Perry Rhodan 2448: Tage der Angst - Hubert Haensel - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 2448: Tage der Angst E-Book und Hörbuch

Hubert Haensel

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Beschreibung

Die Entscheidung für Tare-Scharm - riesige Raumflotten ziehen ins Gefecht Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht. Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden. Perry Rhodan ist mit der JULES VERNE in eine Zeit vor 20 Millionen Jahren gereist, weil zum damaligen Zeitpunkt die einzige ihm bekannte erfolgreiche "Retroversion" einer Negasphäre stattfand. Diese wird vor allem durch die Superintelligenz ARCHETIM durchgeführt, doch deren oberste Befehlshaberin Kamuko ringt mit dem Tod. Und ohne ihre Unterstützung ist es fraglich, ob ein Sieg gegen die Chaosmächte errungen werden kann. Für Kamukos Stellvertreter beginnen TAGE DER ANGST...

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Seitenzahl: 133

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Zeit:3 Std. 43 min

Veröffentlichungsjahr: 2014

Sprecher:Renier Baaken

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Nr. 2448

Tage der Angst

Die Entscheidung für Tare-Scharm – riesige Raumflotten ziehen ins Gefecht

Hubert Haensel

Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht.

Die gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.

Perry Rhodan ist mit der JULES VERNE in eine Zeit vor 20 Millionen Jahren gereist, weil zum damaligen Zeitpunkt die einzige ihm bekannte erfolgreiche »Retroversion« einer Negasphäre stattfand. Diese wird vor allem durch die Superintelligenz ARCHETIM durchgeführt, doch deren oberste Befehlshaberin Kamuko ringt mit dem Tod. Und ohne ihre Unterstützung ist es fraglich, ob ein Sieg gegen die Chaosmächte errungen werden kann. Für Kamukos Stellvertreter beginnen TAGE DER ANGST …

Die Hauptpersonen des Romans

Generalin Kamuko – Die Aeganerin und Heerführerin ARCHETIMS kämpft um ihr Leben.

Alaska Saedelaere – Der Maskenträger muss einen inneren Kampf ausfechten.

Ki-Myo – Kamukos Stellvertreter trägt schwer an der Last, die Heerführerin zu vertreten.

Perry Rhodan –

1.

15. Mai, Bordzeit

Die Angst kroch durch das Schiff.

Perry fragte sich, was die JULES VERNE am Ende des Überlichtmanövers erwartete: Hunderte Traitanks, die mit ihren Potenzialwerfern eine Schwerkrafthölle entfesselten, der niemand entrinnen konnte?

Er fürchtete nicht um sein eigenes Leben – seine Sorge galt der Menschheit, der Milchstraße und der Lokalen Galaxiengruppe. Wenn die Negasphäre in Hangay entstand, würde das alles verändern.

Das Ende der Überlichtetappe wurde angekündigt.

Rhodans Blick verharrte auf den Kontrollen der Waffensysteme. Sie zeigten Grünwerte. Er würde nicht zögern, den Feuerbefehl zu geben – ganz gegen seine Gewohnheit. Aus der Beobachtungsmission war längst ein Kampfeinsatz geworden und vielleicht gab es wirklich keine andere Möglichkeit, die Zukunft zu retten.

Die JULES VERNE fiel in den Normalraum zurück.

Oder in die Hölle …

Im Hologlobus tobten brodelnde Eruptionen. Wie ein halb erkaltetes Lavafeld brach der Weltraum in bizarrem Schollenmuster auf. Überall quoll neue Glut aus der Tiefe empor und vereinte sich zu einem reißenden Feuerstrom.

»Zurückgelegte Entfernung knapp dreihundert Lichtjahre!«, meldete der Ferrone Jodeen-Nuus. »Keine gegnerischen Einheiten in der Ortung.«

Was besagte das schon angesichts der extremen Verhältnisse? Jederzeit konnten angreifende Chaos-Geschwader zwischen den tobenden Schleiern materialisieren. Bereits jetzt tobten heftige Energiegewitter in den Schutzschirmen der JULES VERNE.

Eine Einblendung zeigte die Cypron-Sphäriker in ihrer Unterwasserlandschaft. Vorübergehend hatte Rhodan den Eindruck, dass sich zwei der Cypron ihm zuwandten, doch es blieb bei dieser kurzen stummen Empfindung. Ohne die Fähigkeit der blinden Amphibienwesen, die Struktur des Hyperraums und des Psionischen Netzes zu erfassen, wäre der Hantelraumer unweigerlich in der energetischen Hölle gestrandet. Je weiter sie sich dem Zentrum näherten, desto hilfloser wurden konventionelle Raumschiffe.

Perry Rhodan hatte trotzdem die Flucht nach vorne angetreten. KOLTOROC würde alles daransetzen, ein Faustpfand wie Generalin Kamuko zurückzubekommen. Gut, wenn die JULES VERNE dann einen selbstmörderischen Kurs flog, den die Verfolger bestimmt nicht vermuteten.

»Traitanks hin oder her – es muss eine Möglichkeit geben, zum KORRIDOR zurückzukehren!« Mondra sagte das eindringlich, aber auch so leise, dass nur Rhodan und Tolot sie verstehen konnten.

Der Haluter stand wie eine massige Statue zwischen den Plätzen der Expeditionsleitung und den Besuchersesseln der Backbordgalerie. Beide Armpaare hatte er vor dem Leib verschränkt. Als er gewahr wurde, dass Rhodan zu ihm aufschaute, entblößte er sein Raubtiergebiss.

»Die Cypron erreichen die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit.« Obwohl der Haluter nur flüsterte, hallte seine Stimme über die Galerie. »Das Schiff wird zudem langsamer.«

»Wohin sollen wir zurück?«, fragte Rhodan schwer. »Wir fliegen weiter – oder wir erklären Operation Tempus für gescheitert. ARCHETIM wird nicht noch einmal GESETZ-Geber von seiner Streitmacht abziehen, um uns den Anschluss zu ermöglichen. Das Risiko wächst permanent, dass die Chaosmächte sein Vorhaben durchschauen.«

»Wie viel Zeit bleibt bis zur Finalen Schlacht?«, wollte Mondra wissen.

Rhodan hob lediglich die Schultern. Er schwieg dazu.

»Wie lange werden wir brauchen, bis wir eine geeignete Beobachtungsposition erreichen?«

»Nach momentanen Gegebenheiten etwa zwölf Standardtage«, antwortete Tolot. »Vorausgesetzt, dass keine Navigationsprobleme auftreten.«

»Die Vorstellung, wir könnten die Retroversion verpassen, macht mir Angst«, gestand Mondra. »Ich fürchte, das Schicksal der Milchstraße hängt letztlich von wenigen Tagen ab.« In Gedanken versunken starrte sie auf den Hologlobus.

Die wirbelnden Energieschwaden, stellte Rhodan fest, schienen sich stellenweise zu lichten. Die JULES VERNE beschleunigte mit geringen Werten. Aber die Kursdaten zeigten kontinuierlich Veränderungen, weil die Cypron noch nach einer geeigneten Passage suchten.

»Ein Königreich für eine Zeitmaschine, die es uns erlaubt, die Ortung bei Lotrafur ungeschehen zu machen!«, stieß Mondra Diamond hervor.

Rhodan blickte sie entgeistert an. Mondra kannte die Zwänge, denen Operation Tempus unterworfen war. Sie wusste, dass ein solcher Einsatz des Kontextwandlers der JULES VERNE jede Chance auf Rückkehr in die eigene Epoche nehmen würde. Aber wahrscheinlich wollte sie sich mit dieser unerfüllbaren Forderung nur Luft verschaffen.

Tolot fing dröhnend zu lachen an, als Rhodan stumm den Kopf schüttelte. Für zwei oder drei Sekunden klang es, als laufe ein Impulstriebwerk auf der Galerie an. Dann bauten die Servos Dämpfungsfelder auf, die das Gelächter des Haluters zum Brausen eines Sturms abmilderten.

Auf gewisse Weise, fand Rhodan, hatte Mondra recht. Das alles war eine verdammte Ironie des Schicksals. Nach dem Kontextsprung über zwanzig Millionen Jahre in die Vergangenheit wurden nun wenige Tage zum Problem. Weil es unmöglich war, ein zweites Mal in der Zeit zurückzugehen – nicht einmal lächerliche hundert Stunden, um die verhängnisvolle Ortung zu verhindern.

Scheiterte Operation Tempus damit ausgerechnet an der Generalin? Spätestens mit ihrem Verschwinden während der Erkundungsmission war Kamuko zum unkalkulierbaren Faktor im Kampf gegen die Negasphäre geworden. Eine Preisgabe ihres Wissens über ARCHETIMS Truppenaufmarsch hätte die Retroversion schlagartig gefährdet.

Aber … hätte sie wirklich geredet? Oder wäre sie in den Fängen TRAITORS gestorben und würde ihr Tod auch den ARCHETIMS nach sich ziehen? Mit anderen Worten: Bewirkte Rhodan durch Kamukos Rettung letztlich eine veränderte Zukunft, in der ARCHETIM nicht gestorben und ES nicht die Superintelligenz der Milchstraße war? Schließlich war es in diesem Fall nicht die Anwesenheit der JULES VERNE gewesen, durch die die Prinzipa entführt worden war, er musste also nichts »wiedergutmachen« wie bei der Rückeroberung von CHEOS-TAI.

Allein: Es blieb kaum Zeit für Zweifel. Zum einen preschten die Ereignisse voran, zum anderen blieb Perry Rhodan allen Vorsätzen der Nichteinmischung zum Trotz ein Mensch, der sich aktiv für andere einsetzte; der nicht einfach danebenstehen konnte, wenn andere mit dem Tod bedroht wurden. Außerdem war ihm im Prinzip keine Wahl gelassen worden: Kamuko zu retten oder von der Retroversion so weit wie möglich ausgeschlossen zu werden, das waren die Alternativen gewesen.

Der Rettungseinsatz im Herzen der feindlichen Kräfte war zum nicht gelinden Erstaunen vieler Beteiligter erfolgreich abgeschlossen, doch die Frage blieb, ob Kamuko unter Zwang schon Informationen weitergegeben hatte. Rhodan glaubte das nicht. Er wollte es nicht glauben. Allerdings wartete er angespannt darauf, dass die Generalin aus ihrer Paralyse erwachte.

Eine andere Gefahr war mindestens ebenso gravierend: Im schlimmsten Fall hatten sie durch den Rettungseinsatz den Anschluss an ARCHETIMS Truppen und die Möglichkeit verloren, die Retroversion zu beobachten. Die zwangsläufige Folge: Sie mussten mit leeren Händen in ihre Zeit zurückkehren.

In seinen Schläfen dröhnte der Pulsschlag. Er steigerte sich zum schmerzhaften Pochen, das den Körper beben ließ – aber schon nach wenigen Sekunden verflog der Schmerz wieder. Einmal mehr hatte ein undefinierbarer äußerer Einfluss das Schiff getroffen. Ein kurzzeitiges, aber heftiges Anschwellen des Vibra-Psi?

Vor Rhodan baute sich ein Hologramm mit Ausfallmeldungen auf. Mit einem raschen Blick erfasste der Resident, dass quer durch das Schiff alle Sektoren betroffen waren.

Er atmete auf, als er sah, dass die Cypron-Sphäriker keine Beeinträchtigung zeigten. Sie waren Kinder der Proto-Negasphäre, die Schockwelle hatte ihnen ebenso wenig anhaben können wie dem Dual Ekatus Atimoss.

»Wir halten weiterhin Kurs auf das galaktische Zentrum, egal wie!«, sagte Rhodan. Einer der Cypron schien eine bestätigende Geste zu machen.

»Auf diese Weise schaffen wir es nicht.« Mondra schüttelte den Kopf. »Die Verhältnisse werden schwieriger, je weiter wir vordringen. Falls die Sphäriker ausfallen …«

»Hast du einen besseren Vorschlag?«

Perry erkannte selbst, dass er gereizt reagierte. Ausnahmsweise kümmerte ihn das nicht. Er war in Gedanken wieder einmal bei Michael und dem, was die Terminale Kolonne seinem Sohn angetan hatte. Seit dem Überfall der Chaos-Assassinen auf die Solare Residenz war der Milchstraße ein hoher Blutzoll abverlangt worden.

Unter Umständen wie diesen steht es mir zu, moralische Bedenken über Bord zu werfen. Auge um Auge, Zahn um Zahn …

Tief atmete Rhodan ein, dann erhob er sich. Nach Rache zu rufen, sobald die Hoffnung versagte – half das wirklich? Er wusste, dass ein Heerwurm wie die Terminale Kolonne TRAITOR nicht besiegt werden konnte. Aber trotzdem …

Die Finale Schlacht stand bevor. Rhodan kannte den Ort, an dem sie stattfinden würde: das Black-Hole Margin-Chrilox im Zentrum Tare-Scharms.

»Wenn wir allein den Weiterflug wagen, werden wir unser Ziel nie …« Mondra verstummte, weil sich eine Vorrangschaltung aus der Medostation aufbaute.

»Kamuko wird in den nächsten zehn Minuten aus ihrer Bewusstlosigkeit aufwachen, Perry.«

»Ich komme sofort!« Rhodan stutzte. Etwas am Ausdruck des Stellvertretenden Chefmedikers der JV-1 irritierte ihn. Exulim Haltallion, halb Terraner, halb Springer und für gewöhnlich polternd laut, hielt sich auffällig zurück. Derart sanft zeigte er sich für gewöhnlich nur im Umgang mit seinen Patienten.

»Ist etwas mit Kamuko?« Rhodan kniff die Brauen zusammen und bedachte den Mediker mit einem durchdringenden Blick.

Mit beiden Händen fuhr sich Haltallion durch den kurzen roten Vollbart. »Sieh es dir selbst an, Perry!«

Da war wieder der polternde Ton, den Springer häufig an den Tag legten. Rhodan wusste, dass er über Interkom keinesfalls mehr erfahren würde. Ohnehin schaltete der Mediker schon wortlos ab.

Er hatte es geahnt, Kamukos Befreiung war zu spät erfolgt. Perry Rhodan hatte das Gefühl, den Boden unter den Füßen zu verlieren.

»Tolot übernimmt!«, bestimmt er. Das war zugleich die Aufforderung für Mondra, ihm zu folgen.

*

Die Generalin ruhte auf einer Antigravliege, eingeschlossen von Diagnosefeldern, die ihre Körperfunktionen permanent überwachten. Zwei Medoroboter standen in Bereitschaft hinter ihr.

Der Stellvertretende Chefmediker wandte sich Rhodan und Mondra zu, als beide die Station betraten.

»Kamuko wacht nur zögernd auf«, stellte Major Haltallion fest. »Gefangenschaft und Folter haben ihre Spuren hinterlassen.«

Ein verhaltenes Stöhnen kam über die Lippen der Aeganerin. Rhodan registrierte, dass sich ihre Augäpfel unter den geschlossenen Lidern heftig bewegten.

Die Oberbefehlshaberin von ARCHETIMS Truppen war entfernt menschenähnlich. Ihre mahagonifarbene Haut wirkte blasser als für gewöhnlich, das filigrane Fleckenmuster auf ihrer linken Seite erschien fast grau und bildete einen deutlichen Kontrast zu dem hellbraunen, sehr kurzen Haar, das den Schädel wie eine Kappe bedeckte. Nicht weniger auffällig waren die schmale Nase mit nur einem Nasenloch und die sehr kleinen, fingerartig anmutenden Ohrmuscheln.

Kamuko reagierte unruhig. Ihre bebenden Lippen entblößten für wenige Sekunden die perlmuttfarbenen Kauleisten.

Als Rhodan sich über die Aeganerin beugte, materialisierte Gucky. Der Teleporter hatte Ekatus Atimoss mitgebracht. Gucky bedachte die Generalin mit einem forschenden Blick, dann wandte er sich Haltallion zu.

»Bist du sicher?«, rief er schrill. »Versuch gar nicht erst, deine Gedanken zu verhackstücken, Exu – mir kannst du nichts vormachen. Außerdem mussten wir genau das befürchten, oder?«

Kamuko öffnete die Augen. Erschrecken und Verständnislosigkeit zeichneten sich in ihrem Gesicht ab. Offensichtlich hatte sie Mühe, sich zurechtzufinden.

Dann sah sie Rhodan und zuckte kaum merklich zusammen.

Ihr Blick streifte Mondra, Gucky, den Dual. Vielleicht galt ihr verhaltener Aufschrei wirklich Ekatus Atimoss; sie konnte nicht wissen, dass er vom erbitterten Gegner zum Freund geworden war. Ihr Ausdruck zeugte von völliger Fassungslosigkeit.

»Das hier … ist das Schiff der Terraner, die JULES VERNE. Aber …«

»Du bist in Sicherheit; wir haben dich aus der Neganen Stadt befreit«, sagte Mondra.

Kamukos grünen Augen blitzten. Mühsam stemmte sie sich auf den Unterarmen hoch.

»Wo sind wir?«, stieß sie tonlos hervor. »Noch in Tare-Scharm …?«

»Wir haben den Sektor Tir-Tair hinter uns gelassen und fliegen mit Kurs auf das galaktische Zentrum!«, antwortete Gucky schrill. »Das wolltest du wissen, oder?«

»Was ist mit dem KORRIDOR?« Das Erschrecken in Kamukos Blick war unverkennbar. »Wenn wir schon so weit vorgedrungen sind, ist der letzte Angriff bereits angelaufen. Ich muss mit ARCHETIM reden!«

»Wir haben keinen Kontakt«, sagte Rhodan. Er glaubte, Kamukos Unruhe spüren zu können.

Sie kämpfte gegen ihre Schwäche an, die nicht nur eine Folge der Paralyse sein konnte, sondern vor allem der Gefangenschaft im Neganen Kerker zuzuschreiben war. Schweiß perlte auf ihrem Gesicht.

»Die JULES VERNE …«, wiederholte sie, als müsse sie sich erst besinnen. »Ich wüsste nicht, was ich hier auf diesem Schiff zu suchen hätte. Mein Platz ist mehr denn je in Tare-Scharm, an der Seite …«

»… von ARCHETIM«, fiel ihr Gucky ins Wort. »Auch wenn die Auseinandersetzung schon nahezu geschlagen ist?«

»Das ist völlig unmöglich. Nicht ohne mich …?« Kamuko hielt erschrocken inne und richtete sich vollends in sitzende Haltung auf. »Ich muss zum Treck des GESETZES gebracht werden, weil ich die TAROSHI befehlige.«

Das Hologramm, das hinter ihr entstanden war, kaum dass sie die Augen aufgeschlagen hatte, konnte die Aeganerin nicht sehen. Sie starrte Ekatus Atimoss an, als erwarte sie sich ausgerechnet von ihm Unterstützung. Dass Rhodans Blick an ihr vorbeiging, schien sie nicht einmal zu bemerken, und auf Mondra und Gucky achtete sie schon gar nicht.

Einer der Medoroboter hielt sie zurück, als sie sich von der Antigravliege schwingen wollte.

»Was soll das?«, schnaubte die Generalin. »Muss ich mich auch hier als Gefangene fühlen? Rhodan, ich erwarte, dass meine Anordnungen ausgeführt werden! Ich übernehme das Kommando über die JULES VERNE!«

Der Terraner bedachte den Stellvertretenden Chefmediker mit einem fragenden Blick.

Haltallion nickte knapp. »Der Sachverhalt ist eindeutig. Ich bezweifle nicht, dass die Kralle in jeder Hinsicht korrekt funktioniert.«

Perry schaute wieder auf den holografischen Körperscan. Deutlich zu erkennen war der kleine Fremdkörper in Kamukos Nacken. Nicht sehr groß, aber schon mit ihren Nervenbahnen verbunden.

Eine Kralle des Laboraten.

Seine schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet. Die Generalin stand inzwischen loyal auf Seiten der Chaostruppen, sie war von ARCHETIMS Heerführerin zu seiner Todfeindin geworden. Womöglich hatte sie, von dem fremden Willen beherrscht, freiwillig ihre Informationen preisgegeben – alles, was sie über ARCHETIM, den Treck des GESETZES und die geplante Retroversion wusste.

Wie wahrscheinlich ist diese Befürchtung?, fragte sich der Terraner. Wir wissen, dass Tare-Scharm nicht zur Negasphäre geworden ist. Aber wie unumstößlich ist die Zukunft wirklich?

Vielleicht war der Kontext des bekannten Zeitablaufs längst verändert worden. Irgendeine Kleinigkeit, die ihm nicht aufgefallen war, die sich nun auswirkte?

Oder hatte die Kolonne Kamukos Informationen zu spät erhalten? Vielleicht war die Aeganerin zwar schuld an ARCHETIMS Ende, hatte die Retroversion aber nicht verhindern können.

»Ich erwarte, dass meine Befehle befolgt werden!«, sagte die Generalin schneidend.

»Niemand wird deine Anordnungen beachten«, entgegnete Rhodan. »Dir wurde eine Kralle des Laboraten eingesetzt, das perfekte Konditionierungsinstrument TRAITORS. Obwohl wir wissen, dass du dafür nicht verantwortlich bist, müssen wir dich als Verräterin ansehen.«

»Du scheinst selbst nicht mehr zu begreifen, was du sagst. Du beschuldigst mich des Verrats, aber du arbeitest mit dem Dual zusammen. Ich wusste vom ersten Moment an, dass ich dir nicht trauen kann, Perry Rhodan. Keinem von euch Terranern. Von wo kommt ihr wirklich? Ich habe eure Lügengeschichte längst durchschaut.«

»Es ist genug, Generalin!« Ekatus Atimoss ließ seinen Schmiegstuhl langsam näher heranschweben. »Die medizinischen Geräte der Terraner machen die Kralle deutlich sichtbar, die du trägst.«

»Verräter!«, fauchte die Aeganerin.

Ekatus’ rechter Kopf pendelte langsam vor und zurück. Knackend schlugen beide Schnabelhälften zusammen. »Ich bin sicher, dass Perry alles daransetzen wird, dir zu helfen. Bis die Finale Schlacht entbrennt, wirst du mit der Kralle auch deine Abhängigkeit wieder verloren haben.«

Kamuko starrte den Dual entsetzt an.

Im nächsten Sekundenbruchteil warf sie sich gedankenschnell nach vorne. Ihre zur Faust geballte Rechte krachte gegen Mondras Kinn, mit der Linken griff sie nach der Waffe der Terranerin, und nicht einmal Gucky reagierte schnell genug, sie daran zu hindern.