Perry Rhodan 912: Die Truppe der Berserker - Ernst Vlcek - E-Book

Perry Rhodan 912: Die Truppe der Berserker E-Book

Ernst Vlcek

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Beschreibung

Boyt Margors Triumph - und Niederlage Zu Beginn des Jahres 3587 sind die Aufgaben, die sich Perry Rhodan und seine Leute in Algstogermaht, der Galaxis der Wynger, gestellt haben, praktisch zur Gänze durchgeführt. Das Sporenschiff PAN-THAU-RA stellt keine Gefahr mehr dar, denn es wurde befriedet und versiegelt; die Wynger gehen, befreit von der jahrtausendelangen Manipulation des Alles-Rads, einer neuen Zeit entgegen, und die SOL ist schließlich, wie schon lange versprochen, in den Besitz der Solgeborenen übergegangen und kurz darauf mit unbekanntem Ziel gestartet. Auch die BASIS wird Algstogermaht verlassen, sobald die drei Männer, die in selbstgewählter Mission noch unterwegs sind, an Bord zurückgefunden haben. Dann wird das Schiff die Suche nach der Materiequelle antreten. Um das Mittel, den Weg zur Materiequelle zu finden, geht es auch den in das Solsystem eingedrungenen Loowern. Sie wollen das "Auge", das nach wie vor im Besitz des Gäa-Mutanten Boyt Margor ist und das dieser skrupellos zur Ausweitung seiner persönlichen Macht einsetzt. Boyt Margor wähnt sich dem Endziel seines Machtstrebens bereits nahe - er geht aufs Ganze und mobilisiert DIE TRUPPE DER BERSERKER ...

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Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 912

Die Truppe der Berserker

Boyt Margors Triumph – und Niederlage

von ERNST VLCEK

Zu Beginn des Jahres 3587 sind die Aufgaben, die sich Perry Rhodan und seine Leute in Algstogermaht, der Galaxis der Wynger, gestellt haben, praktisch zur Gänze durchgeführt.

Das Sporenschiff PAN-THAU-RA stellt keine Gefahr mehr dar, denn es wurde befriedet und versiegelt; die Wynger gehen, befreit von der jahrtausendelangen Manipulation des Alles-Rads, einer neuen Zeit entgegen, und die SOL ist schließlich, wie schon lange versprochen, in den Besitz der Solgeborenen übergegangen und kurz darauf mit unbekanntem Ziel gestartet.

Auch die BASIS wird Algstogermaht verlassen, sobald die drei Männer, die in selbstgewählter Mission noch unterwegs sind, an Bord zurückgefunden haben. Dann wird das Schiff die Suche nach der Materiequelle antreten.

Um das Mittel, den Weg zur Materiequelle zu finden, geht es auch den in das Solsystem eingedrungenen Loowern. Sie wollen das »Auge«, das nach wie vor im Besitz des Gäa-Mutanten Boyt Margor ist und das dieser skrupellos zur Ausweitung seiner persönlichen Macht einsetzt.

Die Hauptpersonen des Romans

Boyt Margor – Der Gäaner fängt sich in seiner eigenen Falle.

Baya Gheröl – Boyt Margors Gefangene.

Nistor – Ein listenreicher Roboter.

Julian Tifflor – Der Erste Terraner trifft Vorsichtsmaßnahmen.

Goran-Vran, Fanzan-Pran und Lank-Grohan

1.

Baya Gheröl war von Anfang an in Großklause 2 untergebracht. Boyt Margor hatte sie als erste in diese aus drei einzelnen Hyperblasen zusammengesetzte Großraumnische mitgenommen.

Als Baya hierherkam, war noch alles kahl, und sie war ganz allein. Aber das blieb nicht lange so.

Bald schleppte Boyt die ersten Großcontainer mit technischen Geräten und Baumaterialien heran. Danach kamen die ersten Paratender, die die Großklause ausbauten.

Sie errichteten den Antigravlift, der die zehn Decks miteinander verband, installierten das Lebenserhaltungssystem und unterteilten die einzelnen Decks in weitere Etagen, setzten Zwischenwände ein und schufen so die verschiedenen Abteile.

Wie schon in Großklause 1 wurde Baya auch hier zusammen mit Boyt auf Deck 10 untergebracht. Aber sie bekam ihn kaum zu sehen. Baya glaubte dennoch nicht, dass er das Interesse an ihr verloren hatte. Er war im Moment nur damit beschäftigt, seine Macht auszuweiten.

Dazu gehörte es auch, dass er Paratender von Jota-Tempesto in die Großklause holte. Im Augenblick waren bereits zwei Dutzend dieser seltsamen Menschen in dem Wohnsektor von Deck 9 kaserniert.

Jene sechs Tempester, die Boyt beim ersten Mal von Jota-Tempesto mitgebracht hatte, sah Baya nie wieder. Von Goro, der sie in einem Wutanfall fast umgebracht hätte, wusste sie, dass er mit vier anderen Paratendern zu seiner Heimatwelt gegangen war, um Rekruten für Boyt anzuwerben.

Die anderen fünf Tempester-Tender waren mit Boyt in den Einsatz gegangen. Nur zwei von ihnen waren mit Boyt zurückgekehrt. Und diese beiden waren schwer verwundet. Anstatt sie ärztlicher Pflege zu überlassen, hatte Boyt die Verwundeten nach Jota-Tempesto zurückgebracht. Als sie sich bei Boyt nach ihrem Schicksal erkundigte, hatte dieser lakonisch geantwortet, dass die Großklause 2 kein Lazarett sei und er hier nur kampffähige Tempester-Tender brauchen könne.

Wie gesagt, es waren deren inzwischen zwei Dutzend. Aber auch um sie kümmerte sich Boyt überhaupt nicht. Er überließ sie einfach Doc Pontak, der seine liebe Not mit ihnen hatte. Er musste sie ständig unter Drogen halten und ihnen Beruhigungsmittel eingeben, damit sie nicht Amok liefen. Nur wenn Boyt anwesend war, legte sich die Aggression der Tempester-Tender.

Baya hatte herausgefunden, woran das lag. Boyt hatte ein Amulett, das aussah wie ein ungeschliffenes Mineral und das er an einem Reif um den Hals trug. Von diesem Amulett schien etwas auszugehen, das eine beruhigende Wirkung auf die Tempester-Tender ausübte. Baya hätte gerne gewusst, warum das so war. Doch sie hatte keine Gelegenheit, Boyt danach zu fragen, deshalb wandte sie sich an die Tempester-Tender selbst.

Sie hatte keine Angst vor ihnen. Das Erlebnis mit Goro hatte keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Sie wusste, dass er nicht persönlich für seine Tat verantwortlich zu machen war. Alle Tempester-Tender gehorchten einem starken inneren Trieb. Es war, um es mit Doc Pontaks Worten zu sagen, als seien sie entsprechend konditioniert worden.

Baya wartete auf eine günstige Gelegenheit, um unbemerkt Deck 9 aufsuchen zu können. Sie nützte dafür die Wachablösung und schlich in den Wohnsektor der Tempester-Tender. Dem Dienstplan entnahm sie, dass Doc Pontaks Visite bereits zwei Stunden zurücklag und die nächste Routineuntersuchung erst in einer Stunde stattfinden sollte. Das bedeutete, dass nicht alle Tempester-Tender unter Drogenwirkung standen und zumindest der eine oder andere ansprechbar war. Bei ihrem letzten Besuch hatte sie bereits Bekanntschaft mit einem Tempester geschlossen. Er hatte ihr aber nur verraten können, dass sein Name Jako war, bevor Doc Pontak eingetroffen war.

Diesmal hatte sie einen günstigeren Zeitpunkt gewählt.

Im Wohnsektor der Tempester-Tender gab es verschieden große Unterkünfte. In der Regel wurden die Tempester zu sechst untergebracht. Aber besonders Aggressive steckte man in Einzelzellen und zusätzlich in Fesselfelder.

Sie hatte einmal ein Gespräch zwischen Doc Pontak und einem seiner Gehilfen belauscht. Der Arzt hatte gesagt, dass die Tempester einem bestimmten Zyklus unterworfen waren. Auf eine Aggressionsphase folgte eine Phase der Regeneration, in der die Tempester zweifellos Kräfte sammelten. In dieser Phase waren sie friedlich. Dann konnte man sich mit ihnen vernünftig unterhalten, und sie verhielten sich wie ganz normale Menschen.

Aber irgendwann wurde ihr Aggressionstrieb wieder übermächtig. Es wurde dann immer schlimmer mit ihnen, und wenn diese kritische Phase ihrem Höhepunkt zustrebte, versagten selbst die Temperantia, die Doc Pontak verabreichte. Diese Fälle konnten nur noch durch Fesselfelder am Amoklaufen gehindert werden.

Baya erkannte an den roten Warnlampen über den Türen, dass bereits sieben Einzelzellen belegt waren. Sie las die Namensschilder und stellte erleichtert fest, dass Jako nicht in eine Einzelzelle gesteckt worden war.

Sie empfand diese Behandlung als unmenschlich, und die auf diese Weise gebändigten Tempester taten ihr leid. Aber sie wusste auch, dass sie in Freiheit vermutlich die gesamte Inneneinrichtung der Großklause demoliert hätten, bevor sie wieder ruhiger geworden wären.

Sie erreichte eine Tür und öffnete sie. Mit einem Blick stellte sie fest, dass nur vier der sechs Betten belegt waren. Und in einem lag Jako. Er war als einziger bei Bewusstsein.

Baya schlüpfte in den Schlafsaal und schloss hinter sich die Tür.

*

»Guten Tag, Jako«, begrüßte sie den Tempester. »Erinnerst du dich an mich?«

Der Tempester wandte müde den Kopf. Seine Gesichtsmuskeln waren schlaff, die Lider waren halb über den Augen geschlossen.

»Ah, ja«, sagte Jako mit ausdrucksloser Stimme. »Du bist die schreckhafte Halbjährige. Aber an deinen Namen erinnere ich mich nicht mehr.«

»Ich bin Baya, und gar nicht schreckhaft«, sagte Baya. »Ich fürchte mich nicht vor dir.«

»Bist du nicht davongelaufen?«

»Nicht vor dir, sondern vor Doc Pontak«, antwortete Baya. »Ich habe mich nicht einmal vor Goro gefürchtet, und der war viel wilder als du.«

»Du kennst Goro?«

»Er war hier. Ich habe mich mit ihm angefreundet. Aber dann schickte Boyt ihn nach Jota-Tempesto zurück, um deinem Volk seine Botschaft zu verkünden.«

»Ich weiß – Boyt ist der Totemträger«, sagte Jako. »Der Totemträger verkündet die Gebote der Tanzenden Jungfrau. Ich bin seinem Ruf gefolgt. Aber wo ist die Tanzende Jungfrau? Ich bin hier, um ihr zu dienen.«

Baya biss sich auf die Lippen. Sie wusste, dass Jako mit dem Totem Boyts Amulett meinte, und sie hätte gerne erfahren, was für eine Bewandtnis es damit hatte. Doch sie musste sehr vorsichtig sein, um nicht seine Aggressionen zu wecken.

»Goro hat mich eine Halbjährige genannt, Jako«, sagte Baya. »Und wie alt bist du?«

»Eineinhalb«, antwortete Jako. »Der Hohepriester sagte, dass wir schnelllebiger als andere Menschen sind.«

Baya wusste nicht sofort, wen Jako mit »Hohepriester« meinte. Aber dann fiel ihr ein, dass Boyt seinen früheren Cheftender von Klause 7, Guntram Peres, als Söldnerwerber nach Jota-Tempesto geschickt hatte.

»Was hat der Hohepriester noch über euch herausgefunden?«, fragte Baya.

»Was soll er denn herausfinden wollen?«, wunderte sich Jako. »Als Hohepriester der Tanzenden Jungfrau ist er allwissend. Er weiß auch, wo sie verblieben ist. Er sagte uns, dass wir an der Seite des Totemträgers für ihre Befreiung kämpfen werden. Aber warum lässt man uns nicht kämpfen? Warum sind wir zur Untätigkeit verdammt?«

Baya merkte, wie es in Jakos Augen aufblitzte, und wertete dies als Zeichen für seinen erwachenden Aggressionstrieb. Wieder wechselte sie das Thema, um ihn auf andere Gedanken zu bringen.

»Weißt du überhaupt, wo ihr hier seid, Jako?«, fragte sie den Tempester.

Er runzelte die Stirn, ließ seine Augen durch den Saal wandern, in dem die sechs Betten weit auseinander standen. In seinem Gesicht begann es zu arbeiten.

»Im Niemandsland«, sagte Jako schließlich. »Wir sollen vom Niemandsland aus in den Kampf gegen die Feinde der Tanzenden Jungfrau ziehen.«

Boyt Margors Absicht war klar. Er wollte sich den Aberglauben der Tempester zunutze machen und sie für seine Zwecke einspannen. Dabei kam ihm die Wirkung des Amuletts auf die Tempester zugute. Offenbar gab es hier einen Zusammenhang. Hatten die Tempester in früherer Zeit ein Totem angebetet, das eine Ähnlichkeit mit Boyts Amulett hatte? Oder hatte erst Boyt, als er die Wirkung des Amuletts erkannte, ihnen die Tanzende Jungfrau als Gottheit eingeredet?

»Es stimmt, ihr seid hier in einem Niemandsland, das man auch als Hyperraum bezeichnet«, erklärte Baya. »Merke dir diese Bezeichnung: Hyperraum! Der Totemträger Boyt besitzt in diesem Niemandsland sieben Lebenssphären, in denen er ein Arsenal von Waffen angelegt hat und in denen er seine Kampftruppen zusammenzieht.«

»Auch ich gehöre zur kämpfenden Truppe«, sagte Jako mit bebender Stimme. »Ich will kämpfen. Ich gebe für die Tanzende Jungfrau mein Leben.«

»Zuerst musst du aber begreifen, in welcher Situation du bist, Jako«, sagte Baya. »Du bist hier im Hyperraum! In einer von sieben Lebenssphären, die Boyt Margor – der Totemträger – Hyperraumnischen oder auch Hyperklausen nennt. Dies hier ist Klause 2!«

»Ja, und?«, fragte Jako herausfordernd. »Wann kämpfen wir?«

»Alles zu seiner Zeit, Jako«, sagte Baya. »Zuerst musst du verstehen, dass dies hier keine Welt wie Jota-Tempesto ist. Du befindest dich nicht auf einem Planeten. Du befindest dich überhaupt nicht innerhalb des Universums, sondern in einem Überraum, wo ...«

»Ich weiß, im Niemandsland«, unterbrach Jako ihre Erklärungen. »Dies ist Klause zwei von sieben Hyperraumnischen.«

»Sehr gut«, sagte Baya zufrieden. »Der Totemträger Boyt Margor versteckt sich hier im Hyperraum vor seinen Feinden. Von seinen Verstecken im Hyperraum aus kann er ohne Zeitverlust alle von Menschen besiedelten Welten innerhalb eines Raumsektors des Normaluniversums erreichen. Er kann praktisch mit einem einzigen Schritt nach Jota-Tempesto gelangen!«

»Und von dort wieder hierher«, sagte Jako. »Ich habe den Schritt von meiner Heimat ins Versteck im Niemandsland getan.«

»Boyt nennt es den distanzlosen Schritt.«

»Distanzloser Schritt«, wiederholte Jako. »Ich verstehe, was damit gemeint ist.«

»Es ist nur möglich, in Begleitung des Totemträgers Boyt Margor den distanzlosen Schritt zu tun«, fuhr Baya fort. »Nur er hat die Macht, von seinen Verstecken im Hyperraum zu den verschiedenen Welten und wieder zurück zu gelangen.«

»Er ist der Totemträger«, sagte Jako bestätigend.

»Die Entfernungen im Normalraum spielen dabei keine Rolle«, erklärte Baya weiter. »Sie werden durch den distanzlosen Schritt null und nichtig. Aber wenn er von einem Punkt im Normaluniversum zu einem anderen will, dann kann er es nur über seine Hyperklausen tun.«

»Es sind sieben«, sagte Jako.

»Jawohl, sieben. Mit anderen Worten, er muss immer wieder in eines seiner Verstecke im Hyperraum zurückkehren, wenn er im Normaluniversum seinen Standort wechselt. Und dies gelingt ihm kraft des Auges, das er immer bei sich trägt.«

»Du meinst das Totem.«

»Nein«, widersprach Baya. »Er besitzt außer jenem Totem, das er um den Hals trägt, noch ein zweites Machtinstrument. Dieses hält er, seit er seinen Augenhelm auf Jota-Tempesto eingebüßt hat, stets in der Hand. Auge wird es genannt, Jako! Wirst du dir das merken?«

Jako schüttelte entschieden den Kopf.

»Er trägt das Totem der Tanzenden Jungfrau!«, sagte er heftig. »Aus ihm spricht die Tanzende Jungfrau. Sein Wille ist es, die Feinde der Tanzenden Jungfrau zu töten. Sein Wille ist mir Befehl. Wann kämpfen wir?«

»Beruhige dich wieder, Jako«, versuchte Baya den Tempester zu besänftigen, der sich langsam, aber sicher in neue Erregung hinein steigerte. Die Symptome waren unverkennbar, sie zeigten, dass Jako auf dem Weg in eine neue Krise war.

»Du sagst, dass man mit dem distanzlosen Schritt andere Welten erreichen kann«, fuhr Jako mit erregter Stimme fort. »Auch die Welt unserer Feinde?«

»Du musst unterscheiden zwischen deinen Feinden und den Feinden Boyt Margors«, versuchte Baya einzulenken. Aber Jako schien ihr gar nicht zuzuhören. Er packte sie plötzlich an den Oberarmen und hielt sie mit eiserner Kraft fest.

»Boyt ist der Totemträger!« Jako schrie es. »Seine Feinde sind die Feinde der Tanzenden Jungfrau! Wir haben alle einen gemeinsamen Feind. Und du, Halbjährige? Bist du eine Jüngerin des Totemträgers?«

»Ich habe keine Feinde«, sagte Baya so ruhig wie nur möglich. »Du bist mein Freund, Jako. Wir beide sind Freunde. Wir sind hier im Niemandsland!«

»Aber nur einen distanzlosen Schritt von den Feinden entfernt!«, schrie Jako und schleuderte Baya von sich, dass sie quer durch den Raum flog und gegen die Wand prallte. Der Aufschlag war so hart, dass sie fast das Bewusstsein verlor.

Wie durch einen Schleier sah sie, dass Jako sein Lager verlassen hatte und breitbeinig, mit einem gehetzten Ausdruck im Gesicht, dastand.

Da ging die Tür auf – und Doc Pontak kam in Begleitung zweier Paratender herein. Sie zogen ihre Paralysatoren. Jako stürzte ungeachtet der drohenden Waffen auf sie zu.

Doch plötzlich prallte er zurück, als sei er gegen eine unsichtbare Wand gerannt.

Baya wandte den Kopf und sah Boyt Margor. Er hielt mit einer Hand sein Amulett hoch, die andere, lässig an seiner Seite baumelnd, hielt das Auge. Mit den Ellenbogen stieß er die beiden Paratender beiseite und kam auf Jako zu.

Der Tempester bekam einen verklärten Blick. Ein Zittern durchlief seinen angespannten Körper.

»Ich weiß, was in dir vorgeht, Jako«, sagte Boyt Margor milde. »Ich werde dir Erleichterung verschaffen. Unterdrücke deinen Trieb und spare deine Kraft für unsere gemeinsamen Feinde. Nicht mehr lange, und du darfst kämpfen.«

Jako stand mit verzerrtem Gesicht da, nur die Augen hatten den verklärten Blick beibehalten und ließen nicht von Boyts Amulett ab.

»Folge mir, Jako, wir gehen in den Kampf!«

Rückwärtsgehend steuerte Boyt auf die Tür zu, und der Tempester folgte ihm wie hypnotisiert.

Baya dachte schon, dass Boyt sie vergessen hätte. Aber da sagte er in ihre Richtung: »Deine Neugierde wird dir noch einmal zum Verhängnis werden, Baya. Das nächste Mal komme ich vielleicht zu spät, um dich vor einem tollwütigen Tempester zu schützen. Und jetzt schere dich auf dein Zimmer.«

Baya wartete, bis Boyt mit Jako den Schlafsaal verlassen hatte, dann huschte sie in den Korridor hinaus und lief in Richtung des Antigravlifts davon. Doch im nächsten Quergang hielt sie an. Sie wollte unbedingt erfahren, was weiter geschah.

Sie wusste, dass Boyt zwei großangelegte Coups plante. Der eine bestand darin, die gesamte LFT-Regierung der Erde in diese Großklause zu entführen. Über den zweiten Coup hatte sie lediglich in Erfahrung gebracht, dass er gegen ein loowerisches Objekt gerichtet war. Es schien, dass Boyts Vorbereitungen ziemlich weit gediehen waren, wenn er nun die unter dem Druck angestauter Aggressionen stehenden Tempester-Tender vergatterte.

Baya hörte Schritte im Korridor und das Geräusch sich öffnender Türen. Als sie einen Blick riskierte, stellte sie fest, dass die Türen der sieben belegten Einzelzellen offen standen.

»Befreit die Tempester von den Fesselfeldern«, hörte sie Boyt befehlen.

»Was hast du vor, Boyt?«, erkundigte sich Doc Pontak unbehaglich. »Wenn wir die Tempester freilassen, werden sie übereinander herfallen und ...«