Perry Rhodan 3157: Die Suche des Joseph Andalous - Uwe Anton - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 3157: Die Suche des Joseph Andalous E-Book und Hörbuch

Uwe Anton

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Beschreibung

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2071 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5658 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat. Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen. Doch entwickelt sich in der kleinen Galaxis Cassiopeia offensichtlich eine neue Gefahr. Dort ist FENERIK gestrandet, ein sogenannter Chaoporter. Nachdem Perry Rhodan und seine Gefährten versucht haben, gegen die Machtmittel dieses Raumgefährts vorzugehen, bahnt sich eine unerwartete Entwicklung an: FENERIK stürzt auf die Milchstraße zu. Was das genau bedeutet, weiß noch keiner. Die Völker der Galaxis beschließen unter dem Druck der Gefahr und der Erkenntnis ihrer eigenen Bedürfnisse den Schulterschluss zum Dritten Galaktikum. In der Zwischenzeit lässt ein überraschender Fund einen anderen aufhorchen – und so beginnt DIE SUCHE DES JOSEPH ANDALOUS ...

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Seitenzahl: 151

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Zeit:3 Std. 36 min

Veröffentlichungsjahr: 2022

Sprecher:Florian Seigerschmidt

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Nr. 3157

Die Suche des Joseph Andalous

Gefährliche Tage auf TSUBEILS ZUFLUCHT – eine geheime Strategie im Zentrum

Uwe Anton

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. Welt der Gegensätze

2. Im Untergrund

3. Erkenne deine Macht!

4. Ein klärendes Gespräch

5. Der Weg ist das Ziel

6. Rainiers Ruhe

7. Testläufe

8. Diamantfinger

9. Der Gedächtnisraum

10. Ein Volk von Kosmokratenknechten

Fanszene

Leserkontaktseite

Glossar

Impressum

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2071 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5658 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat.

Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen.

Doch entwickelt sich in der kleinen Galaxis Cassiopeia offensichtlich eine neue Gefahr. Dort ist FENERIK gestrandet, ein sogenannter Chaoporter. Nachdem Perry Rhodan und seine Gefährten versucht haben, gegen die Machtmittel dieses Raumgefährts vorzugehen, bahnt sich eine unerwartete Entwicklung an: FENERIK stürzt auf die Milchstraße zu.

Was das genau bedeutet, weiß noch keiner. Die Völker der Galaxis beschließen unter dem Druck der Gefahr und der Erkenntnis ihrer eigenen Bedürfnisse den Schulterschluss zum Dritten Galaktikum. In der Zwischenzeit lässt ein überraschender Fund einen anderen aufhorchen – und so beginnt DIE SUCHE DES JOSEPH ANDALOUS ...

Die Hauptpersonen des Romans

Joseph Andalous – Ein Mann fühlt sich in seinen Schuhen nicht wohl.

Uecker London – Der Halbferrone könnte zu einem wertvollen Verbündeten werden.

Sälsinde – Der Werber FENERIKS soll nicht bemerken, was eigentlich vorgeht.

Agathon Z.

Man hat mir erzählt, ein Audh hätte mich – warum, weiß ich nicht – mitgenommen in ein Chaoversum. In einem Chaoversum ist kein Leben möglich, auch keines denkbar, und es ist nicht erwünscht.

Ich bin kein Individuum mehr; was ich bin, verstehe ich nicht. Eine Art Explosion in die Zeit. Eine Staubwolke.

Denn der Audh hatte meine Erinnerungen verwahrt wie eine Bank. Der Audh verteilte die Erinnerungspartikel. Ich sammelte und stellte mich zusammen. Ich wurde zu einem Selbst.

Ich erfand mich.

Ohne FENERIK wäre ich zerstoben.

– Sälsinde zugeschrieben

1.

Welt der Gegensätze

Lepso, 9. Dezember 2071 NGZ

»Ich frage mich«, sagte Yshabel Touwan, »warum Informanten immer in Stadtteilen hausen, die nur schwer zugänglich sind. Wollen sie sich damit schützen?«

Dimitri Neugebauer bedachte die Terranerin mit einem etwas spöttischen Blick. Sie war eine QuinTech und nahm normalerweise nicht an Außeneinsätzen teil. QuinTechs schoben eigentlich Innendienst, und Yshabel begleitete ihn lediglich, weil es bei diesem Einsatz um ein technisches Artefakt ging, das er sicherstellen sollte. Falls es ihm gelang, tatsächlich in den Besitz dieses Gegenstands zu kommen, war er auf ihre Expertise angewiesen.

»Das kann man so nicht sagen«, erwiderte der Imarter. »Informanten gibt es überall. Es kommt stets darauf an, mit welchen Informationen sie handeln und wie wichtig sie sind. Du findest sie in den schlechtesten ebenso wie in den besten Vierteln. Selbst in Orbana.«

Er sah sich um. Von dem Hügel, den sie erklommen hatten, bot sich ein guter Blick auf die Hauptstadt von Lepso.

In einer der ansehnlicheren Gegenden des Planeten befanden sie sich bestimmt nicht. Ebenso wenig in einem Slum, wie es sie auf Lepso ebenfalls gab. Es war ein durchschnittliches Wohngebiet, einigermaßen gepflegt, wenn auch nicht besonders herausgeputzt.

Ein schier endloses Häusermeer dehnte sich unter ihnen aus. So weit er sehen konnte, drängte sich ein Gebäude an das nächste. Es waren durchweg weiß getünchte Flachbauten, in der Hoffnung errichtet, ein wenig Schutz vor dem subtropischen Klima des Planeten zu bieten, dessen Temperaturen nicht selten bereits vor Mittag 50 Grad Celsius erreichten.

Eine Hoffnung, die wohl vergeblich war.

Dieses Viertel der Hauptstadt zählte keineswegs zu den bevorzugten Wohngegenden. Neugebauers Blick glitt zum Horizont, wo sich gewaltige Wohntürme in den Himmel reckten, Monolithen, die ringförmig die eigentliche City umschlossen. Dort spielte sich das eigentliche Leben ab.

Neugebauer konnte von Glück sprechen, dass er sein aktuelles Ziel überhaupt problemlos gefunden hatte. Er verstand Lepso und seine Bewohner nicht, würde sie niemals verstehen, und wenn er noch hundert Jahre auf dieser Welt verbringen musste. Die Altstadt, auf die er blickte, war ein wahres Labyrinth. Auf Straßennamen war kein Verlass; er hatte den Eindruck, dass sie schneller geändert wurden, als man sie sich einprägen konnte. Warum, wusste er nicht, konnte er nicht einmal ahnen.

Welchen Vorteil hatten die Bewohner, wenn sie sich ständig neu orientieren mussten? Suchten sie die Abwechslung lediglich um der Abwechslung willen? Wollten sie Fremdweltler verwirren?

Und das galt nicht nur für die Straßen. Auch die einzelnen Stadtteile erhielten ständig neue Bezeichnungen. Am einen Tag hießen sie Konko, Stratto oder Zepa-Zapijn, am nächsten Kikukate, Tokkat oder Wabusch.

Wollten die Einheimischen die Touristen und Fremdweltler, die ihre Stadt besuchten, in heillose Verwirrung stürzen oder ihnen immer wieder vermeintlich etwas Neues bieten? Es kam sogar vor, dass ganze Gebäudekomplexe über Nacht von riesigen Traktorstrahlanlagen versetzt und an völlig anderen Stellen der Stadt neu errichtet wurden.

Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und sah nach oben. Einen steilen Anstieg mussten sie noch bewältigen, dann hatten sie ihr Ziel erreicht.

Falls die angegebene Adresse nicht verlagert worden war und sich nun in einer Prachtstraße am Kodbandel befand, einem der drei Flüsse, die die Hauptstadt durchflossen.

Neugebauer verfluchte sich, weil er auf technische Hilfsmittel verzichtet hatte, die ihn vor den Temperaturen schützten. Aber die Einheimischen hatte sich im Lauf der Jahrhunderte an sie gewöhnt, und nur Fremdweltler nutzten solche Geräte – und fielen damit auf.

Wenn Agenten etwas vermeiden wollten, dann, in irgendeiner Hinsicht aufzufallen. Sie lebten – buchstäblich – davon, mit der Masse zu verschmelzen, in ihr unterzugehen, unauffällig zu bleiben. Neugebauer hatte diesen Grundsatz zu dem seinen gemacht.

Er setzte sich wieder in Bewegung. Einfach einen Fuß vor den anderen, und die grausame Hitze und die schwüle Luft ignorierst du!

»Glaubst du, dass wir fündig werden?«, fragte die Terranerin. »Ein Artefakt, das halb Lepso haben will ...«

»Oder, wie es mir manchmal vorkommt, nahezu jeder auf dem Planeten!«, erwiderte er.

»Und ausgerechnet auf Lepso soll es verborgen sein? Bei einem Informanten, der glatt einem Trivid über die CONDOS VASAC entsprungen sein könnte?«

Die CONDOS VASAC? Der Imarter grub in seinen Erinnerungen. Ja, da war etwas ... War das nicht die galaktische Verbrecherorganisation gewesen, die Ronald Tekener, der Ahnherr aller USO-Agenten, auf Lepso praktisch im Alleingang zerschlagen hatte?

»Du hast bislang nur ein Bild von ihm gesehen«, wandte er ein.

»Und das hat mir gereicht. Ein schmieriger, halbseidener Typ, der für den richtigen Preis selbst seine arkonidische Großmutter verkaufen würde.«

»Es ist eine heiße Spur.« Der Imarter sah nach oben. Noch ein paar Meter, und sie hatten es geschafft. »Unsere Quelle hat keinen Zweifel gehabt. Der Informant ist glaubwürdig.«

»Ein Informant, der einen Informanten in die Pfanne haut. In was für einer Welt leben wir nur?«

»Du bist wirklich noch nicht lange auf Lepso, oder?«

»Nein, bin ich nicht.« Yshabel Touwan tippte mit dem Zeigefinger gegen ihre Schläfe. »Aber hier ist alles gespeichert. Ich weiß, was auf Lepso gespielt wird, sonst hätte man mich nicht beauftragt, dir bei der Suche nach dem Artefakt zu helfen und dann festzustellen, ob das Teil technisch funktionieren könnte oder Schrott ist.«

Der USO-Agent lächelte schwach. Die Terranerin überschätzte sich maßlos. So viele waren auf der Jagd nach diesem ominösen Artefakt. Zum Glück war zumindest die politische Lage auf dem Planeten seit geraumer Zeit einigermaßen stabil, sodass von dieser Seite keine unvorhersehbaren Irritationen zu erwarten waren. Es gab Epochen, da hätte solch ein Vorfall den Planeten – oder zumindest die Hauptstadt – ins Chaos gestürzt.

Formal herrschte auf Lepso ein Regierungschef mit umfassenden diktatorischen Vollmachten, der den Titel Thakan führte. Echte demokratische Spielregeln gab es auf dem Planeten nicht. Ins Amt kam der Thakan seit einigen Jahrhunderten durch eine Mischung aus Wahl, Wettkampf und Losverfahren. Demzufolge gab es auch keine Regierung im eigentlichen Sinn, keine stringente Gesetzgebung, keine Ordnung. Das Leben auf Lepso wurde von Gebräuchen und Gewohnheiten bestimmt, die sich im Alltag als praktisch erwiesen und durchgesetzt hatten.

Aktueller Thakan war der auf Lepso geborene Ertruser Santu Potomp. Mit 2,20 Meter war er für einen Ertruser nicht eben groß, dafür aber sehr breitschultrig, muskulös und athletisch. Er trug einen klassischen Sichelschnitt, der allerdings dank einer zugefügten Chemikalie ständig in lodernden, kalten Flammen stand.

Wie die gesamte USO konnte Neugebauer ihn nur schwer einschätzen. Wie die Lage es erforderte, gab er sich mal jovial, mal aggressiv. Er betonte seine Körperlichkeit, war gleichzeitig aber intelligent, listig und machtbewusst. Anders als die meisten seiner Vorgänger drängte Potomp ins Rampenlicht, suchte die Öffentlichkeit, deren Zustimmung, Begeisterung und Unterstützung.

Neugebauer seufzte und setzte sich wieder in Bewegung. Der Anstieg selbst bereitete ihm keine Schwierigkeiten, lediglich die Temperaturen. Vielleicht war seine Entscheidung, auf technische Hilfsmittel zu verzichten, nicht ideal gewesen. Dieses Viertel von Lepso war nicht gerade eine Touristenattraktion, und Fremde verirrten sich nur selten hierher. So verschwitzt, wie er war, fiel er eher auf, als dass er unauffällig blieb.

Sie erreichten den Gipfel der Anhöhe.

Neugebauer sah sich um. Der Informant hatte ihnen Aufnahmen des fraglichen Hauses gezeigt, aber das half ihm konkret nicht weiter. Irgendwie sahen alle Gebäude auf diesem Hügel gleich aus, zumindest in den Augen eines Imarters.

»Ist es nicht seltsam«, fragte Yshabel Touwan, »dass wir uns mit einem Informanten in seinem Haus treffen? Normalerweise vereinbaren sie konspirative Treffpunkte, die so unauffällig sind, dass sie schon wieder auffällig sind!«

Der Imarter nickte nachdenklich. Das hatte er sich ebenfalls gefragt. Gerade, wenn er davon ausging, dass der Informant seine Informationen meistbietend verkaufen wollte, kam ihm solch ein Vorgehen befremdlich vor. Er traute dem Braten nicht, hatte Vorsorge getroffen und sich bewaffnet.

»Da vorne muss es sein.« Neugebauer sah auf sein Armbandgerät und zeigte dann auf ein Gebäude, das sich kaum von den anderen auf dem Hügel unterschied. Er hatte es nur mithilfe des Geräts ausfindig machen können.

Er ging weiter. Yshabel Touwan folgte ihm auf dem Fuß.

Die Tür war verschlossen. Er betätigte den Summer, aber der Bildschirm darüber blieb dunkel.

Neugebauer runzelte die Stirn. Im Lauf der vielen Jahre bei der USO hatte er gelernt, seinen Instinkten zu vertrauen, auch wenn die allgemeine Auffassung mittlerweile besagte, dass man sich am besten auf sorgfältige Analysen verlassen sollte. Bei ihm kam es auf die Mischung an. Die kritische Untersuchung kam zuerst, dann übernahm aufgrund der gewonnenen Erkenntnisse oftmals das Gefühl. Bislang hatte er mit dieser Vorgehensweise nur selten falschgelegen, und er folgte ihr wie eh und je.

Und sein Instinkt verriet ihm eindeutig: Hier stimmt was nicht. Der Informant hat dich reingelegt. Er will dich in eine Falle locken. Die Umstände stimmen einfach nicht. Ein Treffen, das nicht auf neutralem Grund, sondern im Domizil des Agenten stattfinden soll ...? Ein Artefakt, hinter dem halb Lepso her ist und über das deine Zielperson Informationen haben soll, die sonst niemand hat ...? Das alles ist viel zu schön, um wahr zu sein!

Er warf Yshabel Touwan einen warnenden Blick zu und tastete nach seiner Waffe.

Sie nickte.

Illustration: Swen Papenbrock

Neugebauer betrachtete den Codegeber der Tür. Er war gesichert, aber das störte den USO-Spezialisten nicht. Er verfügte über Möglichkeiten, eine solche Sicherung mühelos auszuhebeln. Einen normalen Einbrecher mochte die Vorrichtung aufhalten, einen Agenten nicht.

Er machte sich an die Arbeit. Schon nach wenigen Sekunden hörte er ein leises Klicken, und als er leicht gegen die Tür drückte, schwang sie auf.

Neugebauer trat ein.

Erleichtert stellte er fest, dass es in dem Haus wesentlich kühler war als draußen. An diesem Ort musste also ein Fremdweltler hausen.

Er überprüfte mit seinem Armbandgerät das Haus auf Lebenszeichen und fand tatsächlich eines, wenn auch ein ganz schwaches.

Hier ist jemand schwer verletzt oder liegt gar im Sterben.

Sein Unbehagen wurde größer. Sein Bauchgefühl teilte ihm noch einmal unmissverständlich mit, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.

Er zog seine Waffe.

Yshabel Touwan musterte ihn fragend. Ihr eigentliches Reich war der Schreibtisch, das Labor. Er hatte ihr gegenüber eine Fürsorgepflicht und bedeutete ihr, hinter ihm zu bleiben.

Neugebauer sah sich um. Von der atriumähnlichen Eingangshalle des Hauses zweigten vier Türen ab, durch die man tiefer in das Gebäude treten konnte. Zwei waren geschlossen, die beiden anderen geöffnet.

Den Rücken fest gegen eine Wand gedrückt, hob er die Hand mit dem kleinen Kombistrahler, einer Miniversion, die eher für Selbstverteidigungszwecke gedacht war, kein schwerer Handblaster für Sicherheitsdienste. Aber sie erfüllte ihren Zweck, war auf kürzere Entfernung fast so wirksam wie ein Strahlgewehr des Militärs. Er schob sich die Wand entlang, schaute durch die erste offene Tür. Sie führte in einen Küchenbereich, der so sauber wirkte, als wäre er noch nie benutzt worden.

Der USO-Agent gab der QuinTech ein Zeichen, huschte geduckt an der Türöffnung vorbei und näherte sich der nächsten. Sie öffnete sich zu einem Wohnbereich, und ein Blick hinein verriet Neugebauer, dass seine Befürchtungen berechtigt waren.

Zuerst sah er nur die Beine, besser gesagt die leicht gespreizten Unterschenkel und Füße, die hinter einer üppigen, türkisfarbenen Sitzlandschaft hervorragten. Sein Armbandgerät bestätigte: Von dort kamen die Lebenszeichen, die er anmaß.

Er hielt kurz den Atem an.

Eigentlich konnte er sich entspannen. Außer dem Schwerverletzten war niemand im Haus. Es hielt sich also kein Lebewesen in dem Raum auf, um ihm, dem USO-Agenten, einen Hinterhalt zu stellen.

Dennoch blieb er wachsam – immerhin gab es auch Roboter – und hielt die Waffe schussbereit, um für den Fall der Fälle gewappnet zu sein. Vor seinem inneren Auge spielten sich einige Szenarien ab, die allesamt aber so unwahrscheinlich waren, dass er sie sofort wieder verwarf.

Hatte der Angreifer das Haus tatsächlich nach seiner Tat verlassen? Das war die einfachste Erklärung, eine andere sah er nicht.

Neugebauer schob sich wachsamen Auges in den Wohnraum. An der linken Wand führte eine Treppenflucht aus hellen, fast schwerelos wirkenden Stufen zu einem höher gelegenen Bereich, vielleicht zu einem Schlafraum. Die rechte wurde von Monitoren und Kommunikationskonsolen beherrscht, die wohl der Freizeitgestaltung dienten.

Er gab Yshabel Touwan zu verstehen, an der Tür zu warten und ihm notfalls Feuerschutz zu geben, ging zu dem Schwerverletzten, sah sich noch einmal um und kniete dann neben ihm nieder. Auf eine weitere Untersuchung verzichtete er; die Werte des Armbandgeräts waren eindeutig.

Lepso sehen und sterben, kam ihm ein alter Spruch in den Sinn, der früher die unstillbare Sehnsucht nach dieser Welt ausgedrückt hatte, auf der scheinbar einfach alles möglich gewesen war. Nun hatte er jedoch eine ganz andere Bedeutung für ihn bekommen.

Mit letzter Kraft öffnete der Mann vor ihm den Mund. Er hauchte etwas, so schwach, dass Neugebauer es kaum verstehen konnte. »TSUBEILS ZUFLUCHT ...«

Dann gefror das Gesicht des Mannes zu einer starren Maske, und das Armbandgerät des USO-Agenten gab ein hohes, gleichförmiges Piepsen von sich.

Keine Lebenszeichen mehr. Der Informant war tot.

»Sollen wir das Haus durchsuchen?«, fragte Yshabel Touwan leise.

Er schüttelte den Kopf. »Sinnlos.« Das Gebäude war verlassen, und sie hatten nicht den Auftrag, den Tod eines Informanten aufzuklären oder gar zu vergelten. Er sah das völlig pragmatisch. Sie hatten schlicht und einfach Informationen sammeln sollen, und diese Gelegenheit war nun vertan.

Er wollte sich gerade wieder erheben, als der Desintegratorstrahl ganz knapp an seinem Kopf vorbeifauchte, sich in den Boden vor ihm fräste, dort die elektrostatischen Bindungskräfte zwischen den Molekülen neutralisierte und sie in atomaren Feinstaub verwandelte.

*

Neugebauer reagierte automatisch, wie er es während seiner Ausbildung gelernt hatte. Er warf sich zur Seite, rollte sich herum und erwiderte das Feuer. Er hatte seine Waffe auf den Thermostrahlmodus eingestellt. Der dünne rote Energiefaden zog eine zittrige Linie in die Wand neben der Tür, durch die der Schuss gekommen war, und der USO-Agent hörte einen derben Fluch und dann laute Schreie.

Aus dem Augenwinkel sah er, dass Yshabel Touwan ebenfalls reagierte. Die QuinTech hechtete mit einem kühnen Sprung nach vorne, um Schutz hinter der Wohnlandschaft zu suchen. Eine instinktive Reaktion; ein Desintegratorstrahl würde auch das Möbelstück in seine atomaren Bestandteile auflösen und sie dem Angreifer ausliefern.

Aber alles war besser, als vollkommen ohne Deckung feindlichem Feuer ausgesetzt zu sein.

Noch während sie sprang, zog sie ihre Waffe und gab ebenfalls einen Schuss ab.

Der Imarter fluchte, als ein zweiter Desintegratorstrahl fast noch näher an seinem Kopf vorbeizischte. Er glaubte, das Hyperfeld zu spüren, das die Bindungskräfte der Moleküle auflöste. Das war natürlich eine Täuschung; hätte er wirklich etwas gespürt, wäre er auf der Stelle tot gewesen.

Er schoss erneut, wusste aber, dass er so gut wie keine Chance hatte, dem Angriff zu entgehen. Er lag wie ein Käfer auf dem Rücken, Arme und Beine leicht gespreizt. Der nächste Schuss würde sein Ende bedeuten. Er musste sofort in die Offensive gehen, oder er war verloren. Gleichzeitig musste er einen kühlen Kopf bewahren; jede unbedachte Aktion würde sein Ende nur umso schneller herbeiführen.

Er gab Dauerfeuer auf die Türöffnung und krabbelte gleichzeitig hinter den fast wertlosen Schutz der Sitzlandschaft zurück. Sein Plan ging auf. Die Angreifer zogen sich ein paar Meter zurück und formierten sich fluchend neu. Neugebauer hielt den Finger auf dem Abzug und warf sich herum.

Er gab der QuinTech ein Zeichen. Sie zielte ebenfalls auf die Türöffnung und schoss, was dem USO-Agenten etwas Zeit verschaffte.

Es war sinnlos, gegen eine solche Übermacht anzukämpfen. Sie mussten ihr Heil in der Flucht suchen.

Ein gewagter Sprung trug ihn durch den halben Wohnraum. Er gab weiterhin Dauerfeuer und erreichte zu seiner unermesslichen Verwunderung unbeschadet die Tür, durch die sie den Wohnraum betreten hatten.

Plötzlich stand die QuinTech neben ihm. Sie feuerte ebenfalls eine weitere Salve ab und folgte ihm durch die Tür ins Freie. Neugebauer spurtete los, die Straße entlang, über die sie gekommen waren, schaute immer wieder über den Rücken zurück, doch niemand folgte ihnen.

Erst, als sie ein paar Dutzend Meter von dem Haus entfernt waren, blieb er stehen. Schwer atmend steckte er die Waffe ein. Sie mussten jedes Aufsehen vermeiden. Eine Einmischung durch die Behörden wäre äußerst kontraproduktiv und würde wahrscheinlich sogar diplomatische Verwicklungen zur Folge haben.

»Wer waren die Angreifer?«, keuchte die Terranerin.