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Die Galaxis liegt im Sterben - vier Männer suchen Rettung in der Vergangenheit Kurz nach der Rückkehr der MARCO POLO aus der negativen Parallelgalaxis ist in der heimatlichen Milchstraße die "Psychosomatische Abstraktdeformation" ausgebrochen. Ende Mai des Jahres 3457 terranischer Zeitrechnung sind nicht nur alle Menschen oder Menschenabkömmlinge, sondern auch alle anderen galaktischen Völker von der PAD-Seuche befallen, die sich mit den bisher bekannten Heilmitteln weder eindämmen noch bekämpfen lässt. Man versucht es auch gar nicht mehr, weil unter den Menschen und den Angehörigen der anderen galaktischen Völker kaum jemand noch in der Lage ist, die Apathie abzuschütteln, die die Endphase der tödlichen Seuche einleitet. Und so beginnt sich lähmende Stille auf den bewohnten Planeten der Galaxis auszubreiten - die Stille des Todes. Terra, die Mutterwelt der Menschheit, ist ganz besonders stark betroffen. Und in diesen Tagen, da alles verloren scheint, taucht mit Kol Mimo, dem Geheimnisumwitterten, ein Mann auf, dem die PAD-Seuche nichts anhaben kann. Mimo holt den Nullzeitdeformator vom Planeten Alchimist und bringt das Gerät zur Erde. Dann macht er sich an die Durchführung der zweiten Phase seines Rettungsplanes - und damit beginnt die REISE DURCH DEN ZEITSTROM ...
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 620
Reise durch den Zeitstrom
Die Galaxis liegt im Sterben – vier Männer suchen Rettung in der Vergangenheit
von ERNST VLCEK
Kurz nach der Rückkehr der MARCO POLO aus der negativen Parallelgalaxis ist in der heimatlichen Milchstraße die »Psychosomatische Abstraktdeformation« ausgebrochen.
Ende Mai des Jahres 3457 terranischer Zeitrechnung sind nicht nur alle Menschen oder Menschenabkömmlinge, sondern auch alle anderen galaktischen Völker von der PAD-Seuche befallen, die sich mit den bisher bekannten Heilmitteln weder eindämmen noch bekämpfen lässt.
Man versucht es auch gar nicht mehr, weil unter den Menschen und den Angehörigen der anderen galaktischen Völker kaum jemand noch in der Lage ist, die Apathie abzuschütteln, die die Endphase der tödlichen Seuche einleitet.
Und so beginnt sich lähmende Stille auf den bewohnten Planeten der Galaxis auszubreiten – die Stille des Todes.
Terra, die Mutterwelt der Menschheit, ist ganz besonders stark betroffen. Und in diesen Tagen, da alles verloren scheint, taucht mit Kol Mimo, dem Geheimnisumwitterten, ein Mann auf, dem die PAD-Seuche nichts anhaben kann.
Die Hauptpersonen des Romans
Kol Mimo – Ein Mann, der die Vergangenheit verändern will.
Goshmo-Khan, Alaska Saedelaere und Mentro Kosum – Kol Mimos Begleiter bei einer Reise durch den Zeitstrom.
Wilhelm Schinkel – Ein Tischlergeselle auf Wanderschaft.
Perry Rhodan
1.
»Identifizierung!«
Kol Mimo hatte den Eindruck, als würde die Robotstimme aus dem Lautsprecher des Hypersenders um eine Spur drängender werden. Aber das war natürlich nur eine Sinnestäuschung.
Die Wachplattform am Rande des Solsystems hatte den einfliegenden Flottentender TERMIT-1083 geortet, und die Robotanlagen verlangten eine Identifizierung des Flugobjekts. Das war ein ganz normaler Vorgang und zu allen Zeiten üblich.
Trotz der Lage, in der sich das Solsystem befand, waren die Einflugkontrollen nicht verschärft worden. Eher das Gegenteil war der Fall. Das zumindest behauptete Alaska Saedelaere, an den sich Kol Mimo wandte.
Der Maskenträger lag in einem der Kontursessel des Kommandostandes. Das Cappinfragment in seinem Gesicht pulsierte nur schwach – fast konnte man es als Zeichen dafür werten, dass Alaska Saedelaere in den letzten Zügen lag. Das Cappinfragment war so etwas wie ein Gradmesser seiner eigenen Aktivität.
»Identifizieren Sie sich!«, forderte wieder die Robotstimme der unbemannten Wachplattform.
Kol Mimo packte Saedelaere an den Schultern und schüttelte ihn.
»Kommen Sie zu sich, Alaska«, forderte Kol Mimo mit eindringlicher Stimme. »Sie müssen mir den Kode nennen, damit uns die Wachplattform passieren lässt. Andernfalls werden wir noch abgeschossen!«
»Das glaube ich nicht«, sagte Saedelaere mit müder Stimme. »Rhodan hat alle Sicherheitskontrollen entschärft. Jeder kann ungehindert ins Solsystem einfliegen.«
»Das sagen Sie so«, drang Kol Mimo weiter in ihn. »Aber die Wirklichkeit sieht etwas anders aus. Es mag sein, dass Rhodan und seine Mitarbeiter die Absicherung des Solsystems nicht mehr von Imperium-Alpha aus leiten und die Kontrolle des Systems dem lunaren Riesengehirn NATHAN überlassen haben. Aber Tatsache ist, dass wir von einer Robotstation zur Identifizierung aufgefordert werden.«
»Es kann nicht mehr schlimmer kommen«, sagte Saedelaere apathisch. »Auf das Bedienungspersonal kann sich Rhodan nicht mehr verlassen. Alle sind verseucht. Die PV-Seuche ist ins letzte Stadium getreten ... in das Stadium des nahenden Todes. Die Menschen sind zum Sterben verurteilt. Was also haben sie noch zu verlieren, wenn sie den Einflug ins Solsystem freigeben? Seit NATHAN und alle anderen Positroniken von den erkrankten Plasmazusätzen befreit wurden, funktionieren die Automaten einwandfrei. Es hört sich wie ein makabrer Scherz an – aber die Roboter haben die Totenwache der Menschheit übernommen ...«
»Aber es muss ein Erkennungskode existieren!«, sagte Kol Mimo eindringlich.
»Ja, das ist gewiss«, antwortete Saedelaere und nickte schwach. »Es existiert immer ein Kode.«
»Und sie kennen ihn!«
»Den Kode? Ja, natürlich ...«
Kol Mimo, der außerordentliche Körperkräfte besaß, obwohl er aussah wie ein wandelnder Leichnam, hob Saedelaere aus dem Sitz und schleppte ihn zum Hypersender.
»Tasten Sie den Kode ein, Alaska«, verlangte Kol Mimo.
»Wie Sie meinen, Mimo«, sagte Saedelaere und ließ seine schlanken Finger kraftlos über die Tastatur wandern.
Kol Mimo blickte mit seinen großen, schwarzen Augen zum Panoramabildschirm, wo die Wachplattform in einer Vergrößerung zu sehen war. In einer Ecke leuchteten Zahlenreihen auf, die ständigen Veränderungen unterworfen waren. Sie zeigten nicht nur die physikalische Beschaffenheit der abgebildeten Wachplattform an, sondern deren absolute und ihre relative Geschwindigkeit zum Flottentender.
TERMIT-1083 flog mit halber Lichtgeschwindigkeit in das Solsystem ein; die Wachplattform hatte sich dieser Geschwindigkeit angepasst und kam nun näher. Sie war nur noch 100.000 Kilometer entfernt.
»Zum letzten Mal – identifizieren Sie sich!«, drang die unpersönliche Stimme aus dem Lautsprecher.
»Haben Sie den Kode eingegeben?«, fragte Kol Mimo ungeduldig.
Saedelaere nickte schwach.
»Ja – aber ich frage mich ...«
Kol Mimo hörte ihm nicht zu. Er nahm einige Schaltungen am Hypersender vor und hielt dann den Atem an, als die Kontrollen anzeigten, dass die von Saedelaere programmierten Kodesymbole gesendet wurden.
Die Antwort der Wachplattform ließ nicht lange auf sich warten.
»Sie dürfen passieren!«
Kol Mimo entspannte sich. Auf dem Bildschirm war zu sehen, wie sich die Robotstation zurückzog. Jetzt waren keine Schwierigkeiten mehr zu erwarten. Da sie von der Wachstation als »nicht feindlich« klassifiziert worden waren und die Einflugerlaubnis erhalten hatten, würden auch alle anderen Robotstationen keine Schwierigkeiten machen. Vorausgesetzt natürlich, dass es stimmte, was Saedelaere behauptete.
Aber an Saedelaeres Worten war kaum zu zweifeln. Es stimmte, dass die Menschheit des Solsystems in ihren letzten Zügen lag. Kol Mimo konnte das mit Hilfe seiner Fähigkeit als Hyperpulsorter, die er durch seinen Paradimunfall erhalten hatte, zumindest aus einer Perspektive beurteilen.
Er war in der Lage, fünfdimensionale Impulse, Funksprüche und verschiedengeartete Schwingungen ohne technische Hilfsmittel zu empfangen und geistig zu verarbeiten. Als er zuletzt vor etwa drei Wochen im Solsystem war, da war das Radiospektrum der elektro-magnetischen Wellen noch angefüllt mit individuellen Funknachrichten, Radio- und Fernsehsendungen. Jetzt empfing er kaum mehr als jene verschlüsselten Funkimpulse, die die einzelnen Robotstationen miteinander wechselten.
Wenn man die Lebensfähigkeit eines hochzivilisierten Volkes an ihrem Funkvolumen messen wollte, dann war die Menschheit bereits so gut wie tot ...
Dabei hatte Kol Mimo einen Weg gefunden, um die PV-Seuche, die ja für diese tragische Entwicklung verantwortlich war, zu bekämpfen.
2.
Nach dem Studium der Flugaufzeichnungen der MARCO POLO war Kol Mimo zu der Überzeugung gekommen, dass die Ereignisse im Paralleluniversum und die PAD-Seuche in engem Zusammenhang standen, ja, dass die Paraabstraktverseuchung eine unmittelbare Folgeerscheinung der Odyssee durch das Paralleluniversum war.
Dieses Wissen, das andere Forscher in ähnlicher Weise besaßen, genügte jedoch nicht allein zur Lösung des Problems.
Kol Mimo war beim Studium der Flugaufzeichnungen der MARCO POLO auf einige Punkte gestoßen, die ihn den gesamten Komplex von einer gänzlich neuen Perspektive sehen ließ.
Er erkannte, dass man das Problem nur durch ein willkürlich herbeigeführtes Zeitparadoxon lösen konnte. Dabei kam ihm sein Wissen um verbotene Experimente der so genannten »Wissenschaftler« zugute, die auf dem Planeten Alchimist einen Nullzeitdeformator gebaut hatten.
Um diese Zeitmaschine zur Erde schaffen zu können, benötigte Kol Mimo jedoch einen Flottentender. Und den Flottentender konnte er sich nur mit Hilfe von einflussreichen Verbündeten beschaffen.
Kol Mimo gewann schließlich Alaska Saedelaere, den Wissenschaftler Goshmo-Khan und den Emotionauten Mentro Kosum für seinen Plan.
Er erklärte ihnen, dass er mit Hilfe der Zeitmaschine in die Vergangenheit zurückkehren wolle und zwar in eine Zeit, die kurz vor dem Start der MARCO POLO zu dem verhängnisvollen Experiment mit den »Nug-Schwarzschild-Reaktoren« lag. Er gab an, Perry Rhodan von der bevorstehenden Katastrophe unterrichten zu wollen, ihm die Erlebnisse im Paralleluniversum und die daraus resultierenden Folgen deutlich vor Augen zu führen.
Das sollte dazu führen, dass Rhodan das Experiment mit den neuen Nugas-Reaktoren in dieser Form nicht durchführte. Dadurch würde es nicht zum Einbruch der MARCO POLO in die Parallelwelt kommen – so dass auch nicht die PAD-Seuche bei der Rückkehr in die Milchstraße eingeschleppt werden konnte.
Dieses absichtlich herbeigeführte Zeitparadoxon würde alle Ereignisse der letzten Monate ungeschehen machen. Alles, was Saedelaere, Mentro Kosum und Dr. Goshmo-Khan seit dem Start der MARCO POLO am 20. August 3456 erlebt hatten, würde nur noch in ihrer Erinnerung wie ein böser Traum weiterleben ...
Kol Mimos drei Verbündete waren sich über das Wagnis, das sie eingehen wollten, in voller Konsequenz klar – trotzdem zögerten sie nicht, ihn zu unterstützen. Dieses Zeitparadoxon war die letzte Rettung für die Bewohner der Milchstraße. Deshalb halfen sie Kol Mimo, den Flottentender mitsamt einer fünfzehnköpfigen Mannschaft zu beschaffen und nach Alchimist zu fliegen.
Es gelang ihnen, den Nullzeitdeformator zu entwenden und auf dem Flottentender TERMIT-1083 ins Solsystem zu fliegen. Die fünfzehn Männer der Besatzung waren bei den Kämpfen auf Alchimist gefallen ... gemessen an ihrem gewaltigen Vorhaben, waren fünfzehn Menschenleben kein sehr hoher Preis. Denn vielleicht gelang es mit Hilfe des Nullzeitdeformators, Billionen und aber Billionen von Intelligenzwesen vor dem sicher scheinenden Untergang zu bewahren.
*
Der Flottentender mit seiner 150 Meter durchmessenden Landeplattform und der seitlich angeflanschten 60-Meter-Korvette hatte den Pluto-Gürtel hinter sich gelassen und flog mit konstant bleibender Geschwindigkeit von einem halben LG tiefer in das Sonnensystem hinein. Auf der Plattform war ein halbkugelförmiges Gebilde mit einem kurzen Zylinderfortsatz zu sehen. Es besaß eine Höhe von siebzig und einen Durchmesser von fünfzig Metern: der Nullzeitdeformator.
Die Zeitmaschine war mittels mechanischer Einrichtungen und Traktorfelder fest verankert.
Kol Mimo wandte sich von den Bildschirmen ab und starrte zu Mentro Kosum hinüber, der im Sitz des Kommandanten saß. Der Emotionaut saß in sich zusammengesunken da, die SERT-Haube schwebte nutzlos über seinem Kopf – der Autopilot hatte die Steuerung des Flottentenders übernommen.
»Ich möchte, dass Sie uns mit einer kurzen Linearetappe in die Nähe Terras bringen«, sagte Kol Mimo zu dem Emotionauten.
»Wozu?«, fragte Mentro Kosum mit schwacher Stimme. »Wir sind doch auf Kurs. Der Autopilot hat aus den Speichern alle erforderlichen Daten und wird den Flottentender geradewegs in eine Umlaufbahn um die Erde steuern.«
»Aber wir bewegen uns nur mit etwa 150.000 Sekundenkilometern fort«, erwiderte Kol Mimo. »Bei dieser Geschwindigkeit erreichen wir Terra erst in zehn Stunden. Das ist zu lange. Wir müssen rasch handeln!«
Mentro Kosum schüttelte den Kopf.
»Das ist ein Denkfehler. Wir haben alle Zeit der Ewigkeit. Es ist im Grunde genommen egal, wenn wir den Nullzeitdeformator zum Einsatz bringen – heute, oder morgen, oder in einem Jahr. Wenn wir erst in die Vergangenheit reisen und das Zeitparadoxon herbeiführen, dann hebt sich die augenblickliche Realität auf. Sie als Paraabstraktmathelogiker müssten die Auswirkung des Zeitparadoxons doch am besten voraussehen können. Was wir jetzt als Realität erleben, wird ungeschehen gemacht, durch unser Eingreifen wird die Zukunft neu gestaltet. Was tut es da, ob die Menschheit untergeht ... Wir brauchen nur in die Vergangenheit zu reisen und den Start der MARCO POLO zu verhindern ... Dann wird es keine Reise in das Paralleluniversum geben, keine PAD-Seuche ...«
»Wir müssen aber erst in die Vergangenheit reisen und das Zeitparadoxon herbeiführen, Kosum«, sagte Mimo. »Das können wir aber nur dann, wenn Sie und die beiden anderen noch bei völliger körperlicher und geistiger Gesundheit sind. Verstehen Sie nicht, Kosum? Wir müssen deshalb rasch handeln, weil Sie bald nicht mehr dazu in der Lage sein werden!«
Mentro Kosum nickte.
»Ich kann Ihnen folgen ... mein Verstand funktioniert noch ganz klar. Deshalb möchte ich Ihnen versichern, dass, auf mich bezogen, von einem körperlichen oder geistigen Verfall nicht die Rede sein kann. Ich bin nur müde ...«
Kol Mimo gab es auf. Durch gutes Zureden konnte er den Emotionauten nicht wachrütteln.
Es war schon richtig, dass sie das Zeitexperiment auch in einem Jahr oder noch später durchführen konnten. Doch der springende Punkt war, dass Kosum und die anderen dann schon längst von der Seuche dahingerafft sein würden. Und er, Kol Mimo, würde dann wahrscheinlich das einzige noch lebende Wesen der ganzen Galaxis sein – er, der er als einziger gegen die PAD-Seuche völlig immun zu sein schien.
Er allein in einer Galaxis von Toten ... im Besitz der einzigen Waffe, mit der man der verheerenden Seuche beikommen konnte, aber außerstande, den Nullzeitdeformator auch nutzbringend einzusetzen ...
Diese schreckliche Vision plagte ihn, seit seine drei Kameraden von der PAD-Seuche endgültig in die Knie gezwungen worden waren.
Er durfte es nicht soweit kommen lassen.
*
Mentro Konsum sah desinteressiert zu, wie der lebende Leichnam mit der pergamentenen Haut eine Injektionsnadel in seine Vene einführte. Er spürte den Einstich und gleich darauf, wie ihm am ganzen Körper heiß wurde.
Er musste plötzlich kichern. Er hatte einen Gedankenblitz, der ihn amüsierte.
»Kol Mimo mit seiner Spritze, treibt die Angelegenheit auf die Spitze«, reimte er.
»Sie haben schon bessere Knüttelverse von sich gegeben«, sagte Kol Mimo unbeeindruckt.
»Das sagen Sie nur, weil Sie humorlos sind«, erwiderte Mentro Kosum gekränkt.
»Jetzt zeigen Sie erst einmal, dass Sie Humor haben, indem Sie den Tender in einer kurzen Linearetappe in den terranischen Raum bringen«, sagte Kol Mimo.
»Wo liegt da der Witz?«, wunderte sich Mentro Kosum.
»Tun Sie schon, was ich verlangt habe«, rief Mol Mimo, »bevor das Mittel seine Wirkung verliert.«
»Welches Mittel?«
Kol Mimo packte ihn bei der Schulter.
»Wie fühlen Sie sich, Kosum?«, fragte er.
»Ausgezeichnet«, behauptete der Emotionaut. Die Müdigkeit war wie weggewischt. Er hatte nur Schmerzen, so als würde irgend etwas in seinem Organismus nicht mehr richtig funktionieren.
»Kosum«, sagte Kol Mimo eindringlich. »Unser ganzes Unternehmen hängt jetzt von Ihrem Einsatz ab. Fühlen Sie sich in der Lage, die Steuerung des Tenders zu übernehmen?«
»Warum tun Sie so dramatisch?«, wunderte sich Kosum. »Ich sagte doch schon, dass ich mich ausgezeichnet fühle. Unter der SERT-Haube wird sich meine Kapazität noch verdoppeln.«
»Dann bringen Sie uns in einer Linearetappe zur Erde«, verlangte Kol Mimo. »Der Erfolg unseres Unternehmens kann davon abhängen, wann wir auf der Erde landen!«
Der Emotionaut nickte. Er hatte schon schwierigere kosmonautische Probleme gelöst. Es war ein Kinderspiel, die nötigen Schaltungen vorzunehmen, um die kurze Linearetappe einzuleiten. Und das, obwohl er auf sich allein gestellt war.
Er brauchte nur die Koordinaten des Tenders von der automatisch arbeitenden Ortung abzuberufen und zusammen mit den aus den Speichern geholten Koordinaten der Erde an den Autopiloten weiterzugeben. Dazu waren nur einige Tastendrucke notwendig. Die Schiffsroboter nahmen ihm alle Rechenarbeit ab und bestimmten den exakten Eintauchpunkt für das Linearmanöver, genau so wie sie die Dauer des Linearfluges eruierten.
Mentro Kosum ließ die SERT-Haube über seinen Kopf gleiten und stellte die »Simultane-Emotio- und Reflex-Transmissions-Verbindung« zu den Ausführungsmechanismen her.
Ein Lämpchen leuchtete auf, das anzeigte, dass alle erforderlichen Berechnungen abgeschlossen waren. Mentro Kosum drückte die Fahrt-Taste und schaltete den Autopiloten ein.
Der Flottentender beschleunigte mit konstanten Werten. Als dann die erforderliche Geschwindigkeit für das Linearmanöver erreicht war, leuchtete die entsprechende Kontrolltaste auf.
Mentro Kosum drückte sie nieder – und der Flottentender tauchte in den Zwischenraum ein.
Mentro Kosum konnte wieder völlig klar denken. Erst jetzt wurde ihm bewusst, wie schwer er unter der Paraabstraktseuche zu leiden gehabt hatte.
Der Schmerz pochte immer noch dumpf in seinem Körper, aber wenigstens hatte sich der Nebel über seinem Geist ein wenig gelichtet.
Er fragte sich, ob Kol Mimo mit seiner Theorie recht behalten würde. Es hörte sich recht einfach an, ein Zeitparadoxon herbeizuführen und damit den Lauf der Geschehnisse zu verändern. Aber früher hatte es sich schon bei ähnlichen Versuchen gezeigt, dass eine Korrektur der Vergangenheit nicht so leicht durchzuführen war.
Man hatte schon einmal, im Jahre 3432, versucht, mit Hilfe des Nullzeitdeformators die Vergangenheit zu verändern, um eine Konstellation zu schaffen, die sich günstiger auf die Gegenwart auswirkte. Damals reiste ein Kommando unter Joak Cascal in die Vergangenheit, um die Geburt des Supermutanten Ribald Corello zu verhindern. Aber obwohl man alle Geschehnisse aus jener Zeit genau kannte, war es nicht möglich gewesen, das Unternehmen erfolgreich zu beenden.
Ribald Corellos Geburt konnte nicht ungeschehen gemacht werden.
Mentro Kosum fragte sich in diesem Zusammenhang, ob es bei dem Versuch, die Vergangenheit zu korrigieren, nicht immer wieder zu Zwischenfällen kommen würde, die es einfach nicht erlaubten, den Lauf der Dinge zu verändern.