Perry Rhodan 2424: Die Thermodyn-Zentrale - Hubert Haensel - E-Book

Perry Rhodan 2424: Die Thermodyn-Zentrale E-Book

Hubert Haensel

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Beschreibung

Gefahr im INTAZO - Terraner stoßen auf unheimliche Gegner Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht. Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden. Perry Rhodan ist mit dem Spezialraumschiff JULES VERNE über 20 Millionen Jahre zurück in die Vergangenheit gereist. Von der Milchstraße - die damals Phariske-Erigon hieß - begibt er sich nach Tare-Scharm, um dort herauszufinden, wie eine Negasphäre aufgelöst werden kann. Der Weg zum "Truppenlager" ARCHETIMS führt über die Kinder der toten Superintelligenz ELEDAIN, die Sekundim und die Lanterns, die dafür sorgen, dass die Mächte des Chaos keinen Zugang finden. Doch auch das INTAZO bietet keinen vollkommenen Schutz - unbekannte Eindringlinge durchstöbern offenbar DIE THERMODYN-ZENTRALE...

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Veröffentlichungsjahr: 2014

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Nr. 2424

Die Thermodyn-Zentrale

Gefahr im INTAZO – Terraner stoßen auf unheimliche Gegner

Hubert Haensel

Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht.

Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.

Perry Rhodan ist mit dem Spezialraumschiff JULES VERNE über 20 Millionen Jahre zurück in die Vergangenheit gereist. Von der Milchstraße – die damals Phariske-Erigon hieß – begibt er sich nach Tare-Scharm, um dort herauszufinden, wie eine Negasphäre aufgelöst werden kann.

Der Weg zum »Truppenlager« ARCHETIMS führt über die Kinder der toten Superintelligenz ELEDAIN, die Sekundim und die Lanterns, die dafür sorgen, dass die Mächte des Chaos keinen Zugang finden. Doch auch das INTAZO bietet keinen vollkommenen Schutz – unbekannte Eindringlinge durchstöbern offenbar DIE THERMODYN-ZENTRALE …

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Terraner setzt sich auf die Spur geheimnisvoller Eindringlinge.

Gucky – Der Ilt setzt seine Teleporterfähigkeiten ein.

Mondra Diamond – Die ehemalige Liga-Agentin steht vor neuen Herausforderungen.

Ketschua – Der junge Laosoor trainiert seine Para-Gabe unter Ernstfallbedingungen.

Abanathan Seg Dathuel –

1.

Atem, der in sein Ohr drang, unregelmäßig und bebend: Perry Rhodan wachte auf.

Obwohl der Terraner sofort hellwach war, unterdrückte er den Impuls, sich umzudrehen. Stattdessen blinzelte er in die Düsternis seiner Kabine. Die Zeitprojektion zeigte 4.58 Uhr terranischer Standardzeit.

Nur für knapp drei Stunden hatte er Ruhe gefunden. Immerhin. Als Aktivatorträger kam er mit wenig Schlaf aus.

Er lag still und lauschte. Das Atmen hinter ihm klang wieder gleichmäßig, doch jetzt drang leises Rascheln an Rhodans Ohr. Eine Hand legte sich auf seine Schulter; die Fingerspitzen berührten seinen Hals und glitten weiter bis zum Ohr.

Rhodan wandte sich um. Sanft schob er mit der Linken Mondras Arm zurück, mit der rechten Hand umschloss er ihr linkes Handgelenk, und in der Drehung richtete er sich halb auf. Er kniete nun auf dem Bett.

Einen Augenblick lang rechnete er mit einem Versuch, ihn abzuschütteln. Doch erst als er sich nach vorne beugte und Mondra küssen wollte, entzog sie sich. Die vom Raumservo dezent angeregte Beleuchtung zeigte ihm ihr amüsiertes Lächeln.

»Wenn ich hier neben dir liege, Perry, heißt das noch lange nicht …«

»Was?« Er dachte nicht daran, Mondras Handgelenke wieder loszulassen.

Beinahe fühlte er sich in jene glücklichen Stunden zurückversetzt, als sie beide geglaubt hatten, miteinander leben zu können. Das Schicksal hatte es anders gemeint, hatte ihre Leidenschaft erstickt und nur eine Freundschaft übrig gelassen. Zumindest für lange Zeit.

Wie viele Jahre lag das inzwischen zurück?

»Ich weiß nicht, wie es mit uns weitergehen soll«, sagte Mondra. Ihr Blick erinnerte Rhodan in dem Moment an den Tryortan-Schlund eines Hypersturms – die grünen Augen waren ebenso unergründlich und schienen alles zu verschlingen.

»Wir streichen einige Jahre aus unserer Erinnerung … Das dürfte nicht unmöglich sein.«

»Ungefähr zwanzig Jahrmillionen?« Diamond lachte hell. »Ich frage mich, ob das richtig wäre. Ich will nicht neu beginnen und alles noch einmal erleben müssen. Meine Wunden sind noch nicht verheilt, Perry, und unser Sohn …«

Der Resident ließ Mondras Handgelenke los. Immer noch kniete er über der Frau, die er einmal geliebt hatte.

»Das Leben wiederholt sich nicht.« Er betrachtete ihren trainierten Körper. Mehr als fünfzig Jahre kannten sie sich, aber nach Mondras Äußerem zu schließen, schien die Zeit seitdem nahezu stillzustehen.

Sie stemmte sich auf den Unterarmen in die Höhe. Ihr Blick suchte den seinen.

»Vielleicht schrecke ich vor meinem eigenen Mut zurück«, raunte sie.

»Mut …«, echote der Terraner. »Gehört wirklich Mut dazu, sich mit mir einzulassen?«

»Habe ich das nicht längst wieder getan, mich mit dir einzulassen?« Die letzten Worte betonte Mondra stärker.

Perry Rhodan schüttelte den Kopf. »Ich rede nicht von einigen miteinander verbrachten Nächten, sondern eher von dem Gefühl inniger Vertrautheit und …«

Sie legte ihm den Zeigefinger auf den Mund, brachte ihn so zum Schweigen. Dann, als hätte sie es sich anders überlegt, griff sie mit beiden Händen zu, umfasste seinen Nacken und zog ihn zu sich herab. Perry spürte ihr bebendes Verlangen ebenso wie ihren Zwiespalt.

Da war der Wunsch nach einem kleinen Stückchen privaten Glücks, aber auch das Wissen darum, dass sie ihre Kraft für anderes brauchten. Wie konnten sie miteinander glücklich sein, wenn zugleich das Wohl und Wehe der Milchstraße ihre Gedanken beherrschte? Allein im Solsystem waren Milliarden Menschen akut bedroht, von den anderen Welten, die nicht so gut geschützt waren, ganz zu schweigen.

Und falls die Negasphäre in Hangay jemals entstehen würde …

Rhodan war in Gedanken schon wieder sehr weit weg, als Mondra ihn küsste. Jederzeit konnte etwas geschehen, mit dem niemand gerechnet hatte. Es war immer so, als gönne ihm das Schicksal kein Privatleben.

Mondras Lippen lösten sich rasch von seinem Mund. Ihre Miene erschien Perry in dem Moment undurchdringlich, und ihr Blick glitt an ihm vorbei. Sie starrte an die Decke, schüttelte leicht den Kopf …

Eine schwache Vibration erfüllte die Luft. Die dezente holografische Zeitanzeige blähte sich in kräftigem Gelb auf.

5.02 Uhr. Die JULES VERNE war soeben in Bereitschaftsalarm versetzt worden.

Rhodan schwang sich aus dem Bett. Mondra Diamond reagierte nicht weniger schnell und kam neben ihm auf die Beine. Zugleich meldete der Servo einen Anruf aus der Hauptzentrale.

»Annehmen!«, sagte Rhodan. »Kein Bild senden.«

Er eilte in den Hygieneraum, während neben ihm ein lebensgroßes Hologramm entstand. »Ich höre!«

Oberst Lanz Ahakin, Kommandant der JULES VERNE, nickte knapp. »Annäherung eines unbekannten Objekts. Ich habe die nächste Bereitschaftsstufe angeordnet.«

»Was für ein Objekt?« Rhodan war sich klar darüber, dass nicht nur ein paar hundert Raumschiffe Ahakins Reaktion ausgelöst haben konnten.

Wasser prasselte auf ihn herunter, sein Gesicht und sein Mund wurden gereinigt, und während Ahakins Antwort kam, begann auch schon der Trockenmechanismus.

»Der Kantor-Sextant zeigt eine Vielzahl energetischer Potenziale.«

»Ich bin schon so gut wie unterwegs …!«

Rhodan streifte sich die Unterkleidung über, während das Hologramm auffaserte und verwehte. Er zog die Magnetsäume seiner Bordkombination zusammen und fuhr sich mit beiden Händen durchs feuchte Haar. Das musste genügen.

Mondra kam aus der zweiten Hygienekabine, sie bändigte ihr schwarzes Haar ebenfalls nur mit den Fingern. Sie eilte schon zum Türschott und zog sich dabei noch die Uniformjacke über.

Gemeinsam verließen die beiden die Kabine. Sie hatten geglaubt, mehr aus dem Morgen machen zu können.

*

Vom Ringgang aus nahmen sie den Backbordzugang in die Zentrale. Sowohl Rhodans als auch Mondras erster Blick galten dem Hologlobus der JV-1.

Der siebzehn Meter durchmessende kugelförmige Darstellungsbereich erschien ihnen selbst nach Monaten noch als das beherrschende Element der Zentrale. Aber das war eine reine Gefühlssache, weil der Blick eines jeden sofort von dem Globus angezogen wurde. Sobald man die rundherum gruppierten Arbeitsstationen ebenfalls erfasst hatte, das COMMAND-Podest mit den beiden SERT-Hauben-Plätzen, den Pulten der Offiziere und Piloten, den Kommandantenplatz sowie die rechtwinklig dazu angeordneten Abteilungen Energie und Maschinen und auf der anderen Seite Kosmonautik und Navigation, dazu die an der Außenwand eingegliederten Stationen unterhalb der umlaufenden Galerie, relativierte sich der erste Eindruck schnell.

Dann ergaben sich unvermittelt zwei gleichwertige Gewichtungen, die steril wirkende Technik und optischen Eindruck in Harmonie zueinander setzten.

Der Hologlobus schien von innen heraus zu glühen. Es war immer noch ein eigentümlicher Anblick, nicht die gewohnte Weltraumschwärze zu sehen, sondern dieses düstere Rot, hervorgerufen von der nahe tausend Grad Celsius liegenden Hintergrundtemperatur im Truppenlager INTAZO.

Gammaschauer und harte Hyperstrahlung trugen ein Übriges dazu bei, den schlauchförmigen Hyperkokon nicht eben als angenehmen Aufenthaltsort erscheinen zu lassen. Dabei handelte es sich um den Sammelpunkt, von dem aus ARCHETIM die entstehende Negasphäre von Tare-Scharm bekämpfte.

Mit schnellen Schritten überwanden Rhodan und Diamond die zehn Meter bis zum COMMAND-Podest. Oberst Ahakin nickte ihnen knapp zu, widmete sich dann aber wieder den wechselnden Einblendungen.

Im Bereich des Kommandantenplatzes war ein vier Meter hohes Segment des Hologlobus als Wiedergabebereich der Ortungen und für andere Anzeigen frei gehalten. Rhodan blieb neben dem Kommandantensessel stehen und fixierte die unterschiedlich aufbereiteten Wiedergaben.

Ein eigentümliches Flirren, komprimiert auf engem Raum, zeigte sich in der Projektionskugel. In den Kleinsegmenten war es noch prägnanter zu erkennen. Die Erscheinung erinnerte an eine brodelnde Sonnenkorona. In steten Eruptionen sprühte glitzernde Helligkeit in die Höhe.

»Was ist das?«, fragte Mondra.

»Ohne die Kantorschen Ultra-Messwerke hätten wir die Annäherung noch nicht bemerkt«, antwortete der Kommandant nüchtern. »Was da näher kommt, offensichtlich von der PFORTE im Endbereich des Kokons, wäre optisch erst sehr vage wahrnehmbar. Es nähert sich der Spendersonne IN 8 und hält Kurs auf das Modulardock der Bakosh’wish.«

»Erkenntnisse, um was es sich handelt?«, drängte Rhodan.

»NEMO befasst sich damit. Vorerst ist nur bekannt, dass diese brodelnde Wolke aus rund dreihundert Energiepotenzialen besteht, die im UHF- und im SHF-Bereich strahlen.«

Der Kantor-Sextant übermittelte eine neue Vergrößerungssequenz. Die bis eben leicht verschwommen wirkende Wiedergabe gewann an Schärfe.

Der Eindruck einer kochenden Wolke drängte sich auf. Wie Wasser, das den Siedepunkt erreicht hatte und zu verdampfen begann. Stete Eruptionen wirbelten in die Höhe –, ein unaufhörlicher quirlender Reigen –, aber die davonstrebenden Fragmente fielen ebenso schnell wieder zurück, als wären sie durch unsichtbare Fesseln mit der leuchtenden Wolke verbunden. Nicht ein Energiequant entkam der annähernd kugelförmigen Formation.

Vielleicht hält eine enorm hohe Schwerkraft das Gebilde zusammen, überlegte Rhodan. Er blickte auf die Anzeigen, doch die Messwerte zeigten keine Gravitationsanomalie.

Langsam näherte sich die Erscheinung dem Roten Riesenstern IN 8, dem letzten in der Reihe der Spendersonnen, deren Energie den Hyperkokon stabilisierte.

Der Bordrechner-Verbund NEMO meldete sich: »Das unbekannte Objekt wurde soeben als ›STERN‹ identifiziert. Dies ergibt sich unmissverständlich aus dem Funkverkehr zwischen ANC 90 und benachbarten Modulardocks. STERN ist als eine jener höheren Wesenheiten bekannt, die mit ARCHETIM verbündet sind. Für die JULES VERNE ergibt sich keine Bedrohungslage.«

Rhodan nickte stumm. Das Truppenlager INTAZO war ein Schmelztiegel nicht nur für die ungezählten raumfahrenden Völker, die sich am Kampf gegen die entstehende Negasphäre beteiligten. Auch höhere Wesen sammelten sich hier oder zogen sich zumindest für Erholungsphasen in den Kokon zurück.

Ein Feuerwerk an Lichteruptionen, so erschien ihm die sprühende Wolke, als sie Minuten später nahe an dem Modulardock ANC 90 und an der JULES VERNE vorbeizog.

Eine Ausstrahlung wohliger Wärme schwappte auf Rhodan über. Seine Zweifel schwanden. Mit Freunden wie STERN an der Seite war der Sieg gegen die Mächte des Chaos nur eine Frage der Zeit.

Die Entscheidung rückte zum Greifen nahe, ein überaus geschichtsträchtiger Moment, an den sich alle beteiligten Völker oder ihre Nachfahren noch in Jahrmillionen erinnern würden. Das Ende der blutigen Schlachten stand bevor.

Nach der Niederlage der Terminalen Kolonne TRAITOR würde im Raumsektor um Tare-Scharm endlich ein neuer Friede Einzug halten. Dann stand eine Epoche der Weiterentwicklung bevor, die das Leben lebenswert machte. Eine Zeit, in der Wünsche und Träume endlich Wahrheit werden konnten.

Stille herrschte in der Hauptzentrale der JULES VERNE. Die Menschen standen und saßen, in Gedanken versunken, die Blicke auf die Holo-Darstellungen des Überwesens gerichtet.

Rhodan genoss ebenfalls die wohltuende innere Ruhe. Die Anspannung war von ihm abgefallen wie ein Albtraum. Viele Sorgen erschienen ihm mit einem Mal unbedeutend – vor allem die Befürchtung, die JULES VERNE und ihre Besatzung könnten Zeitparadoxa auslösen und würden nach ihrer Rückkehr eine gänzlich veränderte Milchstraße vorfinden, eine Welt, die fremd und wahrscheinlich unheimlich geworden war.

»Es ist schön«, murmelte Mondra neben ihm. »Ich habe selten eine solche Geborgenheit wahrgenommen …«

Perry hing ähnlichen Gedanken nach, aber sie gefielen ihm mit jeder Sekunde weniger. Weil sie eine falsche Sicherheit verbreiteten. Die Bedrohung durch die Mächte des Chaos war alles andere als harmlos.

»Wir dürfen nicht darauf hören!«, sagte der Resident warnend und erschrak über Mondras Lachen.

Sie klang freudig, ihr Mund lächelte, und ihre Augen ließen ungezügelte Lebenslust erkennen – etwas, das er so intensiv lange nicht mehr an ihr gesehen hatte. Dann jedoch veränderte sich ihr Ausdruck. Auf Mondras Stirn gruben sich Unmutsfalten ein.

»Ich weiß, dass diese Wesenheit uns beeinflusst«, stellte sie unumwunden fest. »Allerdings kann ich auch die gute Absicht verstehen, die sich dahinter verbirgt.«

»Eine Spur zu gut gemeint«, sagte Rhodan. »Was ins Extrem geht, gefällt mir nicht. Außerdem …« Sein Blick schweifte in die Runde. Er musste den Satz nicht zu Ende bringen und wusste auch so, dass Mondra ihn verstand. Sie nickte zögernd.

Nicht nur sie beide empfanden diese wärmende Zuversicht, als sei die Schlacht um die Negasphäre schon geschlagen und als hätte der Treck des GESETZES den Sieg errungen. Natürlich wussten sie aus ihrer angestammten Zeit, dass es so sein würde …

… so gewesen sein würde, berichtigte sich der Resident. Aber womöglich hatte allein schon das Erscheinen der JULES VERNE in dieser Zeit – nach seinem Maßstab der tiefen Vergangenheit – den Lauf der Dinge durcheinandergebracht.

Rhodan fürchtete, die Zukunft zu verändern. Doch wer sagte ihm, dass er nicht längst schon die Vergangenheit verändert hatte? Wie intensiv musste er darüber nachdenken, dass der GESETZ-Geber CHEOS-TAI ohne seine Anwesenheit in dieser Zeit nie entführt worden wäre? Was, wenn die Diebe der Laosoor es nicht geschafft hätten, sich der Generalin Kamuko zu bemächtigen? Unter Umständen wäre die Anführerin des Trecks mit ihrer Flotte dann eher im INTAZO eingetroffen.

Aber was bedeuteten Tage in einer Auseinandersetzung, die sich über Jahrtausende hinweg aufgebaut hatte?

Rhodan war ehrlich zu sich selbst. Er wusste, dass sogar Stunden das Zünglein an der Waage sein konnten. Vielleicht hatte Kamuko diese entscheidende Spanne schon verloren, weil sie sich zu lange mit der JULES VERNE befasst hatte. Oder das Schiff würde hier, im INTAZO, eine Verzögerung bewirken …

»Alle Besatzungsmitglieder spüren diesen Einfluss«, stellte Mondra fest. »Sieh dir ihre Gesichter an. Ich denke, dass viele unserer Leute das Gefühl des Friedens und der Entspannung genießen.«

»Die Schutzschirme sind aktiviert«, bemerkte Oberst Ahakin unvermittelt und ohne sich umzuwenden. »Da nicht einmal der Paratron den Einfluss abwehrt, haben wir nur die Wahl, das Schiff von hier wegzubewegen.«

»Das werden wir nicht«, sagte Rhodan entschieden. »Ich sehe keine Notwendigkeit dafür, mit unserem Start für Irritationen zu sorgen, zumal STERN sich wieder von uns entfernt.«

»Die größte Annäherung war vor drei oder vier Minuten erreicht«, bestätigte der Kommandant. »Die Wolke beschleunigt leicht.«

»Ihr Kurs?«

»Entlang der Sonnenlinie.«

Rhodan massierte sich die Schläfen. Die bunt zusammengewürfelte Gigantflotte, die sich im INTAZO versammelt hatte, würde den Sieg über die Chaosmächte erringen, das war Fakt. Es durfte nicht anders sein. Jeder Einfluss, der den Lauf der Geschichte verändern konnte, musste vermieden werden.

Von einer Sekunde zur anderen war die flirrende Wolke nicht mehr da.

Während Rhodan noch auf den Hologlobus starrte und gegen die plötzliche Leere ankämpfte, die ihm seine innere Zufriedenheit wieder nehmen wollte, hörte er die Meldung, dass STERN möglicherweise in Transition gegangen sei.

»Eine eindeutige Analyse der Fortbewegung kann nicht erstellt werden«, kam die Einschränkung, als Ahakin nachfasste. »Die Wolke ist schlagartig verschwunden. Aber es gab keine nachweisbare Strukturerschütterung, und sie hat sich nicht aufgelöst.«

»Ist eine neue Position anmessbar?«

»Keine, Kommandant.«

Angesichts der besonderen Verhältnisse an diesem Treffpunkt erschien die Bewertung marginal. Nicht nur die harte Hyperstrahlung war allgegenwärtig. Der fünfdimensional aufgeladene Intazische Staub, der seit dem Ende der Superintelligenz ELEDAIN das INTAZO erfüllte, behinderte ebenso jede Fernortung.

Überall in der Zentrale wurden jetzt Stimmen laut. Rhodan sah, dass Ahakin die Ruhe wiederherstellen wollte, und legte dem Kommandanten seine Hand auf die Schulter. Er schüttelte stumm den Kopf, als der Oberst zu ihm aufschaute.