Perry Rhodan 571: Raumschiff der Besessenen - Ernst Vlcek - E-Book

Perry Rhodan 571: Raumschiff der Besessenen E-Book

Ernst Vlcek

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Beschreibung

Die Asporcos sind in Not - und Perry Rhodan startet ins Ungewisse Auf Terra und den übrigen Menschheitswelten schreibt man Anfang März des Jahres 3444. Somit sind seit der Entlassung des Solsystems aus dem Sternenschwarm und dem Ende der "Verdummungsstrahlung" rund neun Monate vergangen. Das Leben der Terraner und der übrigen galaktischen Völker nimmt inzwischen wieder seinen gewohnten Gang - und dennoch verläuft manches nicht mehr in den gewohnten Bahnen. So ist zum Beispiel im Solaren Imperium eine schwere innenpolitische Krise ausgebrochen. Im August sollen Neuwahlen zum Amt des Großadministrators stattfinden - zu einem Amt, für das nach der Meinung vieler Solaren Bürger Perry Rhodan nicht mehr in Betracht kommt. Perry Rhodan - so verbreiten die Gegenkandidaten teilweise wider besseren Wissens - soll während der Schwarmkrise unverantwortlich gehandelt haben. Und Perry Rhodan selbst - er schweigt zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen, obwohl er sich leicht rechtfertigen könnte. Er hat andere Sorgen. Er ahnt, dass der Menschheit große Gefahr droht und startet zur Abwendung dieser Gefahr eine Weltraumexpedition mit der TIMOR, dem RAUMSCHIFF DER BESESSENEN ...

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Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 571

Raumschiff der Besessenen

Die Asporcos sind in Not – und Perry Rhodan startet ins Ungewisse

von ERNST VLCEK

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Der Großadministrator vereidigt das »Neue Mutantenkorps«.

Lord Zwiebus – Perry Rhodans »Instinktwächter«.

Mentro Kosum – Emotionaut der TIMOR.

Heydrac Koat – Sendbote der Besessenheit.

Professor Van Eileind – Ezialist an Bord der TIMOR.

Gucky

1.

Helion Jorgan bezeichnete sich selbst als kaltblütig, aber jetzt wurde ihm ganz schön heiß.

Die beiden USO-Spezialisten, die ihn aus seinem Hotelzimmer geholt und hierher in Rhodans Hauptquartier am Goshunsee gebracht hatten, besaßen keine rechtliche Handhabe gegen ihn. Er war aus freien Stücken mit ihnen gegangen, weil er sich persönliche Vorteile versprochen hatte.

Doch so schön sein Plan in der Theorie auch aussah, die Praxis war etwas anderes. Die USO-Agenten hatten ihm die getarnte Mikrokamera beim Betreten des Hauses abgenommen, und später ertappten sie ihn dabei, wie er gerade die beiden winzigen Abhörgeräte deponieren wollte. Jetzt hatte er sein Pulver verschossen und wartete ziemlich niedergeschlagen auf die Dinge, die da kommen mochten.

»Ich halte das Warten nicht mehr aus«, rief er und erhob sich aus dem Sessel.

»Nur ruhig Blut«, meinte einer der beiden USO-Spezialisten.

»Ihr habt leicht reden«, schnauzte er die beiden an. »Es ist euer Job, geduldig und ausdauernd zu sein. Aber ich habe wichtige Verpflichtungen ...«

»Steht für heute eine Erpressung auf Ihrem Terminkalender?«, erkundigte sich der eine USO-Spezialist.

»Kommen Sie mir nicht so!« Jorgan drohte ihm mit dem Finger. »Wenn mir nicht bald jemand sagt, was ich eigentlich hier soll, dann könnt ihr meine Rückenansicht bewundern. Ich bin ein freier Mensch, ich kann jederzeit von hier verschwinden.«

»Aber sicher«, stimmte der USO-Spezialist zu. »Es würde aber bestimmt von Vorteil für Sie sein, wenn Sie auf das Eintreffen des Großadministrators warteten.«

Jorgan schluckte und sah den USO-Spezialisten verblüfft an.

»Der Großadministrator persönlich will mit mir sprechen?«

»Es scheint so. Wir können uns selbst nicht erklären, was in ihn gefahren ist, dass er sich mit einer Ratte wie Ihnen abgibt.«

»Sie ...!«

Der USO-Spezialist winkte ab.

»Schon gut. Regen Sie sich wieder ab.«

Helion Jorgan ging unruhig in der geschmackvoll eingerichteten Bibliothek auf und ab. Er dachte unwillkürlich an die unzähligen Geheimkonferenzen, die Rhodan mit seinen Beratern in diesen vier Wänden abgehalten haben mochte. Wenn er nur einen Bruchteil der Gespräche erfahren könnte, würde er darunter genügend hochbrisantes Material finden, um daraus Kapital zu schlagen. Marschall Bount Terhera hätte ein Vermögen für Belastungsmaterial gegen Rhodan gezahlt. Jorgan starrte die Möbel wie hypnotisiert an, als könnten sie ihm ihr Wissen anvertrauen. Aber sie waren stumme Zeugen ...

Er nahm seinen Rundgang durch den Raum wieder auf, blickte durchs Fenster in den Park, in dem es von hochgestellten Persönlichkeiten der Regierung nur so wimmelte. Er kicherte still in sich hinein, als er daran dachte, dass Reginald Bull, Galbraith Deighton, und wie Rhodans Freunde alle hießen, bald das Leben von Pensionären führen würden.

Das Glück brauchte Terhera nur bis zum August gut gesinnt zu bleiben, dann konnte die Rhodan-Clique abdanken.

Bull und Deighton verschwanden wieder gemeinsam im Haus. Atlan, der Chef der USO, erschien und gab an die Spezialisten, die über den ganzen Park verteilt waren, Anweisungen. Er hatte ein tragbares Bildsprechgerät bei sich und sprach in kurzen Zeitabständen hinein.

Jorgan fühlte, dass irgend etwas im Gange war.

Die Spezialisten drängten die Techniker und Wissenschaftler zurück und räumten so eine zwanzig Meter durchmessende Fläche direkt vor dem Haus. Gleich darauf erschien ein großer Regierungsschweber, der auf dieser Landefläche niederging.

Jorgan starrte beklommen auf den Ausstieg. Für ihn gab es keinen Zweifel, dass Perry Rhodan an Bord des Schwebers war. Wem sollten die umfangreichen Sicherheitsmaßnahmen sonst gelten! Jorgan fragte sich wieder unbehaglich, was der Großadministrator von ihm wollen konnte. Hatte er Wind von seinen dunklen Geschäften mit Terhera bekommen? Wusste Rhodan, dass er, Jorgan, die SGIL mit Material belieferte, das die Kandidaten der anderen galaktischen Interessengruppen belastete?

Als der Ausstieg des Schwebers aufging, stellte er mit Erstaunen fest, dass eine mittelgroße Frau mit langem, schwarzem Haar und einer phantastischen Figur ausstieg. Hinter ihr folgte Gucky, der parapsychisch begabte Mausbiber.

Dann kam ein großer, kräftiger Afroterraner, den er als Ras Tschubai erkannte. An seiner Seite ging ein zweiter Terraner, der ihn fast um Haupteslänge überragte und eine weiße Haut wie ein Albino besaß. Ihnen auf den Fuß folgten zwei weitere Terraner, von denen einer der Telepath Fellmer Lloyd war. Den Abschluss bildete ein Pferd mit einem blauen Fell und ein Wesen, das so durchscheinend war, als bestünde es aus Glas. Sie alle – bis auf das blaue Pferd – trugen Paradeuniformen der Solaren Flotte.

Noch während die acht hintereinander im Haus verschwanden, landete neben dem ersten ein zweiter Flugkörper. Es war ebenfalls ein Schweber, jedoch besaß er statt eines Ausstiegs eine Ladeluke. Die Luke des Transportschwebers öffnete sich, und heraus fuhr der Trageroboter des Supermutanten Ribald Corello.

Jetzt sind alle Mutanten versammelt!, durchzuckte es Jorgan.

»Warum nur drückt er sich die Nase am Fenster platt?«, hörte Jorgan einen der USO-Spezialisten hinter sich sagen.

Jorgan wirbelte herum und starrte seine Wächter wütend an.

»Ihr habt mich getäuscht«, schrie er sie an. »Rhodan wollte mich gar nicht sprechen. Ich soll den Mutanten ausgeliefert werden!«

Die beiden USO-Spezialisten blickten einander an, dann brachen sie in schallendes Gelächter aus.

»Na, Sie scheinen sich ja ungemein wichtig vorzukommen, wenn Sie meinen, die Mutanten seien nur Ihretwegen gekommen«, sagte der eine USO-Agent belustigt.

Jorgan erkannte sofort, wie lächerlich seine Vermutung war und wandte sich verärgert wieder dem Fenster zu. Er sah gerade noch, wie aus einem auf einer hundert Meter entfernten Piste gelandeten Gleiter Perry Rhodan stieg und in der Menge verschwand.

Es war wirklich völliger Unsinn, anzunehmen, dieser Aufwand könnte ihm, Jorgan, gelten. Die feierliche Kleidung der Mutanten und die Tatsache, dass Rhodan Paradeuniform trug, ließen eher auf eine Zeremonie oder auf einen festlichen Staatsakt schließen. Warum wurde dieser aber nicht in aller Öffentlichkeit vorgenommen, sondern in der Abgeschiedenheit des Goshunsees?

Jorgans Interesse war geweckt. Er überlegte sich, wie er herausfinden konnte, was hier gespielt wurde. Es schien zwar niemand Wert auf absolute Geheimhaltung zu legen, aber andererseits würde man ihm auch seine Fragen nicht beantworten.

Schließlich, nach langen Überlegungen, glaubte er, eine Möglichkeit gefunden zu haben, die Vorgänge zu enträtseln. Wenn es sich um einen offiziellen Anlass handelte, den Rhodan nur in aller Stille abwickeln wollte, dann musste zumindest eine Bildaufzeichnung für das Archiv der Solar Hall gemacht werden.

Jorgan hatte sich gleich bei seiner Ankunft umgesehen und entdeckt, wo das Studio mit den Monitoren und den Bildspeichergeräten war. Von der Bibliothek aus gesehen lag das Studio links am Ende dieses Korridors, gleich neben der provisorischen Funkzentrale. Wenn er rasch handelte, konnte er sein Ziel erreichen, bevor ihn seine Wächter einholten.

Er nahm wieder seinen scheinbar ziellosen Gang durch die Bibliothek auf. Als er die Tür erreichte, riss er sie auf und rannte in den Korridor hinaus. Hinter sich hörte er das Fluchen der beiden USO-Spezialisten. Er erreichte das Studio, noch bevor sie auf dem Korridor erschienen, und trat ohne Hast ein. Die Techniker an den Monitoren der Videorecorder beachteten ihn überhaupt nicht.

Aus der Galerie der Monitore stach ihm sofort ein Bildschirm ins Auge. Darauf waren die Mutanten zu sehen. Sie hatten in Rhodans Privatraum Aufstellung genommen und hoben gerade die Rechte. Takvorian hatte dazu seine Pferdekopfmaske abnehmen müssen und sie sich unter den Arm geklemmt. Das Bild wechselte, als eine zweite Kamera eingeschaltet wurde, und Rhodan war halbnah zu sehen. Er hielt eine Bibel in der Hand und sagte: »Sprecht mir nach, Mutanten des Neuen Mutantenkorps: Wir schwören ...«

Weiter konnte Jorgan die Vorgänge auf dem Bildschirm nicht mehr verfolgen. Die beiden USO-Spezialisten kamen ins Studio und zerrten ihn hinaus. Jorgan ließ es mit sich geschehen.

Er hatte genug gesehen, um zu wissen, dass Perry Rhodan soeben dabei war, die Mutanten zu vereidigen.

*

Perry Rhodan führte die Unterhaltung sachlich und unpersönlich. Es hatte den Anschein, als ob er in seinem Gegenüber keinen Menschen, sondern einen Roboter sah. Und das ärgerte Helion Jorgan. Er hatte mit einer harten Auseinandersetzung gerechnet, bei der er alle seine Fähigkeiten einsetzen musste. Doch dazu ließ es Rhodan erst gar nicht kommen. Wie gesagt, einem Roboter gegenüber hätte er sich nicht leidenschaftsloser verhalten können.

»Mir sind einige Dinge bekannt geworden«, begann Rhodan, ohne Jorgan anzusehen, »die all jenen, die an einer fairen Abwicklung des Wahlkampfes interessiert sind, nicht gefallen können. Ich habe Beweise genug, dass Sie dafür verantwortlich sind, Mr. Jorgan.«

»Dürfte ich erfahren, welche Vorwürfe Sie gegen mich und meine Partei vorzubringen haben, Sir?«, wollte Jorgan wissen.

Rhodan ging darauf überhaupt nicht ein, sondern fuhr fort: »Mir ist es schleierhaft, wie es Ihnen gelungen ist, namhafte an der Wahl beteiligte Persönlichkeiten mit Ihren destruktiven Ideen zu vergiften und eine Zusammenarbeit mit ihnen zu erwirken. Ich will das auch nicht untersuchen, sondern habe lediglich Maßnahmen ergriffen, um Sie an der Weiterführung Ihrer verbrecherischen Tätigkeit zu hindern. Heute wurde im Parlament mit absoluter Mehrheit die Auflösung der Nationalterranischen Bruderschaft und einiger weiterer so genannter galaktopolitischer Interessengruppen beschlossen, die in Wirklichkeit nur Tarnorganisationen waren und zur persönlichen Bereicherung von Leuten wie Ihnen dienten. Ich habe Sie hergerufen, um eine Warnung an Sie zu richten. Versuchen Sie nicht noch einmal, den Wahlausgang mit erpresserischen Mitteln zu beeinflussen. Das nächste Mal kommen Sie nicht so glimpflich davon, sondern müssen mit einer Strafanzeige beim Galaktischen Gerichtshof rechnen.«

»Ich ersuche Sie nochmals ganz dringlich, mir zu sagen, was Sie mir vorwerfen«, verlangte Jorgan mit vor Erregung zitternder Stimme. »Leben wir in einer Diktatur, dass Sie Ihre politischen Gegner einfach ausschalten, indem Sie ihre Parteien verbieten, Herr Großadministrator?«

»Wir leben in einem Rechtsstaat«, erklärte Rhodan ohne besondere Betonung und sah Jorgan zum ersten Mal in die Augen. »Und mit der NTB wurde keine politische Vereinigung, sondern eine Verbrecherorganisation verboten. Sie haben in zumindest zwei Fällen Wahlkandidaten mit unrichtigen Angaben zu diskriminieren und zu erpressen versucht. Es handelte sich dabei um den Administrator von Terra, Merytot Bowarote, und um Munisho Aerce, die Regierender Obmann von Plophos ist. Sie werden doch nicht zu leugnen versuchen, dass Sie gegen diese beiden Kandidaten falsche Gerüchte verbreitet haben.«

»Ich protestiere gegen die Unterstellung, falsche Gerüchte in Umlauf gebracht zu haben«, erwiderte Jorgan heftig. »Ich brachte lediglich dunkle Punkte in der Vergangenheit von Bowarote und Aerce ans Tageslicht, um sie vor der Menschheit zu demaskieren. Das entspricht den üblichen Gepflogenheiten. Bowarote spielt sich als Freund der Fremdwesen auf, dabei hat er als terranischer Diplomat in der Eastside etliche Blues getötet. Aerce gibt sich als Wohltäterin der Allgemeinheit, verspricht Gleichheit für alle und gerechte Güterverteilung, aber hinter ihrer Maske verbirgt sich das Gesicht des Bourgeois. Sie macht auf ›Mütterchen und Hausfrau‹ und schleicht sich heimlich zu ihrem Geliebten ins Rehabilitationszentrum!«

»Sie wagen es, mir diese Lügen als Wahrheiten aufzutischen«, sagte Rhodan leise. Er holte Atem, dann fuhr er fort: »Ich glaube zwar nicht, dass Sie meinen Rat befolgen werden, aber dennoch möchte ich den Versuch unternehmen. Wagen Sie nicht, noch einmal in diese Kerbe zu schlagen. Versuchen Sie nicht mehr, Marschall Terhera weiteres verfälschtes Material über seine Gegenkandidaten zu verkaufen. Diesmal kommen Sie noch mit einem blauen Auge davon. Aber bei der geringsten verbrecherischen Aktivität wandern Sie ins Gefängnis.«

Die Drohung war unmissverständlich, dennoch nahm Jorgan sie nicht ernst, sondern wertete sie als Schwäche. Rhodan würde ihn schon nicht aus dem Verkehr ziehen, denn dann müsste er einen politischen Skandal größten Ausmaßes befürchten. Und er hatte selbst zugegeben, dass er das nicht wollte.

2.

»Sie hätten nicht in die Amalthea Avenue kommen sollen«, sagte Oberst Carlyon gereizt, während er hinter seinem Besucher die Bürotür verschloss und den Störsender einschaltete, um eventuell vorhandene Abhörgeräte unwirksam zu machen.

»Wo besser als in der Parteizentrale könnte man die Probleme der SGIL diskutieren«, meinte Helion Jorgan lächelnd und nahm unaufgefordert Platz. »Übrigens, Sie brauchen nicht mehr zu befürchten, dass Ihre Verbindung zu meiner Partei aufgedeckt werden könnte. Rhodan hat die NTB durch das Parlament auflösen lassen.«

Oberst Carlyon, der gerade hinter seinem Schreibtisch Platz nehmen wollte, erstarrte mitten in der Bewegung.

»Was sagen Sie da?«

»Sie haben schon richtig gehört«, bestätigte Jorgan. »Rhodan kam dahinter, dass ich das Belastungsmaterial gegen die Aerce und Administrator Bowarote beschaffte. Jetzt suche ich nach einem neuen Betätigungsfeld. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir einen Funktionärsposten in der SGIL anböten.«

»Das schlagen Sie sich aus dem Kopf!«, erklärte Oberst Carlyon.

»Sagen Sie nicht, das sei Ihr letztes Wort, Oberst.« Jorgan beugte sich über den Tisch. »Ich könnte zum Beispiel die Leitung einer eigenen Abteilung übernehmen, die sich nur damit beschäftigt, Belastungsmaterial über Rhodan zu sammeln. Ich habe ihn nämlich während einer Unterredung hassen gelernt.«

Oberst Carlyon verzog spöttisch den Mund.

»Dieser Aufgabe wären Sie nicht gewachsen. Sie sind nur in der Lage, im Schmutz zu wühlen und welchen zu beschaffen, wo keiner ist. Aber das lässt sich auf den Großadministrator nicht anwenden. Es könnte uns das Genick brechen.«

Jorgan, der gewohnt war, dass seine »Geschäftspartner« so mit ihm sprachen, ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

»Sagen Sie das nicht, Oberst. Vielleicht könnte ich als Einstand in meine neue Tätigkeit eine Information liefern, die sich für die Wahlpropaganda ausschlachten ließe. Was würde die Menschheit dazu sagen, wenn sie erfährt, dass Rhodan hinter ihrem Rücken eigenmächtige Entscheidungen trifft?«

Oberst Carlyon winkte ab.

»Damit haben wir schon einmal Schiffbruch erlitten. Marschall Terhera verbrannte sich die Finger, als er darauf hinwies, dass Rhodan während der Schwarmkrise eigenmächtig handelte. Rhodan konnte das, indem er auf die besonderen Umstände hinwies schließlich konnte er nicht bei Verdummten Ratschläge einholen – und sich auf das Notstandsgesetz berief. Er war im Recht, darüber erübrigt sich jede weitere Diskussion.«

»Ich spreche nicht von der Schwarmkrise, sondern von der Gegenwart«, berichtigte Jorgan.

Oberst Carlyon hob fragend eine Augenbraue.

»Sie wollen es doch nicht gegen den Großadministrator verwenden, dass er die NTB eliminierte. Ich fürchte, da gehen Ihre persönlichen Rachegelüste mit Ihnen durch. Im Vertrauen gesagt, mich wundert es, dass die NTB überhaupt so lange geduldet wurde.«

Jorgan seufzte.

»Sie sollten mich zu Ende sprechen lassen, Oberst. Ich habe etwas herausgefunden, was Rhodan schwer schaden könnte. Denken Sie daran, dass in zwei Tagen, am 8. März, eine Vollversammlung in Solar Hall stattfindet, bei der Rhodan zu allen gegen ihn vorgebrachten Anschuldigungen Stellung nehmen möchte. Niemand zweifelt daran, dass ihm das zu einem guten Teil gelingen wird. Deshalb wäre es gut, etwas gegen ihn zu haben, von dem er nichts ahnt.«

»Reden Sie schon!«

Jorgan lehnte sich noch weiter vor, ehe er sagte: »Uns allen ist klar, dass es Rhodans Nachfolger schwer haben wird, die Regierungsgeschäfte zu erledigen, wenn er nicht in der Lage ist, einen großen Mitarbeiterstab mit ins Amt zu bringen. Denn die amtierenden führenden Persönlichkeiten des Solaren Imperiums stehen alle Rhodan nahe und werden höchstwahrscheinlich mit ihm ausscheiden.«

»Das muss nicht in allen Fällen zutreffen«, widersprach Oberst Carlyon. »Aber andererseits wird es Reginald Bull zum Beispiel niemand verübeln, wenn er zusammen mit seinem Freund Rhodan aus der Regierung ausscheidet. Damit rechnet die SGIL, und wir haben genügend fähige Männer, um jeden Regierungssessel zu besetzen. Worauf wollen Sie eigentlich hinaus?«

»Es gibt aber neun Positionen, für die Sie keine Männer haben.«

»Und zwar?«

»Die neun Mutanten des Solaren Imperiums können Sie durch niemanden ersetzen!«

»Das wird auch nicht nötig sein. Die Mutanten sind nicht Rhodans persönliche Truppe, sondern stehen im Dienst des Solaren Imperiums.«

»Das glauben Sie, und das glaubt die Allgemeinheit«, sagte Jorgan gedehnt. »Aber ich war heute Zeuge, wie Rhodan die Mutanten vereidigt hat. Ich habe gehört, wie sie ihm den Treueeid leisteten! Die Zeremonie geschah in aller Stille ...«

»... aber ohne dass dabei die Verfassung des Solaren Imperiums verletzt worden wäre!«, vollendete Oberst Carlyon den Satz. Er blickte Jorgan durchdringend an. »Ein Glück, dass ich die Meldung rechtzeitig erhielt, sonst wäre es mir vielleicht wieder so ergangen wie mit dem Material über Bowarote. Es erstaunt Sie wohl, dass ich von der Vereidigung der Mutanten weiß? Jorgan, ich bin sogar darüber informiert, dass sie nicht auf Rhodans Person, sondern auf das Solare Imperium vereidigt wurden. So, und jetzt möchte ich mit Ihnen nichts mehr zu schaffen haben. Verschwinden Sie von hier!«