Perry Rhodan 2446: Die Negane Stadt - Uwe Anton - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 2446: Die Negane Stadt E-Book und Hörbuch

Uwe Anton

4,0

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Beschreibung

In der Proto-Negasphäre - der Chaotarch wird erwartet Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die T erminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht. Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden. Perry Rhodan ist mit der JULES VERNE in eine Zeit vor 20 Millionen Jahren gereist, weil zum damaligen Zeitpunkt die einzige ihm bekannte erfolgreiche "Retroversion" einer Negasphäre stattfand. Diese wird vor allem durch die Superintelligenz ARCHETIM durchgeführt, aber deren oberste Befehlshaberin ist verschwunden. Perry Rhodan erhält die Aufgabe, sie zurückzubringen - doch dazu muss er in DIE NEGANE STADT...

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Veröffentlichungsjahr: 2014

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Zeit:3 Std. 23 min

Veröffentlichungsjahr: 2014

Sprecher:Renier Baaken

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Nr. 2446

Die Negane Stadt

In der Proto-Negasphäre – der Chaotarch wird erwartet

Uwe Anton

Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht.

Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.

Perry Rhodan ist mit der JULES VERNE in eine Zeit vor 20 Millionen Jahren gereist, weil zum damaligen Zeitpunkt die einzige ihm bekannte erfolgreiche »Retroversion« einer Negasphäre stattfand. Diese wird vor allem durch die Superintelligenz ARCHETIM durchgeführt, aber deren oberste Befehlshaberin ist verschwunden. Perry Rhodan erhält die Aufgabe, sie zurückzubringen – doch dazu muss er in DIE NEGANE STADT …

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Unsterbliche wird von einem Raumschiff zurückgewiesen.

Mondra Diamond – Die Terranerin fühlt sich von ihrem Geliebten zurückgesetzt.

Ekatus Atimoss – Der Dual empfindet nach seinem Wandel die Zurückweisung durch viele Galaktiker als Herausforderung.

Glorithlin Pal –

1.

11. Mai 1347 NGZ

»Ortung!«, befahl Perry Rhodan. »Wir müssen sicherstellen, dass wir uns nicht in der Orterreichweite von Einheiten der Terminalen Kolonne befinden!«

Dass wir nicht entdeckt worden sind, fügte er in Gedanken hinzu. Sonst ist alles vorbei, bevor es überhaupt angefangen hat.

»Verstanden!«, bestätigte Oberstleutnant Lars Brock, Leiter der Abteilung Funk und Ortung der JULES VERNE.

Während Rhodan auf das Ergebnis wartete, betrachtete er die Holos, ohne aber etwas Auffälliges ausmachen zu können. Kurz stellte er sich vor, der Weltraum sei ein empfindungsfähiges, intelligentes Wesen.

Wie mochte er die Ereignisse in diesem Fall verarbeiten? Würde er sich fragen, was geschehen war?

Der Raum riss auf …

Was würde er wohl denken?

Würde er Schmerz empfinden? Schließlich wurde er mit brachialer Gewalt manipuliert, nach Urzeiten, in denen sich nichts verändert hatte. In diesem abgelegenen Winkel des Tir-Tair-Sektors von Tare-Scharm, nahe der planetenlosen Doppelsonne Lotrafur, herrschte kaum Raumverkehr. Nur Sternenstaub trieb durch das Vakuum, wisperte Geschichten vom Werden und Vergehen und von Beharrlichkeit, die nur die winzigen Körnchen hören konnten.

Doch dann, nach Äonen der Unveränderlichkeit, war vor einiger Zeit etwas geschehen, was der Raum nicht verstand. Etwas griff nach ihm, um ihn in seinen Grundfesten zu verändern. Vielleicht spürte er sogar, wie etwas an ihm zerrte und dabei in seinen Bestrebungen immer stärker, energischer wurde. Wo einst Ordnung geherrscht hatte, der Lobgesang der Kosmonukleotide, der Wohlklang des GESETZES, griffen nun grausame, unbekannte, schreckliche Kräfte nach dem Gefüge von Raum und Zeit, wollten es verbiegen, verdrehen, in eine Travestie seiner selbst verwandeln.

Der Raum wehrte sich mit jener Beharrlichkeit, die Jahrmilliarden der gleichförmigen Existenz mit sich bringen, in dem Wissen, dass all diese Gegenwehr sinnlos war.

Und als das unnatürliche Zerren dann übermächtig zu werden drohte, wurde die allgegenwärtige, tote Stille des Weltalls erneut gestört. Alles änderte sich von einem Augenblick zum anderen.

Zwei mächtige künstliche Objekte stürzten in den Raum, erschütterten das Gefüge, wenn auch nur überraschend schwach und kurz. Jedes der beiden war kugelförmig und hatte eine glatte, golden glänzende Außenhülle. Antennenartige Aufbauten ragten aus den Oberflächen, an der Basis recht breit, an der Spitze jedoch nur Zentimeter dick. An mehreren Stellen der Oberfläche entstand immer wieder ein nebelartiges Flimmern, das in willkürlich erscheinenden Bewegungen über die Kugelfläche raste und sich dann wieder auflöste.

Zwei GESETZ-Geber. Sie kamen leise, geradezu verstohlen, hatten nicht die Absicht, ein Chaotisches Geflecht anzugreifen und zu destabilisieren. Vielmehr agierten sie mit äußerster Diskretion, kamen in einer ortungstechnisch praktisch neutralen Aktion, die fast keine Schockwellen oder auffällige Streustrahlung produzierte.

Raum und Zeit im Tir-Tair-Sektor von Tare-Scharm hofften inbrünstig, dass von nun an nichts mehr so sein würde, wie es gerade eben noch gewesen war, seit das Chaos nach der Ordnung gegriffen hatte und sie zu zermalmen drohte.

Perry Rhodan lächelte schwach und riss sich zusammen. So schön die Vorstellung eines belebten, denkenden, fühlenden Raums sein mochte, der sich an der Ordnung festklammerte und vor dem Chaos fürchtete, so verklärt und lächerlich war sie auch.

Er rief sich zur Ordnung. Die beiden GESETZ-Geber CHEOS-AKIS und CHEOS-DEGU waren soeben in den Normalraum eingetaucht, und durch den Korridor, den die beiden je 1126 Kilometer durchmessenden Giganten geöffnet hatten, waren die JULES VERNE und die PLURAPH ihnen geradewegs ins Unbekannte gefolgt. In die Proto-Negasphäre, den Inbegriff der Widernatürlichkeit, den Rhodan sich nur vorstellen konnte. In den Raum, in dem jegliche Kausalität verloren gegangen und in dem die tödliche Bedrohung allgegenwärtig war.

Und der doch nur eine Vorstufe zu einer noch größeren Bedrohung darstellte.

Er dachte zurück an seinen Kontakt mit einem Dunklen Ermittler. Das war ein ganz ähnliches Erlebnis gewesen, zumindest, was diese Widernatürlichkeit betraf.

Warum mische ich mich wieder in kosmische Vorgänge ein?, fragte sich Rhodan.

Weil das Überleben seiner Milchstraße davon abhing. Weil die Terminale Kolonne TRAITOR Hangay in eine Negasphäre verwandeln und die benachbarte Milchstraße dabei als Ressourcengalaxis ausschlachten wollte. Weil das Solsystem und alle Menschen seiner Heimat von einer tödlichen Gefahr bedroht wurden.

Zwanzig Millionen Jahre in der Zukunft.

Vielleicht aber auch aus einem ganz anderen Grund. Vielleicht begab er sich in diese Gefahr, weil er sich selbst und dem Rest der Menschheit beweisen wollte, dass die Last der Verantwortung ihn nicht niedergedrückt hatte und er noch immer ein Mensch aus Fleisch und Blut war.

Dass er noch lebte.

Vielleicht aber nur, weil jemand handeln musste und er einfach da und der Richtige für diesen Job war.

Die beiden GESETZ-Geber hatten die Ausmaße von Sporenschiffen der MÄCHTIGEN – für Perry Rhodan ein deutliches Indiz, dass die Kosmokraten für ihre Entwicklung zuständig waren. Schon vor 20 Millionen Jahren hatte diese Größe anscheinend eine gewisse Bedeutung für die Hohen Mächte gehabt.

»Keinerlei Ortungen!«, meldete Oberstleutnant Brock. »Es befinden sich keine Schiffe der Terminalen Kolonne in der Nähe. Wir sind nicht entdeckt worden!«

Rhodan atmete unwillkürlich auf. Also hatten sie noch eine Chance, ihren eigentlichen Auftrag zu erfüllen. Immer vorausgesetzt, dass die Passivortung der Traitanks nicht besser war als die eigene …

Die VERNE und die PLURAPH, das Schiff des Gesandten Ki-Myo, sollten nach der verschollenen Generalin Kamuko suchen, die ihren Informationen zufolge irgendwo in unmittelbarer Nähe verschwunden war – wobei unmittelbar ziemlich relativ war.

»Die GESETZ-Geber haben Ortersonden ausgeschleust!«, gab der schwergewichtige Plophoser bekannt.

»Danke.« Rhodan nickte dem Orterchef zu.

CHEOS-AKIS und CHEOS-DEGU würden an den bekannten Koordinaten bei Lotrafur zurückbleiben. Es war vorgesehen, dass die beiden GESETZ-Geber wieder in den Hyperraum abtauchten, um einer Entdeckung vorzubeugen, doch die im Normalraum verankerten Sonden würden die Rückkehr eines oder beider Raumschiffe unverzüglich melden. Auf diese Weise war gewährleistet, dass den beiden Einheiten permanent eine Fluchtgelegenheit zur Verfügung stand.

»Koordinaten?«, fragte Rhodan.

Diesmal antwortete Oberst Lanz Ahakin, der Kommandant der JV-1 und zugleich der gesamten Einheit. »Die Koordinaten, an denen die Negane Stadt geortet wurde, befinden sich nicht mehr als sechzehn Lichtjahre entfernt.«

Rhodan fuhr mit der Fingerspitze über die kleine Narbe an seinem Nasenflügel. In 16 Lichtjahren Entfernung, an genau diesem Punkt, war auch Generalin Kamuko verschwunden.

Aber 16 Lichtjahre konnten in der Proto-Negasphäre und den dort herrschenden Bedingungen eine Unendlichkeit sein.

»Beschleunigung auf halbe Lichtgeschwindigkeit!«, ordnete Rhodan an. »Befehl an die PLURAPH weitergeben – sie folgt exakt den Vorgaben, die wir dem Schiff des Gesandten funken.«

»Verstanden.« Der Terraner nickte und gab die Anweisung an Gorn Barta weiter, den Ersten Emotionauten der JULES VERNE.

»Die Cypron-Sphäriker sollen jetzt die Navigation übernehmen.« Rhodan beugte sich in seinem Sessel gespannt vor. Angehörige dieses Zweigs der Cypron waren in einem Unterwasser-Bassin auf Deck 10-2 untergebracht; sie waren praktisch die Einzigen, die ein Raumschiff wie die JULES VERNE in diesem Umfeld an sein Ziel bringen konnten. Eine der seltenen Ausnahmen war die PLURAPH. Die ehemalige Kolonnen-Einheit hatte Kunstgriffe dieser Art nicht nötig und war auch auf dem Gebiet der Proto-Negasphäre perfekt manövrierfähig.

»Wir beschleunigen«, sagte Ahakin. »Die PLURAPH folgt genau unserem Kurs. Fünfzig Prozent Licht in achtzehn Sekunden.«

Rhodan beobachtete, wie CHEOS-AKIS und CHEOS-DEGU auf den Holos abrupt verschwanden. Die beiden GESETZ-Geber hatten sich in den Hyperraum zurückgezogen. Dem Terraner war klar, dass ihre feste Stationierung im Sektor Tir-Tair ein riesengroßes Entgegenkommen von ARCHETIMS Streitkräften darstellte. Angesichts der bevorstehenden Finalen Schlacht um Tare-Scharm wurde jeder einzelne GESETZ-Geber dringend gebraucht, und die Abstellung gleich zweier Einheiten verschwendete im Grunde unglaubliche Ressourcen. Und das alles, um eine einzige Person zu retten – Generalin Kamuko.

»Fünfzig Prozent Licht!«, meldete der Kommandant. »Eintritt in den Hyperraum erfolgt … jetzt!«

»Aktive Ortungsimpulse!«, rief Oberstleutnant Brock.

»Was?« Rhodan richtete sich in seinem Sessel auf, saß kerzengerade da. »Einzelheiten!«

Der Plophoser schüttelte bedauernd den Kopf. »Sekundenbruchteile bevor die VERNE und die PLURAPH in den Hyperraum eingetreten sind, wurden wir von aktiven Ortungsimpulsen getroffen. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«

»Wer hat uns geortet?«

»Keine Einzelheiten feststellbar, Perry. Ich habe nicht den geringsten Hinweis darauf, wer uns geortet hat, und es ist zweifelhaft, ob bei dem Vorgang wichtige Informationen über die JULES VERNE und die PLURAPH gesammelt werden konnten.«

Im allerletzten Augenblick, dachte Rhodan. Die Komplikation, die ich die ganze Zeit über gefürchtet habe … Er atmete tief durch.

Aber jetzt konnte er nichts mehr daran ändern. Eine Rückkehr an den Ort des Geschehens würde alles nur verschlimmern, falls die Ortungsimpulse tatsächlich von Einheiten TRAITORS stammten.

Vielleicht war ja gar nichts passiert. Rhodan bezweifelte, dass die fremden Einheiten viel hatten feststellen können. Vielleicht hatten ihre Instrumente nur einen Schatten wahrgenommen, und die Kolonnen-Angehörigen, die sie bedienten, glaubten einer Täuschung aufgesessen zu sein.

Doch zur Sorge gereichte der Umstand Rhodan allemal, auch wenn er für den Augenblick keine Konsequenzen hatte. Zumindest waren sie unterwegs – und hatten etwaige Verfolger hoffentlich abgeschüttelt.

2.

Nicht weit voneinander entfernt fielen die JULES VERNE und die PLURAPH in den Normalraum zurück. Die Abläufe an Bord waren genau geplant; Rhodan hatte angeordnet, dass die Kantorschen Ultra-Messwerke des Hantelschiffes im Passiv-Betrieb liefen und so viele Daten wie möglich sammelten. Und die Abteilung Funk und Ortung arbeitete auf Hochtouren, um ein geeignetes Versteck in der Nähe der Koordinaten zu finden, die sie erhalten hatten.

»Das sieht nicht gut aus«, sagte Gucky und deutete auf die Holos im Zentralerund. »Zehn Lichtjahre sind eigentlich ein Pappenstiel, aber hier …« Der Mausbiber, der wie Mondra Diamond, Icho Tolot und Rhodan der Expeditionsleitung angehörte, kniff die Augen zusammen und betrachtete die Holos. Viel war nicht darauf zu erkennen, jedenfalls nichts Aufschlussreiches. Die Ortungs- und Navigationsprobleme in der Proto-Negasphäre waren unverändert groß; ohne die Cypron-Sphäriker wäre an diesen Einsatz kaum zu denken gewesen. »Wo soll denn da eine Negane Stadt sein – was auch immer das ist?«

»Abwarten, Kleiner«, erwiderte Rhodan. »Wir arbeiten daran.«

»Mir gefällt das nicht.« Man sah dem Mausbiber sein Unbehagen förmlich an. Wahrscheinlich lag es an dem allgegenwärtigen Vibra-Psi, das ihm stärker zu schaffen machte als nicht psibegabten Wesen.

Die Negane Stadt war das Ziel ihrer Expedition, auch wenn sich niemand an Bord etwas unter diesem Begriff vorstellen konnte. Dort war Generalin Kamuko verschollen, wurde möglicherweise festgehalten.

Genauere Informationen über ihr Ziel fehlten. Ihnen war weder bekannt, was das Erscheinen der Neganen Stadt in Tare-Scharm im Einzelnen zu bedeuten hatte, noch kannten sie den Sinn der Stadt oder ihr konkretes Aussehen. Sie hatten lediglich erfahren, dass dieses Gebilde in Form zahlreicher stadtartiger Objekte auftrat, die aus einem fremden Universum stammten und sich am Zielort zu einer Art fliegender Megalopolis zusammenfügten.

»Wir wissen zwar nicht viel, aber einiges«, sagte Rhodan.

»ARCHETIM hat Kenntnis von einer Art Negasphären-Countdown erhalten«, fasste Mondra zusammen. »Die Negane Stadt erscheint …«

»Zu einem völlig unbekannten Zweck«, betonte Gucky.

Mondra nickte. »Den wir herausfinden werden. Jedenfalls sucht der Chaopressor, der den Feldzug führt …«

»Also die Superintelligenz KOLTOROC …«

Rhodan warf dem Ilt wegen der dauernden Unterbrechungen einen missbilligenden Blick zu, sagte aber nichts.

»… die Negane Stadt auf.«

»Wiederum aus einem völlig unbekannten Grund.«

»Kurz darauf beginnt die Konversion der Proto-Negasphäre in eine vollwertige Negasphäre«, kam Mondra zum Schluss.

»Und dieser Zusammenhang ist für uns nicht erklärlich«, konnte sich der Mausbiber nicht verkneifen zu sagen.

»Aber laut ARCHETIMS Aussage evident«, bekräftigte Rhodan.

Die Streitkräfte der Superintelligenz hatten diesen Umstand für so wichtig gehalten, dass die Generalin persönlich aufgebrochen war, um mehr darüber herauszufinden. Und dabei war Kamuko verschwunden, wahrscheinlich dem Feind in die Hände gefallen. Ziel der Expedition war es also, Kamukos Schicksal aufzuklären – und die Generalin aus der Gefangenschaft zu befreien, falls es ihnen möglich war.

»Unser Problem ist die Zeit«, sagte der Mausbiber. »Ich lege keinen gesteigerten Wert darauf, KOLTOROC die Pfote zu schütteln.«

Rhodan nickte ernst. Wie viel Zeit ihnen für ihre Mission zur Verfügung stand, war völlig unklar. Sie wussten, dass durch das Erscheinen der Neganen Stadt der Countdown angelaufen war. Aber wann dieser endete, entzog sich ihrer Kenntnis.

»Du hast recht«, pflichtete er dem Ilt bei. »Wir müssen so schnell wie möglich sein, das steht fest. Wenn wir Glück haben, ist KOLTOROC noch nicht in der Neganen Stadt eingetroffen.«

»Und wenn doch, müssen wir an Kamuko eigentlich keinen Gedanken mehr verschwenden. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass wir unter den Augen einer Superintelligenz unbemerkt operieren können.«

»Mir gefällt das auch nicht besonders, Kleiner, aber es ist, wie es ist.«

»Perry …« Oberstleutnant Brock rief Holos auf. »Wir haben Ortungen. Sogar jede Menge davon. Wir bekommen sie auch ohne Einsatz aktiver Ortung problemlos auf die Schirme.«

Rhodan hob den Blick. Der Leiter der Abteilung Funk und Ortung hatte nicht übertrieben. Im gesamten Sektor Tir-Tair herrschte reger Raumschiffsverkehr. Tausende Schiffe näherten sich aus buchstäblich allen denkbaren Richtungen.

Der Terraner versuchte, etwas Ordnung in die auf den ersten Blick undurchschaubare dreidimensionale Darstellung zu bekommen. Die Syntronik arbeitete noch an der Entschlüsselung und annehmbaren Darstellung in Falschfarben.

Die Datenholos gaben einen ersten Aufschluss. Viele Schiffe waren anhand ihrer Streustrahlungen schon auf weite Distanz als Traitanks oder andere Kolonnen-Einheiten erkennbar. Bei anderen hingegen handelte es sich um Konstruktionen, die sie nie zuvor in die Ortung bekommen hatten. Manche waren winzig klein, andere wiederum riesengroß. Und fast alle Einheiten, die sie orteten, hielten auf einen Punkt zu, der 16 Lichtjahre von der Doppelsonne Lotrafur entfernt war.

»Anzunehmen, dass sich dort die Negane Stadt befindet«, murmelte Mondra.

Rhodan nickte. Er versuchte, sich zumindest einige der Raumschiffsmodelle einzuprägen, doch es waren ganz einfach zu viele. Er würde sie sich später in Ruhe ansehen – falls ihm die Zeit dafür blieb.

»Wir nehmen Kurs auf das Zielgebiet!«, befahl er. »Lars, versuch weiterhin, so viele Nachrichten des Kolonnen-Funks wie möglich aufzufangen und zu analysieren. Und halte Ausschau nach einer Sonne in der Nähe, die uns Deckung geben kann.«

*

»Hör dir das an, Perry!«, sagte Oberstleutnant Brock. »Es ist unglaublich. Damit hätte ich im Leben nicht gerechnet!«

Rhodan blickte auf. Angesichts dieser eher ungewöhnlichen Meldung runzelte er leicht die Stirn. Die JULES VERNE hatte im Orterschatten eines orangefarbenen K-Sterns Schutz gefunden, der sich 3,6 Lichtjahre abseits der mutmaßlichen Koordinaten der Neganen Stadt befand, und sowohl im Hantelraumer als auch in der PLURAPH liefen die Beobachtungen und Ortungen wieder auf Hochtouren.

Der Plophoser aktivierte einen Tonkanal, und ein unglaubliches Stimmengewirr drang durch den Bereich der Zentrale mit den Sesseln der Expeditionsleiter. Brock senkte die Lautstärke, und Rhodan konnte nun einzelne Sätze heraushören: »Die Negane Stadt heißt ihre Besucher willkommen! Eilt euch! Die Tempolare Zeremonie beginnt in wenigen Tagen!«