Perry Rhodan 2933: Monkey im Zwischenreich - Uwe Anton - E-Book

Perry Rhodan 2933: Monkey im Zwischenreich E-Book

Uwe Anton

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Beschreibung

Gut dreitausend Jahre in der Zukunft: Perry Rhodans Vision, die Milchstraße in eine Sterneninsel ohne Kriege zu verwandeln, lebt nach wie vor. Der Mann von der Erde, der einst die Menschen zu den Sternen führte, möchte endlich Frieden in der Galaxis haben. Unterschwellig herrschen immer noch Konflikte zwischen den großen Sternenreichen, aber man arbeitet zusammen. Das gilt nicht nur für die von Menschen bewohnten Planeten und Monde. Tausende von Welten haben sich zur Liga Freier Galaktiker zusammengeschlossen, in der auch Wesen mitwirken, die man in früheren Jahren als "nichtmenschlich" bezeichnet hätte. Besucher aus anderen Galaxien suchen Kontakt zu den Menschen und ihren Verbündeten; dazu zählen die Gemeni, die aktiv in der Milchstraße um Vertrauen werben, ohne alles von sich preiszugeben, und die Thoogondu aus der Galaxis Sevcooris. Gegenwärtig hält sich Rhodan in deren Goldenem Reich auf. All das scheint im Zusammenhang mit der Superintelligenz ES zu stehen, die gezwungen war, ihre Mächtigkeitsballung – und damit auch die Milchstraße – zu verlassen. Aber wie verlässlich sind die Informationen? Seit der Kunstplanet Wanderer, das Domizil von ES, gesichtet wurde, tun sich im Zusammenhang damit immer mehr Fragen auf. Die USO, die United Stars Organization, sieht sich indes mit etwas vollkommen anderem konfrontiert: Das[…]

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Nr. 2933

Monkey im Zwischenreich

Quinto-Center in der Hand des Feindes – die USO schlägt zurück

Uwe Anton

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Quinto-Center

2. Quinto-Center

3. Monkeys Zwischenreich

4. Quinto-Center

5. Quinto-Center

6. Monkeys Zwischenreich

7. Quinto-Center

8. Welt II

9. Quinto-Center

10. Welt II

11. Monkeys Zwischenreich

12. Quinto-Center

Leserkontaktseite

Glossar

Clubnachrichten

Impressum

Gut dreitausend Jahre in der Zukunft: Perry Rhodans Vision, die Milchstraße in eine Sterneninsel ohne Kriege zu verwandeln, lebt nach wie vor. Der Mann von der Erde, der einst die Menschen zu den Sternen führte, möchte endlich Frieden in der Galaxis haben.

Unterschwellig herrschen immer noch Konflikte zwischen den großen Sternenreichen, aber man arbeitet zusammen. Das gilt nicht nur für die von Menschen bewohnten Planeten und Monde. Tausende von Welten haben sich zur Liga Freier Galaktiker zusammengeschlossen, in der auch Wesen mitwirken, die man in früheren Jahren als »nichtmenschlich« bezeichnet hätte.

Besucher aus anderen Galaxien suchen Kontakt zu den Menschen und ihren Verbündeten; dazu zählen die Gemeni, die aktiv in der Milchstraße um Vertrauen werben, ohne alles von sich preiszugeben, und die Thoogondu aus der Galaxis Sevcooris. Gegenwärtig hält sich Rhodan in deren Goldenem Reich auf.

All das scheint im Zusammenhang mit der Superintelligenz ES zu stehen, die gezwungen war, ihre Mächtigkeitsballung – und damit auch die Milchstraße – zu verlassen. Aber wie verlässlich sind die Informationen? Seit der Kunstplanet Wanderer, das Domizil von ES, gesichtet wurde, tun sich im Zusammenhang damit immer mehr Fragen auf.

Die USO, die United Stars Organization, sieht sich indes mit etwas vollkommen anderem konfrontiert: Das Hauptquartier des galaxisweit operierenden Geheimdienstes wird von einem unbekannten Feind angegriffen! Die letzte Hoffnung auf Rettung lastet nun auf MONKEY IM ZWISCHENREICH ...

Die Hauptpersonen des Romans

Monkey – Der Lordadmiral reagiert aus dem Zwischenreich heraus.

Agostina Settember – Die Gäonin befindet sich in Gefangenschaft.

Faolain Settember – Der Major sucht seine Zwillingsschwester.

Alex Vikander

1.

Quinto-Center

25. November 1551 NGZ

»Wohin fahren wir?« Agostina Settember sah Monkey an. »Und vor allem ... was ist das für ein ... Fahrzeug?«

Der Lordadmiral der USO vermochte den Blick der Verräterin nicht zu deuten. Angst lag darin, vielleicht Hass, womöglich sogar eine Spur Dankbarkeit.

Er ging davon aus, dass Agostina Settember wusste, was sie zu erwarten hatte. Sie war eine von vier Undercoveragenten, die die Gäonen vor Jahren in die Organisation eingeschleust hatten. Als solche trug sie eine beträchtliche Mitschuld daran, dass Nitschiler Guuna, der amtierende Kommandant von Quinto-Center, vor der gäonischen Admiralin Amber Dessalin die Kapitulation der USO hatte erklären müssen.

Sie war darüber hinaus verantwortlich für den Tod Nester Pomeroys, des Kommandanten von Quinto-Center, und Hunderten, wenn nicht sogar Tausenden USO-Spezialisten, QuinTechs und anderer Mitarbeiter.

Woher kam also diese Dankbarkeit?

Weil er ihren Bruder nicht getötet hatte, als sich ihm die Gelegenheit geboten hatte? War die Liebe zwischen diesen Geschwistern wirklich so stark, dass sie deshalb Dankbarkeit verspürte?

»Wohin wir fahren, habe ich Ihnen bereits gesagt. Und was das für ein Transportmittel ist, geht Sie nichts an.«

Monkey hatte die Gute Köchin, wie sie sich mit Kodename hatte nennen lassen, gezwungen, ihren SERUN abzulegen. Danach war er mit ihr und der Haspronerin Dolleringh Tempu, einer Koko-Interpreterin und Positronikspezialistin, über das geheime Transmittersystem von Quinto-Center zu dem ebenfalls geheimen Tunnelsystem vorgedrungen, das neben Pomeroy und ihm kaum jemandem bekannt war. Darin verkehrten besondere Kapseln, die U-Boote von Quinto-Center, die nur wenigen Personen zur Verfügung standen, darunter Lordadmiral Monkey.

»In Ihr Zwischenreich«, sagte Settember. »Was habe ich mir darunter vorzustellen?«

Der Oxtorner antwortete nicht. Erwartete die Gäonin tatsächlich, dass er ihr ohne besondere Not Geheimnisse verriet, die er genauso gut für sich behalten konnte? Oder versuchte sie nur, ein Gespräch zwischen ihnen in Gang zu halten und damit eine Beziehung aufzubauen, die es ihm, sobald die Zeit gekommen war, erschweren würde, sie hinzurichten?

Er kannte all diese Psychospiele.

»Wollen Sie es mir nicht sagen, oder ...«

Monkey streckte den Arm aus und tippte mit der Fingerspitze auf ein Display der Konsole vor ihm.

Die Kapsel der Vakuum-Bahn bremste ab und hielt schließlich vollständig an. Automatisch öffnete sich die Tür. Monkey legte die Hand um Agostina Settembers Unterarm und zog sie mit sich aus der Kabine.

Die Tür schloss sich, die Vakuum-Kabine fuhr weiter, und fast vollständige Dunkelheit umgab sie. Ein einziges Wort hätte genügt, und Deckenleuchten hätten die Szenerie erhellt, doch Monkey benötigte sie nicht. Mit seinen künstlichen Augen konnte er sehen wie am hellen Tag.

Agostina Settember hingegen nicht. Dass sie im Dunkeln verblieben, war Teil seines Psychospiels. Es verunsicherte die Medikerin, bereitete ihr Angst, zumindest Unbehagen. Bei jedem Menschen stellte sich Furcht ein, wenn er sich nur lange genug in einer fremden Umgebung aufhielt und nichts sehen konnte.

Zu seiner Überraschung schwieg sie nun. Sie durchschaute wohl seine Absicht und wollte sich keine Blöße geben.

Rechts von ihnen leuchtete es plötzlich grell auf. Monkeys Augen fuhren Filter hoch, die die Helligkeit dimmten, doch Agostinas waren ihr schutzlos ausgesetzt. Sie blinzelte, kniff die Augen zusammen und schloss sie schließlich.

Auch der nächste Teil von Monkeys Plan, der Verräterin mit kleinen Stichen zuzusetzen, war aufgegangen.

Er hielt sie im Blick. Langsam öffnete sie die Augen wieder, nur einen Spalt breit, dann etwas mehr.

Die Helligkeit stammte von den Scheinwerfern einer weiteren Vakuum-Kabine. Sie bremste ihre enorme Geschwindigkeit bereits ab und hielt dann genau dort an, wo Monkey und die Gäonin standen. Die Türklappe öffnete sich, und QuinTech Tempu stieg aus.

Sie trug selbstverständlich ihren SERUN. Der Helmscheinwerfer leuchtete auf, doch sein Licht war stark gebündelt und erhellte nur einen winzigen Ausschnitt ihrer Umgebung. Monkey hatte sich über Funk mit ihr abgesprochen. Die Haspronerin wusste, was sie zu tun hatte, aber nicht, wo genau in Quinto-Center sie sich aufhielt.

»Gehen wir!« Monkey stieß Agostina Settember sanft an, fasste sie wieder am Arm und schritt langsam aus. Tempu folgte ihnen.

An dieser Stelle der Streckenführung befand sich ein schmaler Laufsteg neben der eigentlichen Röhre der Bahn, auf dem höchstens zwei Terraner nebeneinander gehen konnten. Neben einem Oxtorner wie Monkey mit 1,20 Metern Schulterbreite wurde es für dessen Begleiter bereits sehr eng. Der Lordadmiral hatte an zahlreichen Stellen des Rohrbahnsystems nachträglich solche Stege anbringen lassen. Die meisten von ihnen führten ins Leere, jener allerdings, den sie nun benutzten, hatte eine echte Funktion.

Die beiden Kabinen, die Monkey und Tempu benutzt hatten, hatten in einem der geheimen Hochgeschwindigkeitstunnel eine verborgene Abzweigung genommen. Sollte jemand wider Erwarten und jede Wahrscheinlichkeit das geheime Tunnelsystem entdecken, musste er zudem den geheimen Zugang ausfindig machen, um in das Zwischenreich zu gelangen.

In diesem Fall wäre es fatal, würde sich an einer einzigen Stelle solch ein Laufsteg finden. Lediglich ein grell beleuchtetes Hinweisschild hätte noch deutlicher Hinweise darauf gegeben, dass dort etwas zu finden war. Bei gut dreißig solcher Stege, von denen alle anderen tatsächlich keine Funktion hatten, sah das schon wieder anders aus.

Der Oxtorner wusste genau, wie viele Meter er zurücklegen musste, bis er sein Ziel erreicht hatte. »Hier bleiben wir stehen!«, ordnete er an.

Er streckte den Arm aus und legte die Hand auf die Wand.

Für einen Moment geschah gar nichts.

Dann leuchtete über dem Lordadmiral ein dunkelrotes, sich langsam drehendes Licht auf. Es rotierte schneller und senkte sich über den Oxtorner, tastete ihn förmlich ab.

Monkey blieb ganz ruhig stehen, bewegte keinen Muskel.

Das Holo stieg wieder empor, kehrte zu dem Punkt zurück, wo es sich gebildet hatte, und löste sich dort auf.

Es hatte sein ÜBSEF-Muster überprüft. Wer wie Monkey aussah, musste nicht unbedingt Monkey sein. Wäre die Überprüfung negativ ausgefallen, würde jetzt der Beschuss einer Themostrahler-Kanone einsetzen, der nicht nur alle in der Nähe befindlichen Lebewesen töten, sondern auch die gesamte Umgebung vernichten würde.

Doch das Holo hatte Monkeys Muster akzeptiert.

Vor dem Lordadmiral öffnete sich eine bis dahin fugenlos geschlossene Tür und gab den Blick auf einen schwach erleuchteten, würfelförmigen Raum mit etwa drei Meter Kantenlänge frei. Er war völlig leer, verfügte nicht einmal über einen Stuhl als Einrichtung.

Der Oxtorner trat ein und bedeutete seinen beiden Begleiterinnen, ihm zu folgen. Agostina Settember zögerte kurz. Sie überlegte offensichtlich, ob sie sich der Anweisung widersetzen sollte, kam dann aber zu dem Schluss, dass Widerstand zwecklos war. Sie war Monkey körperlich in jeder Hinsicht unterlegen.

Hinter ihnen schloss sich der Zugang.

»Lordadmiral«, ertönte eine Stimme. Monkey erkannte sie als die des Posbis Kart. »Willkommen. Sie haben Gäste?«

»Ja«, antwortete der Oxtorner. »Richte schon einmal den Tee.«

Diese für ihn völlig untypische Aussage war eigentlich ein Kode, eine letzte Absicherung. Hätte er etwas anderes geäußert, hätte er Kart damit signalisiert, dass er eine Geisel war, gezwungen wurde, diese Personen mitzunehmen.

Der Raum hätte sich daraufhin in eine Todesfalle verwandelt, die Monkey dank seiner robusten Konstitution vielleicht überlebt hätte, vielleicht aber auch nicht. Seinen Begleitern wäre der Tod auf jeden Fall sicher gewesen.

Langsam öffnete sich in der gegenüberliegenden Wand eine hohe Tür, und Kart trat in die Öffnung.

Agostina Settember sog scharf die Luft ein.

Der Lordadmiral konnte ihr die Überraschung nicht verdenken. Sogar auf ihn wirkte Kart ... seltsam. Die abstrakte Metallskulptur eines Bären von zweieinhalb Metern Schulterhöhe stapfte in den Raum. Sie bewegte sich ein wenig ungelenk, so tapsig wie ein Meister Petz. Die vier Gliedmaßen bestanden aus silbern schimmernden Stangen und Röhren, der Torso aus einem Oval aus demselben Material. Lediglich der Kopf war einigermaßen naturalistisch geformt.

Monkey schob die Gäonin behutsam vorwärts. »Bring sie in das Stumme Zimmer!«, befahl er Kart. »Volle Absicherung.«

Das Stumme Zimmer war ein restlos durch einen Paratronschirm gegen die Umwelt abgeschirmter Raum innerhalb des Zwischenreichs. Selbstverständlich lagen alle Einrichtungen im Zwischenreich unter Ortungsschutz, sodass es keine verräterischen Energieemissionen gab.

»Sehr wohl, Sir«, antwortete der Posbi. »Soll ich auch Räume für QuinTech Tempu und Sie vorbereiten?«

»Ich bitte darum. Unser Aufenthalt wird wohl etwas länger dauern.«

»Würden Sie mich bitte begleiten?«, sagte Kart zu der Gäonin, legte ihr leicht einen Arm auf die Schulter und führte sie ab.

»Und Sie kommen mit mir.« Der Lordadmiral gab Tempu einen Wink. »Es gibt viel zu tun.«

*

Nichts an den Gängen, durch die Monkey und Tempu schritten, unterschied sich von ähnlichen schmalen Gassen in Quinto-Center. Nicht die breiten Prachtstraßen und Alleen, sondern die kleinen, verwinkelten Zugänge zwischen Lagerräumen und Vorratskammern, Waffendepots und Asservatenstätten.

Monkey merkte Dolleringh Tempu an, dass sie am liebsten mit denselben Fragen herausgeplatzt wäre, wie sie wohl auch Agostina Settember beschäftigten. Er wusste ihre Geduld und Zurückhaltung zu schätzen. Er würde sie sowieso bald informieren, doch ein Bild sagte mehr als tausend Worte.

Sie erreichten einen größeren Raum, den Monkey als Schaltzentrale des Zwischenreichs eingerichtet hatte. Der Oxtorner zeigte auf einen Sessel und setzte sich auf den gegenüber.

Tempu sah ihn gespannt an.

»Wir sind im Zwischenreich«, sagte der Lordadmiral und aktivierte ein Holo.

Es zeigte die schematische Darstellung eines kleinen Teils der nicht ausgehöhlten Kruste von Quinto-Center. Eingeblendete Daten gaben an, dass es an seiner längsten Stelle bei vier Metern Höhe etwa hundert Meter durchmaß, also geradezu winzig war im Vergleich zu dem Mond.

»Wie ... haben Sie das hinbekommen, Sir?«, fragte die Haspronerin. »Das Zwischenreich muss doch relativ neu sein, und seine Existenz ist nahezu niemandem bekannt!«

Monkey nickte langsam. »Außer mir wusste nur Nester Pomeroy davon, und er ist inzwischen tot. Nicht einmal sein Stellvertreter Nitschiler Guuna ist informiert. Ich habe es von Robotern ausbauen lassen, unter schwierigsten Bedingungen, musste ich die Bauarbeiten doch sogar vor den Mitarbeitern Quinto-Centers geheim halten. An den Plänen waren neben mir nur Positroniken beteiligt.«

»Und die Geheimhaltung?«

»Ich habe den Zugang zum Zwischenreich mit einem besonderen Zugangskode ausgerüstet – mit den ÜBSEF-Mustern einiger weniger Personen.«

Natürlich fragte die QuinTech nicht, um wen es sich handelte. Ihr war klar, dass Monkey keine Namen oder Einzelheiten nennen würde. Sein ausgeprägtes Sicherheitsdenken bezeichneten andere manchmal als paranoid.

Konkret durften lediglich er selbst, Atlan, Homer G. Adams, Reginald Bull, Gucky und Perry Rhodan das Zwischenreich betreten.

Der Lordadmiral desaktivierte das Holo wieder. Tempu hatte gesehen, was sie sehen wollte. Mehr musste sie nicht erfahren.

Kart betrat die Schaltzentrale. »Agostina Settember ist sicher untergebracht.« Er richtete den Blick seiner großen Augen auf den Lordadmiral.

Der Oxtorner überlegte kurz und nickte dann.

Eine seltsame Verwandlung vollzog sich mit dem Roboter. Er wurde unter dem Blick des Lordadmirals kleiner, schrumpfte ein, komprimierte seinen Körper, bis er schließlich nur noch einen Meter und vierzig groß war. Nun konnte er sich viel besser in den schmalen Räumen und Gängen bewegen.

Dolleringh Tempu verfolgte das Schauspiel aus weit aufgerissenen Augen.

Monkey lächelte schwach. »Der Posbi Kart ist mehr als nur der Hausmeister des Zwischenreichs, der den Zugang bewacht«, sagte er. »Er ist eine Art Geheimwaffe und wird dich mit seinen Funktionen vertraut machen. Er verfügt nur über eine geringe Plasmakomponente, ist aber mit diversen offensiven wie passiven Waffensystemen ausgestattet. Und im ausgefahrenen Modus dient er als mobiler Transmitter, der maximal drei Personen transportieren kann, mich eingeschlossen.«

Die QuinTech verbiss sich jeden Kommentar, nickte lediglich.

Sie will nicht dumm und staunend wirken, dachte Monkey.

2.

Quinto-Center

Ein Gedanke drang durch die allgegenwärtigen Schmerzen, die Faolain Settembers Körper ausfüllten. Der Teufel hat olivfarbene Haut.

Er versuchte, sich zu bewegen, doch es gelang ihm nicht. Die Schmerzen verhinderten es. Er konnte keinen Finger rühren.

Stattdessen wurde der Gedanke konkreter. Der Teufel ist ein Oxtorner. Und allzu viele Oxtorner gibt es in Quinto-Center nicht.

Dann konzentrierte er sich darauf, einen Ton über die Lippen zu bringen, einen Schrei, einen Hilferuf. Heraus kam nur ein unverständliches Krächzen. Doch Major Settember schätzte das schon als gewaltigen Erfolg ein.

Was ist passiert?, fragte er sich. Die Erinnerung war verschwommen, kehrte nur zögernd zurück, ganz langsam. Ja ... er war der Leiter des Einsatzes gegen Quinto-Center, zusammen mit den beiden Captains, die persönlich auf Monkey angesetzt waren, Monkeys Jägern ...

Der Teufel ist schnell ...

Ein Oxtorner war ihm und Agostina entgegengekommen. Als Faolain misstrauisch die Waffe hochreißen und auf den Umweltangepassten zielen wollte, war es längst zu spät gewesen: Der oxtornische Teufel war mit einem Satz bei ihm gewesen, hatte ihm einen Schlag gegen den Hals verpasst. Faolain war zu keiner Gegenwehr fähig gewesen, hatte nur die Augen aufreißen und verzweifelt nach Luft schnappen können, und war zusammengebrochen.

Danach wusste er nichts mehr. Bis zu dem Augenblick, in dem er erwacht war.

Gerade eben.

Warum hat Agostina keinen Kontakt mit mir aufgenommen? Wir hatten nicht umgeschaltet, ich bin noch immer der Empfänger ...

Im nächsten Augenblick wurde ihm klar, wie unsinnig der Gedanke war. Er war bis jetzt bewusstlos gewesen, hätte ihren telepathischen Kontaktversuch gar nicht mitbekommen.

Er versuchte, sich erneut zu bewegen, und diesmal gelang es ihm. Zumindest konnte er die rechte Hand bewegen, die Finger krümmen.

Mehr nicht.

Sein Blick verschwamm. Einen Moment lang sah er Agostinas Gesicht vor seinem inneren Auge, das dunkelbraune, bis auf die Schultern fallende Haar, die Grübchen, die sich um den Mund bildeten, wenn sie lächelte; die dunklen, verschmitzt dreinschauenden Augen, die vielleicht etwas zu breite Nase. Sie war keine perfekte Schönheit , aber sie war seine Schwester, und die Zuneigung, die er ihr entgegenbrachte, drohte ihn hinwegzufegen.

Warum nimmt Agostina keinen Kontakt mit mir auf? Jetzt bin ich doch wach, für ihre Gedanken empfänglich ...!

Er stöhnte auf, zwang sich, vernünftig zu denken. Es gab tausend Gründe, warum sie nicht versuchte, genau in dem Augenblick zu senden, in dem er aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte. Vom Zufallsprinzip ganz abgesehen. Es war hochgradig unwahrscheinlich, dass sie ausgerechnet diesen Augenblick wählte, um Verbindung mit ihm aufzunehmen.

Er versuchte erneut, sich aufzusetzen, und diesmal gelang es ihm. Langsam schaute er sich um.

Er saß im Eingang eines Verwaltungskomplexes an einer breiten, aber menschenleeren Hauptdurchgangsstraße. Nachdem Lordadmiral Monkey ihn ausgeschaltet hatte, hatte er ihn offensichtlich an diesen Ort geschleppt, damit er weiteren Passanten nicht sofort auffiel. Obwohl das unwahrscheinlich gewesen wäre – die Straßen von Quinto-Center waren buchstäblich mit Leichen gepflastert, auf die im Moment niemand achtete.

Er war offensichtlich nicht lange bewusstlos gewesen. Weder die Gäonen noch die USO hatten Trupps ausgeschickt, um die Gefallenen einzusammeln.

Sein Blick fiel auf einen SERUN, der hinter ihm im Eingangsbereich lag. Sofort wusste er, dass es sich um den seiner Schwester handelte. Monkey musste sie gezwungen haben, ihn abzulegen.

Er rappelte sich auf, ging ein paar Schritte, hielt nach seiner Schwester Ausschau, fand aber keine Spur von ihr. Zumindest lag hier nicht ihre Leiche.

Was war passiert? Hatte Monkey sie entführt?

Faolain Settember spürte, wie das Entsetzen in ihm emporstieg.

Er riss sich zusammen, versuchte, logisch zu denken. Als Leiter des Einsatzes gegen Quinto-Center durfte er sich nicht nur auf seine Schwester konzentrieren.

Er versuchte, über Funk Kontakt mit seinen Leuten aufzunehmen, doch es gelang ihm nicht.

Zögernd schaute er an sich herab.

Monkey hatte wichtige Systeme seiner Rüstung zerstört, darunter die Energieversorgung.

Settember machte sich gar nicht erst die Mühe, nach Agostinas SERUN zu schauen. Er war überzeugt, dass der Lordadmiral diesen ebenfalls irreparabel beschädigt hatte.

Fluchend setzte er sich in Bewegung, taumelte die Straße entlang, in der Hoffnung, bald auf einen Trupp seiner Leute zu stoßen.

*

Eine halbe Stunde später stieß Settember auf eine Patrouille der Gäonen. Die drei Raumsoldaten der IWAN IWANOWITSCH GORATSCHIN beäugten ihn misstrauisch und richteten die Waffen auf ihn.

»Ihr wisst, wer ich bin?«, fragte er.

»Deine Rüstung sendet keinerlei Kennung«, sagte der Truppführer.

Settember seufzte. Er kannte die Vorschriften – und Admiralin Amber Dessalins Sicherheitsdenken.

»Für das Protokoll«, sagte er. »Ich ergebe mich und liefere mich euch aus. Bringt mich zum nächsten Transmitter und führt dort die nötigen Tests durch. Ich bin Major Faolain Settember und geriet in einen Hinterhalt.«

Einer der drei erfasste ihn mit einem Traktorstrahl, und es ging in rasendem Flug in eine gesicherte Sektion von Quinto-Center. Die ganze Zeit über hoffte er auf eine telepathische Nachricht seiner Schwester, doch sie sendete nicht.

Die Soldaten hatten ihn zwar als ihren Vorgesetzten erkannt, machten aber selbst für ihn keine Ausnahme. Sie unterzogen ihn einer Individualabtastung, einem Netzhautscan und einer genetischen Gewebeuntersuchung, bevor sie seine Identität anerkannten. »Major Settember, wir können den Transport jetzt durchführen.«

Er nickte ergeben, trat in den Transmitter und verließ dessen Gegenstück an Bord der GORATSCHIN.