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Der Atopische Konduktor - und ein Opfer, das viele rettet Seit die Menschheit ins All aufgebrochen ist, hat sie eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Längst sind die Terraner in ferne Sterneninseln vorgestoßen, wo sie auf raumfahrende Zivilisationen und auf die Spur kosmischer Mächte getroffen sind, die das Geschehen im Universum beeinflussen. Mittlerweile schreiben wir das Jahr 1517 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ). Die Milchstraße steht weitgehend unter dem Einfluss des Atopischen Tribunals. Dessen Richter behaupten, nur sie könnten den Weltenbrand aufhalten, der sonst unweigerlich die Galaxis zerstören würde. Auf diese Weise zementiert das Tribunal in der Milchstraße seinen Machtanspruch, während der Widerstand dagegen massiv aufrüstet. Perry Rhodan und die Besatzung des Fernraumschiffes RAS TSCHUBAI haben in der fernen Galaxis Larhatoon in Erfahrung gebracht, dass das eigentliche Reich der Richter die Jenzeitigen Lande sind. Mit Atlan steht dem Terraner der einzig geeignete Pilot für den Flug zur Verfügung, doch nur ein Richterschiff vermag diesen Flug auch durchzustehen. Zurück in der Milchstraße, entwickeln Perry Rhodan, Atlan und der ehemalige Arkon-Imperator Bostich einen Plan zur Eroberung der CHUVANC, des Raumers von Richter Chuv, der sich im Arkonsystem aufhält. Dort grassiert das FINSTERFIEBER ...
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Veröffentlichungsjahr: 2015
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Nr. 2792
Finsterfieber
Der Atopische Konduktor – und ein Opfer, das viele rettet
Uwe Anton
Seit die Menschheit ins All aufgebrochen ist, hat sie eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Längst sind die Terraner in ferne Sterneninseln vorgestoßen, wo sie auf raumfahrende Zivilisationen und auf die Spur kosmischer Mächte getroffen sind, die das Geschehen im Universum beeinflussen.
Mittlerweile schreiben wir das Jahr 1517 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ). Die Milchstraße steht weitgehend unter dem Einfluss des Atopischen Tribunals. Dessen Richter behaupten, nur sie könnten den Weltenbrand aufhalten, der sonst unweigerlich die Galaxis zerstören würde. Auf diese Weise zementiert das Tribunal in der Milchstraße seinen Machtanspruch, während der Widerstand dagegen massiv aufrüstet.
Perry Rhodan und die Besatzung des Fernraumschiffes RAS TSCHUBAI haben in der fernen Galaxis Larhatoon in Erfahrung gebracht, dass das eigentliche Reich der Richter die Jenzeitigen Lande sind. Mit Atlan steht dem Terraner der einzig geeignete Pilot für den Flug zur Verfügung, doch nur ein Richterschiff vermag diesen Flug auch durchzustehen.
Zurück in der Milchstraße, entwickeln Perry Rhodan, Atlan und der ehemalige Arkon-Imperator Bostich einen Plan zur Eroberung der CHUVANC, des Raumers von Richter Chuv, der sich im Arkonsystem aufhält. Dort grassiert das FINSTERFIEBER ...
Gucky – Der Ilt ist noch nicht wieder ganz der Alte.
Atlan – Der Unsterbliche geht gegen das Atopische Tribunal vor.
Bostich – Der Imperator nutzt seine Schwerter und Möglichkeiten.
Gholdorodyn und Eldhoverd
Fieber: Erhöhte Körpertemperatur als Antwort eines Organismus auf unbestimmte Krankheiten; kann tödlich verlaufen.
Auch bei Keloskern.
1.
»Es beginnt!«
28. Juli 1517 NGZ
»Medoroboter!«, rief Atlan.
Schon schwebten sie heran: zwei kugelförmige Gebilde von jeweils einem halben Meter Durchmesser. Sie verharrten über dem Ilt und den beiden schwer verletzten Onryonen, fuhren Tentakel mit Messinstrumenten und Injektoren aus und untersuchten die Lebewesen, die ihrer Hilfe bedurften.
Gucky richtete sich schon wieder auf. Er wollte den Medorobot mit einer unwirschen Handbewegung verscheuchen. Die Kugel verharrte hartnäckig über ihm, erfasste seinen Körper mit einem fast transparenten, gelblich schimmernden Scanstrahl. Die Färbung sollte verhindern, dass jemand während einer Untersuchung versehentlich in den Strahl griff.
»Mir geht es gut!«, murrte der Mausbiber. »Ich habe mir nur etwas viel zugemutet. Die Entfernung war ziemlich hoch.«
Atlan betrachtete Gucky. Der Ilt hatte erst vor Kurzem die Fähigkeit zu teleportieren zurückerlangt und war längst nicht der Alte. Dennoch hatte er nicht gezögert und die beiden Onryonen per Teleportation aus ihrem explodierenden Beiboot gerettet.
Der Arkonide nickte. Sofort ließ der Medoroboter von dem Ilt ab und wandte sich dem weiblichen Onryonen zu.
Der Blick des Arkoniden glitt durch die Zentrale der SIMILDE. Bis auf Fender Baucis und Gholdorodyn befanden sich alle vor Ort. Die Terranerin und der Kelosker nutzten den Flug nach Naat in ihren Kabinen für eine kurze Ruhepause. Eldhoverd betrachtete reglos das Geschehen, Bruce Cattai saß im Sessel des Piloten, und der Oxtorner Tacitus Drake bemühte sich, aufmerksam und wachsam dreinzuschauen.
Der männliche Onryone krümmte sich. Er hustete Blut. Meterweit flogen die Tropfen durch die Zentrale. Atlan trat einen Schritt beiseite, damit es ihn nicht traf.
Der Onryone riss die Augen auf und schloss sie wieder. Kurz leuchtete sein Emot scharlachrot auf, bevor er in Ohnmacht fiel.
Der Medorobot versuchte, ihn zu stabilisieren, verabreichte ihm eine Injektion. »Bei beiden Patienten schwere körperliche Schäden«, konstatierte er. »Verbrennungen, nicht diagnostizierbare innere Verletzungen. Die vorliegenden Informationen über diese Spezies reichen nicht aus, um eine erfolgreiche Behandlung zu gewährleisten.«
»Ihr aktueller Zustand?«
»Traumatisiert, nicht bei Bewusstsein.«
»Behandlungsvorschlag?«
»Ein Aufenthalt in der Medostation ist unabdingbar. Wir versuchen, mit einer Nährflüssigkeit die Verbrennungen zu heilen, und kümmern uns um die inneren Verletzungen.«
»Findet heraus, ob sie am Finsterfieber erkrankt sind. Alle bekannten Informationen darüber wurden in die Datenbank eingegeben. Das meiste stammt von den larischen Rebellen. Mehr steht uns leider nicht zur Verfügung. Ihr müsst mit dem auskommen, was wir haben.«
»Verstanden.« Behutsam erfassten die Roboter die Onryonen mit Traktorstrahlen und zogen sie aus der Zentrale.
Atlan musterte den Mausbiber. »Geht es dir wirklich gut?«
»Nur die Erinnerungen ... Das Beiboot stand kurz vor der Explosion. Die Schirme waren zusammengebrochen, sonst wäre ich gar nicht hineingekommen. Es befanden sich weitere Onryonen an Bord, mindestens fünf, Geniferen, glaube ich, aber ich konnte nichts für sie tun. Ich ergriff die beiden in der Zentrale, weil sie bewegungslos dort lagen. Ich glaube, in dem Augenblick, in dem ich teleportierte, ist das kleine Schiff explodiert ... Es war knapp, Arkoniden-Häuptling, sehr knapp ...«
»Danke. Das war sehr mutig von dir.«
Nach der Explosion des onryonischen Beiboots hatte Bruce Cattai wieder Kurs auf Naat gesetzt. Sie würden den fünften Planeten des Baagsystems, wie es nun nach atopischer Vorgabe hieß, in Kürze erreichen.
*
Atlan blickte auf. Die Fernortung erfasste den Planeten Naat und generierte in der Zentrale der SIMILDE eine schematisierte dreidimensionale Darstellung. Zuerst glaubte er an einen Fehler, als das dazugehörige Datenholo angab, der Planet habe 27 Monde.
Dann schlug er sich mit der flachen Hand an die Stirn.
Selbst wenn man über ein fotografisches Gedächtnis verfügte, durfte man die Macht der Gewohnheit niemals unterschätzen. Wenn man über 10.000 Jahre lang gewusst hatte, dass die zweitgrößte Welt des Arkonsystems, der direkte Nachbar der eigenen Heimatwelt, 26 Monde hatte, dachte man nicht unbedingt daran, dass vor Kurzem ein 27. hinzugekommen war.
Luna. Der Erdmond.
Technogeflecht überzog den Himmelskörper, der nun als Naat 4 geführt wurde, ein hässliches, wucherndes Geschwür, das dessen Oberfläche bedeckte. Der Anblick war für den Arkoniden schwer zu ertragen, zumal auch Arkon III von dem grünlichen Geflecht umschlossen wurde. Dieses System war seine Heimat! Und seine Heimat wurde im Augenblick auf geradezu perverse Art und Weise verändert, umgestaltet im Sinne der Atopischen Ordo, die der Milchstraße im Namen des Friedens aufgezwungen werden sollte.
Atlan fragte sich, wie es den Onryonen gelungen war, die innere gravitationelle Stabilität des geschlossenen Systems aus dem Riesenplaneten und der Vielzahl seiner Monde zu stabilisieren. Wenn ein Objekt von der Größe und Masse von Luna in solch ein fragiles Gefüge geschleudert wurde, musste es darin unweigerlich zu Störungen kommen. Das Arkonsystem war jedoch abgeschottet; die neuen Machthaber gaben derartige Informationen nicht heraus.
Eine Nachricht aus der Medostation lenkte ihn ab. Erleichtert las er die Meldung. Die Onryonen waren stabilisiert. »Gucky?«
Der Ilt streckte die Hand aus. Täuschte Atlan sich, oder hatte er dabei wieder kurz gezögert?
Der Arkonide ergriff sie, und sie teleportierten.
Als sie in der Medostation materialisierten, konnte Atlan nicht sagen, ob sie den kurzen Sprung wie gewohnt in Nullzeit vollzogen hatten oder ob er länger gedauert hatte.
Die Roboter hatten die Verletzten in Tanks mit antiseptischen Heilflüssigkeiten gelegt, die sie vollständig bedeckten. Die Onryonen schienen friedlich zu schlafen.
Ein Medoroboter schwebte zu Atlan. »Wir haben den Heilungsprozess der beiden Onryonen in Gang gesetzt. Ihr Zustand ist stabil. Eine Prognose kann ich nicht stellen. Dafür liegen nicht genug allgemeine Daten vor.«
»Habt ihr sie auf das Finsterfieber überprüft?«
»Die beiden Onryonen sind schwer verletzt, aber nicht am Finsterfieber erkrankt.« Die Medoeinheit war terranischer Herkunft, doch mithilfe der gestohlenen onryonischen Handkommunikationseinheit hatte sich der Bordrechner der SIMILDE ins interne onryonische Netz gehackt. Die dort gewonnenen Informationen hatte Bruce Cattai sofort in die Datenbanken eingepflegt, sodass der Medo diese Diagnose über eine bis vor Kurzem vollkommen unbekannte Krankheit stellen konnte.
»Dennoch halten wir sie unter strenger Quarantäne. Errichtet Schutzfelder über ihnen.« Sie hatten nicht genug Informationen über das Finsterfieber. Wie wurde es übertragen? Durch Tröpfcheninfektion, durch direkten Kontakt? Gewissermaßen war das Kind schon in den Brunnen gefallen, als Gucky mit den beiden Geretteten in der Zentrale materialisiert war. Aber der Arkonide wollte sich nicht vorwerfen lassen, unvorsichtig gewesen zu sein.
»Untersucht sie noch einmal!«, fuhr er fort. »Befindet sich in ihren Körpern irgendetwas, was eine lemurische ...« – Atlan warf einen Blick auf Gucky – »... oder iltsche Physis gefährdet?«
Der Medoroboter aktivierte den Körperscanner und ließ den gelb unterlegten Strahl über die Körper der beiden Verletzten gleiten. »Nein«, teilte er das Ergebnis mit. »In den Körpern der beiden ist nichts dergleichen.«
Beruhigt dachte Atlan kurz nach. »Können wir sie aufwecken?«
»Ich rate dringend davon ab. Eine solche Aktion stellt auf jeden Fall eine Störung des Heilungsprozesses dar.«
Atlans Blick war kalt. »Trotzdem. Einen von ihnen. Den Mann. Nur für wenige Augenblicke.«
»Der knallharte Arkoniden-Admiral«, murmelte Gucky so leise, dass Atlan ihn nur mit Mühe verstand.
»Wir brauchen mehr Informationen. Sieh dir an, was sie mit dem Arkonsystem machen!«
»Ich weiß ...« Gucky verstummte.
»Überrangbefehl.« Atlan gab dem Ilt ein Zeichen, sich bereit zu halten und zu espern, sobald es Gedankenbilder zu lesen gab.
Der Mausbiber nickte.
Der Roboter schwebte zu den Tanks und justierte einige Einstellungen. Es dauerte ein paar Sekunden, dann öffnete der männliche Onryone langsam die Augen.
»Du bist in Sicherheit!«, sagte Atlan. Der SERUN-Translator übersetzte. »Wie heißt du? Was ist geschehen?«
Der Onryone öffnete den Mund. »Kov ... Goydoracc.« Dann schloss er ihn wieder, ohne einen weiteren Ton über die Lippen gebracht zu haben.
»Die Vitalwerte verschlechtern sich rapide!«, warnte der Medorobot. »Es besteht akute Lebensgefahr. Ich beende den Versuch.« Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm der Medoroboter die Justierungen zurück.
Der Onryone schlief wieder ein.
»Was hast du gesehen?«
»Du hast genau die richtigen Fragen gestellt«, sagte Gucky. »Ich konnte seinen Gedanken einiges entnehmen. Der Onryone – ich nehme an, sein Name ist Kov Goydoracc –macht sich Sorgen um seine Begleiterin. Wahrscheinlich standen sie kurz davor, ein Paar zu werden.«
»Mehr nicht?«
»Nicht über den Atopischen Konduktor, wenn du darauf gehofft hast. Nur Bilder des Grauens. Schreckliche Erinnerungen. Der Angriff der EPPRIK-Raumer ... Angst, Verzweiflung ... den sicheren Tod vor Augen ... Die Hoffnungslosigkeit, als ihr Beiboot jeden Augenblick zu explodieren drohte ...« Gucky schloss die Augen, übermannt von den eigenen Erinnerungen an das Geschehen.
Und riss sie im nächsten Moment wieder auf.
In seinem Blick schwang nacktes Entsetzen. »O nein ...«, hauchte er.
»Was ist mit dir? Brauchst du Hilfe?«
»Das Wabern ... Das fünfdimensionale Wabern ...!« Der Ilt zitterte am ganzen Leib.
»Gucky!«
»In die Zentrale ... Wir müssen in die Zentrale.«
Atlan streckte die Hand aus, doch der Mausbiber schüttelte den Kopf. »Nicht teleportieren«, flüsterte er. »Nicht jetzt!«
»Was ist los, Gucky?«
Der Mausbiber verdrehte die Augen, bis die Pupillen nicht mehr zu sehen waren, nur noch das Weiße. »Du spürst das Wabern nicht ... es wird unerträglich ...«
»Was für ein Wabern?«
Der Ilt schien ihn nicht gehört zu haben. »Es beginnt«, krächzte er. »Es beginnt!«
*
Atlan erstarrte, als er die Zentrale der SIMILDE betrat und die Holos sah.
Sie zeigten Arkon III.
Der Planet ... flimmerte.
Atlan wusste nicht, ob dieses Flimmern der Realität entsprach oder nur ein Versuch des Bordrechners war, das, was mit Arkon III vor sich ging, in verständliche Bilder umzusetzen. Er vermutete, dass auf diese Weise ein mehrdimensionaler Einfluss dargestellt wurde, der auf den Planeten zugriff.
Was hatte Gucky gesagt? Das fünfdimensionale Wabern ...!
Die völlig vom Technogeflecht überzogene Welt pulsierte. Dabei riss das Geflecht jedoch nicht auf. Es wurde dünner und dehnte sich aus, wenn der Planet sich ausdehnte. Es wurde dicker und zog sich zusammen, wenn er sich zusammenzog. Ein energetisches Unwetter begleitete den Prozess. Die Energiemassen, die Arkon III zuvor aufgenommen, ja geradezu aufgesogen hatte, schienen aufzuwallen, sich gegen die Kräfte zu werfen, die sie im Zaum hielten, nur um wieder zusammenzubrechen und sich langsam neu aufzubauen. Und schon brandeten sie erneut gegen den unsichtbaren Käfig, der sie eindämmte.
Nicht mehr lange, und sie würden ihre Fesseln abstreifen. Immer schneller zuckten die vom Bordrechner anmessbaren Energiespitzen hoch, synchronisierten sich dabei mit dem allgemeinen Pulsieren, das die Planetenmasse schrumpfen ließ und wieder ausdehnte, schrumpfen und wieder ausdehnte ...
Der Durchmesser des Planeten von 7745 Kilometern verringerte sich auf 5000, vergrößerte sich auf 8000, schrumpfte auf 4000, auf 3000 Kilometer, auf 2000 ... Seine Masse, die sowieso nur etwa ein Viertel derjenigen von Arkon I betrug, fiel gegen null und schnellte wieder gegen unendlich.
Die Zahlenkolonnen huschten geradezu über die Datenholos. Die Werte schwankten so schnell, dass selbst Atlan sie mit seinem fotografischen Gedächtnis nicht mehr verfolgen oder sich gar einprägen konnte. Er gab den sinnlosen Versuch auf.
E gleich mc im Quadrat, dachte der Arkonide. Einsteins alte Formel. Die Äquivalenz von Masse und Energie. Masse und Energie bedingen sich gegenseitig.
Wandelte Arkon III seine Masse nun fließend in Energie um ... und umgekehrt? Was geschah dort auf kernphysikalischer Ebene? Konnte die Elementarteilchenphysik diesen Vorgang erklären?
Wahrscheinlich nicht. Wahrscheinlich konnten das nur die Onryonen, die den Prozess ausgelöst hatten.
Atlan ließ den Gedanken fallen und riss die Augen auf.
Denn in diesem Moment ...
In diesem Moment schien Arkon III unter den Blicken des Arkoniden zu explodieren.
*
Nein, zu implodieren, korrigierte sich der unsterbliche Arkonide sofort. Der Planet wälzte sich in sein eigenes Inneres um. Er schrumpfte weiterhin. Das Technogeflecht auf der Oberfläche schien sich ineinanderzuverknoten, zu verdicken und wieder zusammenzuziehen, sich zu komprimieren. Nicht nur seine eigenen Bestandteile, sondern den gesamten Planeten. Sein Innerstes wurde nach außen gekehrt und wieder zurück.
Die physikalische Struktur von Arkon III löst sich auf!, wurde Atlan klar. Der Planet wird dem Standarduniversum entrückt!
Die Energie, die bislang irgendwie im Zaum gehalten worden war, wurde freigesetzt. Schlagartig fielen sämtliche Ortungsinstrumente der SIMILDE aus. Die Holos erloschen.
Als sie wieder aufleuchteten, war der Spuk vorbei.
Arkon III hatte sich verändert.
Die Datenholos zeigten keine schwankenden Zahlen mehr. Sie waren wieder konstant. Zumindest bei der Größenangabe.
Das, was früher einmal unter dem Namen Arkon III bekannt gewesen war, hatte sich in ein nur 1883 Kilometer durchmessendes Gebilde verwandelt.
1883 Kilometer, dachte Atlan.
Er schaute wieder auf die Datenholos. Der Wert veränderte sich nicht mehr, als hätte es nie irgendwelche Schwankungen gegeben.
Exakt 1883 Kilometer.
Das war allerdings die einzige Konstante, die der neue Himmelskörper aufweisen konnte.
Atlan bemerkte, dass Gucky, Tacitus Drake und Bruce Cattai fassungslos das Gebilde anstarrten, das vor ihren Augen entstanden war. Dem Arkoniden war klar, warum.
Sie hatten so einen Himmelskörper schon einmal gesehen.
Atlan auch. Im Gegensatz zu den anderen allerdings nicht unmittelbar, sondern in den Aufzeichnungen der RAS TSCHUBAI.
Er schaute wieder auf die Holos. Neue Daten wurden eingespielt.
Arkon III war kein festmaterieller Körper mehr. Der ehemalige Planet hatte zwar eine dreidimensional wahrnehmbare Ausdehnung, doch Massetaster, Energie- und Strukturpeiler lieferten nur widersprüchliche Daten. Dann stellten sie ihre Arbeit endgültig ein und zeigten gar keine Ergebnisse mehr an.
»Bordrechner«, sagte Atlan. »Erkläre den Vorgang!«
»Der erfasste Himmelskörper bietet einen stabilen optischen Eindruck, der sich allerdings nicht mit den übrigen Messwerten vereinbaren lässt.«
»Schlussfolgerungen?«
»Der ehemalige Planet Arkon III stellt nun im Standarduniversum nur noch ein Abbild dar. Er ist eine Art normaldimensionaler Abdruck einer in Wirklichkeit hyperphysikalischen Ursache, die für diverse übergeordnete Störungen und Verzerrungen im nahen Umkreis verantwortlich ist. Der Nachweis erfolgt nur indirekt durch das Fehlen von eindeutigen Messergebnissen aus dem Inneren der bewussten Zone von 1883 Kilometern Durchmesser, die somit alle Charakteristika eines anderen Universums aufweist.«
»Genau wie in der verschlossenen Domäne der Larengalaxis!«, murmelte Bruce Cattai.
Gucky stöhnte leise auf. »Das fünfdimensionale Wabern erlischt«, flüsterte er. »Bilder stürmen auf mich ein ... Emotionen aus dem Kordon der Raumväter um Arkon III ... All diese Onryonen ...«
»Was nimmst du wahr?«
»Jubel. Grenzenlosen Jubel. Das Erstaunen, die Ehrfurcht der Millionen Onryonen an Bord der Schiffe im Kordon ... Der gerade entstandene Atopische Konduktor ...«
»Ja«, sagte Atlan. »Diesen Verdacht habe ich schon lange. Das Arkonsystem soll die Verschlossene Domäne der Milchstraße bilden, in der ein Kosmoglobus entstehen wird.
»Weil ich deine Zukunft bin.«
28. Juli 1517 NGZ
Regungslos saß Gaumarol da Bostich im Pilotensessel der LAURIN-Einheit. Es war völlig still in der Zentrale der Space Jet. Die Zeit war wie eingefroren. Die Bilder auf den Holos hatten das gesamte Denken der Besatzung in Anspruch genommen und schienen es nicht mehr loslassen zu wollen.
Die vier Laren, die Bostich auf dieser Mission begleiteten, saßen ebenfalls stumm da und betrachten das Gebilde. Ihnen hatte es die Sprache verschlagen. Sie waren Zeugen einer unermesslichen Niederlage geworden, die vielleicht sogar Auswirkungen auf Larhatoon, ihre Heimatgalaxis, haben würde.
Gilden da Voshett schrie auf, der Beiboot-Kommandant der GOS'TUSSAN II, einer der beiden Arkoniden, die auf das Stille Läuten reagiert hatten. Er war im Raumhafen Grizzan auf dem Planeten Tynoon an Bord gekommen.
Gaumarol da Bostich verstand ihn. Da Voshett schrie vor Zorn und Enttäuschung.
Das Atopische Tribunal hatte Arkon III vernichtet, umgewandelt, in ein ungeheures Etwas verwandelt! In eine grüne Abscheulichkeit ...
In einen Kosmoglobus, stellte der Extrasinn klar.
Selbstverständlich! Ich muss es akzeptieren. Bostich schloss kurz die Augen und blendete den Schrei des Beiboot-Kommandanten aus.
Er war es gewesen, er, Seine Millionenäugige, Allessehende, Alleswissende Erhabenheit, Herrscher über Arkon und die Welten der Öden Insel, Seine Imperiale Glorifizienz, Gaumarol Bostich der Erste da Arkon, Heroe aus dem Geschlecht der Weltältesten, Tai Moas des ihm unterstehenden Khasurn, Zhdopanthi im Tussan der Hunderttausend Sonnen, Tai Moas über Thantur-Lok, Cerkol und Erbe vor den Kristallobelisken von Arbaraith, Begam der Millionenflotten ... Er war es gewesen, der am 26. Dezember 1303 NGZ durch die Versetzung von Subtor überhaupt erst wieder einen Ersatz für das von den Blues im Jahr 2329 alter Zeitrechnung vernichtete alte Arkon III geschaffen hatte!
Ursprünglich war Subtor der 20. Planet des Arkon-Systems gewesen. Traktorstrahlen von eintausend Raumschiffen und ein von den riesigen Hyperkonblöcken Subtors projizierter virtueller G-Punkt hatten die kalte, tote Welt aus ihrer Bahn gezogen. Semi-Materialisationsfelder hatten für die Stabilität der Planetenkruste gesorgt. Fünfzig jeweils dreitausend Meter durchmessende Tenderplattformen schufen einen Situationstransmitter, einen Feuerring, der dreißigtausend Kilometer durchmaß.
Aktakul da Urengoll, der damalige Ka'Marentis, der Chefwissenschaftler des Kristallimperiums, setzte dabei die von ihm selbst weiterentwickelte Stoßimpuls-Generator-Technologie der Tefroder ein, die letztlich auf die Sonneningenieure zurückging. Der Stoßimpuls-Generator versetzte Subtor in einen extern induzierten Halbraumflug, nach dem der Planet nach etwa sechs Stunden sein Ziel erreichte, die gemeinsame Bahn von Arkon I und Arkon II.
Aktakuls technische Großtat hatte Tiga Ranton wiederhergestellt, das alte imperiale Symbol der Drei Welten, die einstige Drei-Welten-Konstellation Arkons aus Gos'Ranton, der Kristallwelt, Mehan'Ranton, der Handelswelt, und Gor'Ranton, der Kampfwelt. Aber er war es gewesen, Gaumarol da Bostich, der die kühne Idee gefasst und die Durchführung in Auftrag gegeben hatte!
Endlich war Tiga Ranton, das wahre Arkon der drei Welten, wieder entstanden gewesen! Dass dieser größte Triumph ebenfalls zu einer extremen Niederlage geworden war, weil dabei Wrehemo Seelenquell zur Superintelligenz SEELENQUELL und Bostich zu einer seiner Hände geworden war, stellte nur eine unbedeutende Fußnote im Buch der Geschichte dar. SEELENQUELL war längst vergangen. Doch das neue Tiga Ranton hatte Bestand gehabt.
Bis zu diesem entsetzlichen Tag. Die Drei Welten hätten für alle Ewigkeit von Arkons Ruhm und Glorie zeugen sollen. Doch die verdammten Onryonen waren wie aus dem Nichts gekommen, hatten de facto die Herrschaft über die Milchstraße ergriffen und Bostich gefangen gesetzt. Sie hatten den Planeten, den er über fast neuneinhalb Milliarden Kilometer durch das System versetzt hatte, mit ihren hässlichen lackschwarz glänzenden Fingern ergriffen und in eine Abscheulichkeit verwandelt!
Jetzt ist keine Zeit für emotionales Aufbegehren, flüsterte der Logiksektor. Jetzt bist du machtlos. Du kannst im Augenblick nichts dagegen ausrichten. Noch nicht. Aber deine Zeit wird kommen.
Bostich befolgte den Rat des Extrasinns. »Beruhige dich!«, herrschte er Gilden da Voshett an. »Bist du ein Essoya? Geziemt dein Verhalten sich für einen Arkoniden von Adel?«
Der Beiboot-Kommandant der GOS'TUSSAN II kämpfte sichtlich um Beherrschung. Er zitterte am ganzen Leib und war kreidebleich, bekam sich jedoch allmählich wieder in die Gewalt.
Es brodelte auch in Bostich, doch er ließ sich nichts anmerken. Mit anscheinend unerschütterlicher Ruhe warf er einen letzten Blick auf das Holo, das das Gebilde zeigte, zu dem Arkon III geworden war, und schaltete um.
Nun zeigte die Nahortung, was praktisch direkt unter der LAURIN-Einheit lag: Kaokish, den größten Mond von Arkon XVII, des Gasriesen Flaon. Mit seinen 13.347 Kilometern war er größer als die Kristallwelt. Dank der Tarnung der Space Jet hatte sich das Team des entthronten Imperators unbemerkt anschleichen können.
Er vergrößerte einen Ausschnitt. Das Holo zeigte den Flottenstützpunkt Kaorandor, auf dem die GOS'TUSSAN II stand, sein ehemaliges Flaggschiff, das er zurückerobern wollte.
Das Schiff war monumental, seine Kontur eigentümlich. Es beherrschte den Flottenstützpunkt durch seine bloße Anwesenheit. Der Raumriese bestand aus zwei GWALON-Kelchen, deren Kegelstümpfe miteinander verbunden waren. Dort, wo sich die beiden Stümpfe trafen, umgab ein breiter Ring die Nahtstelle. 6000 Meter maß der Gigant von Prallfeldkuppel zu Prallfeldkuppel, die die planen Oberseiten der beiden Kelche überwölbten.
Die Rückeroberung der GOS'TUSSAN II war von Atlan und Rhodan nur als Finte geplant, als Ablenkung für den eigentlichen Plan, das Richterschiff zu infiltrieren. Er konnte damit umgehen. Man hatte ihn oft unterschätzt, schon von seiner Geburt an, und er hatte all seine Gegenspieler eines Besseren belehrt.
Und nun, mit den Haluter-Genen in seinem Körper ...
Er führte den Gedanken nicht zu Ende. »Werden wir die GOS'TUSSAN zurückerobern?«, fragte er sich leise.
Das leidet keinen Zweifel, hörte er seinen Extrasinn.