Perry Rhodan 2407: Aufbruch nach Tare-Scharm - Hubert Haensel - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 2407: Aufbruch nach Tare-Scharm E-Book und Hörbuch

Hubert Haensel

4,0

Der Titel, der als Synchrobook® erhältlich ist, ermöglicht es Ihnen, jederzeit zwischen den Formaten E-Book und Hörbuch zu wechseln.
Beschreibung

Der Parapol-Sturm wird entfacht - droht das Ende der LAOMARK? Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte: Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht. Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Ihr Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden. Perry Rhodan ist mit dem Spezialraumschiff JULES VERNE über 20 Millionen Jahre zurück in die Vergangenheit der Milchstraße gereist, die damals Phariske-Erigon hieß, um die Menschheit in der Gegenwart zu retten. In Phariske-Erigon herrscht die Superintelligenz ARCHETIM, die mit ihrem letzten Aufgebot an Schiffen nach Tare-Scharm reist, um dort den finalen Kampf gegen die dortige Negasphäre auszufechten. Agenten der Chaosmächte setzen alles daran, dies zu verhindern, und lassen von den Laosoor das mysteriöse goldene Kugelraumschiff CHEOS-TAI stehlen. Perry Rhodan findet heraus, dass die Laosoor ohne ihr Wissen zu Handlangern des Chaos wurden. Gemeinsam mit Perry Rhodan wollen sie den Beweis erbringen für die jahrhundertelange Versklavung der LAOMARK, ihrer durchs All reisenden Heimatwelt. Gelingt ihnen das gegen den erbitterten Widerstand ihrer geheimen Unterdrücker, wird der Weg frei zum AUFBRUCH NACH TARE-SCHARM...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Veröffentlichungsjahr: 2014

Das Hörbuch können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS

Zeit:3 Std. 26 min

Veröffentlichungsjahr: 2014

Sprecher:Gregor Höppner

Bewertungen
4,0 (1 Bewertung)
0
1
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 2407

Aufbruch nach Tare-Scharm

Der Parapol-Sturm wird entfacht – droht das Ende der LAOMARK?

Hubert Haensel

Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte: Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht.

Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Ihr Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.

Perry Rhodan ist mit dem Spezialraumschiff JULES VERNE über 20 Millionen Jahre zurück in die Vergangenheit der Milchstraße gereist, die damals Phariske-Erigon hieß, um die Menschheit in der Gegenwart zu retten.

In Phariske-Erigon herrscht die Superintelligenz ARCHETIM, die mit ihrem letzten Aufgebot an Schiffen nach Tare-Scharm reist, um den finalen Kampf gegen die dortige Negasphäre auszufechten. Agenten der Chaosmächte setzen alles daran, dies zu verhindern, und lassen von den Laosoor das mysteriöse goldene Kugelraumschiff CHEOS-TAI stehlen.

Perry Rhodan findet heraus, dass die Laosoor ohne ihr Wissen zu Handlangern des Chaos wurden. Gemeinsam mit Perry Rhodan wollen sie den Beweis erbringen für die jahrhundertelange Versklavung der LAOMARK, ihrer durchs All reisenden Heimatwelt. Gelingt ihnen das gegen den erbitterten Widerstand ihrer geheimen Unterdrücker, wird der Weg frei zum AUFBRUCH NACH TARE-SCHARM …

Die Hauptpersonen des Romans

Ekatus Atimoss – Der Dual kämpft um seine Karriere und um den GESETZ-Geber.

Gucky – Der Ilt fühlt sich von den Parapolarisatoren abgestoßen.

Perry Rhodan – Der Terraner fühlt sich verpflichtet, den Laosoor zu helfen.

Pothawk –

Prolog

Das fremde Raumschiff war eine permanente Bedrohung.

Hohogom witterte die Gefahr. Die LAOMARK hatte sich verändert, seit das Schiff der Terraner in dem Hangar festgehalten wurde. Angriffslustig streckte sich der militärische Oberbefehlshaber.

Mit diesen Zweibeinern ist der Tod in die Mond-Sphäre gekommen. Wir sollten sie alle töten. Aber dann wären wir Mörder, keine Laosoor. Es muss eine bessere Lösung geben.

Unter zuträglicheren Umständen, gestand der Commander sich ein, zu einer ruhigeren Zeit und vor allem an einem anderen Ort, hätte er die Terraner höchstwahrscheinlich als Freunde angesehen. Er hielt sie für überaus fähig. Immerhin hatten sie ihren Mangel an Kraft und Schnelligkeit durch technischen Erfindungsreichtum kompensieren können. Ihnen ihr Wissen zu stehlen musste für jeden Laosoor Herausforderung und Freude gleichermaßen sein.

Jäh erklangen Geräusche hinter ihm. Der Commander hörte das Schaben von Krallen, dazu ein gepresstes Atmen. Mehrere Personen waren in seinem Befehlsstand materialisiert. Wahrscheinlich drei, verrieten Hohogom seine angespannten Sinne.

1.

Alle drei Laosoor trugen die üblichen roten Kampfanzüge.

Obwohl in großer Nähe dreitausend schwer bewaffnete Nahdistanz-Teleporter das terranische Schiff kontrollierten und es nur eines Zündfunkens bedurfte, die Situation eskalieren zu lassen, wagten sie es, den Commander unangemeldet zu belästigen.

»Ihr müsst verrückt geworden sein«, stieß Hohogom ungehalten hervor. »Wieso nehmt ihr diesen Weg …?«

Commander Pothawk streckte sich und spreizte beschwichtigend beide Ohrenhände ab. Nur weil er als der fähigste Dieb der LAOMARK galt, unterdrückte Hohogom das heiße Aufwallen in seinen Adern. Die beiden anderen, erkannte er, waren Vizquegatomi und Limbox, Pothawks Brüder.

»Es ist wichtig!«, stieß Pothawk hervor, und Hohogom sah die gelblich grünen Augen des Hightech-Diebes funkeln. »Wichtig für dich, Commander Hohogom, für uns – und vor allem für die LAOMARK.«

Commander Pothawk war nicht dumm, er war ein fähiger Dieb, ein guter Anführer, ein risikofreudiger Spieler – und ein Querkopf, der sich über alles und jeden hinwegzusetzen bereit war.

»Was sollte das sein? Ich meine – außer dem Raumschiff der Terraner und dem GESETZ-Geber?«

»Nicht hier!«, wehrte Vizquegatomi ungewohnt heftig ab.

»Komm mit!« Commander Pothawk kratzte ungeduldig über den Boden. »Wenn die LAOMARK als letzte Mond-Sphäre weiterexistieren soll, musst du uns vertrauen!«

Vizquegatomi und Limbox wandten sich wortlos um. Als zweifelten sie nicht daran, dass Commander Hohogom ihnen folgen würde, flankierten ihre muskulösen Körper die Tür.

Hohogom bedachte Pothawk mit einem brennenden Blick, dem dieser mühelos standhielt, dann glitt er geschmeidig zwischen den Brüdern hindurch. Wie gesagt: Pothawk war nicht dumm.

»Wohin?« Hohogom war die Ruhe selbst. Er hasste Geheimniskrämerei, aber wenn das Pothawk-Trio ein solches Aufhebens machte, konnte es nicht schaden, sie zumindest anzuhören. Die JULES VERNE und CHEOS-TAI flogen nicht weg, wenn er sie eine Weile nicht anstarrte.

Vizquegatomi, vor Kraft strotzend und größer als die meisten Laosoor, übernahm wie selbstverständlich die Führung. Sie tauchten in den Korridor zu den Laufgängen ein und legten kaum mehr Distanz zurück, als fünf Teleportersprünge sie getragen hätten.

Vor der Tür zu einem unbedeutenden Nebenraum, der lediglich einen redundanten Teil der Lebenserhaltung für diesen Sektor der LAOMARK beinhaltete, blieb der Commander unvermittelt stehen.

»Ich denke, das ist weit genug. Ich verlange eine Erklärung …!«

»Sind die Zeiten schon so extrem geworden, dass ein Laosoor dem anderen nicht mehr vertraut? Nur noch ein paar Schritte, das verspreche ich dir.« Pothawks Stimme klang spöttisch.

Commander Hohogom konnte sich darauf keinen Reim machen. Irgendetwas war längst nicht mehr so, wie es sein sollte. Hing das mit den Terranern und ihrem großen Raumschiff zusammen? Oder mit dem golden schimmernden Koloss des GESETZ-Gebers?

Hohogom war auf alles gefasst – aber was er wirklich sah, als er den Nebenraum betrat, entlockte ihm ein gereiztes Knurren. Sofort drängten sich Limbox und Vizquegatomi an ihn, um ihn zu beruhigen, und Pothawk ließ hinter ihm die Tür zugleiten.

»Wir waren uns nicht schlüssig, wie du reagieren würdest, Hohogom.«

Der Commander ignorierte Pothawks Kommentar. Sprungbereit stand er da und fixierte die Frau, die in dem Moment ihre Hände so drehte, dass er die leeren Innenflächen sehen konnte. Natürlich hatte sie nicht vor, ihn anzugreifen, das wäre unglaublich töricht gewesen. Die schwache Terranerin hätte schon verrückt sein müssen, es mit vier Laosoor aufzunehmen. Daran änderte auch ihr Begleiter nichts. Das kleine Pelzwesen entblößte seinen einzigen Fangzahn, als glaubte es, auf diese Weise Eindruck zu schinden.

Knurrend zog Commander Hohogom die Oberlippe hoch. Beeindruckt hatte ihn der Kleine – Gucky war dessen Name, wenn er sich recht entsann – mit seiner Flucht durch die LAOMARK. Er war ein hervorragender Teleporter, aber letzten Endes hatte ihm das nicht geholfen. Auch dem vierarmigen schwarzhäutigen Riesen nicht, geschweige denn Perry Rhodan. Der Aura-Träger hatte bei dem Diebstahl des GESETZ-Gebers sein Leben gelassen.

Bedauerlich, empfand es Hohogom, doch Rhodan war für sein Schicksal selbst verantwortlich gewesen. Er hatte sich zur falschen Zeit am falschen Ort aufgehalten. Solche Zufälle bestimmten das Leben und machten es erst spannend; die Beute, die es stets neu zu gewinnen galt, hieß schlicht und einfach »überleben«.

Das terranische Raumschiff wurde von den Laosoor kontrolliert. Zudem riegelten Energiebarrieren die JULES VERNE und den Hangar hermetisch ab. Strukturlücken für die laosoorischen Nahdistanz-Teleporter wurden von außen geschaltet. Keiner der Fremden vermochte das Schiff zu verlassen.

Eigentlich.

Dass Commander Hohogom sich trotz dieser Gegebenheiten ausgerechnet hier der Terranerin Mondra Diamond und dem kleinen Teleporter gegenübersah, wäre also Anlass genug gewesen, Alarm auszulösen.

Einzig die Tatsache, dass Pothawk und seine Brüder diese Begegnung herbeigeführt hatten, ließ Hohogom zögern. Er hoffte auf eine gute Erklärung.

Aus den Augenwinkeln heraus registrierte der Commander, wie sich eine dritte Gestalt aus dem Sichtschutz eines Aggregatblocks löste.

Perry Rhodan! Unmöglich!

Der Aura-Träger Rhodan war tot. Pothawk hatte Bericht erstattet, dass der Terraner zwar den Hyperanker des GESETZ-Gebers gelöst, danach aber wegen einer mentalen Rückkopplung den Verstand verloren hatte. Pothawk war gezwungen gewesen, Rhodan zu töten, bevor dieser in seinem Wahn CHEOS-TAI wieder verankert hätte.

Und nun …?

Commander Pothawk hatte die Laosoorkönige belogen – ein unvorstellbarer Vorgang, der in der Geschichte der LAOMARK wohl einmalig sein musste.

Rhodan kam auf Hohogom zu. Er war Perry Rhodan, daran bestand kein Zweifel. Alles in dem Commander sträubte sich gegen diesen Verrat, und nicht einmal die Körper von Vizquegatomi und Limbox, die sich an seine Flanken drückten, konnten ihn daran hindern, zu tun, was in dieser Situation getan werden musste.

Hohogom stülpte beide Ohrenhände aus, die dünnen Finger schlossen sich um die Waffe im Schulterholster – aber der Strahler hing fest; Hohogom schaffte es nicht, die Waffe nur eine Handspanne weit herauszuziehen. Zudem schien plötzlich eine Zentnerlast in dem Holster zu stecken, die den Commander niederdrückte. Es war ihm unmöglich, sich mit einem Sprung von den anderen zu lösen und sich auf den Terraner zu stürzen. Obwohl … Eigentlich wollte er das gar nicht. Ohne Rhodan hätten die Diebe der LAOMARK ihren Auftrag nicht zufriedenstellend zu Ende bringen können.

»Hör mir zu, Hohogom!« Wie von Weitem drang Pothawks Stimme an seine Hörbüschel. »Ich weiß, dass du dein Leben für die LAOMARK geben würdest, wir alle würden das, ohne zu zögern tun …«

»Was geht hier eigentlich vor sich?« Hohogom würgte die Frage geradezu heraus. Er starrte den Terraner an, der eine Körperlänge vor ihm stehen blieb. Im Grunde genommen war er nur noch begierig darauf, zu erfahren, was hinter alldem steckte. Er glaubte nicht, dass Pothawk und seine Brüder die LAOMARK verraten wollten, aber warum sonst hatten sie den Terraner für tot erklärt?

Er registrierte, dass Gucky dem Zweibeiner etwas zuflüsterte, doch er verstand nicht, was der Pelzige sagte. Rhodan hob daraufhin eine Hand, und die Geste erschien Hohogom wie eine Beschwichtigung, zumal fast gleichzeitig die Last von seiner Schulter wich.

Der Commander dachte nicht mehr daran, die Waffe zu ziehen, er löste die Finger aber auch nicht von dem Griffstück. Innerlich vibrierend, wartete er auf eine Erklärung.

»Er wird es verstehen, Pothawk!«, rief der Pelzige. »Hohogom ist einsichtig. Berichte ihm alles, was wir erfahren haben.«

Rhodan schwieg. Das war ohnehin das Beste, denn von einem Terraner würde der Commander keine Erklärung akzeptieren.

Langsam hob Hohogom den Kopf und fixierte den Pelzigen. Du bist ein hervorragender Teleporter, dachte er intensiv. Offensichtlich beherrschst du ebenso die Gabe der Telekinese; anders hätte niemand mich daran hindern können, die Waffe zu ziehen. Kannst du auch Gedanken lesen?

Gucky ignorierte ihn, Fangzahn gab mit keiner Regung zu erkennen, ob er Hohogoms Gedanken aufgefangen hatte.

Der Commander richtete seinen Blick wieder auf Pothawk, der gerade ein seltsames Objekt aus einer Tasche seines Kampfanzugs hervorzog und es vorsichtig zwischen den Fingern drehte. Es handelte sich um ein kristallines Gebilde, das faustgroß war, Diskusform hatte und in ätherischem Farbenspiel schillerte.

Auf Hohogom wirkte der Kristalldiskus zerbrechlich. Er war überzeugt davon, wenn er Pothawk die Scheibe aus der Hand schlüge, würde sie beim Aufprall in tausend Splitter zerbersten.

Auf gewisse Weise wünschte der Commander, genau das zu tun; er wollte den Kristall zersplittern sehen.

Doch er beherrschte sich. Weil er deutlich registrierte, dass dieses Verlangen von außen auf ihn einströmte. Bebend verharrte Hohogom.

»Der Graph Avalthani ist ein kristalliner Speicher, eine Art Tagebuch«, hörte er Pothawk sagen. »Du wirst verstehen, warum wir seine Existenz geheim halten müssen …«

Bei dem Kristalldiskus handelte es sich zweifellos um ein Beutestück. Wem hatte es zuvor gehört? Etwa … den Laosoorkönigen? Commander Hohogom erschrak zutiefst. Der beste Hightech-Dieb durfte es nicht wagen, die Könige zu bestehlen. Wenn das Brüdertrio so etwas getan haben sollte, würde er keine andere Wahl haben, als sich gegen die drei zu stellen. Aber welche Rolle spielten die Terraner in diesem Geschehen?

Hohogom hatte plötzlich den Eindruck, dass sich die Wände auflösten und er in den Weltraum hinaussehen konnte. Da ist ein Planet, sehr nahe.

Der Commander warf den Kopf in den Nacken und schüttelte sich. Drohend fletschte er die Zähne.

Perry Rhodan redete auf ihn ein. Hohogom verstand nicht, was der Zweibeiner sagte, weil er erst gar nicht darauf achtete. Etwas Fremdes breitete sich in seinen Gedanken aus und ergriff von ihm Besitz …

Pothawk und dessen Brüder; die beiden Terraner und der pelzige Teleporter; der Nebenraum, in der Kruste der LAOMARK verborgen – das alles verwischte gedankenschnell und wich endgültig dem Abbild des freien Weltraums. Commander Hohogom glaubte, jäh im Nichts zu schweben, als hätte er mit einem einzigen Teleportersprung die Sphäre verlassen. Doch über die Distanz von etlichen Kilometern hinweg war das ein Unding.

Eine Illusion …

Beinahe zum Greifen nahe hing der Planet vor ihm.

Zu klein, erkannte der Commander. Das ist eher ein zerklüfteter und atmosphäreloser Mond.

Er sah weitere Monde. Sie bewegten sich auf unterschiedlichen Bahnen, als strebten sie mit wachsender Geschwindigkeit auseinander.

Mond-Sphären wie die LAOMARK!

Freudige Erregung durchpulste den Commander, und sein Blut wallte auf. Bis in ihm eine fremde Stimme erklang. Sie befahl, die Mond-Sphären der Laosoor der Verwertung zuzuführen, als Teil des neuen Chaotenders.

Ein Gesicht entstand vor Hohogoms innerem Auge. Eigentlich waren es zwei Gesichter, zwei reptiloide Geschöpfe, Seite an Seite miteinander verwachsen. Der eine Schädel dominierte mit großen Augen und einem gebogenen Schnabel, der andere züngelte witternd.

Hohogom reagierte mit Ablehnung auf diese Erscheinung, doch er konnte sich nicht von ihr lösen. Sie war in ihm, redete …

… und so bizarr und unglaublich fremd ihm das alles erschien – der Commander verstand, dass der faustgroße Kristall ihn beeinflusste. Wie eine Brandungswelle schlug die Flut mentaler Eindrücke über ihm zusammen.

Hohogom glaubte, unter diesem Ansturm von Empfindungen ersticken zu müssen. Mit aller Kraft kämpfte er gegen den tosenden Strudel an, dessen Strömung ihn mit sich riss, tiefer hinab in den brodelnden Trichter längst vergangenen Geschehens.

Er hörte die doppelköpfige Kreatur reden.

Schließlich gab er seinen Widerstand auf.

Was Commander Hohogom vernahm, war die Geschichte der LAOMARK, seiner Heimat, die zugleich der Lebensraum von mehr als dreihundert Millionen Laosoor war.

Die LAOMARK – die letzte der zwölf Mond-Sphären.

*

Starr richteten sich die großen, hellblau schimmernden Augen auf das leere Samtkissen. Ihr Blick bekam etwas Wehmütiges, aber dieser Ausdruck hielt nur für wenige Sekunden an. Panik flutete die weit aufgerissenen Augen. Zugleich öffnete sich der verhornte Mund zu einem qualvollen Aufschrei.

»Wo ist es?« Der Reptilienkopf pendelte haltlos nach vorn. Der schmächtige Rumpf zitterte, und dieses Zittern übertrug sich auf die linke Körperhälfte.

Auch Atimoss wirkte verunsichert. Sein Blick aus nebelhaft grünen Augen taxierte ebenfalls das Kissen, glitt dann aber sofort weiter, huschte suchend über den Boden, kehrte zurück und sprang schließlich hektisch durch den Raum.

Er war – zumindest teilweise – verwüstet, ein Regal umgekippt, Memorabilien lagen verstreut herum.

»Es ist weg!«, gurgelte Ekatus. »Das ist unmöglich. Ich habe den Kristall auf das Kissen gelegt.«

Er spürte, wie ihm Furcht die Kehle zuschnürte. Der Graph Avalthani barg seine Erinnerungen, alles, was sein Leben ausmachte. Es war seine Vergangenheit. Seine Zukunft ebenfalls.

»Wir müssen den Kristall suchen, müssen …!«

Ekatus wollte sich herumwerfen. Erst ein dumpfer Schmerz erinnerte ihn daran, dass er alleine hilflos war, solange seine andere Hälfte der Bewegung nicht folgte. Und Atimoss dachte nicht daran, sich mitreißen zu lassen.

»Denk nach! Irgendetwas ist hier vorgefallen, was unsere Sperren nicht durchdrungen hat.« Atimoss hatte seine Hand zur Faust geballt und sofort wieder geöffnet, und zwischen seinen Fingern war der holografische Überwachungsstatus erschienen. Ekatus versuchte zwar, die Skalen abzulesen, nur war er viel zu aufgebracht dazu.

»Die Fallen sind unberührt«, stellte Atimoss fest. »Trotzdem ist jemand in unser Quartier eingedrungen.«

Ekatus hörte gar nicht zu. »Der Graph Avalthani wurde gestohlen!«

»Du stützt dich ohnehin viel zu sehr darauf«, rügte die linke Hälfte des nur achtzig Zentimeter großen Duals. »Ich brauche kein künstliches Gedächtnis.«

»Du brauchst es nicht?« Ekatus stieß ein schrilles Keckem aus. »Ganz sicher greift der Verlust eines Tages auf dich über. Dann wirst du ebenfalls darauf angewiesen sein …«

»Die Frage ist: Wer sollte den Kristall an sich genommen haben?«, unterbrach Atimoss den aufgeregten Redeschwall. »Kein Morgoth’Daer und kein Guschkare würde das wagen. Die Kolonnen-Motivatoren kommen ebenso wenig in Betracht. Wozu sollte so ein Diebstahl außerdem gut sein?«

»Die Laosoor! Sie sind Teleporter!«

»Die Psi-Melder hätten uns umgehend alarmiert.«

Ekatus knackte mit dem Hornschnabel. Dieses Geräusch ließ seine andere Hälfte stets schaudern. Atimoss züngelte immer dann heftig, und in Ekatus Eingeweiden wühlte genau deshalb Übelkeit. Irgendetwas in seiner Vergangenheit hatte ihn gelehrt, einer gespaltenen Zunge aus dem Weg zu gehen. Er wusste nur nicht mehr, was.

Der Graph Avalthani hätte ihm die Antwort geben können. Aber der Kristalldiskus, letzter Überrest einer höheren Wesenheit und heute Ekatus’ williger Diener …

»Es gibt nur eine Möglichkeit, wie jemand hier hereingekommen sein könnte«, zischte Atimoss ungeduldig und wies zur Decke, wo sich ein Lüftungsschacht öffnete – viel zu schmal für jedes Wesen an Bord der LAOMARK, abgesehen von dem Dual selbst wahrscheinlich.

»Und falls doch ein Laosoor …?«

»Hast du die Psi-Melder vergessen?« Atimoss reagierte ungehalten.

Ja. Nein. Ekatus wusste es nicht. Er fühlte sich so verdammt unsicher.