Perry Rhodan 2272: Sturm auf Graugischt - Hubert Haensel - E-Book

Perry Rhodan 2272: Sturm auf Graugischt E-Book

Hubert Haensel

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Beschreibung

Entscheidung im Arphonie-Sternhaufen - die Schutzherrin setzt auf ihre Trümpfe Im Kampf gegen die Kybernetischen Heerscharen befindet sich Perry Rhodan mittlerweile im Sternhaufen Arphonie, in unmittelbarer Nähe des Schlosses Kherzesch. Dort regiert Tagg Kharzani, der grausame, aber mysteriöse Herrscher über den Sternhaufen. Gemeinsam mit der Schutzherrin Carya Andaxi bilden Perry Rhodan, Atlan und die Motana unter ihrer Stellaren Majestät Zephyda nunmehr die so genannte Allianz der Moral. Als Atlans Raumschiff ELEBATO als vernichtet gemeldet wird, scheint alles verloren. Doch der Terraner gibt nicht auf: Obwohl der vorborgene Planet Graugischt von einer großen Flotte der Kybb bedroht ist, organisiert Perry Rhodan die Gegenwehr. Und er sucht händeringend nach Hilfsmitteln gegen die Angreifer. So beginnt in Arphonie der STURM AUF GRAUGISCHT...

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Seitenzahl: 138

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Nr. 2272

Sturm auf Graugischt

Entscheidung im Arphonie -Sternhaufen – die Schutzherrin setzt auf ihre Trümpfe

Hubert Haensel

Im Kampf gegen die Kybernetischen Heerscharen befindet sich Perry Rhodan mittlerweile im Sternhaufen Arphonie, in unmittelbarer Nähe des Schlosses Kherzesch. Dort regiert Tagg Kharzani, der grausame, aber mysteriöse Herrscher über den Sternhaufen.

Gemeinsam mit der Schutzherrin Carya Andaxi bilden Perry Rhodan, Atlan und die Motana unter ihrer Stellaren Majestät Zephyda nunmehr die so genannte Allianz der Moral. Als Atlans Raumschiff ELEBATO als vernichtet gemeldet wird, scheint alles verloren.

Doch der Terraner gibt nicht auf: Obwohl der verborgene Planet Graugischt von einer großen Flotte der Kybb bedroht ist, organisiert Perry Rhodan die Gegenwehr. Und er sucht händeringend nach Hilfsmitteln gegen die Angreifer.

So beginnt in Arphonie der STURM AUF GRAUGISCHT ...

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner übernimmt den Befehl über die Verteidigung Graugischts.

Carya Andaxi – Die Schutzherrin greift auf das Erbe der Vergangenheit zurück.

Hundertneun – Der Motoklon begegnet seinem »kleinen Bruder«.

Zephyda – Die Stellare Majestät zieht zum wiederholten Mal in den Krieg.

Deitz Duarto

Prolog

Minutenlang hatten die energetischen Sperren das Beiboot isoliert, als befände sich an Bord etwas Unheimliches und Tödliches, was nur darauf wartete, von der SCHWERT Besitz zu ergreifen.

Perry Rhodans rechte Hand ruhte auf dem Griff seines Strahlers. Neben ihm stand Lyressea, hoch gewachsen, schlank und erhaben. Ihre blaue Haut glänzte im Widerschein der Hangarbeleuchtung. Lyressea, die Mediale Schildwache, hätte auf jeden Beobachter wie eine unantastbare Göttin gewirkt.

Die Dritte auf dem unteren Deck war Zephyda, die Stellare Majestät der Motana, zugleich Oberbefehlshaberin über die Schwadron von Graugischt.

»Jetzt!«, ordnete sie an.

Ein eisiger Hauch schien durch den Hangar zu wehen, als das flirrende Energiefeld erlosch. Gleichzeitig öffnete sich die Schleuse des Beiboots.

Alle Blicke fixierten ihn. Überall im Schiff starrten in diesen Minuten die Motana auf die Bildübertragung, und Selboo, der Todbringer, fragte sich wohl, weshalb es bordintern keine wirkungsvollen Verteidigungssysteme gab.

Eine knapp drei Meter große, zwei Meter breite und aufrecht gehende Echse erschien in der Schleuse. Sie war ein Kunstgeschöpf, doch an Bord der SCHWERT gab es wohl niemanden, dem ihr Anblick nicht kreatürliche Furcht einflößte.

»Hundertneun ist unser Freund!«, sagte Perry Rhodan. »Sein Gehirn wurde umprogrammiert.« Er redete ruhig wie immer – doch die Hand am Strahler blieb in der Übertragung verborgen.

Der Motoklon betrat jetzt den Hangar. Im selben Moment schien ein unheimliches Ächzen das Schiff zu durchlaufen, als sträube sich die SCHWERT selbst gegen den Passagier.

»Wir brauchen Hundertneun in unserer Nähe!«, stellte Rhodan fest.

»Ich hoffe, er kann uns wirklich helfen«, meinte Zephyda. »Wie die Quellen auf ihn reagieren werden, müssen wir abwarten.«

1.

Eine Glutwoge brandete auf. Sie entstand aus einem grell flackernden Punkt heraus und griff sekundenschnell um sich. Unregelmäßige Schwärze blieb zurück, als sich dieses Feuer durch die wirbelnden Strukturen des Bordrechners fraß. Ich glaubte, nur noch verwehende Ascheflocken zu sehen, als würde Papier unter sengender Hitze, jedoch ohne Entwicklung einer offenen Flamme verglühen.

Echophage erlosch.

Was als Einziges Bestand hatte, konnte ich deutlich wahrnehmen. Es war Hoffnungslosigkeit.

Die Schwärze sprang auf die gesichtslosen Wächterstatuen über, wobei ich das Gefühl hatte, dass beide Gestalten ruckartig den Kopf hoben. Zum ersten Mal sah ich ihren Blick – so lodernd und alles durchdringend wie die Energiestrahlen schwerer Schiffsgeschütze.

Ich wollte mich abwenden, aber ich schaffte es nicht. In dem Moment war ich zu keiner Bewegung fähig.

Ich wollte den Motana eine Warnung zurufen, doch nicht ein Laut kam über meine Lippen. Nur mein Herzschlag raste, und nicht einmal der Aktivator konnte die wachsende Erregung eindämmen.

Dann explodierte Echophage.

In einer gewaltigen Eruption wurde der Rechner auseinander gerissen. Seine glühenden Bruchstücke bohrten sich durch die Wände. Im Schiffsbug entstanden rasend schnell größer werdende Lecks. Schreie erklangen, von irgendwoher vernahm ich das Aufheulen des Alarms, zugleich brach die SCHWERT auseinander. Ich schaffte es nicht mehr, meinen Raumanzug zu schließen, denn ich wurde mit unwiderstehlicher Gewalt hinausgewirbelt in die Schwärze des Alls, in der sich Tausende winziger Lichtpunkte in Feuer speiende Monstren verwandelten.

Tagg Kharzanis Flotte griff an. Weit vor mir sah ich Graugischt: ein tiefblauer, von ausgedehnten Wolkenbänken verhüllter Ozean, aber zwischen den Wolken entfalteten sich schon die feurigen Blüten gewaltiger Explosionen.

Der Planet starb. Und mit ihm das Unterwasserparadies der Schutzherrin Carya Andaxi ...

*

»Perry!« Wie aus weiter Ferne vernahm ich Zephydas Stimme. »Perry, was ist los mit dir?«

Erst ihr fester Griff – sie verkrallte sich in meinen Arm – brachte mich in die Wirklichkeit zurück.

»Beeinflusst dich der Motoklon?«

Hundertneun? Mit dem Kunstgeschöpf war der Frost auf die SCHWERT gekommen. Die Motana fürchteten ihn, das war deutlich.

»Es ist nicht Hundertneun.« Ich schüttelte den Kopf.

»Dann hat Echophage dein Unterbewusstsein angesprochen?« Zephydas Griff löste sich.

Die große Kugel des Bordrechners zeigte wieder die schattenhaft bewegte Oberfläche, die keine besonderen Muster erkennen ließ. Zephyda wandte sich schweigend ab. Sie ahnte wohl, was Echophage mir auf seine besondere und schwer verständliche Weise offenbart hatte, nämlich das Ende des Demyrtle-Systems und seiner Verteidiger.

»Es bleibt nicht mehr viel Zeit«, verkündete der Rechner. »Die Angreifer werden ihren Aufmarsch bald beendet haben. Schon jetzt sind sie der Verteidigung um ein Vielfaches überlegen.«

War es das, was Echophage bedrückte? Fürchtete er, nicht nur die Schlacht um Graugischt zu verlieren, sondern zudem die eigene Existenz? Aber durfte ich ihm überhaupt solche Empfindungen zugestehen?

Ich hörte Lyressea Befehle erteilen. Sie sprach über Funk mit Graugischt und ordnete an, über die Relaisnetze alle Schiffe der Schwadron zurückzubeordern.

Dreihundert voll einsatzfähige Kreuzer waren im Arphonie-Haufen unterwegs, um Daten zu sammeln und neue Satelliten auszusetzen, die das Überwachungsnetz der Schwadron enger woben – jenes Netz, in dem sich das Reich der Carya Andaxi letztlich selbst verfangen hatte: Mittels dieses Netzes hatte der Toron-Erih Schandor Aquist den Legionen des abtrünnigen Schutzherrn die Position Graugischts bekannt gegeben. Nicht jedes Detail dieser Aktion war für uns nachzuvollziehen gewesen, aber die Submarin-Architekten beteuerten, es könne niemals aus bösem Willen geschehen sein.

Was Aquist zu seinem Handeln veranlasst hatte, wir wussten es nicht, und um ehrlich zu sein, war es mir derzeit auch herzlich egal. Wir standen mit dem Rücken zur Wand gegen eine zahlenmäßig deutlich überlegene Flotte. Selbst wenn die über Arphonie verstreuten Schiffe rechtzeitig zurückkehrten, würden sie die Waagschale niemals zu unseren Gunsten neigen können.

Wir müssen es durchstehen, sagte mir Zephydas Blick. Irgendwie.

»Mittlerweile stehen zweitausend Zylinderdisken im System!«, meldete Echophage. »Zweitausend Schlacht-Traponder der Kybb-Traken werden ebenfalls angemessen. Und unaufhörlich treffen weitere schwer bewaffnete Einheiten ein.«

»Solange Tagg Kharzanis Garden noch Verstärkung erhalten, können wir vielleicht fliehen«, stellte eine der Motana-Quellen fest.

Die Frau äußerte damit eine aberwitzige und geradezu selbstmörderische Hoffnung. Das bemerkte sie selbst, streifte Hundertneun mit einem glühenden Blick und verließ beinahe fluchtartig die Zentrale. Zephyda schickte ihr zwei Frauen hinterher, die sie beruhigen sollten.

Viertausend gegnerische Schiffe und noch kein Ende. Unter den Bedingungen der erhöhten Hyperimpedanz, die umfangreiche Umbauten und den Austausch von Aggregaten bei allen Raumschiffen notwendig gemacht hatte, war das eine extrem schlagkräftige Flotte. Ihr standen momentan nur zweihundert nicht einmal voll umgerüstete Weiße Kreuzer gegenüber. Im Kampfeinsatz waren längst nicht alle Schiffe zu gebrauchen, sie waren nicht mehr als ein Bluff, eher eine psychologische als tatsächliche Barriere zwischen Carya Andaxi und ihrem Todfeind. Nur konnten das weder die Kybb noch Kharzanis Garden wissen. Ebenso wenig, dass die Besatzungen keineswegs aus kampferprobten Shoziden bestanden. Kaum geschulte Toron Erih und Karoky befanden sich an Bord.

Sie waren Kanonenfutter! Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Ich fragte mich, weshalb Carya Andaxi ausgerechnet das zuließ. Die Schutzherrin, die Moral in Person, konnte kaum tatenlos zusehen, wie diese Schiffsbesatzungen in den Tod flogen. Und doch tat sie es ...

Du verkennst die Tatsachen, Barbar, hätte Atlan behauptet. Ich glaubte sogar, seine Stimme zu hören; ganz tief in mir war dieses Flüstern. Und verdammt, der Arkonide hätte damit Recht gehabt.

Vorübergehend fühlte ich mich wie versteinert, innerlich taub, als wäre ich selbst gestorben. Atlans Tod ging mir so nahe wie nichts sonst. Ich glaube es nicht, bevor ich seinen Leichnam nicht gesehen habe, redete ich mir ein. Das half mir zumindest im Augenblick, den Schmerz zu übergehen, obwohl ich wusste, dass ich mich selbst damit belog. Jeder von uns hatte das Risiko gekannt.

Aber wir potenziell Unsterblichen schoben den Gedanken an den Tod immer weit von uns, besonders weit sogar. Wenn ich es recht bedachte, lebten wir in einer aberwitzigen Hoffnung, uns – ausgerechnet uns, die wir stets in vorderster Front mit dabei waren – könne nichts geschehen. Aber hatte Atlans vieltausendjährige Erfahrung ihn vor den Hyperdimos geschützt? Nein, das hatte sie nicht!

Und würde mich ein Schiff wie die SCHWERT schützen können, sobald Tagg Kharzanis Horden das Feuer eröffneten?

Die Antwort darauf brauchte ich mir gar nicht erst zu geben.

Seit den Stunden, als Graugischt II im Geschützfeuer vernichtet worden war, wusste ich, dass Carya Andaxis Wasserwelt im Grunde nicht verteidigt werden konnte. Die Schutzherrin war immer davon ausgegangen, dass eine Entdeckung ihrer Welt durch die Kybb oder Kharzanis Garden zugleich das Ende bedeuten würde. Ich fragte mich nur, warum die gegnerische Flotte weiterhin Verstärkung erhielt. Die Verteidiger standen gegen dieses Aufgebot längst auf verlorenem Posten. Wollte Kharzani derartig auf Nummer Sicher gehen? Oder ...?

»Warum orten wir keine Kybb-Titanen?«, fragte ich so leise, dass wohl nur Zephyda mich verstehen konnte.

Ihre Augen bekamen einen seltsamen Glanz. Nein, das war keine aufflackernde Hoffnung – das war der Wille, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Zephyda fürchtete den Tod nicht, sie sah ihn womöglich gar als Freund, der sie wieder mit Atlan vereinen würde.

Ich biss die Zähne zusammen. Solche Gedanken waren pures Gift. Vor allem, weil ich wusste, dass Atlan das niemals gewollt hätte.

»Zephyda, was dir vielleicht durch den Sinn geht, ist nicht gut ...«

»Kharzani zieht seine gesamte Streitmacht zusammen«, unterbrach sie mich schroff. Sie wollte genau das nicht hören, was mir auf der Zunge lag. »Und warum?«, fügte sie hinzu. »Weil nicht Blatt noch Borke bleiben soll. Kein Stein wird auf dem anderen bleiben. Es ist wie auf Baikhal Cain, wo meine Schwester ...« Sie war während der letzten Worte immer leiser geworden und verstummte jetzt.

Ich packte sie an den Oberarmen und schüttelte sie sanft, um sie wieder in die Realität zurückzuholen. »Hör mir gut zu, Stellare Majestät: Es ist nichts verloren, solange es noch Hoffnung gibt. Solange es die Allianz der Moral gibt. Wollte Kharzani wirklich die totale Vernichtung, wären die Kybb-Titanen bereits hier, und der Angriff hätte längst begonnen.«

Sie straffte sich, und das beinahe erloschene Funkeln kehrte in ihre Augen zurück. »Tagg Kharzani zögert, weil er glaubt, dass Carya Andaxi noch einen Trumpf im Ärmel hat.«

Ich nickte. »Er ... oder einer seiner Heerführer.«

Ich hatte schon einmal darüber spekuliert. Dass Kharzani ausgerechnet die friedliebende Carya Andaxi so hartnäckig verfolgte, entbehrte jeder logischen Grundlage. Es sei denn, er hatte einen triftigen Grund dafür. Furcht konnte ein solcher Grund sein.

Furcht wovor? Bestimmt nicht vor fünfhundert Weißen Kreuzern. Auch nicht vor tausend dieser Schiffe.

Ich fragte mich, ob Kharzani Recht hatte. Und falls ja: Welchen Trumpf besaß Carya Andaxi wirklich?

»Wir werden ihm Grund geben, uns zu fürchten«, verkündete Zephyda. Keineswegs Trotz prägte ihre Haltung, sondern eine grimmige Entschlossenheit. »Bei Jopahaim!«

Ich lächelte. Das war die Stellare Majestät, die wir brauchten: fest davon überzeugt, dass die Schutzherrin nicht hilflos sein konnte, dass wir es schaffen würden, Kharzani eine Schlappe beizubringen, und dass die Schutzherrin einen Plan verfolgte, der sich uns noch erschließen sollte. Nur deshalb hatte sie die dreihundert Weißen Kreuzer zurückbeordert. Denn was anders hätte dieser Befehl letztlich bedeutet, als die Besatzungen dieser Schiffe aus ihrer momentan relativen Sicherheit heraus in eine Schlacht zu werfen, in der ihr Tod nichts bewirkt hätte außer Leid und Verzweiflung?

Vielleicht, schoss es mir durch den Sinn, wäre jetzt der Zeitpunkt gewesen, mit genau diesen dreihundert Kreuzern Tagg Kharzani dort anzugreifen, wo er es am wenigsten erwartete, nämlich in Schloss Kherzesch. Aber für ein solches Wagnis wussten wir noch zu wenig; der Tod hätte an zwei Fronten zugeschlagen.

*

Er war ein Schatten.

Niemand kannte seine Gestalt, geschweige denn sein Gesicht. Er erschien nur schemenhaft und düster, dennoch stand er hoch über allen, und seine Macht gab ihm das Recht, über Leben und Tod zu entscheiden. Er war der Oberkommandierende von Tagg Kharzanis Garden, ein Flottenführer im Rang eines Prim-Direktors. Keiner der berüchtigten Zwölf, aber ebenso gefürchtet.

Deitz Duarto – sein Name war Gesetz an Bord. In seiner Nähe flüsterten sogar die aggressiven Kybb-Giraxx. Ohnehin taten an Bord der DRIITH nur Angehörige dieses Volks Dienst.

Aus dem Zylinderdiskus DRIITH führte Deitz Duarto Tagg Kharzanis Flotte an. Eine Ewigkeit hatten alle nach Graugischt gesucht, nun war ihnen die Information gewissermaßen auf dem Silbertablett präsentiert worden. Nur Worte hatte sie gekostet, billige, längst verhallte Versprechen. Die Sonne Demyrtle lag im Randbereich des Arphonie-Haufens. Sie war ein kleiner gelber Stern, der von zehn Planeten umkreist wurde. Neun würden es bald nur noch sein, aber dafür zwei Sonnen.

In der Hauptzentrale der DRIITH herrschte angespannte Erwartung.

»Warum greifen wir nicht sofort an?«, fragte der Richtschütze Dorkhas im Flüsterton, während er das riesige Hologramm im Zentrum des Raumes fixierte. »Je eher diese Welt und ihre verfluchten weißen Schiffe vernichtet sind, desto besser für uns alle.«

Der Navigator, dem Dorkhas sich halb zuwandte, bedeutete ihm mit einer herrischen Geste, dass er schweigen solle. Aber der Richtschütze dachte nicht daran. »Wir haben lange genug gewartet – zu lange, wenn du mich fragst. Graugischt ist nahezu ungeschützt. Wir müssen jetzt angreifen ...!«

»Deitz Duarto gibt den Befehl, niemand sonst.«

»Aber ... worauf wartet er?« Dorkhas blickte suchend um sich. Als er den Schatten des Oberkommandierenden nirgendwo entdeckte, schob er trotzig die Kinnpartie nach vorne. »Alle werden ungeduldig«, zischte er verhalten. »Unsere Flotte ist bereits riesig. Worauf sollen wir noch warten? Ich will nicht, dass die Shoziden die Flucht ergreifen.«

»Das will niemand«, bemerkte der Navigator. »Und jetzt geh! Kümmere dich um deine Geschützprojektoren.«

»Die sind in Ordnung.« Dorkhas zog angriffslustig die Lippen zurück. Zwei Reihen zugefeilter, mit Leuchtfarbe bedeckter Zähne wurden sichtbar. Er fauchte leise. »Warum greifen wir nicht an? Fürchtet Deitz Duarto diese wenigen weißen Schiffe? Warum sonst wartet er darauf, dass sich erst unsere gesamte Streitmacht versammelt?«

»Der Oberkommandierende wird seine Gründe haben. Ich frage jedenfalls nicht danach.«

»Sehr richtig!«, erklang eine klirrende Stimme aus dem Nichts.

Dorkhas ließ ein halb ersticktes Gurgeln vernehmen. Zitternd blickte er um sich und wich langsam zurück.

»Du zweifelst meine Befehle an?«

»Nein ... ich ... Wir müssen die Shoziden vernichten!«

»Das werden wir auch, Richtschütze Dorkhas. Alle, die meinen Befehlen gehorchen, werden den Triumph unserer Flotte erleben.«

Etwas wie fahler Nebel wogte neben dem Kybb-Giraxx. Im nächsten Moment schwebte da ein Schatten, die vagen Umrisse einer großen Gestalt. Kalte Lichter umflossen ihre Hände, die sich langsam hoben und auf Dorkhas richteten.

Der Richtschütze wich weiter zurück. Er stieß gegen ein Pult, wandte sich keuchend zur Seite, aber da war der Schatten schon wieder neben ihm. »Du hingegen brauchst nicht mehr darauf zu warten, Dorkhas.« Jedes Wort ließ ihn zusammenzucken, als hätten ihn schmerzhafte Hiebe getroffen. Weit quollen seine Augen aus ihren Höhlen hervor, er wimmerte nur noch, schließlich sackte er haltlos in sich zusammen.

Als Dorkhas den Boden berührte, lebte er schon nicht mehr.

»Schafft ihn mir aus den Augen!«, erklang es schneidend. »Und damit es wirklich alle begreifen: Ich erteile den Befehl zum Angriff auf Graugischt, wenn es so weit ist. Bis dahin warten wir, und es werden noch sehr viel mehr Schiffe eintreffen, sogar Sektor-Wächter. Wir werden auf größeren Widerstand stoßen, als uns diese weißen Schwingenschiffe glauben machen.«

Das Schweigen, das in der Zentrale der DRIITH Einzug hielt, zeugte von Ergebenheit und Furcht.

Kurze Zeit später meldete der Funker eine eintreffende Bildverbindung.

»... von einem der Verteidigerschiffe, Prim-Direktor. Ein weibliches Wesen, das sich selbst als Stellare Majestät Zephyda bezeichnet. Sie will mit dem Oberkommandierenden verhandeln.«

»Verhandeln?«, wiederholte Deitz Duarto. »Hast du wirklich gesagt, diese Frau will verhandeln?« Die Stimme klang plötzlich nicht mehr so kalt und unnahbar, vielmehr schwang Erheiterung in ihr mit.

Die Kybb-Giraxx in der Zentrale nahmen das als Anlass, ihrer eigenen Belustigung freien Lauf zu lassen. Es kam selten vor, dass der Prim-Direktor solche Regungen erkennen ließ. Aber dann erwartete er, dass seine Untergebenen sich ihm anschlossen.

Er erwartete immer, dass sie hinter ihm standen und mit ihrem Leben für ihn eintraten. Dafür hatten sie das Privileg, an Bord der DRIITH dienen zu dürfen.