Perry Rhodan 2449: Die Finale Schlacht - Hubert Haensel - E-Book

Perry Rhodan 2449: Die Finale Schlacht E-Book

Hubert Haensel

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Beschreibung

Die JULES VERNE am Ereignishorizont - die Retroversion ist in Sichtweite Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht. Diese gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden. Perry Rhodan ist mit der JULES VERNE in eine Zeit vor 20 Millionen Jahren gereist, weil zum damaligen Zeitpunkt die einzige ihm bekannte erfolgreiche "Retroversion" einer Negasphäre stattfand. Und schließlich kommt es zur Entscheidung zwischen Ordnung und Chaos: Es ist DIE FINALE SCHLACHT...

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Seitenzahl: 132

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Nr. 2449

Die Finale Schlacht

Die JULES VERNE am Ereignishorizont – die Retroversion ist in Sichtweite

Hubert Haensel

Im Frühjahr 1346 Neuer Galaktischer Zeitrechnung steht die Menschheit vor der größten Bedrohung ihrer Geschichte. Die Terminale Kolonne TRAITOR hat die Milchstraße besetzt und alle bewohnten Planeten unter ihre Kontrolle gebracht.

Diese gigantische Raumflotte steht im Dienst der sogenannten Chaotarchen. Deren Ziel ist, die Ressourcen der Milchstraße auszubeuten, um die Existenz der Negasphäre in Hangay abzusichern: einem Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.

Perry Rhodan ist mit der JULES VERNE in eine Zeit vor 20 Millionen Jahren gereist, weil zum damaligen Zeitpunkt die einzige ihm bekannte erfolgreiche »Retroversion« einer Negasphäre stattfand. Und schließlich kommt es zur Entscheidung zwischen Ordnung und Chaos: Es ist DIE FINALE SCHLACHT …

Die Hauptpersonen des Romans

Generalin Kamuko – Die Prinzipa ARCHETIMS ergreift Besitz von der Nachtlicht-Rüstung.

ARCHETIM – Die Superintelligenz stellt sich dem großen Kampf – und ihrem schlimmsten Feind.

Ki-Myo – Der General der Finalen Schlacht muss seine Truppen in den Tod schicken.

Perry Rhodan –

1.

»Startbefehl für alle Flotteneinheiten!« Ki-Myo trat an den Leitstand. Jedes Wort stieß er heftig hervor. »Alle Waffensysteme feuerbereit! Schirmfelder aktivieren und beim Verlassen des Hyperknotens hochfahren!«

Die Aufregung war Gift für ihn. Ki-Myo, der sein greisenhaftes Alter unter einem Trugbild verbarg, taumelte und suchte nach sicherem Halt. Gleichzeitig sprachen die Kraftverstärker seiner Kombination an, erhöhten den Druck und kompensierten dadurch die Schwäche der Beinmuskeln.

»Alle Stationen dreifach besetzen! Gefechtsalarm für die gesamte Flotte!«

Ki-Myo zwang sich weiterzugehen. Wie ein Panzer umschloss die Kombination mittlerweile seine Beine. Die Verhärtung des Spezialgewebes hielt auch seinen Rücken aufrecht.

Weiter!

Keiner der Offiziere durfte ausgerechnet in diesen Augenblicken seine Maskerade durchschauen. Ki-Myo war am Ende seiner Belastbarkeit angelangt und wusste, dass er die Schlacht nicht überstehen würde. Ungeachtet dessen würde er seine Pflicht erfüllen: Nach Kamukos Verschwinden war er der Einzige, der die Flotte kommandieren konnte.

»Wir folgen ARCHETIM und den GESETZ-Gebern!«

Ki-Myo fühlte innere Abwehr und Erleichterung gleichermaßen, als er sich endlich in den Kommandantensessel sinken ließ.

Die mentale Sonne ARCHETIM wurde von der Außenbeobachtung erfasst und war in allen Holos zu sehen. Rings um die Superintelligenz formierten sich die GESETZ-Geber. Deren goldener Widerschein gab der wartenden Flotte etwas Surreales, beinahe unwirklich Anmutendes und zugleich Erhabenes.

Langsam kam Bewegung in die Schiffe.

Die Wandung des Hyperknotens pulsierte unter dem Ansturm der äußeren Gewalten.

Umschlossen von den GESETZ-Gebern, strebte ARCHETIM der Tunnelmündung entgegen.

Wie sollen wir vorgehen? Ich kenne nur das Ziel, aber keine Strategie …

Ki-Myos lautloser Ruf blieb unbeantwortet. Er fragte sich, ob ARCHETIM ihn schon nicht mehr wahrnahm und was nach dem Durchgang folgen würde, wenn das letzte Aufgebot der positiven Superintelligenz mitten in die entstehende Negasphäre von Tare-Scharm eindrang.

Wie immer seine Informationen beschaffen gewesen sein mochten, er hatte sie nicht mehr. Nur jenes in sich verwundene große Objekt haftete in seinen Gedanken als etwas unglaublich Bedrohliches.

GLOIN TRAITOR hatte es die Stimme in seinen Gedanken genannt. Hier müssen deine Schlachtflotten ansetzen, Ki-Myo. Alles andere erledigt ARCHETIM.

Wie einfach und beruhigend das klang. Die Wirklichkeit würde anders sein, das wusste er, bei jeder noch so kleinen Nachlässigkeit tödlich …

»Distanz achtzigtausend Kilometer. ARCHETIM und die Vorhut der GESETZ-Geber werden in wenigen Sekunden in die Röhre einfliegen.«

… eine einzige Fehlentscheidung gäbe unzählige Raumschiffe und ihre Besatzungen dem Tod preis.

Was müssen wir tun, ARCHETIM? Haben wir wirklich nur GLOIN TRAITOR anzugreifen?

Ki-Myos fast schon flehender Ruf verhallte ungehört. Der Aeganer starrte auf die Panoramaholos, die ihm dicht gestaffelt Tausende Schiffe zeigten. Die Flotten aus dem INTAZO mischten sich mit dem Aufgebot der verlorenen Völker Tare-Scharms. Das war seine Anordnung, damit TRAITORS Kampfdisken nirgendwo auf homogene Fronten stießen. Vermischte Techniken und unterschiedliche Reaktionen Seite an Seite würden das Schlachtfeld für die Terminale Kolonne schwerer beherrschbar machen, hoffte der Aeganer.

Für wenige Momente blieb sein Blick auf den zackenförmigen und gewellten Raumern der Cypron hängen, die wie vertrocknende Blätter durchs All schwebten.

Der Hauptrechner reagierte auf seine Blickrichtung und zeigte Aufrisse der Schiffstypen, listete ihre Gesamtzahl und markierte ihre in der ersten Formation vorgesehenen Positionen. Es handelte sich um dreitausendeinhundert große und schlagkräftige Proqua-Schlachtschiffe, außerdem fünftausendfünfhundert Cyss-Schlachtschiffe, die nur etwa halb so lang waren und plumper wirkten.

Die Cypron waren durchaus in der Lage, sich mit den Traitanks der Kolonne zu messen. Die anderen Alten Völker Tare-Scharms hatten hingegen deutlich weniger Schlagkraft zu bieten. Ein Grund mehr, diese Schiffe nicht im Pulk ins Verderben fliegen zu lassen, sondern sie weit gestreut aufzuteilen.

Da waren die dunkelroten SHULEM-Jäger der Shalemas, machtvoll wirkend mit ihren tausendachthundert Metern Länge, aber kampfstark erst im Nahbereich.

Die Kintrona, eine Zivilisation von Robotern, hatten sich ausbedungen, in vorderster Front zu kämpfen. Diese Maschinenwesen behaupteten zwar, den Tod nicht zu begreifen und demnach auch nicht zu fürchten, doch Ki-Myo hatte einen zwiespältigen Eindruck gewonnen. Ihre kantigen Raumschiffe erschienen ihm wie Konglomerate aus nützlichen und unnützen Bauteilen, als würden die Roboter stetig daran arbeiten. Vielleicht auf der Suche nach Perfektion, er wusste es nicht.

Dort die Fyltenex, die Mulem, die Pri’kö-Malaa … Es waren viele Völker und doch so wenige, die dem schleichenden Untergang einer ganzen Galaxis bis zur Finalen Schlacht hatten trotzen können.

Zwei GESETZ-Geber stabilisierten den Tunnel, der zum hyperphysikalischen Fegefeuer Margin-Chrilox führte. Schlieren aus Schwärze und flüssigem Feuer überzogen die Innenfläche der Röhre, und Ki-Myo bangte in dem Moment, die Flotte würde nicht einmal ihren Einsatzort erreichen.

Aber die Wände stabilisierten sich zusehends, als die GESETZ-Geber in den Tunnel eintauchten.

ARCHETIM! Intensiver als zuvor rief der Aeganer in der Hoffnung, die Superintelligenz würde ihn endlich hören.

Die TAROSHI näherte sich ebenfalls der Abzweigung. Vielleicht war dieser letzte Abschnitt des KORRIDORS nur wenige Lichtminuten lang, mehr als einige hundert Millionen Kilometer bestimmt nicht, sonst wäre jenseits des schützenden Hyperknotens das Gigant-Black-Hole in seinem wilden Toben nicht zu ahnen gewesen.

Margin-Chrilox lauerte mit all seiner zerstörerischen Energie auf die Flotte.

AR-CHE-TIM …!, schrie Ki-Myo.

Der Aeganer glaubte zu wissen, dass er alle für die Finale Schlacht nötigen Informationen erhalten hatte. Aber mit dem überaus heftigen Rufsignal aus der Neganen Stadt, das dem Chaotarchen Xrayn galt, verwehte auch der Wissensfluss. Vielleicht war manches davon weiterhin vorhanden, aber Ki-Myo konnte nicht darauf zugreifen. Seine Erinnerung zeigte ihm lediglich die morbide Szene einer in der Negasphäre verfallenden Welt und keineswegs das, was Hoffnung machen sollte.

Erneut versuchte der Aeganer, die verlorenen Informationen zurückzugewinnen. Es wurde höchste Zeit – in wenigen Sekunden würden die ersten der achtundfünfzig GESETZ-Geber und mit ihnen die Superintelligenz selbst den sicheren Bereich verlassen.

Endlich spürte Ki-Myo ein Echo, einen verwehenden Gedanken, der ihm Zuversicht und Geborgenheit vermitteln wollte. Aufatmend ließ er sich im Sessel zurücksinken.

Wo können wir ansetzen, ARCHETIM? Wo ist der Gegner empfindlich zu treffen? Er sprudelte seine Fragen nur so hervor.

*

Ein mentaler Hauch streifte ihn, sanft und fordernd zugleich. Endlich war da wieder seine Verbindung zu ARCHETIM, die er schmerzhaft vermisst hatte. Deutlich glaubte Ki-Myo zu spüren, dass die Superintelligenz ihre Kraftreserven für die Finale Schlacht mobilisierte. Zugleich wuchs ein Hauch von Widerstand.

Wir gehen getrennte Wege, General! Ich kann dir keine Anweisungen mehr geben.

Da war die Stimme wieder, doch was sie sagte, erschreckte den Aeganer.

Du weißt, was du zu tun hast – du genießt mein Vertrauen. Führst du die Flotte ins Verderben, wird alles umsonst gewesen sein.

Ki-Myos Körper vibrierte unter ARCHETIMS ungeheurer Anspannung, die auf ihn übersprang. Vergeblich versuchte er, den schwindenden Kontakt zu halten …

… in dem Moment wurde sein Ich erneut auseinandergerissen.

Ki-Myo fand sich auf der endlosen gläsernen Ebene wieder. Sein erschreckter Ausruf verhallte im Nichts.

Der Boden unter ihm: matt, so weit das Auge reichte. Vergeblich wartete der Aeganer darauf, neue Szenen aus Tare-Scharm aufsteigen zu sehen, einen Eindruck der Gegebenheiten im galaktischen Zentrum zu erhalten, der ihm einen Weg zeigte, GLOIN TRAITOR zu vernichten.

Was erhoffst du dir noch?

Die Unterstützung, die wir alle dringend nötig … Ki-Myos gedankliche Antwort verstummte. Noch im Begriff, sich suchend umzusehen, verstand er, dass niemand wirklich zu ihm gesprochen hatte, sondern dass sich die Stimme wieder gemeldet hatte, die schon vor Tagen in ihm gewesen war.

Ich bin du, General Ki-Myo. Ebenso bin ich ein winziger Splitter von ARCHETIMS Substanz, ein Staubkorn seiner Existenz und ein abhängiger Bote, der dir helfen soll, den Kontakt nicht zu verlieren.

»Dann verschaff mir diesen Kontakt wieder!« Ki-Myo sprach sein Verlangen laut aus. Aber wahrscheinlich machte das keinen Unterschied. Der General hätte nicht einmal zu sagen vermocht, ob der Schall seiner Worte auf dieser gläsernen Welt überhaupt zu vernehmen war.

Die Ebene veränderte sich. Die endlose Weite wirkte nicht mehr so endlos wie in seiner Erinnerung, und etwas schien seinen Blick abzulenken.

Der Aeganer zuckte zusammen, als er wieder ein Spiegelbild seiner selbst sah. Die Gestalt stand nur wenige hundert Meter entfernt, blickte aber weit an ihm vorbei.

Suchend wandte Ki-Myo sich um. Er verlor den anderen dabei aber nicht aus den Augen, sein Abbild blieb da, wo er es stehen sah, und es drehte sich ebenfalls um. Es wanderte mit ihm, als drehe nicht er sich, sondern sein Spiegelbild. Ki-Myo setzte bewusst einen Fuß neben den anderen, und er spürte, wie die Kraftverstärker der Kombination ihm die Bewegung erleichterten.

Als er glaubte, sich einmal um sich selbst gedreht zu haben, stand der andere mit dem Rücken zu ihm. Ki-Myo bewegte sich nun in die entgegengesetzte Richtung – sein Ebenbild dachte allerdings nicht daran, es ihm gleichzutun, sondern drehte sich wie zuvor.

Was ist das?, dachte der Aeganer bebend.

Ich kann es dir nicht erklären.

Die Ebene schien in Bewegung geraten zu sein. Schon aufgrund des optischen Eindrucks glaubte Ki-Myo nicht mehr, dass er weiterhin auf sicherem Boden stand, obwohl die Schwerkraft für ihn immer noch nach unten wies. Mit einem Mal hing sein Spiegelbild hoch über ihm, fünfzig Meter oder mehr, ihm fehlte ein brauchbarer Vergleichsmaßstab, das überhaupt abschätzen zu können.

»Was soll das, was …?«

Ki-Myo verstummte. Von überall her stürzten Bildfragmente auf ihn ein, ein eigenwilliges Kaleidoskop, das ihn erkennen ließ, dass die endlose Ebene sich zu einem bizarren geometrischen Konstrukt verformt haben musste.

Er sah nicht mehr, ob die Teile ein kompaktes Ganzes ergaben. Ein ungeheurer Sog erfasste ihn, ein gigantischer Strudel, der Raum und Zeit mit sich riss, hinein in eine Hölle, aus der nichts wiederkehren konnte.

Alles war in Veränderung begriffen, nichts stabil, aber dennoch wuchsen mit einem Mal Inseln der Ruhe inmitten des Tobens.

Ein fahler goldener Schimmer pulsierte in der Schwärze. Ein zweiter, gleich darauf ein dritter und mehr … Sie dehnten sich aus, wuchsen aufeinander zu, glitten ineinander und wurden gemeinsam größer. Das Toben der Elemente brandete dennoch heran wie eine gewaltige Sturmflut, die selbst die mächtigsten Klippen eines Tages zerschmettern würde.

Das Licht schwoll weiter an. Es erfasste vorbeiwirbelnde, auseinanderbrechende Felsbrocken.

Für einen Moment glaubte Ki-Myo, auf der Oberfläche eines dieser Bruchstücke Ruinenfelder erkennen zu können. Die letzten Zeugnisse einer untergegangenen Zivilisation. Flüchtig die Frage, wann der Mahlstrom diese Welt eingefangen haben mochte. Vielleicht schon Jahrhunderte vor dem Einfall der Terminalen Kolonne in Tare-Scharm, doch ebenso gut erst in den letzten Jahrzehnten. Ki-Myo hatte keine Möglichkeit, das abzuschätzen.

Vielleicht stammte eines der Völker in ARCHETIMS Flotte von dieser untergegangenen Welt. Es gab ein Dutzend Möglichkeiten, und der Aeganer wusste, dass er die Wahrheit wohl nie erfahren würde.

Was er wahrnahm, waren ARCHETIMS Eindrücke. Die GESETZ-Geber hatten den Tunnel verlassen und stabilisierten inmitten des chaotischen Raumsektors rund um Margin-Chrilox erträgliche Bedingungen, die es den nachfolgenden Schiffen ermöglichten, sich in der mörderischen Nähe dieses Fegefeuers zu behaupten.

ARCHETIM!, rief Ki-Myo erneut. Ich brauche deine Unterstützung …

Sein Ruf verhallte im Nichts. Er spürte es.

*

Verwirrt starrte er auf die wirbelnden Energieschleier. Sekunden vergingen, bis Ki-Myo endlich verstand, dass er sich nicht mehr auf der zwischen den Dimensionen verdrehten Ebene befand, sondern dass er die Hologalerie der TAROSHI vor sich sah.

Das Flaggschiff der Flotte raste dem thermodynamischen Chaos entgegen.

Wir werden einen einsamen Kampf austragen und dabei auf verlorenem Posten stehen. Ich bin kein Stratege, kein Militär, ich bin ein Diplomat, verdammt! Was soll ich hier? Ich begreife ja nicht einmal alles, was ich sehe …

Ki-Myos Verzweiflung wuchs. Ebenso sein Zorn. Der unbändige Zorn des Alters, dass ARCHETIM seine Verbündeten einem ungewissen Schicksal überließ. Er verstand nicht, warum das so sein musste.

Warum hilfst du uns nicht? Haben alle in deiner Flotte vereinten Völker jahrhundertelang unsagbares Leid erduldet, nur um jetzt endgültig als Verlierer dazustehen …?

Jeden Moment konnte das Flaggschiff in den tödlichen Mahlstrom ausgespien werden. Und nach der TAROSHI eine Million Schiffe, eine halbe Milliarde und mehr Verzweifelte, die in der Finalen Schlacht ihr Lebensziel sahen. Noch glaubten sie, dass sie eine Chance hatten, das Leben in Tare-Scharm und den umliegenden Galaxien zu stabilisieren.

Du bist ungerechnet, General Ki-Myo, erklang es in seinen Gedanken.

Ich fühle mich allein gelassen! Ich muss Entscheidungen treffen, ohne zu wissen, was sie bewirken werden. Ich habe Hilfe erwartet, aber ARCHETIM lässt mich allein. Er lässt uns alle allein. Warum hilft er uns nicht, den Kampf gegen TRAITOR zu bestehen?

»Dieser Verantwortung bin ich nicht gewachsen!«

Den letzten Satz hatte Ki-Myo laut hervorgestoßen. Allerdings fiel ihm das erst auf, als sich ruckartig einige Offiziere ihm zuwandten.

»Wir haben die Verantwortung dafür, dass GLOIN TRAITOR vernichtet wird! Ich erwarte, dass sich unsere Schiffe nicht aufhalten lassen und auf dem schnellsten Weg zum Ziel vorstoßen! Wenn Flottenteile angegriffen werden, müssen die Betreffenden sehen, wie sie selbst zurechtkommen. Diesen Befehl weitergeben!«

Du lernst schnell!, kommentierte die Stimme. Ki-Myo verstand nicht sofort, worauf sie hinauswollte.

Du handelst nicht anders, als ARCHETIM handeln muss! Wäre er selbst in der Lage, die Schlacht auf dieser Ebene zu kontrollieren, würde er dasselbe tun wie du gerade. Dann hätte es nie den Bedarf gegeben, die Nachtlicht-Rüstung anfertigen zu lassen, die ihrem Träger die Fähigkeit verleiht, sich in einer Proto-Negasphäre zurechtzufinden.

»Ich habe die Rüstung nicht!«, sagte Ki-Myo so laut und aufgebracht, dass fast jeder im Leitstand es hören musste.

Ihn interessierte in dem Moment nicht, was die Offiziere von ihm glauben würden. Sie hatten seinen Anordnungen zu folgen, sich aber nicht über seinen Gemütszustand Gedanken zu machen. Er fing an zu verstehen, dass es Prioritäten gab, die sogar einem alten Mann erst bewusst werden mussten.

Vor der TAROSHI öffnete sich der Tunnel nach Margin-Chrilox.

2.

Es war, als würden das Flaggschiff und die Flotte in die Hölle ausgespien. Brodelnde Helligkeit brandete durch den Leitstand, und trotz der vorgeschalteten Filter schaukelte sich diese grelle Flut gedankenschnell auf.

Die Faust eines unsichtbaren Riesen packte den mächtigen Walzenraumer und wirbelte ihn herum.

Sekundenlang vermischte sich das Kreischen der überlasteten Absorber mit dem Ächzen des gequälten Schiffs. Die Belastung stieg bis an die Grenze des Bedrohlichen – und sank langsam wieder ab, als sich die Fluglage der Umgebung anglich.

Die TAROSHI hatte den sicheren Bereich des KORRIDORS verlassen und war von den wirbelnden Gewalten nahe der Akkretionsscheibe mitgerissen worden.

»Maximale Beschleunigung!«

Keuchend stieß Ki-Myo den Befehl hervor. Er hatte sich die Lippen aufgebissen, und der Blutgeschmack würgte ihn. Außerdem fror er erbärmlich. Aber die Kälte wuchs aus ihm selbst heraus, war die Begleiterscheinung einer entsetzlichen Unruhe, weil das Vibra-Psi mit Extremwerten über dem Schiff zusammenschlug.

Der General kämpfte gegen die drohende Bewusstlosigkeit an. Er sackte in sich zusammen, schreckte aber sofort wieder auf. Seine Unruhe steigerte sich zum Exzess; sie verriet ihm, dass er unweigerlich unter der ihm aufgebürdeten Verantwortung zerbrechen würde. Zugleich wuchs seine Sehnsucht danach, sich einfach nur treiben zu lassen und auf das Ende zu warten.

Warum führst du uns nicht, ARCHETIM? Diesem Ansturm kann niemand standhalten …

Willst du nicht verstehen, General, oder bist du nicht dazu in der Lage?, fragte die Stimme. ARCHETIM kann sich deiner banalen Wünsche nicht mehr annehmen.