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Einsatz für Generalin Kamuko - die Stunde der Mutanten Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht. Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden. Perry Rhodan ist mit der JULES VERNE in eine Zeit vor 20 Millionen Jahren gereist, weil zum damaligen Zeitpunkt die einzige ihm bekannte erfolgreiche "Retroversion" einer Negasphäre stattfand. Diese wird vor allem durch die Superintelligenz ARCHETIM durchgeführt, aber deren oberste Befehlshaberin ist verschwunden. Perry Rhodan erhält die Aufgabe, sie zurückzubringen. Sein Ziel ist die Negane Stadt, wo alle WARTEN AUF XRAYN...
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Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Nr. 2447
Warten auf Xrayn
Einsatz für Generalin Kamuko – die Stunde der Mutanten
Uwe Anton
Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht.
Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.
Perry Rhodan ist mit der JULES VERNE in eine Zeit vor 20 Millionen Jahren gereist, weil zum damaligen Zeitpunkt die einzige ihm bekannte erfolgreiche »Retroversion« einer Negasphäre stattfand. Diese wird vor allem durch die Superintelligenz ARCHETIM durchgeführt, aber deren oberste Befehlshaberin ist verschwunden. Perry Rhodan erhält die Aufgabe, sie zurückzubringen. Sein Ziel ist die Negane Stadt, wo alle WARTEN AUF XRAYN …
Perry Rhodan – Der Unsterbliche empfängt die mentalen Ausstrahlungen des Weltweisen.
Gucky – Der Mausbiber freut sich auf Action.
Ekatus Atimoss – Der Dual zeigt sich Perry Rhodan gegenüber erkenntlich.
Generalin Kamuko –
14. Mai 1347 NGZ
»Nichts zu machen«, sagte Rhodan.
»Ich glaube es bald auch«, erwiderte Pothawk. »So kommen wir in den Neganen Kerker jedenfalls nicht hinein.«
Rhodan schien die Stille in der PLURAPH beinahe unnatürlich. Zu seiner Überraschung vermisste er die früher stets allgegenwärtigen Urenzo Sa’pha, so unheimlich ihr Auftreten gewesen sein mochte, wenn sie als schaurige Gliedmaßen aus den Decks und Wänden drangen und wieder verschwanden.
Viel schwerer wog allerdings, dass sie sich der Choralen Karawane angeschlossen hatten. Denn zum einen würde sich die PLURAPH nicht mehr vom Boden dieses Quartiers der Neganen Stadt erheben und zum anderen handelte es sich bei den Urenzo Sa’pha um Geheimnisträger ersten Ranges: Ihr Wissen in der Hand der Chaosmächte konnte alles gefährden, wofür ARCHETIM nun seit Jahrhunderten kämpfte. Zwar war die Chorale Karawane all ihrem Wissen nach zu einer Kommunikation im eigentlichen Sinne nicht imstande, doch Rhodan wollte und konnte sich nicht auf eine solche Annahme verlassen. Das Verschwinden der ursprünglichen Besatzung der PLURAPH stellte einen gewaltigen Störfaktor dar, den er nicht vernachlässigen durfte.
Und nun waren sie in der Neganen Stadt gestrandet …
Diese Stadt war auf den ersten Blick ein Sammelsurium von etwa 10.000 Raumschiffen oder besser Raumstationen, den sogenannten Quartieren, die völlig unregelmäßig geformt waren, in vielen Fällen auf über 100 Kilometer Durchmesser beziehungsweise Länge kamen und in teils halsbrecherischer Nähe zueinander durch den Weltraum trieben. Ihre Pulk-Formation war in etwa kugelförmig und durchmaß an der dicksten Stelle mehr als 2200 Kilometer. Etwa 75 Prozent dieser unglaublichen Kugel wurde von den Quartieren eingenommen, der Rest entfiel auf Zwischenräume, Lichtungen und Schneisen zwischen den Brocken, die durch Millionen dicht ineinander verwobener, teils ultrastarker Gravitationsfelder stabilisiert wurden.
In einem der Quartiere wurde Generalin Kamuko gefangen gehalten, die Prinzipa, die Heerführerin ARCHETIMS und designierte Trägerin der Nachtlicht-Rüstung. Perry Rhodan und die Mitglieder seines Suchkommandos mussten sie daher so schnell wie möglich befreien. Zumal in der Neganen Stadt in Kürze KOLTOROC erwartet wurde, der Chaopressor des Feldzugs um die Negasphäre Tare-Scharm. Sobald diese negative Superintelligenz eingetroffen war, würde sie zudem den wahren Herrn der Negasphäre rufen: Xrayn, den Chaotarchen.
Denn die Negane Stadt war seine Stadt! Sie diente dem Zweck, Milliarden von Wesen Unterkunft zu bieten, die seine Ankunft gebührend bejubeln und ihm einen prachtvollen Empfang in seiner neuen Heimat, seinem neuen Machtbereich bereiten sollten.
Perry Rhodan durfte jedoch Xrayns Ankunft nicht abwarten: Schon KOLTOROCS Eintreffen würde jenen Zeitpunkt markieren, an dem sie als Eindringlinge entlarvt und verfolgt würden. Zumindest plus/minus ein paar Minuten, günstigstenfalls Stunden. Davon ging Rhodan allerdings nicht aus, dazu hatte er bereits zu viel erlebt. Ihre einzige Chance zu entkommen bestand nach dem Ende der PLURAPH im raumfahrerischen Sinne in mitgeführten Transmittern, mit denen sie die in knapp vier Lichtjahren Entfernung wartende JULES VERNE erreichen konnten. Aus unerfindlichen Gründen funktionierten Transmitter noch weitgehend störungsfrei, während die klassische Raumfahrt in der entstehenden Proto-Negasphäre so gut wie unmöglich war.
Der Negane Kerker – in dem Kamuko untergebracht war – befand sich auf der anderen Seite der Stadt, was mehr als tausend Kilometern entsprach. Den Meisterdieben der Laosoor um Commander Pothawk war es gelungen, in das hiesige Datennetz einzudringen und einige Informationen über den Kerker zu beschaffen. Rhodan staunte noch immer darüber, wie einfach es ihnen gefallen war, woran galaktische Experten lange hätten tüfteln müssen. Die »Pantherwesen« stellten damit unter Beweis, dass sie ihren Ruf als »Hightech-Diebe« mehr als verdient hatten. Besonders Pothawks Bruder Limbox, der »Nano-Hand«, war dieser zügige Erfolg zu verdanken, aber der Laosoor versicherte, damit bis über die Grenzen des Möglichen hinausgegangen zu sein. Viel mehr durften sie nicht erwarten.
Rhodan sah zu dem Holo auf, das Pothawk eingespielt hatte.
»Da ist wirklich nichts zu machen«, gab er zu. »Jedenfalls nicht so, wie ihr es bislang durchgezogen habt.«
Den geraubten Daten war eindeutig zu entnehmen, dass der Negane Kerker keineswegs konventionell ins Innere eines Quartiers gebaut war. Vielmehr handelte es sich bei ihm um eine Art Station von 400 Metern Durchmesser, die Rhodan an eine altertümliche, wehrhafte Burg aus blitzendem Stahl erinnerte.
Die benachbarten Quartiere waren jeweils mehrere Kilometer von dem Kerker entfernt, und das Gebilde hing in einer Wasserstoff-Methan-Blase, die von Prallfeldern umschlossen wurde. Zu keinem der Quartiere existierte eine materielle Verbindung, und darüber hinaus sicherte ein fünfdimensionales Schirmfeld den Neganen Kerker ab.
Rhodan überprüfte die Daten noch einmal. »An jedem Punkt besteht zu den benachbarten Quartieren mindestens zehn Kilometer Abstand«, bestätigte er. »Das ist für die Verhältnisse im Innern der Neganen Stadt ein geradezu riesiger Hohlraum!« Ein zu großer für die Nahdistanz-Teleporter unter den Laosoor, fügte er in Gedanken hinzu. Ganz zu schweigen von dem Schutzschirm, dessen fünfdimensionale Natur für einen Teleporter sowieso nicht zu überwinden war.
Aber sie hatten ja noch Ekatus Atimoss mit seinen Parapolarisatoren, der ihnen vielleicht weiterhelfen konnte, die Abschirmung und andere Hindernisse zu überwinden.
»Wir fliegen mit insgesamt vier Gleitern eines der benachbarten Quartiere des Kerkers an«, sagte Rhodan, »und entscheiden vor Ort über unser weiteres Vorgehen.«
Der Individualverkehr in der Neganen Stadt wurde kaum reglementiert; jeder Besucher konnte Fahrzeuge benutzen, die er in seinem Raumschiff mitgebracht hatte.
»Den ersten Gleiter bemannen Ekatus Atimoss, Gucky, Icho Tolot und ich. Commander Pothawk und neun seiner Laosoor bilden auf einer alternativen Route Gruppe zwei. Sie benutzen drei terranische Gleiter – Belegung: drei, drei und vier Personen. Die Bordrechner speichern das einheitliche Ziel, doch wir halten eine gewisse räumliche Trennung voneinander, damit nicht irgendein unsichtbares Überwachungssystem uns als zusammengehörig erkennt.«
»Du meinst, jeder Gleiter fliegt auf einem anderen Kurs zum gemeinsamen Ziel?«
»Genau.« Rhodan kam die Freizügigkeit des stadtinternen Verkehrs ungewöhnlich vor, aber vieles an der Neganen Stadt wirkte auf ihn sehr freizügig und passte so gar nicht zum Bild, das er bisher von den Chaosmächten gewonnen hatte. »Alle Gleiter führen selbstverständlich Kleinst-Transmitter mit.« Da das Negane Beamtenkorps solche Geräte einsetzte, würde ihre Benutzung wohl kaum auffallen.
»Natürlich.« Der König der Laosoor reckte sich geschmeidig, wie Rhodan es von einem irdischen Panther her kannte. »Sollte es uns wirklich gelingen, Generalin Kamuko zu befreien, dürfte allerdings von einer Minute zur anderen eine völlig andere Sicherheitsstufe ausgerufen werden.«
»Uns bleibt dann keine Zeit mehr, in aller Gemütsruhe vom Kerker zur PLURAPH zurückzufliegen«, bestätigte Rhodan. »Dann muss es schnell gehen. Eben per Transmitter!«
»Warum soll ich nur neun meiner Leute mitnehmen und zwei zurücklassen?«, fragte Pothawk.
»Wir müssen in der PLURAPH einige Vorbereitungen treffen. Das werden diese beiden Laosoor erledigen. Nachdem die Urenzo Sa’pha das Schiff verlassen haben, ist die PLURAPH nicht mehr flugfähig. Zur Rückkehr in die JULES VERNE sind wir also wiederum auf Transmitter angewiesen, dieses Mal jedoch auf die größeren Geräte, die ich vor Beginn des Einsatzes an Bord bringen ließ.«
»Und meine beiden Männer sollen über die Transmitter und das Schiff wachen?«
»Das ist nur ein Teil ihrer Aufgabe. In erster Linie müssen sie die PLURAPH bereit zur Selbstvernichtung machen, denn ich habe nicht die Absicht, das Schiff nach unserem Abzug zur Untersuchung durch den Gegner zurückzulassen!«
»Natürlich nicht. Wer weiß, welche Informationen die Mächte des Chaos aus den Bordrechnern herausholen könnten. Aber was das betrifft, sind wir zum Improvisieren gezwungen. Soweit ich weiß, steht keine vorbereitete, bequeme Schaltung zur Verfügung, die die Selbstvernichtung per Knopfdruck bewirkt.«
»Selbstverständlich.« Rhodan lächelte. »Aber Improvisationstalent ist doch die Stärke der Laosoor, nicht wahr? Als Hightech-Diebe müssen sie …«
Commander Pothawk knurrte leise. »Du kannst dich darauf verlassen, dass bei unserer Rückkehr in der PLURAPH alles vorbereitet ist!«
»Nichts anderes habe ich erwartet.«
»Wann brechen wir auf?«
»Die Zeit drängt. In einer halben Stunde?«
»Auch das wird kein Problem sein. Aber ich dachte, die Zeit drängt?«
»So sehr nun auch wieder nicht, dass wir leichtsinnig werden dürfen.«
Pothawk bleckte die Zähne.
»Ich sehe, wir verstehen uns.«
*
In den Straßen und Schluchten zwischen den Quartieren herrschte reger Verkehr. Die Himmelskörper selbst, die die Negane Stadt bildeten und teilweise kaum hundert Meter voneinander entfernt lagen, waren größtenteils von pulsierendem Leben erfüllt, von einem Milliardenheer aus Chaos-Touristen, die einfach die Ankunft eines Chaotarchen miterleben wollten, von Claqueuren, Korpsbeamten und gewöhnlichen Stadtbewohnern. Das Treiben in der Stadt präsentierte sich – und das war für Rhodan die größte Überraschung – sehr farbig, stellenweise bedrohlich eng, stellenweise von der gewaltigen Kraft des Vibra-Psi stark mental belastet.
Rhodan rief Holovergrößerungen der Oberflächen jener Quartiere auf, die sie passierten, und staunte erneut, wie vielgestaltig die Wesen waren, die den Chaotarchen in der Neganen Stadt empfangen wollten. Die Vielfalt war noch wesentlich ausgeprägter als im Dom Kesdschan, wo Vertreter zahlreicher Völker der Weihe jedes Ritters der Tiefe an diesem Ort beigewohnt hatten. Und was war ein simpler Ritter der Tiefe gegen einen Chaotarchen? Wenn Xrayn in der Tempolaren Arkade materialisierte, würde er von Claqueuren vieler Galaxien jubelnd begrüßt werden.
Die Negane Stadt repräsentierte all das an den Mächten des Chaos, was sie im allgemeinen Verständnis ausmachte: Vielfältigkeit. Die Terminale Kolonne TRAITOR hingegen, gleichwohl ein Instrument der Chaosmächte, stand eher für Gleichschaltung, Einförmigkeit – trotz aller zahlreichen Mitgliedsvölker und Ressourcen ohne Ende.
Beinahe schien die Negane Stadt die Verlockungen des Chaos zu spiegeln: Aber konnte es wirklich eine »leichte Seite« geben?
Der Ton einer Alarmsirene riss Perry Rhodan aus seinen Gedanken. Ein, zwei Sekunden lang wurde er mit brachialer Gewalt in seinen Sitz gedrückt, dann konnte er wieder ungehindert atmen. Während der Sirenenton weiterhin durchdringend jaulte, bildeten sich flimmernd zwei, drei kleinere Holos, die Unmengen unterschiedlichster Fahrzeuge zeigten, die sich ihnen auf Kollisionskurs näherten. Der Alarm war über das offizielle Warnsystem der Neganen Stadt gekommen, das sie schon beim ersten Abhören der Funkfrequenzen entdeckt und gespeichert hatten.
Rhodan wusste nicht, wer schneller reagiert hatte, Icho Tolot als Pilot oder die Syntronik des Gleiters, doch im nächsten Augenblick hatte ihr Fahrzeug gewendet und raste auf Umkehrkurs zurück. Einige Gleiter schlossen noch zu ihnen auf, doch die meisten blieben zurück. Die direkte Gefahr war gebannt.
Was war geschehen?
Rhodan beschloss, den Flugkünsten der – materiellen oder immateriellen – Hände zu vertrauen, in deren Obhut er sich begeben hatte, und rief Holos aus der permanenten Flugaufzeichnung auf.
Verdammt! Nicht einmal eine Minute lang hatte er sich während des völlig unproblematischen Flugs ablenken lassen, und genau in dieser kurzen Zeitspanne hatten die Instrumente einen Anblick aufgenommen, den sie noch nicht kannten. Wo sich in einiger Entfernung gerade noch ein Quartier befunden hatte, schien es plötzlich wie von einem Schwarzen Loch verschluckt worden zu sein. Ihr Gleiter hätte es in nicht einmal einer Minute in einem Abstand von gut einhundert Metern passiert und …
Unvermittelt hatte Rhodan das unerklärliche, seltsame Gefühl, dass in der absoluten Dunkelheit vor ihnen irgendetwas Unheimliches geschah, ohne dies aber genau bestimmen zu können.
Nein, dachte er.
Das vermeintliche Schwarze Loch dehnte sich aus, leckte auf dem Holo wie mit schwarzen Flammenzungen nach dem benachbarten Himmelskörper, erfasste den Rand dieses Quartiers, legte sich über ihn, schien ihn geradezu zu verschlucken, genau, wie es die andere Raumstation vollständig verschluckt hatte …
Dieses Gefühl, etwas Unfassbares, Unheimliches zu erleben …
Mit Grauen wurde Rhodan klar, was hier, wenige Kilometer von ihm entfernt, geschah.
Dort wirkte das Element der Finsternis!
*
Das Element der Finsternis war eher ein Phänomen als ein Volk oder Individuum, eine Existenzform aus den frühesten Anfängen des Universums, die Reste jener absoluten Schwärze, ehe das Licht der expandierenden Schöpfung entstanden war. Es hatte im Gegensatz zu allen anderen Lebensformen des Frühuniversums die Jahrmilliarden der kosmischen Entwicklung überstanden. Manifestierte sich das Element, wurde es in einem größeren oder kleineren Umkreis vollkommen finster. Jegliche Strahlung, ob sichtbar oder unsichtbar, wurde absorbiert. Alles Licht erlosch, alle Wärmestrahlung wurde aufgesogen, jeder Funkimpuls verschluckt.
Dauerte die Finsternis länger, wuchs zudem die Wahrscheinlichkeit, dass Wesen oder Objekte in ihr spurlos verschwanden.
»Vergrößern!«, krächzte er und sah im nächsten Moment über die Teleoptik mit an, wie eine vor Technikern wimmelnde Baustelle auf der Oberfläche des zweiten Quartiers von der Finsternis verschluckt wurde. Dort erhoben sich gewaltige Säulen, manche über einhundert Meter hoch, zwischen denen Energiefelder gespannt waren, auf denen mit Antigrav-Projektoren stählerne Querverbindungen fixiert wurden. Überall waren Arbeiter, hauptsächlich Guschkar: am Boden, auf Podesten an den Säulen, auf den Stahlträgern oder in winzigen Gleiterkapseln für maximal zwei Personen, mit denen sie das Einfügen der Stahlträger überwachten.
Die Finsternis floss plötzlich noch schneller, als hätte sie Beute gewittert, sodass Rhodan kaum mit Blicken zu folgen vermochte, und erreichte die Baustelle. Erst jetzt sah der Terraner, dass das Quartier dort bis zu den tiefsten inneren Maschinenebenen aufgerissen war. Offensichtlich wurde das gerade entstehende Gebäude nicht nur in die Höhe gezogen, sondern auch in die Tiefe getrieben oder zumindest renoviert.
Dann umschloss die schwarze Wolke die Baustelle endgültig. Rhodan fühlte sich wieder in den Sitz gepresst; der Haluter beschleunigte mit allem, was das Triebwerk hergab. Wenn die Finsternis sich weiterhin ausdehnte, würde sie früher oder später ihr Fahrzeug erfassen.
Doch dann zog sich die Finsternis so schnell, wie sie nach dem Quartier gegriffen hatte, wieder zurück, löste sich auf, als hätte sie nie existiert.
Tolot versuchte, das Tempo des Gleiters zu verringern, musste jedoch auf die anderen Fahrzeuge Acht geben, deren Piloten teilweise in Panik ihr Heil in der Flucht suchten und noch gar nicht gemerkt hatten, dass der Spuk wieder vorbei war.