihn an wie ein glühendes Auge.
»Sind die wahnsinnig?« Rorkhete schlug auf die Tischplatte. »Weg hier, bevor ...!«
Er glaubte einen Schatten zu sehen, ein riesiges, viele Kilometer großes düsteres Etwas, auf dem Schirm nicht zu definieren: ein Weltraumwal? Der Weiße Kreuzer ging in Transition.
Rorkhete spürte noch, wie etwas an ihm zerrte und ihn festhalten wollte. Der eigentlich zeitlose Vorgang währte mit einem Mal Sekunden. Ein zäher Widerstand schien sich der SCHWERT entgegenzustellen und sie einzuschließen.
Im nächsten Moment war alles anders. Rorkhete taumelte und stieß schwer gegen den Tisch. Die Schwerkraft in seiner Kabine schien ein Mehrfaches zu betragen. Er brach in die Knie, während ein irrlichterndes Leuchten die Kabine durchflutete.
Die vorangegangenen Transitionen waren unangenehm gewesen. Diesmal erschien es Rorkhete, als hätte ihm jemand einen glühenden Dolch in den Nacken gestoßen. Um wie viel schlimmer mussten die Motana davon betroffen sein?
*
»Das ist Zufall, hoffe ich, ansonsten ...« Perry Rhodan verstummte im Satz.
Der Weiße Kreuzer mit der »huckepack« verankerten SCHWERT ging erneut in Transition, nur Sekunden nach Echophages Meldung, dass ein Weltraumwal auf Kollisionskurs lag.
Ein unerwartet greller Schmerz jagte sein Rückgrat entlang. In einer reflexartigen Bewegung griff der Terraner sich mit beiden Händen in den Nacken. Der Zellaktivator unter dem linken Schlüsselbein pochte leicht; seine Ausstrahlung dämpfte die Nachwirkungen des Hyperraum-Durchgangs.
Größere Sprungentfernung als bisher, registrierte Rhodan. Dazu äußere Einflüsse.
In sich zusammengesunken hingen mehrere Motana bewusstlos in den Gurten. Von den anderen kam ein schmerzvolles Stöhnen. Für die Motana waren Transitionen eine neue Erfahrung, die ungewohnte Belastungen mit sich brachte. Erst mit der Zeit würden sie sich daran gewöhnen. Perry Rhodan dachte daran, dass es ihm einst wenig anders ergangen war – vor fast drei Jahrtausenden, als er für die Menschheit nach den Sternen griff.
Die Ortungen zeigten schwere energetische Störungen außerhalb des Schiffs. In Wellen heranbrandende Energiefronten ließen das bläulich transparente Schutzfeld auflodern. Zuckende Entladungen sprangen auf den Weißen Kreuzer über.
»Ein Hypersturm ... tobt da draußen, nicht wahr?« Ophadas Frage kam stockend und schwerfällig.
Rhodan wandte sich der Motana zu. »Kein lebensbedrohlicher Sturm, aber immerhin ...«
Ophada, die im Pilotensitz saß, obwohl die SCHWERT unfähig war, sich aus eigener Kraft aus der Verankerung zu lösen, riss die Hände hoch und verkrampfte die Finger um Schläfen und Stirn. Sie gurgelte halb erstickt, von neuen Schmerzen gequält.
Ein unheilvolles Knistern erfüllte das Schiff. Es hörte sich an, als würde der Rumpf mit einer gewaltigen Schleifmaschine bearbeitet. Heftige Entladungen sprangen vom Schutzfeld nach innen. Warnanzeigen verrieten Schwankungen der künstlichen Schwerkraft.
Jäh schien sich die SCHWERT zur Seite zu neigen. Ophada konnte sich nicht mehr im Sessel halten. Zeitlupenhaft langsam rutschte sie auf den Boden.
Zwei, allerhöchstens drei Minuten waren seit der Wiederverstofflichung vergangen. Rhodan verwünschte die Tatsache, dass die SCHWERT auf Gedeih und Verderb mit dem anderen Schiff verbunden war; er konnte nicht einmal erkennen, ob der Weiße Kreuzer schon wieder beschleunigte, um dem Hypersturm mit einer weiteren Transition zu entgehen.
Epasarr blickte den Terraner an, schien ihn aber in keiner Weise wahrzunehmen. Rhodan sagte etwas, doch der Beistand reagierte nicht. Sein hageres Gesicht wirkte noch bleicher als für gewöhnlich.
»Echophage! Was geschieht außerhalb?«
Schlieren überzogen die Rechnerkugel. Ein wildes Wirbeln, ein Sog, in dem sich ein schwacher Geist schnell verlieren konnte.
»Fünfdimensionale Überschläge!« Die künstliche Stimme klang verzerrt und wurde von Störungen unterbrochen. »Wir sind in die Randzone eines extrem heftigen Hypersturms eingedrungen.«
»Genaue Klassifizierung!«
»In dieser Situation leider nicht möglich.«
Auf den Schirmen loderte eine grelle Feuerflut. Sekundenlang wurde die Zentrale der SCHWERT von diesem irrlichternden Leuchten beherrscht. Dazu erklang ein unwirkliches, fernes Heulen.
»Was ist das?« Ophada hatte endlich Halt gefunden. Nicht einen Augenblick zu früh, denn die Schwerkraft kippte jäh nach der anderen Seite.
Das Heulen wurde lauter. Es klang jetzt vielstimmig, lang gezogen und bedrohlich.
Einige Motana redeten hastig durcheinander. Rhodan verstand nur die Hälfte davon, doch sie überlegten ernsthaft, ob sie den Bionischen Kreuzer aus der Verankerung lösen konnten.
»Echophage! Wir brauchen Daten zu Kurs, Geschwindigkeit und Beschleunigung!«
»Keine Aussage möglich.« Die Antwort kam sofort. »Die Messdaten widersprechen sich teilweise.«
»Ausdehnung des Sturmgebiets?«
Das Heulen wurde nervtötend. Vibrationen durchliefen das Schiff und schienen diesen Klang hervorzurufen. Auf den Monitoren war inmitten der tobenden Energie- und Partikelströme mittlerweile etwas wie ein düsteres Glimmen zu erkennen. Einzig dieser seltsame Fleck hatte in dem Toben Bestand. Er schwoll an wie ein sich ausweitender Wirbel. Das Auge des Sturms?
»Ausdehnung?«, wiederholte Perry Rhodan.
»Die Daten lassen ein lokal begrenztes Phänomen erkennen. Die Störfronten erlauben keine aussagekräftige Vermessung, die optische Erfassung ...«
»Ausschnittvergrößerung des Zentrumsbereichs!«, befahl Rhodan. Der seltsam glimmende Fleck schien weiter zu wachsen.
Im Zoom glomm diese Zone düsterrot, von zuckenden, schwarzen Aufrissen durchzogen. Die Erscheinung erinnerte an einen mit beachtlicher Geschwindigkeit rotierenden Sog.
Dateneinblendungen zeigten den Durchmesser dieser Erscheinung zwischen 15.000 und 20.000 Kilometern. Der Kurs des Weißen Kreuzers und damit auch der SCHWERT wurde angezeigt. Mögliche Schwerkrafteinflüsse zogen den errechneten Flugkorridor bis dicht an den Wirbel heran.
»Echophage, gib mir eine Funkverbindung zu diesem General Traver!«, befahl Perry Rhodan.
»Kontaktaufnahme ist nicht möglich.«
»Die Frequenz ...«
»Der Versuch, eine entsprechende Verbindung herzustellen, läuft seit dem Rücksturz aus dem Hyperraum«, meldete der Bordrechner. »Die Besatzung reagiert in keiner Weise.«
»Weiterhin versuchen!«
Sechzehn oder siebzehn Minuten inzwischen. Perry Rhodan verwünschte die Situation, die ihn zur Hilflosigkeit verdammte. Nichts empfand er als beklemmender als diese Art der Abhängigkeit. Die SCHWERT war der Besatzung des fremden Schiffs ausgeliefert.
Handelte es sich wirklich um Shoziden, die ehedem treuesten Helfer der Schutzherren? Das Abbild des Generals hatte jeden überrascht, eben weil die Shoziden als ausgestorben galten. Aber das galt für den Sternenozean von Jamondi, einen der Hyperkokons, die ES geschaffen hatte, um den verheerenden Bruderkrieg im ehemaligen Machtbereich der Schutzherren zu verhindern. Die Entwicklung mochte in jedem der Sternhaufen anders verlaufen sein.
Neue Störfronten brandeten heran. Heftig wurde die SCHWERT erschüttert, begleitet von einem unheimlichen Prasseln. Das wirbelnde Glühen im Zentrum der Schirme war größer geworden. Wie ein gieriger Schlund, der beide Schiffe zu verschlingen drohte.
Die Besatzung des Weißen Kreuzers versuchte aber nicht einmal, den Kurs zu ändern.
Unaufhörlich durchschlugen nun heftige Entladungen das Schutzfeld der SCHWERT. Die Außenbeobachtung zeigte, dass ein blaues Flammenmeer den Schiffsrumpf umfloss.
»Die Ortungen registrieren verstärkt ultrahochfrequente Emissionen!«, meldete Echophage. »Ein kritischer Schwellenwert ist absehbar.«
»Wie viel Zeit bleibt bis zum Zusammenbruch des Schirms?«
»Nicht mehr als fünf Minuten.«
»Und das dürfte sogar großzügig geschätzt sein«, erklang eine markante Stimme vom rückwärtigen Antigravschacht her.
Atlan betrat wieder die Zentrale. Zwei steile Falten erschienen auf seiner Stirn, als Rhodans Blick ihn traf, dann deutete er mit einem knappen Kopfnicken auf die Bildwiedergabe und stieß eine arkonidische Verwünschung aus.
»Ist das alles, was du zu sagen hast?«, fragte Rhodan.
Fahrig wischte Atlan mit einer Hand über das Gesicht. »Wir müssen hier weg, und zwar verdammt schnell! Was willst du außerdem hören?« Da Rhodan schwieg, fuhr er nach einem tiefen Atemzug fort: »Das da draußen weckt unangenehme Erinnerungen.«
»Hyperstürme hat es immer schon gegeben. Nur dass wir aus eigener Kraft nichts unternehmen können ...«
Hinter Atlan erschien Zephyda. Die Stellare Majestät stützte sich an der Wand ab, um sicheren Stand zu bewahren. Sie war leichenblass, Schweiß perlte auf ihrem Gesicht, dennoch schien ihr Blick alles gleichzeitig erfassen zu wollen.
»Das ...«, sagte der Arkonide gedehnt, »ist nur zum Teil ein normaler Hypersturm. Dieser tiefrote Wirbel, die Aufrisse ... es ist sehr lange her, dass ich den letzten Tryortan-Schlund gesehen habe. Wir sollten sofort von hier verschwinden, bevor ...«
Plötzlich war da nichts mehr außer den irrlichternden Energieschleiern des Sturmes und einigen wenigen Sternen, deren Schein für Sekunden das Toben durchdrang. Der Wirbel hatte sich aufgelöst, er war von einer Sekunde zur anderen verschwunden, als hätte er nie existiert. Einzig und allein lodernde Partikelschwaden folgten noch der ursprünglichen Rotation.
Atlan wirkte verbissen, als warte er auf etwas, von dem er nicht wusste, ob es auch wirklich eintrat. »Wenn es uns erwischt ...«, sagte er.
Da war der düsterrote Wirbel wieder. Deutlich näher an den beiden Raumschiffen als zuvor.
»... hätten wir es schon zu spüren bekommen«, vollendete Rhodan den Satz. »Die rein optische Erfassung hatte bislang rund zwanzig bis dreißig Sekunden Zeitdifferenz.«
Der Wirbel war jetzt mehr von der Seite zu sehen, ein trichterförmiger Sog, dessen sich verjüngendes Ende unruhig hin und her sprang, als suche es nach Beute.
»Der Schlund ist viel zu nahe!«, stieß Atlan hervor. »Wir können von Glück reden, dass wir es nur mit einem Aufriss zu tun haben. In den Archaischen Perioden wurden Tryortan-Schlünde häufig beobachtet, und meist traten sie in größerer Zahl gleichzeitig auf. Wenn sie wandern, dann ...«