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In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2072 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5659 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat. Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen. Doch entwickelt sich in der kleinen Galaxis Cassiopeia offensichtlich eine neue Gefahr. Dort ist FENERIK gestrandet, ein sogenannter Chaoporter. Nachdem Perry Rhodan und seine Gefährten versucht haben, gegen die Machtmittel dieses Raumgefährts vorzugehen, bahnt sich eine unerwartete Entwicklung an: FENERIK stürzt auf die Milchstraße zu. Während Rhodan dem Chaoporter nacheilt, versucht er, mehr über dieses Gebilde herauszufinden. Zwar hat er über den Quintarchen Farbaud bereits tiefe Einblicke erhalten, diese wirken aber noch zusammenhanglos. Dann begegnet ihm DER ROTE STERN ...
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Seitenzahl: 140
Veröffentlichungsjahr: 2022
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Nr. 3175
Der Rote Stern
Die Spur der Chaos-Bake – im Kekilesystem droht die Konfrontation
Uwe Anton
Cover
Vorspann
Die Hauptpersonen des Romans
1. Kekilesystem, Planet Precheur
2. KÖNIG LAURIN
3. Precheur, Regierungssitz
4. THORA
5. AMBER LIQUID
6. PINHEAD
7. AMBER LIQUID
8. SKABUKAD
9. Neu-Pluto
10. SKABUKAD
11. SKABUKAD
12. VETVAT
13. VETVAT
14. THORA
Leserkontaktseite
Glossar
Risszeichnung Sturm-Trawler
Impressum
In der Milchstraße schreibt man das Jahr 2072 Neuer Galaktischer Zeitrechnung. Dies entspricht dem Jahr 5659 nach Christus. Über dreitausend Jahre sind vergangen, seit Perry Rhodan seiner Menschheit den Weg zu den Sternen geöffnet hat.
Noch vor Kurzem wirkte es, als würde sich der alte Traum von Partnerschaft und Frieden aller Völker der Milchstraße und der umliegenden Galaxien endlich erfüllen. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmtheit ein, man arbeitet intensiv zusammen.
Doch entwickelt sich in der kleinen Galaxis Cassiopeia offensichtlich eine neue Gefahr. Dort ist FENERIK gestrandet, ein sogenannter Chaoporter. Nachdem Perry Rhodan und seine Gefährten versucht haben, gegen die Machtmittel dieses Raumgefährts vorzugehen, bahnt sich eine unerwartete Entwicklung an: FENERIK stürzt auf die Milchstraße zu.
Während Rhodan dem Chaoporter nacheilt, versucht er, mehr über dieses Gebilde herauszufinden. Zwar hat er über den Quintarchen Farbaud bereits tiefe Einblicke erhalten, diese wirken aber noch zusammenhanglos. Dann begegnet ihm DER ROTE STERN ...
Perry Rhodan – Der Terraner bewegt sich unerkannt unter Bekannten.
Gucky – Der Mausbiber bleibt – meist – unsichtbar.
Gera Vorr – Die Kastellanin unterstützt die Liga nach besten Kräften.
Sichu Dorksteiger und Anoushka Goodwald – Zwei Residentinnen verfolgen ihre jeweilige Agenda.
Alessio Chau
Essen, Verdauen, Ausscheidung – das sind die Dinge, die ihn beschäftigen.
Das Geistige kommt dabei eindeutig
zu kurz!
Gucky im Jahr 2071 NGZ über
einen Swekkter.
Der Swekkter hatte auf dem Planeten Bhanlamur die Identität des Adjutanten Gardari Thont angenommen. Thonts Gedanken bildeten für Gucky einen Sammelbehälter für Banalitäten. Gucky stellte allerdings schnell fest, dass es nicht nur ähnliche, sondern immer dieselben Gedanken waren, bis in die kleinste Einzelheit. Lediglich ihre Abfolge variierte.
1.
Kekilesystem, Planet Precheur
November 2071 NGZ
»Du bittest um Landeerlaubnis?« Lyvten Stockyard warf einen Blick auf das Datenholo. Eine rote Markierung zeigte an, dass Vorsicht geboten war. »Alessio Chau? Eigner der PINHEAD von der ... FFK?«
»Genau der.« Lyvtens Gegenüber lächelte breit. »Die Freie Forschungskooperative arbeitet gelegentlich mit den Wissenschaftlern von Kopernikus zusammen. Sie reicht bis in die Zeit vor der Cairanischen Epoche zurück und hat sich nach Abzug der Cairaner in alter Tradition wieder neu gegründet.«
Chau war ein Bär von Mann. Mit seinen über zwei Metern Körpergröße überragte er die meisten Menschen, denen Stockyard jemals begegnet war. Sein Schädel war kahl und mit einer Platte aus zinngrauem Metall versehen.
»Ist mir bekannt.« Desinteressiert rief Stockyard weitere Daten auf. Mit der PINHEAD schien alles seine Ordnung zu haben. Das Schiff war ein älterer Raumer der EPSAL-Klasse mit 120 Metern Durchmesser. »Du bist das einzige Besatzungsmitglied?«
»Ja.« Der Wissenschaftler lächelte charmant. »Die PINHEAD ist weitgehend robotisiert und fliegt allein, wenn man sie lässt.«
Bei Chau selbst sah es jedoch anders aus. Bei ihm hatte wohl nichts oder nur wenig seine Ordnung. »Wie ich sehe, ist es bei dir zu gewissen ... nun ja ... Unregelmäßigkeiten gekommen.«
Alessio Chau wischte die Bemerkung mit einer Bewegung der Armprothese beiseite. »Du spielst bestimmt darauf an, dass ich mich mit dem Wissenschaftlichen Rat der FFK überworfen habe. Aber das war nur eine Lappalie. Die Ratsmitglieder waren der Auffassung, dass Traktorstrahlen Objekte mit hyperenergetischen Feldern erfassen, was prinzipiell durchaus richtig ist. Allerdings sind sie davon ausgegangen, dass dazu eine ungestörte Sichtlinie zwischen dem Projektor und dem Objekt erforderlich wäre. Ich hingegen habe höflichst darauf hingewiesen, dass aufgrund der Streuung des Traktorstrahls alle Objekte innerhalb eines gewissen Volumens von der Zugwirkung erfasst werden. Die mehrdimensionale räumliche Zuordnung eines Traktorstrahls ...«
Lyvten Stockyard blendete das Geschwafel des Wissenschaftlers gelangweilt aus. Es interessierte ihn nicht im Geringsten und ging ihm überdies gewaltig auf die Nerven. In seinen Aufgabenbereich fiel es, die Entscheidung zu treffen, ob Chau ins Kekilesystem einreisen durfte oder nicht. Differenzen in der Traktorstrahlforschung interessierten ihn dabei herzlich wenig.
Zudem stellten abweichende Auffassungen über die Funktionsweise eines Traktorstrahlers keinen Grund dar, einem Besucher die Einreise zu verweigern.
Außerdem war Alessio Chau kein Niemand. In wissenschaftlichen Kreisen hatte er ein gewisses Renommee. Behaupteten zumindest die über ihn vorliegenden Daten.
»Grund deiner Einreise?«, fragte Lyvten Stockyard.
»Forschungen«, erwiderte Chau. »Forschungen aller Art, aber hauptsächlich über Traktorfelder.«
»Für welche Institution willst du diese Forschungen betreiben?«
»Das wird sich ergeben.«
»Du hast also keine Anstellung in Aussicht?«
»Nein, aber einen Gesprächstermin mit einem leitenden Angestellten der Esybon-Herrihet-Akademie.« Der Blick von Chaus strahlend blauen Augen hatte bei aller Freundlichkeit eine fast hypnotische Kraft.
Lyvten Stockyard schluckte. Die Bezeichnung Esybon-Herrihet-Akademie sagte sogar ihm etwas, der er sich kaum für wissenschaftliche Belange interessierte. Schließlich galt Esybon Herrihet – soweit er wusste – als Gründervater der Kolonie im Kekilesystem, auch wenn viele seiner Leistungen und Errungenschaften längst im Dunkel der Geschichte verloren gegangen waren.
»Ich verstehe. Du wirst also gewissermaßen erwartet.«
»So könnte man sagen.«
Stockyard gab weitere Daten ein. »Ich erteile dir die Freigabe, Alessio Chau, und wünsche dir viel Glück und Erfolg bei deinen Unternehmungen auf Precheur.«
»Ich danke dir«, sagte der Wissenschaftler, »wenngleich Glück und Erfolg wohl kaum in einem ursächlichen Zusammenhang stehen. Können ist gefragt. Können bahnt den Weg zum Erfolg.«
»Wie du meinst«, entgegnete Stockyard unbeeindruckt.
4. Januar 2072 NGZ
Erstaunlich, dachte Anoushka Goodwald. Vor zwei Monaten war Alessio Chau auf Precheur gänzlich unbekannt. Und heute ist er die Attraktion jeder Veranstaltung, die er besucht. Vor allem natürlich einer wie dieser.
Die Residentin des Kekilesystems richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Chefwissenschaftler Korf Palmstroem, der mit einer weit ausholenden Geste der rechten Hand ein Holo in sich zusammenfallen ließ.
Sofort bildete sich eine neue dreidimensionale Darstellung vor dem gewaltigen Traktorfeldprojektor. Er war ein Prototyp und daher noch ein ungeschlachtes Modell, grob und klotzig, schwer und zugleich schwerfällig anmutend. Dennoch tänzelte Alessio Chau geradezu um das Gerät, selbstvergessen und hingerissen, als handele es sich um das Goldene Kalb, ein filigranes Schmuckstück, den Ausbund an Zweckmäßigkeit und Formschönheit an sich.
Für ihn wird das auch so sein, dachte die Residentin. Wie immer lag die Schönheit im Auge des Betrachters.
Über den großen, bis auf den letzten Platz gefüllten Saal der Esybon-Herrihet-Akademie in der planetaren Hauptstadt New Takota legte sich erwartungsvolle Stille.
Korf Palmstroem ist deutlich anzumerken, dass er es genießt, im Mittelpunkt zu stehen! Die Residentin sah sich unauffällig um, bevor sie die Aufmerksamkeit wieder auf das wissenschaftliche Geschehen richtete.
Das Holo zeigte, wie sich ein weiteres Traktorfeld aufbaute. Es nutzte eine schlichte grafische Darstellung mit grün eingefärbten Diagonalen. Wie sonst sollten Experten fünfdimensionale Felder darstellen, ohne den dreidimensional sehenden und denkenden Laien zu überfordern?
Chau behielt das Holo mit einer inbrünstigen Hingabe im Auge, als stellte es den Inbegriff der ästhetischen und technischen Perfektion dar.
Ein seltsamer Mann! Die Residentin wusste nicht genau, was sie von dem Wissenschaftler zu halten hatte. Ein wenig überspannt kam er ihr manchmal vor, dann wieder so nüchtern und erdverbunden, dass sie es kaum glauben konnte. Eindeutig war lediglich, dass es ihm schwerfiel, sein Wissen in verständlicher Weise und kurzer Zeit zu vermitteln, falls er das überhaupt wollte. Mehrdimensionale Felder waren eine komplizierte Angelegenheit und nicht jedermanns Sache.
Der Blick, den Palmstroem dem Wissenschaftler zuwarf, war nicht gerade freundlich. Chau war keineswegs bei allen Precheurianern beliebt, aber eine wissenschaftliche Koryphäe, an der kein Weg vorbeiführte, wenn es um sein Spezialgebiet ging. Die Residentin vermutete, dass jede Menge Eifersucht im Spiel war, wenn nicht sogar Neid.
Die schematische Darstellung zeigte an, dass das Traktorfeld in dem großen Saal der Akademie nun langsam rotierte. Palmstroem beobachtete es angespannt und aus zusammengekniffenen Augen, während Chau die Bewegung ganz gelassen verfolgte.
Daher beunruhigte es die Residentin ein wenig, als sich der über zwei Meter große Wissenschaftler plötzlich reckte, als wollte er aufspringen.
Im nächsten Moment brach das Chaos aus.
*
Anoushka Goodwald hatte das Gefühl, eine unsichtbare Hand würde sie packen und an ihr zerren. Fest und hart, mit einem starken Griff, den sie nicht abschütteln konnte. Im Gegenteil, er drohte ihr den Arm aus dem Schultergelenk zu reißen.
Mit einem Mal nahm sie die Umgebung nur noch verschwommen wahr. Sie spürte, wie sie nach oben gerissen wurde, und schrie leise auf.
Das Traktorfeld!, dachte sie. Etwas stimmt mit dem Traktorfeld nicht!
Es war völlig außer Kontrolle geraten und hatte sie erfasst. Sie schwebte einen Moment in der Luft, trat um sich und versuchte, sich zu drehen, doch ihre Beine wurden zusammen- und ihre Arme an den Körper gedrückt. Hilflos strampelte sie in dem Fesselfeld.
Sie wollte schreien, doch im nächsten Augenblick verstärkte das Feld den Druck auf sie.
Es presste ihr die Luft aus den Lungen; sie konnte nur noch ganz flach atmen.
Wie durch einen roten Schleier bekam sie mit, dass es den anderen Personen in ihrer Nähe nicht besser erging. Die meisten schienen in der Luft zu schweben, sich mit aller Kraft, aber vergeblich gegen das außer Kontrolle geratene Feld zur Wehr zu setzen.
Irgendwo erklang ein lautes, hässliches Knacken.
Offenbar war ein Knochen unter der Beanspruchung gebrochen. Die Residentin hörte einen schrillen Schmerzensschrei, gefolgt von zwei, drei weiteren. Erst in diesem Moment wurde ihr vollends klar, wie gefährlich die Situation war. Lebensgefährlich.
Wie hatte das passieren können? Palmstroem hatte ihr versichert, dass die Vorführung der neuen Technologie völlig ungefährlich und harmlos wäre!
Dann spürte sie eine Berührung an ihrem Becken. Eine Hand griff nach dem prachtvollen Gürtel aus Cardanleder, den sie um ihr weites, fließendes Gewand geschnallt hatte, und zog sie langsam zu Boden. Abrupt gab das Traktorfeld sie frei, und sie stürzte, doch starke Arme fingen sie auf.
Illustration: Sven Papenbrock
Die Residentin schaute hoch und starrte in Alessio Chaus Gesicht, das sich zu einem leichten Grinsen verzog.
»Gut gelandet?«, fragte der Wissenschaftler.
*
Anoushka Goodwald schnaubte vor unterdrückter Wut. Es behagte ihr ganz und gar nicht, als Residentin des Kekilesystems in solch eine Lage geraten zu sein ... und sich retten lassen zu müssen. Das war schlichtweg entwürdigend.
Sie schluckte heftig.
Die Alternative war wesentlich unangenehmer.
Zögernd nickte sie, und es gelang ihr, ein leises »Danke!« hervorzubringen.
»Keine Ursache«, sagte Alessio Chau. »Es gehört zu meinem bevorzugten Zeitvertreib, Damen in Not zu retten.«
Was für ein arroganter Mensch!, dachte die Residentin. Doch langsam klärten sich ihre Gedanken wieder, und ihr wurde vollends klar, was soeben passiert war.
Sie wäre um ein Haar ums Leben gekommen. So banal war die Wahrheit.
Roboter schwebten in die große Halle, in der die Veranstaltung stattgefunden hatte, orientierten sich im Bruchteil weniger Sekunden und besetzten dann die wichtigsten Terminalstationen. Äußerlich war ihnen nichts anzusehen, doch offensichtlich nahmen sie sofort die Arbeit auf, und es schien ihnen zu gelingen, die Lage unter Kontrolle zu bringen. Die Residentin sah, wie zahlreiche Funktionslichter von grün auf rot umschalteten.
Chau setzte sie auf dem Boden ab und deutete eine Verbeugung an. »Es war mir ein Vergnügen«, sagte er galant.
»Was ist eigentlich passiert?«, fragte die Residentin.
»Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
Sie zwang sich zu einer höflichen Antwort. »Aber du könntest es bestimmt herausfinden, nicht wahr?«
»Das nehme ich an. Traktorfelder sind eines meiner bevorzugten Forschungsobjekte.«
»Dann beauftrage ich dich hiermit offiziell, der Sache auf den Grund zu gehen. Ich will genau wissen, was geschehen ist!«
Alessio Chau lächelte. Die Residentin hatte den Eindruck, als hätte er jeden Grund, mit sich zufrieden zu sein.
2.
KÖNIG LAURIN
25. Januar 2072 NGZ
»Wir wissen also, dass FENERIK der hypergravitativen Trasse folgen muss.« Perry Rhodan trommelte mit den Fingern auf den Tisch des Konferenzraums.
»Dieser Weg ist für den Chaoporter offenbar sehr gefahrvoll«, ergänzte Sichu Dorksteiger. »Wie können wir das ausnutzen? Hat jemand eine Idee?«
Ungeduldig sah Rhodan sich um. Die Situation kam ihm abstrus vor. Sie saßen gemütlich zu einer Konferenz beisammen, während FENERIK sich den Weg durch die Milchstraße bahnte. Er hatte den Eindruck, dass die Zeit drängte, ihm sogar davonzulaufen drohte.
Woher kam diese unerklärliche Unruhe? Er wusste, wie wichtig es war, das Vorgehen genau zu planen, alle Eventualitäten einzubeziehen, sich nicht Hals über Kopf in ein Abenteuer mit unabsehbaren Folgen zu stürzen.
Mühsam ordnete er seine Gedanken. Diese Besprechung war kein Kaffeekränzchen. »Welche Möglichkeiten bleiben uns?«
Die Frage kam ihm sehr rhetorisch vor. In Gedanken hatte er alle Szenarien durchgespielt, ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Aber vielleicht hatten sie gemeinsam mehr Erfolg. Womöglich kam einem anderen in der Runde eine zündende Idee, die sich tatsächlich umsetzen ließ.
»Können wir die hypergravitative Trasse sperren?«, schlug Gucky vor. »Sie blockieren?«
Es überraschte Rhodan nicht, diese Idee von dem Mausbiber zu hören. »Daran habe ich ebenfalls gedacht. Nur – wie soll das praktisch möglich sein?«
Ratlos sah der Ilt ihn an. »Vielleicht können wir es als Ansatzpunkt benutzen? FENERIK anbieten, ihn aus der Trasse zu befreien ... Gesetzt, er verlässt anschließend auf Dauer die Milchstraße.«
»Glaubst du wirklich, dass FENERIK darauf eingehen wird?«
Gucky zuckte mit den Achseln. »Wir können es versuchen.«
»Vielleicht ist es möglich, die Trasse umzubauen«, sagte Sichu nachdenklich. »Sie sozusagen zu verlegen, sodass sie FENERIK aus der Milchstraße führt, bevor er die Baustelle der künftigen Kosmozitadelle Simuel entdeckt.«
»Also die Yodor-Sphäre«, stellte Rhodan klar. »Aber wir wissen noch immer nicht genau, was die Trasse eigentlich bezwecken soll ...«
»Oder wie sie entstanden ist«, schlug der Mausbiber in dieselbe Kerbe. »Wer sind ihre Erbauer?«
»Ist sie eine Teststrecke? Eine Art komplexes Bollwerk? Ein Irrweg? Ein Labyrinth?« Rhodan breitete zornig die Hände aus. »Wir wissen nichts. Nicht einmal, wie wir es herausfinden können.«
»Oder ist die Trasse der ungewollte Effekt einer früheren kosmokratischen Aktivität in der Milchstraße?«, sagte Sichu.
»Oder sogar der gewollte Effekt einer chaotarchischen?«, spann Rhodan den Gedanken weiter.
»Meine Vermutung steht weiterhin im Raum.« Sichu sah sich herausfordernd um. »Vielleicht ist die Trasse entstanden, als die Yodor-Sphäre eingerichtet wurde. Etwas, das sich auf diesem Weg zur Yodor-Sphäre bewegt hat, könnte sie gebildet haben. Vielleicht wurde sie danach sogar weiterhin von den Kosmokraten genutzt ... und dann vom Chaoporter aufgespürt und ebenfalls genutzt!
Wenn dem so war, bedeutete es, dass irgendein kosmokratisches Objekt vor der Einrichtung der Yodor-Sphäre die Milchstraße auf ebendiesem Kurs durchflogen hat, ohne dass die Galaktiker es bemerkt hätten! Und dieser Flug hat der Raum-Zeit der Milchstraße eine hypergravitative Trasse aufgeprägt ...«
Sie hielt kurz inne. »Das hält auch Dodua Silberroths Okrill-Positronik Prinz für die wahrscheinlichste Variante«, fuhr sie dann fort. »FENERIK folgt dieser Trasse wie einer Fährte. In gewisser Weise jagt er die Kosmokraten ...«
»Das alles müssten wir erforschen«, sagte Rhodan. »Aber dazu bleibt keine Zeit. FENERIK ist hier. Die Gefahr durch den Chaoporter in der Milchstraße ist absolut real, auch wenn er sich in der Kluft befindet. Jederzeit könnten weitere Schiffe ausgeschleust werden ...«
»Mir reicht der Rote Stern«, sagte Gucky.
Rhodan sah auf die Holos. FENERIK hatte mittlerweile den Raum um die Sonnensysteme der Telepathischen Allianz passiert und setzte seinen Weg unbeirrbar fort.
Er ignorierte die Bemerkung des Mausbibers und setzte seinen Gedankengang fort. »Doch das wollen wir nicht hoffen.«
Ein weiteres Gebilde wie der Rote Stern hatte ihnen gerade noch gefehlt. Das brauchten sie so dringend wie einen Kropf.
Jedenfalls flog der Rote Stern dem Chaoporter voraus und schien mögliche Hindernisse für FENERIK aus dem Weg zu räumen.
Sichu schaute auf ein Holo. »Eine Meldung von Adomeit Schott ...«
»Der Para-Spätzünder?« Rhodan rieb über die Narbe auf seiner Nase. »Was teilt er uns mit?«
Schott war ein schwacher Telepath. Der Plophoser hatte seine Gabe erst sehr spät entdeckt, was ihm den Spitznamen eingebracht hatte, und arbeitete auf Frenshaun mit den dortigen, telepathisch begabten Wäldern – falls es sich überhaupt um klassische Wälder handelte. Mit ihnen konnte er telepathisch kommunizieren, aber keine Gedanken von anderen Menschen oder Einzelwesen lesen, ihnen auch keine Gedanken senden. Andererseits konnte er auch mit anderen Kollektivintelligenzen Kontakt aufnehmen, wie die Telepathische Allianz bewiesen hatte.
»Schott kann mit ein wenig Abstand und nach einem raschen Besuch der anderen Systeme des Dreiecks mit Sicherheit sagen, dass die bisherigen drei Mitglieder der Telepathischen Allianz den Durchflug mit Beunruhigung und Verwirrung quittiert haben. Die Passage hat sie aufgewühlt, die Allianz existiert derzeit nicht mehr. FENERIK tut ihnen nicht gut.« Die grünhäutige Ator überflog den Rest des Berichts. »Schott fasst seinen Eindruck ganz knapp zusammen«, sagte sie. »›Der Chaoporter ist von geballter Andersartigkeit.‹«
Wobei die Bezeichnung Telepathische Allianz, die Adomeit Schott geprägt hatte, streng genommen nicht ganz zutreffend war, da die Kollektive ja keine Allianz im engeren Sinn gebildet hatten.