Perry Rhodan 2455: Sieg der Moral - Uwe Anton - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 2455: Sieg der Moral E-Book und Hörbuch

Uwe Anton

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Beschreibung

Perry Rhodan macht eine Entdeckung - die Karten werden neu gemischt Die Lage für Perry Rhodan und die Menschheit ist verzweifelt: Eine gigantische Raumflotte, die Terminale Kolonne TRAITOR, hat die Planeten der Milchstraße besetzt. Sie wirkt im Auftrag der Chaotarchen, und ihr Ziel ist kompromisslose Ausbeutung. Die Milchstraße mit all ihren Sonnen und Planeten soll als Ressource genutzt werden, um die Existenz einer Negasphäre abzusichern. Dieses kosmische Gebilde entsteht in der nahen Galaxis Hangay - ein Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden. Mit verzweifelten Aktionen gelingt es den Menschen auf Terra und den Planeten des Sonnensystems, dem Zugriff der Terminalen Kolonne standzuhalten. Sie verschanzen sich hinter dem TERRANOVA-Schirm und versuchen, die Terminale Kolonne zumindest zu stören. Um dem drohenden Untergang der menschlichen Zivilisation etwas Massives entgegensetzen zu können, greift Rhodan zu einem wagemutigen Plan: Mit dem Raumschiff JULES VERNE reist er in die Vergangenheit rund zwanzig Millionen Jahre vor Beginn der Zeitrechnung, um zu beobachten, auf welche Weise damals die Entstehung einer Negasphäre verhindert wurde. Nachdem die Mission erfüllt ist, kehrt die JULES VERNE wieder zurück in ihre Gegenwart - aufgrund einer Beschädigung landet sie jedoch nicht in der heimatlichen Milchstraße, sondern bleibt viele Millionen Lichtjahre entfernt in der Galaxis Tare-Scharm. Dort gerät Perry Rhodan in Konflikt mit den Prinzipien kosmokratischer Effizienz - um nach Hause zu gelangen, setzt er voll auf einen SIEG DER MORAL...

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Veröffentlichungsjahr: 2014

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Zeit:2 Std. 53 min

Veröffentlichungsjahr: 2014

Sprecher:Tom Jacobs

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Nr. 2455

Sieg der Moral

Perry Rhodan macht eine Entdeckung – die Karten werden neu gemischt

Uwe Anton

Die Lage für Perry Rhodan und die Menschheit ist verzweifelt: Eine gigantische Raumflotte, die Terminale Kolonne TRAITOR, hat die Planeten der Milchstraße besetzt. Sie wirkt im Auftrag der Chaotarchen, und ihr Ziel ist kompromisslose Ausbeutung. Die Milchstraße mit all ihren Sonnen und Planeten soll als Ressource genutzt werden, um die Existenz einer Negasphäre abzusichern. Dieses kosmische Gebilde entsteht in der nahen Galaxis Hangay – ein Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.

Mit verzweifelten Aktionen gelingt es den Menschen auf Terra und den Planeten des Sonnensystems, dem Zugriff der Terminalen Kolonne standzuhalten. Sie verschanzen sich hinter dem TERRANOVA-Schirm und versuchen, die Terminale Kolonne zumindest zu stören.

Um dem drohenden Untergang der menschlichen Zivilisation etwas Massives entgegensetzen zu können, greift Rhodan zu einem wagemutigen Plan: Mit dem Raumschiff JULES VERNE reist er in die Vergangenheit rund zwanzig Millionen Jahre vor Beginn der Zeitrechnung, um zu beobachten, auf welche Weise damals die Entstehung einer Negasphäre verhindert wurde.

Nachdem die Mission erfüllt ist, kehrt die JULES VERNE wieder zurück in ihre Gegenwart – aufgrund einer Beschädigung landet sie jedoch nicht in der heimatlichen Milchstraße, sondern bleibt viele Millionen Lichtjahre entfernt in der Galaxis Tare-Scharm. Dort gerät Perry Rhodan in Konflikt mit den Prinzipien kosmokratischer Effizienz – um nach Hause zu gelangen, setzt er voll auf einen SIEG DER MORAL …

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Ritter der Tiefe versucht einen letzten Vorstoß.

Dyramesch – Der Kosmofekt spielt seinen letzten Trumpf tatsächlich aus.

Mondra Diamond – Selten hat sie sich so machtlos gesehen.

Wan Ahriman –

Prolog:

Der Pfau

»So ein Mistkerl! Seht euch das an!«

Mondra Diamond hatte Gucky nie zuvor derartig wütend gesehen. Sein Fell sträubte sich, die feinen Haare um seine Nase zitterten heftig.

»Reg dich ab, Kleiner«, versuchte sie ihn zu beruhigen. Sie musste eine Eskalation unbedingt vermeiden. Wenn der Ilt durchdrehte, würde nicht er allein der Leidtragende sein; jede Reaktion von ihm würde nur ein weiteres Beispiel dafür abgeben, wie unzureichend die Gefolgsleute des Ritters der Tiefe Perry Rhodan waren. Und damit auch wie die hehre Moral, der sie allesamt nachhingen, die aber längst hinfällig war, seit die Kosmokraten den Primat der Effizienz verkündet hatten.

Gucky trat einen Schritt zurück und hob den Kopf, um das Holo besser betrachten zu können. Ekatus Atimoss reagierte gerade noch rechtzeitig und wich mit seinem schwebenden, mattschwarzen Schmiegstuhl zur Seite aus, sonst wäre der Ilt mit ihm zusammengeprallt.

Mondra legte dem Mausbiber eine Hand auf die Schulter und flüsterte ihm beruhigend ins Ohr, während sie das Holo betrachtete. Es zeigte sie selbst und einige ihrer Begleiter im Magazin der Qualitätskontrolle im Segment Beliosa. Sie erkannte die Oberstleutnants Pinkor und Canella, beide in Kampfanzügen Typ SERUN im POST-HI-Modus, beide bis an die Belastungsgrenze mit Ausrüstung bepackt. Die Darstellung war gestochen scharf, und so leid es Mondra tat, es handelte sich nicht um eine Fälschung. Sie wusste genau, wann die Bilder aufgenommen worden waren.

Sie war dabei gewesen.

Es war vor vier Tagen gewesen, als sie mit insgesamt 90 Personen die Eroberung der PENDULUM vorbereitet hatten, des funktionsfähigen blauen Walzenraumers der kosmokratischen Riesenwerft Evolux.

Das Bild wechselte, zeigte nun, wie 25 Gleiter der Qualitätskontrolle die Steile Stadt erreichten, das Regierungszentrum des Werftplaneten, und in dem herrschenden Verkehr hoch aufstiegen. Die Steile Stadt war identisch mit einer 45 Kilometer hohen Umschließungsmauer, und darin lag auch die Zentrumswerft eins mit einem Innendurchmesser von dreißig Kilometern.

In den umgebenden Bezirken befand sich der Pforten-Transmitter der Sinanit, der einzige bekannte Zugang zu einer uralten Robotstation – deren Position innerhalb der Millionen Gebäude im Verlauf von Ewigkeiten vergessen wurde.

Mondra spürte, dass sie zu zittern begann.

Dieses Schwein, dachte sie. Sie verstand Guckys Zorn, kam sich ebenfalls erniedrigt vor, gedemütigt. Er hat uns auflaufen lassen!

Das war ihr längst bekannt, aber dass er diese Bilder nun über ganz Evolux verbreitete …

Uns kennt kaum jemand hier, dachte Mondra in einem Anflug von Ironie. Es muss uns nicht peinlich sein.

Weitere Bilder, alle gestochen scharf, alle echt: Do Taptargo, wie er den Transmitter aktiviert, im Hintergrund Captain Linbyr Uy, Chef der 29 Missionsspezialisten von der JULES VERNE. 89 Eindringlinge in einer leeren, auf mehreren Ebenen gegliederten Halle von einiger Ausdehnung, alle gehen in Deckung, die Waffen im Anschlag …

Mondra konnte es nicht mehr ertragen und wandte den Blick ab. Nun gut, sie hatte Mist gebaut. Sie hatte in der Tat gehofft und geplant, eine Blaue Walze der Kosmokraten zu stehlen. Vielleicht war das naiv gewesen; aber es war allemal besser, als die Hände in den Schoß zu legen und ein Schicksal zu akzeptieren, das ihr von einem dermaßen arroganten Vertreter der Hohen Mächte aufgezwungen wurde, wie Dyramesch einer war.

Dyramesch … Sie dachte bewusst daran, wie der Oberste Sequenz-Inspektor und Kosmofekt von Evolux in Personalunion bei einem seiner ersten Besuche die Zentrale der JULES VERNE verlassen wollte und sie an seine Seite geglitten war, von seiner Leibgarde, den Sathox-Objektschützern, kaum beachtet. Und wie sie kurz entschlossen die Faust hochgerammt hatte, dem Inspektor der Kosmokraten direkt unter das Nasenbein. Die Blutung hörte gar nicht mehr auf, ein klarer Trümmerbruch.

Natürlich war sie sich längst darüber im Klaren, dass es sich bei dieser Aktion um einen sinnlosen, primitiven, im Grunde hilflosen Ausbruch gehandelt hatte. Doch sie hatte wohl den meisten Besatzungsmitgliedern der VERNE aus tiefster Seele gesprochen.

Und es war ein Zeichen gewesen. Wenn auch vielleicht ein bedenkliches. Zuschlagen, wenn Worte nicht weiterhelfen …?

Sie sah sich um in dem »Gemeinschaftsraum«, der ihnen zur Verfügung stand und einen wunderbaren Blick über das Segment Beliosa bot. Man konnte diesen Raum über zahlreiche Flure erreichen, und über diese wiederum 71 Einzelzimmer, die zwar keinen Luxus, aber alle Notwendigkeiten boten.

Alle 71 überlebenden Teilnehmer des »Projekts PENDULUM« saßen in der Kaserne der Sathox fest. Alle, ohne Ausnahme: Gucky, Ekatus Atimoss, die Wissenschafter, Techniker und Missionsspezialisten der JULES VERNE und die Laosoor. Sie waren Gefangene, unter spartanischen, aber zugegeben korrekten Bedingungen, im obersten Stockwerk des Gebäudes im Bezirk Beliosa, der einen Gesamtdurchmesser von etwa 235 Kilometern hatte.

»Ich lasse mir das nicht gefallen«, murmelte der Ilt vor ihr. »Das ist … entwürdigend …«

Mondra verstärkte den Druck auf seinen Halsansatz. Sie hätte ihm liebend gern das Rückenfell gekrault, um ihn zu entspannen, doch der SERUN verhinderte das.

»Tu nichts Unüberlegtes«, sagte sie so leise, dass nur er sie verstand. »Keiner von uns weiß, was die sich alles für unsere Inhaftierung haben einfallen lassen, aber sicher ist, dass Psikräfte uns nicht helfen werden zu entkommen. Ich sage nur … Kosmokratentechnik!«

Gucky murmelte etwas Unverständliches.

»Wir sitzen bombensicher fest«, bekräftigte Mondra.

»Aber muss er uns dermaßen demütigen?«, entgegnete der Ilt leise. Aus ihm sprach nicht der großspurige Retter des Universums, das ewig gut gelaunte Maskottchen, sondern ein empfindsames Wesen, das bis in die Grundfesten seines Daseins erschüttert worden war. Sie hatten eine typisch terranische Taktik angewendet – und verloren! Wie oft war das schon vorgekommen in den letzten viertausend Jahren? Gucky fiel spontan kein einziger Fall ein. »Fehlschlag« und »Misserfolg« gehörten in den Wortschatz anderer Leute, nicht in seinen.

Dabei ging es weniger um den Einsatz an sich als um die Einstellung der Kosmokraten, oder zumindest derjenigen ihrer Helfer, die auf Evolux das Sagen hatten.

Das Bild wechselte erneut. Der deutlich über zwei Meter große, muskulöse, breitschultrige Humanoide von vollendeter Schönheit, Dyramesch, sprach direkt an seine Zuhörer.

Er sagte im Prinzip das, was er Mondra nach dem Scheitern ihrer Mission bereits ins Gesicht geschleudert hatte: »Ich bin über Mondra Diamonds Einsatz froh. Alles, was diese Verräter getan haben, wurde penibelst aufgezeichnet. Es gab viele – Individuen niedrigen oder hohen Status, Volksgruppen, manchmal sogar ganze Segmente –, die sich auf die Seite der JULES VERNE stellten. Auf die Seite des Ritters der Tiefe – in überkommenem Traditionalismus, in romantisch verklärender Erinnerung, ungeachtet der Tatsache, dass der Orden der Ritter der Tiefe nicht mehr aktiv ist und de facto nicht mehr existiert!

Ich habe mich in meiner Einschätzung nicht getäuscht. Ich kann nun jedermann auf Evolux nachweisen, dass die Besucher von der VERNE versucht haben, eine unserer Walzen zu rauben.

Sie sind keine Heiligen mit der Moral der Ritter, sondern nichts weiter als ehrlose Diebe!«

»Diebe«, flüsterte Mondra eher zu sich selbst als Gucky ins Ohr. »Verbrecher. Abschaum.«

Aber das war der Kern des Konflikts: die Moral.

Wessen Moral?, fragte sie sich. Diebstahl war bei den Laosoor ehrenhaft und damit höchst moralisch.

Dyramesch zeigte während seiner gesamten Ansprache keine emotionale Beteiligung, er war ein gefühlloser, überlegener Technokrat – durch und durch.

Lediglich wenn er über die Moral der Ritter der Tiefe redete, erkannte man ein lebendiges Wesen in ihm: Mondra wollte nicht übertreiben, aber Schaum vor dem Mund war eine recht gute Umschreibung.

Wenn Dyramesch eine solche Rede und die offene Sendung seiner Aufzeichnungen für notwendig hielt, musste er von anderer Seite gehörig Druck bekommen, sonst hätte er sich das sparen und zur Tagesordnung übergehen können. Mondra grinste bei der Vorstellung, wie Dyrameschs Büros geradezu in Petitionen, Appellen und Resolutionen erstickt wurden, seit ein ehemaliger Ritter der Tiefe auf Evolux gelandet war. Das Grinsen erstarb allerdings sofort wieder, als sie sich vergegenwärtigte, dass sie durch ihre Aktion dem Gesandten in die Hände gespielt hatte. Der gescheiterte Versuch, eine Kobaltblaue Walze zu stehlen, würde die Lage in Dyrameschs Sinne beruhigen.

Dyramesch schwieg, und auf dem Holo waren wieder Bilder von ihrer Aktion zu sehen. Bilder, die absolut der Wahrheit entsprachen.

Je länger Mondra darüber nachdachte, desto klarer wurde ihr, dass Dyramesch bei aller Unausstehlichkeit lediglich gezeigt hatte, was ihn zum Beauftragten der Kosmokraten prädestinierte: Er hatte das alles geduldet und zugelassen. Und sie war in die Falle getappt.

Sie wollte sich gar nicht fragen, ob Perry Rhodan das ebenfalls passiert wäre.

*

Vanta Aquinto kam Mondra vor wie ein Pfau.

Die Yakonto trugen in der Regel identische, zur grünen Haut stark kontrastierende weinrote Kombinationen. Diverse stilisierte Schriftzeichen fanden sich an zahlreichen Stellen der Kleidung, in verschiedenen Farben und verschiedenen Größen. Aquintos Kombination wies jedoch prächtige Insignien auf, die seinen Rang bezeugten und die er voller Stolz zur Schau stellte.

Der bullige Yakonto ließ die rechte Hand über die Oberfläche des Tisches gleiten, die ihn von Mondra Diamond trennte. Der ehemaligen TLD-Agentin kam die Bewegung ein wenig obszön vor, als beabsichtige er, ihr die Hand zu tätscheln. Ihr wäre nichts unangenehmer als das gewesen; Vanta Aquinto trat in ihrem Gefängnis nicht nur mit dem Gehabe eines Inquisitors auf, er übte sich auch in eitler Selbstdarstellung.

Und versuchte bewusst oder unterbewusst, sie damit zu beeindrucken.

Damit erreichte er allerdings nur das Gegenteil. Sie konnte ihn auf den Tod nicht ausstehen.

Mondra musste sich zwingen, den Blick von Aquintos Händen zu wenden. Wie immer steckten sie in silbrig blau schimmernden Handschuhen. Sie ließen die Hände wie robotisch wirken, verstärkten jedoch seine taktile Wahrnehmung. Sie hob den Kopf und betrachtete das Aufnahmegerät, das zwei Meter über dem Tisch schwebte, dicht unter der Decke des Raums. Die Linse war genau auf sie gerichtet.

Einmal pro Tag suchte der Yakonto sie in ihrem Gefängnis auf und verhörte sie. Sämtliche Befragungen wurden aufgezeichnet und in Ausschnitten über die ganze Weiße Welt übertragen, unterstützt von immer wieder denselben Bildern des versuchten Einbruchs in die PENDULUM.

Mondra war klar, dass sie sich in einer Lage befand, in der sie nichts gewinnen konnte. Aquinto ging nicht ungeschickt vor und stellte durchaus die für seine Warte richtigen Fragen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als entweder zu schweigen, was ein schlechtes Licht auf sie und die Besatzung der JULES VERNE warf, oder ihre Vergehen einzugestehen, was sie auch nicht besser aussehen ließ. Und jedes Wort, das ihre Aktion in einem positiveren Licht hätte erscheinen lassen können, verschwand zwischen dem Gespräch und der Ausstrahlung höchst zuverlässig.

Dennoch versuchte sie es immer wieder. »In Hangay entsteht zurzeit eine Negasphäre. Es liegt im Interesse der Kosmokraten, uns so schnell wie möglich dorthin zurückkehren zu lassen, damit wir ihre Entstehung verhindern können.«

»Das kannst du nicht wissen«, beschied ihr der Yakonto arrogant. »Das kann nicht einmal ich wissen. Die Kosmokraten denken in völlig anderen Maßstäben als wir. Wir können auch nicht ansatzweise erahnen, ob in ihren langfristigen Plänen die Entstehung einer Negasphäre in Hangay nicht sogar vorgesehen ist. Wie willst du das also entscheiden?«

»Und was ist mit all den Wesen, die deswegen sterben werden? Wesen, die im Sinn der Kosmokraten tätig waren und sind? Nicht nur in Hangay allein, auch in allen angrenzenden Galaxien – Galaxien, die den Kosmokraten bisher stets eine wertvolle Stütze waren.«

»Warum wolltet ihr die PENDULUM stehlen?«, überging Vanta Aquinto den Ansatz, indem er eine Frage stellte, deren Antwort er längst kannte – und die Mondra schon ein Dutzend Mal beantwortet hatte.

Aquinto war so ungefähr das widerlichste Individuum, das sich Mondra Diamond vorstellen konnte. Er hatte ihre Gruppe und seine Gefährten verraten und war daraufhin von Dyramesch in den Sequenz-Rat von Evolux befördert worden. Dieser Rat bestand aus neun Yakonto, und nach der Demission von Wan Ahriman und den anderen althergebrachten Ratsmitgliedern bekleideten in der Regel linientreue Yakonto die Positionen.

Mondra schwieg. Sie war des Spiels überdrüssig und entsetzlich müde. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie dem Yakonto die Antworten geben würde, die er hören wollte, auch wenn sie gar nicht wusste, wie sie lauteten. Aber diese ewigen Verhöre zermürbten.

Was bezweckte Aquinto überhaupt? Der Fall war klar. Sie waren des versuchten Diebstahls überführt worden. Weshalb also diese unendlichen Befragungen?

»Was ist eigentlich aus Do Taptargo, Siso Dirio und den anderen Yakonto geworden, die uns unterstützt haben? Warum sind sie nicht ebenfalls in diesem Gefängnis? Was habt ihr mit ihnen gemacht?«

Vanta Aquinto zog mit gespielter Überraschung eine Braue hoch und musterte sie, wie sie ein putziges, ihr bis dato unbekanntes Tierchen betrachtet hätte. »Habe ich dir das noch nicht gesagt?«, erwiderte er mit aller Selbstverständlichkeit des Universums. »Dyramesch hat es mir als neuem Ratsmitglied überlassen, das Strafmaß für die Verräter festzulegen. Und selbstverständlich habe ich die Werftbuße verhängt.«

»Selbstverständlich … die Werftbuße …« Mondra schloss kurz die Augen.

Sie hatte nicht erfahren, wer für die Vollstreckung verantwortlich sein würde; das war offen geblieben. Aber die Werftbuße …

Yakonto, die sich schwere Verfehlungen gegen ihre Treuepflichten zuschulden kommen ließen, wurden zuweilen mit dieser Strafe belegt – einer von drakonischer Schärfe. Die Werftbuße ließ Yakonto unverzüglich in ihre Obelisk-Zustandsform übergehen. Das taten zwar alle Yakonto, aber normalerweise erst im Tod; die Bestraften mussten diese irreversible Form hingegen lebendig und bei vollem Bewusstsein annehmen!

Mondra brauchte einen Augenblick, um die unerhörte, widerliche Grausamkeit dieser Strafe zu verinnerlichen. Niemand wusste, wie lange Cyno-Obelisken erhalten blieben, auch wenn sie wohl kaum auf alle Ewigkeit Bestand hatten. Aber, selbst wenn es nur ein paar Jahrtausende waren, bedeutete das, dass die von der Werftbuße betroffene Yakonto quasi für alle Zeiten bei lebendigem Leib versteinert waren.