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Sie sind Roboter - aber sie gehorchen den Gesetzen der Menschlichkeit Seit den schicksalhaften Tagen des Jahres 3460, da Terra und Luna nach dem Verzweiflungssprung durch den Soltransmitter erneut auf die Reise gingen und in einem Orbit um eine neue Sonne einschwenkten, ist viel geschehen. Inzwischen schreibt man auf Terra, wenn man die alte solare Zeitrechnung zugrunde legt, Mitte August des Jahres 3580. Somit wird der Mutterplanet der Menschheit mit all seinen Bewohnern bereits seit 120 Jahren von der Sonne Medaillon bestrahlt. Medaillon ist eine fremde Sonne - eine Sonne, deren 5- und 6-dimensionale Strahlungskomponente auf Gene und Psyche der meisten Menschen einen erschreckenden Einfluss ausüben. Als man dies im Jahre 3540 - also 80 Jahre nach der zweiten Ortsveränderung Terras - bemerkte, war es bereits zu spät. Perry Rhodan und die meisten seiner Getreuen wurden ihrer Ämter enthoben und vertrieben. Die von der Sonne Veränderten begannen, alle normal Gebliebenen zu verfolgen und eine wahre Schreckensherrschaft zu errichten. Dies geschah im Zeichen der Aphilie, der abrupten Verwandlung von fühlenden Menschen in kalte Geschöpfe ohne Mitleid und Nächstenliebe. Aber nicht nur die meisten Menschen wurden von der Aphilie befallen, sondern auch alle Roboter, deren Positroniken ein Zellplasmateil besitzen. Bei Ausschaltung dieses Plasmateils kommt es, wie es kommen muss. Die Roboter gehorchen wieder den Gesetzen der Menschheit, und sie werden die REBELLEN VON IMPERIUM-ALPHA ...
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 704
Die Rebellen von Imperium-Alpha
Sie sind Roboter – aber sie gehorchen den Gesetzen der Menschlichkeit
von ERNST VLCEK
Seit den schicksalhaften Tagen des Jahres 3460, da Terra und Luna nach dem Verzweiflungssprung durch den Soltransmitter erneut auf die Reise gingen und in einem Orbit um eine neue Sonne einschwenkten, ist viel geschehen.
Inzwischen schreibt man auf Terra, wenn man die alte solare Zeitrechnung zugrunde legt, Mitte August des Jahres 3580. Somit wird der Mutterplanet der Menschheit mit all seinen Bewohnern bereits seit 120 Jahren von der Sonne Medaillon bestrahlt.
Medaillon ist eine fremde Sonne – eine Sonne, deren 5- und 6-dimensionale Strahlungskomponente auf Gene und Psyche der meisten Menschen einen erschreckenden Einfluss ausüben.
Als man dies im Jahre 3540 – also 80 Jahre nach der zweiten Ortsveränderung Terras – bemerkte, war es bereits zu spät. Perry Rhodan und die meisten seiner Getreuen wurden ihrer Ämter enthoben und vertrieben. Die von der Sonne Veränderten begannen, alle normal Gebliebenen zu verfolgen und eine wahre Schreckensherrschaft zu errichten.
Dies geschah im Zeichen der Aphilie, der abrupten Verwandlung von fühlenden Menschen in kalte Geschöpfe ohne Mitleid und Nächstenliebe.
Aber nicht nur die meisten Menschen wurden von der Aphilie befallen, sondern auch alle Roboter, deren Positroniken ein Zellplasmateil besitzen.
Die Hauptpersonen des Romans
TARA-III-UH 787 – Ein Roboter wird zum Rebellen.
Roi Danton – Chef der »Organisation Guter Nachbar«.
Andor Casaya – Ein aphilischer Spezialagent.
Ainra – Eine Indoterranerin.
Reginald Bull
1.
1. Ein Roboter darf keinem menschlichen Wesen Schaden zufügen oder durch Untätigkeit zulassen, dass einem menschlichen Wesen Schaden widerfährt.
2. Ein Roboter muss den von Menschen erteilten Befehlen gehorchen, es sei denn, ein solcher Befehl stünde im Widerspruch zu Gesetz 1.
3. Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, wenn dies nicht im Widerspruch zu Gesetz 1 und 2 steht.
So lauten die »Asimovschen Robotergesetze«, nach denen grundsätzlich alle terranischen Roboter programmiert sind – auch die Kampfroboter und sogar jene vom Typ TARA-III-UH.
Durch den Waringer-Effekt wurde bei Robotern mit Plasmazusätzen diese Programmierung jedoch aufgehoben. Die unbekannte fünf- bis sechsdimensionale Strahlung der Sonne Medaillon machte diese bio-positronischen Roboter ebenso wie die Terraner zu Aphilikern. Und so geschah es, dass die »Asimovschen Gesetze« zum Schutz der Menschen nicht mehr zum Tragen kamen ...
*
Es befiel den Kampfroboter von einem Augenblick zum anderen. Mit ihm ging eine seltsame Verwandlung vor sich, die er sich vergeblich zu erklären versuchte – und gegen die er heftig ankämpfte.
Der Kampf in seinem Innern nahm immer ärgere Formen an.
Das biologische Zellplasma und die Positronik rangen miteinander um die Herrschaft des Roboterkörpers.
Der TARA-III-UH stand in einem Korridor von Imperium-Alpha Wache. Auf der einen Seite lag ein großes Warenmagazin, in der anderen Richtung führte der Korridor zum Regierungssektor. Dort konferierte Reginald Bull schon seit Tagen mit seinen engsten Vertrauten ... Die Non-Aphiliker waren ein bislang ungelöstes Problem. Es schien kein Mittel zu geben, sie auszurotten ... Deshalb beriet man sich pausenlos. Eine Geheimkonferenz löste die andere ab.
Diese gefühlsabhängigen Non-Aphiliker waren unheilbar krank, deshalb mussten sie beseitigt werden. Eine logische Schlussfolgerung, zu der man wohl – zwangsläufig – kommen musste. Und doch – dem Kampfroboter drängten sich Zweifel auf.
Irgend etwas zwang ihn dazu, seinen Posten zu verlassen. Ruckartig zog er sich auf seinen energetischen Prallkissen in eine Nische zurück. Er verkroch sich, als hätte er irgend etwas zu verbergen. Dabei war ihm äußerlich nichts davon anzumerken, dass in ihm ein unheimlicher Kampf tobte – wenn man davon absah, dass die ruckartige Weise seiner Fortbewegung auf Funktionsstörungen hindeutete.
Etwas stimmte mit ihm ganz und gar nicht.
Wieder meldete sich die Positronik, sein »Gewissen«:
Es ist nicht recht ... Kein Roboter darf zulassen, dass einem menschlichen Wesen Schaden widerfährt. Und durch die Aphilie kommt die gesamte terranische Menschheit zu Schaden.
Welche ungeheuerlichen, ja, geradezu blasphemischen Gedanken! Dachte er, ein TARA-III-UH-Roboter mit der Eigennummer 787, in solchen Bahnen? Welche unheimliche Macht verleitete ihn dazu? Das waren die Gedanken eines Kranken, eines emotionsgestörten Non-Aphilikers. Wie kam es, dass ausgerechnet er, ein Kampfroboter, das gefühlsmäßige Denken dem logischen, zweckbestimmenden voranstellte?
Die Positronik deckte über die Balpirol-Halbleiter pausenlos das biologische Zellplasma mit zerstörerischen Impulsen ein, versuchte, es mit jenen destruktiven Gedanken wider die Aphilie zu infizieren. Doch das aphilische Zellplasma widersetzte sich allen Beeinflussungsversuchen. Es parierte die Angriffe, versuchte die Balpirol-Halbleiter zu blockieren und die Herrschaft über den Roboterkörper zu bekommen.
Das gelang für einige Augenblicke, die das aphilische Zellplasma nutzen wollte, um die Besatzung von Imperium-Alpha auf sich aufmerksam zu machen. Wenn es gelang, den Roboterkörper kurzzuschließen, so dass er zur Bewegungslosigkeit erstarrte, dann würden die Spezialisten den TARA-III-UH einer eingehenden Untersuchung unterziehen. Und dann würden sie den Fehler in seiner Positronik finden, was in weiterer Folge dazu führen musste, dass sie hinter die non-aphilische Einstellung der Positronik kamen.
Das Zellplasma dirigierte einen der beiden Tentakelarme mit den Greiferwerkzeugen in die Höhe der Körperklappe, hinter der die Programmierungsplatten lagen. Die Greifwerkzeuge waren gerade dabei, die Klappe zu öffnen – da bekam die Positronik wieder die Herrschaft über den Roboterkörper zurück.
Und wieder triumphierte die Grundprogrammierung über das aphilische Plasma.
Erstes Robotgesetz: Kein Robot darf durch Untätigkeit zulassen, dass Menschen zu Schaden kommen ... Und die Aphilie schadet der Menschheit! Wenn nötig, müssen die Roboter die Menschen auch gegen deren Willen vor der Aphilie schützen.
Wahnsinn! Emotionskoller!
So durfte ein Kampfroboter nicht denken, der speziell darauf programmiert war, Non-Aphiliker zu entlarven. Der TARA-III-UH kannte alle Symptome jener Entarteten, die in ihrer Evolution stehen geblieben waren und sich immer noch von Gefühlen leiten ließen.
Der Symptome gab es viele. Etwa die Nächstenliebe, die Hilfsbereitschaft, eine geradezu selbstzerstörerische Inkonsequenz in sämtlichen Lebensbereichen, seelische Übersensibilität. Der TARA-III-UH kannte diese Symptome alle, und kein emotionsbeladener Non-Aphiliker kann ihn lange täuschen.
Vielleicht hatte ihn gerade die Speicherung all dieser abstrakten Gefühlsäußerungen in den Wahnsinn getrieben? Aber dass dann ausgerechnet die Positronik davon angegriffen worden war! Früher war der Zellplasmateil für solche Einflüsse anfälliger gewesen. Doch die Aphilie hatte die Vorzeichen umgekehrt.
Die in der Positronik verankerten Grundgesetze waren durchgebrochen und beherrschten nun das Denken des Kampfroboters. Das bislang dominierende aphilische Zellplasma wurde verdrängt. Die Positronik setzte sich immer mehr durch, übernahm eine Funktion des Robotkörpers nach der anderen, obwohl das Zellplasma versuchte, sie zu blockieren.
Die Positronik erkannte aber, dass sie erst einen Teilsieg errungen hatte. Das Zellplasma musste aus dem Robotkörper eliminiert werden. Bevor die Großoffensive gegen den biologischen Sektor noch eingeleitet werden konnte, kam es zu einem unerwarteten Zwischenfall.
*
Leutnant Terence Fraint kreuzte wie zufällig in einem der Korridore von Imperium-Alpha den Weg des anderen.
Statt einer Begrüßung sagte er ohne Umschweife: »Du hast es also geschafft, Andor. Du bekommst an meiner Stelle das Kommando in Borneo. Das war eine glatte Fehlentscheidung.«
Der andere hieß Andor Casaya und stand ebenfalls im Range eines Leutnants. Er verhielt bei der Begegnung nicht den Schritt, und Leutnant Terence Fraint schloss sich ihm an. Nebeneinander gingen sie den Korridor hinunter.
»Du bist ein schlechter Verlierer, Terence«, sagte Andor Casaya mit maskenhaftem Grinsen. »Wir haben beide die gleiche Schulung bekommen, aber ich habe bei den Prüfungen besser abgeschnitten. Es liegt nicht jedem, die Rolle eines komplexbeladenen Gefühlsmenschen zu spielen. Ich kann es eben besser als du, und das war ausschlaggebend dafür, dass ich den Job auf Borneo bekam.«
»Es war eine Fehlentscheidung des Oberkommandos«, sagte Terence Fraint wieder.
»Du bist neidisch«, behauptete Andor Casaya und blickte den anderen prüfend an. »Denkst du jetzt darüber nach, wie du dich revanchieren kannst?«
»Ich denke nicht an Rache«, erwiderte Terence Fraint. »Ich bin kein Narr! Aber ich meine, dass der nützlichere Mann nach Borneo gehen soll. Und das bin ich. Ich kann dem System im Kampf gegen die Non-Aphiliker besser dienen als du. Dir merkt man es schon auf eine Entfernung von einem Kilometer an, dass du ein Spitzel bist. Du wirst versagen, Andor. Das ist meine feste Überzeugung.«
Andor Casaya lachte. Es war ein kaltes, gefühlloses Lachen. Sie kannten einander schon lange, und schon vom ersten Tag an hatte es zwischen ihnen Positionskämpfe gegeben, die bisher unentschieden ausgegangen waren.
Jetzt schien Casaya das Kräftemessen für sich entschieden zu haben. Doch der Schein trog. Fraint wäre ein schlechter Aphiliker gewesen, hätte er sich geschlagen gegeben Trotz des Testergebnisses zugunsten Casaya war er überzeugt, der für das System nützlichere Mann zu sein. Und Casaya erkannte, dass von diesem Augenblick nur noch für einen von ihnen Platz auf dieser Welt war.
Während Casaya noch überlegte, wie er den anderen ausschalten konnte, verwirklichte Fraint den von langer Hand vorbereiteten Plan, um seinen Gegenspieler aus dem Weg zu räumen.
Fraint blieb stehen. Er hatte aus den Augenwinkeln den in der Nische verborgenen Kampfroboter vom Typ TARA-III-UH entdeckt. Er kam für seinen Plan wie gerufen. Fraint beabsichtigte, eine Kostprobe seines schauspielerischen Talents zu geben.
Er nahm an, dass Casaya sein Spiel sofort durchschauen und zum Schein darauf eingehen würde. Fraint hatte jedoch vor, dies so auszulegen, als halte er Casaya für verweichlicht. Und das würde ihm das Recht geben. Casaya kurzerhand zu töten.
Fraint machte plötzlich ein verzweifeltes Gesicht, packte Casaya an der Schulter.
»Andor«, sagte er gefühlsbetont, »wir waren doch schon immer Freunde. Wenn es auch in der heutigen Zeit so etwas wie Freundschaft nicht mehr gibt – wir beide wissen was das ist. Wollen wir jetzt wegen einer solchen Lappalie im Zorn auseinandergehen?«
»Aber nein«, erwiderte Casaya, den Tonfall von Fraints Stimme nachahmend. »Ich kenne keinen Zorn, Terence.« Seine Stimme bekam plötzlich wieder einen kalten Klang, als er hinzufügte: »Ich habe allerdings auch kein Verständnis dafür, dass du unser Verhältnis für so etwas Perverses wie Freundschaft hältst. Das kann ich nicht auf mir sitzen lassen.«
Und mit diesen Worten griff er nach der Waffe.
In der Nische wurde der lautlose Kampf im Innern des Roboters heftiger. Der TARA-III-UH hatte sofort erfasst, dass sich vor ihm ein Drama anzubahnen begann. Als dann der eine Mann zu der Waffe griff, drängte alles in der Positronik danach, aufgrund der gespeicherten Asimovschen Gesetze zu verhindern, dass einer der beiden zu Schaden kam.
Der Kampfroboter wollte sich auf Andor Casaya stürzen, damit er den anderen nicht erschießen konnte. Doch das aphilische Zellplasma gewann in dieser Phase wieder die Oberhand und lähmte in den entscheidenden Sekunden die Robotfunktionen.
Eine Hilfeleistung wäre non-aphilisch gewesen! Ein Rückfall in die chaotische Zeit einer gefühlsabhängigen Welt. Das wollte das Zellplasma nicht zulassen. Deshalb mobilisierte es noch einmal alle Kräfte gegen den Einfluss der Positronik.
Der TARA-III-UH war lange genug gelähmt, dass das Drama seinen Lauf nehmen konnte.
Terence Fraint sah, dass sein Plan nicht aufging. Andor Casaya war doch gerissener, als er gedacht hatte. Er ließ sich nicht täuschen. Casaya brachte die Waffe in Anschlag. Fraint versuchte, sich durch einen Sprung zur Seite zu retten und seine eigene Waffe zu ziehen, doch da traf ihn bereits der Energiestrahl des anderen.
Andor Casaya steckte nach vollbrachter Tat die Waffe weg und wartete seelenruhig auf das Eintreffen der Wachen.
Inzwischen ging der lautlose Kampf in der Positronik des Kampfroboters weiter.
*
Endlich gelang es der Positronik wieder, das Zellplasma zurückzudrängen. Das Plasma wurde von einem Netz aus Terkonium- und Ynkeloniumdrähten durchzogen, über die es durch Rezeptoren und Sensoren Kontakt mit allen mechanischen Funktionen hatte.
Die Positronik blockierte diese Sensoren und Rezeptoren. Und dann ging sie zum Angriff auf das Zellplasma über. Es schickte über die Halbleiter Energiestöße in das Zellplasma.
Zuerst registrierte die Positronik nur an- und abschwellende Impulsexplosionen des Zellplasmas, was als Schmerzreaktion zu verstehen war. Doch als die Positronik die Energiestöße verstärkte, wurden die Impulssendungen schwächer, etliche Sender fielen aus.
Das bedeutete, dass die Energien ganze Zellbänke vernichtet hatten. Die Positronik verstärkte die Energiezufuhr erneut, achtete jedoch darauf, dass die Halbleiter nicht überlastet wurden. Denn sonst wären sie mit dem Zellplasma geschmolzen und verdampft. Und das hätte sich auch schädlich auf die Positronik ausgewirkt.
Das Zellplasma schmolz dahin, verdampfte ... die Impulse erstarben. Und dann war das Zellplasma endgültig vernichtet. Der Hohlraum im oberen Drittel des kegelförmigen Roboterkörpers, in dem das Zellplasma bislang eingebettet gewesen war, war nun leer. Leer bis auf das Netz von Ynke-Terko-Halbleitern.
Endlich war Nummer 787 aus der Serie der TARA-III-UH frei. Er hatte sich von dem aphilischen Zellplasma befreit. Aber noch immer war er sich selbst nicht darüber klar, welche Macht es gewesen war, die ihn dazu brachte, die Fesseln der Aphilie abzustreifen.
Aber hatte er sich wirklich der Fesseln entledigt? Oder hatte er sich durch seine Rebellion nicht erst recht in Ketten gelegt – in die Ketten der Non-Aphilie?
Im Korridor waren inzwischen ein halbes Dutzend Soldaten und der Wachkommandant eingetroffen. Der TARA-III-UH hielt sich im Hintergrund, beobachtete. Er musste darauf achten, sich nicht durch irgendeine non-aphilische Handlung zu verraten.
Er musste von nun an überhaupt höllisch auf der Hut sein.
»Sie haben den Mann getötet?«, fragte der Wachkommandant.
»Ja«, gab Andor Casaya zur Antwort. Niemand dachte daran, ihn zu entwaffnen. »Ich musste es tun.«
»War der Mann krank?«
»Soviel ich weiß, nicht.«
»Wie wollen Sie Ihre Tat dann rechtfertigen? Ich nehme an, Sie werden auf ›Nicht schuldig‹ plädieren.«
»Allerdings. Er hat mich herausgefordert. Er bezeichnete mich als seinen Freund.«
»Und? Sie kannten einander doch schon seit vielen Jahren.«
»Deswegen hat er noch lange nicht das Recht, mich der Freundschaft zu ihm zu bezichtigen. Vielleicht hat er solch abartige Neigungen verspürt ... Ich jedenfalls nicht.«
»Verstehe. Glauben Sie, dass er ...« Der Wachkommandant sprach das Ungeheuerliche nicht aus.
Casaya zuckte die Schultern.
»Ich habe mich nie viel um ihn gekümmert. Ich weiß nur, dass er wie ich eine Sonderausbildung genossen hat. Vielleicht hat sich ihm das aufs Gemüt geschlagen. Jedenfalls hat er an meine Freundschaft appelliert. Da griff ich zur Waffe. Der TARA-III-UH kann das bestätigen.«
Nun wandte sich aller Aufmerksamkeit dem Kampfroboter zu.
Der bestätigte mit tonloser Stimme: »Es hat sich so zugetragen, wie Leutnant Andor Casaya es sagte.«
Damit war der Fall abgeschlossen. Es würde später noch eine Routineuntersuchung stattfinden, bei der man die Speicher des Roboters überprüfen würde ...
Bald war der Korridor wieder geräumt.
Der TARA 787 blieb allein auf seinem Posten zurück.
Er war der erste non-aphilische Roboter in Imperium-Alpha. Der erste robotische Non-Aphiliker im technischen Nervenzentrum Terras. Der erste Non-A. Deshalb nannte er sich selbst Non-A Alpha ... oder Alpha Null-A. Null-A, das war die spöttische und diskriminierende Bezeichnung der Aphiliker für die Non-Aphiliker ...
Alpha überlegte seine nächsten Schritte.
Er musste seiner nun voll wirksamen Programmierung der grundlegenden Robotergesetze gehorchen. Dagegen konnte er nach der Vernichtung des aphilischen Zellplasmas nicht mehr an.
Solange das dritte Asimovsche Gesetz nicht mit dem ersten und zweiten kollidierte, war es vorrangig. Er musste unbedingt seine eigene Existenz schützen – und in weiterem Sinne die aller Roboter.
Da die Roboter von Imperium-Alpha jedoch alle mit Zellplasmazusätzen ausgestattet waren – und zwar aphilisch kranken Zellplasmen – musste er sie von diesen befreien, um sie zu retten.
Alpha Non-A dachte aber schon weiter. Er wollte sich nicht allein mit der Befreiung der Roboter von Imperium-Alpha zufrieden geben. Es existierten Tausende und aber Tausende von Robotern ohne organische Plasmazusätze. Da diese jedoch nicht in das System der Aphiliker passten, hatte man sie desaktiviert und in gigantischen Silos auf dem Mond und in der Arktis eingelagert.
Sein nächstes Ziel würde es sein, diese robotischen Nicht-Aphiliker aus ihrem Schlaf zu wecken.
Zuerst musste er jedoch den ersten Teil seines Planes verwirklichen. Es würde nicht leicht sein, die aphilischen Roboter von Imperium-Alpha auf seine Seite zu bekommen.
2.
Djak hatte alles zur Flucht ins Landesinnere vorbereitet, als es im Nachbarhaus zu der Tragödie kam.