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Auf der Suche nach einem Terraner - Einsatz gegen ein Chaotisches Geflecht Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht. Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden. Der Kampf gegen TRAITOR wird an vielen Fronten und von vielen Lebewesen geführt: So sucht Perry Rhodan in fernster Vergangenheit nach dem Geheimnis der "Retroversion". Sein Weg führt ihn im Kielwasser der Superintelligenz ARCHETIM bis in die Galaxis Tare-Scharm. Dort findet er in Hobogey, dem Rächer, ebenso wie in den Cypron neue Verbündete - aber reicht das aus? Denn Tare-Scharm ist längst eine PROTO-NEGASPHÄRE...
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Seitenzahl: 131
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Nr. 2432
Proto-Negasphäre
Auf der Suche nach einem Terraner – Einsatz gegen ein Chaotisches Geflecht
Hubert Haensel
Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht.
Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.
Der Kampf gegen TRAITOR wird an vielen Fronten und von vielen Lebewesen geführt: So sucht Perry Rhodan in fernster Vergangenheit nach dem Geheimnis der »Retroversion«. Sein Weg führt ihn im Kielwasser der Superintelligenz ARCHETIM bis in die Galaxis Tare-Scharm. Dort findet er in Hobogey, dem Rächer, ebenso wie in den Cypron neue Verbündete – aber reicht das aus? Denn Tare-Scharm ist längst eine PROTO-NEGASPHÄRE …
Kamuko – Die Prinzipa ARCHETIMS muss eine Niederlage verwinden und zugleich erneut in den Kampf ziehen.
Mondra Diamond – Die Gefährtin Perry Rhodans gibt die Hoffnung nicht auf.
Gucky –
Perry ist tot!
Mondras Zuversicht war diesem quälenden Gedanken gewichen. Dabei hatte sie anfangs noch laut verkündet: »Er lebt! Der Terminale Herold und Ekatus Atimoss haben ihm aufgelauert. Ich weiß es. Es muss so sein …«
Seitdem waren beinahe zwei Stunden vergangen. Es gab kein Lebenszeichen von Perry Rhodan.
Mondras Blick verlor sich im Nirgendwo jenseits der dicken Stahlwände, die ihr nicht mehr Schutz bedeuteten, sondern etwas von einem Gefängnis hatten. Sie fror. Die Kälte kam aus ihrem Innern, entsprang aber keineswegs der Furcht, in den nächsten Tagen oder Wochen ebenfalls den Tod zu finden – diese Kälte entwickelte sich vielmehr aus der Vorstellung heraus, wieder allein zu sein und eine Bindung zu verlieren, die …
… eigentlich keine tief greifende Bindung gewesen war. Schon lange nicht mehr. Oder mittlerweile wieder?
Mondra Diamond blieb sich die Antwort darauf schuldig. Nachdem ihre Beziehung eigentlich längst Stoff für Nachschlagewerke historischer Episoden geworden war, hatte sie sich neu entwickelt. Vielleicht hatte ihr angehaltener Alterungsprozess dazu geführt, dass sie einem relativ Unsterblichen als Partnerin angemessen erscheinen konnte …
Mit einem unwilligen Kopfschütteln wischte Mondra diese Überlegungen beiseite.
Perry war von seinem Besuch im Flaggschiff der Generalin Kamuko nicht zurückgekehrt. Und inzwischen hatte die TAROSHI mit 180.000 kampfstarken Einheiten das INTAZO verlassen und war durch den KORRIDOR DER ORDNUNG in die Proto-Negasphäre Tare-Scharm eingedrungen. Es war nicht mehr möglich gewesen, mit der Generalin über Funk zu reden, ihre schohaakische Ordonnanz hatte diesen Kontakt unterbunden.
Nach wie vor hielt Mondra die Arme verschränkt. Niemand konnte sehen, dass sich ihre Finger tief in die Oberarme verkrallten.
Im INTAZO war neue Normalität eingekehrt – eine trügerische Ruhe, die sehr schnell von einer Gegenoffensive der Terminalen Kolonne durchbrochen werden konnte. So jedenfalls empfand es die ehemalige TLD-Agentin.
Sie blickte auf den Hologlobus, der das düstere Hintergrundleuchten des Hyperkokons zeigte und Tausende Raumschiffe, deren Besatzungen wieder warteten. Diesmal waren sie nicht ausgewählt worden, gegen die Entstehung Chaotischer Geflechte anzukämpfen.
Diesmal nicht!, ging es Mondra durch den Sinn, und der bittere Beigeschmack dieser Gedanken wuchs. Wir werden ohnehin früh genug dem Tod ins Auge sehen …
Ihre Finger rutschten von den Oberarmen ab und schlossen sich zu Fäusten. Auch ohne Perry Rhodan musste die Mission der JULES VERNE weitergehen. Ein Seufzen drang über ihre Lippen. Immerhin so laut, dass der vor ihr sitzende Pilot mitsamt seinem Sessel herumschwang.
Saaroon, der Posbi, blickte sie forschend an. In dem Moment erschien ihr der Roboter mitfühlender als alle anderen in der Zentrale der JV-1. Hoffnung und Schmerz glaubte Mondra in seinem Blick zu erkennen und ebenso einen Hauch von Melancholie. Sie nickte langsam, und da grub sich ein Lächeln um Saaroons Mundwinkel ein, als wisse er genau, was sie anordnen würde.
»Wir können nicht eigenmächtig den KORRIDOR DER ORDNUNG durchfliegen«, sagte der Posbi mit seiner volltönenden Stimme. »Das war vor zweieinhalb Stunden so, und daran wird sich nichts geändert haben. Die GESETZ-Geber werden nicht autorisierte Einheiten im Hyperraum verschwinden lassen.«
»Unser Schiff hält weiterhin Kurs auf die PFORTE!« Mondra reagierte schroff. »Wir gehen so nahe heran, wie es uns möglich sein wird.«
»Mit Verlaub, Mondra …«, unterbrach Oberst Ahakin, wurde aber von ihrer knappen Handbewegung unterbrochen. Sie stand auf dem COMMAND-Podest vor den Plätzen Ortung und Funk, also schräg links vor dem Kommandanten und hinter dem Ersten Offizier.
»Solange Perry nicht greifbar ist, obliegt mir die Expeditionsleitung. Ich muss davon ausgehen, dass er nach Tare-Scharm verschleppt wurde, und nie und nimmer dürfen wir zulassen, dass er wie sein Sohn Michael endet! In dem Fall wäre es besser …«
… er wäre wirklich tot.
Da war sie wieder, diese Überlegung, die Mondra entsetzte.
»Allmählich normalisieren sich die Vorgänge ringsum«, sagte Ahakin. »Jetzt hat es Sinn, eine Suchaktion einzuleiten.«
»Die Suche nach der berüchtigten Nadel im Heuhaufen …«
»Wir haben die Aussage des Schohaaken, dass Rhodan die TAROSHI rechtzeitig vor dem Aufbruch der Flotte wieder verlassen hat.«
»Diese Aussage ist eine unverschämte Lüge!«, behauptete Mondra.
Ahakin nickte verbissen. »Trotzdem bleibt es uns unmöglich, der Flotte in die Proto-Negasphäre zu folgen. Wir können lediglich unsere Kreuzer und Korvetten ausschleusen, um nach der Space-Jet zu suchen, und darauf vertrauen, dass wir Rhodan finden.«
»Nichts wird sich dadurch verändern. Aber gut, ich bin einverstanden. Erteile Einsatzorder für alle Großbeiboote!«
*
Mondra fühlte sich erschöpft, als sie ihre Kabine aufsuchte. Wenn sie handeln wollte, wie sie es als unumgänglich empfand, durfte sie nicht weiter Raubbau mit ihren Kräften betreiben. Im Gegensatz zu den Aktivatorträgern brauchte sie ausreichend Schlaf, auch wenn es ihr keine Probleme bereitete, fünfzehn, zwanzig oder mehr Stunden am Stück zu arbeiten. Aber mittlerweile hatte sie schon zu lange auf eine Ruhepause verzichtet. Die Sorge um Rhodan kam erschwerend hinzu.
Norman lag vor dem Bett. Er hob den Rüssel, als Mondra eintrat, und sie glaubte, einen stummen Vorwurf in den Augen des Klonelefanten zu sehen. Zu lange hatte sie sich nicht mehr mit dem Tier beschäftigt. Norman hob nur leicht den Kopf, als sie die Bordkombi ablegte und die Hygienezelle betrat. Kein klägliches Tröten erklang, er wackelte lediglich mit den Ohren, danach sank er wieder auf die Seite zurück.
Die Massagedusche sorgte für eine wohlige Durchblutung. Trotzdem blieb Mondra nicht länger als ein paar Minuten in der Kabine; sie verspürte eine Unruhe in sich, die sie umtrieb.
»Was ist los mit dir?«, fragte sie in Richtung des Mini-Elefanten, als sie sich den Umhang über die Schultern warf. Das Biostatikgewebe schmiegte sich wie eine zweite Haut an, vor allem gab es regenerierende synthetische Botenstoffe ab, deren Wirkung schnell spürbar wurde.
»Projektion!«
Die Längswand der Kabine wich dem Hintergrundleuchten des INTAZO. Ein aufwühlender, unheimlich anmutender Anblick – und doch signalisierte dieses Rot Schutz und Sicherheit des Hyperkokons.
Nur mehr für kurze Zeit, argwöhnte Mondra. Falls Ekatus Atimoss und der Herold den Weg nach draußen geschafft hatten, waren die Geheimnisse des Truppenlagers womöglich jetzt schon keine Geheimnisse mehr. Ein vernichtender Gegenschlag der Terminalen Kolonne rückte dann in greifbare Nähe.
Und Perry? Weitaus brisanter als sein Wissen über den Hyperkokon war seine Herkunft: zwanzig Jahrmillionen aus der Zukunft, aus dem Umfeld einer neu entstehenden Negasphäre. Und seine Mission: die Entstehung der Negasphäre Hangay zu verhindern, indem er sich Informationen über die geglückte Retroversion einer lange vergangenen Zeit holte.
Mondra atmete tief ein. Es war ein entsetzlicher Gedanke, dass ausgerechnet an Perry Rhodan Operation Tempus scheitern konnte.
Sie hatten nicht in den Lauf der Geschichte eingreifen wollen, doch inzwischen steckten sie mittendrin und waren von Beobachtern zu Akteuren geworden. Falls Perry, wie auch immer, sein Wissen über die geschichtlich geglückte Retroversion von Tare-Scharm preisgab, erhielt die Kolonne die Möglichkeit, dem entgegenzuwirken.
Wenn Tare-Scharm aber den Chaosmächten anheimfiel … wenn ARCHETIM früher starb und nicht mehr in das spätere Solsystem zurückkehrte … nichts würde danach mehr so sein, wie Menschen es kannten.
Mondra versuchte, sich von diesen Überlegungen zu lösen. Es war unklug gewesen, ausgerechnet jetzt in ihrer Kabine die Ruhe zu suchen, die sie ohnehin nicht finden konnte.
Etwas stupste an ihr Knie und tastete den Oberschenkel aufwärts. Mondra packte ein wenig zu heftig zu, und als sich ihre Finger um den Rüssel schlossen, stieß Norman ein klägliches Tröten aus.
»Tut mir leid, Kleiner. Ich kann mich heute nicht mit dir befassen. Oder wolltest du mich trösten …?«
Norman wich ihr aus, als sie anfing, ihn im Nacken zu kraulen. Er schob sich das Rüsselende in den Mund und trottete an den entferntesten Punkt der Kabine. Dort drängte er sich rückwärts an die Wand und ließ die Frau nicht eine Sekunde lang aus den Augen.
»Ich wollte dir nicht wehtun, Kleiner!«
»Wo du zupackst, wächst aber auch kein Gras mehr«, sagte eine helle Stimme.
»Gucky!« Mondra fuhr herum. »Schnüffelst du …?«
Der Mausbiber teleportierte in den nächsten Sessel. »Zufall«, verkündete er. »Wirklich, Mondra, das kannst du mir glauben. Ahakin hat mich gebeten …«
»Was? Auf mich aufzupassen? Glaubt er, dass ich Perrys Entführung nicht verkrafte, oder …?«
»Oder was?«, fragte Gucky zögernd.
Mondra schüttelte den Kopf. »Ich glaube, wir sind an dem Punkt angelangt, den jeder an Bord insgeheim gefürchtet hat.«
»Du meinst den Punkt, an dem unsere Mission den Bach runtergeht?«
Als Mondra schwieg, zupfte Gucky ihren sich lösenden Umhang telekinetisch zurecht. »Ich denke nicht, dass es schon so schlimm steht. Der Dual hat mehrfach versucht, Perry umzubringen. Na und? Er ist jedes Mal gescheitert.«
»Das sage ich mir auch, Gucky. Aber diesmal ist es anders. Die Einladung dieses Schohaaken …«
»Salidur Zirps!«
»Perry wurde in eine Falle gelockt, die keiner von uns rechtzeitig erkennen konnte.«
»Nicht einmal Tolotos hat reagiert.« Gucky schwang sich aus dem Sessel und schaute kurz zu Norman hinüber, der ihn neugierig beäugte. »Als Kampfelefant taugst du nicht ein Fingerschnippen. Ziehst den Rüssel ein, sobald es ernst wird.«
Als müsse er sich für dieses Abschweifen entschuldigen, entblößte der Ilt grinsend seinen Zahn. »Tolotos meint, dass der Strategiewechsel der beiden Ober-Chaoten eindeutig erkennbar ist. Perry bringt ihnen mehr Vorteile, solange er lebt.«
»Du weißt, was das bedeutet?«
Gucky nickte eifrig. »Dein Blick verrät mir genug. Aber du wirst wohl oder übel warten müssen, bis die Generalin aus Tare-Scharm zurückkehrt.« Er zeigte auf den Klonelefanten. »Lass dich von dem Burschen nicht stören, Mondra. Wenn du das vorhast, was ich vermute, kannst du jetzt wirklich nichts Besseres tun, als Kräfte zu sammeln. Um den Kleinkram kümmern sich Ahakin und die anderen.«
Sprach’s und teleportierte. Mit einem kaum wahrnehmbaren Geräusch stürzte die Luft in das entstandene Vakuum.
Eine Weile blickte Mondra Diamond noch auf den Platz, an dem Gucky gestanden hatte. Sie fragte sich, warum der Kleine eigentlich gekommen war. Nur um herauszufinden, was sie plante?
Sie hatte ihre Überlegungen für sich behalten, dass sie mit der JULES VERNE in die Proto-Negasphäre fliegen würde, um Perry Rhodan zu finden.
Ein Flug in die Hölle stand bevor.
Aber das war sie Perry schuldig. Außerdem war Mondra davon überzeugt, dass keiner an Bord anders handeln würde.
*
Schweißgebadet wachte sie Stunden später auf.
Sie hatte nicht gut geschlafen und oft sogar wach gelegen. Dennoch war sie nicht auf die Beine gekommen. Sie entsann sich, mehrmals Normans tastenden Rüssel gespürt zu haben, als hätte der Klonelefant über ihren Schlaf gewacht. Jetzt jedoch, als sie in das trübe Halbdunkel blinzelte, lag Norman neben dem Bett, und sein gleichmäßiges Atmen klang wie ein leises Schnarchen.
Obwohl ihr nicht danach zumute war, lächelte Mondra. Ihre Albträume wollten nicht weichen, auch nicht, als sie die Hygienezelle aufsuchte und eiskalt duschte.
Sie hatte Perry schreien gehört, und das machte ihr Angst.
Als der Warmluftstrom ihren Körper umschmeichelte, sah sie ihn wieder vor sich – ihn und dieses insektoide Geschöpf, eine borstige Kreatur mit eingerolltem Saugrüssel, faustgroß hervorquellenden Facettenaugen und buschig dichten Fühlern. Sie glaubte, den Modergeruch zu schmecken, der von diesem Wesen ausströmte, und als sich der Insektenschädel ihr zuwandte, sah sie sich selbst in Hunderten winziger Spiegelungen in diesen schillernden Augen.
Ein Dual! Perry und dieses Insektenwesen.
Stumm blickte Rhodan sie an, und ihr war, als stünde er in dem Moment wirklich vor ihr. Er schien etwas sagen zu wollen, doch in demselben Moment verblasste die Erscheinung. Mondras Rechte zuckte gleichzeitig nach vorne, aber sie spürte nur das Prickeln der energetischen Abschirmung, die den Nassbereich von den übrigen Einrichtungen der Hygienezelle trennte.
»Servo! Wurden vor wenigen Sekunden ungewöhnliche Energiefelder angemessen? Fünf- oder mehrdimensionale Struktur?«
»Keine diesbezügliche Feststellung, Mondra«, antwortete die sanfte Kunststimme.
»Andere Beobachtungen?«
»Ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst.«
»Schon gut. Ignorier meine Bemerkung!« Tief atmete Diamond ein, dann verließ sie den Hygienebereich und kleidete sich in aller Eile an. Ihre Albträume verfolgten sie. Falls dieser Zustand anhielt, würde sie sich in der Bordklinik mit einem Medikament versorgen müssen, das den Albdruck von ihr nahm.
Norman hob den Kopf und schaute sie sekundenlang an, dann sank er zurück und schnarchte. Mondra nahm an, dass er nach stundenlangem Wachen nun selbst erschöpft war. Lautlos verließ sie ihre Kabine.
Lanz Ahakins Sessel war verwaist, und von den seitlichen Plätzen für Funk und Navigation waren lediglich zwei besetzt. Die Nachtschicht hatte begonnen, der 4. Dezember relativer Bordzeit neigte sich dem Ende zu.
Saaroon blickte Mondra entgegen, als sie das COMMAND-Podest betrat. Mit einer knappen Kopfbewegung schüttelte der Posbi das schulterlange weißblonde Haar zurück. Seine dunkelbraunen Kunstaugen schienen wissbegierig zu funkeln.
»Keine besonderen Vorkommnisse während deiner Abwesenheit, Mondra!«, meldete er.
»Absolut keine?«
»Falls du die Meldungen der Beiboote im Detail hören willst, schlage ich deren Kodebezeichnung als Staffelkriterium vor. Die JV-1-K1, Eigenname TAKO KAKUTA, Kommandantin Oberstleutnant Asrid Sethmaer, sucht mit zwei weiteren Korvetten die errechnete Position der TAROSHI zum fraglichen Zeitpunkt ab.«
»Fraglich?«
»Ausgehend von der Erklärung des Schohaaken, Perry Rhodan hätte das Flaggschiff der Generalin eine halbe Stunde zuvor verlassen.«
»Ich vermute, es gibt keine Erkenntnisse.«
»Keine, leider! Die JV-1-K4, RALF MARTEN, fliegt im Verbund mit vier weiteren Korvetten, der ANDRÉ NOIR, der SON OKURA, der …«
»Verschone mich mit dieser Buchhaltermentalität! Welchen Suchbereich haben die Schiffe?«
»Sie folgen dem Kurs der Generalin Richtung PFORTE.«
»Ebenfalls ohne Ergebnisse?«
»So ist es. Bislang jedenfalls …«
»Mehr will ich gar nicht hören.«
»Ich verstehe, Mondra. Du warst mit Perry Rhodan vereint; ich meine, du bist ihm menschlich sehr nahe gewesen. Empfindest du sein Verschwinden als großen Verlust?«
Diamond schnappte nach Luft. Für einen Moment blickte sie den Posbi ungläubig an.
»Es lag mir fern, dir zu nahe zu treten«, wiegelte er ab. »Ohnehin bin ich überzeugt, dass jeder an Bord das Fehlen des Residenten als unersetzlichen Verlust betrachtet, doch das bezieht sich primär auf unsere Mission. Deine Gefühle haben eine andere Grundlage, sie ergeben sich aus dem menschlichen Zusammenleben heraus.«
»Das braucht dich nicht zu interessieren.«
»Trotzdem«, widersprach der Posbi, ohne zu registrieren, dass er von einem Fettnäpfchen zielstrebig in das nächste tappte. »Das gehört zu meinem vollständigen Erfassen menschlicher Emotionen. Gerade in Extremsituationen …«
»Es ist genug, Major Saaroon!«, fuhr der junge Korporal an der Funkstation auf. »Solche Fragen sollte nicht einmal ein Posbi stellen.«
Was immer der Roboter antwortete, Mondra Diamond und der Funker achteten nicht mehr darauf, denn der Distanzalarm gellte durch das Schiff. Mehrere Raumschiffe waren im Innenbereich der PFORTE materialisiert. Noch gab es keine Identifikation. Und der Zustrom von Masse hielt an, mit jeder Sekunde drangen weitere große Einheiten in den Hyperkokon ein.
»Volle Gefechtsbereitschaft!«, ordnete Mondra an. »Die Beiboote sollen wieder einschleusen! Wenn die Besatzungen in den letzten Stunden nicht fündig geworden sind … dann wird sich daran wohl nichts mehr ändern.«