Erhalten Sie Zugang zu diesem und mehr als 300000 Büchern ab EUR 5,99 monatlich.
Das Chaos regiert - sie sind Gefangene der 5. Dimension Zu Beginn des Jahres 3587 sind die Aufgaben, die sich Perry Rhodan und seine Leute in Algstogermaht, der Galaxis der Wynger, gestellt haben, zur Gänze durchgeführt. Das Sporenschiff PAN-THAU-RA stellt keine Gefahr mehr dar, denn es wurde befriedet und versiegelt; die Wynger gehen, befreit von der jahrtausendelangen Manipulation des Alles-Rads, einer neuen Zeit entgegen; und die SOL ist schließlich, wie schon lange versprochen, in den Besitz der Solgeborenen übergegangen und kurz darauf mit unbekanntem Ziel gestartet. Auch die BASIS hat Algstogermaht verlassen, und Perry Rhodan und seine Leute haben zusammen mit dem Roboter Laire die Suche nach der Materiequelle angetreten. Während Perry Rhodans Expedition, der sich inzwischen noch Ganerc-Callibso, der ehemalige Mächtige, und Pankha-Skrin, der Quellmeister der Loower, angeschlossen haben, gegenwärtig zum Standort einer weiteren kosmischen Burg unterwegs ist, wenden wir uns wieder dem Geschehen im Solsystem und Boyt Margor, dem Gäa-Mutanten zu. Dieser wurde nach dem Verlust des "Auges" bekanntlich zum Gefangenen seiner eigenen Schöpfung. Dort, wo Margor sich befindet, regiert die PANIK IM HYPERRAUM ...
Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:
Veröffentlichungsjahr: 2011
Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:
Nr. 923
Panik im Hyperraum
Das Chaos regiert – sie sind Gefangene der 5. Dimension
von ERNST VLCEK
Zu Beginn des Jahres 3587 sind die Aufgaben, die sich Perry Rhodan und seine Leute in Algstogermaht, der Galaxis der Wynger, gestellt haben, zur Gänze durchgeführt.
Das Sporenschiff PAN-THAU-RA stellt keine Gefahr mehr dar, denn es wurde befriedet und versiegelt; die Wynger gehen, befreit von der jahrtausendelangen Manipulation des Alles-Rads, einer neuen Zeit entgegen; und die SOL ist schließlich, wie schon lange versprochen, in den Besitz der Solgeborenen übergegangen und kurz darauf mit unbekanntem Ziel gestartet.
Auch die BASIS hat Algstogermaht verlassen, und Perry Rhodan und seine Leute haben zusammen mit dem Roboter Laire die Suche nach der Materiequelle angetreten.
Während Perry Rhodans Expedition, der sich inzwischen noch Ganerc-Callibso, der ehemalige Mächtige, und Pankha-Skrin, der Quellmeister der Loower, angeschlossen haben, gegenwärtig zum Standort einer weiteren kosmischen Burg unterwegs ist, wenden wir uns wieder dem Geschehen im Solsystem und Boyt Margor, dem Gäa-Mutanten zu.
Die Hauptpersonen des Romans
Boyt Margor – Der Gäa-Mutant als Gefangener seiner eigenen Schöpfung.
Gota – Margors Gefährtin.
Baya Gheröl – Die neue Besitzerin des »Auges«.
Hotrenor-Taak – Der Lare geht auf UFO-Jagd.
Pyon Arzachena und Alban Visbone
1.
Die beiden ungleichen Freunde, ein Mensch und ein Lare, trafen einander nach über fünf Monaten auf Olymp wieder.
»Es freut mich, dass du meinem Ruf so schnell gefolgt bist, Pyon«, sagte Hotrenor-Taak und reichte dem kleinwüchsigen Mann mit dem verwitterten Gesicht die Hand zum Gruß.
Pyon »Kaktus« Arzachena erwiderte den Händedruck lächelnd.
»Ich hätte mich längst schon von selbst gemeldet, Taak«, sagte der alte Prospektor mit dem eiförmigen Kopf, von dem das schüttere Haupthaar wie die Stacheln eines Kaktus abstand. Diesem augenscheinlichen Merkmal verdankte er auch seinen Beinamen »Kaktus«. »Aber du weißt ja, die Geschäfte. Als mich deine Nachricht erreichte, ließ ich jedoch sofort alles liegen und stehen und kam sofort nach Olymp.«
»Kannst du es dir eigentlich leisten, deine neugegründete Firma im Stich zu lassen?«, fragte Hotrenor-Taak.
Arzachena winkte ab.
»Der HOBBY-BAZAAR ist ohnehin erst im Aufbau begriffen. Bevor wir in den galaktischen Markt einsteigen, müssen wir zuerst einmal ein genügend großes Sortiment an Hobby-Sets für den Selbstbau von elektronischen und positronischen Geräten haben. Im Augenblick stecken wir noch in der Experimentierphase, so dass ich mir ohne weiteres Zeit für einen Freund nehmen kann. Aber wenn wir erst einmal die Werbekampagne gestartet haben, dann kann ich mir solche Extratouren nicht mehr leisten. Ich bin sicher, dass meine elektronischen Selbstbausätze ein Riesenerfolg werden.«
»Daran zweifle ich nicht. Aber wieso sprichst du in der Mehrzahl?«, fragte der aufmerksame Lare. »Machst du den HOBBY-BAZAAR nicht mehr allein? Konntest du die Gys-Voolbeerah dafür gewinnen?«
»Das auch«, sagte der frühere Prospektor und jetzige Firmeninhaber. »In der Erfindung phantastischer elektronischer Elemente sind die Molekülverformer wahre Genies. Aber sie sind keine Geschäftsleute. Nein, ich habe einen entfernten Verwandten als Teilhaber in die Firma genommen.«
Hotrenor-Taak ging nicht näher auf Pyon Arzachenas Geschäfte ein. Er wusste, dass der Prospektor nicht immer eine glückliche Hand bei seinen diesbezüglichen Unternehmungen bewiesen hatte. Ein anderes Thema interessierte ihn mehr.
Hotrenor-Taak wusste, dass Arzachena geradewegs von Targriffe gekommen war, wo er die Hauptniederlassung seines HOBBY-BAZAARS errichtet hatte. Aber auf Targriffe hatten auch die Gys-Voolbeerah eine neue Heimat gefunden, die Angst und Schrecken unter den Milchstraßenvölkern verbreitet hatten. Mit ihrer Fähigkeit, jede beliebige Gestalt anzunehmen, hätten sie zu einer ernsten Bedrohung werden können. Doch dieses Problem schien der Vergangenheit anzugehören, seit die Molekülverformer sich auf Targriffe niedergelassen und zu ihrer ursprünglichen Form zurückgefunden hatten. »Wie haben sich die Gys-Voolbeerah auf Targriffe eingelebt?«, fragte Hotrenor-Taak, der zusammen mit Arzachena großen Anteil an der Beilegung dieses Problems gehabt hatte. »Die Nachrichten über sie werden immer seltener.«
»Man hat eine Nachrichtensperre verhängt, damit die Gys-Voolbeerah in Ruhe eine neue Zivilisation aufbauen können«, erklärte Arzachena. »Und das ist gut so. Es ist alles so gekommen, wie wir es uns erhofft haben. Das Beispiel, das Gerziell gegeben hat, macht längst Schule. Alle auf Targriffe beheimateten Gys-Voolbeerah haben längst schon zur lange verschmähten Form des Ursprungs zurückgefunden. Und es stoßen immer noch weitere Splittergruppen der Gys-Voolbeerah zu dieser Welt. Die Gys-Voolbeerah sind nicht nur zu einem friedfertigen Volk geworden, sondern auch zu einem glücklichen. Aber jetzt verrate mir endlich, worum es geht, Taak.«
»Nicht hier«, sagte der Lare. »Gehen wir erst einmal an Bord der GORSELL. Nach dem Start sollst du alles erfahren.«
»Du willst mit der GORSELL fliegen, wo ich eigens mit meiner HOBBY-BAZAAR nach Olymp gekommen bin?«, fragte Arzachena mit leichtem Entsetzen und blickte zwischen seinem stattlichen Walzenschiff und dem eher unscheinbar wirkenden SVE-Raumer hin und her. »Ist das nicht zu riskant? Du selbst hast gesagt, dass die GORSELL nicht mehr flugtauglich sei.«
Hotrenor-Taak verzog seine gelben Lippen zu einem Lächeln.
»Ich habe in den vergangenen fünf Monaten hart gearbeitet, um die GORSELL wieder flugtüchtig zu machen, und die Mühe hat sich gelohnt. Deine HOBBY-BAZAAR mag vielleicht beständiger sein, aber die GORSELL hat die höherentwickelte Technik und die umfangreichere Ausrüstung. Und darauf wird es bei unserem Unternehmen letztlich ankommen.«
»Nicht so hastig«, sagte Arzachena beschwichtigend. »Bevor ich mich auf dieses Abenteuer einlasse, möchte ich erst einmal einige grundsätzliche Fragen klären. Ich weiß doch, dass die SVE-Raumer nach dem Abzug der Mastibekk-Pyramiden große Probleme mit der Energieversorgung hatten. Du selbst hast mir gesagt, dass sich die Energiequellen der Milchstraße kaum als Zapfstellen für SVE-Raumer eignen. Wieso soll das auf die GORSELL nicht zutreffen, deren Energiereserven bei unserem letzten Zusammentreffen praktisch aufgebraucht waren? Hast du plötzlich irgendwo eine Mastibekk-Pyramide zum Auftanken aufgetrieben? Oder auf welche Weise hast du das Unmögliche fertig gebracht?«
»Es ist richtig, dass die Energiequellen dieser Galaxis für die Aufladung von SVE-Raumern praktisch ungeeignet sind«, erklärte der Lare heiter. »Mit Ausnahme der Provcon-Faust! Roctin-Par und seine Rebellen haben es geschafft, die hyperenergetischen Einflüsse innerhalb der Dunkelwolke als Energiequelle für ihre modifizierten SVE-Raumer zu nutzen. Außerdem gibt es dort noch eine Mastibekk-Pyramide. Nachdem ich die GORSELL manövrierfähig gemacht hatte, flog ich also zum Auftanken in die Provcon-Faust. Bist du jetzt beruhigt, Pyon?«
Arzachena war es nur so lange, bis er mit dem Laren die Kommandozentrale des SVE-Raumers aufsuchte und die Werte von den Instrumenten ablas.
»Man kann mit der GORSELL nicht gerade eine andere Galaxis erreichen«, schränkte der Lare ein, als er Arzachenas Skepsis bemerkte. »Eine so große Reichweite wird sie vermutlich nie mehr bekommen. Aber innerhalb der Milchstraße haben wir einen genügend großen Aktionsradius, wenn wir die vorhandenen Energien sparsam einsetzen.«
Pyon Arzachena war nicht restlos überzeugt.
»Darf man wenigstens fragen, wohin die Reise gehen soll?«
»Nur bis ins Solsystem.«
»Dann hat dein Unternehmen gar mit den Loowern zu tun?«
»Nein – ich glaube nicht. Aufgrund der jüngsten Erkenntnisse gibt es zwischen dem Problem, dessen ich mich annehmen möchte, und den Loowern keinen Zusammenhang. Aber was reden wir lange herum. Bist du mit dabei, Pyon?«
»Also, meinetwegen«, stimmte der Prospektor zu. »Ich bin jedoch nicht allein. Ich habe meinen Partner mitgebracht, der uns begleiten soll.«
»Einverstanden.«
Arzachena aktivierte sein Armbandgerät und sprach in den Interkom: »Komm an Bord des SVE-Raumers, Alban. Wir setzen den Flug mit der GORSELL fort.«
»Was?«, kam es quäkend aus dem Armbandgerät. »Ich dachte, dieses ausrangierte Wrack ...«
»Überlass das Denken lieber anderen, Egghead«, sagte Arzachena scharf und unterbrach die Verbindung.
Wenig später sahen sie auf dem Bildschirm, wie sich von dem Walzenschiff eine Antigravplattform näherte, wie man sie zur Beförderung geringerer Lasten über kurze Distanzen verwendete.
Darauf war ein einzelner Mann zu sehen, der auf den ersten Blick wie ein Doppelgänger von Arzachena wirkte. Erst bei genauerem Hinsehen merkte Hotrenor-Taak, dass der andere keine solche stachelige Haarpracht besaß und dass sein eiförmiger Schädel völlig kahl war. Abgesehen davon machte er einen viel jüngeren Eindruck als Arzachena.
Der Lare öffnete durch Tastendruck die Schleuse eines Laderaumes, so dass die Plattform einfliegen konnte. Dann aktivierte er ein Leuchtpiktogramm als Wegweiser für den Besucher, damit dieser mühelos die Kommandozentrale finden konnte.
»Das ist mein Vetter Alban ›Egghead‹ Visbone«, stellte Arzachena seinen Fast-Doppelgänger vor, als er Hotrenor-Taak gegenüberstand. »Er ist keine besondere geistige Leuchte, aber was ihm an Intelligenz fehlt, macht er mit seinem Instinkt wett. Er hat einen untrüglichen Riecher fürs Geschäft.«
Hotrenor-Taak erwiderte den Händedruck von Arzachenas Vetter distanziert. Dann fragte er mit einem Blick auf den Bildschirm, der den Laderaum mit der Transportscheibe zeigte: »Worum handelt es sich bei der unsichtbaren Fracht, die ihr an Bord gebracht habt?« Als er Arzachenas und Visbones Verblüffung sah, fügte er erklärend hinzu: »Ich kann weder hellsehen, noch mit freiem Auge Deflektorfelder durchdringen. Ich habe nur die Angewohnheit, mich bei neuartigen Gegebenheiten nicht allein auf meine Sinne zu verlassen. Darum habe ich eine Ortung vorgenommen und festgestellt, dass die Plattform ein recht ansehnliches Ladegut mit vergleichbar geringer Masse trägt. Worum handelt es sich, Pyon?«
»Um eine Überraschung«, meinte Arzachena grinsend. »Ich will sie dir so lange vorenthalten, bis du mir deine Pläne enthüllst, Taak.«
»Jawohl, eine Überraschung«, pflichtete sein Vetter bei. »Ich bin gespannt, ob du überhaupt erkennst, was es ist, Hotte.«
Dem Laren missfiel es nicht nur, dass ein ihm Fremder ihn so vertraulich anredete. Noch weniger behagte ihm die besondere Koseform seines Namens. Da er jedoch von seinem Freund erfahren hatte, dass sein Vetter für nicht ganz voll zu nehmen war, ließ er die Sache auf sich beruhen.
»Wenn ihr kein weiteres Gepäck mehr braucht, dann könnten wir starten«, sagte der Lare. »Anson Argyris ist bereits unterrichtet.«
Hotrenor-Taak traf unter Arzachenas misstrauischen Blicken die Startvorbereitungen. Der Countdown hatte bereits begonnen, als ein Anruf über Interkom kam. Auf dem Bildschirm erschien das Abbild von Kaiser Anson Argyris. Er trug seine traditionelle Freifahrertracht.
Er bedauerte, dass Hotrenor-Taak es nicht der Mühe wert gefunden hatte, ihn zu besuchen, zeigte jedoch Verständnis für seine Eile. Abschließend sagte er: »Dann kann ich euch nur noch Hals- und Beinbruch bei der UFO-Jagd wünschen.«
»Was hat Argyris mit dieser letzten Bemerkung gemeint?«, erkundigte sich Arzachena misstrauisch.
»Ach, nichts weiter«, sagte der Lare leichthin. »Du solltest eigentlich besser als ich wissen, dass Hals- und Beinbruch-Wünschen eine altterranische Redewendung ist.«
»Die in Zusammenhang mit der GORSELL allerdings eine besondere Bedeutung bekommt«, meinte Arzachena anzüglich. »Aber darauf wollte ich gar nicht hinaus. Ich möchte wissen, was er unter UFO-Jagd versteht.«
»Hast du denn wirklich keine Ahnung?«, wunderte sich Hotrenor-Taak. »Sind die Meldungen über das solare UFO-Phänomen noch nicht bis nach Targriffe gedrungen?«
»Ich war zu beschäftigt, um mich um solche Dinge kümmern zu können.«
»Okay«, sagte Hotrenor-Taak. »Wenn ich die Kursberechnungen gemacht und den Autopiloten programmiert habe, werde ich dir alles erklären, Pyon.«
*
Während des Fluges ins Solsystem schilderte Hotrenor-Taak die jüngsten Vorfälle, die es dort gegeben hatte und die er selbst nur aus den Hyperkomsendungen kannte.
Pyon Arzachena war ein guter Zuhörer, obwohl seine ständigen misstrauischen Blicke auf die Energieanzeige Hotrenor-Taak leicht nervös machten.
Zuerst griff der Lare in der Geschichte Terras um mehr als eineinhalb Jahrtausende zurück und erinnerte an die UFO-Hysterie des 20. Jahrhunderts.
Schon damals war es über viele Jahre hinweg zu Sichtungen von unbekannten Flugobjekten gekommen, die zu den wildesten Spekulationen Anlass gegeben hatten. Es gab umfangreiches Material über angebliche Augenzeugenberichte, in denen es trotz verschiedener Abweichungen oftmals verblüffende Übereinstimmungen gab, ja, manche behaupteten sogar, mit den Insassen der diskusförmigen Flugobjekte Kontakt aufgenommen zu haben.
Mit der Landung auf dem Mond, dem Aufbau der Dritten Macht unter Perry Rhodan und der folgenden Eroberung der Sterne geriet das UFO-Phänomen jedoch langsam in Vergessenheit und wurde als Hirngespinst abgestempelt.
Nun wurde dieses Thema plötzlich wieder aktuell.
»Vor wenigen Tagen sind über der Erde und überall im Solsystem wieder UFOs aufgetaucht«, erzählte der Lare. »Ein findiger Reporter namens Gyder Bursto hat die alten Berichte ausgegraben und mit den gegenwärtigen Beobachtungen verglichen, und er hat einige überraschende Parallelen aufgedeckt. Durch ihn wurde die LFT-Regierung auf das Problem aufmerksam, die zuerst alles nur für eine Massenhysterie der seit dem Auftauchen der Loower sehr anfälligen Erdbevölkerung gehalten hat. Die Beweise für die Existenz dieser UFOs mehrten sich, bis die Tatsache nicht mehr zu leugnen war, dass Unbekannte Flugobjekte im solaren Raum kreuzten.
Darüber hinaus kam es auf Terra sogar zu Landungen von UFOs und zur Entführung von Kindern.
Ich möchte einen Fall besonders hervorheben, weil er viel Staub aufgewirbelt hat. Er ereignete sich in der indischen Stadt Zudir. Eine Neukolonistenfamilie arbeitete gerade auf den Sojabohnenfeldern, als ein UFO landete. Männer – oder zumindest Humanoide – in blauen Uniformen erschienen und nahmen die achtjährige Tochter der Familie Tharpo mit sich, ohne dass es die Eltern verhindern konnten.
Tage darauf kehrte Dalanja, wie das Mädchen heißt, unerwartet zurück. Von all den Dutzenden entführten Kindern war sie die einzige, die von den Fremden wieder freigelassen wurde. Was sie zu berichten hatte, ist wert, wiedergegeben zu werden.
Das Mädchen wurde in einem UFO zu einem Mutterschiff gebracht und hatte Kontakt zu den anderen entführten Kindern. Im Mutterschiff wurde sie mit dem Kommandanten konfrontiert, einem kleinen, schwächlichen Mann, der durchaus menschlich war. Er nannte sich Alurus und behauptete, dass er und seine Leute aus der Zukunft kämen und die Entführung der Kinder nur den Zweck habe, diese Zukunft zu verändern. Es sei, so sagte Alurus, zu Fehlentwicklungen gekommen, die den Untergang der Erde herbeiführen könnten. Um diese Fehlentwicklungen zu regulieren und die Zukunft positiv zu beeinflussen, müssten die Kinder, die einmal bedeutende Menschen werden und die Entwicklung der irdischen Zivilisation bestimmen würden, entführt werden. Es handle sich also um eine Zeitkorrektur, um die Zukunft der Erde und der Menschheit zu sichern. Was sagst du dazu, Pyon?«
Der Prospektor war sehr nachdenklich geworden.
»Ich war zuerst skeptisch«, meinte er. »Aber wenn diese Menschen tatsächlich aus der Zukunft kommen, dann lässt es sich erklären, warum zwischen ihrem ersten Auftauchen und ihrer Wiederkehr eineinhalb Jahrtausende liegen. Man kann sie dann nicht mit unserem Zeitbegriff messen. Möglicherweise hatten sie Schwierigkeiten, im richtigen Zeitraum der Vergangenheit zu manifestieren ... Und wie ist die Sache weitergegangen?«
»Überhaupt nicht«, antwortete Hotrenor-Taak. »Die UFOs sind so plötzlich wieder verschwunden, wie sie auftauchten. Suchkommandos, die das Solsystem durchstreiften, haben keine Spuren mehr von ihnen gefunden. Deshalb, so habe ich mir gedacht, müsste es eine reizvolle Aufgabe sein, der Sache nachzugehen. Es gibt nämlich immer noch eine Reihe aufklärungsbedürftiger Punkte. So wirft sich die Frage auf, wieso man ausgerechnet Dalanja wieder freigelassen hat. Ist sie nicht eine jener Personen, die einen Unsicherheitsfaktor für die zukünftige Entwicklung darstellen? Und wenn nicht, wieso hat man sie dann entführt? Was meinst du, Pyon, lohnt es sich nicht, die Angelegenheit zu verfolgen?«
»Wir stecken schon mittendrin«, sagte der Prospektor grinsend. »Wie gedenkst du vorzugehen, Taak?«
»UFO-Jagd, so etwas Verrücktes«, sagte Alban Visbone abfällig, aber niemand beachtete ihn.
»Ich denke, wir sollten erst einmal das Terrain sondieren und ein wenig an der Peripherie des Solsystems kreuzen«, erklärte der Lare. »Vielleicht entdecken wir etwas, was die terranischen Suchkommandos übersehen haben.«
»Wäre es nicht besser, zuerst einmal weitere Informationen von Terra einzuholen?«, fragte Arzachena.
Hotrenor-Taak schüttelte den Kopf.
»Ein Larenschiff auf der Erde würde nur zu weiteren Komplikationen führen. Außerdem verspreche ich mir davon keine neuen Erkenntnisse. Wenn die Besucher aus der Zukunft sich irgendwo im Solsystem und in unserer Zeit versteckt haben, dann ist meine Methode zielführender.«
»Das ist geradezu entelechisch gesprochen!«, rief Alban Visbone mit seiner quäkenden Stimme dazwischen.
»Handhaben wir es also so«, sagte Arzachena seufzend. »Du musst am besten wissen, was du der GORSELL zutrauen kannst, Taak.«
*
Sie erreichten das Solsystem und kreuzten in der Randzone. Hotrenor-Taak berechnete einen Kurs und justierte die Ortungsgeräte auf ein breites Spektrum fremdartiger Einflüsse.
»Ist das nicht Energieverschwendung?«, meinte Arzachena. »Wenn du dir die Messdaten der UFOs beschaffst, dann könnten wir uns auf jenen ganz bestimmten Frequenzbereich konzentrieren und könnten so Energie sparen.«