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Ein Volk wird betrogen - und Perry Rhodans Doppelgänger spinnt ein tödliches Netz Nach dem spektakulären 1. August des Jahres 3444, an dem Perry Rhodan in letzter Sekunde nach Terra zurückkehrte und mit beeindruckender Mehrheit erneut in seinem Amt als Großadministrator bestätigt wurde, sind mehr als zwölf Jahre vergangen, die der Menschheit und den meisten anderen Völkern der Galaxis Frieden und Fortschritt brachten. Jetzt, Anfang Oktober des Jahres 3456, hat Perry Rhodan im Zuge eines dem raumfahrttechnischen Fortschritt dienenden Experiments die "unsichtbare Grenze" überschritten. Mit der MARCO POLO und 8500 seiner Gefährten gelangte der Großadministrator überraschend in ein Paralleluniversum und auf eine parallele Erde, die wie das Privatgefängnis eines brutalen und machtgierigen Diktators wirkt. Zwar konnte die MARCO POLO der Albtraumwelt Terra II, die von Rhodans negativem Ebenbild beherrscht wird, entfliehen, und auch der echte Ras Tschubai konnte dank Guckys Einsatz gerettet werden - doch müssen die unfreiwilligen Eindringlinge im negativen Parallelkontinuum schärfstens auf der Hut sein, denn ihre Verfolger sind überall. Nach der Episode auf dem "Planeten der Ritterspiele" müssen die Männer der MARCO POLO erneut kämpfen und fliehen. Rhodan II, der Beherrscher des Parallelkontinuums, gönnt ihnen keine Atempause. Die Lage des echten Rhodan wird immer verzweifelter - er erlebt nun den TRIUMPH DER GEWALT ...
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 604
Triumph der Gewalt
Ein Volk wird betrogen – und Perry Rhodans Doppelgänger spinnt ein tödliches Netz
von ERNST VLCEK
Nach dem spektakulären 1. August des Jahres 3444, an dem Perry Rhodan in letzter Sekunde nach Terra zurückkehrte und mit beeindruckender Mehrheit erneut in seinem Amt als Großadministrator bestätigt wurde, sind mehr als zwölf Jahre vergangen, die der Menschheit und den meisten anderen Völkern der Galaxis Frieden und Fortschritt brachten.
Jetzt, Anfang Oktober des Jahres 3456, hat Perry Rhodan im Zuge eines dem raumfahrttechnischen Fortschritt dienenden Experiments die »unsichtbare Grenze« überschritten. Mit der MARCO POLO und 8500 seiner Gefährten gelangte der Großadministrator überraschend in ein Paralleluniversum und auf eine parallele Erde, die wie das Privatgefängnis eines brutalen und machtgierigen Diktators wirkt.
Zwar konnte die MARCO POLO der Albtraumwelt Terra II, die von Rhodans negativem Ebenbild beherrscht wird, entfliehen, und auch der echte Ras Tschubai konnte dank Guckys Einsatz gerettet werden – doch müssen die unfreiwilligen Eindringlinge im negativen Parallelkontinuum schärfstens auf der Hut sein, denn ihre Verfolger sind überall.
Nach der Episode auf dem »Planeten der Ritterspiele« müssen die Männer der MARCO POLO erneut kämpfen und fliehen. Rhodan II, der Beherrscher des Parallelkontinuums, gönnt ihnen keine Atempause.
Die Hauptpersonen des Romans
Perry Rhodan und Atlan – Die beiden Freunde suchen Hilfe auf einer Arkoniden-Welt.
Rhodan II und Atlan II – Rhodans und Atlans negative Doubles stellen der MARCO POLO eine Falle.
Gucky II – Der Mausbiber treibt tödliche Späße.
Lord Zwiebus II – Ein mörderischer Leibwächter.
Ankur – Admiral der Flotte von Tchirmayn.
Chairat
Prolog
Durch die Unendlichkeit der Schöpfung, über Zeiten und Räume hinweg, drangen wesenlose Stimmen – seelenlos und doch voll geballter Emotionen, unhörbar für alle Sterblichen, waren sie dennoch allgegenwärtig; es waren eindringliche, göttergleiche Stimmen, vernehmbar nur für die Sprecher selbst.
1. Stimme: Sie konnten eine kurze Atempause erwirken, aber Sie sind in die Enge getrieben. Was wollen Sie jetzt noch tun?
2. Stimme: Abwarten. Sie sind am Zug.
1. Stimme: Ich habe alle Möglichkeiten offen. Noch befindet sich der katalytische Zyklus in den ersten Phasen, und es führen viele Wege ans Ziel. Es ist zu überlegen, ob die drückende Überlegenheit für einen schnellen Vernichtungsschlag genützt werden soll, oder ob es nicht besser wäre, die Situation in vollen Zügen auszukosten und einen Langzeitplan zu realisieren, der, der Kausalität gehorchend, ans Ziel führt!
2. Stimme: Ich kann Ihnen nur raten, dass Sie im Rahmen der Vereinbarung agieren.
1. Stimme: Ist das ein gutgemeinter Rat, oder eine Warnung? Ich neige eher dazu, an die zweite Alternative zu glauben. Habe ich Sie also aus der Reserve gelockt! Ich muss zugeben, dass mich Ihre bisherige Zurückhaltung gereizt hat. Mein Entschluss steht nunmehr fest: Ich werde kurzen Prozess machen.
2. Stimme: Das war zu erwarten. Ich muss Sie gewähren lassen, möchte Sie aber wiederholt darum ersuchen, innerhalb der Grenzen und Gesetze zu bleiben.
1. Stimme: Es ist das Vorrecht des Stärkeren, die Gesetze festzulegen. Und es entlarvt den Schwächling, wenn er sich an die Phrasen von Recht und Ordnung klammert.
2. Stimme: Auch wenn Gewalt gesät wird und der Tod reiche Ernte hält, so glaube ich an den Sieg der guten Sache.
1.
»Wir müssen uns damit abfinden, dass vorerst eine Rückkehr in unsere Realität unmöglich ist«, sagte Professor Dr. Geoffry Abel Waringer zu den Versammelten.
Ein erregtes Stimmengemurmel erhob sich, überall entbrannten heftige Diskussionen, erregte Zwischenrufe wurden laut, die jedoch in dem allgemeinen Durcheinander untergingen. Erst als Perry Rhodan die Konferenzteilnehmer zur Ruhe ermahnte, beruhigten sich die erhitzten Gemüter wieder nach und nach.
Der Hyperphysiker konnte fortfahren: »Der Grund dafür, dass wir in dieser sekundären Parallelwelt festsitzen, ist ein unkontrollierbarer, unvorhergesehener Prozess. Bekanntlich kam es bei der Erprobung der Nug-Schwarzschild-Reaktoren auf dem Testschiff HYODPON zur Katastrophe, weil sich die Strukturöffnungen des Koma-Verdichtungsformfeldes von der MARCO POLO aus nicht mehr funktechnisch schließen ließen. So kam es zu einer explosionsartigen Zerstrahlung der achttausend Tonnen schweren Nugas-Masse. Zusätzlich zu dieser Energieentfaltung von 2 mal 10 hoch 14 Megawattstunden gelangten noch die vorhandenen Deuteriumvorräte und das gesamte Waffenpotential zur Explosion. Die dabei frei werdenden Hyperkräfte schleuderten uns in die sekundäre Parallelwelt. Wir befinden uns in einer fremden, entarteten Dimension, die wir weder mittels der Lineartriebwerke noch mittels Dimesextraantrieb verlassen können. Wir haben nicht die technischen Möglichkeiten, um durch einen gesteuerten Vorgang die Barriere durchbrechen zu können, die uns von unserem Universum trennt.«
Nachdem Waringer die aussichtslose Situation schonungslos klargelegt hatte, meldete sich Galzhasta Rouk, der Ezialist der MARCO POLO, zu Wort.
»Ohne Ihre Fähigkeiten in Frage stellen zu wollen, muss ich Ihnen dennoch widersprechen, Professor Waringer. Entgegen Ihrer Meinung sehe ich eine winzige Chance, aus der sekundären Parallelwelt auszubrechen.« Er machte eine Pause, um seine Worte auf die Versammelten einwirken zu lassen. Dann fuhr er fort: »Sie und Ihr Team haben herausgefunden, dass die gewaltige Energieentfaltung bei der Explosion der HYODPON für unsere Situation verantwortlich ist. Sie haben auch angegeben, dass Sie die Ursache für diese Katastrophe kennen. Demnach lag es daran, dass sich die Strukturöffnungen des Koma-Verdichtungsformfeldes der von Ihnen entwickelten Nug-Schwarzschild-Reaktoren nicht mehr schlossen, so dass die achttausend Tonnen komprimierter Protonen innerhalb einer Millisekunde das Formfeld verließen und in die Nug-Reaktoren hineinschlugen. Habe ich Sie richtig interpretiert, Professor?«
Waringer nickte.
»Das ist exakt ausgedrückt.«
»Danke«, sagte der Ezialist. »Von diesen Tatsachen ausgehend, habe ich mir einige Fragen gestellt, deren Beantwortung unser weiteres Schicksal bestimmen könnte. Ist es uns möglich, diesen Vorgang zu wiederholen? Wenn wir eine zweite, ähnliche Explosion hervorrufen, wäre es nicht möglich, dass dann der umgekehrte Effekt eintritt? Wenn wir also neuerlich achttausend Tonnen Nugas in einer Millisekunde zur Explosion bringen, besteht dann die Möglichkeit, dass wir in unser eigenes Universum zurückgeschleudert werden?«
»Diese Möglichkeit besteht«, musste Waringer zugeben. »Wir haben uns natürlich selbst schon damit beschäftigt und eine große Wahrscheinlichkeit dafür errechnet, dass eine Wiederholung des Vorganges uns aus dieser Parallelwelt hinausschleudern würde.«
»Dann verstehe ich nicht, warum Sie behaupten, dass wir keine Möglichkeit besitzen, in unsere Realität zurückzukehren«, erwiderte Galzhasta Rouk.
»Es gibt eine Reihe guter Gründe für meine Behauptung«, sagte Waringer ruhig, obwohl er die Absicht des Ezialisten, ihn ad absurdum zu führen, erkannte. »Der nächstliegende ist wohl der, dass wir die Nug-Schwarzschild-Reaktoren der MARCO POLO für diesen Versuch opfern müssten. Aber das hieße in weiterer Konsequenz, dass wir auch die MARCO POLO selbst aufgeben müssen. Und das ist doch ein hoher Preis für ein zweifelhaftes Experiment.«
Die meisten der Versammelten pflichteten Professor Waringer bei, doch Galzhasta Rouk ließ sich nicht beirren.
»Haben Sie nicht einen Denkfehler begangen, Professor?«, sagte er spöttisch. »Es gibt nämlich noch einen zweiten Satz von Nug-Schwarzschild-Reaktoren. Und zwar auf der MARCO POLO II!«
Wieder erhob sich ein Stimmengewirr.
Der Ezialist fuhr fort: »Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Verantwortlichen unseres Schiffes die MARCO POLO II vergessen haben. Wahrscheinlicher ist, dass sie allen Konflikten in dieser Beziehung aus dem Wege gehen wollen. Das ist verständlich, denn ich muss zugeben, dass es sich um ein gefährliches Unternehmen handelt, das ich zur Diskussion stelle. Wir müssten uns nämlich der MARCO POLO II zum Kampf stellen und sie unter so starken Beschuss nehmen, dass die Nug-Schwarzschild-Reaktoren zur Verstärkung der Schutzschirme herangezogen werden müssen. Nun dürfen wir aber nicht so naiv sein und annehmen, dass nach der von uns errechneten Toleranzzeit, der so genannten Überlastungsperiode, derselbe Effekt wie auf der HYODPON ganz von selbst eintritt. Im Gegenteil, wir müssen sogar damit rechnen, dass Perry Rhodan II, also der Antipode unseres Großadministrators, über die defekten Strukturöffnungen des Koma-Verdichtungsformfeldes Bescheid weiß und die Fehlerquelle beseitigen ließ. Deshalb sollten wir Mutanten an Bord der MARCO POLO II schicken, die die Nug-Reaktoren sabotieren. Wenn diese dann anlaufen, muss es früher oder später zur Explosion kommen, die uns aus dieser sekundären Parallelwelt hinaus und in unser Universum zurückschleudern soll. Wissenschaftliche Bedenken gibt es, glaube ich, nicht, höchstens moralische.«
Galzhasta Rouk blickte zu Perry Rhodan, der zwischen Professor Waringer und Lordadmiral Atlan saß. An ihn gewandt, fuhr Rouk fort: »Es wäre menschlich verständlich, wenn Sie Skrupel haben, Ihren Antipoden einfach auszulöschen, Sir. Denn in gewisser Weise würden Sie sich ja selbst töten – auch wenn es sich um ein Ich mit einem völlig konträren Charakter handelt.«
Rhodan lächelte fein.
»So sehr, wie Sie zu glauben scheinen, fühle ich mich mit meinem Antipoden gar nicht verbunden. Außerdem sollten Sie daran denken, dass es an Bord der MARCO POLO II auch einen Galzhasta Rouk gibt. Das gleiche gilt praktisch für jedes der 8500 Mannschaftsmitglieder.«
»Bestimmt wird niemand seinem negativen Doppelgänger nachtrauern«, sagte Galzhasta Rouk. »Was sollte uns dann noch daran hindern, dieses Unternehmen zu starten? Höchstens noch die Angst vor dem Risiko.«
»Es gibt auch noch wissenschaftliche Bedenken«, erklärte Professor Waringer. »Es ist gar nicht so sicher, dass wir durch eine Nugas-Explosion zurück in unsere eigene Realität kämen. Vielleicht gibt es neben dieser Parallelwelt noch eine weitere – oder deren Millionen! Wir wissen es nicht, aber wir dürfen ihre Existenz nicht ausschließen. Und jede dieser unzähligen Parallelwelten würde sich dann von unserer eigenen Realität unterscheiden. Die Chance aber, dass wir in unser Universum abgestoßen werden, wäre eins zu unendlich. Darauf dürfen wir uns nicht einlassen. Wenn wir einen Versuch dieser Art starten, müssen wir Gewissheit für das Gelingen haben. Alles andere ist indiskutabel. Es ist besser, wenn wir abwarten. Vielleicht bietet sich uns bald eine hundertprozentige Möglichkeit an. Im Augenblick haben wir sie jedoch nicht. Deshalb sind wir vorerst in dieser Parallelwelt gefangen.«
Waringers Argumente wurden von allen Anwesenden voll akzeptiert; Galzhasta Rouk musste kapitulieren.
Rhodan sagte in das entstandene Schweigen hinein: »Da die Wissenschaftler keine Möglichkeit zur Rückkehr gefunden haben, müssen wir uns mit einem längeren Aufenthalt in der sekundären Parallelwelt abfinden. Es geht vor allem darum, das Beste aus unserer Lage zu machen. Wir müssen unsere Position festigen. Das können wir, indem wir nach Verbündeten suchen, indem wir Kontakte zu Kreisen schaffen, die mit dem Regime meines Antipoden nicht einverstanden sind und die darunter zu leiden haben.«
*
Perry Rhodan hatte die beiden Oxtorner mit den außergewöhnlichen Fähigkeiten auf WABE 1000 als Wächter der PARA-BANK vorgefunden und sie an Bord der MARCO POLO genommen, nachdem die Situation geklärt worden war und es sich herausstellte, dass Ortokur und Tulocky eigentlich verschworene Gegner des solaren Gewaltregimes der Parallelwelt waren.
Rhodan hatte schon bei früheren Gelegenheiten erkannt, dass nicht alle Bewohner der sekundären Parallelwelt negative Spiegelbilder ihrer Doppelgänger im Einstein-Universum waren. Es kristallisierte sich immer mehr heraus, dass nur die Bewohner des Solsystems eine Umkehrung, oder Umpolung ihrer Psyche erfahren hatten. Aber dort war die Umkehrung dafür perfekt.
Perry Rhodan II war ein Tyrann. Dagegen waren die Insassen der »Rehabilitierungszentren« genannten Gefängnisse keine Verbrecher, sondern aufrechte und standhafte Männer und Frauen mit Zivilcourage, die es gewagt hatten, gegen das Regime aufzubegehren.
Auf den Welten außerhalb des Solsystems war diese Umpolung der menschlichen Psyche nicht beobachtet worden. Im Gegenteil, hier hatten sich überall Widerstandsbewegungen organisiert, die einen zähen, aber aussichtslosen Kampf gegen die Gewaltherrschaft von Perry Rhodan II fochten.
Und gerade dieser Punkt, nämlich dass Billionen Unterdrückter sich vergebens gegen eine Handvoll von Tyrannen auflehnten, stimmte Perry Rhodan und die Soziologen der MARCO POLO nachdenklich. Er hatte in langen Gesprächen mit den beiden Oxtornern herauszufinden versucht, wie es dem negativen Zerrbild seiner selbst gelingen konnte, seine Macht über eine andersdenkende Menschheit seit nahezu fünfzehnhundert Jahren zu behaupten.
Powlor Ortokur und Neryman Tulocky hatten viele Erklärungen abgegeben. Da war die Unsterblichkeit von Rhodan II – er konnte alle seine Gegner überdauern und seine Position in eineinhalb Jahrtausenden festigen. Da waren die Antipoden Atlans, Reginald Bulls, Galbraith Deightons und all der anderen Vertrauten und Zellaktivatorträger – sie standen dem Tyrannen an Grausamkeit um nichts nach, intrigierten zwar gegeneinander, bildeten aber eine gemeinsame Front gegen die übrige Menschheit. Und nicht zuletzt gab es noch die Mutanten des Neuen Mutantenkorps – sie waren eine Geißel für die Menschheit und die stärkste Waffe von Rhodan II.
Diese Erklärungen befriedigten Perry Rhodan jedoch nicht ganz, denn sie waren keine ausreichende Begründung für die jahrhundertelange uneingeschränkte Machtentfaltung seines Antipoden. Es war erwiesen, dass die acht Second-Genesis-Mutanten der PARA-Bank nicht auf der Seite des Tyrannen standen. Rhodan wusste von Kitai Ishibashi und Ralf Marten, die sich in den Körpern von Palpyronern befanden und Rüstungen aus PEW-Metall tragen mussten, um nicht in den Hyperraum abgestoßen zu werden – von ihnen wusste Rhodan, dass die Second-Genesis-Mutanten unter Zwang gehandelt hatten. Jedenfalls hatten sie sich nach ihrer Befreiung spontan bereiterklärt, gegen das Regime der Sekundärwelt zu kämpfen.
Wie man es auch betrachtete, es war ein Phänomen, dass Perry Rhodan II in seiner Position nie gefährdet war, obwohl seit eineinhalbtausend Jahren fast die gesamte Menschheit gegen ihn stand.
Perry Rhodan konnte es sich im Augenblick jedoch nicht leisten, dieses Phänomen genauer zu untersuchen. Er musste in erster Linie danach trachten, dass sie in dieser feindlichen, negativen Parallelwelt überlebten. Für ihn war im Augenblick nur die Tatsache von Wichtigkeit, dass es überall auf den Planeten des Solaren Imperiums Menschen gab, die mit dem Regime nicht einverstanden waren – sie alle waren potentielle Verbündete.
Und doch war es nicht einfach, Kontakt zu ihnen aufzunehmen und ihre Unterstützung zu gewinnen. Denn sie lebten in ständiger Angst vor Repressalien. Eine einzige regimefeindliche Handlung konnte zur Zerstörung des gesamten Planeten führen.
Das Problem war also nicht, Menschen mit der erforderlichen Gesinnung zu finden, sondern ein Volk, das seine Angst überwinden konnte.
Und das drückte Perry Rhodan aus, als er zu den Versammelten sagte: »Wir müssen ein Volk finden, das bereit ist, für seine Freiheit zu kämpfen. Nur von einer solchen Menschengruppe können wir echte Unterstützung erwarten. Wir haben selbstverständlich versucht, durch den Bordcomputer geeignete Verbündete eruieren zu lassen. Aber das Ergebnis war nicht befriedigend, obwohl uns die beiden Oxtorner Tulocky und Ortokur wichtige Angaben lieferten, die die Verhältnisse in der Parallelwelt betrafen. Wir haben eine ellenlange Liste mit Namen von Planeten, auf denen wir Hilfe finden könnten, aber hinter jedem dieser Namen steht ein großes Fragezeichen.«
»Ich kann dir den Namen eines Planeten nennen, hinter dem kein so großes Fragezeichen steht«, sagte Atlan. »Tchirmayn.«
»Tchirmayn?«, wiederholte Rhodan stirnrunzelnd. »Der Name hat keine Bedeutung für mich. Sollte ich ihn denn kennen?«
Atlan nickte.
»Tchirmayn ist der dritte Planet der Sonne Ortrog-Samut.«
Rhodan schnippte mit dem Finger.
»Jetzt hat es gefunkt«, sagte er. »Ortrog-Samut ist eine Normalsonne vom G-Typ und liegt im Kugelhaufen M 13, nur einundvierzig Lichtjahre vom Arkon-System entfernt. Soweit ich mich erinnere, hast du vor einiger Zeit auf Tchirmayn ein Gen-Programm aufgenommen.«
»Es ist so an die hundertundfünfzig Jahre her, dass ich damit begann«, meinte Atlan lächelnd. »Damals nahm ich mir vor, die Degenerierungserscheinungen der Arkoniden auszumerzen. Ich wollte dem Volk, aus dem ich selbst hervorgegangen bin, wieder zu einer neuen Blüte verhelfen. Deshalb förderte ich auf Tchirmayn ein biologisches Gen-Programm, das zum Ziel hatte, ein Volk von Neu-Arkoniden zu erschaffen, das alle jene verloren gegangenen Fähigkeiten der Arkoniden meiner Zeit in sich vereinigte. Inzwischen ist das Experiment ein voller Erfolg geworden.«
»Und du glaubst, dass wir auf Tchirmayn Verbündete finden?«, fragte Rhodan zweifelnd.
»Meine diesbezügliche Hoffnung ist nicht unberechtigt«, erwiderte Atlan. »Wenn es mir gelingt, unbemerkt nach Tchirmayn zu kommen und mit meinen zahllosen Freunden in den höchsten Positionen heimlich Kontakt aufzunehmen, so bin ich sicher, dass ich sie von den tatsächlichen Gegebenheiten überzeugen kann. Wir finden bei den Tchirmaynern bestimmt freundliche Aufnahme, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mit meinem Antipoden verbündet sind.«
»Vorausgesetzt es besteht auch in diesem Fall eine Parallelität zu unserem Universum, finde ich deine Überlegungen recht vernünftig«, meinte Rhodan.
»Wir müssen davon ausgehen, dass es auch in der sekundären Parallelwelt den Planeten Tchirmayn gibt«, erwiderte Atlan. »Weiter folgere ich, dass mein Antipode dort gen-modifizierte Neu-Arkoniden erschaffen hat. Er wird es wohl nicht getan haben, um seinem Volk zu helfen, sondern aus rein eigennützigen Motiven. Er wird den Neu-Arkoniden als machthungriger Imperator und gnadenloser Befehlshaber gegenübergetreten sein. Und ganz sicher kam es auf Tchirmayn zu Gewalttaten und Grausamkeiten. Das wiederum muss die Tchirmayner gegen das Regime im allgemeinen und gegen meinen Antipoden im besonderen aufgebracht haben. Davon würden wir profitieren.«
Perry Rhodan wiegte den Kopf.
»Deine Aussage lässt uns Tchirmayn als eine Welt erscheinen, wo wir noch am ehesten mit starken Verbündeten rechnen können«, sagte er, gab jedoch sofort zu bedenken: »Aber wenn du den Neu-Arkoniden gegenübertrittst, so werden sie in dir vorerst den gewalttätigen Imperator sehen. Glaubst du, dass es möglich sein wird, sie von unseren guten Absichten zu überzeugen?«