Perry Rhodan 2474: Zwei Psi-Emitter - Hubert Haensel - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 2474: Zwei Psi-Emitter E-Book und Hörbuch

Hubert Haensel

0,0

Der Titel, der als Synchrobook® erhältlich ist, ermöglicht es Ihnen, jederzeit zwischen den Formaten E-Book und Hörbuch zu wechseln.
Beschreibung

CRULT im Visier - Attacke auf die Dienstburg der Terminalen Kolonne Die Lage für Perry Rhodan und die Menschheit ist verzweifelt: Eine gigantische Raumflotte, die Terminale Kolonne TRAITOR, hat die Milchstraße besetzt. Sie wirkt im Auftrag der Chaotarchen, und ihr Ziel ist kompromisslose Ausbeutung. Die Milchstraße mit all ihren Sonnen und Planeten soll als Ressource genutzt werden, um die Existenz einer Negasphäre abzusichern. Dieses kosmische Gebilde entsteht in der nahen Galaxis Hangay - ein Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden. Mit verzweifelten Aktionen gelingt es den Menschen auf Terra und den Planeten des Sonnensystems, dem Zugriff der Terminalen Kolonne standzuhalten. Sie verschanzen sich hinter dem TERRANOVA-Schirm und versuchen, die Terminale Kolonne zu stören. Die Chancen für einen Sieg über die Mächte des Chaos sind dadurch gestiegen, dass Perry Rhodan seine Dokumentation einer erfolgreichen Retroversion nach Terra bringen konnte. Und weil es zudem gelang, den Kolonnen-Kapitän Zerberoff "umzudrehen", haben die Terraner einen nicht zu unterschätzenden Verbündeten - denn er öffnet Roi Danton einen Weg nach CRULT. Zu seiner Ausrüstung gehören auch ZWEI PSI-EMITTER...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 131

Veröffentlichungsjahr: 2014

Das Hörbuch können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS

Zeit:2 Std. 51 min

Veröffentlichungsjahr: 2014

Sprecher:Tom Jacobs

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 2474

Zwei Psi-Emitter

CRULT im Visier – Attacke auf die Dienstburg der Terminalen Kolonne

Hubert Haensel

Die Lage für Perry Rhodan und die Menschheit ist verzweifelt: Eine gigantische Raumflotte, die Terminale Kolonne TRAITOR, hat die Milchstraße besetzt. Sie wirkt im Auftrag der Chaotarchen, und ihr Ziel ist kompromisslose Ausbeutung.

Die Milchstraße mit all ihren Sonnen und Planeten soll als Ressource genutzt werden, um die Existenz einer Negasphäre abzusichern. Dieses kosmische Gebilde entsteht in der nahen Galaxis Hangay – ein Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.

Mit verzweifelten Aktionen gelingt es den Menschen auf Terra und den Planeten des Sonnensystems, dem Zugriff der Terminalen Kolonne standzuhalten. Sie verschanzen sich hinter dem TERRANOVA-Schirm und versuchen, die Terminale Kolonne zu stören.

Die Chancen für einen Sieg über die Mächte des Chaos sind dadurch gestiegen, dass Perry Rhodan seine Dokumentation einer erfolgreichen Retroversion nach Terra bringen konnte. Und weil es zudem gelang, den Kolonnen-Kapitän Zerberoff »umzudrehen«, haben die Terraner einen nicht zu unterschätzenden Verbündeten – denn er öffnet Roi Danton einen Weg nach CRULT. Zu seiner Ausrüstung gehören auch ZWEI PSI-EMITTER …

Die Hauptpersonen des Romans

Marc London und Fawn Suzuke – Zwei Liebende werden zu einer Entscheidung gezwungen.

Osbangur – Der Chef-Ermittler nimmt die Fährte eines Mörders auf.

Roi Danton – Als Dantyren betritt Perry Rhodans Sohn die Dienstburg.

Senego Trainz – Die Mikro-Bestie sucht nach den Schwachstellen von CRULT.

Zerberoff –

Prolog

Der Tag hatte schon trostlos begonnen, doch allmählich mutete sein dämmriges Zwielicht an wie das Abdriften in Gefilde jenseits von Raum und Zeit.

Marc London fröstelte trotz der schwülen Wärme, die seit dem Morgen über der Isla Bartolomé lastete. Womöglich flogen die Kampfraumschiffe der Terminalen Kolonne in diesen Sekunden den entscheidenden Angriff auf das Solsystem.

Eine entsetzliche Vorstellung.

Aber noch entsetzlicher waren andere Gedanken: Du wirst Fawn verlieren. Wie sehr du dich auch dagegen sträubst, nun holt dich die Wahrheit ein! Fawn ist nicht mehr als eine Projektion, so flüchtig wie der Hunger in deinen Eingeweiden.

Ja, ich bin hungrig, gestand er sich ein. Aber dieser Hunger will Liebe und körperliche Nähe. Nicht nur für zwei oder drei weitere Jahre, sondern für immer.

Marc starrte in das feuchte Grau, das sich wie ein feiner Nieselregen niederschlug und die Felsen glitschig werden ließ. Irgendwann im Morgengrauen war dieser Dunst emporgestiegen und hatte die Naturschönheiten der Galapagos-Inselkette verschlungen. Aufgelöst das Azurblau des Meeres, verdorrt das Mangrovengrün, das den schmalen Landstreifen zwischen den Buchten beherrscht hatte. Keine sich bauschenden weißen Wolken mehr. Einer Stampede gleich waren sie in den letzten Tagen über den Himmel gestürmt – ein endloser Exodus, als hätten sie Terra für immer verlassen wollen.

Geblieben waren die von der See aufsteigenden tristen Nebelschwaden und das fahle Dämonenauge Sol, dem die Kraft fehlte, den Dunst beiseitezuwischen. Weil der Nukleus von den Kräften in der Sonne zehrte und sie für die Entscheidungsschlacht in sich aufsog?

Die Welt um ihn herum zerfiel zu einem Scherbenhaufen.

Und die Zukunft …? Marc London schmeckte Bitternis. Gab es überhaupt noch eine Zukunft, der er gespannt entgegensehen durfte, für die es sich lohnte, Pläne zu schmieden und Entbehrungen in Kauf zu nehmen?

Nicht ohne Fawn!

Dreihundertvierundsiebzig Stufen führten zum Rand des erloschenen Vulkans hinauf. Sechsundachtzig hatte der junge Mann aus Terrania an diesem frühen Vormittag des 11. August 1347 NGZ erst hinter sich gebracht, aber es lohnte sich ohnehin nicht mehr, weiterzugehen. Der Aussichtspunkt ertrank in diesem Meer von Nebel.

In den letzten Tagen hatten Fawn und er oft dort oben gesessen. Jeder versunken in der Nähe des anderen. Hoffend, die Zeit möge endlich stehen bleiben und nicht zum unerbittlichen Gegner werden.

Das war meine Hoffnung … Fawns Schweigen hat mir verraten, dass unsere Gemeinsamkeit zu Ende geht.

Marc fürchtete jenen Moment mehr als alles andere. Weil die Trennung für immer sein würde.

Wäre ich nicht derjenige gewesen, der mit seinen parapsychischen Gaben geholfen hat, Fawns Projektion zu stabilisieren, sondern irgendein anderer … Ich hätte mich dennoch in sie verliebt.

In einem Winkel seiner Überlegungen nagten Zweifel. Fawn Suzuke war neununddreißig Jahre älter als er.

Unerheblich! Sie ist und bleibt die junge Frau, die sie war, als sie ihren Körper verlor. Sie ist süße neunzehn.

Und das würde sie für immer und ewig bleiben, denn als bloßes Bewusstsein alterte sie nicht. Im Gegensatz zu ihm …

Marcs Gedanken stockten. Er schlug sich die Hände vors Gesicht, krallte beide Daumen unter das Kinn und drückte mit den Fingerspitzen auf Stirn und Schläfen.

Seine Entscheidung war in dieser Nacht gefallen, als er sich wie im Fieber von einer Seite auf die andere gewälzt hatte. Für ihn gab es keine andere Lösung, als den eigenen Körper aufzugeben, und Fawn musste ihm dabei helfen.

Die Vorstellung, ihr dann unendlich nahe sein zu können, jagte ein schmerzhaftes Ziehen durch seine Lenden. So schnell wie möglich musste er mit Fawn darüber reden – nicht in der Siedlung Schohaakar, die der Dunst einfach weggewischt hatte, sondern dort, wo Fawn und er in den letzten Tagen ein letztes Mal ihr Glück genossen hatten. Ein verzweifeltes Glück.

Statt Sonne und Meer wartete dort gegenwärtig graue Monotonie. Klammer Nebel, der als undurchdringliche Glocke über die Insel gestülpt lag.

Tief holte Marc Luft. Er schmeckte Moder, Verfall – und Traurigkeit.

»Fawn, ich gehe mit dir!«, hätte er am liebsten gerufen. »Wenn du nicht auf der Erde leben darfst, will ich ebenso wenig hierbleiben!«

Er brachte nicht einen Laut hervor, seine Kehle war wie zugeschnürt.

Mit beiden Händen fuhr er sich unter den Kragen und riss den Magnetsaum so weit auf, dass ihm das Atmen wieder leichter fiel.

Hoch über ihm hing ein helles Singen. Ein Schatten zog über die Inselspitze hinweg. Marc hatte den Eindruck, als senke sich dieses vage Etwas jenseits des schroffen Pinnacle Rock, der einige hundert Meter zu seiner Rechten liegen musste, auf die Siedlung Schohaakar herab. Das war ein Lastengleiter oder bestenfalls eine Space-Jet, nichts Größeres.

Beklemmender als zuvor kehrte die Stille zurück.

Es war eine aberwitzige Idee gewesen, an Fawns Menschsein appellieren zu wollen, zu hoffen, dass der Blick über das Meer und hinüber zu den anderen Inseln ihre Entscheidung beeinflussen könnte. Gerade das stärkte womöglich ihr Pflichtgefühl …

Marc wandte sich um, denn Fawn würde ihm wohl nicht folgen. Er wartete vergeblich. Seine Füße tasteten über die mittlerweile rutschig gewordenen Stufen. Zögernd stieg er wieder abwärts, und seine Gedanken wirbelten durcheinander wie die bunten Splitter eines gewaltigen Kaleidoskops. Er fragte sich, welche Chancen Atlan in Hangay haben mochte, ESCHER hin oder her, und welche Erfolgsaussichten Rhodan, Danton und all die anderen besaßen, die nicht müde wurden, der Terminalen Kolonne Nadelstiche zu versetzen. In der Hoffnung, eine dieser Nadeln könne sich als vergiftet erweisen. Gab es überhaupt so ein tödliches Gift?

Vielleicht hatten die Motana und die anderen Völker des Sternenozeans unwissentlich genau den richtigen Weg eingeschlagen, als sie aufgebrochen waren, um ihr Ahandaba zu finden.

Marcs Erinnerung an jenes Geschehen hatte sich längst verklärt. Im Alter von neun Jahren stellte ein junger Mensch noch banale Überlegungen an und unterschied nach Schwarz und Weiß, aber kaum nach den vielen Grauschattierungen, die das Leben bereithielt. In der Phase des Erwachsenwerdens war das Leben noch einfach.

Er entsann sich seiner damaligen Erleichterung und der Hoffnung, dass endlich Friede herrschen würde. Die Realität lag Lichtjahre weit daneben. Inzwischen fragte er sich, ob Kybb-Titanen und die Todbringerflotte der Motana in der Lage gewesen wären …

Auch sie hätten die Terminale Kolonne nie stoppen können. TRAITOR kämpft in vielen Universen.

Hangay … Triangulum … Andromeda … die Milchstraße … Würden alle diese Sterneninseln nur der Kollateralschaden einer für Menschen unbegreiflichen Auseinandersetzung sein?

Eine Handvoll Galaxien mehr oder weniger, was bedeutet das schon für unser Universum? Zehntausende intelligente Völker in Knechtschaft oder ausgelöscht – hat es nicht geheißen, das Leben nehme ohnehin überhand? Weil Sporenschiffe zu großflächig Lebenskeime ausgesät und Sternenschwärme zu nachhaltig Intelligenz verbreitet haben?

Dieser blanke Zynismus widerte Marc an.

Vor seinem inneren Auge flohen die Völker der Lokalen Gruppe vor TRAITOR und der in Hangay entstehenden Negasphäre. In einer unglaublichen Kraftanstrengung suchten sie Hunderte Millionen Lichtjahre entfernt eine neue Existenz.

Wenn alle sich dem Krieg verweigern …

Es war längst zu spät dafür. Die letzte Fluchtmöglichkeit hatte ES den Menschen und Galaktikern im Solsystem geöffnet. Aber den Weg ins ferne Stardust-System gab es nicht mehr. Achthundertundvier Millionen Aussiedler, hieß es, hatten Terra verlassen.

… sie sind feige geflohen.

… das Stardust-System gibt Gewissheit, dass nicht einmal TRAITOR uns wirklich besiegen kann.

In seinem Zwiespalt hielt Marc inne, als er den Schemen vor sich bemerkte. Eine schlanke, hochgewachsene Gestalt schälte sich aus dem Dunst.

»Fawn!«

Sie stand zwischen Coldenia-Büscheln und Kakteen, als habe sie auf ihn gewartet. Ein Schimmer von Nässe lag auf ihrer Haut. Marc musste zweimal hinsehen, um sicher zu sein, dass das Blau ihrer Lidschatten wirklich mit der Feuchtigkeit verlief. Fawns Blick schien ihn zu taxieren und zugleich an ihm vorbeizugehen; er vermochte es nicht zu sagen.

»Ich werde mit dir nach Hangay gehen!«, sagte er entschlossen.

»Ich weiß.« Obwohl Fawn lächelte, lag ein Hauch von Wehmut auf ihrem Gesicht.

»Du musst mir helfen, meinen Körper aufzugeben.« Hastiger sprudelte Marcs Verlangen hervor, das von unstillbarer Sehnsucht gespeist wurde. »Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, dass ich als Aktionskörper in den Nukleus eingehe. Ich bin Psi-Korresponder, und wenn alle auf mich einwirken …«

»Diese Möglichkeit existiert nicht. Ich kann dir nicht helfen, Marc.« Jedes Wort war wie ein Dolchstich für ihn. »Du bist ein Mensch, in deinen Adern pulsiert Blut …«

»Du bist nie etwas anderes gewesen!« Diesmal fiel er der Botin des Nukleus ins Wort. »Das kannst du unmöglich schon vergessen haben, Fawn.«

Sie stand nun dicht vor ihm, das Kinn herausfordernd nach vorne geschoben. Ihr Blick hatte wieder dieses verwirrend faszinierende Spiel, das nie erkennen ließ, ob sie ihn zärtlich ansah oder herausfordernd musterte. Vielleicht auch abschätzend. Es war ein Blick, der Fawn verletzlich zeigte und begehrenswert zugleich.

Sie hatte die Hand gehoben, als wolle sie mit den Fingerspitzen über sein Gesicht streifen und sehnsüchtig seine Lippen berühren, doch sie ließ den Arm unverrichteter Dinge wieder sinken. Offenbar schreckte sie vor ihren eigenen Gefühlen zurück.

Es geht ihr keinen Deut anders, erkannte Marc triumphierend. Wenn Fawn Terra verlässt, wird sie mich mitnehmen.

Hatte er Angst davor, das eigene Menschsein wegzuwerfen? Nicht, wenn er dafür diese Frau gewann – und mit ihr die Unsterblichkeit.

Den Schritt hin zur Vergeistigung würde die Menschheit ohnehin eines Tages tun. Viele waren schon in ES aufgegangen. Bewusst hatte Marc in den letzten Tagen Infodateien über die Konzepte studiert, zwei und mehr Bewusstseine in einem gemeinsamen Körper, jedes mit seinen ureigenen Stärken und Schwächen. Eine Vision, die er als geglückt ansah.

Wie mag es sein, wenn Fawn und ich uns einen Körper teilen?, dachte er bebend.

Ihre Stimme schreckte ihn auf.

»Wir wussten, dass unsere Nähe nicht ewig währen kann, Marc. Das haben wir von Anfang an akzeptiert.«

Fawns Worte prallten von ihm ab, als habe er sich mit einem Schutzschirm umgeben. Zumindest in dem Moment wollte er das nicht hören.

»Der Nukleus hat eine Aufgabe zu erfüllen, Marc, und ich bin und bleibe ein Teil von ihm. Vergiss nicht, dass ich zwanzig Jahre vor deiner Geburt gestorben bin …«

»Für mich bist du höchst lebendig.«

Das klang trotzig. Marc London schimpfte sich einen Narren, dass er so reagierte. Er hatte vorausgesehen, was Fawn sagen würde, hatte sich seine Argumente zurechtgelegt, eins neben dem anderen griffbereit, aber nun stand er da … und statt sich als Kosmopsychologe zu bewähren, verfluchte er die Kolonne und fragte sich, wann endlich auch das letzte Individuum gegen die Mächte des Chaos aufstehen würde …

»Du hast dich in ein Bild verliebt, Marc, in das, was ich einmal gewesen bin, aber nie wieder sein kann.«

Fawn war nur eine Handspanne kleiner als er, einen Meter einundachtzig, und schlank wie ein Blue. Die Strenge, die jetzt ihr Gesicht beherrschte, wirkte aufgesetzt.

Weil sie ebenso fühlt wie ich, erkannte Marc. Sie umgibt sich mit einem Panzer und erfüllt ihren Teil der Aufgabe, obwohl sie weiß, dass sie an der Trennung zerbrechen wird. Aber genau das kann ich nicht zulassen.

»Die Stunden, die wir gemeinsam verbringen durften, waren ein Geschenk für uns, Marc. Ich habe deine Berührungen genossen, weil sie mir Stabilität gegeben haben. Aber sie waren kein Versprechen, dass es immer so bleiben könnte. Ich werde nicht zulassen, dass du dein Leben wegwirfst.«

»Dann bleib hier – auf der Erde!«

Fawn wich seinem Blick aus. Es schmerzte ihn, zu erkennen, dass sie sich schon von ihm entfernte. Mit einem Mal ging alles viel zu schnell. War ausschließlich Rhodans Rückkehr mit der JULES VERNE daran schuld? Das Gefühl, dass sich die Ereignisse bald überschlagen würden, bedrückte Marc.

Alles auf der Welt hat seine Zeit, entsann er sich. Die Liebe hat ihre Zeit, aber auch die Trauer. Das Leben hat seine Zeit ebenso wie das Sterben. Vergeblich fragte er sich, wo er diese Sätze – so oder so ähnlich – gelesen hatte. Es wollte ihm nicht einfallen.

»Wir beide gehen bald wieder getrennte Wege«, sagte Fawn. »Es tut mir leid … – Übrigens: Bull ist über den Transmitter gekommen. Er redet mit Ermengilda.«

Marc wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen. Es sollte eine kämpferische Geste sein, doch in dem Moment war er sich keineswegs sicher, dass sie auch so wirkte. Womöglich fasste Fawn sie als Unschlüssigkeit auf oder einfach als Trotzreaktion.

»Ich sage dir, was der Weg für dich bereithält, den du gehen willst: Du wirst in Hangay sterben, Fawn. Der Nukleus wird erlöschen und mit ihm alle Bewusstseine der Monochrom-Mutanten und …« Er fixierte die Frau, deren Blick unstet durch den Nebel huschte. Es ärgerte ihn, dass sie ihn nicht ansah. »Habe ich recht?«, fügte er fordernd hinzu.

»Das könnte sein.«

Melancholie und ein Hauch von Nachdenklichkeit schwangen in Fawns Stimme mit. Leise nur, als wolle sie selbst nichts davon hören. Oder lauschte sie den dumpfen Klängen, die plötzlich von allen Seiten heranfluteten?

»Das kommt von Schohaakar.«

Entweder startete die Space-Jet wieder, oder aus einer anderen Richtung flogen weitere Transportfahrzeuge ein.

»Warte!«, bat Marc, als die junge Frau sich abrupt abwandte und sich anschickte, zur Bucht zurückzugehen.

Sie reagierte nicht. Der Nebel umfloss sie, als wolle er den schlanken Körper auflösen. Fawn wurde zum Schemen, war nur noch ein Schatten im Dunst und verschwand.

Marc London starrte ihr hinterher – doch sie kam nicht zurück.

Der Nukleus würde bald nach Hangay aufbrechen, um die Retroversion der im Entstehen begriffenen Negasphäre voranzutreiben. Damit verlor das Solsystem ein wichtiges Element, das über lange Zeit hinweg zur Stabilisierung des TERRANOVA-Schirms beigetragen hatte. Ob die LORETTA-Tender allein die entstehende Lücke füllen konnten? Natürlich waren die großen Einheiten dazu in der Lage. Leider, dachte Marc – und wusste doch, dass er so egoistisch nicht sein konnte.

»Fawn!«, rief er laut und fordernd. »Fawn, warte auf mich!«

Er folgte ihr, hastete mit schnellen Schritten die Stufen hinab. Unmöglich, dass sie so schnell davongeeilt sein konnte. Für einen Moment fürchtete Marc, dass sie ihre Projektionsgestalt schon aufgegeben habe. Aber dann wollte er wenigstens ihr Bewusstsein in der Nähe wissen, hier, bei ihm, und nicht vermischt mit den übrigen Monochrom-Mutanten und der geistigen Substanz des Volks der Charandiden.

Geräusche dröhnten durch den Dunst. Zu Marcs Linken zeichnete sich der Pinnacle Rock im Widerschein des Nukleus ab. Für wenige Sekunden brach geisterhaft die Space-Jet aus dem Dunst hervor, aber der Diskus drehte ab und zog über das Meer davon.

Marc erreichte den schmalen Landstreifen zwischen den beiden Buchten. Hier war der Nebel nicht mehr ganz so dicht. Er sah Fawns Silhouette wieder vor sich; die Monochrom-Mutantin ging über den Sand auf die Bucht zu.