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Der 7-D-Mann muß sich entscheiden - für das Paradies oder die Menschheit Am 10. 4. des Jahres 3584 beendet die Kleine Majestät ihre Bewusstseinsversklavung und verlässt die Erde. Auch die Flotte der Hulkoos zieht sich aus dem Medaillon-System zurück - ebenso wie das auf Luna stehende Hulkoo-Schiff. Damit können die wenigen auf Terra und Luna befindlichen Menschen aufatmen - zumal auch die von den überraschend auftauchenden Molekülverformern ausgehende Bedrohung schnell beseitigt werden konnte. Außerdem wird die verschwindend geringe Einwohnerschaft Terras durch rund eintausend Besatzungsmitglieder der SOL verstärkt, die willens sind, sich auf dem Heimatplaneten der Menschheit anzusiedeln und das Schicksal der Terraner zu teilen. Danach macht sich Atlan, der nach Perry Rhodans Verschwinden das Kommando über die SOL übernommen hat, auf die Suche nach seinem alten Freund - und das Generationenschiff verlässt den Orbit um Terra, um erneut einzugreifen im Konflikt der Superintelligenzen. Einige Monate später erfolgt in der Milchstraße eine Auseinandersetzung auf übergeordneter Ebene. Sie betrifft das Konzept Kershyll Vanne und ES. Die erste Runde in diesem Konflikt geht an den 7-D-Mann, der sich um des Befreiungskampfes der galaktischen Menschheit willen geweigert hat, dem Rückruf in die Bewusstseinsballung Folge zu leisten. Anders ist es mit Kershyll Vannes Bewusstseinspartnern. ES lockt sie zu sich mit der VISION DER VOLLENDUNG ...
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 836
Vision der Vollendung
Der 7-D-Mann muss sich entscheiden – für das Paradies oder die Menschheit
von ERNST VLCEK
Am 10. 4. des Jahres 3584 beendet die Kleine Majestät ihre Bewusstseinsversklavung und verlässt die Erde. Auch die Flotte der Hulkoos zieht sich aus dem Medaillon-System zurück – ebenso wie das auf Luna stehende Hulkoo-Schiff.
Damit können die wenigen auf Terra und Luna befindlichen Menschen aufatmen – zumal auch die von den überraschend auftauchenden Molekülverformern ausgehende Bedrohung schnell beseitigt werden konnte. Außerdem wird die verschwindend geringe Einwohnerschaft Terras durch rund eintausend Besatzungsmitglieder der SOL verstärkt, die willens sind, sich auf dem Heimatplaneten der Menschheit anzusiedeln und das Schicksal der Terraner zu teilen.
Danach macht sich Atlan, der nach Perry Rhodans Verschwinden das Kommando über die SOL übernommen hat, auf die Suche nach seinem alten Freund – und das Generationenschiff verlässt den Orbit um Terra, um erneut einzugreifen im Konflikt der Superintelligenzen.
Einige Monate später erfolgt in der Milchstraße eine Auseinandersetzung auf übergeordneter Ebene. Sie betrifft das Konzept Kershyll Vanne und ES.
Die erste Runde in diesem Konflikt geht an den 7-D-Mann, der sich um des Befreiungskampfes der galaktischen Menschheit willen geweigert hat, dem Rückruf in die Bewusstseinsballung Folge zu leisten.
Die Hauptpersonen des Romans
Kershyll Vanne – Der Rebell gegen ES muss sich entscheiden.
ES – Die Superintelligenz schafft die Vision der Vollendung.
Albun Kmunah, Hito Guduka, Pale Donkvent, Indira Vecculi, Ankamera und Jost Seidel – Vannes Bewusstseinspartner erleben das Paradies.
Hotrenor-Taak – Anführer der Laren.
1.
EDEN II: Albun Kmunah
In der Bewusstseinsballung drängten sich zwanzig Milliarden Bewusstseine auf engstem »Raum« zusammen. Geduldig harrten sie aus, in Erwartung ihrer glorreichen Bestimmung, die der Plan der Vollendung für sie vorsah. Nur sechs unter zwanzig Milliarden waren unzufrieden. Es waren jene Bewusstseine oder Noemata, die zusammen mit Kershyll Vanne ein Konzept gebildet hatten und gegen ihren Willen aus seinem Körper herausgesogen worden waren. Bisher hatten sie vergeblich an ES appelliert und um die Möglichkeit einer Rückkehr in Vanne gebeten.
Doch irgendwann erhörte das Geisteswesen das Flehen der verzweifelten Noemata und meldete sich ...
*
Du denkst, dies sei der Vorhof der Hölle, Albun Kmunah, doch tatsächlich ist es die Vorstufe zur Vollkommenheit. Hättest du dich deiner Ratio besonnen, anstatt dich von Emotionen verwirren zu lassen, dann hättest du die Größe des Plans der Vollendung erkannt. Du meinst, etwas verloren zu haben, deshalb erkenne, dass du in Wirklichkeit die nächsthöhere Stufe der Evolution erklommen hast.
Erfahre, was Leben sein kann.
Erlebe jetzt schon, was einmal sein wird.
*
Albun Kmunah war vorbereitet worden.
Deshalb überraschte es ihn nicht, als er sich plötzlich in einem Körper wiederfand. Er war nicht allein in diesem Körper, sondern teilte ihn mit sechs anderen Noemata.
Auch diese Tatsache empfand er nicht als Sensation, denn er hatte das schon einmal erlebt. Nur die Vorzeichen hatten sich verändert: Diesmal war er der Dominator, der Perzipient, der die Sendungen der anderen Bewusstseine empfing.
Albun Kmunah nahm auch das gelassen hin.
Er blickte an sich hinunter.
Er war völlig nackt, und er stellte mit einem Blick fest, dass dies nicht der durchtrainierte Körper von Kershyll Vanne war, sondern der eines etwas reiferen Mannes mit kleinem Bauchansatz. Die Muskeln an Armen und Beinen waren so unterentwickelt, wie bei einem Mann, der nie viel von Körperertüchtigung oder manueller Arbeit gehalten hatte.
Nach dieser oberflächlichen Körperstudie blickte er sich um.
Er befand sich in einem Raum, der ihn an die aphilische Erde erinnerte. Die Einrichtung war zweckentsprechend, unpersönlich, funktionell – Fließbandproduktion. Tatsächlich stammte alles in diesem Haus, so wie das Haus selbst und alle anderen Häuser, aus den Beständen der aphilischen Erde.
Doch es war nicht Terra, sondern EDEN II.
Das Paradies? Wohl kaum, sondern höchstens ein Klischee davon.
Wie konnte man in einer Umgebung, die an die Zeit der Aphilie erinnerte, paradiesische Zustände schaffen? Zugegeben, das war nur eine Notlösung – Albun Kmunah blieb trotzdem skeptisch.
Er fand einen Kleiderschrank, öffnete ihn und entnahm ihm eine graue Kombination. Sie passte wie angemessen. Das lag am Material, das sich der Körperform des Trägers anpasste.
Albun Kmunah ging ins Bad und betrachtete sich im Spiegel. Er war nicht einmal sonderlich überrascht, seinen eigenen Körper darin zu sehen, aber irgendwie empfand er ein erhebendes Gefühl. Er war nun nicht ein Bewusstsein von sieben in einem fremden Körper, sondern die Tatsache, dass das Konzept sein Aussehen hatte, bewies, dass ihm eine dominierende Rolle zugedacht war.
Er hatte seine Reifeprüfung in Kershyll Vanne bestanden.
Albun Kmunah war noch nicht soweit, sich mit den sechs Partialbewusstseinen auseinanderzusetzen. Soweit er die innere Situation erfassen konnte, harmonierten sie miteinander. Wieso auch nicht? ES legte größten Wert auf ultrapsychische Harmonie seiner Konzepte und war zweifellos auch in der Lage, aus dem Depot von zwanzig Milliarden Noemata jene zusammenzufügen, die die beste Konstellation ergaben.
Kershyll Vanne war der Prototyp gewesen. ES konnte aus den mit ihm gemachten Erfahrungen die Lehren ziehen.
Gab es irgendwo eine versteckte Hemmung, die seinen, Albun Kmunahs, Aktionsradius einengte? Etwas Derartiges konnte er nicht feststellen.
Er war in seiner Bewegungsfreiheit weit weniger beschnitten als es Kershyll Vanne gewesen war.
Albun Kmunah verließ das Haus.
Er betrat eine neue Welt, die ihm jedoch nicht fremd war, weil ihm ihre Erschaffung angekündigt worden war.
EDEN II!
Es war für ihn kein Geheimnis, wie dieses künstliche Paradies zustandegekommen war.
ES hatte den Planeten Goshmos Castle in zwei gleich große Hälften geteilt, nachdem die Ureinwohner, die Mucierer, zuvor evakuiert worden waren. Die eine Planetenhälfte war nicht mehr als ein Abfallprodukt des Teilungsprozesses, während die zweite Planetenhälfte zur neuen Heimat der Konzepte wurde. Sie lebten auf der flachen äquatorialen Schnittfläche, die einen Durchmesser von 9635 Kilometer hatte.
Aber so flach, wie diese Scheibe hätte sein müssen, war sie gar nicht, und überhaupt erinnerte nichts mehr daran, dass EDEN II im Grunde genommen der Querschnitt durch einen Planeten mit seinem glutflüssigen Kern war.
Es gab auf EDEN II Gebirgszüge und Täler, Flüsse und Meere, Wälder und Nährpflanzenkulturen. Und eingebettet in diese künstliche Landschaft, die doch wie natürlich gewachsen aussah, waren ganze Städte aus Fertighäusern, Kraftwerke und Industrieanlagen – und sie alle trugen den Stempel aphilischer Architektur. Das Landschaftsbild wurde dadurch jedoch nicht gestört.
Albun Kmunahs Haus stand am Rand eines Jungwalds und hatte von seinem erhöhten Standort einen guten Überblick über eine Wohnsiedlung, die aus einigen hundert bunt zusammengewürfelten Häusern bestand. Dahinter schlängelte sich ein breiter Strom zwischen den Hügeln dahin, die sich einige Kilometer weiter zu einer Gebirgskette erhoben. Die Berge verloren sich im Dunst.
Albun Kmunah wippte auf den Zehen. Er schätzte die Schwerkraft auf ein Gravo. Würde sie sich zum Rand der Planetenscheibe, die EDEN II im Grunde genommen war, abschwächen, oder hatte ES durch künstliche Regulierung dafür gesorgt, dass überall im Paradies die gleiche Gravitation herrschte?
Der Himmel war blau. Es war ein dunkles, sattes Blau, durch das die Sterne eines fremden Himmels schimmerten. Albun Kmunah musste plötzlich lächeln. Er sprach von fremden Sternen, wiewohl er nie jenen Sternenhimmel gesehen hatte, der zur Erde gehörte.
Ihm waren alle Sternbilder fremd, die er je auf irgendwelchen Planetenhimmeln gesehen hatte. Aber dieser Himmel würde von Bestand sein, denn er gehörte zur neuen Heimat der Konzepte, an ihn würde er sich gewöhnen.
»Irrtum, mein Freund«, ertönte da die Stimme einer Frau hinter ihm. Sie war groß und schlank und wohlproportioniert. Er schätzte, dass sie nicht viel jünger als er selbst war. Sie machte einen überaus gepflegten Eindruck. Ihr Gang war leichtfüßig, aber andererseits etwas zu burschikos, wie er fand. Ihre fast betonte Schlaksigkeit hätte eher zu einer Halbwüchsigen gepasst als zu einer Frau ihres Alters.
»Sind Sie Telepathin?«, fragte Albun Kmunah.
Sie lachte und schüttelte den Kopf.
»Nein, das nicht, aber egal, welche Spekulationen Sie eben über EDEN II angestellt haben, sie treffen bestimmt nicht zu. Ich weiß, dass Sie erst erwacht sind, und alle Basisinformationen, die Sie von ES erhalten haben, sind längst überholt.«
»Ich habe gerade daran gedacht«, erklärte Albun Kmunah, »dass ich mich an den Anblick des Sternhimmels bald gewöhnen werde.«
Die Frau lachte wieder.
»Sagte ich nicht, dass Sie sich irren? Wir machen hier nur Zwischenstation. Es ist die dritte Etappe unserer Reise ... Es wurde schon erwogen, unsere Zeitrechnung nach solchen Etappen zu erstellen. Aber das bringt Schwierigkeiten mit sich. Denn entweder müssten wir die Länge der Flugetappen auf eine Norm bringen, was unseren Aktionsradius stark beschneiden würde, oder unser Zeitmaß wäre ein einziges Chaos. Der Antrag auf Etappenzeit kann aber ohnehin nicht ernst genommen werden ...«
»Das kommt alles ein wenig plötzlich für mich«, sagte Albun Kmunah leicht verwirrt. »Wie lange habe ich denn ... geschlafen?«
»Na, es werden so an die zwanzig Jahre der alten Zeitrechnung gewesen sein«, sagte die Frau. »Ist das ein Schock für Sie?«
Kmunah schüttelte den Kopf.
»Es ist nur so, dass man in der Bewusstseinsballung von ES jeglichen Zeitbegriff verliert.«
»Ich verstehe.« Die Frau biss sich auf die Lippen, zeigte aber sofort ein strahlendes Lächeln. »Für mich liegt das alles schon weit zurück.« Sie hakte sich bei ihm unter. »Kommen Sie, ich führe Sie ins Paradies ein. Aber zuerst sollte ich mich vorstellen. Ich bin Ariadne. Das ist ein Kunstwort, gebildet aus den Namen der sieben Bewusstseine, aus denen ich ursprünglich gebildet wurde: Albion, Rhena, Ilgard, Axton, Dillane, Notra und Eriane. Jetzt sind wir natürlich längst schon eine Einheit.«
»Ich bin auch ein Siebener-Konzept«, sagte Albun Kmunah.
Ariadne lachte.
»Darauf bilden Sie sich nur nicht zuviel ein. Auf EDEN II gibt es nur Siebener-Konzepte. Das heißt, keiner von uns vereinigt weniger als sieben Noemata in sich. Insgesamt sind wir an die drei Milliarden. Aber diese Zahl ist im Sinken begriffen.«
»Sie meinen, die Sterblichkeitsrate ist höher als die Zahl der Geburten?«
Die Frau seufzte.
»Sie müssen völlig umdenken – äh – wie war doch Ihr Name?«
»Albun Kmunah.«
»So heißt wohl eines Ihrer Teilbewusstseine, mit dem Sie sich identifizieren? Egal, ich werde Sie Albun nennen. Wir sind nicht demselben Lebenszyklus wie die Menschen unterworfen, aus denen wir hervorgegangen sind, Albun. ES hat uns die Möglichkeit gegeben, aus dem Teufelskreis von Geburt und Leben auszubrechen. Wir brauchen uns nicht zu vermehren, um unsere Art zu erhalten. Im Gegenteil ... Wir besitzen eine Art Unsterblichkeit, deshalb brauchen wir uns nicht fortzupflanzen. Wir müssen uns nur weiterentwickeln, darauf kommt es an. Aber lassen wir das. Spekulationen über die Zukunft würden zu weit führen und Ihre Verwirrung nur noch steigern. Außerdem – Sie werden die Zukunft erleben. Sie sind unsterblich, wenn auch nicht als Albun Kmunah.«
»Für mich ist das bereits die Zukunft«, sagte er.
*
Albun Kmunah konnte sich rasch in die Gesellschaft integrieren. Er hatte nur Anlaufschwierigkeiten, solange sich die in ihm vereinigten Noemata jedes als eigenes Bewusstsein sahen. Doch die Vereinigung ging fast wie von selbst vor sich, es war ein progressiver Verschmelzungsprozess. Jetzt verstanden sich alle sieben Noemata als eine Einheit, aber das Konzept hatte den Namen des ursprünglichen Führungsbewusstseins beibehalten – aus reiner Gewohnheit.
Eigentlich gab es auf EDEN II keine Gesellschaft im herkömmlichen oder menschlichen Sinn – es war eine Lebensgemeinschaft, in der keinem Konzept eine bestimmte Funktion aufgedrängt wurde und wo jeder tun und lassen konnte, was er wollte, solange es nicht gegen den Plan der Vollendung gerichtet war. Aber der gesunde Arterhaltungstrieb eines Konzepts verhinderte ohnehin von selbst, dass man gegen seine Bestimmung handelte.
Albun Kmunah hatte anfangs versucht, sich wieder in seinem Fach, der Alpha-Mathematik, zu betätigen. Doch je mehr er mit den anderen Noemata verschmolz, desto deutlicher erkannte er, dass das Jonglieren und Abstrahieren mathematischer Begriffe, das sein aphilisches Leben auf der Erde ausgefüllt hatte, ihn nun nicht mehr reizen konnte. Das Verständnis für artfremde Begriffe und die Gabe, Verhaltensweisen fremder Intelligenzen rechnerisch zu erfassen, blieb ihm zwar, aber er versuchte nicht mehr, sich darin weiterzubilden. Die anderen Noemata beeinflussten ihn ganz ohne Zwang dahingehend, dass er sich immer mehr den schönen Künsten widmete.
Das war ebenfalls nur eine kurze Übergangsphase, aber wenigstens kam er über die Kunst zur Philosophie und zu den Geisteswissenschaften. Und hier fand er ein Betätigungsfeld, das allen sieben Noemata gerecht wurde: die Parapsychologie.
Damit war Albun Kmunahs Reifeprozess abgeschlossen.
Er war ein vollwertiges Konzept, wie ES es für den Plan der Vollendung vorsah. Und ihm wurde bewusst, wie weit er sich vom Menschsein entfernt hatte.
Zwischen dem Homo sapiens und dem Konzept gab es eine so weite Kluft auf der Evolutionskurve wie zwischen den Primaten und dem Cro-Magnon. Das hatte mit dem Aussehen nichts zu tun, denn Konzepte unterschieden sich von den Menschen rein äußerlich überhaupt nicht. Der Unterschied lag tiefer und umfasste das gesamte geistige Spektrum vom Infrapsychischen bis zum Ultrapsychischen.
Man konnte es auf einen einfachen Nenner bringen: Die Konzepte waren den Menschen, aus denen sie in einem Nebenast der Evolution hervorgingen, geistig überlegen.
Doch für ein Konzept war das eine nüchterne Tatsache, und kein Grund zur Überheblichkeit. Sie fühlte sich vor allem anders.
Albun sagte einmal zu Ariadne: »Wir entfernen uns vom Menschsein in dem Maß, wie sich EDEN II von seinem Ursprungsort entfernt.«
»Du hast einen Fehler, Albun«, sagte sie bedauernd. »Du stellst immer noch Vergleiche zwischen uns und dem Homo sapiens an. Aber«, fügte sie schnell hinzu und lächelte entwaffnend, »ich mag dich, wie du bist. Und besonders mag ich es, wenn dein Kmunah-Noema durchbricht.«
»Du legst es wohl darauf an, mich in Verlegenheit zu bringen.«
»Erraten. Denn gerade deine menschlichen Schwächen machen dich besonders liebenswert. Und ich meine das als Kompliment, denn es ist bestimmt nur von Vorteil für uns, dass wir unsere Gefühlswelt auf diese Entwicklungsstufe herübergerettet haben. Emotionen sind das Salz des Lebens, Albun, und wir werden sie auch dann nicht missen können, wenn wir dereinst Vollkommenheit erlangt haben.«
Er widerstand dem Impuls, sie in die Arme zu nehmen, denn das hatte sie bestimmt nicht gemeint. Und er sah sich selbst gegenüber ein, dass das ein unverzeihlicher Rückfall in die vorkonzeptionelle Zeit gewesen wäre.
*
Es war die achte Etappe. EDEN II hatte längst schon jene Regionen hinter sich gelassen, in die Menschen vorgedrungen waren. Die Konzepte kamen sozusagen in kosmisches Neuland, und sie feierten das als Beginn einer neuen Epoche.
EDEN II machte in einem Sonnensystem mit drei Planeten halt. Bei der Sonne handelte es sich um einen Pulsar, der sich mitten in einer Plusphase befand, was heißt, dass er gerade seine größten Aktivitäten entwickelte. Zu aller Überraschung wurde auf dem dritten Planeten Leben festgestellt.
Es gab dort sogar Intelligenzwesen, die ihren Lebensrhythmus den Phasen des pulsierenden Sterns angepasst hatten. Erste Untersuchungen ergaben, dass diese Lebewesen in den Minusphasen eine Art Winterschlaf hielten, wie überhaupt die gesamte Flora und Fauna in dieser lebensfeindlichen Eisperiode erstarrte. Erst wenn sich der Pulsar aufheizte, erblühte auch die Natur des dritten Planeten, das Leben erwachte aus seinem Kälteschlaf und entfaltete sich.
Es braucht nicht eigens erwähnt zu werden, dass sich unter diesen Bedingungen intelligentes Leben nur langsam entwickeln konnte, und auf einer entsprechend niedrigen Stufe standen die Bewohner von Flacker III, obwohl der Planet ein viel höheres Alter als etwa die Erde hatte.
Dennoch waren die Konzepte von dieser Zivilisation fasziniert, wie sie überhaupt allem Neuen aufgeschlossen waren. Sie saugten an Wissenswertem alles auf, was für sie erreichbar war. Entsprechend groß war auch der Andrang auf die wenigen Raumschiffe, die zur Verfügung standen.
Ariadne hatte jedoch für sich und Albun eine Passage für den zweiten Transport bekommen können. Als sie ihm die freudige Nachricht überbrachte, zeigte er jedoch wenig Begeisterung.
»Ich stecke mitten in einer neuen Versuchsreihe«, sagte er. »Wenn ich meine Arbeit jetzt unterbreche, dann wirft mich das zurück.«
»Du bist praktisch unsterblich, Albun«, argumentierte sie. »Dir steht alle Zeit des Universums zur Verfügung.«
»Weißt du auch, wie unsere Unsterblichkeit funktioniert?«, fragte er.
»Nicht genau ...«
»Ich glaube, ich bin unserem Geheimnis auf der Spur. Ich werde es dir erklären.«
»Das kannst du auch auf dem Flug nach Flacker III.«
Er gab sich geschlagen. Auf dem Flug zum dritten Planeten des Pulsars setzte er ihr seine Forschungsergebnisse auseinander.
»Solange wir Menschen waren, haben wir uns überschätzt«, begann er. »Aber seit wir Konzepte sind, unterschätzen wir die Menschen.«
»Eine wirklich sensationelle Erkenntnis«, meinte sie spöttisch.