Perry Rhodan 721: Die Stimmen der Toten - Ernst Vlcek - E-Book

Perry Rhodan 721: Die Stimmen der Toten E-Book

Ernst Vlcek

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Beschreibung

Sie sind Wächter - aus dem Jenseits halten sie Kontakt mit den Lebenden Rund 120 Jahre nach dem Tage, da Terra und Luna die Flucht ergriffen und durch den Soltransmitter gingen, gibt es längst keine vereinte Menschheit mehr, und das künftige Schicksal der im Kosmos zersplitterten einzelnen Gruppen ist ebenso ungewiss wie das Schicksal Perry Rhodans und seines Raumschiffs SOL beim Untergang von Balayndagar. Das gilt sowohl für die in der Heimatgalaxis zurückgebliebenen Terraner und ihre Nachkommen als auch für die kosmischen Flüchtlinge und deren Nachkommen. Jene Terraner, die zusammen mit dem Heimatplaneten und seinem Trabanten den großen Sprung über eine halbe Unendlichkeit wagten, sind im Mahlstrom der Sterne zwar in Sicherheit vor der Macht des Konzils, aber sie gerieten dafür fast zur Gänze in den Bannkreis der Aphilie, die sie und ihre Kinder in Geschöpfe ohne einen Funken von Nächstenliebe verwandelt hat. Die anderen - abgesehen von den Menschen und Menschenabkömmlingen, die den Laren und ihren Vollzugsorganen, den Überschweren, in die Hände fielen - wurden durch Lordadmiral Atlan und Julian Tifflor gerettet und leben als Angehörige des neugegründeten "Neuen Einsteinschen Imperiums" im Schutz der Dunkelwolke Provcon-Faust. Aber Menschen sind nicht dazu geschaffen, auf die Dauer tatenlos in einem Versteck zu leben. Sie sind gewillt, den Kampf gegen die Laren weiterzuführen, und sie schicken Expeditionen aus, in der Hoffnung, fremde Hilfe mobilisieren zu können. Eine dieser Expeditionen führt nach Andromeda - und zu den STIMMEN DER TOTEN ...

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Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 721

Die Stimmen der Toten

Sie sind Wächter – aus dem Jenseits halten sie Kontakt mit den Lebenden

von ERNST VLCEK

Rund 120 Jahre nach dem Tage, da Terra und Luna die Flucht ergriffen und durch den Soltransmitter gingen, gibt es längst keine vereinte Menschheit mehr, und das künftige Schicksal der im Kosmos zersplitterten einzelnen Gruppen ist ebenso ungewiss wie das Schicksal Perry Rhodans und seines Raumschiffs SOL beim Untergang von Balayndagar.

Das gilt sowohl für die in der Heimatgalaxis zurückgebliebenen Terraner und ihre Nachkommen als auch für die kosmischen Flüchtlinge und deren Nachkommen.

Jene Terraner, die zusammen mit dem Heimatplaneten und seinem Trabanten den großen Sprung über eine halbe Unendlichkeit wagten, sind im Mahlstrom der Sterne zwar in Sicherheit vor der Macht des Konzils, aber sie gerieten dafür fast zur Gänze in den Bannkreis der Aphilie, die sie und ihre Kinder in Geschöpfe ohne einen Funken von Nächstenliebe verwandelt hat.

Die anderen – abgesehen von den Menschen und Menschenabkömmlingen, die den Laren und ihren Vollzugsorganen, den Überschweren, in die Hände fielen – wurden durch Lordadmiral Atlan und Julian Tifflor gerettet und leben als Angehörige des neugegründeten »Neuen Einsteinschen Imperiums« im Schutz der Dunkelwolke Provcon-Faust.

Aber Menschen sind nicht dazu geschaffen, auf die Dauer tatenlos in einem Versteck zu leben. Sie sind gewillt, den Kampf gegen die Laren weiterzuführen, und sie schicken Expeditionen aus, in der Hoffnung, fremde Hilfe mobilisieren zu können.

Die Hauptpersonen des Romans

Ronald Tekener – Leiter der Andromeda-Expedition des NEI.

Aphon Chachmere und Cerem Ballst – Träger der Bewusstseinsinhalte von Betty Toufry und Wuriu Sengu.

Grek-24 – Ein Multi-Cyborg zwischen zwei Welten.

Ambras Kotjin – Ein Vhrato-Fanatiker.

Macco Rome – Kommandant der PARACELSUS.

Grek-1

1.

»Es ist soweit, Grek-24«, sagte ich in der Sprache der Methanatmer ins Interkom an der Panoramapanzerplastwand, hinter der die nebeligen Schwaden einer Wasserstoff-Methan-Ammoniakatmosphäre wallten.

»In wenigen Minuten haben wir die letzte Linearetappe beendet«, fügte ich hinzu. »Die beste Gelegenheit, deine Klause zu verlassen.«

Obwohl Kraahmak für die meisten Menschen ein Zungenbrecher war, konnte ich mich dieser Sprache ganz passabel bedienen.

»Ich komme«, ertönte es in kehligem Interkosmo aus dem Lautsprecher.

Gleich darauf tauchte in dem Methangemisch hinter der transparenten Wand ein Schemen auf, der sich beim Näherkommen zu der Gestalt eines Maahks festigte.

Er war an die 2,30 Meter groß und überragte mich fast um Haupteslänge. Eigentlich ist es widersinnig, bei einem Maahk von »Haupteslänge« zu sprechen, denn ihre 40 Zentimeter hohen halbkugeligen Köpfe, die halslos in die Schultern übergehen, sind mehr als dreimal so breit wie hoch.

Maahks wirken auf Menschen durch ihre gedrungene Statur und die kurzen Säulenbeine, zu denen die langen Tentakelarme einen krassen Gegensatz bilden, ungemein plump. Und man denkt unwillkürlich, dass sie behäbig und langsam in ihren Bewegungen sind.

Aber der Schein trügt. In Wirklichkeit sind sie überaus schnell und wendig. Wenn man bedenkt, dass sie eine Schwerkraft von drei Gravos gewohnt sind, dann findet man ihre gedrungene Körperform nicht mehr ungewöhnlich.

Selbstverständlich herrschte in der Druckkammer die für einen Maahk erforderliche Schwerkraft. Wenn er sie verließ, dann trug er einen Mikrogravitator bei sich.

Grek-24 kam bis knapp an die Panzerplastwand heran. Jetzt konnte ich feststellen, dass er bereits die Kombination trug, die von demselben Grau wie seine Schuppenhaut war. Nur der transparente Raumhelm war noch im Schulterring versenkt.

Seine vier Augen starrten mich von seinem Schädelkamm an.

»Haben wir Lookout-Station endlich erreicht?«, fragte er in Interkosmo.

Soweit ich mich zurückerinnern kann, hat immer jeder den anderen in dessen Muttersprache angesprochen. Er bediente sich des Interkosmo, während ich Kraahmak sprach. Irgendwie war diese Angewohnheit wohl ein Ausdruck der gegenseitigen Wertschätzung.

»Der Autopilot hat bereits Vorwarnung gegeben«, antwortete ich. »In Kürze werden wir die 400.000 Lichtjahre bis zum ersten Weltraumbahnhof zurückgelegt haben. Dann bist du endlich wieder bei deinem Volk.«

Er rollte die vier Augen und stapfte zur Schleuse. Dabei murmelte er vor sich hin: »Mein Volk ...!«

Es klang verbittert.

Grek-24 war der letzte Maahk in der Milchstraße.

Als das Hetos der Sieben vor 120 Jahren die Galaxis annektierte und die Menschheit ebenso wie alle anderen Völker unterwarf, waren die Maahks nach und nach verschwunden. Sie verließen ohne großes Aufsehen die ihnen von den Terranern zur Verfügung gestellten Botschafterplaneten.

Und eines Tages fehlte von ihnen jede Spur. Es wurde allgemein angenommen, dass sie in ihre Heimat, den Andromedanebel zurückkehrten, um ihr Volk vor der Gefahr der Laren zu warnen.

Auf einem dieser Botschafterplaneten traf ich auf Grek-24. Das war vor etwa 100 Jahren. Es kostete mich einen harten Kampf, ihn davon zu überzeugen, dass ich nicht zu jenen gehörte, die sich von den Laren hatten unterkriegen lassen.

Wir wurden Freunde, und er vertraute mir an, dass er an einer unheilbaren Krankheit litt und nicht mehr lange zu leben hatte. Deshalb war er auf dem Planeten zurückgeblieben, um ihn zu sprengen, falls eines Tages die Laren darauf landeten.

Die Laren kamen aber nicht. Methanwelten waren für sie nicht interessant, und außerdem hatten sie in der Anfangsphase ihrer Machtübernahme genug damit zu tun, die Widerstandsnester der Terraner auszuheben.

Es gelang mir, Grek-24 davon zu überzeugen, dass er auf der Methanwelt auf verlorenem Posten stand und ihn die Krankheit dahingerafft haben würde, bevor er auch nur einen einzigen Laren zu Gesicht bekam.

Grek-24 ließ sich dazu überreden, sich in eines meiner geheimen Verstecke in der Galaxis bringen zu lassen.

Dort brachte ich ihn in einer Tiefschlafkammer unter und versprach ihm, ihn zu wecken, wenn ich eine Möglichkeit gefunden hätte, ihn zu retten.

Ich besuchte ihn oft, weckte ihn gelegentlich für einige Stunden oder Tage, um mich mit ihm zu unterhalten und ihm über die galaktische Situation zu berichten.

Grek-24 bestätigte mir immer wieder, dass die Menschheit den einzig richtigen Weg gegangen sei, als sie sich in die Provcon-Faust zurückzog, um von dort aus ein neues Imperium zu gründen und eines Tages die Macht der Laren zu brechen.

Bei aller Anteilnahme für das Schicksal der Neuen Menschheit, galt sein Hauptinteresse aber seinem eigenen Volk. Wer hätte ihm das auch verübeln können? Doch konnte ich ihm in all den Jahrzehnten nichts über die Maahks berichten.

Ihre Spuren waren in der Milchstraße bald so sehr verwischt, als hätte es sie hier nie gegeben, und wir, die Menschen aus der Provcon-Faust, waren noch nicht in der Lage, den Sprung über die Kluft von 1,45 Millionen Lichtjahren nach Andromeda zu wagen.

Jetzt endlich war es soweit.

*

Aus der Rundrufanlage erklangen ständig die Aufrufe an die Mannschaften, sich auf ihren Positionen einzufinden. Der Austritt aus dem Linearraum konnte jeden Augenblick erfolgen.

Wir mussten gegen alle Eventualitäten gewappnet sein, denn wir wussten nicht, was uns bei Lookout-Station erwartete. Wer konnte wissen, ob nicht die Laren den Weltraumbahnhof der Maahks besetzt hatten?

Wir besaßen keinerlei Angaben darüber. Bisher war es zu riskant gewesen, Raumschiffe zur Erkundung des Leerraums auszuschicken.

Während ich mit Grek-24 das Deck mit den Unterkünften für Fremdwesen verließ, begleiteten uns die monotonen Aufrufe aus der Rundrufanlage. Aber wir begegneten keiner Menschenseele.

Abgesehen davon, dass die PARACELSUS mit 2000 Mann unterbesetzt war, hätte man auch bei kompletter Besatzungsstärke stundenlang durch die Korridore streifen können, ohne auf ein Wesen zu treffen – wenn man sich das richtige Deck aussuchte. Und da es außer Grek-24 kein nichtmenschliches Wesen an Bord gab, lag dieser Teil des Ultraschlachtschiffs wie ausgestorben da.

Als wir jedoch in den Schacht des Antigravlifts sprangen, um nach oben in die Kommandozentrale zu fahren, tauchte plötzlich ein Mann auf.

An seiner Uniform erkannte ich, dass er ein Techniker war. Ein noch ziemlich junger Bursche mit glattem Gesicht, der vorher wahrscheinlich noch nie aus der Provcon-Faust herausgekommen war.

Er schwebte einige Meter unter uns im Antigravschacht hoch.

»Und der Vhrato wird kommen!«, rief er plötzlich zu uns hoch.

Ich ignorierte ihn.

»Warum antworten Sie mir nicht, Ronald Tekener«, rief er wieder – diesmal herausfordernd. »Haben Sie den Glauben an eine Erlösung durch den Vhrato verloren? Oder stimmen die Geschichten über Sie gar nicht, die man sich auf Gäa erzählt? Ist es etwa erstunken und erlogen, dass Sie auf Mars als Kalteen Marquanteur die baldige Ankunft des Vhrato verkündeten?«

Als wir an einem Einstieg vorbeikamen und das Licht aus dem Korridor auf ihn fiel, erkannte ich, warum sein Gesicht so glatt war. Er trug eine primitive Biomolplastmaske.

Damit hörte sich der Spaß auf. Wenn die Vhrato-Hysterie solche Formen annahm, dass sich Geheimbünde bildeten, deren Mitglieder aus der Anonymität heraus agierten, dann war das alarmierend.

Ich sprang beim nächsten Ausstieg aus und wartete, bis der andere auf meiner Höhe war. Dann sprang ich wieder in den Schacht und riss ihm die Maske vom Gesicht.

Ein Jungengesicht mit fanatisch glühenden Augen starrte mir entgegen. Er konnte tatsächlich nicht viel älter als zwanzig sein.

»Haben Sie nichts Besseres zu tun, als bei einem Großalarm in dieser Maskerade herumzulaufen?«, herrschte ich ihn an.

»Ich komme immer noch rechtzeitig auf meinen Posten im Maschinenraum«, erwiderte er trotzig. »Vorher muss ich aber erfahren, wo Sie stehen, Ronald Tekener. Glauben Sie daran, dass der Vhrato bald kommen wird, um die Völker der Milchstraße vom Joch des Konzils zu befreien?«

»Darüber können wir uns unterhalten, wenn Sie Ihren Beitrag zur Befreiung der Menschheit geleistet haben«, sagte ich. Während wir im Antigravlift höher schwebten, warf ich einen Blick auf seine Erkennungsmarke und las seinen Namen. »Ambras Kotjin. Den Namen werde ich mir merken. Und jetzt machen Sie, dass Sie auf Ihre Station kommen.«

Ich stieß ihn einfach durch den nächsten Ausstieg. Er schrie vor Überraschung auf und rief mir dann eine Reihe von Verwünschungen nach. Sie hätten mich allesamt kalt gelassen, wenn er nicht auch Grek-24 beschimpft hätte.

»... alle Mucys sind Synthos ohne Existenzberechtigung. Und diese Karikatur von einem Maahk bildet darin keine Ausnahme ...«

Sein Geschimpfe verhallte, aber Grek-24 musste seine Worte gehört haben. Da ich wusste, wie sensibel Multi-Cyborgs sein konnten, wollte ich mich für das Benehmen des jungen Technikers entschuldigen.

Aber Grek-24 überspielte die Situation.

»Du hättest den Mann nicht so hart anzufassen brauchen, Tek«, sagte er über die Außensprechanlage seines Druckanzugs. »Bisher war ich der Ansicht, dass der Glaube an den Befreier, den man Vhrato nennt, viel zur Kampfmoral der Menschen beiträgt. Trotz ihrer aussichtslosen Lage bleibt ihnen die Hoffnung auf die Freiheit. Und selbst wenn der Vhrato ein Produkt abergläubischer Phantasie wäre, der Glaube an ihn macht die Menschen stark. So habe ich es bisher gesehen.«

»Ganz deiner Meinung, Grek«, stimmte ich zu. »Aber bei manchen wirken sich Hoffnung und Glaube falsch aus. Sie legen die Hände in den Schoß und warten auf ihre Befreiung. Und damit bin ich nicht einverstanden. Ich verstehe gar nicht, dass du für den Mann Partei ergreifst. Du hättest guten Grund, ihm zu grollen.«

»Du meinst, weil er mich einen Syntho genannt hat?« Er gab einen Laut von sich, der das maahksche Gegenstück zu einem Seufzer sein mochte. »Bin ich das nicht – ein synthetisches Geschöpf?«

»Grek ...«

Ich verkniff mir die Worte, die mir auf der Zunge lagen. Es war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, diese Probleme zu diskutieren. Grek-24 und ich, wir hatten uns oft genug darüber unterhalten.

Als ich ihn vor fünfzehn Jahren aus dem Tiefschlaf geweckt und ihm gesagt hatte, dass es für ihn eine Möglichkeit zum Überleben gab, da warnte ich ihn gleichzeitig.

Ich sagte ihm, dass er einen künstlichen Körper erhalten könne, der dem seinen ebenbürtig, wenn nicht überlegen wäre. In diesem Körper, der dem eines Maahks entsprach, konnte sein Gehirn weiterleben.

Damals wurden mit den ersten Multi-Cyborgs auf Gäa auch die ersten Gesetze zu ihrem Schutz erlassen. Diese sollten garantieren, dass Multi-Cyborgs als vollwertige Intelligenzwesen anerkannt und in die menschliche Gesellschaft integriert wurden. Denn kein Mucy sollte jemals das Gefühl haben, ein minderprivilegierter Außenseiter zu sein.

Während ich Grek-24 die gesetzliche Anerkennung zusichern konnte, musste ich ihn aber gleichzeitig davor warnen, dass es in der menschlichen Natur liege, mitunter Verachtung für das zu empfinden und zu zeigen, was außerhalb der Norm lag.

Grek-24 hatte mein Angebot angenommen. Sein Argument, dass Maahks kaum Emotionen und Gefühle kannten und mehr verstandesmäßiger Logik gehorchten, so dass ihm Beschimpfungen und Diskriminierungen kaum etwas anhaben konnten, leuchtete mir ein.

Und doch hatten die Wissenschaftler, die das Gehirn von Grek-24 in den synthetischen Körper eingepflanzt hatten, der sich von dem eines echten Maahk äußerlich überhaupt nicht unterschied, einen Unsicherheitsfaktor einkalkuliert.

Bei der Erschaffung der Multi-Cyborgs ging man in der Regel den Weg des geringsten Widerstands. Schon die chemisch-biologische Aufzucht von Körperzellen war ein langwieriger und komplizierter Prozess. Aber immerhin noch relativ einfach im Vergleich zur Züchtung von Cyborg-Gehirnen.

Deshalb bestanden diese Gehirne hauptsächlich aus hochwertigen Zellgeweben, in die Positroniken siganesischer Mikrobauweise eingearbeitet wurden.

Da solche Positroniken energetisch angepeilt und identifiziert werden konnten, waren sie für Spezial-Cyborgs aber nicht zu verwenden. Aus diesem Grund wurden auch die Gehirne von Verstorbenen als Zuchtbasis verwendet, die aber während der Existenz als Mucys eine neue Persönlichkeit entwickelten.

Bei Grek-24 war man aber einen gänzlich anderen Weg gegangen. Ein noch lebendes Gehirn mit einem komplexen Bewusstseinsinhalt war in einen synthetischen Körper transplantiert worden.

Und daraus ergaben sich Probleme, die keiner der Wissenschaftler voraussagen konnte. Obwohl Maahks als gefühlskalt galten, so besaßen auch sie eine Reihe von natürlichen Trieben, der ihren Lebensrhythmus bestimmte.

Etwa der Trieb, sich zu vermehren. Gerade der Sexualtrieb war bei den Maahks besonders ausgeprägt, und sie waren überaus fruchtbar. Wie würde Grek-24 reagieren, wenn ihm voll bewusst wurde, dass er keine Nachkommen zeugen konnte? Irgendwann würde sich der Wunsch zur Arterhaltung in ihm regen, denn er kam vom Gehirn – und was dann?

Und wie war es mit dem Rassenbewusstsein? Auch dieses war fest in der zerebralen Erbmasse des Maahks verankert. Fühlte er sich den Multi-Cyborgs verbunden – oder mehr noch seiner Stammrasse?

Diese Probleme und noch andere konnten eines Tages akut werden und zu einer Krise führen – obwohl Maahks alles andere als übersensibel waren.

Mit diesen Gedanken beschäftigte ich mich ständig, und ich diskutierte sie auch mit Grek-24 durch. Doch auch das erbrachte keine befriedigenden Antworten.

Ich spürte einen leichten Druck in der Magengegend, als die Bremskraftfelder einsetzten und das Ende des Antigravschachts ankündigten.

Grek-24 verließ über mir den Antigravlift, ich betrat kurz nach ihm die Kommandozentrale.

Mein erster Blick fiel auf den Panoramabildschirm. Noch war darauf die feine Granulation des Zwischenraums zu sehen – nicht einmal der Lichtpunkt einer Zielsonne erlaubte eine vage Orientierung, denn wir befanden uns ihm Leerraum zwischen den Galaxien.

Vierhunderttausend Lichtjahre von der Milchstraße entfernt!

Aber schon im nächsten Augenblick verschwand die Granulation – die PARACELSUS fiel in den Einsteinraum zurück.

Die Techniker an den Armaturen hielten den Atem an.

Ich widerspreche nie, wenn man behauptet, ich sei eiskalt und besäße stählerne Nerven. Aber ich muss zugeben, in diesem Augenblick waren auch meine Nerven bis zum Zerreißen gespannt.

2.

Nachdem Atlan, erster Mann des Neuen Einsteinschen Imperiums in der Provcon-Faust, 120 Jahre lang bemüht war, den Status quo aufrechtzuerhalten, gab er nun das Startzeichen für eine Reihe von Aktivitäten.

Sie alle waren nur auf den einen Zweck ausgerichtet, die Völker der Milchstraße von der Willkürherrschaft des Konzils der Sieben zu befreien.

Ein Schwerpunkt dieser Unternehmungen war, mit den galaktischen Völkern – wie den Halutern, Akonen und anderen – Kontakt aufzunehmen und sie zur Hilfeleistung, beziehungsweise zur Zusammenarbeit zu bewegen.

Ein weiteres Schwerpunktprogramm war, Multi-Cyborgs als Vorauspioniere zu freien Planeten zu schicken und sie für die Menschen urbar zu machen. Zum anderen sollten die Mucys eingesetzt werden, um Stützpunkte des Konzils zu sabotieren.

Praktisch mit Stichtag 1. Oktober 3580 liefen zwei weitere Aktionen an, von denen man sich einigen Erfolg erhoffen durfte.