Perry Rhodan 695: Die Unantastbaren - Ernst Vlcek - E-Book

Perry Rhodan 695: Die Unantastbaren E-Book

Ernst Vlcek

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Beschreibung

Machtkampf auf Ertrus - das Geheimnis der Pyramiden wird enträtselt Anfang Juli des Jahres 3460 terranischer Zeitrechnung existiert das Solare Imperium längst nicht mehr als politische Konstellation - und zwar seit dem Tag, da Terra und Luna, mit dem größten Teil der Solarier "an Bord", die Flucht durch den Sol-Transmitter antraten. Der Planet und sein Trabant rematerialisierten nicht, wie vorgesehen, in einer abgelegenen Region der Galaxis, sondern sie landeten in einem völlig fremden Kosmos, in dem die Solarier unter Perry Rhodans Leitung alle Hände voll zu tun haben, um sich trotz widriger Umstände zu behaupten und nicht etwa sang- und klanglos unterzugehen. Ähnlich ergeht es den mit Lordadmiral Atlan und Solarmarschall Tifflor in der Galaxis zurückgebliebenen Terranern und USO-Leuten. Sie versuchen, zu retten, was noch zu retten ist, und machen dabei mit ihren Aktionen den Laren und den Überschweren unter Leticron, den neuen Herren der Milchstraße, schwer zu schaffen. Aber auch andere Abkömmlinge der Menschheit sind nicht gewillt, sich ohne weiteres den neuen Machthabern zu beugen. So zum Beispiel die Ertruser, auf deren Heimatwelt - obwohl dort ein interner Machtkampf tobt - das Geheimnis, das das dritte Konzilsvolk umgibt, angegangen wird. Es geht um DIE UNANTASTBAREN ...

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Seitenzahl: 134

Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 695

Die Unantastbaren

Machtkampf auf Ertrus – das Geheimnis der Pyramiden wird enträtselt

von ERNST VLCEK

Anfang Juli des Jahres 3460 terranischer Zeitrechnung existiert das Solare Imperium längst nicht mehr als politische Konstellation – und zwar seit dem Tag, da Terra und Luna, mit dem größten Teil der Solarier »an Bord«, die Flucht durch den Sol-Transmitter antraten.

Der Planet und sein Trabant rematerialisierten nicht, wie vorgesehen, in einer abgelegenen Region der Galaxis, sondern sie landeten in einem völlig fremden Kosmos, in dem die Solarier unter Perry Rhodans Leitung alle Hände voll zu tun haben, um sich trotz widriger Umstände zu behaupten und nicht etwa sang- und klanglos unterzugehen.

Ähnlich ergeht es den mit Lordadmiral Atlan und Solarmarschall Tifflor in der Galaxis zurückgebliebenen Terranern und USO-Leuten. Sie versuchen, zu retten, was noch zu retten ist, und machen dabei mit ihren Aktionen den Laren und den Überschweren unter Leticron, den neuen Herren der Milchstraße, schwer zu schaffen.

Aber auch andere Abkömmlinge der Menschheit sind nicht gewillt, sich ohne weiteres den neuen Machthabern zu beugen.

So zum Beispiel die Ertruser, auf deren Heimatwelt – obwohl dort ein interner Machtkampf tobt – das Geheimnis, das das dritte Konzilsvolk umgibt, angegangen wird.

Die Hauptpersonen des Romans

Wargor Kenson – Ein Ertruser lüftet das Geheimnis des dritten Konzilsvolks.

Quevamar Ablonth – Kensons Freund und Begleiter.

Thorg Evargher – Führer des EBK, des Ertrusischen Befreiungskomitees.

Hemo Gollonk – Chef der PEI, der Partei für Ertrusische Interessen.

Laptir – Ein Verräter aus den Reihen des EBK.

Hotrenor-Taak – Der »Verkünder der Hetosonen« stattet Ertrus einen Besuch ab.

Mastibekk

1.

Man nannte die Pyramiden des dritten Konzilsvolks aus dem Hetos der Sieben nicht umsonst »Monumente der Macht«. Denn ohne sie wären die SVE-Raumer der Laren auf verlorenem Posten gestanden.

Die Pyramiden stellten für die Larenschiffe so etwas wie »Justierungsstationen« dar. Zumindest soviel wusste man, seit Anson Argyris auf Olymp in einem waghalsigen Unternehmen in eine der Pyramiden eingedrungen war und dabei fast das Leben verloren hätte. Nur der Umstand, dass er ein Roboter war, rettete ihn.

Die Strukturvariablen Energiezellen-Raumschiffe mussten in unbestimmten Intervallen die Pyramiden aufsuchen, um von ihnen ihre fünfdimensionale Hyperpolungsempfangsfähigkeit aufladen zu lassen. Das geschah durch einen ungeheuer gleißenden und grellen Energiestrahler, der gleichzeitig die Polungsblöcke der SVE-Raumer justierte, so dass sie wieder in der Lage waren, den Hyperraum anzuzapfen und sich so die gewaltigen Energien zu beschaffen, die sie für die Ausdehnung und die Spannungsdichte ihrer variablen Energiehüllen benötigten.

»Gleich ist es soweit«, murmelte Wargor Kenson mit einem Blick durch das Fenster. »Zum ersten Mal werden wir den Vorgang des Aufladens der Polungsblöcke eines SVE-Raumers aus nächster Nähe sehen.« Lauter fügte der Ertruser hinzu: »Sind alle auf ihren Posten?«

Die vier Ertruser in der provisorischen Beobachtungsstation bestätigten es.

Insgesamt gab es vier solcher Beobachtungsposten rund um die Pyramide, die in einem westlichen Vorort der ertrusischen Hauptstadt Baretus gelandet war. Sie hatte eine Höhe von 245 Metern, ihre sechseckige Grundfläche besaß von Eckpunkt zu Eckpunkt einen Durchmesser von 85 Metern. Gerade näherten sich ihr 50 SVE-Raumer; jeder war auf eine unbedeutende Größe von nicht mehr als 400 Metern zusammengeschrumpft.

Wargor Kenson hätte sich gerne mit den anderen Beobachtungsstationen in Verbindung gesetzt. Er unterließ das aus Gründen der Sicherheit. Um das Landegebiet der Pyramide wimmelte es nur so von Laren und Überschweren aus Leticrons Truppe. Wenn die auch nur einen Funkspruch aufgefangen hätten, wäre das ganze Unternehmen gescheitert.

Kenson blickte kurz zu den Instrumenten, vor denen seine Leute mit angespannten Gesichtern saßen. Die Infrarot- und Ultraschallkameras liefen, die verschiedenen Hyperortungsgeräte waren eingeschaltet.

Obwohl die Maschinerie in der Pyramide auf Hochtouren laufen musste, zeigten die Ortungsgeräte keine nennenswerten Ergebnisse. Die fünfzig Larenschiffe konnten überhaupt nicht angemessen werden, obwohl die Kameras von ihnen einwandfreie Bilder machten.

Die tagelange Beobachtung der Pyramide hatte bisher auch noch nichts ergeben. Wargor Kenson hatte sich mit seinen Leuten in einem leerstehenden Haus außerhalb des Albinorings eingenistet, nicht einmal einen Kilometer von der Pyramide entfernt. Trotz dieser Nähe war es ihnen noch nicht gelungen, irgend etwas über die Pyramiden herauszufinden, was sie nicht ohnehin schon aus den Berichten der SolAb wussten.

Die Hülle der Pyramiden bestand aus einer terkonitstahlähnlichen, enorm widerstandsfähigen Metalllegierung mit molekularer Beschussverdichtung und damit verbundener Molekülkettenvariierung.

Diese Metallhülle war mit einer etwa fünf Zentimeter dicken Keramikmasse von enormer Härte überzogen. Der Keramikbelag stellte einen Hochenergieisolator da, der das Überschlagen von Hyperenergien verhindern sollte.

Obwohl die äußere Beschaffenheit der Pyramiden und deren Bedeutung kein Geheimnis mehr war, wusste man überhaupt nichts über ihr Inneres. Bisher hatte man noch niemanden von der Pyramidenbesatzung zu Gesicht bekommen und besaß keinerlei Informationen über dieses dritte Konzilsvolk – die dritte Macht des Hetos der Sieben.

Die Untergrundorganisation, der Wargor Kenson angehörte, hatte es sich zum Ziel gesetzt, dieses Geheimnis zu ergründen.

Während sich ein SVE-Raumschiff lautlos auf die Pyramide niedersenkte, bildeten die anderen Schiffe in angemessener Entfernung eine Kette und nahmen in einer Höhe von zwei Kilometern Warteposition ein.

»Noch immer keine energetische Tätigkeit festzustellen«, meldete der Mann am Hypertaster.

Als der SVE-Raumer nur noch hundert Meter über der Pyramidenspitze war, klappte Wargor Kenson den Schutzfilter seines Helmes vor die Augen.

Der SVE-Raumer schwebte noch etwas tiefer, dann hielt er an. Plötzlich stieß ein fluoreszierendes Leuchten aus der Pyramidenspitze hervor und schlug auf den SVE-Raumer über. Ein greller Energieschlauch entstand, der die Pyramide und das Schiff miteinander verband. Trotz des Schutzfilters musste Wargor Kenson für einen Moment geblendet die Augen schließen.

Da ertönte hinter ihm ein Aufschrei. Kenson wandte sich vom Fenster ab. Einer seiner Leute war aufgesprungen und tastete verzweifelt um sich. Als Kenson sah, dass er den Schutzfilter nicht heruntergeklappt hatte, wusste er sofort, was los war.

»Ich kann nichts sehen«, rief der Mann verzweifelt. »Um mich ist alles schwarz. Ich bin erblindet!«

»Nur ruhig, Borvek, du bekommst dein Augenlicht wieder zurück«, sagte Kenson, obwohl er selbst nicht daran glaubte. Er gab dem Mann am Monitor einen Wink. Dieser holte aus ihrer Medoausrüstung ein Injektionspflaster und drückte es dem Geblendeten in den Nacken. Kenson fing den bewusstlosen Borvek auf und legte ihn in eine Ecke des kahlen Zimmers.

Inzwischen war der Aufladungsprozess abgeschlossen. Der Energieschlauch zwischen Pyramide und SVE-Raumer war abgerissen. Kenson bildete sich ein, mit bloßem Auge erkennen zu können, dass die Energiehülle des SVE-Raumers nun heller als zuvor erstrahlte.

Er blickte sich um.

»Keine Ortungsergebnisse«, wurde ihm auf seinen fragenden Blick hin geantwortet.

»Verdammt, sollen alle unsere Mühen umsonst gewesen sein?«, schimpfte Kenson. Er ballte seine mächtigen Hände zu Fäusten.

»Wir müssen mit unseren Geräten näher an die Pyramide heran«, sagte er schließlich entschlossen.

»Das ist Wahnsinn!«, erklärte einer seiner Leute. »Du weißt, was passiert, wenn wir in den Albinoring geraten. Und abgesehen von den Larenpatrouillen und den Wachtposten der Epsaler gibt es noch die Panikstrahlung rund um die Pyramide. Das Risiko ...«

»Wenn du Angst hast, Laptir, dann bleibst du eben bei Borvek zurück«, unterbrach Kenson den anderen. »Ich möchte mir diese Chance nicht entgehen lassen. Wer weiß, wann wir wieder SVE-Raumer aus nächster Nähe beim Aufladen beobachten können.«

Kenson wandte sich an den Mann mit dem tragbaren Bildsprechfunkgerät.

»Die anderen Beobachtungsposten sollen unserem Beispiel folgen«, trug er ihm auf. »Wir treffen uns in der Westregion der roten Gefahrenzone, unmittelbar an der Grenze des Albinorings.«

*

Zwei Dutzend SVE-Raumer waren bereits abgefertigt, als Wargor Kenson und seine beiden Begleiter mit den anderen drei Gruppen zusammentrafen.

Hoch über ihnen flammte an der Pyramidenspitze gerade wieder eine Energiesäule auf, als das nächste Larenschiff mit Hyperenergien aufgeladen wurde.

Die insgesamt fünfzehn Ertruser hatten die Deflektorschirme eingeschaltet, um von den Laren und Leticrons Wachmannschaften optisch nicht ausgemacht werden zu können. Sie konnten sich gegenseitig nur mit Hilfe der Ortungsgeräte »sehen«. Zwar konnten auch ihre Gegner sie orten, doch baute Kenson darauf, diese würden annehmen, dass nicht einmal Ertruser so verrückt waren, sich dem Bannkreis einer Pyramide so weit zu nähern.

In einem Halbmesser von fünfhundert Metern rund um die Pyramide war alles so weiß, als hätte jemand Kalk gesprüht. In Wirklichkeit hatte die Pyramide allem, das sich innerhalb des sogenannten »Albinorings« befand, die natürlichen Farbstoffe entzogen. Kenson erblickte auch drei gebleichte Körper von Ertrusern, die sich in die Gefahrenzone verirrt hatten und zugrunde gegangen waren.

»Weiter können wir nicht vordringen«, hörte Kenson jemanden sagen. An der Stimme erkannte er den Leiter der Beobachtungsgruppe Nord, seinen Freund Quevamar Ablonth.

»Dann baut die Geräte hier auf«, befahl Kenson. »Sechs Mann beziehen Wache. Die anderen bleiben an den Messgeräten.«

Die grellgelbe Flammensäule an der Pyramidenspitze erlosch. Der SVE-Raumer nahm Fahrt auf, schlingerte ein wenig und verschwand dann im Himmel von Ertrus.

»Habt ihr das gesehen!«, rief jemand. »Das Schiff ist in Schlangenlinie geflogen, als sei der Lare am Kommandopult betrunken.«

Jemand anderer erwiderte lachend: »Das ist auf die 3,4 Gravos Schwerkraft zurückzuführen. Auf die Dauer werden nicht einmal die Laren mit ihrer überragenden Technik damit fertig.«

»Es ist nicht eigentlich die Schwerkraft, die den Laren zu schaffen macht«, berichtigte Wargor Kenson, »sondern die damit verbundenen fünf- und sechsdimensionalen Strahlungskomponenten. Aber das soll uns jetzt nicht kümmern. Geht an die Arbeit.«

Der nächste SVE-Raumer kam zur Pyramidenspitze geflogen und blieb dicht über ihr in der Schwebe. Der gleiche Vorgang wie die anderen Male spielte sich ab; ein grellgelber Energieschlauch entstand, der die Funktion hatte, die Anzapfungspolungsblöcke der SVE-Raumer derart aufzuladen und zu justieren, dass sie wieder in der Lage waren, das unermessliche Energiereservoir des Hyperraums anzuzapfen.

Kenson hoffte, durch Anpeilen dieses Energieschlauchs Informationen über die Vorgänge im Innern der Pyramide erhalten zu können.

»Was ist?«, fragte er ungeduldig, während die Männer im Schutze ihrer unsichtbar machenden Deflektorschirme an den Messgeräten hantierten.

»Wir verschwenden hier nur unsere Zeit«, antwortete einer. Es war der Leiter der Beobachtungsgruppe Süd. »Was wir auch anstellen, die Pyramiden bleiben für uns ein Mysterium. Wir müssten wahrscheinlich in eine eindringen, um ihr Inneres zu erforschen.«

»Du könntest recht haben«, sagte Kenson wie zu sich selbst. Diese Möglichkeit war von ihrer Organisation schon längst in Betracht gezogen worden.

»Ich halte es nicht mehr aus!«

Kenson schreckte hoch, als er den panikerfüllten Ausruf vernahm. Bevor noch irgend jemand reagieren konnte, wurde einer der Männer seines Einsatzkommandos sichtbar.

»Schalte sofort wieder das Deflektorfeld ein!«, herrschte Kenson ihn an. Aber der Mann schien ihn überhaupt nicht zu hören.

»Diese Schwärze!«, schrie er. »Spürt ihr denn nicht ihr Gewicht? Ich ertrage es nicht mehr ... muss fort!«

Der Mann presste sich die Hände gegen den Kopf und taumelte in Richtung des Albinorings davon. Kensons Ortungsgerät zeigte, dass sich ihm jemand in den Weg stellte. Doch der Tobende entwickelte unerhörte Kräfte und stieß ihn beiseite.

»Die Panikstrahlung ist daran schuld!«, rief jemand. »Ich fühle es jetzt auch, wie etwas Unerklärliches, das dunkel und drohend ist, von mir Besitz ergreift. Flüchten wir! Ich ...«

Der Sprecher brach ab – und dann sah Kenson, wie er sichtbar wurde. Gleich darauf schalteten drei weitere Männer ihre Deflektorfelder ab. Ihre Gesichter waren verzerrt, als würden sie Schreckliches durchmachen.

Für Kenson, der an sich ebenfalls feststellte, wie ihn eine unerklärliche Furcht beschlich, war dies das Zeichen, die Aktion zu beenden.

»Rückzug!«, ordnete er an. »Lasst die Ausrüstung zurück und rettet euer Leben!«

Jener seiner Leute, den die Panikstrahlung zuerst erfasst hatte, war bereits in den Wirkungsbereich des Albinorings gekommen. Kenson sah, wie zuerst seiner Haut schlagartig die Farbpigmente entzogen wurden. Das Bleichen seiner Kombination und seiner Ausrüstung ging etwas langsamer vor sich. Er gab ein Röcheln von sich, ruderte mit den Armen, seine Knie wurden weich. Er taumelte, suchte verzweifelt das Gleichgewicht wiederzufinden, dann brach er kraftlos zusammen.

»Wollt ihr das gleiche Schicksal erleiden?«, herrschte Kenson zwei seiner Leute an, die wie Motten vom Licht von der Pyramide angezogen wurden und mit großen, ausdruckslosen Augen darauf zu stolperten. Sie hörten ihn nicht, und er holte gerade mit der Faust zum Schlag aus, um sie brutal in die Wirklichkeit zurückzureißen, als er an der Schulter gepackt und herumgewirbelt wurde.

»Leticrons Bluthunde!«, rief ihm der Kamerad zu, der ihn daran gehindert hatte, die beiden anderen zu retten.

Es war Quevamar Ablonth. Kenson konnte ihn erkennen, weil er ebenfalls seinen Deflektorschirm ausgeschaltet hatte. Zu seinem größten Schrecken erkannte er, dass auch er nicht mehr unsichtbar war. Hatte ihn die Panikstrahlung unbewusst dazu veranlasst, den Deflektorschirm auszuschalten?

Er beschäftigte sich nicht länger mit der Frage. Denn jetzt erblickte auch er das halbe Dutzend Epsaler. Sie tauchten zwischen den klobigen Gebäuden am Rand des Landefelds der Pyramide auf und hatten die Strahlenwaffen lässig geschultert. Sie mussten felsenfest davon überzeugt sein, dass ihre Feinde dem Panikfeld der Pyramide hilflos ausgeliefert waren, da sie überhaupt keine Anstalten trafen, von ihren Waffen Gebrauch zu machen.

Ein Blick zurück zeigte Wargor Kenson, dass außer ihm und Quevamar Ablonth alle verloren waren. Die meisten von ihnen waren bereits von der pigmentzersetzenden Kraft des Albinorings gebleicht worden.

Kenson packte den schweren Thermostrahler und brachte ihn in Anschlag. Als die Epsaler das erkannten, rissen sie ihre Waffen ebenfalls von den Schultern und versuchten, auf dem von Strahlenenergien glasierten Boden des Landefeldes Deckung zu finden.

Drei von ihnen verglühten in den Thermostrahlen, bevor sie sich zu Boden werfen konnten. Die restlichen drei wurden von Quevamar Ablonths Desintegratorstrahlen atomisiert.

Kenson und Ablonth erreichten den Schutz der Häuser.

»Am besten, wir versuchen getrennt, aus dem Sperrgebiet zu gelangen«, schlug Kenson vor.

2.

Ertrus war der dritte von insgesamt sechs Planeten der Sonne Kreit. Er besaß einen Äquatordurchmesser von 69.218 Kilometern und eine Eigenrotation von 13,8 Stunden. Seine ungeheure Masse und die damit verbundene Materiedichte ergaben eine Schwerkraft von 3,4 Gravos.

Ertrus war von der Erde, dem Herzen des Solaren Imperiums, 6126 Lichtjahre entfernt ... Aber das stimmte nicht mehr!

Es gab keine Erde mehr, zumindest befand sie sich nicht mehr auf ihrer ursprünglichen Umlaufbahn um die Sonne Sol. Terra war aus seiner Planetenbahn gerissen worden und in der Unendlichkeit des Weltalls verschollen. Und mit Terra war die Führungsspitze des Solaren Imperiums emigriert. Perry Rhodan selbst hatte das Herz des terranischen Sternenreichs herausgerissen – und nun lag das Solare Imperium in den letzten Zuckungen. Hotrenor-Taak und seine Laren und Leticrons Überschwere hatten das terranische Sternenreich von den Himmelskarten gefegt.

Wofür kämpfte man dann aber noch?

Wozu hatten die imperiumstreuen Ertruser überhaupt das EBK, das »Ertrusische Befreiungskomitee« gegründet? Was konnte diese Handvoll Anhänger Perry Rhodans denn am Lauf der galaktischen Geschichte schon ändern?

Hotrenor-Taak hatte als »Verkünder der Hetosonen« das Chaos in der Milchstraße perfekt gemacht, die Einheit der Völker, sofern sie überhaupt bestanden hatte, zerschlagen, die letzten Widerstandskämpfer auf Strafplaneten verbannt – oder sie durch Gehirnwäsche umgeschult.

Den Rest besorgte Leticron, der Überschwere, der als »Erster Hetran der Milchstraße« das Paradebeispiel für einen machtbesessenen und skrupellosen Diktator war. Einen besseren Strohmann hätten die Laren für ihre Zwecke gar nicht finden können. Wenn sie seine Gewalttaten vielleicht auch nicht alle guthießen, so erfüllte er im Endeffekt doch seinen Zweck: Seine Treibjagden auf die letzten freiheitsliebenden Milchstraßenbewohner ließen die Hoffnungen all jener auf den Nullpunkt sinken, die vielleicht doch noch geglaubt hatten, ein Wunder würde geschehen, das eine Wende brachte.

Doch in diesen ersten Julitagen des Jahres 3460 war das Chaos bereits perfekt.

Welche Existenzberechtigung hatte demnach noch eine Organisation wie das Ertrusische Befreiungskomitee?

Diese Frage musste sich Wargor Kenson immer wieder stellen. Und er stellte sie auch Thorg Evargher, dem Führer ihrer Untergrundorganisation, und dem Schulungsoffizier der USO, dem Terraner Erzieff Brison, der bei ihnen Zuflucht gesucht hatte.

*

Erzieff Brison konnte seine Nervosität nicht verbergen. Immer wieder nahm er eine Feineinstellung seines Mikrogravitators vor, der die ungeheure Schwerkraft von Ertrus für ihn auf 1 Gravo reduzierte.

Er war ein wahrer Hüne von einem Terraner, zwei Meter groß, mit breiten Schultern und schmalen Hüften. Aber neben den 2,50 Meter großen Ertrusern wirkte er wie ein Gnom.