Perry Rhodan 846: Die Flucht des Laren - Ernst Vlcek - E-Book

Perry Rhodan 846: Die Flucht des Laren E-Book

Ernst Vlcek

0,0

Beschreibung

Er ist der letzte der Unterdrücker - er wird gehaßt und verfolgt Nach den Abenteuern, die sich um BULLOC und Perry Rhodan, den Gefangenen der vierten und mächtigsten Inkarnation BARDIOCS, und um die SOL ranken, die sich auf der Suche nach ihrem verschollenen Kommandanten befindet, haben wir umgeblendet. Der gegenwärtige Schauplatz ist wieder die Menschheitsgalaxis. Hier schreiben wir Mitte April des Jahres 3585, und die Völker der Milchstraße erfreuen sich ihrer wiedergewonnenen Freiheit. Denn inzwischen existiert die Macht des Konzils der Sieben nicht mehr. Die Laren, die Unterdrücker der Galaxis, haben die Überschweren, ihre Verbündeten, notgedrungen im Stich gelassen. Unter dem Zwang des Energiemangels stehend, erhofften sie sich eine Verbesserung ihrer Lage, als sie durch das von den Keloskern künstlich erschaffene Black Hole flogen. Dass die Laren einem perfekten Täuschungsmanöver aufgesessen sind, ist ihnen auch schon klar geworden. Doch sie können nichts dagegen tun, denn sie sind im Dakkardimballon der Zgmahkonen gefangen. Hotrenor-Taak, der ehemalige Verkünder der Hetosonen, hat seine Flotte, die in die Sternenfalle ging, jedoch nicht begleitet. Der Chef der Laren blieb statt dessen in der Galaxis zurück, obwohl sein Schicksal hier nicht gerade rosig zu nennen ist. Als letzter der Unterdrücker wird er gehetzt und verfolgt - das zeigt DIE FLUCHT DES LAREN ...

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Veröffentlichungsjahr: 2011

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Nr. 846

Die Flucht des Laren

Er ist der letzte der Unterdrücker – er wird gehasst und verfolgt

von ERNST VLCEK

Nach den Abenteuern, die sich um BULLOC und Perry Rhodan, den Gefangenen der vierten und mächtigsten Inkarnation BARDIOCS, und um die SOL ranken, die sich auf der Suche nach ihrem verschollenen Kommandanten befindet, haben wir umgeblendet.

Der gegenwärtige Schauplatz ist wieder die Menschheitsgalaxis. Hier schreiben wir Mitte April des Jahres 3585, und die Völker der Milchstraße erfreuen sich ihrer wiedergewonnenen Freiheit.

Denn inzwischen existiert die Macht des Konzils der Sieben nicht mehr. Die Laren, die Unterdrücker der Galaxis, haben die Überschweren, ihre Verbündeten, notgedrungen im Stich gelassen. Unter dem Zwang des Energiemangels stehend, erhofften sie sich eine Verbesserung ihrer Lage, als sie durch das von den Keloskern künstlich erschaffene Black Hole flogen.

Dass die Laren einem perfekten Täuschungsmanöver aufgesessen sind, ist ihnen auch schon klar geworden. Doch sie können nichts dagegen tun, denn sie sind im Dakkardimballon der Zgmahkonen gefangen.

Hotrenor-Taak, der ehemalige Verkünder der Hetosonen, hat seine Flotte, die in die Sternenfalle ging, jedoch nicht begleitet. Der Chef der Laren blieb statt dessen in der Galaxis zurück, obwohl sein Schicksal hier nicht gerade rosig zu nennen ist.

Die Hauptpersonen des Romans

Hotrenor-Taak – Der letzte Lare wird gefasst.

Daroque – Hotrenor-Taaks Verteidiger.

Zotarc – Hotrenor-Taaks Ankläger.

Trookan – Leticrons »Sohn«.

Derk Kaarlberk

1.

Es trieb ihm bereits das Blut aus Ohren, Nase und Mund. Er konnte gar nichts dagegen tun, er hatte nicht einmal die Kraft, die Nasenöffnungen zu schließen.

Trotzdem gab er nicht auf. Er hoffte immer noch, dass der Andruckabsorber einsetzen würde. Und so beschleunigte er weiter. Es war seine einzige Chance.

Er musste diese Linearetappe schaffen, um Olymp zu erreichen.

Vor seinen Augen verschwamm alles. Er sah nur undeutlich die Gravitationsanzeige. Sechs Gravos. Das rote Flüssigkeitsfeld wanderte schnell auf die Sieben zu. Der Andruck wurde für ihn immer unerträglicher.

Seit den Tagen seiner Ausbildung vor vielen Jahren hatte er eine solche Belastung nicht mehr ertragen müssen. Das war schon so lange her, dass er sich kaum noch daran erinnern konnte. Aber die Erinnerung an diese Strapazen und seinen jungen Körper hätte ihm auch nicht weitergeholfen. Jetzt war er alt, sein Körper an diese Belastung nicht mehr gewöhnt.

Er versuchte, den Mund zu schließen, um den Fluss des gelben Blutes aufzuhalten, aber die steigende Schwerkraft presste ihm unbarmherzig die Kiefer auseinander.

Eine unsichtbare Riesenfaust schien ihn in den Kontursessel zu drücken, der nicht einmal der larischen Anatomie angepasst war. Der Sitz war für einen Menschen gedacht.

Acht Gravos!

Hotrenor-Taak gab einen gurgelnden Laut von sich. Er ertrug es nicht mehr länger. Wenn der Andruckabsorber sich nicht doch noch einschaltete, würde er innerhalb der nächsten Minuten zerquetscht werden. Und dann war alles umsonst gewesen.

Er hätte dieses Risiko nicht eingehen sollen.

Es wäre besser gewesen, diese terranische Korvette nicht zu kapern. LOTOSBLUME – was für ein hochtrabender Name für ein solches Wrack! Das 60-Meter-Schiff war im wahrsten Sinne des Wortes nur notdürftig zusammengeflickt. Ein Wunder, dass er überhaupt soweit damit gekommen war.

Er bereute es längst, dass er den Prospektoren ihr Schiff abgenommen hatte. Vielleicht wäre es klüger gewesen, sich von ihnen scheinbar gefangen nehmen und in die Zivilisation bringen zu lassen.

Noch vernünftiger wäre es gewesen, bei den 57 ausgebrannten SVE-Raumern unbemerkt zurückzubleiben und auf das Eintreffen einer terranischen Patrouille zu warten.

Doch seine Überlegungen waren müßig.

Das Messgerät zeigte bereits zehn Gravos an, und ein Ende der Beschleunigungsphase war nicht abzusehen. Das Schiff hatte längst noch nicht die Mindestgeschwindigkeit erreicht, um in den Linearflug übergehen zu können. Die Beschleunigungswerte der LOTOSBLUME waren eher dürftig.

Wahrscheinlich aber rettete ihm dies sogar das Leben. Denn wäre das Schiff rascher auf Touren gekommen, hätte er unter dem abrupt wachsenden Andruck vermutlich das Bewusstsein verloren.

So konnte er wenigstens versuchen, das Schlimmste abzuwenden. Er wollte den einen Arm heben, doch es schien, als hingen bleierne Gewichte daran. Obwohl er als Lare an 1,31 Gravos gewöhnt war, hätte ein durchtrainierter Terraner diese Belastung zweifellos besser ertragen. Er aber war alt ...

Es wäre so leicht gewesen, sich einfach den Beharrungskräften zu überlassen, die gnadenlos an seinem Metabolismus zerrten.

Doch er war zeit seines Lebens ein Kämpfer gewesen. Und er dachte auch jetzt nicht daran, aufzugeben.

Noch einmal mobilisierte er seine letzten Kraftreserven.

Langsam, wie in Zeitlupe, krochen seine Finger über die Lehne, näherten sich dem Druckknopf für die Notschaltung. Endlich hatte er ihn erreicht. Für den Bruchteil einer Sekunde schwebte seine Hand über dem roten Knopf, der seine Rettung bedeutete. Dann ließ er die Hand einfach sinken. Sie sackte hinunter.

Im selben Moment wurde der Antrieb ausgeschaltet. Die LOTOSBLUME flog im freien Fall weiter.

Hotrenor-Taak rührte sich nicht aus dem Kontursessel. Er ließ einfach die Schwerelosigkeit auf sich wirken. Sein Körper, der gerade noch der ungeheuren Gravitation ausgesetzt war, reagierte auf die plötzliche Veränderung mit Schmerz. Das Pochen in seinem Kopf legte sich nur langsam. Hotrenor-Taak hatte sogar das Gefühl, für eine Weile das Bewusstsein verloren zu haben.

Aber jetzt fühlte er sich besser. Als er sich im Kontursessel bewegte, stoben Perlen gelben Blutes von ihm fort. Sie strebten nach allen Richtungen davon, bis sie auf Widerstand trafen und als kleinere Fragmente zurückgeschleudert wurden.

Der Lare schüttelte den Kopf. Die Bewegung fiel zu heftig aus, aber wenigstens war sein Verstand daraufhin klarer.

Ein Blick auf die Armaturen zeigte ihm, dass er sich von den ursprünglichen Koordinaten nur wenige Millionen Kilometer entfernt hatte. Es war nur ein kleiner Schritt auf dem lichtjahreweiten Weg nach Olymp. Dabei wäre diese Distanz im Linearraum leicht zu überwinden gewesen. Der Antrieb hätte die Strecke mühelos geschafft, denn Hotrenor-Taak hatte ihn vor dieser letzten Etappe noch einmal überholt. Er hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit einem Ausfall des Andruckabsorbers.

Er traute sich ohne weiteres zu, auch diesen Schaden zu beheben, wenn er nicht zu gravierend war.

Er stieß sich vom Kontursessel ab und trieb zur Decke hinauf. Er musste sich erst wieder an die Schwerelosigkeit gewöhnen, musste lernen, die Kraft seiner gefühllos gewordenen Glieder richtig zu dosieren.

Im Zickzackflug erreichte er das Schott der Kommandozentrale, machte dort jedoch kehrt und schwebte zum Eingang des Antigravlifts. Obwohl auch dieser ausgefallen war, bot der Schacht dennoch die direkteste Verbindung zu den unteren Schiffssektionen.

Hotrenor-Taak glitt in den Antigravschacht, stieß sich vom Rand der Öffnung leicht ab und schwebte langsam hinunter. Einige Etagen tiefer fing er sich ab und ließ sich in den dahinterliegenden Maschinenraum treiben. Er musste nur dreimal seine Richtung korrigieren, um das klobige Gebilde des Andruckneutralisators zu erreichen.

Bevor er sich daranmachen konnte, die Maschine zu untersuchen, hatte er einen plötzlichen Schwächeanfall zu überwinden. Der kurze Beschleunigungsflug hatte ihn ziemlich viel Substanz gekostet. Aber es hätte schlimmer kommen können.

Nachdem er sich wieder gesammelt hatte, zeigte eine oberflächliche Überprüfung des Andruckneutralisators, der auf dem Antigravprinzip beruhte, dass hier nichts zu wollen war.

Der Andruckabsorber war einfach ausgebrannt, es handelte sich um eine natürliche Abnützungserscheinung. Eigentlich war es ein Wunder, dass das altersschwache Ding überhaupt so lange durchgehalten hatte.

Doch das war für Hotrenor-Taak ein schwacher Trost. Er hätte sich nicht mehr als eine einzige Stunde Betriebsdauer gewünscht. Dann hätte er sein Ziel erreichen können. Olymp war schon so nahe – doch durch den Ausfall des Andruckabsorbers war er für den Laren in unerreichbare Ferne gerückt.

Er konnte die LOTOSBLUME nur noch mit den Werten eines normalen Gleiters beschleunigen. Auf diese Weise würde er aber nie jene Geschwindigkeit erreichen können, um in den Linearflug überzugehen. Und im Normalflug würde er Olymp erst in Tausenden von Jahren erreichen.

Niedergeschlagen kehrte der Lare in die Kommandozentrale zurück. Es hatte keinen Zweck, an eine Reparatur des Andruckabsorbers zu denken. Er hätte ihn schon durch eine komplette Maschine ersetzen müssen, und eine solche Ersatzmaschine gab es auf der LOTOSBLUME nicht, denn die Prospektoren waren nicht gerade mit Reichtum gesegnet gewesen.

Er befand sich in einer Zwangslage, wie er sie sich nicht einmal in seinen düstersten Träumen ausgemalt hatte. Hier, im Leerraum, fernab der frequentierten Raumrouten, konnte er nicht hoffen, ohne sein Zutun zufällig gefunden zu werden.

Er würde schon auf sich aufmerksam machen müssen. Aber gerade davor schreckte er zurück.

Wenn er jetzt Notsignale funkte, so würden diese früher oder später bestimmt aufgefangen werden. Doch konnte er sich nicht aussuchen, wer die Signale empfing. Dabei war es gerade für ihn als Laren wichtig, dass nicht x-beliebige Raumfahrer auf ihn aufmerksam wurden. Schließlich waren die Laren das meistgehasste Volk dieser Galaxis. Und er als ihr Oberhaupt, der Verkünder der Hetosonen, durfte am wenigsten Gnade erwarten.

Aber er hatte keine Wahl.

Er hatte sich dazu entschlossen, in der Milchstraße zu bleiben und die Terraner um Asyl zu bitten. Wollte er nicht für ewig in diesem Raumsektor verschollen bleiben, musste er die Aufmerksamkeit auf sich lenken.

2.

Wir hatten das Schiff der Überschweren schon beim Anflug an den vierten Planeten geortet, ließen es jedoch landen und begaben uns selbst in den Ortungsschutz der Sonne. Von dort nahmen wir Fernortungen des vierten Planeten vor. Da er in den Sternkatalogen als unbewohnt galt, obzwar mit einer Sauerstoffatmosphäre versehen und lebensfreundlichen Bedingungen, vermuteten wir, dass die Überschweren dort einen geheimen Stützpunkt unterhielten. Doch die Fernortungen erbrachten keine diesbezüglichen Ergebnisse. Und als die Überschweren nach drei Norm-Tagen wieder starteten, entschlossen wir uns zum Angriff.

Unsere Patrouille bestand zu diesem Zeitpunkt noch aus acht Schiffen. Zwei hatten die Blues beigetragen, drei die Akonen und ebenfalls drei wir Arkoniden.

Wir stießen zu acht aus dem Ortungsschutz der Sonne auf den Gegner zu. Unseren Aufruf zur Kapitulation beantworteten die Überschweren mit einer Geschützsalve, woraufhin unser Patrouillenkommandant Peralt von Yonth-Paero ebenfalls das Feuer eröffnen ließ.

Die Überschweren hatten keine Chance. Wir zerschossen ihr Schiff bereits im ersten Ansturm, aber sie gaben nicht auf. Sie boten unserem Enterkommando einen erbitterten Kampf Mann gegen Mann – und bis zum letzten Mann. Wir machten insgesamt drei Gefangene, und diese waren so schwer verwundet, dass sie nicht mehr die Kraft hatten, eine Waffe zu halten, sonst hätten sie vermutlich noch weitergekämpft.

Bei der Durchsuchung des Wracks mussten wir feststellen, dass die Überschweren alle wichtigen Unterlagen vernichtet hatten, und von den schwerverletzten Gefangenen war nicht in Erfahrung zu bringen, in welchem Auftrag sie auf Planet vier gelandet waren.

Als wir noch tiefer ins Schiff vordrangen, kamen wir zu einer Zelle, in der wir einen Gefangenen vorfanden.

Ich war zusammen mit dem Blue Zotarc unterwegs, der nicht nur Kommandant der Entermannschaft war, sondern auch Wortführer der Blues innerhalb unserer Patrouille.

Zotarc wollte auf den Gefangenen sofort schießen, doch ich hinderte ihn daran.

»Das ist kein Überschwerer!«, erklärte ich ihm schnell.

Der Blue ließ seinen Linsenkopf vor dem Eingang der Zelle pendeln und betrachtete den Gefangenen mit seinen Katzenaugen kritisch.

»Was ist es denn?«, fragte er.

Darauf konnte ich ihm keine Antwort geben, weil ich mir über den Fremden selbst nicht klarwerden konnte.

Ich muss zugeben, dass ich ihn auf den ersten Blick selbst für einen Überschweren gehalten hatte, weil er unverkennbar die Statur eines solchen hatte. Doch besaß er eine Haut, die die Farbe von Vulkanschlacke hatte und ebenso rau und rissig war.

Darüber hinaus besaß er lange Affenarme mit prankenartigen, kräftigen Händen und gebogenen Krallen an den Fingern.

Er war völlig nackt und kauerte wie ein verängstigtes Tier in einer Ecke. Die Muskelstränge am Oberkörper und den Armen zuckten nervös. Über seine Lippen kam ein unartikulierter Laut.

»Ein Wilder«, konstatierte Zotarc. »Ein degenerierter Überschwerer. Ich nehme ihn mit auf die FLÖN.«

Und er zog den Paralysator und bestrich den Gefangenen mit einem konzentrierten Strahl. Es dauerte über eine halbe Minute, bis der Koloss sich nicht mehr regte.

Über Sprechfunk forderte Zotarc seine Soldaten auf, den Gefangenen mit einer Antigravbahre abzuholen. Dann wandte er sich an mich und zirpte mich mit befehlsgewohnter Stimme an: »Veranlassen Sie, dass die Verwundeten auf die GUNBATA gebracht werden, Daroque.«

»Aber wieso ausgerechnet auf ein arkonidisches Schiff?«, lenkte ich ein.

Er fuchtelte aufgebracht mit seinen Armen.

»Wieso! Wieso! Sind sich die Arkoniden zu gut für einen Verwundetentransport? Machen Sie schon, Daroque. Ich bin es nicht gewohnt, Befehle zu wiederholen.«

Ich blieb stur.

»Und ich bin es nicht gewohnt, von jemand anders als vom Patrouillenkommandanten oder meinem Kapitän Befehle entgegenzunehmen.«

»Sie können sich meinetwegen diesen Befehl nachträglich von Yonth-Paero bestätigen lassen. Aber jetzt sputen Sie sich.«

Ich warf noch einen letzten Blick auf den verwildert wirkenden Fremden, der paralysiert am Boden lag, dann machte ich mich auf, um Zotarcs Befehl nachzukommen.

Manchmal hatte ich den Eindruck, dass nicht der Akone Peralt von Yonth-Paero, der Kommandant unserer GAVÖK-Patrouille war, sondern der Blue Zotarc.

*

Ich kehrte auf die WOLAN zurück und sprach sofort beim Kommandanten vor.

Terc war ein alter Mann, den man besser nicht in einen solchen Einsatz geschickt hätte. Unsere Aufgabe bestand darin, Splittergruppen der Überschweren aufzuspüren, Stützpunkte auszumachen, feindliches Kriegsmaterial sicherzustellen und alle diese Informationen an die zentralen Stellen der GAVÖK weiterzuleiten. Die direkte Auseinandersetzung sollten wir tunlichst meiden und uns höchstens dann auf Kämpfe einlassen, wenn das Risiko gleich Null war. So wie in dem vorangegangenen Fall.

Unser Einsatz war also keineswegs gefährlich. Aber er wurde dadurch delikat, dass der Patrouille Vertreter dreier Volksgruppen angehörten. Es bedurfte eines gewissen Fingerspitzengefühls aller drei Kommandanten, die unterschiedlichen Interessen auf einen Nenner zu bringen und hinter das Gemeinwohl zu stellen. Wenn die GAVÖK im großen und ganzen auch recht gut funktionierte, im kleinen Kreis harmonisierten die Vertreter der verschiedenen Völker nicht so gut miteinander.

Terc war offenbar überfordert. Trotz seines hohen Alters gehörte er zwar keineswegs zu jenen degenerierten Arkoniden, für die lächerliche Spielereien, elektronische Farborgien und jegliche andere Art von Vergnügen der Inbegriff des Lebens waren. Er war ein Neu-Arkonide, so wie ich. Wenn ich dennoch kein großes Vertrauen in ihn setzte, dann deshalb, weil ich ihn einfach für unfähig hielt.

Er konnte sich gegenüber den anderen GAVÖK-Vertretern nicht durchsetzen. Er war ein Mitläufer und hatte womöglich noch weniger Durchschlagskraft als unser Oberbefehlshaber Peralt von Yonth-Paero. Und das nützte Zotarc weidlich aus.

»Kommandant«, sagte ich zu ihm. »Zotarc hat angeordnet, dass unsere Verletzten und die gefangenen Überschweren mit der GUNBATA abtransportiert werden sollen. Das dürfen Sie nicht zulassen.«

Terc lächelte unsicher. Eigentlich wirkte er in jeder Lebenslage unsicher. Er versuchte das dadurch zu überspielen, indem er Ruhe und Ausgeglichenheit vortäuschte.

»Und warum nicht?«, wollte er wissen.

»Weil sich dann das Kräfteverhältnis zugunsten der Blues verlagert«, erklärte ich. »Zotarc war unser drittes Schiff schon immer ein Dorn im Auge. Und bei der nächsten Gelegenheit wird er die Akonen veranlassen, ihren Schiffsanteil der Flotte auf ebenfalls zwei Einheiten zu reduzieren.«

»Ach, Unsinn, Daroque«, meinte Terc leichthin. »Wir arbeiten zusammen, nicht gegeneinander. Ihr Glaube an die GAVÖK scheint auf sehr schwachen Beinen zu stehen.«

»Zotarc ist kein Maßstab für die GAVÖK«, erwiderte ich. »Aber er kann für unsere Patrouille zum Problem werden. Ist Ihnen denn noch nicht aufgefallen, dass er jede Möglichkeit wahrnimmt, um vor allem den Interessen seines Volkes zu dienen? Soll er doch den Verwundetentransport mit einem der vielen Beiboote seiner großen Diskusraumer abwickeln. Und überhaupt – wieso sollen wir die Verwundeten nicht an Bord behandeln?«

»Yonth-Paero hat entschieden, dass die Verwundeten zu einem planetaren Medozentrum gebracht werden«, antwortete Terc. »Er war es, der angefragt hat, ob ich dafür die GUNBATA zur Verfügung stelle. Natürlich konnte ich ihm diesen Wunsch nicht abschlagen. Darüber erübrigt sich jede weitere Diskussion, Daroque.«

Da die Entscheidung gefällt war, hatte es ohnehin keinen Zweck mehr, ihm zu erklären zu versuchen, dass der akonische Kommandant unter dem Einfluss des Blues gehandelt hatte.