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Er bedroht Menschen und Mutanten - er ist der Sendbote des Wahnsinns Auf Terra und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Anfang Februar des Jahres 3444. Somit sind seit der Entlassung des Solsystems aus dem Sternenschwarm und dem Ende der "Verdummungsstrahlung" rund acht Monate vergangen. Das Leben der Terraner und der übrigen galaktischen Völker nimmt inzwischen wieder seinen gewohnten Gang - und dennoch verläuft manches nicht mehr in den gewohnten Bahnen. So ist zum Beispiel im Solaren Imperium eine schwere innenpolitische Krise ausgebrochen. Im August sollen Neuwahlen zum Amt des Großadministrators stattfinden - zu einem Amt, für das nach der Meinung vieler Solaren Bürger Perry Rhodan nicht mehr in Betracht kommt. Perry Rhodan - so verbreiten die Gegenkandidaten teilweise wider besseres Wissen - soll während der Schwarmkrise unverantwortlich gehandelt haben. Und Perry Rhodan selbst - er schweigt zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen, obwohl er sich leicht rechtfertigen könnte. Er hat andere Sorgen - ihn beschäftigen DIE STIMMEN DER QUAL ...
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 570
Die Stimmen der Qual
Er bedroht Menschen und Mutanten – er ist der Sendbote des Wahnsinns
von ERNST VLCEK
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan – Die Politik des Großadministrators wird in Frage gestellt.
Reginald Bull – Staatsmarschall und Chef der Explorerflotte.
Galbraith Deighton – Chef der Solaren Abwehr.
Heydrac Koat – Sendbote des Wahnsinns.
Bount Terhera, Merytot Bowarote und Munisho Aerce
1.
1. Buch: Todeskampf
Alantor Myns Zwiesprache:
Horche in dich, Alantor Myn, dann vernimmst du die Stimmen der Qual. Selbst wenn du meinst, sie seien verstummt, brauchst du nur zu lauschen, und schon hörst du sie.
Sie flüstern und raunen, sie säuseln wie der Wind und hallen dem Echo gleich. Du nimmst sie schon nicht mehr bewusst wahr, denn: Wie dein Ohr die Geräusche des Lebens, die um dich sind, überhört, so überhört dein Geist das stete Murmeln der Stimmen der Qual.
Oh, sie sind schon lange, seit vielen Planetenumläufen, in dir und deinen Artgenossen, die Stimmen der Qual. Sie waren schon vor dem Erwachen deines Geistes in euch.
Wenn die Stimmen fordernd werden, dann musst du ihnen gehorchen, egal, was sie verlangen, Alantor Myn.
Du und alle anderen, ihr könnt ihnen nicht widerstehen!
Was nützt es, dass euer Geist vor kurzem auf wundersame Weise erwachte? Was nützt es, wenn ihr plötzlich klarer denken könnt als früher, wenn ihr mit einem Mal besser und schneller begreift, wenn ihr euer Wissen von Tag zu Tag fast sprunghaft vergrößert? Gegen die Stimmen der Qual bleibt euer Geist machtlos!
Das stete Raunen zermürbt euch. Das despotische Fordern erschüttert euch. An dem lautlosen Schreien werdet ihr schließlich zerbrechen.
die stimmen der qual
sind stimmen in dir, alantor myn,
sind stimmen des inneren chaos;
höre nicht hin, alantor myn.
Nehmt die Niederlagen, wie das Schicksal sie euch beschert. Durftet ihr noch hoffen, die ›Stimmen der Qual‹ besiegen zu können, als euer Geist plötzlich erwachte, so müsst ihr nun erkennen, dass alle Wege in die bedingungslose Entsagung münden.
Ihr glaubtet an den Erfolg jener, die verschollen waren. Doch als die ersten Boten der Verschollenen erschienen, auf die ihr eure Zukunft setztet, da musstet ihr die letzten Hoffnungen begraben. Denn nie verkündeten sie vom Sieg über die weite Kluft.
Alantor Myn, was hat das Schicksal mit euch vor?
Zuerst die Stimmen der Qual!
Dann das jähe Erwachen des Geistes.
Fast gleichzeitig das Erscheinen der Verschollenen, die nicht den Sieg über die weite Kluft verkünden konnten.
Und nun die Kugel!
Frage das Schicksal, und es wird dir antworten: Alantor Myn, die Kugel ist ein Raumschiff, das aus der Tiefe der Unendlichkeit kam, das aus Fernen kam, die für euch unerreichbar sind. Aber das Schicksal kann euch nicht sagen, ob das Raumschiff Fluch oder Segen in sich birgt. Das müsst ihr selbst herausfinden.
Alantor Myn, gehorche den Stimmen der Qual, die sagen, was zu tun ist. Sie verlangen, dass ihr das Innere der Kugel betretet, dass ihr das Raumschiff untersucht. Es muss nicht unbedingt ein böses Vorzeichen sein, dass es bei der Landung weite Landstriche verwüstete.
Seht euch vor, aber seht euch auch um!
Daher wirst du, Alantor Myn, zusammen mit vielen anderen von hohem Wissen das Raumschiff aufsuchen und sein Geheimnis ergründen.
So wird es geschehen.
Die Stimmen der Qual
2.
Das Raumschiff bestand aus toter Materie, aber auf eine eigene Art war es voll von Leben. Es war eine präzise funktionierende Maschine, das Produkt einer hochtechnisierten Zivilisation. In den riesigen Konvertern im Zentrum des fünfhundert Meter durchmessenden Schiffsleibes ballten sich ungeheure Mengen von Energie. Einige wenige Handgriffe hätten genügt, um die Energien freiwerden zu lassen, dann wäre das Schiff augenblicklich zu selbständigem robotischen Leben erwacht.
Doch niemand war da, um das auslösende Moment zu geben.
Früher war das anders gewesen. Noch bei der Landung des Schiffes vor drei Jahren hatte es eine fünfzehnköpfige Besatzung gegeben, die sich mit der Bedienung ausgekannt hätte. Doch nun wehte der Wind einer fremden Welt über ihre Gebeine.
Mit ihnen war eine seltsame Wandlung geschehen. Irgend etwas war in sie gefahren, das sie veranlasste, übereinander herzufallen und sich gegenseitig zu töten.
Nun war das Raumschiff ohne Meister.
Niemand war da, der es beherrschen hätte können. Es war eine riesige Kugel mit einem toten Innenleben. Dabei hätte ein winziger Anstoß genügt, um es zu neuem Leben erwachen zu lassen.
Doch es kam niemand, der den entscheidenden Anstoß gab.
Jene, die erschienen und staunend und forschend durch die endlosen Korridore des Schiffes wanderten, waren nicht in der Lage zu begreifen, was sie sahen. Es waren keine Meister, nur Lehrlinge.
Vierhundert Lehrlinge mit einem unstillbaren Forscherdrang, der jedoch nicht das fehlende Wissen ersetzen konnte, das zum Begreifen der fremdartigen und komplizierten Maschinerie erforderlich war.
Die Erforscher des Schiffes kannten ihre Grenzen und hüteten sich, irgendwelche Schaltungen vorzunehmen, die die im Schiff schlummernden Kräfte wecken konnten. Sie begnügten sich damit, die sekundären Schiffseinrichtungen zu untersuchen.
Das Raumschiff ließ es mit sich geschehen.
Das Raumschiff war ein Roboter.
Und Roboter waren geduldig wie das Material, aus dem sie bestanden. Sie konnten warten, bis jemand kam, der sie aus ihrem Schlaf erweckte.
Doch die fremden Forscher hüteten sich, irgend etwas zu unternehmen, das das Schiff aktivieren konnte. Sie waren froh, wenn sie die kleinen Rätsel, die ihnen das Schiff aufgab, lösen konnten. Sie fügten unermüdlich ein Detail an das andere und stützten auf den Bruchstücken des Mosaiks ihre verwegenen Theorien. Die gewonnenen Erkenntnisse in der Praxis anzuwenden, wagten sie nicht.
So ruhte das Schiff weiterhin. Tag um Tag, Jahr um Jahr.
Es hätte sich bis in alle Ewigkeit nicht gerührt, wenn nicht unerwartet der entscheidende Funke übergesprungen wäre. Der Impuls kam aus dem Nichts, aus einer übergeordneten Dimension und schlug wie ein Blitz in die Vollautomatik ein.
Was kümmerte es das Raumschiff, woher der Impuls kam und wer ihn geschickt hatte. Es war ein Roboter und nicht in der Lage, Fragen zu stellen. Es musste auf bestimmte Impulse reagieren. Es musste den empfangenen Hyperimpulsen gehorchen.
Das Raumschiff erhielt den zwingenden Befehl: Start!
Der fünfhundert Meter durchmessende Körper erwachte zu robotischem Leben. Überall in den Korridoren, den Räumen und Hallen wurden die Beleuchtungskörper eingeschaltet, auf den Kontrollwänden begann der Reigen der blinkenden Lichter, die Maschinen liefen an.
Das Herz des Schiffes schlug so heftig, dass die Wände vibrierten. Es war, als atme es. Die drei Jahre währende Stille wurde auf einmal wieder von vielfältigen Geräuschen durchbrochen. Es ging wie ein Seufzen durch das Schiff. Endlich! Endlich!
Die freiwerdenden Kräfte wurden genau dosiert; durch die weitverzweigten Kanäle geleitet, die die Adern des Schiffes waren. Und wie belebendes Blut durchflossen die Energien den mächtigen Körper und drangen bis in die entlegensten Winkel vor. Antennen reckten sich wie Fühler aus der Hülle – und orteten. Die Linsensysteme – Schiffsaugen – nahmen die Bilder auf und bannten sie auf die Bildschirme.
Der mächtige Kugelkörper bäumte sich auf, kämpfte gegen die Schwerkraft an und hob langsam ab.
Start!
Fort von hier – hinauf ins All.
*
Heydrac Koat erstarrte, als die Alarmsirene durch das Schiff heulte. Er hatte das Rumoren gehört, das tief aus dem Schiffsinnern zu kommen schien, dem vorerst jedoch keine besondere Bedeutung beigemessen. Verschiedene Wissenschaftlergruppen stellten dauernd irgendwelche Versuche an, bei denen sie sich eigens herangeschaffter Maschinen bedienten. Er hatte das Rumoren für das Arbeitsgeräusch dieser Maschinen gehalten.
Doch die Alarmsirene ernüchterte ihn.
Die Geräusche stammten nicht von irgendwelchen Maschinen, sondern kamen vom Schiff selbst.
Hoffentlich hatte nicht einer der Wissenschaftler einen der Hebel gedrückt, deren Funktion sie noch nicht kannten.
»Alle Teams sofort in die Zentrale!«
Das war die Stimme Alantor Myns, die aus dem Funksprechgerät ertönte.
Heydrac Koat überlegte nicht lange. Er ließ alles liegen und stehen und rannte auf den nächsten Aufstiegsschacht zu. Er kannte sich im Schiff aus und wusste, wo der Raum lag, den die Techniker als »Zentrale« bezeichneten.
Als er den Aufstiegsschacht erreichte, erblickte er Arnani Cuor, die Xenologin, die seit der Landung des Schiffes das Geheimnis seiner Erbauer zu lüften versuchte. Noch bevor sie ihn erreicht hatte, rief sie: »Wir fliegen!«
Heydrac Koat konnte den Sinn ihrer Worte im ersten Augenblick nicht erfassen.
»Wir fliegen?«, wiederholte er. »Aber das ist unmöglich. Wir müssten zumindest den Andruck zu spüren bekommen, der bei der Startbeschleunigung entsteht!«
Arnani Cuor schüttelte den Kopf und verschwand im Schacht. Heydrac Koat folgte ihr. Er konnte es immer noch nicht glauben, dass das Schiff gestartet sein sollte. Selbst wenn jemand trotz der Warnungen und Verbote eine Funktion ausgelöst hatte, so war es unwahrscheinlich, dass er ausgerechnet den »Starthebel« erwischte. Abgesehen davon war es unmöglich, dieses riesige Schiff mit einem einzigen Hebeldruck in Bewegung zu setzen. Wenn man bedachte, wieviel Vorbereitungsarbeiten und komplizierte Vorgänge notwendig waren, um eines der viel kleineren heimischen Raumschiffe zu starten, dann konnte man sich vorstellen, welcher Aufwand notwendig war, um diesen Koloss zu bewegen.
Heydrac Koat hätte früher nicht in seinen kühnsten Träumen anzunehmen gewagt, dass so ein riesiges Raumschiff überhaupt die Anziehungskraft eines Planeten überwinden könnte. Mit dieser Meinung stand er nicht allein, sondern alle Raumfahrtspezialisten teilten sie mit ihm. Erst die Landung dieses Raumgiganten hatte alle Theorien seines Volkes zerstört.
Als er zusammen mit der Xenologin in der Zentrale ankam, herrschte dort ein grenzenloses Durcheinander. Die Wissenschaftler überschrien sich gegenseitig, sie gestikulierten aufgeregt und liefen ziel- und planlos durch die Halle.
Aber Heydrac Koat nahm das alles nur unterbewusst wahr. Er hatte nur Augen für den riesigen Bildschirm. Seit sie das fremde Schiff betreten hatten, bemühten sich die Techniker, ihn in Betrieb zu nehmen – ohne Erfolg. Doch jetzt war er erhellt und zeigte ein naturgetreues, dreidimensionales Bild der Außenwelt!
Diese Tatsache allein verblüffte Heydrac Koat. Noch viel erregender war jedoch die Szenerie, die auf dem Bildschirm zu sehen war: Über die ganze Breite spannte sich das tiefschwarze All mit den funkelnden Lichtpunkten darin – die Sterne, in der Bildmitte war für einige Augenblicke ein faustgroßer Himmelskörper zu sehen, der schnell zusammenschrumpfte und schließlich vom uferlosen Sternenmeer verschluckt wurde – Asporc.
»Bei meiner Kammspange – wir fliegen«, sagte Heydrac Koat fassungslos.
Er spürte, wie sich Arnani Cuor an ihn presste. Ein Blick in ihr Gesicht zeigte ihm, dass es sich vor Angst grau verfärbt hatte. Und er spürte selbst, dass Panik sich seiner zu bemächtigen drohte. Wohin er auch blickte, überall sah er verstörte, ratlose Gesichter, von überall her drangen ängstlich vibrierende Stimmen auf ihn ein.
Nur Alantor Myn, der wissenschaftliche Leiter des Forschungsteams, behielt die Fassung und versuchte, die aufgeregten Kollegen zu beruhigen.
»Wir wissen zwar nicht, was die Maschinerie des Schiffes aktivierte und was den Startvorgang ausgelöst hat«, rief er. »Im ersten Augenblick muss es so scheinen, als seien wir Gefangene und dazu verdammt, den Flug ins Unbekannte mitzumachen. Wir können nicht erwarten, von einem unserer eigenen Raumschiffe gerettet zu werden, denn keines von ihnen ist nur annähernd so schnell wie dieses hier. Von außen können wir nicht auf Hilfe rechnen. Trotzdem schätze ich unsere Chancen als ziemlich gut ein. Ich glaube nämlich, dass wir uns selbst helfen können.«
Ein Stimmengemurmel folgte seinen Worten, das aber sofort wieder verstummte, als er fortfuhr: »Wir alle hätten unsere Kammspangen dafür gegeben, wenn es uns gelungen wäre, das fremde Raumschiff in Betrieb zu nehmen. Keiner von uns hätte sich um die Konsequenzen gekümmert. Aber jetzt, da das Schiff von selbst gestartet ist, befällt euch Panik. Überlegen wir unsere Lage doch einmal nüchtern. Bisher scheiterten wir in unserem Bemühen, das Schiff zu ergründen, hauptsächlich daran, weil sämtliche Funktionen stillgelegt waren. Jetzt, da die gesamte Maschinerie in Betrieb ist, können wir unsere Messgeräte viel wirkungsvoller einsetzen. Dadurch wird unsere Arbeit wesentlich erleichtert, und ich bin überzeugt, dass wir nach und nach herausfinden werden, welchen Sinn und Zweck jede einzelne Armatur in dieser Halle hat. Wenn uns das gelingt, können wir das Schiff steuern und zu unserem Planeten zurückfliegen.«
»Hast du nicht bemerkt, wie rasend schnell Asporc hinter uns zusammengeschrumpft ist, Alantor Myn«, rief jemand aus der Menge. »Wir entfernen uns mit unheimlicher Geschwindigkeit von unserer Welt.«
»Das ist mir nicht entgangen«, erwiderte der wissenschaftliche Leiter. »Ich kann dir sogar sagen, dass wir uns mit etwas mehr als halber Lichtgeschwindigkeit fortbewegen. Das ist ein phantastischer Wert. Aber selbst wenn wir so schnell wie das Licht flögen, könnte uns das nichts anhaben. Ich bin sicher, dass wir früher oder später dieses Raumschiff zu handhaben lernen. Wann das sein wird, ist nicht ausschlaggebend – denn uns steht alle Zeit des Universums zur Verfügung. Vielleicht trägt uns dieses Raumschiff Lichtjahre von unserer Heimat fort, bis wir es beherrschen. Na und? Es ist nicht viel, wenn wir einige Jahre opfern und damit einige Jahrhunderte unserer Entwicklung überspringen. Üben wir uns in Geduld, dann können wir in naher Zukunft zu unserem Volk zurückkehren und ihm dieses einmalige technische Wunderwerk zum Geschenk machen. Wollt ihr auf diese Chance verzichten, Asporcos?«
Die Wissenschaftler antworteten auf eindrucksvolle Weise – sie verfielen in einen Begeisterungstaumel. Vergessen war die Angst, überwunden der Schock, entfacht die Begeisterung. Aber sie währte nicht lange. Plötzlich fuhr ihnen der Schreck wieder in die Glieder, das Entsetzen lähmte sie.
Heydrac Koat starrte auf den Bildschirm und konnte nicht fassen, was er dort sah:
Die Sterne verschwanden.
3.
Allgemeine Bestürzung.
Die Raumschiffszentrale glich in den Augenblicken nach dem Verschwinden der Sterne einem Hexenkessel. Die Wissenschaftler, die eben noch Alantor Myn ihr Vertrauen geschenkt hatten, wandten sich nun gegen ihn.
Sie beschuldigten ihn, zu lange damit gezögert zu haben, wirkungsvolle Maßnahmen zu ergreifen. Schon vorher hatten einige Wissenschaftler darauf bestanden, das Steuer des Schiffes in die Hand zu nehmen. Doch sie waren von den Besonnenen überstimmt worden. Niemand wollte das Risiko eingehen, durch unsachgemäßes Hantieren Fehlschaltungen zu verursachen und dadurch das Schiff zu beschädigen oder die an Bord befindlichen Wissenschaftler zu gefährden.
Jetzt sah die Lage allerdings anders aus. Die Wissenschaftler wischten die Bedenken beiseite, vergaßen alle Vorsicht, denn es galt, rasch zu handeln. Wenn es ihnen nicht gelang, den Überlichtantrieb auszuschalten und das Raumschiff zu stoppen, dann würden sie sich irgendwann in einem fremden Weltall wiederfinden, ohne die Aussicht, jemals nach Asporc zurückkehren zu können.
Alantor Myn versuchte noch einmal, seine Kollegen umzustimmen.
»Wer sagt, dass das Schiff sich im Überlichtflug befindet«, rief er. »Das ist eine reine Vermutung, die sich auf nichts stützt. Die Möglichkeit, dass das Bildschirmsystem ausgefallen ist, liegt viel näher.«
Die Wissenschaftler lachten ihn aus.
Einer von ihnen trat vor und sagte: »Wir haben von Anfang an herausgefunden, dass es auf diesem Schiff Geräte gibt, die mit Energieformen arbeiten, die uns unbekannt sind. Alle Spezialisten sind sich darin einig, dass es sich um Energien aus einem übergeordneten Kontinuum handelt. Wozu benötigt man diese Überenergie, wenn nicht, um das Schiff entweder in das andere Kontinuum zu schleudern oder es überhaupt in jene Energieform umzustrukturieren. Durch dieses Ausweichen in ein anderes Kontinuum, das ganz anderen Gesetzen unterliegen muss als unser Universum, könnten Entfernungen in kürzester Zeit übersprungen werden, für die man im konventionellen Raumflug Jahre oder Jahrzehnte benötigt. Das ist nicht graue Theorie, sondern wir erleben das in diesem Augenblick.«
Alantor Myn dachte noch nicht daran, dem Drängen seiner Kollegen einfach nachzugeben.
»Selbst wenn ihr recht habt und wir mit mehrfacher Lichtgeschwindigkeit durch ein übergeordnetes Kontinuum fliegen, ist das noch lange kein Grund den Kopf zu verlieren. Wir müssen jede unserer Handlungen gut überlegen.«
»Und mit jedem Gedanken, den wir an Überlegungen verschwenden, vergrößert sich die Kluft zwischen uns und Asporc!«, rief jemand.
»Wir dürfen nicht länger warten!«
»Wir müssen sofort Maßnahmen ergreifen!«
»Und welche Maßnahmen sollen das sein?«, fragte Alantor Myn.
»Wir haben bei der langwährenden Erforschung des Schiffes nicht nur Misserfolge zu verzeichnen gehabt«, wurde ihm von seinem Gegenspieler geantwortet. »Unsere Erfolgsliste ist recht beachtlich. So kennen wir von vielen Geräten Sinn und Zweck und verstehen uns auf ihre Handhabung. Über andere Geräte, die wir nur teilweise beherrschen, haben wir aufschlussreiche Daten erarbeitet. Aufgrund dieser gesammelten Forschungsunterlagen haben wir Berechnungen angestellt, deren Ergebnisse einen hohen Wahrscheinlichkeitswert besitzen. Daraus geht hervor, welche Bedeutung den einzelnen Bedienungselementen vermutlich zukommt.«