Perry Rhodan 3249: Der Tod ist nicht das Ende - Hubert Haensel - E-Book + Hörbuch

Perry Rhodan 3249: Der Tod ist nicht das Ende E-Book und Hörbuch

Hubert Haensel

3,0

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Beschreibung

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen. Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit. Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint in Fragmente zersplittert zu sein, die sich in verborgenen Fragmentrefugien ballen. Eines dieser Refugien befand sich in der Galaxis Gruelfin und konnte sichergestellt werden, ein anderes in der Kondor-Galaxis, wo Perry Rhodan es zu bergen versucht. In der Milchstraße agiert derweil der mysteriöse Club der Lichtträger. Geheimdienstchefin Aurelia Bina begibt sich inkognito auf Spurensuche und weiß: DER TOD IST NICHT DAS ENDE ...

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Seitenzahl: 160

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Zeit:3 Std. 59 min

Veröffentlichungsjahr: 2023

Sprecher:Renier Baaken

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Nr. 3249

Der Tod ist nicht das Ende

Eine Posmi auf riskanter Mission – es geht gegen den Club der Lichtträger

Hubert Haensel

Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1. In Sicherheit

2. Urlaub vom Ich

3. Sondierungen

4. Entdeckungen

5. Begegnungen

6. Flugziel Nott

7. Entscheidung

8. Showdown

Fanszene

Leserkontaktseite

Impressum

Das Ende des 21. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung ist angebrochen. Mehr als dreieinhalbtausend Jahre von unserer Zeit entfernt lebt die Menschheit in Frieden. Zwischen den Sternen der Milchstraße herrschen keine großen Konflikte mehr. Wie es aussieht, könnte Perry Rhodan, der als erster Mensch von der Erde auf Außerirdische gestoßen ist, sich endlich seinem großen Ziel nähern: der alte Traum von Freundschaft und Frieden zwischen den Völkern der Milchstraße und der umliegenden Galaxien. Die Angehörigen der Sternenvölker stehen für Freiheit und Selbstbestimmung ein, man arbeitet intensiv und gleichberechtigt zusammen.

Bei ihrem Weg zu den Sternen hat ein geheimnisvolles Wesen die Menschen begleitet und unterstützt: Es trägt den Namen ES, man bezeichnet es als eine Superintelligenz, und es lebt seit vielen Millionen Jahren zwischen Zeit und Raum. Rhodan sieht ES als einen Mentor der Menschheit.

Doch ES weilt nicht mehr in der Galaxis – das Geisteswesen scheint in Fragmente zersplittert zu sein, die sich in verborgenen Fragmentrefugien ballen. Eines dieser Refugien befand sich in der Galaxis Gruelfin und konnte sichergestellt werden, ein anderes in der Kondor-Galaxis, wo Perry Rhodan es zu bergen versucht. In der Milchstraße agiert derweil der mysteriöse Club der Lichtträger. Geheimdienstchefin Aurelia Bina begibt sich inkognito auf Spurensuche und weiß: DER TOD IST NICHT DAS ENDE ...

Die Hauptpersonen des Romans

Mocresta da Vasch – Eine Arkonidin muss sich in einer neuen Zeit zurechtfinden.

Aurelia Bina – Die Posmi muss sich in einer neuen Umgebung zurechtfinden.

Feyman Bonavero und Ampare las Orry –Zwei Lichtträger wollen eine Arkonidin erleuchten.

Pihla Khadem

1.

In Sicherheit

2. August 2097 NGZ

Sie stand in einer völlig veränderten Umgebung. Der Übergang war ein zeitloser Moment gewesen, viel zu flüchtig für ein menschliches Wahrnehmungsvermögen; Aurelia Bina hatte dennoch jede Nuance des Geschehens registriert.

Der Venusier Bonavero hielt weiterhin ihren Arm umklammert. Er hatte sie kraftvoll vorwärts gezerrt, hinein in das aufleuchtende Transmitterfeld.

Ein leichter Entzerrungsschmerz, nicht mehr als das Prickeln einiger synthetischer Nervenbahnen im Nacken, ließ Aurelia vermuten, dass der Transmittersprung keine größere Entfernung überbrückt hatte.

Von der Venus zu einem der benachbarten Planeten. Äußerstenfalls bis in den Bereich des Asteroidengürtels.

Nicht die zurückgelegte Distanz war die Ursache des vagen Schmerzes, sondern das Ausglühen des Sendetransmitters. Sie erkannte im Nachhinein aus den Messwerten ihrer Techno-Organe die heftige Explosion. Außerdem war da ihre optische Wahrnehmung im Pikosekundenbereich: ein grelles Auflodern ... Kein Zweifel, energetische Entladungen hatten den Sendetransmitter nahezu zeitgleich mit dem Durchgang vernichtet.

Eine extrem präzise Operation. Eigentlich ein Spiel mit Leben und Tod. Die Lichtträger riskieren alles – und dabei müssen sie sich ihrer Sache sehr sicher sein.

Die Posmi sog in einer durchaus arkonidischen Reaktion die Luft ein. Für den Venusier und seine Begleiterin sollte es wie ein erleichtertes Aufatmen wirken – falls beide überhaupt darauf achteten.

Die Mikrosensoren in Aurelias Mundschleimhaut analysierten feinsten Partikelstaub. Moleküle der verglühenden Legierungen waren vom Transportfeld erfasst und mitgerissen worden.

Dennoch äußerste Perfektion. Für sie als amtierende Direktorin des Terranischen Liga-Dienstes war das keine Überraschung. Die Lichtträger hatten den Köder geschluckt – der Raubfisch hing tatsächlich an der Angel.

Die Flucht aus der Venusfestung war geglückt.

Wirklich eine Flucht? Oder doch eher ihre Entführung?

Aurelia registrierte, dass Feyman Bonavero seine Finger fester in ihren Arm eingrub. Er zog sie mit sich aus dem Materialisationsbereich des Empfangstransmitters. Sie reagierte nach den ersten beiden hastigen Schritten mit einer unwilligen Bewegung ihrer Körpermaske.

»Alles ist gut verlaufen.«

Die Frau, die einen Hauch vor Bonavero durch den Transmitter gegangen war, drehte sich auf dem Absatz um. Sie taxierte Bina, als musterte sie ein seltenes exotisches Insekt.

Aurelia nutzte ihre Möglichkeit der Gesichtserkennung. Ampare las Orry, erkannte ihre Semitronik.

Bonaveros Begleiterin war Akonin. Ihr helles Haar schimmerte kupferfarben, die runde Kopfform mit den markanten Wangenknochen war ebenfalls akonisches Erbe.

Aurelia zog die Stirn in Falten. »Und?«, fragte sie, in einem Tonfall, der erkennen ließ, dass sie sich angegafft fühlte.

Sie wusste, dass die Akonin eine Transmitterspezialistin von Rang war. Zweifellos hatte diese Frau die Flucht von der Venus ermöglicht und zudem dafür gesorgt, dass niemand das Ziel des Transmitterdurchgangs anmessen konnte.

Ampare las Orry war bereits zu Beginn des Hypes um die archäologischen Funde ins Solsystem eingereist. Sie hatte an Symposien und Fachkonferenzen teilgenommen und es fertiggebracht, in Gideon Hallingers Team aufgenommen zu werden. Die Frage war nur, ob von Anfang an mit der Absicht der Infiltration. Oder war las Orry erst während ihrer Tätigkeit von den Lichtträgern rekrutiert worden?

Wie auch immer, sie war Bonaveros Komplizin.

Der Blick zwischen ihnen beiden verriet nicht nur gegenseitiges Interesse. Er hatte ein wenig zu lange Bestand und wurde zum Kräftemessen. Aurelia Bina blieb dabei der Rolle als adlige Arkonidin treu. In ihrer Maske war sie Mocresta da Vasch und entstammte einem alten – mittlerweile längst ausgestorbenen – Khasurn des Imperiums. Das Schicksal hatte sie nach rund 14.000-jähriger Stasis in eine ihr entsetzlich fremde Welt verschlagen. Arkons Glanz und Glorie war in dieser neuen Zeit nur verblasste Historie.

»Wir sind den Terranern und vor allem dem Liga-Dienst entkommen.« Lächelnd gab der Venusier Aurelias Arm frei. »Ich musste Euch leider etwas fest anfassen, Zhdopanda«, fügte er hinzu, da Aurelia als Mocresta da Vasch unwillig das Gesicht verzog und ihren Arm massierte. »Jedes Zögern wäre für uns verhängnisvoll geworden. Unsere Welt braucht neue Hoffnung, und nur wir können das Wunder herbeiführen.«

Auf Mocrestas Stirn erschien eine steile Unmutsfalte.

»Meine Einschätzung wird so nicht anders«, sagte sie schneidend. »Eine dekadente Welt! Wann hätte je ein Mann es wagen dürfen, derart schroff mit einer aus dem Geschlecht der da Vasch umzugehen? Arkons Imperium wurde von Barbaren beerbt – das ist es, was ich in den Tagen seit meiner Rückkehr erkennen musste. Da hilft auch nicht, dass Sie mich erneut ehrfürchtig ansprechen. Das ist Heuchelei.«

Sie sah sich interessiert um. »Wo sind wir hier eigentlich?«

*

Der Empfangstransmitter war ein einfaches Standardgerät. Keine große Reichweite, zugelassen für den Transport von bis zu vier Personen. Ein Allerweltsmodell, das von wenigstens fünf großen Firmen in Lizenz produziert wurde. Auf dem Boden prangte das Whistler-Firmenlogo.

Aurelia Bina unterdrückte die von ihrer Semitronik geöffneten Speicherdaten, die auflisteten, wo im Solsystem Transmitter dieses Typs eingesetzt wurden. Die Zahl ging in die Zigtausende. Aktuell unnötig, widersprach sie dem Datenzugriff.

Sie agierte nicht als Posmi, die positronisch-semitronische Entität ohne Plasmaanteil, die sie definitiv war. Ihr Bio-Velamen, die äußerlich nicht von einem echten Körper zu unterscheidende biochemische Maske, gab ihr das Aussehen einer eleganten Frau. Sie war Mocresta da Vasch, die Jahrtausende in entstofflichtem Zustand überdauert hatte und sich nun in einer ihr fremden Welt zurechtfinden musste.

Vorübergehend war ihr die Wahrheit über diesen Einsatz selbst nicht mehr zugänglich gewesen. Weil sie nicht nur ihren Identitätswechsel selbst herbeigeführt, sondern sich zudem eine Erinnerungssperre programmiert hatte.

Die Sperre war in jenem Moment erloschen, in dem sich ihre Mitarbeiter in Lebensgefahr befanden. Aurelia empfand es als positiv, wieder sie selbst zu sein, die Posmi mit ihren speziellen Fähigkeiten.

Empfindungen und Gefühle hatten einen besonderen Reiz, selbst dann, wenn sie nur simuliert wurden. Sie waren anders als das Denken eines Roboters. Wie eine unbekannte Welt, die darauf wartete, erkundet zu werden – erkundet und erobert.

Positronische Logik hingegen war steril und monoton. Weil sie nicht das Prickeln eines Entscheidungsspielraums bot.

Ich spiele mit dem Feuer!, erkannte Aurelia. Die Simulation biologischen Lebens macht mich verletzlicher, aber sie schützt mich zugleich vor dem Entdecktwerden.

Als Posmi nahm sie eine Fülle unterschiedlichster Eindrücke gleichzeitig auf. Als Arkonidin Mocresta da Vasch war ein großer Bereich ihrer Aufmerksamkeit zwangsläufig auf den Venusier und die Akonin gerichtet.

»Wir haben eine Zwischenstation erreicht«, beantwortete Feyman Bonavero soeben die Frage nach dem Wo – seit dem Transmitterdurchgang waren erst Sekunden vergangen. »Für mehrere Tage werden wir hier untergebracht sein ...«

»Befinden wir uns auf Terra?«

»An Bord eines weitgehend sicheren Raumschiffs«, antwortete der Venusier.

»Innerhalb des Larsafsystems, nehme ich an?«

»Auf der Umlaufbahn des Planeten Mars.«

Mocresta da Vasch winkte heftig ab. »So war es nicht besprochen. Nach allem, was in der Venusfestung geschehen ist, muss ich befürchten, dass die Terraner uns aufspüren ...«

»Kein Sorge«, fiel Bonavero ihr ins Wort, »wir Lichtträger sind nicht einfach irgendwer.«

»Sondern?«

Er hob beschwichtigend die Hände. »Alles zu seiner Zeit.«

»Zeit ...«, wiederholte Mocresta gedehnt. »Sie ist zu meinem größten Feind geworden. Ich habe mein Leben in der Hypereinkehr verloren, und niemand wird es mir zurückgeben können. Weißt du von Imperator Mascar da Gonozal, der durch den Großen Rat zum Imperator erhoben wurde? Ein Khasurn, der sehr viel versprach und bedeutende Imperatoren stellte. Mehrere hatten mit jenem Wesen zu tun, das ihr als ES banalisiert. Viel Glück hat ihnen der Kontakt nicht beschert, sonst hätte nicht einer den anderen umgebracht ...«

»Du sprichst von Mascudar da Gonozal?«, fragte Bonavero interessiert.

»Mascudar, der von seinem Bruder Veloz ermordet wurde – ja. Das war für mich die jüngere Geschichte. Auch die Regentschaft von Orbanaschol III. Aber nichts ist geblieben von Glanz und Macht unserer Imperatoren. Ich bin zutiefst entsetzt ...«

»Wie es ist, muss es nicht bleiben«, orakelte der Venusier. »Die Rückbesinnung auf vergessene Tugenden voranzutreiben, liegt nicht zuletzt in Ihrer Hand, Mocresta da Vasch.«

»Wir alle wurden betrogen«, warf Ampare las Orry ein. »Zum Glück wird es nicht mehr lange dauern, die Lügen und den Betrug von ES zu entlarven. Ich erwarte, dass Ihr die Lichtträger mit Eurem Wissen unterstützen werdet.«

»Sie erwarten?«, spottete Mocresta. »Damit hören Sie sich nicht anders an als die Terraner. Ich bin nicht irgendwer – ich treffe meine eigenen Entscheidungen und lasse mich von niemandem zwingen. Ein einziges Mal wurde ich manipuliert, das wird sich nie wiederholen ...«

»Ihr sprecht von der Fehlfunktion des Permanenttransmitters und damit ebenfalls von ES«, fasste Bonavero nach. »Die Verantwortung dafür liegt wie so vieles andere bei diesem Wesen, das länger als die Sonne lebt. Eine hochstehende Technik ist kein Garant für Ehrlichkeit und Humanität, nicht einmal für Freiheit.«

Mocresta da Vasch ballte die Hände zu Fäusten, ihre Miene verhärtete und ihr Blick verlor sich in unergründlicher Ferne. »Es geht um Wesen, die älter sind als die Sonne«, sagte sie bebend. »Nur, von welcher Sonne sollte die Rede sein? Von Arkon, weil derjenige, den Sie ES nennen, zuerst zu meinem Volk kam? Von Sol? Warum nicht von Wesen sprechen, die älter sind als alle Sonnen unserer Galaxis?«

»Ist es so?«, fragte Bonavero. »Sind das Erinnerungen an die Zeit vor Ihrer Hypereinkehr?«

Mocresta hob das Kinn und musterte ihn von oben herab.

»Sie erwarten zu hören, was ich weiß?« Sie zeigte mit einer knappen Kopfbewegung auf Bonaveros Begleiterin. »Dabei kenne ich nicht einmal den Namen dieser Frau ...«

»Ampare las Orry.« Der Venusier seufzte. »Wir sind erst seit Minuten hier, ich hatte bislang keine Möglichkeit, Euch Ampare vorzustellen. Es ist ihr Werk, dass unsere Flucht durch den Transmitter nicht verfolgt werden kann. Außerdem hat sie sehr viel für dich getan ...« Er verstummte mitten im Satz.

»Ich finde, dass die Arkonidin es ruhig erfahren darf.« Las Orrys eben noch forschender, beinahe sezierender Blick verlor an Eindringlichkeit. Sie lächelte, weil sie Mocrestas Verblüffung registrierte.

Illustration: Swen Papenbrock

»Niemand hat mit Euch darüber gesprochen? Das war zu erwarten. Gideon Hallinger, der Spezialist für altarkonidische Großpositroniken, schmückt sich also mit fremden Federn. Ohne meine Unterstützung wäre es ihm nicht so schnell gelungen, Eure Permanententmaterialisierung zu unterbrechen. Ich ›durfte‹ ihn unterstützen, diesen exotischen Transmitter zu verstehen. Nein, wirklich verstanden habe ich die übergeordnete Technik nicht, die Euch im Hyperraum festhielt. Aber ich konnte daran mitwirken, Euren entstofflichten Zustand zu beenden. Ohne mich hättet Ihr womöglich nie zurückkehren können.«

Mocresta da Vasch verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. Sie war nachdenklich geworden.

»Ich weiß nicht, ob ich Ihnen dafür danken soll«, sagte sie. »Ich weiß es wirklich nicht.«

*

Kaum kaschierte Arbeitsspuren ließen erkennen, dass der Transmitter nachträglich installiert worden war. Der Vorraum, nicht breiter als zwei Meter, führte bogenförmig von der Anlage weg.

Eine schon unheimliche Stille herrschte. Die Wände waren kahl, mit einer grauen, dämpfenden Isolierschicht überzogen. In Tropfenbildung erstarrtes Material verriet der Posmi, dass die Arbeiten unter Zeitdruck ausgeführt worden waren. Aurelia Bina nahm an, dass der Umbau höchstens mehrere Tage zurücklag.

Ein sogar schiffsintern abgeschirmter Transmitter?

Waren sie auf einem Raumschiff der Lichtträger? Quasi unter den Augen des TLD mitten im Solsystem?

Zuzutrauen wäre es diesen Verschwörern.

Das wohl nicht, denn dann hätte der Empfangstransmitter durchaus in der Zentrale stehen können. Andererseits wurde der Zugang von einem Diffusorfeld verdeckt. Bonavero und las Orry schritten soeben hindurch.

Sie betraten einen kaum erhellten Korridor. Ein vages Rauschen hing in der Luft. Aurelia nahm es mit den feinen Sinnen ihrer robotischen Grundform wahr. In der Nähe arbeiteten große Aggregate, offenbar Reinigungs- und Umwälzanlagen. Befanden sie sich also in einem technischen Bereich, den nur selten Besatzungsmitglieder aufsuchten?

Bonavero wandte sich nach links. Aurelia maß aus der Richtung schwache Emissionen eines Antigravs an. Mehr als ein vorsichtiges Tasten ihrer Sensoren riskierte sie nicht. Solang sie nicht mehr über dieses Schiff wusste, stufte sie die Gefahr als hoch ein, selbst angemessen zu werden.

»Wir nutzen einen Lastenantigrav für den Weg nach oben«, sagte Bonavero. »Der Schacht verläuft hinter der nächsten Abzweigung. Es geht über fünf Hauptetagen, danach müssen wir quer durch den Bordalltag. Was uns erwartet ...« Er zuckte mit den Achseln. »Überschäumende menschliche Sehnsüchte; verwirrte Geister; Galaktiker, die einmal in ihrem Leben aus ihrer Haut heraus wollen und Verrücktes tun ... Es ist immer irgendwie anders. Dieses Schiff neigt dazu, ein spontanes Eigenleben zu entwickeln.«

»Das Schiff selbst – oder nur seine Besatzung?« Mocresta da Vasch drehte sich der neben ihr gehenden Akonin zu.

»Fragt Feyman!«, gab las Orry zurück. »Er war einige Male hier an Bord, ich nicht.«

Diese Feststellung brachte die Posmi kaum einen Schritt weiter. Hatten die Lichtträger Verdacht geschöpft? Versuchte Bonavero, sie zu einer unvorsichtigen Reaktion zu bewegen?

Aurelia stoppte den Versuch, sich in die Bordkommunikation einzuschalten. Es war sicherer, sich damit noch zurückzuhalten. Einige Fragen beantworteten sich vielleicht von selbst, sobald sie ihre Kabine bezog.

»Keine Sorge, wir werden niemandem auffallen«, gab Bonavero zu verstehen, während sie im Lastenantigrav aufwärts schwebten.

»Niemandem ...?«, fasste Mocresta nach. »Wie soll ich das verstehen? Befinden wir uns nicht auf einem Schiff der Lichtträger?«

Feyman Bonavero schwieg dazu. Ohnehin erreichten sie soeben das Ende des Antigravschachts.

Es gab nur einen weiterführenden Gang, doch er war wie von einem Korken verstopft. Höchstens 30 Meter entfernt glitt ein wuchtiger Container heran. Deutlich erkennbar, dass rings um den Transportbehälter so gut wie kein Platz blieb.

Mocresta da Vasch lachte spöttisch auf.

»Nach welchem Prinzip funktioniert die Infrastruktur auf Ihren Raumschiffen?«, fragte sie. »Ich sehe keine Möglichkeit, diesem Ding auszuweichen. Das ist infantil. Ich verstehe allmählich, was Ihr Begriff der sich verdunkelnden Welt umfasst.«

Feyman Bonavero setzte zu einer Erwiderung an, schüttelte dann aber nur den Kopf.

Er war groß, hager und machte mittlerweile wieder den Eindruck des gediegenen älteren Herrn. Dass er zugleich eine völlig andere, harte Seite hatte, war in der Venusfestung deutlich geworden. Nun war er wieder der Großvatertyp, dem der Enkel die intimsten Geheimnisse anvertrauen durfte.

Demonstrativ abwartend blickte Bonavero dem näher kommenden Container entgegen.

Aurelia maß das Energiefeld einen Sekundenbruchteil an, bevor es zugriff. Die beiden Lichtträger und sie selbst verloren den Boden unter den Füßen. In der Decke des Korridors entstand eine Öffnung, zugleich verwischte die Sicht.

Die Posmi konnte nur mehr ihre Begleiter erkennen, alles darüber hinaus entzog sich der Wahrnehmung.

*

Das Transportfeld erlosch.

Feyman Bonavero, Ampare las Orry und Mocresta da Vasch standen irgendwo in einer alten terranischen Stadt. Die Akonin ließ einen überraschten Laut vernehmen.

Bonavero zeigte hinüber zu der lückenhaften Häuserzeile auf der anderen Straßenseite. »Wir müssen dort entlang!«

Mocresta sah sich um. Zugleich durchsuchte sie ihren Datenspeicher nach vergleichbaren Bildern.

Backsteingebäude, jeweils vier oder fünf Etagen hoch. Die aneinandergebauten Häuser wirkten klobig und düster. Sie wiesen bröckelnde Putzfassaden auf, breite Mauersimse und schmutzige, halb blinde Fensterreihen.

Das alles war nicht real. Die Posmi erkannte, dass es sich um ein holografisches Szenario handelte. Überwiegend jedenfalls.

Auf einem breiten Gehweg eilten Menschen dahin. In der Luft hing vielfältiges Stimmengewirr, überlagert vom Poltern und Dröhnen schwerer schienengebundener Waggons. Neben den Schienen rollten vierrädrige schwarze Fahrzeuge, manche mit zurückgeklapptem Verdeck.

Schrilles Hupen, gefolgt von einem dumpfen Krachen. Das Hupen brach ab. Zwei der Fahrzeuge, beide mit weiß verblendeten Speichenrädern, waren ineinander gefahren.

Die Menge auf dem Gehweg geriet ins Stocken, aber schon im nächsten Moment siegte die Neugierde. Männer, Frauen und Kinder liefen noch schneller, um einen Blick auf den Unfall zu erhaschen. Auch sie waren Projektionen.

Zwei Uniformierte vor einem der wenigen seriös erscheinenden Gebäude reckten den Hals. Dann, als das Geschrei an der nicht einmal 200 Meter entfernten Kreuzung lauter wurde, liefen sie ebenfalls los.

Aurelia Bina identifizierte beide Uniformträger als Roboter.

In ihrem Datenspeicher gab es ähnliche Bildsequenzen: Terra, Vereinigte Staaten von Amerika, erstes Drittel des 20. Jahrhunderts alter Zeitrechnung.

»Was soll ich von alldem halten?«, fragte sie Bonavero.

»Am besten, wir achten nicht darauf«, antwortete der Venusier. »Es ist inszeniert.«

»Wir sind an Bord eines Raumschiffs«, erinnerte Mocresta. Ihre Stimme klang verwirrt, mit wachsender Verachtung. »Was nicht der Sicherheit der Besatzung und der Mission dient, gehört verbannt. Was geschieht, sobald Methanatmer angreifen, wenn Teile der Besatzung nicht handlungsfähig sind, weil sie ... weil ...«

»... sie sich einem Freizeitvergnügen widmen?«, half Bonavero aus. »Ihr überseht, dass wir uns nicht auf einem Schlachtkreuzer des Großen Imperiums befinden.«

»Auf einem Kriegsschiff der Lichtträger sollten ähnliche Verhaltensregeln gelten!«

»Kein Kriegsschiff, sondern ein Passagier...«

Ein bellendes Rattern hallte von der anderen Straßenseite herüber. Es erklang aus dem sauber herausgeputzten Haus, dessen Fenster im Erdgeschoss von kräftigen Lampen erhellt wurden. Die außen vergitterten Scheiben spiegelten.

Rufe nach Polizei wurden von erneutem Rattern überlagert.

Aurelia Bina identifizierte das Geräusch schwerer altertümlicher Projektilwaffen.

Nach der ersten Salve feuerten nun zwei Waffen. Die Schaufenster zerbarsten, ein Splitterregen ergoss sich auf den Gehweg.

»Nicht darauf achten!«, mahnte Bonavero. »Wir müssen schräg über die Straße und die Seitengasse entlang.«

»Ich will wissen, was da geschieht!«, widersprach Mocresta. »Das sind Schussgeräusche altertümlicher Waffen, nicht wahr?«

»Ein Spiel«, wehrte der Venusier ab. »Nichts anderes als ein Zeitvertreib für Passagiere.«

»Das wäre ... unglaublich!«

Der Venusier nickte. »Mehr als fünfzehntausend Terraner und Angehörige der verschiedensten Völker warten auf den Weiterflug. Sie sind an Bord, weil ihnen hier ihre geheimsten Wünsche erfüllt werden können.«

Wie ein Schatten huschte die Verachtung über Mocrestas Gesicht.

»Ich will das Imperium zurück!«, sagte sie mit Nachdruck. »Diese Verrückten müssen in die Schranken gewiesen werden!«

Der Verkehr auf der Straße war zum Stillstand gekommen. Nicht nur wegen des Rückstaus nach dem Unfall, sondern weil viele Passanten blindlings über die Fahrbahn hasteten und hinter den Fahrzeugen Deckung suchten.

»Uns kann nichts passieren!«