Perry Rhodan 2427: Hilfe für Ambriador - Uwe Anton - E-Book

Perry Rhodan 2427: Hilfe für Ambriador E-Book

Uwe Anton

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Beschreibung

Die Friedensfahrer auf Mission - Schach der Terminalen Kolonne Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht. Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die gesamte Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in der Nachbargalaxis Hangay abzusichern: ein Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden. Der Kampf gegen TRAITOR wird derzeit an vielen Fronten geführt: In fernster Vergangenheit sucht Perry Rhodan nach dem Geheimnis der "Retroversion", in Hangay selbst setzt sich Atlan auf die Fährte der Mächtigen innerhalb der Kolonne, und Reginald Bull hält das Solsystem... Perry Rhodans Sohn Kantiran setzt derweil die Kursänderung einer überparteilichen Organisation durch, die in vielen Sterneninseln wirkt. Die Friedensfahrer leisten ihren Beistand in Pinwheel und Andromeda und auch HILFE FÜR AMBRIADOR...

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Veröffentlichungsjahr: 2014

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Nr. 2427

Hilfe für Ambriador

Die Friedensfahrer auf Mission – Schach der Terminalen Kolonne

Uwe Anton

Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht.

Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die gesamte Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in der Nachbargalaxis Hangay abzusichern: ein Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.

Der Kampf gegen TRAITOR wird derzeit an vielen Fronten geführt: In fernster Vergangenheit sucht Perry Rhodan nach dem Geheimnis der »Retroversion«, in Hangay selbst setzt sich Atlan auf die Fährte der Mächtigen innerhalb der Kolonne, und Reginald Bull hält das Solsystem …

Perry Rhodans Sohn Kantiran setzt derweil die Kursänderung einer überparteilichen Organisation durch, die in vielen Sterneninseln wirkt. Die Friedensfahrer leisten ihren Beistand in Pinwheel und Andromeda und auch HILFE FÜR AMBRIADOR …

Die Hauptpersonen des Romans

Kantiran Rhodan – Perry Rhodans Sohn überbringt die Nachricht eines Solarmarschalls.

Polm Ombar – Der Friedensfahrer hört den Kolonnen-Funk ab und begibt sich auf einen Einsatz.

Das Modul – Einer der besten Piloten unter den Friedensfahrern beweist sein Können.

Anton Ismael –

Kaum ein Volk hat bei dem Versuch, die Bildung einer Negasphäre in der Galaxis Hangay zu verhindern, eine so bedeutende Rolle gespielt wie die Terraner. Und kaum eine Fremdgalaxis hat für die Entwicklung dieser Humanoiden eine so große Rolle gespielt wie deren unmittelbarer kosmischer Nachbar, Andromeda. Dabei handelt es sich um die größte Galaxis des Kernbereichs der Mächtigkeitsballung der Superintelligenz ES, als deren besondere Schützlinge die Terraner lange Zeit galten.

Weit ehe die Terraner die kosmische Bühne betraten, stand Andromeda im Brennpunkt bedeutender Entwicklungen. Spätestens bei dem Kampf gegen die Negasphäre erkannten die Menschen, dass der Aufbruch in die Weite des Raums auch einer in die Tiefe der Zeit war.

Je weiter sie in das All vorstießen, desto offensichtlicher wurde es: Ereignisse, die in ferner Vergangenheit stattgefunden hatten, hatten nicht nur einen Zusammenhang, sondern auch eine gravierende Bedeutung für die Gegenwart und deren Gestaltung.

Andromeda etwa zählte vor ES’ Erscheinen zum Einflussbereich der Superintelligenz ARCHETIM, die bei der Retroversion einer Negasphäre eine bedeutende Rolle spielte. Zu ARCHETIMS Zeit – etwa 20 Millionen Jahre, bevor sich die Terraner zu einer galaktischen Großmacht entwickelten – trug die Galaxis den Namen Duero Cachan und war, wie die umliegenden Sterneninseln auch, von dieser Superintelligenz befriedet worden.

Was nach ARCHETIMS Tod in Duero Cachan geschah, wissen die Terraner nicht. Bekannt ist ihnen lediglich, dass sich 2,5 Millionen Jahre vor ihrem Vorstoß ins All in Andromeda das Volk der Hathor entwickelte, woher Andromeda seinen Namen Hathorjan hatte. Die späteren Herrscher Andromedas aus dem Volk der Tefroder nannten Duero Cachan oder Hathorjan dann »Die Große Insel« und bezeichneten sich selbst als deren Meister.

Der Hathor Terak Terakdschan war vor 2,3 Millionen Jahren ein Ritter der Tiefe und der Gründer des Doms Kesdschans auf Khrat in der Galaxis Norgan-Tur. Und die Ritter der Tiefe spielten bei der Entwicklung, die dazu führte, dass Perry Rhodan den Kampf gegen die Terminale Kolonne TRAITOR aufnahm, eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Aus einem Teil der Hathor entwickelten sich später die Hüter des Lichts, ein anderer Teil zog sich zurück.

Vor 2,2 Millionen Jahren führte die Bahn des vagabundierenden Kosmonukleotids TRIICLE-9 durch Andromeda. Es gelang dem Volk kosmokratischer Beauftragter, die als Porleyter bekannt waren, den Kurs des Kosmonukleotids von Andromeda aus statistisch vorherzusagen und es durch die Rotationsenergie einer Kleingalaxis als Frostrubin zu verankern – ein weiteres Ereignis in tiefer Vergangenheit, das eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Terraner spielte.

Die eigentliche kosmische Bühne betraten die Terraner jedoch erst, als sie vor etwa zweieinhalbtausend Jahren den Kampf gegen die Meister der Insel aufnahmen.

Aus den Chroniken des kosmischen Ereignisforschers Beck

1.

Andromeda

14. Juli 1346 NGZ

Polm Ombar fluchte leise. Haben sie uns entdeckt?, fragte er sich. Ist unsere Mission in diesem Augenblick gescheitert?

»Die Kursvektoren lassen keinen Zweifel«, meldete das Modul. »Die beiden Traitanks haben genau unsere Richtung eingeschlagen. Wir können uns nicht mehr vor ihnen verbergen. Flucht oder Kampf, Polm. Wir müssen uns entscheiden.«

Die Gedanken des Friedensfahrers rasten. Wie war das möglich? Noch nie war eine OREON-Kapsel von einem Traitank entdeckt worden. Dafür sorgte die OREON-Haube, das wahrscheinlich wichtigste Instrument an Bord – ein Tarnschirm, der die Kapseln der Friedensfahrer sowohl für Ortung als auch für normaloptische Sicht praktisch unauffindbar machte, falls man sich nicht durch Aktivität aus dem Inneren heraus verriet.

»Defensivschirm hochschalten!«, befahl Polm Ombar. Bislang hatten sie sämtliche überflüssigen Systeme in der MODUL heruntergefahren, um nicht die Aufmerksamkeit der beiden Kampfschiffe TRAITORS zu erregen – ein Vorhaben, das offensichtlich fehlgeschlagen war. Dafür mussten sie die OREON-Haube nicht ausschalten. Der Ortungsschutz blieb gewährleistet – sofern er denn überhaupt vorhanden war.

»Defensivschirm hochgeschaltet!«

Gleich fühlte Ombar sich etwas sicherer; der Schirm hielt starkem Feindfeuer stand. Er strahlte energetische sowie festmaterielle Einwirkungen ab einer gewissen Grenzbelastung durch Strukturrisse in den Hyperraum ab. Die Technik ließ sich mit den Paratronschirmen der Galaktiker vergleichen, wurde jedoch durch eine Dakkar- oder zumindest eine sechsdimensionale Aufladung verstärkt.

Genau wusste er das nicht. Die Friedensfahrer hatten lange Zeit versucht, die Technik der Kapseln zu kopieren oder zu reparieren und letztlich erkennen müssen, dass die mysteriösen Erbauer ihnen damals höchst fortschrittliche, allerdings hoch integrierte und verkapselte Aggregate überlassen hatten, denen mit Mitteln niederer Wesen nicht beizukommen war. Einzig die OREON-Roboter waren zu Reparaturen in der Lage, doch die gaben ihr Wissen niemals preis.

»Flucht oder Kampf!«, drängte das Modul. »Wozu tendierst du?«

Ombar kniff die beiden rot schimmernden, katzenhaft geschlitzten Augen unter den knochigen Brauenwülsten zusammen. »Was fragst du so blöd?«, polterte er. »Haben wir eine Wahl?«

»Nein«, sagte das Modul gleichmütig. »Wir nicht.«

»Beschleunige!«, ordnete Ombar an. »Auch wenn sie uns entdecken sollten.«

»Ich verstehe. Ich beschleunige.«

Die Ungewissheit trieb Ombar bald in den Wahnsinn. Hatten die Traitanks die Kapsel wirklich entdeckt? Warum funkten sie nicht, forderten das unbekannte kleine Schiff auf, sich zu ergeben? Eine neu entdeckte Zivilisation in Andromeda verhieß neue Ressourcen, die für TRAITOR interessant sein konnten.

Aber selbst bei einer Beschleunigung musste es nicht unbedingt zu einer Entdeckung kommen. Wenn die OREON-Haube entgegen des derzeitigen Anscheins weiterhin einwandfrei funktionierte, würde die Kapsel sich auf den Ortungsgeräten der Kampfraumer nicht abzeichnen.

Ombar sah zum Modul, als erwarte er irgendeinen Vorschlag von seinem Kollegen, und stellte überrascht fest, dass die Gastanks, die der vierbeinige Friedensfahrer auf dem Rücken trug, ihr Volumen verkleinerten, als wollten sie weniger Angriffsfläche bieten. War das eine Reaktion auf die zu erwartende Kampfhandlung?

Wobei er dem womöglich seltsamsten all seiner Kollegen, der keine Sauerstoff-Atmosphäre vertrug, sowieso hoch anrechnen musste, dass er in seiner eigenen Kapsel Umweltbedingungen geschaffen hatte, die es Ombar ermöglichten, ohne Raumanzug auszukommen. Dem Modul schien das allerdings nichts auszumachen; Ombar hatte es noch nie ohne seine ziemlich verstaubte Hülle gesehen. Vielleicht war sie in jeglicher Atmosphäre lebenswichtig für das Geschöpf, das stets mit hörbar synthetischer Stimme sprach.

Nein, konzentrierte Ombar sich wieder auf ihre prekäre Situation.

Die Entscheidung war in dem Augenblick gefallen, in dem zweifelsfrei feststand, dass die Traitanks die OREON-Kapsel tatsächlich entdeckt hatten. In unmittelbarer Nähe befand sich der Brückenkopf, den die Haluter in Andromeda errichtet hatten. Noch wussten die Besatzungen der Traitanks nicht, worauf sie hier gestoßen waren.

»Funksprüche?«, erkundigte er sich sicherheitshalber.

»Keine«, antwortete das Modul.

Die Traitanks hatten also etwas entdeckt – oder glaubten es zumindest. Und sie hatten ihre aktuelle Position noch nicht an die Terminale Kolonne weitergegeben.

Wahrscheinlich wollten die Kommandanten sich zuerst vergewissern, womit genau sie es zu tun hatten.

Sobald sie die MODUL ausmachten, würden sie umgehend Meldung erstatten. Und sollten sie gar in einen Kampf verstrickt werden, würden sie Verstärkung anfordern. Dann würde es an diesem Ort bald vor Traitanks nur so wimmeln, und damit war eine Entdeckung des Haluter-Stützpunkts so gut wie sicher.

»Waffen hochfahren!«, befahl Ombar. Er hätte all diese Aktionen selbst vornehmen können, doch das Modul schien mit seiner gleichnamigen Kapsel fast verwachsen zu sein. Dieser seltsame Friedensfahrer war der beste Pilot eines solchen Fluggeräts, den Polm Ombar je gesehen hatte.

Ihm graute vor dem, was gleich geschehen würde. Nicht vor dem Kampf selbst oder vor der Möglichkeit, dabei zu sterben. Hatte eine OREON-Kapsel im Kampf gegen einen Traitank überhaupt eine Chance? Oder besser: gleich gegen zwei der Kampfschiffe?

Durchaus, sagte sich Ombar. Was die Abwehrkapazität, die Sublicht-Beschleunigung und die maximale Überlichtgeschwindigkeit betrafen, war eine OREON-Kapsel trotz ihrer geringeren Größe einem Traitank mindestens ebenbürtig. Der paratronähnliche Schutzschirm stand der Fraktalen Aufriss-Glocke gegenüber; die Beschleunigung von 995 Kilometern pro Sekundenquadrat übertraf die eines Traitanks, die 950 Kilometer betrug, ebenfalls, und dass die Kampfschiffe einen Überlichtfaktor von 15 bis etwa 90 Millionen erreichten, wagte er zu bezweifeln.

Bei einem Gegenangriff dürfte es schwieriger werden, doch selbst in diesem Fall war die Kernschussweite einer Kapsel um fünf Millionen Kilometer größer. Also war ein Angriff gefahrlos möglich, solange sie die 15 Millionen Kilometer Abstand gegenüber den Überlichtgeschützen nicht unterschritten. Es war lediglich die Frage, ob die Energieleistung genügte, um eine Fraktale Aufriss-Glocke zu überladen. OREON-Kapseln waren nun einmal keine Schlachtschiffe, weder von der Größe noch der Bewaffnung her.

Obwohl diese extrem variabel war: Je nach gewähltem Kampfmodus konnten die Waffensysteme der Friedensfahrer Lebewesen paralysieren, Materie ähnlich einer Kombination aus Intervallstrahler und Desintegrator mechanisch zerreißen oder Masse und Energie über Aufrisse bis 1000 Kilometern Durchmesser in den Hyperraum abstrahlen. Selbst bei einem Angriff mehrerer Traitanks dürften die Chancen also nicht schlecht stehen – sofern man sich möglichst schnell entfernte.

Nein, Ombar graute vor der grundsätzlichen Grenze, die sie im Begriff standen zu überschreiten. Sie waren Friedensfahrer und dienten somit dem Frieden, sie mischten sich nicht in die Auseinandersetzungen zwischen den Mächten der Ordnung und des Chaos ein. Doch wenn sie jetzt Traitanks vernichteten, um die geheime Basis der Galaktiker in Andromeda zu schützen … Dieser Vorgang würde schwere Auswirkungen auf das Selbstverständnis und auf die Sicherheit aller Friedensfahrer haben.

Wir müssen es ja niemandem verraten, dachte er mit einem Anflug von Galgenhumor. Falls wir überhaupt lebend aus dieser Sache herauskommen …

»Entfernung?«, fragte er.

»Vier Millionen Kilometer. Jetzt gleichbleibend. Die Traitanks haben ihre Geschwindigkeit nicht angepasst.«

Nicht angepasst, dachte Ombar. Was hat das zu bedeuten? Haben sie uns doch nicht geortet? Oder halten sie den Ortungsreflex womöglich gar nicht für ein Raumschiff, sondern für ein astrophysikalisches Phänomen, eine Raum-Zeit-Krümmung? Oder gar für einen Fehler in ihren Systemen?

Zahlreiche Gedanken gingen ihm in Sekunden durch den Kopf. Rechtfertigte der Kampf gegen die entstehende Negasphäre die Vernichtung dieser beiden Traitanks – oder, zutreffender: das Töten von intelligentem Leben?

Er hatte sich dem Frieden verschrieben.

Zugleich war er Revisor der Friedensfahrer, und als solcher verfolgte er jene, die Einrichtungen des Geheimbunds oder ihre OREON-Kapseln missbrauchten. Er schützte die Integrität der Friedensfahrer – teilweise mit aller Härte. Entweder, indem er die Projekte des betroffenen Friedensfahrers korrigierte oder ihn aus dem Geheimbund ausschloss. Der Verlust seiner OREON-Kapsel und das psionische Siegel, das der Ausgeschlossene erhielt, waren Strafe genug. Fortan erlangte er keinen Zutritt mehr zum System Rosella Rosado.

So etwas war nur ganz selten vorgekommen – der letzte Fall lag mehr als hundert Jahre zurück –, doch vorgekommen war es.

Und jetzt zögerte Polm Ombar, der Friedensfahrer, der Revisor, eine Entscheidung über ihr weiteres Vorgehen zu treffen? Was war nur los mit ihm? Das Verhalten der Traitanks war zwar rätselhaft, doch alles deutete darauf hin, dass die Traitanks die OREON-Kapsel nicht als Raumschiff identifiziert hatten.

»Beschleunigung zurücknehmen!«, sagte er. »Waffen bereithalten.«

»Beschleunigung zurücknehmen«, bestätigte das Modul wörtlich, wie das seltsame Wesen es so oft tat. Und: »Was hast du gesagt?«

»Du hast mich richtig verstanden.«

»Ich habe dich richtig verstanden. Keine Triebwerksleistung mehr. Wir treiben nur dahin.«

Ombar wartete einen Moment ab. »Entfernung?«, fragte er.

»Drei Millionen Kilometer.«

Warum ging es so langsam? Warum schien die Zeit jetzt zu gefrieren? Wie es auch ausgehen würde … er ersehnte die Entscheidung geradezu herbei. »Alle Systeme bereit?«

»Alle Systeme bereit.«

»Auch der LICHT-Generator?«

Das Modul zögerte kurz. »Auch der LICHT-Generator«, bestätigte es.

»Entfernung?«

»Zwei Millionen Kilometer.«

»Wir warten«, entschied Polm.

»Eine Million Kilometer.«

»Wir warten!«

»Das ist die wirksame Reichweite des Generators. Etwa drei Lichtsekunden. Neunhunderttausend Kilometer.«

»Wir warten«, sagte Ombar zum dritten Mal.

Der LICHT-Generator konnte in Rundumstrahlung oder auf ein genaues Ziel gebündelt eingesetzt sowie in der Intensität variiert werden. Je näher das Ziel war, desto intensiver war bei exakter Bündelung die Wirkung.

»Achthunderttausend Kilometer.«

»Irgendwelche Ortungen bei den Traitanks?«

»Keine außergewöhnlichen. Siebenhunderttausend.«

»Aktiviere den Generator bei dreihunderttausend Kilometern.«

300.000 – das klang nach viel und war lediglich eine einzige Lichtsekunde, eine lächerlich geringe Entfernung für Wesen, die die überlichtschnelle Raumfahrt beherrschten. Aber wenn die Traitanks ihre Entdeckung verifiziert oder sonst wie Verdacht geschöpft hätten, hätten sie schon längst reagiert, sagte er sich.

»Fünfhunderttausend.«

Aber wenn doch … dann waren sie verloren. So stark die Feldtriebwerke mit ihrer maximalen Beschleunigung von 995 Kilometern im Sekundenquadrat waren, 30 Prozent der Lichtgeschwindigkeit erreichten sie erst nach 90 Sekunden. Das war eine Ewigkeit, wenn man vor den Waffen der Traitanks floh.

»Dreihunderttausend«, sagte das Modul, und im gleichen Augenblick durchströmte Polm Ombar – und nicht nur ihn, sondern die gesamte OREON-Kapsel, wie er wusste – ein Gefühl von Ruhe und Gelassenheit, das ihn zu völliger Tatenlosigkeit bewegen wollte.

*

Obwohl Polm Ombar gewusst hatte, was ihn erwartete, benötigte er – wie immer – einen Moment, um die Wirkung des LICHT-Generators mental abzublocken. Manche Friedensfahrer brauchten Jahre der mühsamen Übung, um das zustande zu bringen. Er hatte es schon vor langer Zeit gelernt.

Der LICHT-Generator, dessen Bezeichnung auf die Superintelligenz LICHT VON AHN zurückging, war ein Mittelding zwischen defensiver und offensiver Bewaffnung, ein psionisches Gerät, dessen Einsatz nicht Furcht oder Tod, sondern Antriebslosigkeit verursachte. Die psionische Wirkung des Generators breitete sich trotz ihrer übergeordneten Natur nur mit Lichtgeschwindigkeit aus und war auf die Distanz von etwa drei Lichtsekunden beschränkt.

Ombar fragte sich, was in diesem Augenblick an Bord der Traitanks vor sich ging. Schützten die Fraktalen Aufriss-Glocken der Kampfschiffe ihre Besatzungen vor der Wirkung? Oder stellte man dort gar fest, dass man manipuliert werden sollte? Gespannt beobachtete er die Ortungsholos.

Die beiden scharfkantigen Disken zogen in einer Entfernung von knapp 300.000 Kilometern an der MODUL vorbei – elegante Raubvögel, die unbeeindruckt ihrem eigentlichen Ziel entgegenstrebten.

»Entfernung eine Million Kilometer«, sagte das Modul, »anderthalb …«

Hatten die Traitanks die OREON-Kapsel tatsächlich nicht entdeckt, oder war den Besatzungen ihre Ortung nun aufgrund der plötzlichen Apathie völlig gleichgültig geworden? Ombar wusste es nicht, würde es wohl nie erfahren, und es war ihm auch egal.

»Volle Beschleunigung«, sagte er. »Solange die Wirkung des LICHT-Generators anhält. Entgegengesetzter Kurs, Überlicht sofort bei Erreichen von dreißig Prozent Lichtgeschwindigkeit.«

Er wandte den Blick nicht von den Ortungsholos. Die Traitanks behielten ihren Kurs unverändert bei.

30 Sekunden, 60 …

Nie zuvor waren Ombar anderthalb Minuten so lange vorgekommen.