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In der Kernzone von Hangay - ESCHER erkennt seine Grenzen Die Lage für Perry Rhodan und die Menschheit ist verzweifelt: Eine gigantische Raumflotte, die Terminale Kolonne TRAITOR, hat die Milchstraße besetzt. Sie wirkt im Auftrag der Chaotarchen, und ihr Ziel ist kompromisslose Ausbeutung. Die Milchstraße mit all ihren Sonnen und Planeten soll als Ressource genutzt werden, um die Existenz einer Negasphäre abzusichern. Dieses kosmische Gebilde entsteht in der nahen Galaxis Hangay - ein Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden. Mit verzweifelten Aktionen gelingt es den Menschen auf Terra und den Planeten des Sonnensystems, dem Zugriff der Terminalen Kolonne standzuhalten. Sie verschanzen sich hinter dem TERRANOVA-Schirm und versuchen, die Terminale Kolonne zu stören. Nachdem es gelang, den Progresswahrer der Milchstraße samt seiner Dienstburg auszuschalten, geht der galaktische Widerstand nunmehr in die Offensive und drängt gen Hangay - das allerdings für normale Raumschiffe faktisch nicht zugänglich ist. Diesen Zugang zu schaffen, dafür ist unter anderem die Parapositronik ESCHER vor Ort. Womit niemand rechnet, sind allerdings DIE PROGNOSTIKER...
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Seitenzahl: 131
Veröffentlichungsjahr: 2014
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Nr. 2480
Die Prognostiker
In der Kernzone von Hangay – ESCHER erkennt seine Grenzen
Uwe Anton
Die Lage für Perry Rhodan und die Menschheit ist verzweifelt: Eine gigantische Raumflotte, die Terminale Kolonne TRAITOR, hat die Milchstraße besetzt. Sie wirkt im Auftrag der Chaotarchen, und ihr Ziel ist kompromisslose Ausbeutung.
Die Milchstraße mit all ihren Sonnen und Planeten soll als Ressource genutzt werden, um die Existenz einer Negasphäre abzusichern. Dieses kosmische Gebilde entsteht in der nahen Galaxis Hangay – ein Ort, an dem gewöhnliche Lebewesen nicht existieren können und herkömmliche Naturgesetze enden.
Mit verzweifelten Aktionen gelingt es den Menschen auf Terra und den Planeten des Sonnensystems, dem Zugriff der Terminalen Kolonne standzuhalten. Sie verschanzen sich hinter dem TERRANOVA-Schirm und versuchen, die Terminale Kolonne zu stören.
Nachdem es gelang, den Progresswahrer der Milchstraße samt seiner Dienstburg auszuschalten, geht der galaktische Widerstand nunmehr in die Offensive und drängt gen Hangay – das allerdings für normale Raumschiffe faktisch nicht zugänglich ist. Diesen Zugang zu schaffen, dafür ist unter anderem die Parapositronik ESCHER vor Ort. Womit niemand rechnet, sind allerdings DIE PROGNOSTIKER …
ESCHER – Die Parapositronik rechnet und rechnet und rechnet …
Dr. Laurence Savoire – Der Erste Kybernetiker fürchtet eine frühzeitige Entdeckung.
Isokrain – Der Kosmitter muss sich als Problemlöser betätigen.
Pal Astuin und Merlin Myhr – Zwei Avatare machen sich rar.
Warding Atarin –
Hangay
3. Mai 1347 NGZ
Noch zwanzig Meter, dann ist es vorbei, dachte Isokrain. Dann werden sie die ersten Komponenten ESCHERS entdecken. Und das wäre gleichbedeutend mit dem Ende der Mission.
Er ließ die Mor’Daer und Ganschkaren nicht aus den Augen. Angeführt wurden sie von einem Kalbaron, einem nicht gerade undeutenden Offizier der Kolonne. Es war zugleich der höchstmögliche Rang für einen Schlangenkopf, der aber immerhin ausreichte, Kommandant sogar eines Kolonnen-Forts zu werden. Wahrscheinlich wartete der Soldat darauf, von der Kolonnen-Fähre AGYYRE durch den Kernwall Hangay gebracht zu werden, um dahinter ein Kommando zu übernehmen, und wollte sich bis dahin die Zeit vertreiben oder besonderen Diensteifer an den Tag legen.
Der Mor’Daer blieb stehen und hob eine Hand.
Die Bewegung wirkte schwerfällig. Seine martialische Uniform war mit dermaßen vielen Zusatzpanzerungen versehen, dass sie ihn stark behinderte, und Isokrain wunderte sich, was er mit der überschweren Bewaffnung, die er trug, im Versorgerbereich unterhalb der Weltkugel des Weltweisen anfangen wollte. Ein paar Salven mit diesen Waffen würden genügen, um die Hülle des Unterbaus zu durchschlagen.
Die sechs Mor’Daer, die dem Kalbaron folgten, standen auf sein Zeichen stramm. Die vier Ganschkaren in ihrer Mitte steckten die Vogelköpfe zusammen und schnatterten aufgeregt miteinander.
Von ihnen ging die eigentliche Gefahr aus. Sie als Wissenschaftler würden am schnellsten erkennen, dass etwas nicht stimmte. Die hier vorhandenen Komponenten ESCHERS entsprachen nicht im Geringsten irgendeiner Kolonnen-Technik, nicht einmal einer, die Millionen von Jahren alt und entsprechend andersartig war. Die Soldaten würden vielleicht die fremde Technik zur Kenntnis nehmen und es dabei bewenden lassen, die Ganschkaren jedoch nicht.
Sorgen bereiteten dem Kosmitter auch die Roboter, die die Nachhut des Inspektionskommandos bildeten. Es waren zwar zum Kampf geeignete Maschinen, aber ihre eigentliche Aufgabe bestand darin, Aufzeichnungen für eine weitere Datenauswertung zu machen.
Wie hatten wir nur glauben können, es würde so einfach werden?, dachte Isokrain.
Die Kolonnen-Fähre AGYYRE, die die Weltkugel des Weltweisen von Azdun und – ohne das Wissen der Besatzung – die Parapositronik ESCHER beförderte, wartete seit einigen Stunden vor dem Kernwall Hangay auf die Passage ins Innere. Aus irgendeinem Grund, der dem Kosmitter nicht bekannt war, verzögerte sie sich jedoch. Und das begriff die Mannschaft der Fähre, vor allem jener Kalbaron, als Gelegenheit, die Weltkugel als just aufgesammelten exotischen Neuankömmling unter die Lupe zu nehmen.
Wenn sie die Parapositronik entdeckten und den Fund meldeten, würden ESCHER und der Weltweise von Azdun niemals die Kernzone Hangay erreichen. Dann würde es ihnen nicht möglich sein, dort GLOIN TRAITOR zu infiltrieren, die Steuerzentrale für den Grenzwall und den Kernwall Hangay.
Dann war ihre Mission gescheitert, bevor sie eigentlich richtig begonnen hatte.
Isokrain blieb keine Wahl mehr. Er musste eingreifen.
Der Kalbaron erteilte einen Befehl, senkte die Hand, und die Ganschkaren und Mor’Daer schwärmten in Zweiergruppen aus. Schon nach wenigen Schritten verloren sie einander aus den Augen.
Sehr schön, dachte der Kosmitter. Das kam ihm entgegen.
Er teleportierte.
*
Er materialisierte in den Tiefen des Versorgertrakts und wechselte augenblicklich auf eine zwischengeordnete Existenzebene. In diesem Zustand erschien er einem zufälligen Beobachter allenfalls als halb transparente, schimmernde Gestalt und konnte überdies von keinerlei Überwachungseinrichtungen wahrgenommen werden. Im Regelfall wurde er von »Normalsterblichen« überhaupt nicht bemerkt.
In diesem Augenblick war Isokrain dankbarer denn je, dass der Weltweise ihn mit einem Aktionskörper ausgestattet hatte und er in Form eines Avatars handeln konnte. Seine Gestalt wies alle Eigenschaften eines normalen materiellen Körpers auf, doch der Unsterbliche, mit dem er die letzten 20 Millionen Jahre verbracht hatte, hatte sie darüber hinaus beträchtlich verbessert.
Aufgerüstet sozusagen.
Er befand sich jetzt vor den Mor’Daer und Ganschkaren, die immer tiefer in die Korridore eindrangen. Das Licht war trüb und trügerisch, doch das behinderte ihn nicht.
Völlig sicher bewegte er sich durch die engen Gänge des würfelförmigen Versorgungsbereichs mit etwa 120 Metern Kantenlänge, vorbei an zahlreichen Maschinenkomplexen, die fast alle inaktiv waren. Hinter Türen verbargen sich Unterkünfte. Er passierte kleine Reaktoren, dann einen Komplex mit Funk- und Ortergeräten, schließlich ein Aggregat, das den gesamten Bereich mit einem Prallschirm umgeben konnte.
Fehlt nur noch ein Antrieb, und man hätte ein kleines Raumschiff vor sich, dachte er mit einem Anflug von Ironie.
Aber er durfte sich nicht ablenken lassen. Die Zeit drängte. Ein Gedanke, und sein Körper wurde wieder stofflich. Auch diese Fähigkeit hatte die Macht des Weltweisen ihm verliehen.
Die beiden Ganschkaren, die er sich als Erste vornehmen wollte, waren knapp zehn, fünfzehn Meter entfernt. Doch noch konnte er sich ihnen nicht widmen.
Eins nach dem anderen …
Er schied einige Nano-Kolonnen aus, die er in seinem Körper auf Vorrat gebildet hatte, und lenkte sie an ihre Ziele. Dieser Vorgang erforderte kaum eine bewusste Anstrengung.
Er war ein Nano-Brüter. Dabei handelte es sich um eine möglicherweise paranormale Fähigkeit der Insk-Karew, über deren Natur er selbst sich nicht im Klaren war: Sein Körper konnte größere Mengen von Nano-Kolonnen erzeugen, die sich zur Manipulation beliebiger Rechnersysteme oder Schaltanlagen eigneten. Dazu benötigte er allerdings Grundstoffe in Form von Nano-Breitband-Delikatessen, wie er sie nannte. Die gab es zum Glück in hoch technisierten Umgebungen im Überfluss.
Wahrscheinlich war er, vor Millionen von Jahren, nur wegen dieser Fähigkeit vom Bruderstand der Kosmitter akzeptiert und aufgenommen worden. Nur wegen einer Laune der Natur hatte er sich als Streiter für die Mächte der Ordnung etabliert, als Helfer der Ritter der Tiefe: eine Rolle, die ihn schließlich in die Negane Stadt geführt hatte, wo er in Gefangenschaft geraten war und dann Kontakt mit dem Weltweisen aufnehmen konnte.
Isokrain trat aus dem Schatten eines Reaktors in den Weg der beiden Ganschkaren. Wie angewurzelt blieben die ornithoiden Wesen stehen und starrten ihn an. Auf den großen, gekrümmten Schnäbeln trugen die dürren, hochgewachsenen Vogelähnlichen überdimensional große, randlose Datenbrillen, die nun hektische Farbenspiele zeigten. Die grauen Federkleider ihrer Köpfe sträubten sich.
Bevor sie reagieren konnten, setzte der Kosmitter seine Paragabe der Suggestion ein – neben der Teleportation eine zweite Fähigkeit, mit der der Weltweise seinen Aktionskörper ausgestattet hatte. Seine alte Persönlichkeit war Isokrain zwar geblieben, doch er hatte schnell gelernt, seine neuen Gaben zu schätzen.
Alles ist in Ordnung, richtete er seine Gedanken auf die Eindringlinge. Es gibt hier nichts zu entdecken. Alles ist in Ordnung.
Einen Moment lang schienen ihn die Ornithoiden unschlüssig zu mustern, dann wirkte die Beeinflussung. Die Ganschkaren entspannten sich sichtlich. »Alles ist in Ordnung«, wiederholten sie synchron im Einklang mit seinen Gedanken.
Isokrain atmete auf.
Doch seine Erleichterung wich, als er neben sich ein lautes Klacken hörte, dann einen überraschten Schrei. Er wirbelte herum. Zwei Mor’Daer waren den Wissenschaftlern in einigem Abstand gefolgt, um sie vor möglichen Gefahren zu schützen, und hatten ihn entdeckt.
Sie richteten ihre Waffen auf ihn, und bevor er sie mit seinen suggestiven Fähigkeiten erreichen konnte, schossen sie gleichzeitig.
*
Isokrain spürte den Schmerz, als die Strahlen auf seinen Körper trafen, doch sonst geschah nichts.
Paralysatoren!, dachte er. Die Mor’Daer waren so vernünftig gewesen, auf den Einsatz von Energiewaffen zu verzichten.
Ob sie keine Kollateralschäden anrichten oder das Leben des Unbekannten verschonen wollten, damit er später verhört werden konnte, wusste der Kosmitter nicht zu sagen. Es interessierte ihn in diesem Augenblick auch nicht besonders.
Er nutzte die Chance, die sich ihm trotz seiner unverzeihlichen Nachlässigkeit bot. Der Weltweise von Azdun hatte seinen Aktionskörper gegen Waffen wie Paralysatoren unempfindlich gemacht, doch damit hatten die Mor’Daer natürlich nicht rechnen können.
Alles ist in Ordnung, richtete er seine Gedanken auf die schlangenköpfigen Soldaten. Es gibt hier nichts zu entdecken. Alles ist in Ordnung … Eigens für die Mor’Daer fügte er noch hinzu: Alles ist sicher. Schließlich waren sie für die Sicherheit an Bord zuständig und nahmen ihre Aufgabe sehr ernst.
Er spürte, wie die Mor’Daer aufbegehrten, sich gegen den suggestiven Einfluss wehrten, doch bevor sie ihn endgültig abschütteln konnten, hatte er die tiefenhypnotischen Befehle in den Schlangenköpfen verankert. Sie senkten ihre Waffen, und er konnte sich wieder den Vogelwesen widmen. Nach wenigen Sekunden drehten sie sich gefügsam um und folgten den Mor’Daer den Weg zurück, den sie gekommen waren.
Der Kosmitter teleportierte erneut. Diesmal war er vorsichtiger, wechselte auf die zwischengeordnete Existenzebene und überzeugte sich, dass keine Mor’Daer in der Nähe waren, bevor er die beiden anderen Ganschkaren suggestiv beeinflusste. Dann nahm er sich die restlichen Schlangenköpfe vor, lauerte ihnen jeweils allein auf, sodass er seine Fähigkeiten einsetzen konnte, ohne Gefahr zu laufen, noch einmal überrascht zu werden.
Immer wieder dieselbe Botschaft: Alles ist in Ordnung. Alles ist sicher. Es gibt hier nichts zu entdecken.
Den Kalbaron sparte er sich bis zum Schluss auf, denn dieser wurde von den beiden Robotern begleitet. Und die würden sich wohl kaum von suggestiven Para-Fähigkeiten beeinflussen lassen.
Isokrain musste ein gewisses Risiko eingehen.
*
Er materialisierte vor dem Trio und versuchte, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Zum einen überschüttete er den Mor’Daer mit suggestiven Impulsen und veranlasste ihn, den Robotern zu befehlen, das Feuer nicht zu eröffnen. Die beiden Kampf-Überwachungs-Einheiten reagierten jedoch schneller als ein organisches Wesen und gemäß ihrer Programmierung: Ein Unbekannter, der überraschend aus dem Nichts vor ihnen auftauchte, war als Bedrohung einzustufen. Sie hoben die Waffenarme und richteten sie auf ihn.
Der Kalbaron stieß unverständliche Laute aus. Er hatte die Gefahr erkannt und wollte den Befehl erteilen, den Eindringling festzunehmen, doch Isokrains Einfluss arbeitete dagegen. Die Roboter zögerten, verharrten in ihren Bewegungen. Sie interpretierten das Verhalten ihres Vorgesetzten als Angriff und versuchten, dem entgegenzuwirken.
Die Abstrahlfelder der Waffen leuchteten auf.
Im nächsten Augenblick erloschen sie wieder, und die beiden Roboter drehten sich jeweils einmal um ihre eigene Achse.
Isokrain stieß Luft aus seinem rudimentären Ur-Tracheensystem aus. Die befohlene Reaktion … Die Gefahr war vorbei.
Die Nano-Kolonnen, die er ausgeschickt hatte, hatten ihr Ziel gefunden. Sie hatten die Roboter erreicht und die Kontrolle über die Maschinen übernommen. Nun sendeten sie dieselbe Botschaft, die er den Ganschkaren und Mor’Daer eingepflanzt hatte: Alles ist in Ordnung. Es gibt hier nichts zu entdecken.
Er verstärkte den suggestiven Einfluss auf den Kalbaron und unterwarf ihn nun ohne Schwierigkeiten. Gleichzeitig empfing er über die in seinem Körper verbliebenen Nano-Elemente die Informationen, die die externen Kolonnen an ihn übermittelten, und erteilte ihnen Anweisungen. Sie manipulierten die Kurzzeit-Speicher der Roboter, verweilten aber in den Maschinen, um mit aller gebotenen Sorgfalt jede mögliche Erinnerung an die Ereignisse, etwa in anderen Speichern, auszumerzen.
Der Kalbaron drehte sich um und kehrte zum Eingang des Versorgungstrakts zurück, um sich dort mit seinen Untergebenen zu treffen.
Isokrain hatte es geschafft. Er hatte seine Manipulation vollendet, bevor die Inspekteure an den ersten kritischen Punkt gelangt waren. Er musste sich nur umdrehen, um das erste Gebäudeteil ESCHERS zu sehen, das in den Versorgertrakt integriert war.
Doch wen interessierte das schon? Die Mor’Daer, Ganschkaren und Roboter jedenfalls nicht mehr.
Atarin
»Wir gehen rein!«, befahl Warding Atarin.
Ein Gefühl fiebriger Erregung überkam ihn, wurde aber sofort verdrängt von entsetzlicher Besorgnis. Er wusste, was ihn hinter dieser Tür erwartete. Er hoffte inbrünstig, dass er falschlag oder sich irrte, glaubte jedoch selbst nicht daran.
Konnte nicht daran glauben.
»Verstanden«, bestätigten Arna und Oksa Chakilian gleichzeitig. Die beiden Ekhonidinnen standen rechts und links dicht hinter ihm.
Er konnte ihren Atem an seinem Haaransatz spüren, ihn sogar riechen. Arnas duftete nach Blumen, Oksas kam ihm leicht säuerlich vor, wie immer bei Einsätzen. Ihre Magensäfte spielten verrückt.
Täuschte er sich, oder hörte er das synchrone Klicken, mit dem zwei schwere Kombistrahler entsichert wurden?
»Auf mein Zeichen«, sagte er. »Bei drei. Alle Defensivsysteme aktiviert. Vergesst nicht, wir haben nur zwei Minuten, höchstens, dann müssen wir raus.«
Sie befanden sich zwar in einer unterirdischen Arbeitersiedlung, in der man es mit der Sicherheit ziemlich locker nahm, doch die Tu-Ra-Cel, der Geheimdienst des Imperiums, war auf Arkon III nie weit. »Eins.«
Tark, dachte er, während die Zeit sich schier endlos dahinzog.
Es war sein Fehler gewesen.
Er hätte niemals zulassen dürfen, freundschaftliche Gefühle zu seinem Einsatzleiter zu entwickeln. Nicht in ihrem Gewerbe. Nicht, wenn der Tod jederzeit zuschlagen konnte und der Feind genauso grausam war wie ein Ushiran und nicht minder schlau und listig.
»Zwei.«
Und doch, in den sechs Jahren, die sie sich nun kannten, hatte sich etwas zwischen ihnen entwickelt, was weit über eine berufliche Beziehung hinausging. Er hatte sich nicht nur an Tark Kluf gewöhnt; der »alte Mann«, wie er von den meisten der ihm unterstellten Agenten des Terranischen Liga-Dienstes genannt wurde, war wichtig für ihn geworden, fast zu so etwas wie einem Vater, der ihm mit der Zeit vielleicht sogar enger ans Herz gewachsen war als sein biologischer Erzeuger.
Er hatte gewusst, worauf er sich eingelassen hatte, als er Gefühle zuließ, und nun würde er es bedauern. Der Schmerz würde sich wie ein Mühlstein um seinen Hals legen und ihn nach unten ziehen und nie wieder loslassen.
Aber vielleicht … vielleicht gab es ja doch noch eine Spur Hoffnung. Vielleicht hatte er sich ja geirrt, und …
Unsinn, dachte er. Sosehr er es auch hoffte, er war Realist.
»Drei«, sagte er, um die quälenden Gedanken endgültig zu unterdrücken, und schoss. Auf den Sekundenbruchteil genau vereinigte sich der Desintegratorstrahl seiner Kombiwaffe mit zwei weiteren, und die Tür des Appartements verwandelte sich in grüne Schwaden, die an Ort und Stelle wallten und ihm einen Moment lang die Sicht nahmen, und ebenso grünem atomarem Feinstaub, der zu Boden rieselte.
Wo sich gerade noch eine Tür befunden hatte, bot sich ihnen nun kein Hindernis mehr.
Ehe das Gas tiefer sinken konnte, machte Warding einen Satz durch den Dunst.
Auf seinem Holo-Visier wurde eine Vielzahl von Ortungen eingespielt, die wichtigsten leuchtend rot hervorgehoben.
Keine Lebenszeichen, eine nicht spezifizierte energetische Anomalie.
Vorsicht!, dachte er. Eine getarnte Person ist hier! Wahrscheinlich die, die Tark angegriffen hat!
Er sicherte mit dem Kombistrahler, deckte mit einer fächernden Bewegung den gesamten Raum ab, von der rechten bis zur linken Wand.
Keine unmittelbare Gefahr. Aber wo ist der Unsichtbare? Allerdings handelte es sich bei dem Appartement kaum um das normale Quartier eines Kolonialarkoniden aus der Arbeiterschaft der Industrie- und Rüstungswelt.
Atarin erkannte auf den ersten geschulten Blick, dass die gängigen Gebrauchsgegenstände nur Fassade und wohl kaum als das funktionsfähig waren, was sie darstellen sollten. Hinter den Servoautomaten der Küchenzeile verbargen sich Kodierpositroniken, hinter den Trivid- und Holo-Projektoren Rechner oder Terminals zu externen Datenbanken.
Aber das alles interessierte ihn in diesem Augenblick nicht.