Perry Rhodan 3169: Die Chaos-Bastion - Uwe Anton - E-Book

Perry Rhodan 3169: Die Chaos-Bastion E-Book

Uwe Anton

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Beschreibung

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2071 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5658 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat. Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen. Doch entwickelt sich in der kleinen Galaxis Cassiopeia offensichtlich eine neue Gefahr. Dort ist FENERIK gestrandet, ein sogenannter Chaoporter. Nachdem Perry Rhodan und seine Gefährten versucht haben, gegen die Machtmittel dieses Raumgefährts vorzugehen, bahnt sich eine unerwartete Entwicklung an: FENERIK stürzt auf die Milchstraße zu. In der Heimatgalaxis der Menschheit wappnen sich die freien Völker so gut es geht gegen die unbekannten Absichten und Machtmittel des Chaoporters. Ihnen zur Seite stehen die Galaktischen Kastellane. In der Andromeda zugehörigen Kleingalaxis Cassiopeia agieren zudem die Meisterin der Insel Soynte Abil und Vetris-Molaud. Auch Rhodans Enkelin Farye Sepheroa ist dort aktiv. Sie erkundet DIE CHAOS-BASTION ...

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Seitenzahl: 147

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Nr. 3169

Die Chaos-Bastion

Das Kommando der Deserteure – im Einsatz gegen die KRATO

Uwe Anton

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. BJO BREISKOLL

2. BJO BREISKOLL

3. NAGELIA

4. LEUCHTKRAFT

5. KE-wohlfeil

6. PASHNA-ORRON

7. KRATO

8. KRATO

9. PASHNA-ORRON

10. BJO BREISKOLL

Fanszene

Leserkontaktseite

Glossar

Impressum

In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2071 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5658 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat.

Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen.

Doch entwickelt sich in der kleinen Galaxis Cassiopeia offensichtlich eine neue Gefahr. Dort ist FENERIK gestrandet, ein sogenannter Chaoporter. Nachdem Perry Rhodan und seine Gefährten versucht haben, gegen die Machtmittel dieses Raumgefährts vorzugehen, bahnt sich eine unerwartete Entwicklung an: FENERIK stürzt auf die Milchstraße zu.

In der Heimatgalaxis der Menschheit wappnen sich die freien Völker so gut es geht gegen die unbekannten Absichten und Machtmittel des Chaoporters. Ihnen zur Seite stehen die Galaktischen Kastellane. In der Andromeda zugehörigen Kleingalaxis Cassiopeia agieren zudem die Meisterin der Insel Soynte Abil und Vetris-Molaud. Auch Rhodans Enkelin Farye Sepheroa ist dort aktiv. Sie erkundet DIE CHAOS-BASTION ...

Die Hauptpersonen des Romans

Farye Sepheroa-Rhodan – Die Missionskommandantin in Cassiopeia betreibt aktive Aufklärung.

Soynte Abil und Vetris-Molaud – Zwei Verbündete mit eigenen Interessen bedienen sich kosmokratischer Technologien.

Shema Ghessow und Damar Feyerlant – Die beiden Mutanten gehen wieder einmal gemeinsam in einen Einsatz.

Namm Tarrd – Der Swoon vertraut auf technologische Lösungen.

Major Leon Noel Francis

1.

BJO BREISKOLL

3. September 2071 NGZ

»Der Verband der FENERIK-Armada beschleunigt!«, meldete Perihan Leko, die diensthabende Chefin der Abteilung Funk und Ortung.

»Geschwindigkeit anpassen und den Abstand halten!« Kommandantin Oona Zocalo warf einen Blick zu Farye Sepheroa-Rhodan hinüber, die zwar den Oberbefehl über die aktuelle Gesamtmission in Cassiopeia hatte, sich aber aus den routinemäßigen Entscheidungen heraushielt und sie der in diesen Dingen wesentlich erfahreneren Terranerin überließ.

Dann kniff sie die Augen zusammen und betrachtete die Ortungsholos. Der kleine Verband bestand hauptsächlich aus Trikuben der Munuam und Scherbenraumern der Arynnen, die einem Ikosaeder-Schiff der Singular-Relais Geleitschutz zu geben schienen. Der riesige Zwanzigflächner befand sich genau in der Mitte der Formation, die der Schlachtkreuzer der OXTORNE-Klasse observierte.

Obwohl die BJO BREISKOLL unter voller Tarnung flog, war es keineswegs einfach, den Schiffen der FENERIK-Armada unbemerkt zu folgen. Die Sterne standen dicht an dicht, und ein unbedachtes Manöver konnte schnell dazu führen, dass sie den Kontakt verloren – oder entdeckt wurden.

»Verstanden!«, bestätigte Nikhil Nuh, der Pilot der BJO BREISKOLL.

Die Trikuben boten ein beeindruckendes Bild. Sie setzten sich aus jeweils drei unterschiedlich großen Würfeln mit Kantenlängen zwischen einem und zwei Kilometern zusammen, die scheinbar willkürlich ineinander geschachtelt waren. Auf ihren Kanten lagen Kuppeln mit Waffen und Triebwerken, und ihre Oberfläche war mit einem schwarz schimmernden, autoregenerativen Schutzfilm überzogen, über den ölige Schlieren flossen.

Die Scherbenraumer wirkten indes weitaus exotischer. Sie waren grob diskusförmig, bestanden allerdings nicht aus einem einzigen festen Körper, sondern setzten sich aus frei schwebenden, unterschiedlich geformten geometrischen Modulen zusammen. Die meisten dieser Scherben hatten eine asymmetrische, drei-, vier- oder fünfeckige Grundfläche, einen Durchmesser zwischen 80 und 150 Metern und eine Dicke von etwa 20 Metern. Alle Module waren in ständiger Bewegung, und das gesamte Gebilde pulsierte regelmäßig zwischen 1300 und 1400 Metern Durchmesser und 435 und 465 Metern Höhe.

»Ich empfange weitere Funksprüche!«, meldete die junge Funkerin. »Der Translator ist schon an der Arbeit ...«

Es dauerte nicht lange, bis er erste Ergebnisse lieferte. Die Sprachen der Munuam und der Arynnen waren hinlänglich bekannt und mussten nicht mehr entschlüsselt werden. Es genügte, die aktuelle Konversation zu übersetzen.

»Das Schiff der Singular-Relais wird hierin als Plural-Relais bezeichnet«, ergänzte BJO, die Bordpositronik der BJO BREISKOLL.

Oona Zocalo runzelte die Stirn. Diese Information war neu für sie. Was sie zu bedeuten hatte, erschloss sich bisher noch nicht.

Vier Tage war es her, seit die BJO BREISKOLL und die FELLMER LLOYD sich von der RAS TSCHUBAI getrennt hatten und in Cassiopeia zurückgeblieben waren. Dort beobachteten sie die Lage nach dem Abzug des Chaoporters. In den vergangenen Tagen hatten sie hauptsächlich die Umgebung ortungstechnisch zu erfassen und alle eintreffenden Daten in die bisherigen einzupflegen und abzugleichen.

Vier Tage auf der Pirsch.

BJO ging mittlerweile von 10.000 Einheiten des Chaoporters aus, die in Cassiopeia zurückgeblieben waren. Dieser Wert deckte sich mit den bisherigen Beobachtungen, die damit bestätigt wurden.

Hinzu kam allerdings eine noch unbekannte Zahl dieser Plural-Relais, die offenbar nicht alle mit dem Rest der FENERIK-Flotte in Hyperfunk- oder sonstiger Verbindung standen.

»Ziel des Verbandes scheint ein unbewohntes Sonnensystem zu sein«, fuhr Perihan Leko fort und gab die Koordinaten durch. »Jedenfalls messen wir dort keinerlei eigenständige Kommunikationen an, und die Fernortung nimmt keine Lebenszeichen wahr. Abgesehen von denen der FENERIK-Schiffe.«

»Daten?«

»Zwölf Planeten, drei davon so sonnennah, dass sie unbewohnbar sind, vier so sonnenfern, dass man sie nur als Eiswüsten bezeichnen kann. Zwei mehr oder weniger für Humanoide akzeptable in der habitablen Zone, drei Gasriesen. Ein System der Extreme.«

»Wir setzen die Verfolgung unter Beachtung aller Vorsichtsmaßnahmen fort.«

Nikhil Nuh bestätigte erneut.

Perihan Leko behielt recht mit ihrer begründeten Vermutung. Die kleine Armada erreichte das Sonnensystem, bremste ab und flog schließlich ein. Ihr eigentliches Ziel schien einer der Gasriesen zu sein, genauer gesagt einer dessen Monde.

Die Fernortung lieferte umgehend eine Begründung dafür: Über dem Mond drängten sich dicht an dicht zahlreiche FENERIK-Einheiten. Sie pflanzten einen wachsenden Turm.

Eine Präliminare Bastion.

*

Die Ortung lieferte ein einwandfreies Bild, und Farye Sepheroa-Rhodan ließ sich nicht von den eingeblendeten Daten ablenken, sondern versuchte, die Darstellung in sich aufzunehmen, in aller Ruhe zu verarbeiten, Die entsprechenden Zahlen waren sowieso bekannt, seit ihr Großvater im Juni 2071 NGZ zum ersten Mal solch einen Turm gesehen hatte.

Das Gebilde war mehr als anderthalb Kilometer hoch und wurde offensichtlich in einen 120 Kilometer durchmessenden Krater eingelassen, genau, wie Perry es damals beobachtet hatte. Es bestand aus einem in sich verdrehten, rostroten Gestänge.

Der Anblick war ... überaus befremdlich.

Farye konnte deutlich erkennen, dass sich in dessen Innerem unzählige Objekte in alle Richtungen bewegten, ein unentwegtes Drehen und Kreisen, das sowohl ihre Augen als auch ihre Konzentrationsfähigkeit vor höchste Ansprüche stellte. Nach wenigen Sekunden gab sie den Versuch auf, Einzelheiten zu erfassen, und schloss kurz die Augen. Nachdem sie sie wieder geöffnet hatte, widmete sie sich lediglich dem Gesamtbild.

Sie schürzte die Lippen.

Plötzlich wich die eigentümliche Faszination, die von dem Gebilde ausging, und sie dachte wieder völlig klar. Was genau es mit Präliminaren Bastionen auf sich hatte, war ihr nach wie vor nicht bekannt. Eine der Aufgaben ihrer Mission war es, mehr darüber herauszufinden.

Bot sich nun endlich die Gelegenheit dazu? Vielleicht konnten sie wichtige Erkenntnisse gewinnen ...

Allerdings musste sie sorgsam darauf achten, dass der Ortungsschutz auf jeden Fall gewahrt blieb. Eine Entdeckung konnte verheerende Folgen haben.

»Wir müssen diese Gelegenheit nutzen und so viele Informationen wie möglich sammeln«, sagte sie. »Schicken wir Sonden aus, um das Geschehen genau zu beobachten!«

Oona Zocalo nickte. »Verstanden. Das war auch meine erste Idee.« Ohne ein weiteres Wort sah sich die Kommandantin in der Zentrale um. »Ihr habt die Missionsleiterin gehört! Worauf wartet ihr also? Mal sehen, welche Geheimnisse wir den FENERIK-Truppen entreißen können!«

*

Die Sonden waren im Vergleich mit den unendlichen Weiten, die sie durchflogen, so winzig, dass eine Entdeckung eigentlich ausgeschlossen war.

Eigentlich.

Der Alarm, der durch die Zentrale der BJO BREISKOLL gellte, belehrte Farye Sepheroa-Rhodan eines Besseren. Das Minimalrisiko war offenbar schlagend geworden ...

»Das ist nicht zu fassen!«, murmelte sie, während sie sprachlos auf dem Holo verfolgte, wie zwei Schiffe aus dem Verbund der kleinen Flotte ausscherten und einen Kurs setzten, der sie zu einer der winzigen Sonden führte. Sie war kaum mehr als ein Staubkorn im All, und doch hatten die Feinde sie entdeckt!

Die Explosion, mit der die Sonde verging, war schwach und kaum anzumessen. Aber Farye wusste, was die Stunde geschlagen hatte.

Wenige Sekunden später beschleunigten weitere Schiffe FENERIKS. Sie flogen keinen nachvollziehbaren Kurs, schwärmten einfach aus, anscheinend aufs Geratewohl.

Farye war klar, was die Schiffe damit bezweckten. Sie machten sich auf die Suche nach der Einheit, die die Sonden ausgeschleust haben musste.

Im besten Fall wussten die FENERIK-Einheiten nicht, um welches Schiff es sich handelte. Es war allerdings möglich, und davon ging Farye aus, dass dessen Agenten – dies es zweifellos gab – es herausfanden. Aber das machte letzten Endes keinen Unterschied. Von einer Sekunde zur anderen war die Position der BJO BREISKOLL unhaltbar geworden. Früher oder später würde eines der feindlichen Schiffe sie entdecken.

Aller Wahrscheinlichkeit nach früher.

»Wir ziehen uns zurück«, entschied Kommandantin Oona Zocalo in diesem Augenblick. »Wir dürfen keine Entdeckung riskieren. Nikhil, drück auf die Tube!«

Die BJO BREISKOLL beschleunigte mit Höchstwerten.

Fünf Scherbenschiffe scherten aus dem Verband aus und näherten sich ebenfalls mit beträchtlicher Beschleunigung – einer noch höheren, als die BJO BREISKOLL sie aufweisen konnte. Farye blickte auf die Holos, doch ihr war klar, dass die Schiffe die BJO einholen würden, bevor sie genug Geschwindigkeit gewonnen hatte, um in den Überlichtflug zu gehen.

Kommandantin Zocalo hatte die Lage ebenfalls erkannt. »Gefechtsbereitschaft!«

Natürlich hatte der OXTORNE-Kreuzer gegen diese Übermacht keine Chance; er musste sein Heil in der Flucht suchen, oder er würde untergehen.

Die feindlichen Einheiten holten schnell auf. Mit zusammengekniffenen Augen verfolgte Farye, wie sie näher kamen.

Sie fluchte leise. Genau das, was sie unbedingt hatte vermeiden wollen, war nun eingetreten. Waren sie zu unvorsichtig gewesen, oder hatte eine Entdeckung sich nicht vermeiden lassen, wenn sie ihre Aufgabe erfüllen wollten, weitere Informationen zu sammeln?

Wie dem auch sein mochte, nun musste sie sich mit den Begebenheiten befassen. Haltloses Wunschdenken half ihr nicht weiter.

»Hyperpulswerfer, Dissonanzgeschütz und Paratronwerfer feuerbereit!«, drang Oona Zocalos Stimme wie aus weiter Entfernung in ihre Ohren. »Feuer nach eigenem Ermessen. Wir wollen uns lediglich Zeit verschaffen und die Annäherung der Gegner verlangsamen!«

Illustration: Sven Papenbrock

In den nächsten Sekunden wiesen Datenholos Energieeruptionen in der Nähe der sich stetig nähernden feindlichen Schiffe aus, doch Farye achtete kaum darauf. Wie gebannt heftete ihr Blick auf jene dreidimensionalen Darstellungen, die, von spärlichen Grafiken unterstützt, die Schiffe FENERIKS erfassten, die den Abstand unaufhaltsam verringerten.

Es würde knapp werden.

Sehr knapp.

Die Scherbenschiffe erwiderten das Feuer, obwohl sie zu weit entfernt waren, um Wirkungstreffer zu erzielen.

Farye verzog das Gesicht.

War das ein Kräftevergleich, wie ihn einige Kulturen nur allzu gerne pflegten, auch wenn er über diese Entfernung hinweg ziemlich sinnlos war, oder steckte eine bestimmte Absicht dahinter?

Zumindest zwangen die Salven die BJO BREISKOLL, Ausweichmanöver zu fliegen. Nikhil Nuhs Finger huschten über die Kontrollen. Auf seiner Stirn perlten Schweißtropfen, und er wischte sie schnell weg, bevor sie ihm in die Augen fließen und ihm die Sicht nehmen konnten.

Die Salven der Scherbenraumer kamen immer näher. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die BJO BREISKOLL einen Treffer verbuchen musste. Einen Treffer, den wahrscheinlich – hoffentlich! – die Schutzschirme abfangen würden, aber auf Dauer konnten auch die besten Schirme den Kreuzer vor einer solchen Übermacht nicht schützen.

Farye schielte zum Piloten hinüber. Nikhil Nuh wirkte völlig konzentriert. Er schien in seine Konsole hineinkriechen zu wollen, als könnte er dann noch schneller reagieren, das Schiff aus der Gefahrenzone und in Sicherheit bringen – falls man hier in Cassiopeia überhaupt von Sicherheit sprechen konnte.

Mittlerweile flackerte der Schutzschirm unter den Einschlägen der feindlichen Waffen.

Noch hielt er stand, aber wenn der Beschuss unvermindert weiterging, würde er irgendwann zusammenbrechen.

Dann hatte Nikhil Nuh es geschafft. Farye atmete erleichtert auf, als die BJO BREISKOLL auf Überlichtgeschwindigkeit ging und die Scherbenschiffe aus der Ortung verschwanden, als hätten sie nie existiert.

*

Der Vorgang kam Farye Sepheroa-Rhodan fast routinemäßig vor, und das barg Gefahren in sich. Routine bedeutete Regelmäßigkeit, Regelmäßigkeit bedeutete Gewöhnung, und Gewöhnung führte zu Nachlässigkeit.

Deshalb rief Farye erhöhte Alarmbereitschaft aus, als die BJO BREISKOLL in sicherer Entfernung in den Normalraum zurückkehrte.

Das zeigte Wirkung. Farye beobachtete unauffällig die Zentralebesatzung, die konzentriert die Arbeit aufnahm. Die Ortungsmaschinerie lief an, hielt nach allem in der Gegend Ausschau, führte genaue Messungen durch. Gabt es Truppen des Chaoporters in der Nähe? War die BJO BREISKOLL vielleicht doch verfolgt worden? Tauchten Schiffe in der Nähe auf?

Aber alles blieb ruhig. Die Ortung meldete keine gegnerischen Schiffe.

»Von zwei Sonden kommen überlichtschnelle Signale«, meldete Perihan Leko im nächsten Moment. »Sie wurden von den feindlichen Einheiten offenbar nicht bemerkt.«

»Liefern sie interessante Daten?«, fragte die Kommandantin.

Leko schüttelte den Kopf. »Leider nicht. Der Informationsertrag ist äußerst bescheiden. Allerdings ermöglichen sie uns, die weitere Errichtung der Präliminaren Bastion optisch zu verfolgen.«

Farye runzelte die Stirn, obwohl sie mit dieser Antwort gerechnet hatte. Trotzdem rief sie die entsprechenden Holos auf.

Einige Munuamschiffe waren in der Nähe des Gasriesen zurückgeblieben und kreisten im Orbit des Mondes. Der Großteil der Flotte hatte sich jedoch zurückgezogen.

Oder ist weitergezogen, dachte sie. Wahrscheinlich, um die nächste Präliminare Bastion zu errichten.

Für die Chaoporterschiffe war dieser Vorgang offenbar Routine, als handelte es sich um ein des Öfteren wiederkehrendes Projekt. Wie viele Präliminare Bastionen waren bereits errichtet worden und wie viele würden es werden, um ... was genau damit zu erreichen? Für die BJO BREISKOLL und ganz Cassiopeia stellte jede Bastion zunächst eine Gefährdung unklaren Ausmaßes dar.

2.

BJO BREISKOLL

5. September 2071 NGZ

»Der fünfte September«, murmelte Farye Sepheroa-Rhodan und strich mit der Spitze des Zeigefingers fast zärtlich über den Kopf der hölzernen Gucky-Miniatur, die auf einem Regal an der Wand stand. »Der Geburtstag großer Männer.«

Nachdenklich ließ sie den Blick durch ihre Kabine gleiten. Sie war behaglich eingerichtet. Beherrscht wurde sie von einem riesigen Bett, das praktisch die gesamte Rückwand einnahm. Eine Seitenwand wurde von dem Regal bedeckt, die andere von Flachterminals, die allerdings nicht besonders auffällig oder gar störend wirkten.

Farye befürchtete jedoch, dass es nicht mehr lange so behaglich bleiben würde.

Sie zündete den dicken Kerzenstumpen auf dem Tisch an. Mit dem flackernden Licht verbreitete sich ein leichter Honigduft in der Kabine. Farye genoss die Halbdämmerung und die tanzenden Schatten, die die Flamme an die Wände warf.

Kurz vor seiner Abreise hatte Donn Yaradua ihr die Kerze geschenkt. Sie fragte sich, wo er in den unergründlichen Tiefen der Magazine der RAS TSCHUBAI dieses unerwartete Objekt aufgetrieben hatte. Das Schiff würde schließlich kaum einen Imker und mehrere Bienenvölker an Bord haben ...

Sie ging zu dem Bett, ließ sich darauf nieder und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Sie schloss die Augen und ließ die Ereignisse der vergangenen Tage an sich vorüberziehen. Ein Gedanke ging ihr unablässig durch den Kopf, doch sie hatte sich noch nicht entschieden, ob sie ihn auch in die Wirklichkeit umsetzen würde.

Äußerlich entspannt saß sie da. In einem ergonomisch angenehmen Winkel schwebte das Eingabesegment ihrer Kleinpositronik unter dem Holo. Die Wandlichter in der Kabine waren angenehm heruntergedimmt, sodass der Raum noch wohnlicher wirkte.

Trotz des überstandenen Gefechts mit den Truppen FENERIKS hatte sie sich mehr auf die Errichtung der Präliminaren Bastion konzentriert. An dem Turmbau mit der wortgewaltigen Bezeichnung waren ihr einige Dinge aufgefallen, zu deren Klärung ein Gespräch erforderlich war. Doch sollte sie allein vorgehen, ohne sich vorher mit der Schiffsführung abzusprechen? Als Missionsleiterin stand ihr die Möglichkeit offen, wenngleich Oona Zocalo einwenden würde, dass sie sich damit unnötig in Gefahr begeben würde.

Sie fuhr mit den Fingerspitzen über die kleinen Vertiefungen an den Schläfen, wo bei ihrer Großmutter die Vortex-Augen gesessen hatten. »BJO«, sagte sie schließlich, »bitte eine abgeschirmte Verbindung zur LEUCHTKRAFT aufbauen. Falls möglich, möchte ich mit Lousha Hatmoon sprechen.«

Sie verwendete absichtlich den Tarnnamen Soynte Abils, weil sie sich keine Nachlässigkeit erlauben wollte. Es war an Abil, ihre Identität bekannt zu machen, wenn sie es für angezeigt hielt.

Abil befand sich gemeinsam mit Vetris-Molaud an Bord der LEUCHTKRAFT.

»Mit Sichtkontakt?«

Farye zupfte an ihrem leichten fliederfarbenen Bord-Hoodie und zog die Beine halb an. »Ja, natürlich!«

»Ich stelle die Verbindung her!«

Kosmokratentechnik jenseits menschlichen Verständnisses, dachte Farye. In Anbetracht des Aufenthaltsortes der LEUCHTKRAFT konnte man das Schiff nicht mit normalem Hyperfunk erreichen. BJO nutze ein von der LEUCHTKRAFT außerhalb des Schwarzen Loches deponiertes Relais, das Funksignale empfing und sendete und auf unbekannte Weise die Kommunikation mit der LEUCHTKRAFT aufrechterhielt.

Ungeduldig wartete sie. Zweifel nagte an ihr. Sie war noch immer nicht überzeugt, das Richtige zu tun.

Nach einer halben Minute baute sich ein Holo auf. Es zeigte ein schmales weibliches Gesicht mit großen ausdrucksstarken Augen unter halb langen schwarzen Haaren: Lousha Hatmoon, die valotische Vizechefin der Agentur für die Stabilität Karahols, des tefrodischen Geheimdiensts, alias Soynte Abil, die frühere Meisterin der Insel.

Farye wusste, Soynte war so schlank, dass man sie fast als dürr bezeichnen konnte. Das längliche Gesicht mit den hohen Wangenknochen war alles andere als ebenmäßig, wenn auch auf eine seltsame Weise durchaus ausdrucksstark. Es wurde von großen, geradezu phosphorgrünen Augen beherrscht, die Lippen hingegen waren blassrosa und schmal. Ihr kurz geschnittenes schwarzes Haar schien länger keinen Kamm gesehen zu haben, wirkte ungeordnet, seltsam unfrisiert.

Sie trug eine schlichte dunkelgrüne Kombination und nicht den geringsten Schmuck: keine Kette am Hals, keine Brosche an der Brust, keinen Ring an den schmalen Fingern.

»Farye amy Sephero«, benutzte Soynte die korrekte tefrodische Ausdrucksweise, »ich freue mich sehr, dich zu sehen. Du hast Glück gehabt, mich hier draußen zu erreichen! Ich bin mit der MONITOR-C unterwegs.«