Perry Rhodan 775: Die Herren von Sh'donth - Peter Terrid - E-Book

Perry Rhodan 775: Die Herren von Sh'donth E-Book

Peter Terrid

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Beschreibung

Die Feyerdaler greifen ein - und der Freund der Posbis wird zum Testobjekt Die Erwartungen, die Perry Rhodan nach vierzigjähriger Weltraumodyssee an die Rückkehr in die Heimatgalaxis der Menschheit knüpfte, wurden bitter enttäuscht. Und nachdem der 80-Jahresplan, der Befreiungsplan von der Gewaltherrschaft der Laren, initiiert wurde, verlässt die SOL, mit Atlan an Bord, Anfang des Jahres 3582 wieder die Galaxis. Der Rückflug geht viel schneller vonstatten, und im April 3582 ist es soweit! Perry Rhodans Generationenschiff erreicht den Mahlstrom der Sterne - doch die Erde ist durch den Schlund gegangen und verschwunden. Ovarons Planet, die Welt der Frauen, wird für die Solaner zur Raststation vor dem erneuten Aufbruch zur großen Suche, die Anfang August 3582 aufgenommen wird. Kurz darauf kommt es zur Begegnung mit dem Boten von ES, der klar zum Ausdruck bringt, wie dringlich es sei, die Erde schnellstmöglich zu finden. Perry Rhodan handelt danach. Die SOL verlässt den Mahlstrom der Sterne und erreicht die Welt der Tbahrgs, wo man die Solaner kühl und distanziert behandelt und die ungebetenen Gäste am liebsten abschieben möchte. Die Situation ändert sich erst, als Galto Quohlfahrt zum Testobjekt wird. Die Feyerdaler veranlassen dies, denn sie sind DIE HERREN VON SH'DONTH ...

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Seitenzahl: 128

Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 775

Die Herren von Sh'donth

Die Feyerdaler greifen ein – und der Freund der Posbis wird zum Testobjekt

von Peter Terrid

Die Erwartungen, die Perry Rhodan nach vierzigjähriger Weltraumodyssee an die Rückkehr in die Heimatgalaxis der Menschheit knüpfte, wurden bitter enttäuscht. Und nachdem der 80-Jahresplan, der Befreiungsplan von der Gewaltherrschaft der Laren, initiiert wurde, verlässt die SOL, mit Atlan an Bord, Anfang des Jahres 3582 wieder die Galaxis.

Der Rückflug geht viel schneller vonstatten, und im April 3582 ist es soweit! Perry Rhodans Generationenschiff erreicht den Mahlstrom der Sterne – doch die Erde ist durch den Schlund gegangen und verschwunden.

Ovarons Planet, die Welt der Frauen, wird für die Solaner zur Raststation vor dem erneuten Aufbruch zur großen Suche, die Anfang August 3582 aufgenommen wird.

Kurz darauf kommt es zur Begegnung mit dem Boten von ES, der klar zum Ausdruck bringt, wie dringlich es sei, die Erde schnellstmöglich zu finden.

Perry Rhodan handelt danach. Die SOL verlässt den Mahlstrom der Sterne und erreicht die Welt der Tbahrgs, wo man die Solaner kühl und distanziert behandelt und die ungebetenen Gäste am liebsten abschieben möchte.

Die Hauptpersonen des Romans

Hommersolth und Kordahl – Beauftragte der Kaiserin von Therm.

Galto Quohlfahrt – Der Posbifreund wird entführt.

Söhrlox und Kleenz – Galtos »ständige Begleiter«.

Tahta Zerthan – Eine junge Solanerin.

Perry Rhodan – Der Terraner erhält unvermuteten Besuch.

Gucky

1.

»Beachtlich«, murmelte Kordahl. »Wirklich beachtlich. Eine sauber ausgeführte Konstruktion. Vor allem die Beschleunigungswerte sind hervorragend.«

Hommersolth schüttelte den Kopf.

»Es ist nicht unsere Aufgabe, die Fremden zu loben«, stellte er fest. »Wir haben andere, wichtigere Aufgaben.«

»Im Augenblick ist das dort das Wichtigste«, widersprach Kordahl ruhig. »Sieh dir an, was von dem See übriggeblieben ist!«

Er deutete auf den Bildschirm, auf dem vor einigen Stunden noch ein klarer See von beträchtlicher Größe zu sehen gewesen war. Kordahl und Hommersolth hatten mitverfolgt, wie das gewaltige Kugelschiff herangerast war und in erstaunlich kurzer Zeit das gesamte Wasser verdampft hatte. Auch das war eine Leistung, die den beiden Beobachtern Respekt abgenötigt hatte.

»Ich stelle fest, dass das Gebiet um den See unbewohnt war«, bemerkte Kordahl. »Das zwingt zu der Schlussfolgerung, dass die Aktion der Fremden als Warnung gedacht war, nicht als Drohung.«

»Die Wahrscheinlichkeit, dass die Fremden nicht wussten, dass dieses Gebiet unbewohnt ist, muss ebenfalls berücksichtigt werden. Sie ist ziemlich hoch.«

Mehr noch als die Stimme verriet der Zustand der Augen die Erregung Hommersolths. Sie glitzerten so stark, dass sich die Tbahrgs abwandten.

»Es kann sich um eine Falle handeln«, stellte Hommersolth fest. »Noch ist nicht erwiesen, dass die Fremden nichts mit der Inkarnation VERNOC zu tun haben. Wir wissen, dass VERNOC sehr geschickt ist. Vielleicht bilden diese Schiffe seine Vorhut.«

»Das hätten unsere Freunde aber merken müssen«, gab Kordahl zu bedenken. Hommersolth schüttelte wieder den Kopf.

»VERNOC ist ein ausgesprochener Blender unter den Inkarnationen. Es ist sehr wohl möglich, dass er seine Spione so gut getarnt hat, dass die Tbahrgs ihnen nicht auf die Spur gekommen sind. Wir müssen sehr vorsichtig sein.«

Kordahl dachte kurz nach, dann nickte er; seines sehr kurzen Halses wegen war die Bewegung kaum wahrnehmbar.

»Ich stimme zu«, sagte er ruhig. »Die Fremden sind den Tbahrgs technisch weit überlegen. Das vergrößert das Risiko.«

Die Tbahrgs, die in dem Raum still ihrer Arbeit nachgingen, zeigten keine Reaktion, als sie sich unterhalb der Fremden eingestuft hörten; sie waren gewohnt, solche Äußerungen stillschweigend hinzunehmen.

»Schlussfolgerung?«

Kordahls Frage war rein theoretisch; die Konsequenzen, die sich aus der Lagebeurteilung ergaben, lagen auf der Hand.

»Wir besorgen uns ein Probeexemplar«, erklärte Hommersolth. »Bevor wir Kontakt aufnehmen oder zu handeln beginnen, müssen wir erst Sicherheit haben, dass die Fremden nichts mit VERNOC zu tun haben. Wir werden das Probeexemplar gründlich befragen. Uns wird man nicht täuschen können.«

Sekundenlang betrachtete Kordahl die Tbahrgs, die sich durch den Dialog nicht in ihrer Arbeit stören ließen.

»Perialtac«, sagte Kordahl ruhig.

Einer der Tbahrgs stand von seinem Arbeitsplatz auf und näherte sich Kordahl. Er tat es mit dem Respekt, den man auch ohne Zwang an den Tag legt, wenn man einem entschieden Mächtigeren entgegentritt.

»Stelle eine Gruppe zusammen. Der Xenthor-Materialisator soll aktiviert werden. Es eilt!«

Perialtac deutete mit einer Handbewegung an, dass er den Befehl verstanden hatte, dann zog er sich eilig zurück. Kordahl sah Hommersolth an. Die breiten, hornigen Lippen seines Freundes hatten sich leicht geöffnet. Offenbar war Hommersolth vergnügt. Offen zeigte er sein Gebiss mit den deutlich erkennbaren, starken Eckzähnen.

»Ich bin gespannt«, sagte Hommersolth lächelnd, »was wir uns einfangen werden. Endlich gibt es wieder eine reizvolle Aufgabe. Die einzige Voraussetzung ist, dass es sich bei dem Probeexemplar um einen typischen Vertreter der Fremden handelt.«

»Wir werden es bald wissen«, meinte Kordahl. »Es wird nicht lange dauern.«

*

Warten ist eine ausgesprochen zweischneidige Angelegenheit, das wurde mir wieder einmal klar. An Bord der SOL war es ruhig, wenn man von der üblichen Geschäftigkeit absah, die zu jeder beliebigen Tageszeit herrschte. Um so auffälliger und nervenbelastender war die Ruhe in der Zentrale. Es war eine drohende Ruhe. Nach Atlans Warnaktion hatte sich nicht sonderlich viel ereignet. Die Tbahrgs hatten uns Jusca und Spolk zurückgebracht, beide bewusstlos und offenbar unter den Auswirkungen eines Schocks leidend. Von diesem Zeitpunkt war praktisch überhaupt nichts mehr geschehen. Die Barriere, die uns daran hinderte, mit Atlan Kontakt aufzunehmen, stand noch. Wir konnten ihn weder anfunken, noch telepathischen Kontakt herstellen. Über unseren Köpfen hatte sich im Raum eine beachtliche Flotte der Tbahrgs gesammelt, offenbar um die SZ-1 abzufangen, falls Atlan versuchen sollte, einen zweiten Angriff zu fliegen. Wie kampfstark diese Verbände waren, würde sich herausstellen – wenn die SZ-1 angriff oder die beiden auf Xumanth gelandeten Teileinheiten der SOL einen Ausbruch versuchten.

Darauf wollte Perry Rhodan es einstweilen nicht ankommen lassen. Zum ersten ging es ihm gegen die Natur, von sich aus einen bewaffneten Konflikt vom Zaun zu brechen, zum zweiten konnten wir nicht wissen, mit welchen Waffen uns die Tbahrgs zu Leibe rücken würden.

Also warteten wir. Es lag jetzt bei den Tbahrgs, den nächsten Schritt zu unternehmen. Uns waren die Hände gebunden.

Für die anderen war dieses Warten eine Qual, für mich gab es einen Aspekt, der diese Untätigkeit erträglicher machte. Solange ich keinen Finger rührte, bestand keine Gefahr, dass die fürsorglichen Posbis ihre Skalpelle zückten, um an meinem Körper unerlässlich erscheinende Reparaturen durchzuführen. Ich schleppte schon genug Ersatzteile mit mir herum.

Natürlich war ich nicht allein.

Neben mir lauerten drei Posbis und ein Matten-Willy auf jede meiner Bewegungen.

Langsam stand ich auf, und sofort kam Bewegung in meine Begleiter. Der Matten-Willy erbot sich, mir die Mühe abzunehmen, meine Muskulatur zu belasten. Ich ließ ihn gewähren. Niemand schien zu bemerken, dass ich die Zentrale verließ, und das war gut so. Was hätte ich auch antworten sollen, wenn man mich gefragt hätte.

»Wohin?«, erkundigte sich der Matten-Willy leise, als wir die Zentrale verlassen hatten. Er hatte zwei Stielaugen ausgefahren und um meine Beine gewickelt, um meine Muskeln während des Transports zu massieren.

Ich musste vorsichtig zu Werke gehen.

Die Maschinen mit den Plasmazusätzen würden sich jedes Wort merken und es sofort analysieren. Zum Glück hatte ich gelernt, mich posbimäßig auszudrücken. Sehr vorsichtig formulierte ich meinen Wunsch und machte meinen metallischen Begleitern klar, dass ich mich von gewissen verbrauchten Stoffen zu trennen wünschte, dass ich dazu einen gewissen Ort aufzusuchen wünschte und dass eine Verweigerung meines Wunsches zweifelsfrei dazu führen würde, dass sich mein Gesundheitszustand erheblich verschlechterte.

Das zog.

»Vorwärts«, befahl einer der Posbis. »Wir müssen diese Prozedur so schnell wie möglich hinter uns bringen. Galtos Gesundheit ist in höchster Gefahr! Es wäre wirklich an der Zeit, die defekten Teile gegen verschleißfreie auszutauschen.«

Ich lächelte freundlich dazu.

Wenn die Posbis geahnt hätten, dass sich in meiner Darmflora einige zehntausend Bakterien tummelten, dass ich zum Leben so giftige Stoffe wie Phosphor brauchte, dass meine Verdauungssäfte Salzsäure enthielten – es war nicht auszudenken, was sie dann mit mir veranstaltet hätten.

Mein Trick schien zu funktionieren. Dann aber erreichten wir die Toilette, und augenblicklich erstarrten die Posbis.

»Galto!«, kreischte der Matten-Willy. »Du erwartest doch nicht allen Ernstes, dass wir dich einen derart bakterienverseuchten Ort aufsuchen lassen? Du würdest sterben, noch bevor du die Tür geöffnet hast.«

Hinter mir erklang ein unterdrücktes Lachen. Ich drehte mich wütend herum, verhedderte mich dabei aber mit den Pseudoarmen des Matten-Willys, der dieses selbstmörderische Unternehmen sofort zu unterbinden versuchte. Als ich endlich zum Stillstand kam, war ich blass wie ein Leichentuch. Die Posbis begannen sofort aufzuwimmern.

Ich hielt die Luft an, bis sich mein Gesicht wieder gerötet hatte und einen leidlich normalen Anblick bot. Den jungen Mann, der auf der anderen Seite des Ganges stand, hätte ich am liebsten mit der flachen Hand erschlagen, aber aus naheliegenden Gründen verzichtete ich darauf.

Der Bursche lachte, dass ihm die Tränen über das Gesicht liefen.

»Prachtvoll!«, kicherte er. »Galto Quohlfahrt, der Pseudo-Posbi, mit seinem positronischen Kindergarten. Sagen Sie, klettern Ihnen die Maschinen auch ins Bett nach, um Ihre Gesundheit zu überwachen?«

»Das ist eine ausgezeichnete Idee«, meinte der Matten-Willy begeistert. »Auf diese Weise könnten wir deine gefährdete Gesundheit am wirkungsvollsten schützen.«

Ich beherrschte mich mühsam.

»Dieser Mann gefährdet mein Wohlbefinden«, erklärte ich meinen Begleitern. »Er steigert den Druck in meinen biohydraulischen Leitungen. Das kann schwere Schäden zur Folge ...«

Zu dem Wort haben kam ich nicht mehr. Zwei der Posbis packten den unverschämten Spötter und führten ihn rasch und nachdrücklich fort. Noch in einiger Entfernung konnte ich sein idiotisches Kichern hören.

»Männer!«, murmelte ich verächtlich.

Immerhin, eines hatte der flegelhafte Bursche erreicht. Zwei meiner Aufpasser waren einstweilen anderweitig beschäftigt. Jetzt musste ich nur noch den verbliebenen Posbi und den Matten-Willy überlisten.

Ich brachte sie dazu, den Raum erst einmal gründlichst zu desinfizieren. Mit einem erstaunlichen Aufwand an Arbeit und Desinfektionsmitteln machten sich die beiden auf die Jagd nach dem vereinsamten Bakterium, das eventuell die normalen Reinigungsprozesse überlebt haben könnte. Während meine beiden medizinischen Leibwächter sich auf die eine Kabine stürzten, schlüpfte ich in den anderen Raum. An der Rückwand gab es, das hatte ich schon vor einiger Zeit festgestellt, ein Lüftungsgitter. Den Schraubenzieher, den ich zum Lösen der Verbindungen brauchte, hatte ich mir früher besorgt, heimlich versteht sich. Die Posbis hätten es niemals zugelassen, dass ich mit einem länglichen Metallgegenstand in der Tasche herumlief. Wie leicht hätte ich mich daran verletzen können.

Ich brauchte eine halbe Minute, dann war das Gitter gelöst. Vorsichtig zwängte ich mich durch die Öffnung.

Wie tief ich fallen konnte, wenn ich den Halt verlor, konnte ich nicht sehen, dafür war der Schacht zu tief. Was meinen Blick fesselte, war eine gleichgroße Öffnung auf der anderen Seite des Schachtes.

Ich musste mich beeilen. Wenn meine Wärter herausfanden, wo ich steckte, würden sie notfalls die SOL in ihre Einzelteile zerlegen, um mich retten zu können.

*

Tahta Zerthan war Solanerin, jung, gutgewachsen und intelligent; etwas zu gutgewachsen, um an Bord ein völlig unbeschwertes Leben führen zu können. Aber ihr erschien es besser, immer wieder von jungen Männern angesprochen zu werden, denn als Mauerblümchen in einem stillen Winkel zu verkümmern. Insgeheim amüsierte sie sich über die mehr oder minder geschickten Annäherungsversuche, vor allem über die Tricks, die Männer anwandten, um sie zu erobern.

An diesem Nachmittag hatte sie beschlossen, nicht auszugehen. Zwar gab es in ihrer Abteilung ein kleines Fest, der Abteilungsleiter feierte seinen fünfzigsten Geburtstag, aber Tahta hütete sich, solche Feiern zu besuchen. Sie hatte einschlägige Erfahrungen.

Sie hatte es sich in ihrer Kabine bequem gemacht. Die Musikanlage lieferte angenehme Hintergrundmusik, und auf dem Tisch lag aufgeschlagen der erste Band einer zehnbändigen Casanova-Biographie. Tahta hatte sich entschlossen, den Chefstrategen des Gegners zu studieren.

Vorsichtig stellte sie das Glas mit Fruchtsaft auf den Tisch, als sie plötzlich eine Stimme hörte.

»Hallo!«, sagte jemand, und dass dieser Jemand ein Mann war, ließ sich nicht überhören.

Tahta stampfte wütend mit dem Fuß auf den Boden. Das ging dann doch zu weit. Offenbar hatte sich ein besonders hartnäckiger Verehrer heimlich in ihr Zimmer geschlichen. Es geschah ihm recht, wenn er aus dem Schrank nicht mehr herauskam.

»Hallo«, sagte der Mann erneut. »Ist dort jemand?«

»Allerdings«, stellte Tahta fest. »Und wenn Sie nicht sehr bald verschwinden, dann werden Sie diesen Jemand kennenlernen.«

Vorsichtig sah sie sich um. In welchem Schrank konnte der Flegel stecken? Tahta entschloss sich, vorsichtig zu sein. Es konnte nicht schaden, einen Paralysator in der Hand zu halten, wenn der freche Eindringling sich zeigte.

»Sie müssen mir helfen«, sagte der Mann. »Ich bin in Gefahr!«

»Das weiß ich«, gab Tahta zurück. »Wenn Sie sich nicht verziehen, werde ich Ihnen einen harten Gegenstand auf den Kopf schlagen.«

»Nur das nicht«, lautete die Antwort. »Und sprechen Sie bitte ganz leise. Man darf uns nicht hören.«

Der Mann flüsterte, und seine Stimme klang tatsächlich so, als fühle er sich bedroht. Wenn ich nur wüsste, woher die Stimme kommt, dachte Tahta.

»Wo stecken Sie eigentlich?«, fragte sie. Nach dem zweiten Wort dämpfte sie ihre Stimme.

»Im Lüftungsschacht«, gestand der Unbekannte.

»Machen Sie keine Witze«, empörte sich Tahta. »Der Lüftungsschacht führt fast vierhundert Meter in die Tiefe.«

»Vielen Dank für die Auskunft«, murmelte der Unbekannte. »Jetzt weiß ich wenigstens, wie tief ich falle, wenn Sie nicht bald das Gitter entfernen. Hören Sie, ich will gar nichts von Ihnen.«

»Ach nein«, spottete Tahta. »Und was machen Sie dann im Lüftungsschacht?«

»Das ist eine lange Geschichte, und ich habe jetzt leider keine Zeit, denn ich ... Hilfe!«

Tahta wurde blass. Sie stand unter dem Gitter des Lüftungsschachts, und es konnte keinen Zweifel geben, dass die Stimme tatsächlich von dort kam.

»Leben Sie noch«, fragte Tahta flüsternd.

»Nein«, kam es ebenso leise zurück. »Entfernen Sie endlich das Gitter. Die Verbindungen kann man ganz leicht lösen. Aber beeilen Sie sich, ich kann mich nicht mehr lange halten!«

Tahta blieb misstrauisch. Während sie das Gitter löste, lag der entsicherte Paralysator in Griffweite.

»Warum klettern Sie nicht einfach zurück?«, wollte sie wissen.

»Das kann ich nicht. Dann würden sie mich finden!«

»Ich?«

»Nein, die anderen.«

»Augenblick«, bemerkte Tahta. »Sie klettern in Lüftungsschächten herum, weil jemand hinter Ihnen her ist?«

»Ungefähr richtig, aber eben nur ungefähr. Hören Sie, ich will hier heraus. Ich verspreche Ihnen, dass ich Ihre Kabine sofort verlassen werde, sobald Sie mich befreit haben. Ich bin schließlich kein Unhold; ich weiß, wie man sich älteren Damen gegenüber zu benehmen hat!«

Sekundenlang war Tahta sprachlos vor Empörung, dann löste sie die letzte Verbindung. Sie hatte zwar nicht die geringste Angst vor dem Verbrecher, denn das musste er sein, aber sie brachte es nicht übers Herz, ihn einfach abstürzen zu lassen. Sobald er in ihrer Kabine stand, würde sie ihn mit dem Paralysator betäuben und Hilfe holen.

Vorsichtig setzte Tahta das Gitter auf dem Boden ab, dann griff sie nach der Waffe und ging einige Schritte zurück.

»Sie können jetzt herüberkommen«, sagte sie. Die Mündung der Waffe zeigte auf das Loch in der Wand.

Schlagartig begriff Tahta, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit.

Eine metallisch schimmernde Spitze schob sich vor, dahinter war noch mehr Metall zu sehen. Tahta glaubte jetzt zu wissen, dass sie es mit einem fehlgeschalteten Posbi zu tun hatte. Den Paralysator konnte sie wegwerfen, er wirkte bei Posbis nicht. Tahta wandte sich zur Flucht.