Perry Rhodan 2989: Das Kortin-Komplott - Uwe Anton - E-Book

Perry Rhodan 2989: Das Kortin-Komplott E-Book

Uwe Anton

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Beschreibung

Gut dreitausend Jahre in der Zukunft: Perry Rhodan hat nach wie vor die Vision, die Milchstraße in eine Sterneninsel ohne Kriege zu verwandeln. Der Mann von der Erde, der einst die Menschen zu den Sternen führte, möchte endlich Frieden in der Galaxis haben. Davon ist er in diesen Tagen des Jahres 1552 Neuer Galaktischer Zeitrechnung allerdings weit entfernt: In der von der Superintelligenz ES verlassenen Milchstraße machen sich Boten anderer Superintelligenzen breit, ebenso alte Feinde von ES und neue Machtgruppen. Nachdem sich ein Politikwechsel bei den Thoogondu, einem einst von ES unterstützten und später verbannten Volk, ereignet hat, herrscht derzeit zwischen der Milchstraße und der fernen Galaxis Sevcooris eine friedliche Koexistenz. Was die Gemeni angeht, die im Auftrag einer mit ES verbündeten Superintelligenz in der Heimatgalaxis der Menschen aktiv geworden sind, herrscht noch Unklarheit, aber das drängendste Problem ist derzeit der Weltenbrand. Der Weltenbrand droht die gesamte Milchstraße unbewohnbar zu machen und scheint ein Nebeneffekt des geheimnisvollen Genesis-Projekts zu sein, das vor allem ES' einstiger Bote Lotho Keraete und der mysteriöse Adam von Aures vorantreiben. Letzterer ist in dieser Hinsicht sehr umtriebig. Sein neuester Coup ist DAS KORTIN-KOMPLOTT ...

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Nr. 2989

Das Kortin-Komplott

Der Adaurest und der Tamaron – ein Kampf auf Leben und Tod

Uwe Anton

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

Prolog: Hoffnungen

1. Ängste

2. Risiken

3. Kontrollen

4. Gespräche

5. Enthüllungen

6. Fragen

7. Auseinandersetzungen

8. Erkenntnisse

9. Entscheidungen

10. Das weiße Licht

Epilog: Der helle Turm

Leserkontaktseite

Glossar

Clubnachrichten

Impressum

Gut dreitausend Jahre in der Zukunft: Perry Rhodan hat nach wie vor die Vision, die Milchstraße in eine Sterneninsel ohne Kriege zu verwandeln. Der Mann von der Erde, der einst die Menschen zu den Sternen führte, möchte endlich Frieden in der Galaxis haben.

Davon ist er in diesen Tagen des Jahres 1552 Neuer Galaktischer Zeitrechnung allerdings weit entfernt: In der von der Superintelligenz ES verlassenen Milchstraße machen sich Boten anderer Superintelligenzen breit, ebenso alte Feinde von ES und neue Machtgruppen.

Nachdem sich ein Politikwechsel bei den Thoogondu, einem einst von ES unterstützten und später verbannten Volk, ereignet hat, herrscht derzeit zwischen der Milchstraße und der fernen Galaxis Sevcooris eine friedliche Koexistenz. Was die Gemeni angeht, die im Auftrag einer mit ES verbündeten Superintelligenz in der Heimatgalaxis der Menschen aktiv geworden sind, herrscht noch Unklarheit, aber das drängendste Problem ist derzeit der Weltenbrand.

Der Weltenbrand droht die gesamte Milchstraße unbewohnbar zu machen und scheint ein Nebeneffekt des geheimnisvollen Genesis-Projekts zu sein, das vor allem ES' einstiger Bote Lotho Keraete und der mysteriöse Adam von Aures vorantreiben. Letzterer ist in dieser Hinsicht sehr umtriebig. Sein neuester Coup ist DAS KORTIN-KOMPLOTT ...

Die Hauptpersonen des Romans

Adam von Aures – Der Adaurest treibt seine Pläne voran.

Vetris-Molaud – Der Maghan möchte seine eigenen Pläne verwirklichen.

Mirash Lato – Der Agent entdeckt geheime Pläne.

Assan-Assoul

Prolog

Hoffnungen

26. Juli 1552 NGZ

»Fass das Schott nicht an!«

Matthon Paiks Warnung kam zu spät. Mirash Lato zog die Hand sofort zurück, doch die Temperatur war so hoch, dass er sich die Haut versengt hatte, ohne das Metall auch nur zu berühren.

Mit einem leisen Fluch und einem umso lauteren Schmerzschrei fuhr Lato herum. Hinter ihm schlugen Flammen empor, verzehrten mit rasender Geschwindigkeit alles brennbare Material. Der verdichtete Kunststoff der Positronikterminals widerstand zwar dem tobenden Feuer im Augenblick, doch qualitativ weniger hochwertiges Material verschmorte bereits. Überall quollen fette schwarze Rauchwolken empor und breiteten sich aus.

Lato trug nur eine schmucklose Bordkombination. Mit einem Raumanzug wären seine Chancen viel besser gewesen. Dann hätte er wenigstens Luft bekommen, und der eingebaute Medikit hätte seine Hand versorgt. So aber ...

Paik machte zwei Schritte, packte ihn am Revers und zerrte ihn mit sich. Der gestandene Ingenieur für Energiekupplungen rang ebenfalls nach Atem. Sein Gesicht war rot angelaufen, und kleine Adern, die auf seiner Stirn hervortraten, schienen jeden Augenblick explodieren zu wollen.

Mirash Lato sah sich um. Die VOH-7 war dem Untergang geweiht. Mehrere heftige Explosionen hatten den Schweren Kreuzer der ZAON-Klasse so schwer erschüttert, dass fast alle technischen Sicherungen ausgefallen waren, selbst für etwas so Banales wie einen Brand, nicht einmal Prallschirme standen zur Verfügung.

Prallschirme!, dachte Lato zynisch.

Sie und andere normalenergetische Feldschirme konnten gasundurchlässig justiert werden, also die Atmosphäre zurückdrängen und damit einen Brand ersticken. Außerdem ließen sie sich auf Konturfunktion einstellen. Die Projektionsaggregate waren leistungsstark, energetisch autark und so klein, dass sie personifiziert und am Gürtel getragen werden konnten.

Diese simplen Alltagsgegenstände wurden als Massenprodukte hergestellt, wodurch ihr Herstellungspreis gering war. Von daher hätte man große Raumschiffe mit Millionen davon ausstatten können. Im Falle eines Feuers würde sich so zielgerichtet ein Schirm aufbauen lassen, ohne dass der konstruktive Aufwand besonders ins Gewicht fiel.

Hätte und würde!, dachte er verzweifelt. Aber aus Kostengründen verzichteten die Tefroder weitgehend darauf. Sie setzten auf die klassische Methode, auf aufwendiger zu verlegende, aber erprobte und bewährte Rohrsysteme von Sprinkleranlagen und Millionen Tonnen an Wasser, die als Ballast transportiert wurden. Aber dieses Wasser konnte man auch anders verwenden ...

Auf terranischen Schiffen war es kaum besser, wie Lato aus eigener Erfahrung bestens wusste. Zwar verfügte jedes Schiff über Prallschirme, aber auch die Liga Freier Galaktiker betrieb beim Bau und der Konstruktion von Raumschiffen eine konservative Politik.

Allerdings nicht bei der VOHRATA, dem Flaggschiff der tefrodischen Flotte, also Vetris-Molauds persönliches Schiff. Dort hatte man keine Kosten und Mühen gescheut. Das Ultraschlachtschiff war das Prunkstück des tefrodischen Raumschiffbaus, schließlich musste es mit den besten Modellen der konkurrierenden Mächte mithalten können.

Was für abstruse Gedanken gehen einem durch den Kopf, wenn man dem Tod ins Auge sieht! Mirash Lato schüttelte sich und konzentrierte sich wieder auf das Inferno um sich.

Paik schrie etwas, doch Lato verstand es nicht; das schreckliche Knistern des Feuers war zu laut geworden. Verwirrt nickte er und folgte dem Ingenieur, der durch den Gang zurückstürmte, vorbei an mehreren kleineren Brandherden, deren Flammen nach ihnen leckten.

Von einer Bewegung zur anderen verlor Lato den festen Stand. Der Schwung seines Schrittes schleuderte ihn in die Luft. Fluchend wedelte er mit den Armen, um den freien Flug zu stabilisieren.

Die Gravitatoren und Andruckabsorber mussten beschädigt worden sein, zumindest in diesem Bereich! Dadurch wies die Schwerkraft nicht mehr lediglich nach oben oder unten, sondern in jede beliebige Richtung, die sich, genau wie ihre Stärke, von Sekunde zu Sekunde ändern konnte.

Lato spürte plötzlich einen beharrlichen Zug nach rechts. Er versuchte, dagegen anzukämpfen, den einmal eingeschlagenen Weg fortzusetzen. Doch er hatte das Gefühl, sich durch Sirup zu bewegen, durch eine dicke, klebrige, träge Masse zu schwimmen, die ihm beträchtlichen Widerstand leistete.

Unversehens schoss ihm das Wasser aus den Sprinklern mit brachialer Gewalt ins Gesicht, ehe es ebenso plötzlich wieder versiegte.

Die Sprinkler arbeiteten nach dem Prinzip des schiefen Wurfs, waren auf eine funktionierende Schwerkraft angewiesen. Die VOH-7 war so stark beschädigt worden, dass der Wert der Schwerkraft immer geringer geworden war. Bei dieser geringen Stärke konnte nicht genug Wasser herausströmen, da es nur langsam zu Boden sank und die Brandherde erst mit mehreren Sekunden Verspätung erreichen würde, falls überhaupt. Und bei Schwerelosigkeit verhielt sich ein Feuer zudem völlig anders, weil es kein Oben mehr gab. Es war daher nicht mehr möglich, den Brandherd mit Wasser zu bedecken.

Die Flammen loderten höher. Latos Haut fühlte sich an wie versengt.

Der Schwere Kreuzer schien zu rollen, als stünde plötzlich alles kopf. Unversehens hatte die Schwerkraft einen negativen Wert, und die Sprinkler befeuchten nur sich selbst.

Lato spürte wieder einen Ruck.

Paik hatte sich abgestoßen und schwebte nun langsam zu ihm hoch. In der Schwerelosigkeit wirkten seine Bewegungen gemächlich, fast zeitlupenhaft, bildeten einen abstrusen Gegensatz zu dem flackernden Schein der Flammen, die eine unaussprechliche Bedrohung ausstrahlten.

Lato streckte die Hand aus, und der Ingenieur griff nach ihr. Die leichte Berührung genügte, um Mirash Lato auf einen neuen Kurs zu bringen. Nun schwebte er langsam, aber unaufhaltsam der Wand entgegen, hinter der die Rettung lag. Er streckte eine Hand aus, um den Aufprall abzufedern ...

... und in diesem Augenblick setzte die Schwerkraft wieder ein.

1.

Ängste

Stunden vorher

Mirash Lato lebte nur noch, weil er so unscheinbar war. Davon war er überzeugt. Das war sein großer Vorteil gegenüber Cano Zarman, der entweder nicht so unauffällig war oder eine Riesendummheit begangen hatte.

Lato sah sich – unauffällig, wie er hoffte – in der Funkabteilung um. Das Licht in der Funkzentrale der VOH-7, eines Schweren Kreuzers der ZAON-Klasse von 230 Metern Durchmesser, war gedämpft. Trotzdem spürte er die Anspannung stärker denn je zuvor.

Dass er es bis an diesen Ort geschafft hatte, war schon ein großer Erfolg, das sah sein Führungsoffizier genauso. Lato saß im Zentrum der Macht.

Nun ja, gewissermaßen. Die VOH-7 war ein Beiboot der VOHRATA, des Flaggschiffs von Tamaron Vetris-Molaud. Besonders wichtig war seine Position nicht. Die VOHRATA verfügte über 18 Beiboote der ZAON-Klasse, dazu 48 teilweise robotisierte Leichte Kreuzer der PECTOR-Klasse und diverse Raum- und Kampfgleiter. Genau genommen war er also nur ein kleines Rädchen in einer gewaltigen Maschinerie, und dort zudem ziemlich an der Peripherie angesiedelt. Aber das war für ihn ein unermesslicher Vorteil. Das 2000 Meter durchmessende Flaggschiff war eine Stadt für sich, und in einer Stadt fiel ein Einzelner nicht so schnell auf.

Cano Zarman allerdings war aufgefallen. Musste aufgefallen sein. Eine andere Erklärung gab es nicht.

Nachdem Lato sich überzeugt hatte, dass niemand auf ihn achtete, rief er den Wellenreiter auf. Das war immer ein kritischer Moment. Er hatte das vom Terranischen Liga-Dienst entwickelte positronische Programm über die Anlage der VOH-7 in der Hyperfunkanlage der VOHRATA installiert.

Der Wellenreiter hob jede Sendung mit entsprechend hoher Sicherheitsstufe während des Sendeprozesses parallel und heimlich auf eine andere Frequenz, die dem TLD zugänglich war. Diese Sendungen gingen also doppelt ab, ohne dass die Tefroder es bemerkten. Der Spruch, der an den TLD geschickt wurde, war zusätzlich extrem gerafft, damit die Tefroder, wenn sie andere Frequenzen als die eigenen abhörten, nicht zufällig drauf stießen.

Außerdem konnte er mit dem Programm verschlüsselte Sendungen mithören und dechiffrieren, sofern die Sicherheitsstufe nicht zu hoch war.

Seine Spuren hatte er sorgfältig verwischt. Die Manipulation war nach menschlichem Ermessen nicht nachweisbar, davon ging er seinen Erfahrungen nach aus. Der Wellenreiter hatte sich für die Bordpositronik und sämtliche weiteren Überwachungsmechanismen selbsttätig gelöscht und seine Existenz durch ein ausgeklügeltes Hilfsprogramm negiert. Wenn er aufflog, dann, weil jemand ihn zufällig dabei beobachtete, wie er mit dem Wellenreiter arbeitete. Deshalb auch die misstrauischen Blicke zur Seite.

Aber niemand achtete auf ihn. Jeder hatte mit sich selbst genug zu tun.

Die VOH-7 lag zurzeit in ihrem Hangar, der sich im Ringwulst des Mutterschiffs befand.

Lato lächelte schwach. Die ZAON-Klasse ist benannt nach dem siebenten Planeten des Helitassystems, dachte er.

Dieser Gedanke war ein kleines Ritual, das er stets vollzog, wenn er den Wellenreiter aktivierte. Aus irgendeinem Grund beruhigte er ihn, lenkte ihn von der Gefahr ab, die er nun zumindest für einige Augenblicke heraufbeschwor. An Cano Zarman durfte er auf keinen Fall denken.

Der Wellenreiter nahm die Arbeit auf. Es würde eine Weile dauern, bis das Ergebnis vorlag.

Er massierte sich kurz die Schläfen, während er wartete. Seit er infolge einer Verletzung ein medizinisches Implantat im Kopf trug, das ihn als angenehme Nebenwirkung zudem vor Telepathie und parapsychischer Beeinflussung schützte, litt er immer wieder unter kurzen Kopfschmerzen. Das war seit der Zündung des Weltenbrands nicht gerade besser geworden. Aber das Implantat schützte ihn vor den tefrodischen Mutanten, die sich häufig an Bord aufhielten. Er konnte von ihnen nicht enttarnt werden.

Vielleicht war er nur deshalb bisher nicht aufgeflogen.

Er sah sich wieder um. Die Funkzentrale der VOH-7 war abgedunkelt, weil man auf diese Weise versuchte, die Auswirkungen des Weltenbrands so gering wie möglich zu halten. Das Schiff hatte sich zuvor so lange im Bereich einer Sonne aufgehalten, dass bereits Symptome des Weltenbrands aufgetreten waren.

Eine Abdunklung war aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Sie konnten von Glück reden, dass die VOHRATA sich in einem Einsatz befand, der sie in den freien Raum geführt hatte. Dort klangen die Symptome zwar allmählich ab, aber das ging so langsam vonstatten, dass sie immer noch quälend waren.

Vetris-Molauds Flaggschiff stand in der Nähe der Dunkelwolke Barnard 500 Lichtjahre vom Solsystem grob in Richtung des galaktischen Zentrums entfernt. Die Effekte des Weltenbrands fielen weit weniger drastisch aus als auf Planeten.

Die Tefroder bezeichneten die Dunkelwolke als Eisnacht. Sie war extrem kalt, die Temperatur lag im Außenbereich bei rund 16 Kelvin, also minus 257 Grad Celsius, im Inneren war es mit 8 Kelvin sogar noch kälter. Absonderlich war, dass die Gesamtmasse der Wolke nur etwas über der doppelten Sonnenmasse lag, wobei sie eine Ausdehnung von einem halben Lichtjahr hatte. Die Dunkelwolke enthielt also kaum Materie, war praktisch leer, eine gewaltige schwarze Ausdehnung des Nichts inmitten dicht stehender, rot und gelb funkelnder Sterne.

Lato fragte sich, was die VOHRATA an einem Ort wie diesem zu suchen hatte. Das entzog sich seiner Kenntnis. Der Tamaron pflegte unbedeutende Besatzungsmitglieder seines Schiffes nicht in seine Überlegungen einzuweihen oder gar über all seine Pläne zu informieren.

Mirash Lato verzog das Gesicht zu einem Grinsen. Tamaron!

Er musste vorsichtig sein mit dieser Titulierung. Vetris-Molaud bezeichnete sich selbst als Maghan, also mit dem alten Ehrentitel der Meister der Insel. Nur Kritiker nannten ihn Tamaron. Deshalb musste Lato ihn offiziell und allen an Bord gegenüber als Maghan bezeichnen. Wenn er nicht auf der Hut war und sich in dieser Hinsicht einmal versprach, konnte ihm das gehörigen Ärger einbringen, ihn vielleicht sogar auffliegen lassen.

Ein dunkelrotes Licht leuchtete kurz auf und erlosch.

Der Wellenreiter hatte einen Funkspruch aufgefangen, gespeichert und gleichzeitig weitergeleitet.

Lato sah sich um. Niemand in der Funkzentrale achtete auf ihn, alle Kollegen schwiegen, hielten Abstand voneinander, schauten zu Boden, versuchten, irgendwie mit den Auswirkungen des Weltenbrands klarzukommen.

Er konnte das Risiko eingehen und den Funkspruch aufrufen.

Im nächsten Moment fluchte er.

Ganz leise, fast unhörbar, ein Zischlaut, mehr nicht. Der Weltenbrand hatte auch Auswirkungen auf das Gehör. Lato erlebte das kleinste Geräusch bereits als unangenehmen Druck. Schmerzhaft war er noch nicht, aber er bezweifelte nicht, dass es so weit kommen würde.

Der Funkspruch war chiffriert.

Warum kann nichts mal auf Anhieb funktionieren? Warum geht immer alles schief? Warum muss es jedes Mal Komplikationen geben?

Er wusste, dass er irrational reagierte, doch er kam nicht dagegen an. Seine Ausbildung als TLD-Agent hatte ihn zwar gründlich auf Zwischenfälle wie diesen vorbereitet, doch seine Nerven lagen blank.

Mühsam zwang er sich, ruhig zu bleiben und die nächsten Schritte zu überdenken.

Es gab nur einen weiteren, wenngleich lästigen Arbeitsschritt: Er musste den Spruch mithilfe des Wellenreiters dechiffrieren.

Wenn die Verschlüsselung nicht zu kompliziert für das Programm ist ...

Er riss sich zusammen. Immer positiv denken. Gerade jetzt. Gerade in solch einer Situation ...

Mit fahrigen Bewegungen aktivierte er die Entschlüsselung.

Nun hieß es wieder warten.

Er lehnte sich in seinem Pneumosessel zurück, versuchte sich zu entspannen. Er konnte nichts ändern, musste die Dinge nehmen, wie sie kamen.

Am liebsten hätte er laut geschrien.

Er versuchte, an etwas anderes zu denken.

Cano Zarman ...

Nein, bloß nicht! Das zieht mich nur tiefer hinab!

Aber es half alles nichts. Er konnte die Augen nicht vor den Tatsachen verschließen. Er musste sich mit Zarman befassen.

Ganz ruhig. Niemand an Bord weiß, dass du Agent des TLD bist ...

Doch er war nicht der einzige TLD-Agent an Bord der VOHRATA. Das wusste Mirash Lato mit absoluter Sicherheit. Es gab zumindest einen weiteren Kollegen, eben Cano Zarman. Doch Zarman benahm sich in letzter Zeit seltsam, erstattete keine Meldungen mehr, lieferte keine Berichte. Etwas an der Sache war faul, davon war Lato überzeugt. Es konnte gar nicht anders sein. Alles andere war reines Wunschdenken. Wenn er ihm nachhing, war sein Leben verwirkt.

Auch das wusste er mit absoluter Sicherheit.

So, wie er einen – ihm unbekannten – Führungsoffizier hatte, war er Zarmans – ebenfalls unbekannter – Führungsoffizier. Diese Geheimhaltung entsprach reinem Schutzdenken, für den Fall, dass ein Agent enttarnt würde. Dieses Vorgehen kam ihm manchmal unnötig kompliziert und kontraproduktiv vor, aber so dachte der Terranische Liga-Dienst nun einmal.

Sein Führungsoffizier hatte ihm eine Warnung zukommen lassen: Der TLD war sicher, dass die Gläserne Insel – der tefrodische Geheimdienst – Zarman enttarnt hatte, ohne ihn zu verhaften. Die Gläserne Insel wollte sich womöglich des Agenten bedienen, um ihn mit falschen Informationen zu füttern.

Da Zarman aber nichts von mir weiß, kann er mich also auch nicht verraten.

Dieser Gedanke war zumindest ein kleiner Trost, auch wenn die Sorge um seinen Kollegen natürlich überwog.

Natürlich.

Aber die Dinge waren nur selten so, wie es den Anschein hatte.

Es gibt mehrere Möglichkeiten, die du in Betracht ziehen musst!

Lato vermutete, dass Zarman an Bord der VOHRATA gebracht worden war, um von ihm abzulenken.

Wer immer dafür verantwortlich war ... Der TLD selbst? War er bereit, Zarman zu opfern, damit Lato seinen Auftrag unbehelligt erfüllen und weiterhin Informationen liefern konnte?

Lato spürte, wie er ins Schwitzen kam. Das nagte an seinem Gewissen. Er wollte nicht für das Leid oder den Tod eines Kollegen verantwortlich sein, selbst dann nicht, wenn er selbst keine unmittelbare Schuld an dieser Entwicklung trug.

Aber es gab eine weitere Möglichkeit.

Lato schwitzte stärker.

Er fürchtete sehr wohl, dass Zarman von ihm wusste und ihn verraten könnte.

Oder längst verraten hatte. Spielte die Gläserne Insel mit Lato dasselbe Spiel wie mit Zarman?

Das rote Licht leuchtete wieder auf. Der Wellenreiter hatte die Nachricht dechiffriert.

Lato ließ sie über seinen Ohrstöpsel abspielen.

Das Lotsenschiff des Tamaniums hat den Gast zur Eisnacht geführt und fliegt jetzt zurück ins Tamanium, hörte er die Stimme der Bordpositronik.

Ein Lotsenschiff? Mehr nicht? Nicht einmal ein Tarnname? Das war ungewöhnlich.

Aber die Nachricht war damit noch nicht beendet. Es folgte noch ein Nachsatz.

Die VOHRATA bedankt sich.

Lato runzelte die Stirn. Diese Stimme kannte er, ganz genau sogar, wie jeder andere an Bord.

Wie jeder andere auch im Neuen Tamanium.

Der Tamaron selbst hatte sich bedankt.

Der Maghan!, korrigierte er sich sofort.

Das war höchst ungewöhnlich, so ungewöhnlich, dass Lato dem einfach nachgehen musste. Welches Schiff hatte ein Rendezvous mit der VOHRATA? Um welchen Gast handelt es sich?

Was wollte der Tamaron überhaupt so nah beim Solsystem? Der Aufenthalt war nicht ungefährlich. Zwar befanden sich in der Dunkelwolke und unmittelbar um sie herum nur zwei automatische Forschungssonden der Liga, vor denen sich die VOHRATA leicht tarnen konnte. Die Wissenschaftler der VOHRATA hatten außerdem herausgefunden, dass die beiden Sonden auf die einsetzenden Sternentstehungsprozesse innerhalb der Wolke fokussiert waren; die Beobachtung des stellaren Umfeldes gehörte nicht zu ihren Aufgaben.

Aber was, wenn ein Explorer vorbeischaute oder ein anderes Schiff der Liga?

Das war das Problem des Tamarons, nicht das seine. Es fiel nicht in seine Zuständigkeit. Er musste die Dinge nehmen, wie sie kamen. Ändern konnte er sowieso nichts, nur hoffen, dass Vetris-Molaud und seine Berater wussten, was sie taten. Er fühlte sich den Ereignissen ausgeliefert, aber damit lebte er im Grunde, seit er auf die VOHRATA versetzt worden war.

Er beauftragte den Wellenreiter mit der Suche nach dem Raumer, der das Lotsenschiff begleitet hatte. Irgendwo musste es Aufzeichnungen davon geben.

Es dauerte eine ganze Weile, doch schließlich rief das TLD-Programm das Ergebnis auf und spielte eine zweidimensionale Wiedergabe ab, die Lato sich auf dem Display ansah. Hätte er ein Holo davon aufgerufen, hätte ihn das verraten. Einer seiner Kollegen in der Funkzentrale hätte es unweigerlich mitbekommen und sich gefragt, was Lato da trieb.

Und zwangsläufig Meldung erstattet.