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Ein Schlag gegen die Kolonne - CRULT wird zum Schlachtfeld Die Lage für Perry Rhodan und die Menschheit ist verzweifelt: Eine gigantische Raumflotte, die Terminale Kolonne TRAITOR, hat die Milchstraße besetzt. Sie wirkt im Auftrag der Chaotarchen, und ihr Ziel ist kompromisslose Ausbeutung. Die Milchstraße mit all ihren Sonnen und Planeten soll als Ressource genutzt werden, um die Existenz einer Negasphäre abzusichern. Dieses kosmische Gebilde entsteht in der nahen Galaxis Hangay - ein Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden. Mit verzweifelten Aktionen gelingt es den Menschen auf Terra und den Planeten des Sonnensystems, dem Zugriff der Terminalen Kolonne standzuhalten. Sie verschanzen sich hinter dem TERRANOVA-Schirm und versuchen, die Terminale Kolonne zu stören. Die Chancen für einen Sieg über die Mächte des Chaos sind dadurch gestiegen, dass Perry Rhodan seine Dokumentation einer erfolgreichen Retroversion nach Terra bringen konnte. Zudem gelang es, den Kolonnen-Kapitän Zerberoff "umzudrehen". Aber zuvorderst muss der Befehlshaber TRAITORS in der Milchstraße getötet werden. Um Antakur von Bitvelt auszuschalten, begibt sich Perry Rhodans Sohn auf einen OPFERGANG...
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Seitenzahl: 133
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Nr. 2475
Opfergang
Ein Schlag gegen die Kolonne – CRULT wird zum Schlachtfeld
Hubert Haensel
Die Lage für Perry Rhodan und die Menschheit ist verzweifelt: Eine gigantische Raumflotte, die Terminale Kolonne TRAITOR, hat die Milchstraße besetzt. Sie wirkt im Auftrag der Chaotarchen, und ihr Ziel ist kompromisslose Ausbeutung.
Die Milchstraße mit all ihren Sonnen und Planeten soll als Ressource genutzt werden, um die Existenz einer Negasphäre abzusichern. Dieses kosmische Gebilde entsteht in der nahen Galaxis Hangay – ein Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.
Mit verzweifelten Aktionen gelingt es den Menschen auf Terra und den Planeten des Sonnensystems, dem Zugriff der Terminalen Kolonne standzuhalten. Sie verschanzen sich hinter dem TERRANOVA-Schirm und versuchen, die Terminale Kolonne zu stören.
Die Chancen für einen Sieg über die Mächte des Chaos sind dadurch gestiegen, dass Perry Rhodan seine Dokumentation einer erfolgreichen Retroversion nach Terra bringen konnte. Zudem gelang es, den Kolonnen-Kapitän Zerberoff »umzudrehen«. Aber zuvorderst muss der Befehlshaber TRAITORS in der Milchstraße getötet werden. Um Antakur von Bitvelt auszuschalten, begibt sich Perry Rhodans Sohn auf einen OPFERGANG …
Jothadún – Der Effremi rettet die Bewohner CRULTS vor einer großen Gefahr.
Rinka Porol – Die Mikro-Bestie schreibt Roi Dantons Geschichte für die Nachwelt auf.
Roi Danton – Perry Rhodans Sohn weiß, dass er sein Leben opfern muss, um den Progress-Wahrer auszuschalten.
Senego Trainz – Der Anführer der Mikro-Bestien tut alles, um Roi Dantons Erfolg zu ermöglichen.
Zerberoff –
Auf CRULT zu landen, im Zentrum der Macht, war für Dorgyr ein erhebendes Gefühl. Er konnte es kaum erwarten, das Shuttle am Silberturm aufzusetzen. Sein Auftrag war einfach, nicht mehr als Routine. Der Traitank hatte drei Gefangene gebracht. Kalmor Dorgyr musste sie dem Progress-Amt überstellen.
Eine problemlose Abwicklung innerhalb weniger Minuten.
Was Dorgyr aufwühlte, war die Gewissheit, Antakur von Bitvelt dadurch unglaublich nahe zu sein. Vielleicht gelang es ihm sogar, mit den Gefangenen den Zenter-Kreis zu betreten. In diesem Fall würde er alles daransetzen, wenigstens einen kurzen Blick auf den Obersten Befehlshaber zu erhaschen.
Angespannt stand der Mor’Daer hinter den Kontrollen des Landungsbootes. Er leckte sich über die verhornten Lippen, als die Wachen endlich den Arkoniden und die beiden Springer brachten. Als Soldat im Rang eines Kalmor war er keineswegs über alle wichtigen Entscheidungen informiert. Doch es lag auf der Hand, dass die Gefangenen dem galaktischen Widerstand angehörten.
Sie verfügen über brisante Informationen, sagte sich der Mor’Daer. Andernfalls hätten wir CRULT nicht mit ihnen angeflogen.
Die Wachen betraten den Passagierraum. Dorgyr taxierte die Gefangenen. Alle drei waren groß, doch nur die beiden Rothaarigen konnten sich in der Hinsicht mit ihm messen. Ihre Handgelenke waren mit energetischen Fesseln überkreuzt.
Dorgyrs Schuppenhaut raschelte, als er sich wieder den Kontrollen zuwandte. Die trockene Haut war der Beweis für ihn, dass nicht einmal sein Unterbewusstsein Probleme auf ihn zukommen sah.
Ohne jede Vorankündigung löste sich das große Hangartor aus Formenergie auf.
Dorgyrs Blick huschte über das Landefeld der Dienstburg hinweg. Hunderte Traitanks standen dicht an dicht, alle waren sie Teil einer unschlagbaren Armee.
Er ließ das Shuttle aufsteigen. An seinem rechten Handgelenk funkelte der dunkle Schmuckstein, die erst vor wenigen Monaten erworbene Auszeichnung für ein siegreiches Gefecht gegen aufständische Galaktiker. Nicht, dass es eine andere Option als den Sieg hätte geben können …
Der Traitank fiel zurück. Vor dem Shuttle öffnete sich der stufenförmig abfallende Innenbereich der Dienstburg. Ein prachtvoller Anblick, das pulsierende Leben von CRULT …
… bis ein eigentümlich dumpfes Geräusch den Kalmor aus seinen Betrachtungen aufschreckte und er sich umwandte.
Der Tritt in den Unterleib kam unvermittelt, greller Schmerz durchzuckte ihn. Seine Schuppenhaut riss auf. Dorgyr wich fauchend zurück.
Er sah die gefesselten Hände des weißhaarigen Arkoniden, dann bohrten sich auch schon dessen Finger in Dorgyrs Leib. Nacheinander trafen sie die Magengrube des Mor’Daer, seinen empfindsamen Hals und den vorspringenden Unterkiefer. Dorgyr schaffte es nicht, den Angreifer auf Distanz zu halten. Er schmeckte Blut zwischen den Zähnen und registrierte zugleich, dass ein eigentümlich fahles Leuchten aus CRULTS Tiefe emporstieg.
Schwankend sackte das Shuttle durch, die Automatik stabilisierte aber umgehend die Fluglage. Dorgyr achtete kaum darauf, denn er ging mit gesenktem Kopf zum Gegenangriff über.
Abermals glaubte er, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Diesmal wurde das Gefühl daraus, er stürze in endlose Tiefe. Dorgyr taumelte. Er verlor beinahe die Orientierung und fürchtete, dass der Arkonide ihn doch schwerer getroffen hatte.
Der nächste harte Schlag fegte eine seiner Panoramaklappen beiseite, die ihm wie jedem Mor’Daer einen großen Sichtbereich verschafften. Die verbogene Halterung riss eine tiefe Wunde in seine Schläfe. Blut rann über Dorgyrs Hals und versickerte unter dem Uniformkragen.
Der Kalmor rang nach Atem, sein Unterkiefer und der Hals schwollen zu. Mühsam hob er die Arme, um den nächsten Hieb abzuwehren. Doch statt abermals anzugreifen, sprang der Gefangene vor ihm in die Höhe und ließ sich mit angewinkelten Armen rückwärts fallen.
Eine solche Art zu kämpfen kannte der Mor’Daer nicht. Deshalb reagierte er einen Hauch zu langsam. Die Stiefel des Gegners trafen seinen Oberkörper und den Schädel. Dorgyr wurde gegen die Konsole geschleudert. Wie durch einen blutigen Schleier sah er, dass der Arkonide seinen Überschlag in der Luft vollendete und federnd wieder aufkam.
Dorgyr rutschte an der Wand entlang zu Boden.
Eine unheimliche Kraft zerrte an seinem Geist. Die seltsam fahle Helligkeit über der Dienstburg flutete in diesem Moment in die Tiefe der Metropole zurück. Dorgyr spürte den Vorgang wie einen quälenden, Übelkeit erregenden Sog. Er schaffte es nicht, dagegen anzukämpfen. Bebend zog er die Arme an seinen Leib, als könne er auf diese Weise alles Fremdartige abwehren.
Ein halb ersticktes Gurgeln quoll über die Lippen des Mor’Daer. Er sah, dass die anderen Gefangenen noch auf ihre Bewacher eindroschen.
Sie können uns … nicht entkommen … Dorgyr hatte Mühe, seine Gedanken zusammenzuhalten. Schwerfällig entsann er sich, dass die Automatik des Shuttles auf den Zenter-Kreis justiert war. Selbst wenn die Galaktiker es schafften, das Boot zu übernehmen, wohin hätten sie fliehen sollen?
Ihre Wildheit war die von Tieren. Die Kolonne würde härter durchgreifen müssen.
Es konnte …
… nicht angehen …
Seine Überlegungen wurden träge. Sie versackten einfach. Erst der Distanzalarm schreckte ihn aus der beginnenden Lethargie auf.
Dorgyr blinzelte verwirrt. Die Holoschirme zeigten ihm einen Hauch Weltraumschwärze hoch über dem Shuttle und den zerklüfteten Gebäudedschungel auf den drei Terrassen der Dienstburg.
Nahezu gleichzeitig spürte der Kalmor eine heftige Erschütterung. Er hörte das Kreischen der aufbrechenden Ricodinhülle und wurde durch den Passagierraum gewirbelt. Das Shuttle schmierte ab. So viel erkannte Dorgyr, ehe das Fahrzeug aufschlug.
Er sah die Wand hinter dem Arkoniden bersten. Sekundenbruchteile später wurde der Weißhaarige von scharfkantigen Ricodinsplittern gespickt.
Dorgyrs Aufschrei verklang im Dröhnen einer heftigen Explosion. Sengende Hitze flutete über ihn hinweg. Sie verbrannte sein Gesicht und fraß sich tief ins Fleisch hinein. Mit letzter Kraft wollte der Mor’Daer sich aufraffen und der tödlichen Glut entfliehen …
… er schaffte es nicht mehr, auf die Beine zu kommen. Irgendwie spürte er noch, dass er der Länge nach hinschlug, und nahm mit erlöschendem Augenlicht wahr, dass die beiden Rothaarigen als lodernde Flammenbündel zusammenbrachen …
Für Dorgyr wurde alles bedeutungslos. CRULT … die Ressourcengalaxis Milchstraße … die Terminale Kolonne TRAITOR …
Der Kalmor begriff nicht einmal mehr, dass er in den Trümmern des abgestürzten Shuttles starb.
*
Das Abbild des Antakur von Bitvelt über dem Silberturm im Zentrum der Dienstburg war verweht. Nur der lautlose Schrei unbändiger Qual klang noch in Roi Danton nach. Nicht das Abbild hatte diesen Schrei ausgestoßen, dessen war sich der Terraner bewusst, sondern der Progress-Wahrer selbst.
Danton stand auf der Dachplattform des Effremi-Horstes Affkaru, und über seiner geöffneten Handfläche flirrten die letzten erlöschenden Stäubchen des verglühten Psi-Emitters.
In diesem Moment glaubte der Terraner, den Gegner erschreckend deutlich vor sich zu sehen. Antakur von Bitvelt, ein massiges Geschöpf aus hell leuchtender kristalliner Substanz. Nahezu zur Bewegungslosigkeit erstarrt im Innern der Anthrazit-Sphäre. Ein Gigant im wahrsten Sinn des Wortes. Ein Wesen aus einer anderen Welt mit seiner Größe von sechsundzwanzig Metern, und wer zu den beiden Köpfen aufschaute, musste sich zwangsläufig klein und unbedeutend fühlen. Der war ein armseliger kriechender Wurm im Schatten eines der wirklich Mächtigen und jenem auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.
Mit einer ärgerlichen Kopfbewegung wischte Danton diese Gedanken beiseite. Antakur von Bitvelt war keineswegs unbesiegbar, das hatte die mentale Schockwelle nach der Zündung des Psi-Emitters deutlich bewiesen.
Ein lebloses kristallines Standbild – so erschien der Progress-Wahrer wohl allen auf den ersten Blick. Dennoch spürte jeder, der Antakur nahe kam, das bedrohliche Leben in ihm. Eine beklemmende Ausstrahlung umgab dieses Geschöpf: düster, gefahrvoll und unheilschwanger.
In kauernder Haltung hatte sich das doppelköpfige Geschöpf in der Anthrazit-Sphäre niedergelassen – vor einer Zeitspanne, die Danton nicht ermessen konnte. Nicht einmal als Dualer Kapitän Dantyren hatte Perry Rhodans Sohn entsprechende Informationen erhalten.
Aus Antakurs breiten Schultern ragten vier Arme, die beiden äußeren drohend erhoben, die inneren im Schoß der sitzenden Gestalt liegend. So unsagbar langsam, wie Antakur von Bitvelt sich bewegte, waren möglicherweise Jahrhunderttausende vergangen, seit er den Zenter-Kreis von CRULT betreten hatte. Vielleicht sogar Jahrmillionen.
Der Progress-Wahrer redete nicht. Niemand sah ihn jemals atmen oder das Zucken eines Pulsschlags seine kristallinen Adern durchlaufen.
Die beiden extrem schmalen, humanoid wirkenden Köpfe bewegten sich dennoch. Hoch über jedem ehrfürchtigen Diener waren sie voneinander abgewendet und blickten jeder auf seine Seite. Wer die kugelförmige Sphäre betrat, konnte keine Regung erkennen – auch dann nicht, wenn er stundenlang in der Nähe des Progress-Wahrers blieb, um Befehle entgegenzunehmen. Kam derjenige nach Wochen oder Monaten wieder, fiel ihm vielleicht auf, dass die Köpfe ihren Winkel zueinander verändert hatten, als bewegten sie sich aufeinander zu.
Als lebe Antakur von Bitvelt auf mehreren Existenzebenen gleichzeitig, ging es Roi Danton durch den Sinn. Er ist eine kristalline Kreatur, deren Stoffwechsel unbekannten Gesetzmäßigkeiten folgt. Ein Atemzug von der Dauer eines Menschenlebens …
Antakurs Augen wirkten starr. Dennoch waren sie aus der Nähe gesehen von beklemmender Lebendigkeit. Und seine Gedanken liefen in der Schnelligkeit dieses Universums ab.
Was ist wirklich mit ihm?
Vielleicht, sagte sich Danton, würde er die Wahrheit nie erfahren. Und vielleicht war es sogar besser, nichts davon zu wissen, weil die Antwort seinen Schlaf kosten und ihn innerlich zerfressen würde.
Und die Ungewissheit? Die typisch menschliche, bohrende Neugierde, was sein könnte …?
Keuchend atmete Danton ein. Für ihn war es, als schrecke er in dieser Sekunde aus einer eigenartigen Trance auf.
Wie viel Zeit war vergangen, seit er den Psi-Emitter mit einem zornigen Gedanken gezündet hatte? Eine Minute? Zwei? Mit Sicherheit nicht mehr, denn er spürte noch das Toben in seinem Schädel und das taube Prickeln in den Adern, das ihn fürchten ließ, die Besinnung zu verlieren. Verbissen kämpfte er dagegen an.
Neben ihm war das Geräusch eines Körpers, der zu Boden fiel. Etwas Schweres schlug gegen Dantons Beine und ließ ihn bis an die Balustrade taumeln. Er stellte fest, dass Zerberoff zusammengebrochen war.
»Der Dual muss handlungsfähig bleiben …«
Das war Frownies Stimme. Der Oberstleutnant in der Maske eines Mor’Daer redete mit den Mikro-Bestien.
Danton wollte sich umwenden. Er musste wissen, ob Zerberoff nur bewusstlos geworden war oder den mentalen Schock womöglich nicht überstanden hatte. Trotzdem schaffte er es nicht, sich dem Dual zu widmen.
Wenige hundert Meter vor dem Effremi-Horst stürzte ein Lastengleiter ab. Danton sah die schwere Maschine trudeln. Sie prallte gegen eine Gebäudekuppel und schrammte darüber hinweg. Ein Feuerball loderte auf, zerplatzte wie ein Asteroid in der tieferen Atmosphäre eines Planeten, und die auseinanderwirbelnden Fragmente stürzten in die umliegenden Straßen.
Ein Shuttle im Landeanflug auf die unterste Ebene der Dienstburg wich den glühenden Trümmern aus. Zu einer derart schnellen Reaktion, erkannte Danton, war nur ein Autopilot fähig.
Doch ein zweiter Frachtgleiter sank gleichzeitig aus der Höhe herab. Der Zusammenstoß war unvermeidbar.
Das dumpfe Dröhnen des Aufpralls hörte der Terraner über vier oder fünf Kilometer hinweg. Die Teleoptik hatte er immer noch vor den Augen. Sie reagierte auf seine veränderte Blickweite und zeigte ihm die beiden Maschinen, als schwebten sie nur wenige Dutzend Meter vor ihm.
Der Frachter riss die Flanke des Shuttles der Länge nach auf. Von kleineren Explosionen eingehüllt, schmierten beide Maschinen ab. Sie stürzten an der ersten Terrassenstufe vorbei und schlugen im Randbereich der unteren Ebene auf. Brodelnd wuchs ein Rauchpilz in die Höhe.
»Roi, hilf mir!«
Danton wollte aufbrausen. Frownies Leichtsinn, ihn so anzusprechen, war unverzeihlich. Er besann sich gerade noch rechtzeitig, dass der Oberstleutnant keinen Fehler mehr begangen hatte. Die Maskerade war mit der Zündung des Feld-Emitters weitgehend überflüssig geworden. Ohnehin hing die Yrendir-Maske als schlaffe Hülle an seiner rechten Seite.
Die Schockwelle des Psi-Emitters machte selbst Danton als Mentalstabilisiertem zu schaffen. Er spürte Verwirrung und Zögern und musste sich zum Handeln zwingen. Obwohl er den Effekt zweifellos wesentlich besser verarbeitete als der psibegabte Zerberoff.
Frownie versuchte vergeblich, den Dualen Kapitän wieder auf die Beine zu bringen. Zerberoffs Köpfe stießen haltlos aneinander. Wie bei einer Marionette, deren Fäden zerschnitten worden waren.
Danton hätte nicht zu sagen vermocht, ob er Bedauern fühlte. Zerberoff war sein größter Feind gewesen. Seit der Neutralisierung seiner »Krallen des Laboraten« agierte er als Freund. Was zählte mehr? Zerberoff hatte ermöglicht, dass sie ungehindert auf CRULT weilten und die Führung der Terminalen Kolonne in der Milchstraße angriffen.
Der Echsenschädel kippte Danton entgegen, als er Zerberoff an der rechten Schulter packte. Die Panoramaklappen, die dem Mor’Daer einen Blickwinkel von 270 Grad ermöglichten, hatten sich verschoben.
Gemeinsam wuchteten Frownie und Danton den Dual hoch. Während der Terraner und die schlangengesichtige Hälfte des Kapitäns einander fast berührten, öffnete Zerbone für wenige Sekunden die Augen.
»Ich lebe noch«, zischelte der Mor’Daer kaum verständlich. »Ärgert dich das, Dantyren? Du bist das Problem nicht losgewor…« Gurgelnd kippte der Echsenkopf zur Seite.
»Er ist wieder bewusstlos«, vermutete Frownie.
Danton nickte schwach. Ihm war keineswegs entgangen, dass die Aroff-Hälfte die Besinnung noch gar nicht zurückerlangt hatte; in der Hinsicht schien der Mor’Daer stabiler zu sein.
Was Zerbone gesagt hatte, ging dem Terraner allerdings nicht mehr aus dem Sinn. Irritiert fragte er sich, ob der Mor’Daer recht hatte. War der Duale Kapitän für ihn wirklich nur Mittel zum Zweck?
Perry Rhodan hätte dem Dual sofort die Hand zur Versöhnung gereicht. Natürlich, wie konnte es auch anders sein? Aber Roi Danton war nicht wie sein Vater. Ihn hatte das Leben keineswegs nur beschenkt, es hatte ihn hoch emporgehoben und ebenso schnell in die Tiefen des Daseins abstürzen lassen. Er war verbittert geworden. Jemand, der nicht mehr schnell vergab, der hart gegen sich und andere reagierte.
*
Sinnend hielt Rinka Porol inne. Der Blick ihrer drei Augen taxierte Danton nachdenklich, als könne sie allein auf diese Weise in Erfahrung bringen, was der Terraner dachte. Den Ionenstift hielt sie fest mit allen sieben Fingern umschlossen.
Nur sekundenlang verharrte die Mikro-Bestie derart angespannt. Sie empfand sich selbst als weiblich. Alle anderen Chaos-Assassinen, denen Roi Danton in der Skapalm-Bark DERUFUS zur Freiheit verholfen hatte, wären nie auf die Idee einer speziellen geschlechtlichen Zuordnung gekommen.
Rinka führte den Ionenstift hastiger als zuvor über ihr Schreibpad. So vieles kam ihr in dem Moment in den Sinn, dass sie Mühe hatte, ihre Überlegungen rasch genug zu notieren. Sie fürchtete, nur Fragmente zu hinterlassen. Dabei war eine große und epochale Zeitenwende angebrochen. Jede für die Zukunft überlieferte Darstellung eines Augenzeugen erschien Rinka unbezahlbar.
Wie er so dasteht und sich konzentriert, ist er ein unvergänglicher Held.
In ihrer Erregung vergaß Rinka sogar zu atmen. Permanente Anspannung steckte in ihren Gliedern.
Roi Danton hat das Zeug, den Progress-Wahrer zu vernichten. Ich darf ihn schon deshalb nicht aus den Augen lassen. Es ist ein überwältigender Anblick, diesen Mann zu sehen und an seiner Seite die schlaffe Hülle der Yrendir-Maske. Als hätte er seine zweite Dualhälfte mit bloßen Händen erwürgt und überlebt. Ob Danton sich selbst darüber im Klaren ist, welch tiefen Eindruck er auf andere hinterlässt?
Rinka löschte mehrere Sätze, die ihr zu pathetisch klangen.
Mit der Zündung des Psi-Emitters hat Danton den Progress-Wahrer herausgefordert, fuhr sie hastig fort.