Perry Rhodan 2932: Tötet Monkey! - Uwe Anton - E-Book

Perry Rhodan 2932: Tötet Monkey! E-Book

Uwe Anton

5,0

Beschreibung

Gut dreitausend Jahre in der Zukunft: Perry Rhodans Vision, die Milchstraße in eine Sterneninsel ohne Kriege zu verwandeln, lebt nach wie vor. Der Mann von der Erde, der einst die Menschen zu den Sternen führte, möchte endlich Frieden in der Galaxis haben. Unterschwellig herrschen immer noch Konflikte zwischen den großen Sternenreichen, aber man arbeitet zusammen. Das gilt nicht nur für die von Menschen bewohnten Planeten und Monde. Tausende von Welten haben sich zur Liga Freier Galaktiker zusammengeschlossen, in der auch Wesen mitwirken, die man in früheren Jahren als "nichtmenschlich" bezeichnet hätte. Besucher aus anderen Galaxien suchen Kontakt zu den Menschen und ihren Verbündeten; dazu zählen die Gemeni, die aktiv in der Milchstraße um Vertrauen werben, ohne alles von sich preiszugeben, und die Thoogondu aus der Galaxis Sevcooris. Gegenwärtig hält sich Rhodan in deren Goldenem Reich auf. All das scheint im Zusammenhang mit der Superintelligenz ES zu stehen, die gezwungen war, ihre Mächtigkeitsballung – und damit auch die Milchstraße – zu verlassen. Aber wie verlässlich sind die Informationen? Seit der Kunstplanet Wanderer, das Domizil von ES, gesichtet wurde, tun sich im Zusammenhang damit immer mehr Fragen auf. Die USO, die United Stars Organization, sieht sich indes mit etwas vollkommen anderem konfrontiert: Das[…]

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Nr. 2932

Tötet Monkey!

Angriff auf Quinto-Center – der Lordadmiral wird gejagt

Uwe Anton

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Quinto-Center

2. Quinto-Center

3. I. I. GORATSCHIN

4. Im Zwischenreich

5. Quinto-Center

6. Quinto-Center

7. Quinto-Center

8. Quinto-Center

9. Im Zwischenreich

10. I. I. GORATSCHIN

11. Quinto-Center

12. Quinto-Center

Report

Leserkontaktseite

Glossar

Impressum

Gut dreitausend Jahre in der Zukunft: Perry Rhodans Vision, die Milchstraße in eine Sterneninsel ohne Kriege zu verwandeln, lebt nach wie vor. Der Mann von der Erde, der einst die Menschen zu den Sternen führte, möchte endlich Frieden in der Galaxis haben.

Unterschwellig herrschen immer noch Konflikte zwischen den großen Sternenreichen, aber man arbeitet zusammen. Das gilt nicht nur für die von Menschen bewohnten Planeten und Monde. Tausende von Welten haben sich zur Liga Freier Galaktiker zusammengeschlossen, in der auch Wesen mitwirken, die man in früheren Jahren als »nichtmenschlich« bezeichnet hätte.

Besucher aus anderen Galaxien suchen Kontakt zu den Menschen und ihren Verbündeten; dazu zählen die Gemeni, die aktiv in der Milchstraße um Vertrauen werben, ohne alles von sich preiszugeben, und die Thoogondu aus der Galaxis Sevcooris. Gegenwärtig hält sich Rhodan in deren Goldenem Reich auf.

All das scheint im Zusammenhang mit der Superintelligenz ES zu stehen, die gezwungen war, ihre Mächtigkeitsballung – und damit auch die Milchstraße – zu verlassen. Aber wie verlässlich sind die Informationen? Seit der Kunstplanet Wanderer, das Domizil von ES, gesichtet wurde, tun sich im Zusammenhang damit immer mehr Fragen auf.

Die USO, die United Stars Organization, sieht sich indes mit etwas vollkommen anderem konfrontiert: Das Hauptquartier des galaxisweit operierenden Geheimdienstes wird von einem unbekannten Feind angegriffen! Dessen Motto lautet offenbar: TÖTET MONKEY!

Die Hauptpersonen des Romans

Monkey – Der Lordadmiral reagiert kaltblütig.

Nester Pomeroy – Der Kommandant von Quinto-Center stellt sich den Invasoren.

Nitschiler Guuna – Pomeroys Stellvertreter muss eine schwere Aufgabe übernehmen.

Dolleringh Tempu – Die haspronische QuinTech analysiert die Lage.

Die Gute Köchin

1.

Quinto-Center

23. November 1551 NGZ

Die beiden Invasoren in den weißen Rüstungen nahmen Lordadmiral Monkey unter Punktbeschuss. Im HÜ-Schirm seines SERUNS entstanden immer mehr Strukturrisse, die sich als schwarze Schemen und Blitze manifestierten. Sie zuckten durch das ansonsten grünlich schimmernde Feld, das die auftreffenden Energien in den Grenzbereich zwischen Normal- und Hyperraum abstrahlte. Irgendwann würde der HÜ-Schirm unter der Belastung zusammenbrechen. Dann würden die Salven direkt auf seinen SERUN treffen, den Kampfanzug durchschlagen und Monkey töten.

Der Oxtorner warf sich herum und sprang in die Deckung einer stählernen Wand, ließ sich auf den Bauch fallen und schlitterte drei, vier Meter weiter.

Schon glühte das Metall auf, wurde an einigen Stellen buchstäblich zerfetzt oder auseinandergesprengt. Monkey ging in die Hocke und sprang in einem gewaltigen Satz empor, der ihn über mehrere Meter des Ganges auf die andere Seite trug. Er drehte sich in der Luft und erwiderte mit seinem Kombistrahler das Feuer. Verblüfft mussten die beiden Soldaten sich neu orientieren; ihre Schüsse gingen weit an ihm vorbei.

Du sturer Hund!, dachte er. Das geht nicht mehr lange gut! Lass den SERUN übernehmen!

Aber er zögerte. Als Oxtorner lag seine Reaktionsgeschwindigkeit nahezu im Leistungsbereich der Positronik seines Kampfanzugs. Andererseits verspürte er den Anflug einer bleiernen Müdigkeit in den Knochen. Wie lange hatte er nicht mehr geschlafen? Seit drei Tagen? Ja, so in etwa. Zumindest seit zwei Tagen, seit der unbekannte, aber absolut menschlich wirkende Feind Quinto-Center angegriffen hatte und versuchte, das Hauptquartier der USO zu übernehmen.

Die Müdigkeit machte ihn langsamer, stumpfte die Reflexe ab und schwächte die Konzentrationsfähigkeit. Er musste dringend ein paar Stunden ruhen, um wieder körperliche Höchstleistungen bringen zu können, Zellaktivator hin oder her. Ohne dessen Wirkung wäre seine Lage längst viel schlimmer.

Davon ahnten seine beiden Gegner nichts. Sie interessierte auch nicht, warum er so langsam reagierte. Sie nutzten den Umstand aber aus.

Erneut stand er im Kreuzfeuer und wusste mit absoluter Gewissheit: Die Gegner wollten ihn nicht gefangen nehmen, sie wollten ihn schlicht und einfach töten.

Die beiden Soldaten in den weißen Rüstungen waren ein eingespieltes Team. Sie hatten ihre Multifunktionsstrahler in den Impulsmodus und auf Dauerfeuer gestellt und die Positroniken synchronisiert. Das ergab rund hundert Schüsse pro Minute, schätzte Monkey, und alle schlugen höchstens zwei, drei Zentimeter voneinander entfernt in dem HÜ-Schirm ein. Absolute Präzisionsarbeit.

Aber er war ein Oxtorner. Mit einem wie ihm hatten die Angreifer es wohl noch nie zu tun gehabt. Seine Heimatwelt zerrte an ihren Bewohnern mit einer Schwerkraft von 4,8 Gravos. Dennoch benötigte er im Gegensatz zu anderen Umweltangepassten keinen Mikrogravitator, um sich unter irdischen Schwerkraftbedingungen, wie sie in Quinto-Center herrschten, normal bewegen zu können. Sein Körper passte sich durch einen ungesteuerten organischen Vorgang an.

Ja – er war ein Oxtorner. Und diesen Vorteil würde er ausnutzen und sich aktiv verteidigen. Nachdem er sich entschieden hatte, sprang er aus seiner Deckung mitten in das gegnerische Feuer.

Die Belastung des HÜ-Schirms schnellte auf 110 Prozent. Längstens zehn Sekunden blieben ihm, falls der Punktbeschuss nicht endete.

Monkey hielt den Finger auf dem Abzug und deckte die beiden Feinde seinerseits mit Salven ein. Er würde keine zehn Sekunden benötigen, nicht einmal fünf. Wären seine Widersacher Haluter gewesen, hätten sie vielleicht eine Chance gehabt, ihm zu entkommen, aber sie waren nur normale Menschen.

Er setzte unmittelbar vor dem ersten Angreifer auf und riss in nächster Nähe den Kombistrahler hoch. Einem Hieb mit dem Multifunktionsstrahler des Angreifers, an dessen Spitze ein langes Hochleistungsvibromesser befestigt war, das sogar durch Metall und Metallplastik schneiden konnte, wich er mit spielerischer Leichtigkeit aus.

Dann schlug er seinem Gegner die Waffe aus der Hand – nach rechts, wo er seinen zweiten Feind vermutete. Alles ging so schnell, dass er nicht sagen konnte, ob die Waffe als rein mechanischer Gegenstand den Schirm durchdrang oder von ihm in den Hyperraum abgeleitet wurde.

Der Schirm war in diesem Augenblick für wenige Sekundenbruchteile überlastet. Monkey riss den Kombistrahler wieder herum. Der Schirm bot der Salve aus der Waffe kein Hindernis.

Während der zweite Soldat zusammenbrach, wirbelte Monkey herum. Dichter Rauch ballte sich in dem breiten Gang. Zwanzig Meter vor ihm tobten Kämpfe, die er nur undeutlich wahrnehmen konnte.

Er justierte seine künstlichen Augen. Die Kamera riss die Details aus dem Halbdunkel. Es klickte, Monkeys Sehnerv wurde mit rasend schnellen Bildern geflutet. Der Qualm, der den Gang ausfüllte, verwandelte sich in Pixel, und die wiederum wurden zur Seite gewischt von einer Flut selbst optimierender Operationen.

Monkey drückte sich gegen eine Wand, hoffte, dass der dichte Rauch ihn verbarg, und spielte die letzten zehn Sekunden noch einmal ab, eine weitere Eigenschaft, die seine künstlichen Augen auszeichnete.

Für die hoch entwickelten und zugleich robusten Implantate stellte der Qualm keine Behinderung dar. Der Lordadmiral sah genau, wer durch den Gang vor ihm hetzte, in welche Gefechte die Personen verstrickt waren und wie sie sich bewegten.

Drei USO-Spezialisten gegen doppelt so viele menschenähnliche Angreifer. Die Invasoren waren mit einer beträchtlichen Streitmacht angerückt. Sie wollten Quinto-Center überrennen und einnehmen – bei der gigantischen Größe des USO-Hauptquartiers ein schwieriges Unterfangen, selbst wenn es durch Verrat vorbereitet worden war. Monkey befürchtete, dass diese Schlacht irgendwann sehr schmutzig werden würde.

Und dass es vielleicht gar keinen Sieger geben würde. Der ausgehöhlte Zwergmond war einfach viel zu groß, verfügte über viel zu viel Fläche, als dass man ihn völlig kontrollieren konnte.

Aber das Gefecht gegen die sechs Invasoren vor ihm war so gut wie vorbei. Monkey stieß sich von der Wand ab.

Die Wiedergabe der letzten Sekunden ermöglichte es ihm, die Bewegungen der Angreifer zu extrapolieren. Sie bewegten sich in einer geordneten Formation, wobei die beiden vorderen Invasoren immer wieder, manchmal schon nach wenigen Sekunden, von den nachfolgenden abgelöst wurden, um ihre HÜ-Schirme zu entlasten. Monkey schoss schneller, als ein normal menschliches Auge es verfolgen konnte, deckte die Invasoren mit einem Dauerfeuer ein, das ihnen keine Ausweichmöglichkeit ließ.

Die USO-Agenten, die – vom Lordadmiral aus gesehen – hinter den Angreifern in Stellung gegangen waren, reagierten mit einiger Verzögerung auf die Verwirrung, die die überraschende Attacke hervorrief.

Bevor die Invasoren sich neu positionieren konnten, nahmen die USO-Kämpfer einen von ihnen unter Punktbeschuss. Der HÜ-Schirm des Soldaten wurde überlastet. Schwarze Strukturblitze schlugen zusammen und vereinigten sich zu einer Sphäre, die den gesamten Schirm umfasste. Er brach zusammen, und das Gravo-Pak des Kampfanzugs explodierte.

»Punktbeschuss für den zweiten Angreifer!«, befahl Monkey, und wieder dauerte es viel zu lange, bis die Agenten reagierten. Der Oxtorner hatte den Eindruck, ihnen jedes Mal sagen zu müssen, was sie tun sollten.

Erfahrene Kämpfer waren das nicht. Aber er konnte nicht wählerisch sein.

Sie nahmen den dritten Invasor unter Punktbeschuss. Ein SERUN konnte ohne Schutzschirmsysteme Temperaturen von 1200 Grad Celsius verkraften, und der Lordadmiral schätzte, dass dieser Größenbereich in dem umkämpften Gang mittlerweile erreicht war.

Zwei weitere Explosionen folgten. Monkey konzentrierte sich auf den einzigen überlebenden Angreifer der Gruppe. Die optischen Systeme des SERUNS und seiner Augen ermöglichten ihm trotz des Rauchs und der hohen Temperaturen, die die Wände teilweise zum Glühen brachten, einen fast ungehinderten Blick auf den Widersacher.

Er trug keinen normalen Kampfanzug, sondern wie seine beiden früheren Gegner eine Rüstung aus einem fast blendend weißen Material, das mit goldenen Einlegearbeiten geschmückt war.

»Dauerfeuer, aber nicht im kritischen Bereich!«, befahl Monkey auf der USO-Frequenz.

Die Agenten reagierten überraschend schnell. Sie hielten den Angreifer unter ständigem Beschuss. Er reichte aber nicht aus, um seinen Schutzschirm zusammenbrechen zu lassen.

Der Lordadmiral rückte vor – und zuckte zusammen, als keine zwei Meter von ihm entfernt eine Gestalt in den Rauchwolken auftauchte, übermenschlich groß, mit rot glühenden Augen in einem pechschwarzen Gesicht.

Ein Haluter? Monkey verwarf den Gedanken sofort wieder. So groß war die Gestalt nicht. Sie konnte sich ungehindert in dem Gang bewegen, was einem Haluter nicht möglich gewesen wäre. Als dieser Teil Quinto-Centers ausgebaut worden war, hatte es noch keine Begegnung der Menschen mit Halutern gegeben.

Der Lordadmiral handelte blitzschnell. Er wirbelte zu dem neuen Angreifer herum und griff nach ihm.

Seine Hand fuhr durch Luft.

Ein Holo! War diese seltsame Rüstung imstande, ein dreidimensionales Trugbild zu erzeugen, das Feinde ablenken und verwirren sollte?

Monkey ließ sich von seinem Schwung weitertragen und prallte gegen den Angreifer in der weißen Rüstung. Die HÜ-Schirme der Kontrahenten flackerten und erloschen in einem wahren Feuerwerk an Farben. Bevor sein Widersacher reagieren konnte, griff Monkey nach dessen Waffenhand und drückte zu.

Knirschend zerbarsten Knochen, die Waffe fiel zu Boden. Monkey packte mit beiden Händen den Helm des Gegners und drehte ihn zur Seite, bis er ein Knirschen hörte. Der Oxtorner hatte diesem Invasor das Genick gebrochen.

Zögernd näherten sich die drei USO-Agenten. »Sir!«, sagte einer und salutierte.

Monkey zeigte auf den Toten in der Rüstung und auf die Waffe, die neben ihm lag. »Ziehen Sie sich zurück und nehmen Sie den Toten und die Waffe mit. Bringen Sie sie zu einem Laborkomplex fern der Front und lassen Sie sie dort analysieren.«

»Verstanden, Sir!«, bestätigte der Agent. »Weitere Befehle?«

Monkey runzelte die Stirn. Er hatte doch gerade eindeutige Anweisungen gegeben. »Nein. Die Bergung und Untersuchung der Rüstung und der Waffe hat Priorität.«

»Jawohl, Sir.« Der Spezialist zögerte kurz. »Wenn ich fragen darf ... Wie ist die Lage?«

»Es sieht übel aus«, antwortete der Lordadmiral. »Wir werden uns wohl zurückziehen und in gesicherten Positionen verschanzen müssen.«

Der USO-Agent schaute betroffen drein. »So schlimm steht es?«

»Ja«, sagte Monkey. »So schlimm steht es.«

*

Monkey spurtete den Gang entlang, stieß auf eine Kreuzung, orientierte sich neu und schlug sich nach links. Nach wenigen Metern fingen die akustischen Systeme des SERUNS Geräusche vor ihm auf.

Er blendete mit einem Blinzeln das Holo der Energieortung ein. Es zeigte zahlreiche Energieemissionen. Überall um ihn tobten Kämpfe.

Er versuchte, den Gefechten auszuweichen, was ihm allerdings nicht immer gelang, wie das gerade überstandene Scharmützel belegte. Er konnte die Angreifer nicht allein zurückschlagen, dazu waren es viel zu viele, und er musste sich einen strategischen Überblick verschaffen und mit Kenntnis der Lage den Widerstand organisieren.

Kurz gesagt, er musste versuchen, mit Nester Pomeroy Kontakt aufzunehmen, dem Kommandanten von Quinto-Center. Sie mussten Hand in Hand vorgehen, wollten sie auch nur eine minimale Chance haben, die Eroberung des USO-Hauptquartiers zu verhindern.

Der Lordadmiral blieb stehen, wartete eine halbe Minute, eine Minute. Die Emissionen vor ihm wurden stärker, erreichten dann eine Spitze und brachen abrupt ab. Er lief weiter.

Als er um eine Ecke bog, sah er die erste Leiche: Es war die eines Invasoren. Die weiße Rüstung hatte ihn nicht retten können.

In der Brust des Soldaten klaffte ein faustgroßes Loch. Sein Schutzschirm war zusammengebrochen, ein Thermostrahl hatte die Rüstung voll durchschlagen.

Zehn Meter weiter lag die nächste Leiche, diesmal die eines USO-Spezialisten. Sie war buchstäblich kopflos.

Monkey stieg über die Toten hinweg. Er hatte sich von Anfang an nichts vorgemacht. Obwohl die Gegner anfangs vergleichsweise schonend vorgegangen waren, handelte es sich bei der Invasion von Quinto-Center um einen Krieg, einen umfassenden, brutalen Häuserkrieg, bei dem kleinste Parzellen gesichert zu haben bereits als Erfolg gefeiert werden durfte. Die Angreifer waren zahl- und trickreich, und der Lordadmiral war nicht gewillt, seine USO-Spezialisten in einem sinnlosen Gefecht zu verschleißen.

Zumal er diesen Krieg mit einer konventionellen Strategie wohl kaum gewinnen konnte.

Er sprang über weitere Tote hinweg. Die Verteidiger hatten sich zurückgezogen, die Angreifer waren ihnen gefolgt. Dreihundert Meter kam er ohne Zwischenfall voran, dann ortete er wieder heftige Energieemissionen.

Hundert Meter vor ihm tobte ein weiteres Gefecht. Zwei, drei Gangbiegungen verhinderten, dass er etwas davon sehen konnte.

Aber so weit musste er gar nicht mehr laufen. Er blieb vor der Tür zu einem kleinen Lagerraum stehen. Den Instrumenten des SERUNS zufolge war dieser menschenleer.

Er legte die Hand auf eine Schaltfläche, und die Tür öffnete sich. Solange KENNON, die Zentralpositronik, nicht manipuliert wurde, konnte er als Lordadmiral jede Tür in Quinto-Center öffnen.

Automatisch flammte Licht auf. Der Schein greller Leuchtstäbe unter der Decke enthüllte Regale voller Pakete mit Konzentratnahrung für Kampfanzüge.

Er lief zwischen den Regalen weiter zur hinteren Wand und legte wiederum die Handfläche darauf.

Ein leichtes Flimmern zeichnete einen Türrahmen nach, dann fuhr das Wandpaneel zischend zur Seite.

Vor ihm war alles dunkel. Mit normalen Augen hätte er lediglich undurchdringliche Finsternis gesehen,

Aber er hatte keine normalen Augen.

Es waren zwei höchst seltsam wirkende, anthrazitfarbene Implantate, die ihn manchmal aussehen ließen wie einen Androiden oder einen auf ein menschliches Aussehen getrimmten Roboter. Sie waren kreisrund, lidlos und durchmaßen jeweils vier Zentimeter. In diesen Augen steckte in etwa so viel Leben wie in Kameraobjektiven – aber in ihrer Funktionalität waren sie unübertroffen.

Der Lordadmiral hatte vor langer Zeit bei einem Unfall sein Augenlicht verloren. Aufgrund des besonderen Metabolismus der Oxtorner und der schweren Art der Verletzung war es nicht möglich gewesen, die Augen durch eine Klonreplik zu ersetzen.

Dafür gab es mehrere Gründe. Als Oxtorner hielt Monkey extremen Umweltbedingungen stand. Die künstlichen Augen mussten ebenso widerstandsfähig sein. Und sie hatten noch eine zweite Aufgabe: Im kaum vorstellbaren Fall von Monkeys Tod ließen sie sich wie eine Art Fahrtenschreiber auswerten.

Das hörte sich genauso herzlos und berechnend an, wie es war. Monkey hatte es persönlich so angeordnet.

Allerdings hatte er sich bei der Ausstattung der Implantate keineswegs als sparsam erwiesen, ganz im Gegenteil. In ihnen war nicht nur die Normalsicht profaner Augen integriert, sie verfügten zusätzlich beispielsweise über mehrere Filter, Mikroskop-, Teleskop- und Infrarotfunktionen. Des Weiteren war eine Kamera mit Speicher in ihnen eingebaut. Monkey konnte die Szenen, die er gesehen hatte, jederzeit sich selbst noch einmal vorspielen, wie er es gerade getan hatte, um die Bewegung des Invasoren zu extrapolieren.

Die Infrarotfunktion enthüllte Teile einer Röhre von vielleicht einem Meter Höhe und etwas weniger an Breite.

Obwohl er wusste, was ihn erwartete, streckte er die Hand weiter aus, bis sie auf Widerstand stieß. Ein Prallfeld schirmte den Zutritt zur Röhre vor ihm ab.

Aus gutem Grund.

Es dauerte nicht lange, dann wurde es abrupt hell in der Röhre. Monkey sah eine schmale Kabine mit lediglich zwei nebeneinander befindlichen Sitzplätzen vor sich.

Das Prallfeld hatte sich aufgelöst. Der Lordadmiral trat gebückt in die Kabine eines der U-Boote von Quinto-Center, setzte sich in den ersten Sessel, nannte sein Ziel und legte einen Finger auf ein schwach beleuchtetes Display.

Geräuschlos beschleunigte die kleine Kabine und nahm rasch ein enormes Fahrttempo auf.

2.

Quinto-Center

Zuerst verschaffte der Lordadmiral sich einen Überblick über die Lage.

Es stand schlimm um Quinto-Center, nachdem das Undenkbare eingetreten war: Eine Invasionsarmee war eingedrungen, hatte eine Schneise der Vernichtung geschlagen und eine Nebenzentrale erobert. Der Gegner hatte Quinto-Center an einen unbekannten Ort geflogen, an dem bereits eine offenbar feindliche Flotte von Kugelraumern wartete, die allerdings durch ungewöhnliche Ringwulste auffielen – und durch ihr Flaggschiff, einen gewaltigen Doppelkugelraumer, der den Namen IWAN IWANOWITSCH GORATSCHIN trug.

Wie kam ein Feind darauf, ausgerechnet den Namen eines der ersten Mitglieder des frühen terranischen Mutantenkorps zu tragen? Iwan Iwanowitsch Goratschin, der Doppelkopfmutant, der »Zünder« ... War der Name reiner Zufall, pure Provokation oder gar Programm?

Unaufhaltsam arbeitete sich der unbekannte Feind durch den ausgehöhlten Kleinmond vor. Bald würde er weitere wichtige Nebenzentralen erobern und über kurz oder lang die gesamte Station.

Möglich geworden war das alles durch Verrat aus dem Inneren der USO, auch das ein Fall nie gekannter Dramatik. Ein Verräter war umgekommen – wahrscheinlich –, ein anderer hatte sich vor Monkey enttarnt, allerdings ohne dass es ihm etwas geholfen hätte: Allard Schneider, der Chef der sogenannten Nachtwache und nunmehr Kommandeur von Quinto-Center.

Monkey schloss die Augen und zwang sich, in aller Ruhe nachzudenken.

An seinem Plan, mit Nester Pomeroy Kontakt aufzunehmen, hatte sich nichts geändert. Nur gemeinsam konnten sie einigermaßen Erfolg versprechende Strategien entwickeln, den Feind wider alle Wahrscheinlichkeit aufzuhalten.

Pomeroy verdankte Monkey auch, dass er nun schnell und einigermaßen sicher vorankam. Jenem und seinen Vorgängern verdankte Quinto-Center unter anderem ein Netz von Transmitterverbindungen, über das nur er und KENNON den völligen Überblick hatten.

Oder hat nur noch die Zentralpositronik diesen Überblick, weil selbst Pomeroy das Netzwerk nicht mehr überschauen kann?, fragte sich Monkey mit einem schwachen Lächeln.

Der Kommandant hatte darüber hinaus neben den allgemeinen Gleitbändern und Antigravschächten ein System von Schnellverbindungen eingerichtet, eine Vakuum-Bahn, in der Transportkapseln mit einem Passagiervolumen von ein bis zwei Personen verkehrten.

Neben den allgemein zugänglichen Linien gab es dabei geheime Tunnel. Dort verkehrten ausschließlich Spezialkapseln, die U-Boote von Quinto-Center, und diese standen nur wenigen Personen zur Verfügung, darunter Pomeroy selbst und Lordadmiral Monkey. Kaum ein anderer wusste von diesem geheimen System.

Der Oxtorner wechselte mit dem Sender seines SERUNS auf eine Frequenz, die zwischen ihm und Pomeroy abgestimmt war. Es dauerte eine Weile, bis der Kommandant von Quinto-Center sich meldete. Allerdings kam keine Holo-, sondern nur eine Funkverbindung zustande.

»Kommt der Anruf ungelegen?«, fragte der Lordadmiral trocken. Er konnte sich vorstellen, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt kein Funkgespräch die volle Aufmerksamkeit des Empfängers erhielt.

»Ein wenig«, antwortete Pomeroy genauso trocken. »Aber ich habe mir ein paar Minuten Zeit verschafft.«

»Wir sind verraten worden«, kam Monkey sofort zur Sache.

»Das habe ich befürchtet. Anders wäre dieser Angriff auch gar nicht möglich. Wissen Sie schon, von wem?«

»Ausgerechnet von der Nachtwache, der Einsatzgruppe Interne Sicherheit und Rekonstruktion, die eine Infiltration von Quinto-Center verhindern soll. Sie wurde selbst infiltriert und arbeitet für den Feind.«

»Welch ein Hohn!«, sagte Pomeroy verbittert. »Ist uns die gesamte Einsatzgruppe in den Rücken gefallen?«

»Zumindest ihr Chef, Allard Schneider, unser Nachtwächter.«