Perry Rhodan 2439: Menschen für Stardust - Hubert Haensel - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 2439: Menschen für Stardust E-Book und Hörbuch

Hubert Haensel

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Beschreibung

Whistler-Stardust & Co. - ihr neues Leben beginnt Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht. Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden. Wenn TRAITOR all seine Mittel einsetzt, kann dies das Ende für das gesamte Solsystem bedeuten. Aus diesem Grund unterbreitet die Superintelligenz ES der Menschheit ein Angebot: Jeder, der dies wünscht, kann in ein weit entferntes, sicheres Refugium flüchten, das genauso heißt wie Perry Rhodans erstes Raumschiff. Und mit der Zeit entscheiden sich immer mehr MENSCHEN FÜR STARDUST...

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Seitenzahl: 130

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Zeit:3 Std. 11 min

Veröffentlichungsjahr: 2014

Sprecher:Gregor Höppner

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Nr. 2439

Menschen für Stardust

Whistler-Stardust & Co. – ihr neues Leben beginnt

Hubert Haensel

Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht.

Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.

Wenn TRAITOR all seine Mittel einsetzt, kann dies das Ende für das gesamte Solsystem bedeuten. Aus diesem Grund unterbreitet die Superintelligenz ES der Menschheit ein Angebot: Jeder, der dies wünscht, kann in ein weit entferntes, sicheres Refugium flüchten, das genauso heißt wie Perry Rhodans erstes Raumschiff. Und mit der Zeit entscheiden sich immer mehr MENSCHEN FÜR STARDUST …

Die Hauptpersonen des Romans

Lotho Keraete – Der Bote von ES sieht seine Aufgabe als erfüllt an.

Reginald Bull – Perry Rhodans ältester Freund erfährt von einem besonderen Rätsel des Stardust-Systems.

Timber F. Whistler junior – Der Unternehmer sichert sich eine lukrative Einnahmequelle.

Echnatom –

Geld erwerben erfordert Klugheit;

Geld bewahren erfordert eine gewisse Weisheit,

und Geld schön auszugeben ist eine Kunst.

(Berthold Auerbach, Terraner, 1812-1882 n.Chr.)

1.

27. August 1346 NGZ

Stardust-System

Der Planet war von Kratern übersät. Eine schmutzig braune und leblose Wüste, so zeigte sich die Glutwelt Parga den Beobachtern.

Langsam kroch die SK-PRAE-011 der Tagseite entgegen. Das Schiff tangierte die Umlaufbahn des kleinen Mondes Ynai, dessen Schatten wie ein düsteres Mal über den Planeten wanderte. Knapp zehn Standardtage brauchte Ynai, um seine Mutterwelt zu umkreisen.

An Bord des Raumschiffs herrschte angespannte Erwartung. Neunzig Minuten lag der letzte Angriff auf den SKARABÄUS zurück. Falls das Geschehen wirklich als Angriff zu bezeichnen war. Seitdem herrschte Ruhe.

»Wir sind als Beute uninteressant geworden«, vermutete Marc London.

Reginald Bull schaute den jungen Mutanten forschend an. »Als Beute … oder als Gegner, dessen Neugierde nicht geduldet wird? Was kannst du spüren, Marc?«

Der Psi-Korresponder schüttelte den Kopf. »Nur meine eigene Unruhe. Ich kann nicht nachvollziehen, was ich tatsächlich wahrgenommen habe.«

»›Dieses Netz war lebendig!‹ Genau das waren deine Worte.«

»Ich weiß.« Starr musterte London den Hauptschirm. Für Bull sah es aus, als suche der Junge nach einer Kolonie Tausender Sphäroid-Netze, die sich von der Sonneneinstrahlung auf Parga ernährten. Oder nach einem gestrandeten exotischen Raumschiff, das womöglich nicht einmal als solches erkennbar war.

Wo, von der Erde aus gesehen, befinden wir uns? Warum hat ES ausgerechnet dieses Sonnensystem als Zuflucht für uns Menschen gewählt?

Die Fernen Stätten von ES … Dahinter steckte vielleicht weit mehr, als er sich momentan vorstellen konnte. Die immaterielle Stadt auf Katarakt, war sie ein neues Galaktisches Rätsel? Außerdem Perry Rhodans Botschaft, die Lotho Keraete überraschend präsentiert hatte. Aus dem Hut gezaubert wie ein weißes Kaninchen in einer Varietévorstellung.

Aus dem Irgendwo. Oder sollte er besser sagen, aus dem Irgendwann?

Mit beiden Händen fuhr sich Bull unter den Kragen der Bordkombi. Er hatte das Gefühl, dass ihm etwas Unheimliches die Luft abschnürte, die er so dringend zum Atmen brauchte. Selbst wenn er sofort ins Solsystem zurückkehrte, Rhodan war und blieb für ihn nicht erreichbar. Verschwunden. Und Atlan steckte irgendwo in Hangay, der Brutzelle allen Übels. Er selbst durfte das Stardust-System nicht verlassen, jedenfalls nicht zu diesem Zeitpunkt. Weil er damit rechnen musste, dass Whistlers Siedlertreck in einer oder zwei Wochen eintreffen würde, einige tausend Männer, Frauen und Kinder in einer ersten Auswanderungswelle. Keinem von ihnen durfte Gefahr drohen.

Die Siedler würden idyllische Welten vorfinden, eine traumhafte Umgebung. Doch jedes Paradies, wusste Bull, hatte auch Schattenseiten.

Ich bin hier, um die Schlange zu finden, deren Einflüsterungen neues Unheil heraufbeschwören würden. Was für eine aberwitzige Überlegung.

»John, Baldwin, immer noch alles ruhig?«, fragte er.

Der Hyperphysiker schaute ihn an und zog sich den Schild seiner Schirmmütze tiefer in die Stirn. »Was erwartest du, solange wir ohne den HÜ-Schirm durch die Gegend tuckern?«, antwortete Carapol mit einer Gegenfrage.

»Wir tuckern nicht, wir laufen nur nicht unter Volldampf davon«, widersprach Bull. »Immerhin wissen wir nun, dass unser Prallschirm für das Sphäroid-Netz uninteressant ist. Es sei denn, das Biest hat mit der Gefahrenzone nichts am Hut und ist ohnehin längst weitergezogen. Mir behagt dieses tatenlose Warten nicht. – Den HÜ-Schirm wieder aktivieren!«

»Hochenergie-Überladungsschirm steht!«

Reginald ertappte sich bei einem Blick auf die Zeitanzeige. Beide Begegnungen mit dem Sphäroid-Netz waren in Planetennähe erfolgt. Nun stand die SK-PRAE-011 sogar noch näher an Parga als zuvor.

Zehn Minuten. Wenn das Ding dann nicht wieder erschienen ist, werden wir es wohl nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Es behagte ihm nicht, wenn er Antworten schuldig bleiben musste. Er wünschte, er hätte die immaterielle Stadt Prymtuor besser erforschen können. Und nun würde er sie wahrscheinlich nicht mehr wiedersehen, denn bis zum 13. November blieben nur noch wenige Wochen. An diesem Tag würde die Verbindung zwischen dem Solsystem und Stardust für immer geschlossen werden. Das hatte Keraete behauptet, und Bull sah keinen Grund, ausgerechnet daran zu zweifeln. Er fragte sich nur, warum das so war.

Wäre ich ein misstrauischer Mensch, würde ich annehmen, dass hinter diesem Termin Absicht steckt. ES will uns daran hindern, die Nase zu tief in Dinge zu stecken, die uns nichts angehen. Die uns aus Sicht von ES nicht zu interessieren haben. Ich sehe das allerdings ein wenig anders.

»Ortung!«, meldete Captain John. »Ein starkes energetisches Potenzial innerhalb der Mondbahn. Ich korrigiere: drei Potenziale!«

Eine Einblendung erschien auf dem Schirm. Sphäroid-Netze. Die Charakteristika der Anzeigen ließen keinen Zweifel. Sie näherten sich nicht in Formation, sondern aus unterschiedlichen Richtungen, aber sie strebten einem gemeinsamen Zielpunkt entgegen: der SK-PRAE-011.

Drei Minuten und zwanzig Sekunden, stellte Bull fest. Die Erscheinungen hatten schnell auf die fünfdimensionale Energieform des Schutzschirms reagiert.

Zwei der Ortungsreflexe verblassten gerade …

… und erschienen nahezu gleichzeitig sehr nahe vor dem Schiff.

»Distanz noch fünftausend Kilometer!«

Sie waren teleportiert, in Transition gegangen oder hatten sich durch den Linearraum bewegt. Wie ihre Ortsversetzung erfolgte, war weiterhin unklar. Wenn sie nicht gerade von einer Leitstelle aus gesteuert wurden, hatten sie eigenständig hinzugelernt, denn sie nahmen den SKARABÄUS in die Zange. Das dritte Sphäroid-Netz materialisierte sogar nur zweihundert Kilometer neben dem Schiff.

Sekunden später war eines der anderen da. Fast schon auf Tuchfühlung blähte es sich auf und umschloss gedankenschnell das Schiff.

Die Belastungsanzeige schnellte in die Höhe, überschritt die Warnmarke … und erlosch, weil Carapol den Schirm abschaltete.

Bull registrierte, dass die vorbereiteten Symbolgruppen auf einem breiten Frequenzband gesendet wurden. Es war eine denkbar einfache mathematische Wiederholung, der Versuch einer Kontaktaufnahme.

Keine Reaktion erfolgte. Die drei dunkelblau wabernden Kugelsphären verschwanden nacheinander innerhalb weniger Augenblicke.

»Marc?« Reginald Bull wandte sich an den Mutanten.

In einer hilflos anmutenden Geste hob der Junge die Arme. »Nicht anders als beim letzten Mal. Ich spüre etwas, das ich eigentlich nur als lebendig bezeichnen kann, aber es ist eigentlich nicht fassbar …«

»Reginald, das hier musst du dir unbedingt ansehen!« Der Hyperphysiker überspielte ein aufgezeichnetes Ortungspanorama.

Bull pfiff überrascht zwischen den Zähnen hindurch, als er die Häufung der Reflexe bemerkte.

»Wir haben nur auf die drei Sphäroid-Netze im Nahbereich geachtet«, sagte Carapol. »Dieses Bild zeigt die Entfernung zwischen zwanzigtausend und hunderttausend Kilometern. Exakt zweiunddreißig energetische Potenziale. Ein paar Sekunden länger, und wir hätten sie alle am Hals gehabt.«

Bull schürzte die Lippen. »Scheint sich herumzusprechen, dass wir so etwas wie eine Futterstelle sind. Ich nehme an, die Kugeln sind mit dem Abschalten des HÜ-Schirms verschwunden. Wohin?«

»Einige haben sich dem Planeten zugewendet, andere entfernen sich offenbar Richtung Sonne.«

Im ersten Moment wollte Bull die Überlegungen abschütteln, die sich ihm aufdrängten. Sein Unterbewusstsein zog Vergleiche zu den Helioten der Superintelligenz THOREGON. Sie waren Geschöpfe aus purem Licht gewesen, Gedankensplitter THOREGONS ohne eigene Intelligenz. Der scheinbare Rückzug der Sphäroid-Netze Richtung Sonne hatte diese Assoziation geweckt. Ein Unding? Reginald war sich dessen keineswegs sicher. Auf gewisse Weise traute er ES sehr viel zu.

»Den Kontaktversuch fortführen!«, bestimmte er. »Wir gehen in einen weiten Orbit um Parga.«

28. August 1346 NGZ

Eine atmosphärelose, von Gluthitze und Weltraumkälte zermürbte schroffe Felslandschaft erstreckte sich in ermüdender Monotonie unter dem SKARABÄUS.

Immer noch funkte das Schiff die Symbolgruppen. Keine Antwort kam. Handelte es sich bei den Sphäroid-Netzen wirklich um Lebewesen, erkannten sie die Signale entweder nicht, oder sie ignorierten den Kontaktversuch, aus welchem Grund auch immer.

Fran schlief seit zwei Stunden. Das schulterlange rote Lockenhaar war wie ein Vorhang vor ihr Gesicht gerutscht. Bully lächelte, als er seine Frau ansah.

Sogar Baldwin Carapol hatte sich kurz nach Mitternacht wortkarg gegeben, schließlich die Mütze weit nach vorne gezogen, und mittlerweile waren von ihm gelegentlich rasselnde Laute zu vernehmen.

Bull selbst fand nicht die nötige Ruhe. Er fühlte sich glücklicherweise nach nur einer Stunde Schlaf wieder frisch. Sein Aktivatorchip unterstützte den ständigen körperlichen Regenerierungsprozess.

Er schaute sich weiter um. Marc hatte sich in einem der Besuchersessel neben dem Schott zusammengerollt. Und zwei der vier Strangeness-Scouts waren in ihre Kabinen verschwunden.

Die Positronik überwachte den Flug. Hin und wieder erfasste die Energieortung Sphäroid-Netze. Manche kamen dem SKARABÄUS sehr nahe, aber keine der blauen Kugeln schien von dem Schiff Notiz zu nehmen.

»Sie haben eine besondere Affinität zu Parga.« Überlaut klang Captain Johns Stimme durch die Stille in der Zentrale.

»Zur Sonnenseite des Planeten«, schränkte Bull ein.

Achtzehn Ortungen waren verzeichnet, seit die SK-PRAE-011 den Orbit eingeschlagen hatte. Keine davon auf der Nachtseite oder auch nur im Terminatorbereich. Längst fragte er sich, ob die von Parga aufsteigenden Sphäroid-Netze, die Richtung Sonne verschwanden, mit jenen identisch waren, die sich dem Planeten näherten. Bislang war das nicht herauszufinden.

»Welche Schiffe können wir am leichtesten von ihren Forschungsaufgaben abziehen?«

John ließ sich vom Bordrechner die Daten geben. »Sie wünschen zwei Einheiten, Sir?«

»Für eine Dreieckspeilung«, bestätigte Bull. »Richtig.«

Zwei Minuten später forderte er die 015 und die 017 an. Beide SKARABÄEN waren mit Schwerkraftmessungen im Bereich der inneren Planeten befasst und mit der Suche nach Asteroiden und Kometen, die Keraetes Karte möglicherweise nicht verzeichnete.

*

Die Fäden liefen in der SK-PRAE-011 zusammen. Nach viereinhalb Stunden erholsamen Schlafes übernahm Dr. Carapol wortlos die Koordination. Er wischte sich lediglich die Augen sauber und rückte seine Schildmütze zurecht. Und mehr als einen Konzentratriegel, der ohnehin alle nötigen Mineralien, Vitamine und Ballaststoffe enthielt, nahm er nicht zu sich.

Erst als er längst angestrengt arbeitete, brachte er eines der keimtötenden Feuchtigkeitstücher für eine Katzenwäsche zum Vorschein und warf es nach dem Gebrauch zielgenau in den Abfallvernichter. Die Tücher sind für den Einsatz bestimmt, das hier ist ein Einsatz, verriet seine Miene.

Mit Ausnahme der Ortungen waren alle fünfdimensionalen Störquellen in den Schiffen abgeschaltet. Die Datenströme der gekoppelten Taster liefen über Normalfrequenz.

Es ist, als hätte sich ein Nebel gelichtet, stellte Bully zufrieden fest.

Die Zahl der energetischen Potenziale über der Tagseite des Planeten lag deutlich höher, als dies zuvor erkennbar gewesen war. Stetig glitten Sphäroid-Netze aus dem sonnennahen Raum heran, während andere von dem Planeten aufstiegen und sich rasch entfernten. Manche verschwanden sehr schnell spurlos, andere konnten über Zigtausende Kilometer hinweg verfolgt werden.

»… ihr Kurs zielt auf die Sonne. Wir haben es zweifelsfrei mit etlichen hundert dieser Erscheinungen zu tun. Aber vermutlich ist sogar diese Zahl zu tief gegriffen. Sie pendeln wohl zwischen der Sonne und Parga. Ausnahmen bestätigen die Regel.«

»Das heißt?«, fragte Bull, als Dr. Carapol schwieg und sich neuen Datenkolonnen widmete. »Baldwin, was ist mit den Ausnahmen?«

Unwillig schaute der Hyperphysiker auf. »Oljo!«, sagte er kurz angebunden.

Das war der innere Planet. Oljo stand der Sonne gut dreißig Millionen Kilometer näher als Parga und war kleiner als der solare Merkur.

»Andere Flugrichtungen?«

Carapol schüttelte den Kopf. Wenn er derart verbissen wie jetzt an seiner Konsole hantierte, wollte er nicht gestört werden. Bully wusste, wie ungehalten der Hyperphysiker reagieren konnte.

»Die energetischen Potenziale treten in zwei unterschiedlichen Ladungszuständen auf!«, sagte der Wissenschaftler unvermittelt. »Die Positronik prüft alle Messwerte, aber ich bin bereits überzeugt, dass diese Aussage definitiv ist. Der Abgleich mit den Speicherdaten der vorangegangenen Attacken auf unser Schiff wurde schon vorgenommen.«

Ein neues Hologramm entstand. Bull konnte erkennen, dass es sich um einander überlappende Messkurven handelte. Carapol warf nur einen flüchtigen Blick darauf, dann löschte er die Darstellung mit einer knappen Handbewegung.

»Keine Abweichungen«, bestätigte er. »Etliche Sphäroid-Netze liefern einen starken Ortungspeak; ihre Ladung bezeichne ich als ›voll‹. Die anderen, daran zu unterscheiden, dass sie erst ab geringerer Distanz erfasst werden können, sind demzufolge ›leer‹.«

»Was immer das bedeuten mag«, kommentierte Bull.

Carapol wiegte den Kopf. »Alle Sphäroid-Netze, die unseren SKARABÄUS attackiert haben, können nachträglich als ›leer‹ identifiziert werden.«

»Welche Folgerung müssen wir daraus ziehen?«, wollte Fran Imith wissen.

»Ich habe noch keine Erklärung«, antwortete der Hyperphysiker. »Lediglich eine Vermutung, dass die Kugeln fünfdimensionale Ladung transportieren.«

»Vielleicht von der Sonne zu diesem Planeten«, bemerkte Captain John. »Ich weiß, das klingt seltsam …«

»Nicht seltsamer als die Vermutung, dass sie die Hyperkristalle zwischen den inneren Planeten aufnehmen und für ihren Stoffwechsel verbrennen«, argwöhnte Bull. »Wenn dem so ist, sind wir soeben auf Konkurrenten gestoßen. Dann dürfte ein Konflikt vorgezeichnet sein.«

»Die Frage ist, welche Bedeutung die Sphäroid-Netze für das Stardust-System haben«, wandte Fran ein. »Bezieht sich die Eintragung als Gefahrenzone in Keraetes Karte genau darauf?«

»Wir beobachten weiter!«, entschied Bully.

*

Es war ein Zufallstreffer. Schon als das energetische Potenzial auf Parga sichtbar wurde, geriet es in die Erfassung aller drei Schiffsortungen. Der ungewöhnlich grell leuchtende Reflex überquerte die Mondbahn und nahm Kurs auf die SKARABÄEN.

Mehrfach waren in den letzten Stunden Sphäroid-Netze nahe bei den Schiffen materialisiert, hatten die Terraner allerdings ignoriert. Noch während Baldwin Carapol sich auf die Erscheinung konzentrierte, verschwand sie aus der Erfassung … und erschien nur wenige hundert Kilometer vor der SK-PRAE-011.

Die Kugel glitt schnell heran. Sie passierte den SKARABÄUS in geringem Abstand.

Masseanzeige!

Wertvolle Sekunden verstrichen, bis Baldwin realisierte, dass die Masse dem Sphäroid-Netz zuzuordnen war. Das energetische Potenzial entwickelte Masse!

Aber schon drifteten Energie und Masse auseinander.

Der Hyperphysiker schluckte schwer, als das Sphäroid-Netz sich weiter in Richtung Sonne entfernte. Es hatte seine Ladung verloren, war innerhalb eines Sekundenbruchteils in den Zustand »leer« gewechselt.

Der sehr schwach gewordene Energieimpuls löste sich auf, war teleportiert oder was immer.

Zurück blieb ein Hauch von Masse. Und noch deutlicher ein neuer Strahlungspeak.

Für einen Moment schloss Carapol die Augen. Als er sie wieder öffnete, war die Anzeige noch da. Ziemlich deutlich sogar.

Achteinhalb Kilometer Distanz zeigte die Nahbereichsmessung an.

Bull stand plötzlich neben ihm. »Was ist vorgefallen?«, wollte er wissen.

»Das da!« Carapol deutete auf die Messwerte, die von der Positronik weiter spezifiziert wurden.

»Howalgonium?« Reginald Bull legte die Stirn in Falten. »Wenn ich die Daten richtig interpretiere, treibt da ein kleiner Brocken Howalgonium vorbei.«

»Ich schätze die Menge auf vier bis fünf Gramm. Eines der Netze hat genau vor unserer Nase seine Ladung verloren«, bestätigte Carapol.

*

Es handelte sich um Howalgonium guter Qualität, ein länglicher Brocken Schwingquarz mit exakt vier Komma sieben Gramm. Der Kristall ging von Hand zu Hand, nachdem er mit einem schnellen Manöver an Bord geholt worden war.

Zwischen Daumen und Zeigefinger drehte London das Stück Howalgonium. Ihn faszinierte die Lichtbrechung des Kristalls.

»Wir sollten diese Energiekugeln ›Howanetze‹ nennen«, stellte er nachdenklich fest. »Das klingt einfacher als ›Sphäroid‹. Und wenn sie schon Howalgonium mit sich herumschleppen … Nein?« Er sah, dass Dr. Carapol den Kopf schüttelte.