Perry Rhodan 2964: Späher im Dakkarraum - Uwe Anton - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 2964: Späher im Dakkarraum E-Book und Hörbuch

Uwe Anton

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Beschreibung

Gut dreitausend Jahre in der Zukunft: Perry Rhodan hat nach wie vor die Vision, die Milchstraße in eine Sterneninsel ohne Kriege zu verwandeln. Der Mann von der Erde, der einst die Menschen zu den Sternen führte, möchte endlich Frieden in der Galaxis haben. Unterschwellig herrschen zwar Konflikte zwischen den großen Sternenreichen, aber man arbeitet zusammen. Das gilt nicht nur für die von Menschen bewohnten Planeten und Monde. Tausende von Welten haben sich zur Liga Freier Galaktiker zusammengeschlossen, Besucher aus anderen Galaxien suchen Kontakt zu den Menschen und ihren Verbündeten. Derzeit machen vor allem die Thoogondu aus der Galaxis Sevcooris von sich reden, die vor Jahrzehntausenden ein Sternenreich in der Milchstraße hatten. Dazu gesellen sich die Gemeni, die angeblich den Frieden im Auftrag einer Superintelligenz namens GESHOD wahren wollen. Ohne Vorwarnung erobern die fürchterlich aussehenden Xumushan das Sonnensystem und besetzen die Erde – diese Invasion ist allerdings eine reine Erfindung des Techno-Mahdi. Aber welches Ansinnen steckt dahinter? Atlan indessen ist bei seiner Rückkehr aus den Jenzeitigen Landen in einer Galaxis gelandet, in der die Gemeni rege sind und ihm sofort nachstellen. Der Arkonide flieht durch einen Shod-Spiegel in eine autarke Station in einem dimensional übergeordneten Bereich des Universums, wo er ebenfalls Gemeni vorfindet. Diese agieren unter anderem als SPÄHER IM DAKKARRAUM ...

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Seitenzahl: 166

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Zeit:3 Std. 20 min

Sprecher:Renier Baaken

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Nr. 2964

Späher im Dakkarraum

Atlan im Shod-Teleskop – er erfährt Geheimnisse einer Superintelligenz

Uwe Anton

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: Die Zeitliche Eskorte

1. Atlan

2. Wie auf einem Basar

3. Zum Shod-Teleskop!

4. Im Shod-Teleskop

5. Im Raum der Späher

6. Ein kurzer Blick auf Cetus

Zwischenspiel: Die entsetzliche Phase Shod

7. Die Verwüstung des Teleskops

8. GESHODS Geheimnisse

9. Der Ghatu und der Bhal

10. Das Duell

Epilog: Die herrliche Phase Shod

Report

Leserkontaktseite

Glossar

Impressum

Gut dreitausend Jahre in der Zukunft: Perry Rhodan hat nach wie vor die Vision, die Milchstraße in eine Sterneninsel ohne Kriege zu verwandeln. Der Mann von der Erde, der einst die Menschen zu den Sternen führte, möchte endlich Frieden in der Galaxis haben.

Unterschwellig herrschen zwar Konflikte zwischen den großen Sternenreichen, aber man arbeitet zusammen. Das gilt nicht nur für die von Menschen bewohnten Planeten und Monde. Tausende von Welten haben sich zur Liga Freier Galaktiker zusammengeschlossen, Besucher aus anderen Galaxien suchen Kontakt zu den Menschen und ihren Verbündeten.

Derzeit machen vor allem die Thoogondu aus der Galaxis Sevcooris von sich reden, die vor Jahrzehntausenden ein Sternenreich in der Milchstraße hatten. Dazu gesellen sich die Gemeni, die angeblich den Frieden im Auftrag einer Superintelligenz namens GESHOD wahren wollen.

Ohne Vorwarnung erobern die fürchterlich aussehenden Xumushan das Sonnensystem und besetzen die Erde – diese Invasion ist allerdings eine reine Erfindung des Techno-Mahdi. Aber welches Ansinnen steckt dahinter?

Atlan indessen ist bei seiner Rückkehr aus den Jenzeitigen Landen in einer Galaxis gelandet, in der die Gemeni rege sind und ihm sofort nachstellen. Der Arkonide flieht durch einen Shod-Spiegel in eine autarke Station in einem dimensional übergeordneten Bereich des Universums, wo er ebenfalls Gemeni vorfindet. Diese agieren unter anderem als SPÄHER IM DAKKARRAUM ...

Die Hauptpersonen des Romans

Atlan – Der Arkonide trägt mehrere Kleider.

Fitzgerald Klem – Der Menes muss sein Amulett aufs Spiel setzen.

Tamareil – Der Roboter erweist sich als Rettungsanker.

Mollikord

Prolog

Die Zeitliche Eskorte

(Eine Schreckensvision der peripheren Völker)

»Hört ihr sie?« Der Alte spreizte die Hände. »Hört ihr, wie die Freudenrufe zwischen den Welten des Alls erschallen?«

Er senkte die Stimme, und die Jüngeren rückten am Feuer enger zusammen. Es war nur künstlich, aber das spielte keine Rolle. Sie hatten es vergessen.

Der Alte legte eine Kunstpause ein. »Alles blüht«, flüsterte er dann und richtete den Blick zum Himmel. Selbst dieser war nur künstlich, gespiegelt, eine Projektion.

»Ja, ich höre es«, antwortete einer der Jungen ergriffen. Die Geschichte hatte ihn in einen Bann geschlagen, dem er sich nicht entziehen konnte. Seine Stimme war ebenfalls nur ein Flüstern, aber nicht, weil er rhetorisch besonders beschlagen wäre, sondern, weil die Erzählung des Alten ihn faszinierte und er Angst hatte.

»Ja, es ist schön auf den Welten, die in diesem Bereich des Universums liegen. Alles blüht, die unterschiedlichen Völker leben in Frieden miteinander ...« Der Alte ließ den Blick der Reihe nach über seine Zuhörer gleiten.

Die meisten hatte er für sich eingenommen, sie gefesselt; aber zwei oder drei versuchten weiterhin, sich ihm zu entziehen. Sie waren die Ältesten der Jungen, und bei ihnen regte sich der Widerstand gegen die Worte und Weisen der Alten, gegen die Ungerechtigkeiten der bestehenden Ordnung, einfach gegen alles. Es war ein Verhalten, wie er es oft erlebt hatte.

Vielleicht lag die Schuld bei ihm. Weil er eine schlechte Auswahl getroffen hatte, weil er strenger hätte sein müssen, weil er sie nicht hätte mitnehmen dürfen.

Er musste sich stark ins Zeug legen, besonders anstrengen und wachsam sein, wollte er die Gruppe nicht verlieren.

»Aber nur, weil jemand schläft«, fuhr er fort. »Ein unfassbares Wesen, das aber trotzdem unsere Geschicke leitet.« Er sprach leiser, so leise, dass die Jungen sich anstrengen mussten, um ihn zu verstehen.

»Aber nur, weil dieses unfassbare Wesen ... schläft«, wiederholte er. »Wer weiß schon, wo Schlaf in Tod oder etwas völlig anderes übergeht ...?«

»So erzählen sich die Alten«, sagte einer der aufmüpfigen Jungen so laut, dass jeder in der Runde ihn verstand.

Um seine Ergriffenheit zu überspielen, dachte der Erzähler. Seine Angst. Um den anderen zu zeigen, wie abgeklärt er ist.

Aber er musste ihn in den Griff bekommen, sonst würde er den gesamten Abend scheitern, zu einer Katastrophe werden lassen.

Das konnte er am besten, wenn er seine Erzählung zügig fortsetzte und zum Ende brachte. Wenn er das Momentum des Augenblicks nutzte, solange er den Großteil der Jungen noch bei der Stange hielt.

Die anderen Jungen warfen dem Aufmüpfigen unsichere Blicke zu, überlegten wohl still, ob sie ihn ignorieren oder sich auf seine Seite schlagen sollten.

»Und dieser herrliche Frieden«, flüsterte er, »dieses blühende Leben erstarrt, wenn das unfassbare Wesen erwacht oder ins Leben zurückkehrt. Aus dem Nicht-Sein wieder in die Existenz hinübergleitet.«

»Das ist bloß eine Geschichte«, wisperte der Aufmüpfige, »eine Legende, die sich die peripheren Völker an Bord des Konglomerats erzählen.« Aber seine Stimme zitterte, und er klang nicht von dem überzeugt, was er sagte. Er war der Rebell der Gruppe, der Wortführer des jugendlichen Zweifels. »Sie geht nicht auf echte Erlebnisse zurück! Das ist alles gar nicht passiert!«

Der Alte wies ihn nicht zurecht. Das hätte lediglich weiteren und stärkeren Widerspruch hervorgerufen. Er ließ ihn zu Ende sprechen, um die Zweifel sogleich mit der Wucht seiner Erzählung zu überrollen.

Es war besser, wenn er mit dem Strom schwamm.

»Diese Erzählung ist weder zeitlich noch räumlich genau verortet.« Er sprach wieder lauter, nachdrücklich und abstrakt, damit jeder seine Worte mitbekam und niemand es wagte, ihm zu widersprechen. Später würde er die Jungen wieder mit der Legende einfangen.

»Hört ihr?«, sagte der Aufmüpfige. »Der Alte gesteht es ein! Seine Geschichte entspricht nicht der Realität! Sie ist nur ein Gerücht, eine Überlieferung, die man den Kindern abends am flackernden Lagerfeuer erzählt, damit sie die Welt nicht infrage stellen!«

Jetzt schon die ganze Welt! dachte der Erzähler amüsiert. Es war jedes Mal dasselbe. Stets fanden sich zwei, drei Querdenker, die die alten Überlieferungen infrage stellten.

Auch wenn sie wahrer waren, als es diesen Heißspornen lieb sein würde.

»Ja.« Er sprach nun wieder leise, damit er sich der Aufmerksamkeit der Gruppe sicher sein konnte, und zeigte mit einem Greifarm auf den Aufmüpfigen. »Aber er sagt es selbst und widerspricht sich damit! Eine Überlieferung ist kein Gerücht. Was ich erzähle, ist eine Zusammenfassung zahlreicher Legenden, und in jeder davon steckt ein Körnchen Wahrheit. Nicht die allgemeine, die festgeschriebene Wahrheit, aber gibt es die überhaupt?«

Genug gezögert, dachte er. Es ist an der Zeit, dass ich diesen Rebell ignoriere und die Geschichte ihre Wirkung entfalten lasse.

»Dunkelheit wallt zwischen den Welten auf, wenn das unfassbare Wesen wieder in die Existenz fällt. Das Licht erlischt. Das blühende Leben verdorrt in Hitze- und Sandstürmen.«

Die ersten ängstlichen Rufe wurden laut.

So ist es immer, dachte der Erzähler. So war es damals, und so wird es in Zukunft sein.

»Überall fürchtet man sich vor der Zeitlichen Eskorte«, fuhr er fort. »Wo immer ein Angehöriger der Zeitlichen Eskorte auftaucht, breitet sich Furcht aus, denn aus den Verwaltern werden wieder Unterdrücker. Sie bringen Feuersturm, Gewalt und Tod, weil ihr Herr wieder existiert.«

Er hatte es erwartet, und nun war es so weit.

»Wer ist diese Zeitliche Eskorte?«, fragte einer der Jungen.

»Das wurde schon damals gefragt.« Der Erzähler sprach nun ganz leise, und alle Jungen spitzten die Lauscher und hingen geradezu an seinen Sprechöffnungen. »Und die Antwort durfte und darf nur gemunkelt werden, leise, damit niemand sie hört außer den Ohren der Kleinen: Es sind die Gemeni, und sie dienen dem, der wieder existiert. Sie dienen GESHOD.«

1.

Atlan

In den peripheren Bereichen des Konglomerats

»Der Unaussprechliche hat mich also zu einer Privataudienz gebeten und mir eindeutige Avancen gemacht ...« Tamareil legte eine kleine Pause ein, wahrscheinlich, um das Ende ihres Berichts gebührend vorzubereiten.

Ich runzelte skeptisch die Stirn.

Mir fiel auf, dass Fitzgerald Klems hellblaue Augen belustigt aufzuleuchten schienen. Er hatte sie, genau wie ich, als ebenso begnadete wie begeisterte Lügnerin kennengelernt und glaubte ihr offensichtlich kein Wort.

Ich war mir da nicht ganz so sicher. Immerhin stimmte ein Teil ihrer Geschichte. Gruelfin wurde von einem Taschkar beherrscht, dessen Namen auszusprechen Olkonoren verboten war.

Narr!, meldete sich mein Extrasinn. Lügen sind immer am besten und glaubwürdigsten, wenn sie ganz nah an der Wahrheit angesiedelt sind und sich vielleicht sogar zu einem großen Teil mit ihr vermengen ... Vorsicht!

Der Logiksektor beendete abrupt unser freundliches Geplänkel. Ich riss den Kopf hoch, sah mich schnell um und fluchte leise, als in meiner unmittelbaren Nähe das Licht der transparenten blauen Wände des Konglomerats von einer viel stärkeren Helligkeit überlagert wurde.

Ich brauchte keine Erklärung des Extrasinns, um zu begreifen, was gerade passiert war. Jemand schoss aus der Ferne mit Plasmagewehren auf uns!

Mein Kommandokleid reagierte schneller, als ich denken konnte, baute den HÜ-Schirm auf und schirmte mich vor dem gluthellen Plasma ab. Ich hatte mich verstärkt mit dem fremden mantelartigen Schutzanzug vertraut gemacht, schließlich bewegten wir uns auf feindlichem Terrain. Da musste ich jeden Vorteil nutzen, der sich mir bot.

Ich aktivierte die Ortungsfunktion.

Die Plasmaschwaden, die mir kurz die Sicht genommen hatten, schienen sich aufzulösen. Ich sah die Umgebung nun nicht mehr in leuchtendem Blau, sondern in getrübtem Dunkelgrün, aber immerhin völlig klar.

Narr! Du hast dich ablenken lassen!, schimpfte der Extrasinn.

Ich widersprach ihm nicht. Nicht nur Tamareils Geschichte, sondern auch die Eigentümlichkeiten der Umgebung hatten dazu beigetragen, dass ich kurz unkonzentriert gewesen war. Wobei man durchaus darüber diskutieren konnte, wie eng in diesem Zusammenhang der Begriff kurz zu fassen war.

Erwarte stets ...

... das Unerwartete!, entschuldigte ich mich gewissermaßen bei dem Logiksektor, wenn auch nur halbherzig. Die Umgebung war zweifellos als Ablenkung geeignet, selbst wenn man sich schon im Inneren des Konglomerats befand.

An Bord herrschte eine Schwerkraft von 1,1 Gravos, an die ich mich längst gewöhnt hatte. Die zusätzlichen zehn Prozent Gewicht bemerkte ich kaum noch, nur bei körperlichen Anstrengungen über einen längeren Zeitraum hinweg.

Nein, das Ablenkende blieben die transparenten blauen Wände, Decken und Böden, in denen ein feiner Farn oder haarfeine Korallen zu wachsen schienen. Die durchsichtigen Wände hatten eine Tiefe von etwa fünf bis zehn Zentimetern und strahlten ein gleichmäßiges Licht aus. Der Boden federte leicht nach; ich hatte ein ums andere Mal den Eindruck, auf einer Wiese zu gehen.

Das alles war durchaus dazu angetan, einen gestandenen Arkoniden einzulullen. Ich verlor das Gefühl dafür, mich in feindlichem Terrain zu befinden. Vielleicht war das auch ein Grund dafür gewesen, dass es vor einiger Zeit dem Ghatu Shapandh gelungen war, uns zu überraschen. Er wollte die Jagd auf uns einfach nicht aufgeben, was mir durchaus einen gewissen Respekt abnötigte.

Tamareil und ich hatten ein Ablenkungsmanöver organisiert, bei dem kein Paslaimone zu Schaden gekommen war. Da Shapandh ohnedies hinter Klem und mir her gewesen war, war ich mit meinen Begleitern gut sichtbar aus dem Paslaim geflüchtet.

Fitz Klem, Tamareil, der Paslaimone Mollikord und ich hatten uns absetzen können. Als ich einigermaßen sicher war, dass wir nicht mehr verfolgt wurden, machten wir uns auf den Weg zum Shod-Teleskop 37.

Und nun hatten uns andere Angreifer gefunden ...

Die glutheißen Schwaden hatten sich endgültig aufgelöst. Zum ersten Mal hatte ich freie Sicht auf die Angreifer.

Es waren Paslaimonen.

Ich pfiff leise auf, als ich ihren Anführer erkannte.

Galbusai!

*

Der Paslaimone schien zu grinsen, als er mich mit einer Schlafschleuder ins Visier nahm, einer Projektilwaffe, die Narkosepfeile verschoss. Offenbar wollten die Paslaimonen uns lebend haben.

Uns? Nein, wir waren ihnen eigentlich völlig gleichgültig. Die Blicke, die Klems Brust galten, verrieten alles. Galbusai wollte Klems Amulett an sich bringen, das ein Dakkarstrahler sein sollte. Offenbar war das leidenschaftliche Plädoyer Mollikords bei ihm auf mehr als fruchtbaren Boden gefallen.

Dabei war mir Galbusai eigentlich harmlos vorgekommen. Er war still und hatte sich zunächst eher im Hintergrund gehalten. Bekanntlich gründeten stille Wasser aber tief, und es hatte sich herausgestellt, dass Galbusai mich und meine Begleiter völlig ablehnte.

Aus irgendeinem Grund beruhte das auf Gegenseitigkeit. Natürlich, die Paslaimonen waren auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig. Sie waren humanoid und ziemlich klein, höchstens einen Meter und vierzig groß. Auf mich wirkten sie unwillkürlich verwachsen, ihre Brust war tonnenförmig gewölbt und dabei etwas schief. Die Arme waren ungleich lang, die dürren O-Beine mündeten in auffallend große Füße.

Galbusai nahm mich ins Visier. Sein kahler Kopf wirkte deformiert, das Gesicht viel zu lang, die Ohren zu groß. Aber in meinem langen Leben war ich optisch viel fremdartigeren, ungewöhnlicheren und abstoßenderen Wesen begegnet. Ich hatte längst gelernt, mich nicht von bloßen Äußerlichkeiten beeinflussen zu lassen. Meine Vorbehalte galten daher nicht den Paslaimonen an sich, sondern speziell Galbusai. Wahrscheinlich hatte ich ihn und seinen Charakter von Anfang an richtig eingeschätzt.

Galbusais große schwarze, tief in den Höhlen liegende Augen verrieten nicht, was er vorhatte. Dann feuerte er die Waffe ab!

Wieder baute das Kommandokleid automatisch den starken HÜ-Schirm auf. Kaum stand die flimmernde Blase, als sie flackerte und Sekundenbruchteile später völlig zusammenbrach. Reflexhaft warf ich mich zur Seite. Die Narkosepfeile zischten knapp an mir vorbei.

Im Fallen sah ich, dass Fitz, Tamareil und Mollikord sich ein paar Meter zurückgezogen und Deckung gesucht und gefunden hatten. Sie eröffneten das Feuer mit ihren Magnetgewehren. Die elektromagnetischen Beschleuniger für Wuchtgeschosse, bei denen Spulen zur Erzeugung der Magnetfelder verwendet wurden, hatten eine durchschlagende Wirkung, doch Galbusai war schneller als gedacht.

Er wechselte seine Position und erwiderte den Gegenangriff mit Feuer aus demselben Waffenmodell. Die Konsole, hinter der Mollikord sich verschanzt hatte, wurde von mehreren Geschossen getroffen. Der Paslaimone konnte von Glück reden, dass sie seine Deckung nicht durchschlagen und ihn getötet hatten.

Ich sah nun, dass Galbusai ein Paar jener hochtechnisierten Stelzen angelegt hatte, die auch Mollikord trug, und war zusätzlich gewarnt. Diese Stelzen verfügten über unterschiedliche Eigenschaften. Es war nicht ausgeschlossen, dass in ihnen weitere Waffen eingebaut waren.

Nun war mir klar, wieso Galbusai sich so schnell bewegte. Die Gehhilfen ermöglichten es den Paslaimonen, auch die Wände entlang oder an Decken zu laufen und weite Sprünge zu bewältigen. Wie ein Phantom kletterte der Angreifer die Wand hinauf und legte einige Meter kopfüber an der Decke zurück, wobei er unablässig aus beiden Waffen schoss.

Er nahm Mollikord ins Visier. Mein Begleiter tat mir fast etwas leid. Dieser Kampf zwang ihn, ganz klar Position zu beziehen – gegen Galbusai und weitere Angehörige seines Volkes!

Narr!, tadelte mich der Extrasinn. Es ist immerhin denkbar, dass er sich für sein Volk entscheidet!

Ich antwortete nicht darauf. Meine Intuition verriet mir, dass er sich gegen diesen ungezügelten Ausbruch von Gewalt entscheiden würde.

Trotzdem verspürte ich eine gewisse Erleichterung, als ich sah, dass er mit seinem Plasmawerfer einen von Galbusais Gefolgsleuten unter Beschuss nahm. Gleichzeitig befürchtete ich, dass für Mollikord eine Welt zusammenbrach. Wenn ich ihn richtig einschätzte, würde ihm die Erkenntnis schwer zu schaffen machen, dass andere Paslaimonen aus Habgier bereit waren, so weit zu gehen.

Fitzgerald Klem war ein erfahrener Agent. Ihm musste klar sein, dass er sich nicht auf den Paslaimonen verlassen konnte, wenn es darum ging, gezielt gegen die Angreifer vorzugehen. Für eine effektive Zusammenarbeit war Mollikord nicht ausgebildet.

Also tat er das einzig Sinnvolle. Er schoss auf den Angreifer, den Mollikord ins Visier genommen hatte, und nahm ihn ins Kreuzfeuer.

Der Paslaimone verging in einer Feuersäule.

Tamareil und Klem warfen einander einen kurzen Blick zu. Gemeinsam nahmen sie den nächsten Angreifer ins Kreuzfeuer. Auch er starb im kombinierten Plasmabeschuss.

Allmählich wendete sich das Blatt. Nachdem meine Begleiter die Überraschung überwunden hatten, arbeiteten sie immer besser zusammen. Ein weiterer paslaimonischer Angreifer fiel, dann noch einer.

Aber Galbusai rückte näher, und beinahe hätte er zwei, drei Wirkungstreffer erzielt. Seine erhöhte Position verlieh ihm einen gewaltigen Vorteil. Er schien nicht zu bemerken, dass seine Helfer den Kampf aufgegeben hatten und den Rückzug in sichere Deckung antraten.

Wenn es mir gelang, Galbusai auszuschalten, würden seine Spießgesellen endgültig Fersengeld geben.

Ich musste mich auf die Qualitäten des Kommandokleids verlassen. Ich sprang aus meiner Deckung, schlug einen Haken nach dem anderen und stürmte auf den Paslaimonen zu. Die Aktion mochte für einen unbeteiligten Zuschauer selbstmörderisch wirken, doch das Kommandokleid erfüllte seinen Zweck, und der Rauch, der mittlerweile den Gang ausfüllte, gab mir zusätzliche Sicherheit.

Galbusai verfügte zweifellos genau wie ich über optische Systeme, die ihm eine einigermaßen klare Sicht ermöglichten, doch ein gewisser Unschärfefaktor blieb. Ich wusste genau, was ich tat, und ging lediglich ein kalkuliertes Risiko ein.

Ich richtete die Mündung des Plasmawerfers auf die Decke des Gangs und wollte gerade Sperrfeuer abgeben, um Galbusais weiteren Vorstoß zu verhindern. Im letzten Augenblick sah ich aus dem Augenwinkel eine fließende Bewegung und nahm den Finger vom Abzug.

Jemand hatte eine ganz andere Idee gehabt und war mir zuvorgekommen.

*

Tamareil rannte mit unglaublicher Geschwindigkeit den Gang entlang. Ihre Beine bewegten sich fast schneller, als ich mit Blicken folgen konnte. Kein Wunder, sie war ein Roboter, wenn auch in Stöckelschuhen. Der Qualm des glutheißen Plasmas nahm mir zusätzlich die Sicht.

Sie hat zumindest einen Roboterkörper, korrigierte der Extrasinn. Wenn man ihrer Geschichte Glauben schenken kann.

Mit dem Problem mussten wir alle uns auseinandersetzen.

Dann sprang sie. Sie hatte alles genau berechnet, den Winkel, die Geschwindigkeit, die leicht erhöhte Schwerkraft. Sie erwischte den kopfunter an der Decke entlangrennenden Galbusai an der Schulter, krallte sich mit der Hand in ihr fest. Sodann nutzte sie den Schwung, um mit der anderen Hand auszuholen und eine Stelze zu umfassen.

Es gab ein knirschendes Geräusch, dem ein Schrei folgte. Galbusai verlor den Halt an der Decke und stürzte zu Boden. Er schlug schwer auf. Ein weiteres Knirschen verriet mir, dass er den Fall nicht folgenlos überstanden hatte.

Ich sah mich nach seinen Gefolgsleuten um: Sie stoben in heilloser Flucht davon. Ohne ihren Anführer schien der Mut sie ebenso verlassen zu haben wie die maßlose Gier nach Dingen, die ihnen nicht gehörten. Ich hatte so etwas schon oft erlebt.

Die Terraner hatten sogar ein Sprichwort dafür. Einer Schlange den Kopf abschlagen ...

Ich jagte ihnen ein paar glühende Plasmakugeln hinterher, wohl wissend, dass ich sie nicht erwischen würde. Mir genügte es im Augenblick, sie in die Flucht zu schlagen.

Plötzlich spürte ich einen kräftigen Luftzug, der langsam, aber beharrlich den Rauch verwehte, der mittlerweile nicht nur diesen Gang, sondern auch die benachbarten Teile des Konglomerats ausfüllte. Irgendwo waren Löschanlagen angesprungen. Ein feiner Nieselregen und mir unbekannte Chemikalien banden weitere Rauchschwaden.

Wir mussten dringend das Weite suchen. Bald würde es an diesem Ort vor paslaimonischen Rettungs- und Hilfskräften nur so wimmeln. Sie durften uns nicht entdecken, sonst wäre alles verloren.

Galbusai stöhnte laut auf. Ich ging zu ihm und kniete neben ihm nieder.

Aus einer Öffnung seiner großen Nase sickerte ein Blutfaden. Seine lederartige, eigentlich olivgrüne, ins Braune übergehende Haut mit den großen Poren und vielen feinen Falten wirkte seltsam fahl. Er schien schwer verwundet zu sein.

Aber er verzog das lange Gesicht zu einem gehässigen Grinsen.

»Ich war es«, krächzte er.

Dank des Translators auf der Basis einer Positronik, den ich genau wie Klem seit einer Weile trug, verstand ich ihn einwandfrei. Das Ding saß in einem selbsthaftenden, fünf Zentimeter breiten und zwei Zentimeter hohen silbrig-metallisch schimmernden Band, das über den Kehlkopf gespannt wurde. Vielleicht war das Band auch der Translator, ich hatte noch keine Zeit gefunden, mich eingehender damit zu beschäftigen. Es bezog seine Energie aus meiner Körperwärme.

»Was warst du?«, fragte ich.

»Ich habe deinen Aufenthalt ... an die Gemeni verraten ... an den Ghatu Shapandh ...«

Er also hatte uns diesen Ärger eingebrockt. Getrieben von Habgier, Neid und vielleicht sogar dem Hass auf alles Fremde.

Plötzlich kam er mir viel menschenähnlicher vor als noch vor einigen Minuten.

Fitzgerald Klem trat neben mich, Sekunden später Tamareil und Mollikord. Der Paslaimone schaute auf den Verwundeten hinab.

»Er ist schwer verletzt«, sagte er, »wird aber wohl überleben.«

»Lassen wir ihn zurück. Die Rettungskräfte werden ihn finden und bergen. Soll er ihnen erklären, was er mit dieser Verwüstung zu tun hat.«