Perry Rhodan 2275: Finale für Arphonie - Hubert Haensel - E-Book

Perry Rhodan 2275: Finale für Arphonie E-Book

Hubert Haensel

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Beschreibung

Einsatz im Kher-System - der letzte Wettlauf gegen die Zeit Im Arphonie-Sternhaufen vollzogen sich im Oktober 1332 Neuer Galaktischer Zeitrechnung einschneidende Veränderungen: Unter Führung von Perry Rhodan, dem Terraner, und Atlan, dem Arkoniden, schaffte es die so genannte Allianz der Moral, den Planeten Graugischt zu verteidigen. Der Heimatplanet der Schutzherrin Carya Andaxi ist nach dieser Schlacht gerettet, die Truppen Tagg Kharzanis sind geschlagen. Zum ersten Mal seit Jahrtausenden können die Bewohner des Sternhaufens darauf hoffen, dass die Tyrannei der Kybb auf ihren Heimatplaneten enden wird. Sogar Tagg Kharzani selbst wird immer mehr in die Enge getrieben - und sieht sich dazu gezwungen, seine letzten Machtmittel einzusetzen. Zugleich erlischt der Hyperkokon, der den Sternhaufen einhüllt. Dies alles zusammen führt nun zum FINALE FÜR ARPHONIE...

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Seitenzahl: 128

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Nr. 2275

Finale für Arphonie

Einsatz im Kher-System – der letzte Wettlauf gegen die Zeit

Hubert Haensel

Im Arphonie-Sternhaufen vollzogen sich im Oktober 1332 Neuer Galaktischer Zeitrechnung einschneidende Veränderungen: Unter Führung von Perry Rhodan, dem Terraner, und Atlan, dem Arkoniden, schaffte es die so genannte Allianz der Moral, den Planeten Graugischt zu verteidigen.

Der Heimatplanet der Schutzherrin Carya Andaxi ist nach dieser Schlacht gerettet, die Truppen Tagg Kharzanis sind geschlagen. Zum ersten Mal seit Jahrtausenden können die Bewohner des Sternhaufens darauf hoffen, dass die Tyrannei der Kybb auf ihren Heimatplaneten enden wird.

Sogar Tagg Kharzani selbst wird immer mehr in die Enge getrieben – und sieht sich dazu gezwungen, seine letzten Machtmittel einzusetzen. Zugleich erlischt der Hyperkokon, der den Sternhaufen einhüllt. Dies alles zusammen führt nun zum FINALE FÜR ARPHONIE ...

Die Hauptpersonen des Romans

Lyressea – Die Mediale Schildwache flieht aus Schloss Kherzesch.

Tagg Kharzani – Der Schutzherr kündigt einen alten Pakt.

Enkrine – Der alte Weggefährte beweist in entscheidender Not Moral.

Deitz Duarto – Der Prim-Direktor koordiniert den Kampf gegen die Koalition der Moral.

Perry Rhodan

1.

Tagg Kharzani schaute wieder auf sie herab. So düster, dürr und unheimlich, wie er immer schon gewesen war. Lyressea kannte den Verräter nicht anders. Ihre erste instinktive Abneigung hatte sie all die Zeit hinweg nicht vergessen, und längst empfand sie mehr als nur banalen Abscheu ... Sie spürte Zorn, vermischt mit einer Spur von Hass.

Lyressea ballte die Hände, während sie geradezu verbissen in die Höhe starrte. Über einen Kilometer hoch ragte der monumentale Koloss auf. Das war Tagg Kharzani in all seiner morbiden Pracht und Selbstherrlichkeit – ein humanoides »Skelett« mit bleicher Haut, nicht nur krank wirkend, sondern beinahe schon tot, und das sogar als Statue. Die einzige Farbe an ihm waren der orangefarbene breitkrempige Hut, sein ebenfalls orangefarbener Überwurf und die dunkelroten Stiefel.

Die Skulptur ließ nicht einmal den Größenwahn vermissen, den Lyressea dem ehemaligen Schutzherrn mittlerweile attestierte. Das ist das Ehrenmal des Lebendigen, hatte Hundertneun ihr erklärt.

Lyressea war erschöpft. Ausgedehnte Parkanlagen erstreckten sich zwischen dem Palais und der Gigantstatue. Die Baumriesen reichten Tagg Kharzanis Denkmal nicht einmal bis an die Knie. An einen der knorrigen Bäume gelehnt, versuchte die Mediale Schildwache, sich über ihr weiteres Vorgehen klar zu werden. In der Nähe von BLENDE-NULL war die Bedrohung greifbar geworden, und lange hätte sie dort nicht mehr unentdeckt bleiben können. Auch deshalb war sie hierher zurückgekehrt.

Stimmen erklangen hinter ihr. Lyressea versteifte sich. Es mussten Kybb sein, die da näher kamen.

»Der Herr Kharzani spricht von einem Versagen der Garde ...«

»Allerdings meint er den Motoklon und die Explosion von BLENDE-NULL.«

Die Stachelhäuter waren höchstens zehn Meter entfernt. Lyressea fürchtete in dem Moment, schon ihr hastiges Atmen müsse auffallen.

»Kommt dir der verlassene Gleiter nicht auch merkwürdig vor?«, hörte sie die erste Stimme wieder.

»Das ist nichts weiter als Zufall, Terk. Wer immer die Explosion ausgelöst hat, nicht einmal der Motoklon konnte sie überleben.«

»Das habe ich auch nicht gesagt. Aber ich behaupte, dass der Attentäter keineswegs allein war.«

»Ich kenne diese Hypothese. Das bedeutet allerdings nicht, dass sie wahr sein muss. Ich denke eher, sie entspringt dem Schuldbewusstsein der Versager und ungerechtfertigter Panik der Ängstlichen.«

Jeden Moment mussten die Kybb neben ihr auftauchen. Lyressea erwog, ihren Deflektor zu aktivieren, doch die Ortungsgefahr erschien ihr zu hoch.

»Hör mir zu!« Terk klang jetzt überaus aggressiv. »Das alles ist eine logische Folge. Die INTUUL erreicht das Kher-System und landet auf Kherzesch. Kurz darauf explodiert ausgerechnet dieses Schiff.«

»Ursache vermutlich ein Umrüstungsfehler. Die Erhöhung der Hyperimpedanz hat uns nicht nur diesen einen Zylinderdiskus gekostet.«

»Die INTUUL – ich habe es nachgeprüft – war an der Schlacht um Graugischt beteiligt.«

Lyressea presste sich eng an den Baumstamm. Aus den Augenwinkeln heraus konnte sie einen der Kybb-Giraxx sehen. Noch wandte er ihr den Rücken zu.

»Einen Tag nach der INTUUL verglüht ausgerechnet die Kontrollstation BLENDE-NULL in einer Reaktorexplosion. Nachdem sich dort ein Motoklon verschanzt hatte und nachdem alle Motoklone zum Rapport berufen wurden. Wie, frage ich dich, kann dann jener Motoklon beeinflusst worden sein? Wenn kein Fremder nach Kherzesch gekommen ist, bleiben kaum noch Möglichkeiten. Vielleicht stecken sogar die Dunklen Polizisten dahinter.«

»Unmöglich!«

»So? Kannst du ausschließen, dass sie mit Carya Andaxi zusammenarbeiten? Niemand weiß doch, was die Polizisten so treiben!«

Einen Moment lang herrschte Stille. Dann: »Wenn dich jemand hört ...!«

Lyressea hatte den erbeuteten Gleiter nur einen Kilometer entfernt zurückgelassen. Eben, um zu vermeiden, dass die Maschine identifiziert wurde, sobald sie damit den Raumhafen anflog. Aber nun war offenbar genau das geschehen.

»Ich werde den Herrn Tagg Kharzani informieren!«, fuhr Terk fort. »Schon der Verdacht, dass sich an Bord der INTUUL eine fremde Kreatur auf Kherzesch eingeschlichen haben könnte, ist ungeheuerlich.«

Der zweite Kybb kam nun ebenfalls in Lyresseas Blickfeld. Seine Uniform und das blutrot gefärbte Stachelkleid zeigten seinen hohen Rang. Er winkelte den Arm an. Lyressea sah, dass sich ein Holofeld über seinem Handrücken aufbaute. In dem Moment stieß sie ein zischendes, überaus scharfes Geräusch aus. »Lass das!«

Die beiden Kybb-Giraxx zuckten zusammen. Ihre spitzen Gesichter verzogen sich witternd, zugleich verengten sich die schwarzen Augen.

Terk – der Unterhaltung zufolge musste es Terk sein, der die Funkverbindung aufgebaut hatte – drehte den Arm nur ein wenig zur Seite. Der Befehl, den Anruf zu unterlassen, irritierte ihn. Ungläubig starrte er dem Prim-Direktor entgegen, der eben aus dem Schatten eines Baumes hervortrat.

»Bitte um Bestätigung!«, verlangte Terk.

»Ich habe dich aufgefordert, alles zu unterlassen!«, wiederholte Lyressea. Sie hatte, wie schon in BLENDE-NULL, die Maske eines Prim-Direktors angelegt. Aber die Tarnung entglitt ihr. Das spürte sie. Lyressea war kein völlig wesenloser Schatten, der dicht über dem Boden zu schweben schien, vielmehr wirkte die Direktoren-Maske löchrig. Teilweise schimmerten die Gliedmaßen eines Kybb-Rodish hindurch.

Das zu erkennen und die Waffe hochzureißen war für Lyressea eins. Sie hatte den Strahler in dem Gleiter gefunden und an sich genommen.

Gleichzeitig griffen die Kybb-Giraxx an. Mit unglaublicher Geschmeidigkeit schnellten sie sich ihr entgegen.

Lyressea zögerte, weil sie fürchtete, dass die Entladung angemessen werden würde. Aber dann konnte sie nicht mehr anders. Erst ihr zweiter Schuss stoppte Terk. Sein mit spitzen Zähnen gespickter Mund öffnete sich zu einem schrillen Kreischen, als er die Hände über der verbrannten Wunde verkrallte ... Da war auch schon der andere Kybb heran und riss Lyressea mit sich zu Boden. Ein greller Schmerz durchzuckte ihren Arm ebenso wie die rechte Hüfte, als sich Dutzende Stacheln in ihr Fleisch bohrten. Noch einmal betätigte sie den Auslöser, aber der Glutstrahl verlor sich zwischen den Bäumen.

Der Kybb schlug Lyressea die Waffe aus der Hand. Er lag halb über ihr, war zwar kleiner, doch überaus massig, vor allem bot er seiner Stachelhaut wegen wenig Angriffsfläche. Sein Schädel ruckte vor, ein tückisch gesetzter Biss ließ krachend die Kiefer zusammenschlagen. Lyressea konnte den Kopf und ihre Schulter gerade noch rechtzeitig zur Seite drehen.

Zweifellos bot sie ein abstruses Bild, dessen war sie sich bewusst. Ein Teil von ihr wirkte schattenhaft verzerrt, der Direktoren-Maske entsprechend, der Rest des Körpers erinnerte tatsächlich an einen Kybb, aber ihr Kopf und allmählich auch die Schultern entzogen sich schon wieder der Tarnung. Ihre blaue Haut, die eisgrauen Augen, der kahle Schädel, das alles zeigte dem Kybb deutlich genug, dass er es mit einem fremden Geschöpf zu tun hatte.

Wieder versuchte er zuzubeißen. Diesmal schnappte er nach Lyresseas Hals. Mit dem Unterarm konnte sie ihn gerade noch auf Distanz halten.

In einer letzten Anstrengung schossen die Hände der Schildwache nach vorne, die Finger gruben sich tief in die Arme des Kybb, den die jähe Gegenwehr überraschte. Lyressea riss die Knie an den Leib und trat zu. Der Kybb wurde über sie hinweggehebelt und stürzte auf den Rücken. Er war jedoch ebenso schnell wieder auf den Beinen wie Lyressea, und anstatt sein Heil in der Flucht zu suchen, griff er von neuem an.

Die Schildwache, deren wahre Gestalt immer deutlicher zum Vorschein kam, wich trotz der Schmerzen geschmeidig zur Seite. Die Hände ineinander verschränkt, schlug sie zu und traf den rasenden Gegner in die Leibesmitte. Der Kybb machte noch zwei oder drei Schritte, bevor er einknickte. Im Sturz zog er den Kopf zwischen die Schultern und rollte sich ab ...

Lyressea wollte nachsetzen, doch sie hielt abrupt inne. Ein dumpfes Knacken erfüllte plötzlich die Luft. Im ersten Erschrecken argwöhnte sie, dass ein Gleiter die Baumkronen durchbrach. Obwohl der Parkwald licht genug für eine gefahrlose Landung war.

Höchstens fünfzig Meter entfernt fielen Äste zu Boden.

Lyresseas Blick glitt in die Höhe. Aber kein schwerer Kampfgleiter eröffnete im selben Moment das Feuer – sie sah nur ein feines, kaum wahrnehmbares Flirren, das die ausladende Baumkrone umfloss.

Sekundenbruchteile später ragte nur noch der kahle Stamm auf. Aber auch er löste sich in einer kalten Lichterscheinung auf. Desintegratorbeschuss!

In diesem einen Moment wurde Lyressea wieder sie selbst, sie konnte die zweite Gestalt nicht einmal mehr teilweise aufrechterhalten. Ihre Tarnung war ohnehin obsolet geworden. Irgendwo über ihr hingen Kampfgleiter der Kybb und nahmen den Park unter Feuer. Ihr einziger Vorteil war, dass die Angreifer offensichtlich noch nicht wussten, wo sie sich befand.

Zwei weitere Baumriesen verwehten zu Staub. Die Strahlbahnen kamen näher, fächerten dabei auf. Trotzdem warf Lyressea sich nicht einfach herum und floh blindlings, womöglich geradewegs in ihr Verderben.

In diesen wenigen Augenblicken erkannte sie, dass keineswegs einfache Desintegratorgeschütze arbeiteten. Was da auf sie zukam, war umfassender, geradezu eine Wand der Vernichtung. Es begann in der Höhe, sank innerhalb von Sekunden auf den Boden herab und brach selbst die Krume auf.

Diese Erscheinung war lautlos. Ohne die herabbrechenden Äste wäre Lyressea wohl zu spät darauf aufmerksam geworden.

Ein blitzschneller Rundblick zeigte ihr, dass offenbar gewaltige Desintegratorfräsen den Park vernichteten. Das alles wegen ihr?

Kaum zehn Meter entfernt flimmerte plötzlich die Luft. Jäh aus der Höhe einfallende Sonnenstrahlen verwandelten den Staub in ein Meer funkelnder Sterne.

Stöhnend kam der Kybb, den Lyressea niedergeschlagen hatte, wieder auf die Beine. Er starrte sie hasserfüllt an, doch sie stellte sich nicht zum Kampf, sondern warf sich herum und hetzte davon. Nach wenigen Sekunden schaute sie allerdings schon zurück.

Der Kybb stand in gebückter Haltung da und zielte mit einer Waffe auf sie. Gedankenschnell sprang Lyressea zur Seite. Ein Glutstrahl verfehlte sie nur um Haaresbreite und schlug in einen Baum ein, dessen Borke sofort grell aufloderte.

Einen zweiten Schuss konnte der Kybb nicht mehr auslösen, denn in dem Moment erreichte ihn die tödliche Front. Ein fahles Flirren umfloss ihn ...

... dann existierte er nicht mehr.

Lyressea lief weiter. Von links näherte sich ihr eine weitere Todeswand mit deutlich größerer Geschwindigkeit als die anderen Desintegratorfelder. Sie sah einen Schwarm geflügelter Tiere aufsteigen und gleich darauf vergehen. Nur wenige dieser Tiere überlebten, weil sie offenbar hoch genug aufgestiegen waren. Die Desintegratoren wurden also nur bis zu einer gewissen Höhe wirksam.

Lyressea rannte weiter.

Fünf, allerhöchstens sechs Meter neben ihr zerfiel eine kleine Statue zu Staub. Auch die oberste Bodenschicht löste sich auf. Lyressea glaubte noch, etwas wie blanken Stahl darunter erkennen zu können, aber da hatte sie bereits einen Haken geschlagen, und hinter ihr raste das Flimmern vorbei.

Ihr Abstand wurde größer.

Doch erst Augenblicke später hielt Lyressea inne und wandte sich um. Die Desintegratorfelder schienen erloschen zu sein. Jedenfalls entdeckte sie nirgends neue Auflösungserscheinungen.

Keine Gleiter schwebten über ihr, auch kein Raumschiff hing irgendwo zwischen den Wolken. Dafür starrte die Tagg-Kharzani-Statue fast ungehindert auf sie herab. Und das Licht der weißen Sonne wirkte ungewöhnlich intensiv. Nicht nur, weil der feine Staub in der Atmosphäre reflektierte. In diesen Stunden geschah weitaus mehr.

Todesstille lastete über dem Park.

Lyressea registrierte, dass eine gewaltige freie Fläche entstanden war, rund eineinhalb Kilometer im Durchmesser, offenbar kreisrund. Vorsichtig ging sie darauf zu. Der Boden lag mehrere Meter tiefer. Die Humusschicht, in der die Bäume gewurzelt hatten, war gut zwei Mannslängen mächtig gewesen, jetzt existierte sie nicht mehr. Wie alles andere in dem Bereich.

Unter der matt reflektierenden Metallplatte verbarg sich die gewaltige subplanetare Halle, über deren Existenz nicht einmal Hundertneun informiert gewesen war. Es konnte gar nicht anders sein. Nicht besonders weit entfernt war Lyressea gemeinsam mit dem Motoklon in einem wohl niemals benutzten Antigravschacht an die Oberfläche gekommen.

Vielleicht hätte Hundertneun ihr jetzt helfen können.

Während sie darüber nachdachte, erklang ein unheilvolles Knirschen. Der Boden unter ihren Füßen bebte. An einigen Stellen sah Lyressea die hohen Abbruchkanten weiter ausbrechen. Tonnen von Erdreich rutschten in die Tiefe, wurden aber nicht mehr desintegriert.

Im Zentrum der Platte war eine sternförmige Öffnung entstanden, die sich langsam ausweitete. Wenn auch nur im Schritttempo, so zog sich die Abdeckung doch zurück.

Lyressea konnte nicht erkennen, was sich in der Tiefe befand. Aber sie war auf ziemlich alles gefasst.

*

»Ich wünschte, wir hätten unsere Chronometer noch«, sagte Perry Rhodan leise. »Der heutige Tag sollte in die Geschichtsschreibung eingehen, und wir wissen nicht einmal, welches Datum wir haben ...«

Zephyda bedachte den Terraner mit einem forschenden Augenaufschlag.

»Aber es ist der Tag, an dem wir dem Frieden einen entscheidenden Schritt näher gekommen sind«, fuhr Rhodan fort. »Es wird einen gewaltigen Unterschied machen, ob Tagg Kharzani frei agieren kann oder ob wir ihn in die Schranken weisen, bevor der Rücksturz des Sternhaufens in die Milchstraße erfolgt.«

Von Frieden zu sprechen, fand Zephyda, war ein gewagter Satz. Die bevorstehende Raumschlacht würde dem Kampf um Graugischt in nichts nachstehen. Im Gegenteil. Schlimme Albträume hatten ihr in der vergangenen Nacht den Schlaf geraubt.

Sie fühlte sich matt und zerschlagen, und das war keineswegs der geeignete Zustand, die SCHWERT in den Kampf zu führen.

»Es gibt kein Zurück mehr.« Zephyda seufzte leise. Jeder der wartenden Motana-Quellen schenkte sie ein aufmunterndes Lächeln – und hoffte dabei, dass es nicht aufgesetzt wirkte. Dann widmete sie sich wieder den Bild- und Datensequenzen, die der Bordrechner übermittelte.

Fünfzig Weiße Kreuzer der Schwadron von Graugischt begleiteten den Bionischen Kreuzer. Insgesamt 99 Schiffe waren der klägliche Rest der bis vor kurzem noch stolzen Flotte. Zephyda wünschte in dem Moment – sie hätte nicht zu sagen vermocht, zum wievielten Mal –, dass wenigstens einige der Kreuzer aus Carya Andaxis Fundus einsatzbereit gewesen wären. Mit Vernetzern ausgestattet, hätte jedes dieser Raumschiffe die Schlagkraft einer kleinen Flotte aufgewogen. So wie die SCHWERT.

»Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass wir jemals mit nur fünfzig Raumschiffen Kharzani angreifen würden«, stellte sie fest.

»Das ist mehr, als wir anfangs zu träumen wagten, als wir noch davon ausgehen mussten, die SCHWERT sei der letzte Bionische Kreuzer«, erinnerte Rhodan. »Und du vergisst Atlan, die ELEBATO und vor allem die Hyperdimos.«

»Das klingt aber weniger dramatisch«, lächelte Zephyda, wobei ein Hauch Trauer ihre Züge überschattete, »als es dem Augenblick angemessen ist. Du hast allerdings Recht. Die Weißen Kreuzer sind nur eine kleine Vorhut. Die Hauptlast des Angriffs werden die Hyperdimos zu tragen haben.«

Die Stellare Majestät der Motana straffte sich. Lange hatte sie darauf gewartet, ihr Volk vom Joch der Sklaverei befreien zu können. Endlich war der Zeitpunkt gekommen, und nichts würde sie davon abhalten, die Motana wieder zu dem zu machen, was sie vor sehr langer Zeit einmal gewesen waren, nämlich das führende Volk im Sternenozean.

Rhodan hatte den Anflug von Trauer wohl bemerkt. »Was hast du? Ich kann dir doch ansehen, dass etwas nicht stimmt«, erkundigte er sich.

Zephyda senkte rasch den Blick. »Es ist ... nichts.«