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Der Vario unter Orbitern - auf dem Weg ins galaktische Zentrum Man schreibt Mitte des Jahres 3587 terranischer Zeitrechnung. Perry Rhodan setzt in Weltraumfernen seine Expedition mit der BASIS planmäßig fort. Dem Terraner kommt es, wie erinnerlich, darauf an, sich Zugang zu einer Materiequelle zu verschaffen, um die so genannten Kosmokraten davon abzuhalten, diese Quelle zum Schaden aller galaktischen Völker zu manipulieren. Sechs der Schlüssel, die zusammen mit Laires Auge das Durchdringen der Materiequelle ermöglichen sollen, sind bereits im Besitz Perry Rhodans, und während es dem Terraner nun um die Auffindung des siebten und letzten Geräts geht, spitzt sich die Lage in der Menschheitsgalaxis immer mehr zu. Die Verantwortlichen der LFT und der GAVÖK sind gleichermaßen beunruhigt über das Massenauftreten von Wesen, die alle das Aussehen der sieben letzten Flibustier, der meistgesuchten Verbrecher der Milchstraße, besitzen. Die Fremden nennen sich Orbiter, und sie sehen ihre Aufgabe darin, die Garbeschianer - so bezeichnen sie alle Humanoiden - aus der Galaxis zu verjagen. Seitens der LFT wird natürlich alles unternommen, um die Orbiter über den fatalen Irrtum aufzuklären und den drohenden Konflikt von der Menschheit abzuwenden. Besonders Anson Argyris, der Robot-Kaiser von Olymp, setzt sich in diesem Sinne ein. Ihm gilt auch DIE PHANTOM-JAGD ...
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Veröffentlichungsjahr: 2011
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Nr. 954
Die Phantom-Jagd
Der Vario unter Orbitern – auf dem Weg ins galaktische Zentrum
von ERNST VLCEK
Man schreibt Mitte des Jahres 3587 terranischer Zeitrechnung. Perry Rhodan setzt in Weltraumfernen seine Expedition mit der BASIS planmäßig fort.
Dem Terraner kommt es, wie erinnerlich, darauf an, sich Zugang zu einer Materiequelle zu verschaffen, um die so genannten Kosmokraten davon abzuhalten, diese Quelle zum Schaden aller galaktischen Völker zu manipulieren.
Sechs der Schlüssel, die zusammen mit Laires Auge das Durchdringen der Materiequelle ermöglichen sollen, sind bereits im Besitz Perry Rhodans, und während es dem Terraner nun um die Auffindung des siebten und letzten Geräts geht, spitzt sich die Lage in der Menschheitsgalaxis immer mehr zu.
Die Verantwortlichen der LFT und der GAVÖK sind gleichermaßen beunruhigt über das Massenauftreten von Wesen, die alle das Aussehen der sieben letzten Flibustier, der meistgesuchten Verbrecher der Milchstraße, besitzen. Die Fremden nennen sich Orbiter, und sie sehen ihre Aufgabe darin, die Garbeschianer – so bezeichnen sie alle Humanoiden – aus der Galaxis zu verjagen.
Die Hauptpersonen des Romans
Vario-500 – Der Roboter von Olymp an Bord eines Orbiter-Schiffes.
Stevenson – Das Hologramm dreht durch.
Derscht – Kommandant der KUREL-BAL.
Axe – Ein Flibustier wird umgedreht.
Tobbon, Schatten, Simudden, ten Hemmings, Brack und Treffner – Gefangene auf der KUREL-BAL.
1.
Die Milchstraße schwebte als spiralförmiges Gebilde mit einem Durchmesser von 10 Metern im Zentrum des hohlkugeligen Raumes, umgeben von dem schwach leuchtenden Halo im selben Maßstab, der einen Radius von 7,5 Metern hatte und in dem die der Galaxis nahen Kugelsternhaufen eingebettet waren. In unendlich scheinender Ferne schimmerten die Sternsysteme und Spiralnebel, wie Andromeda, Fornax und NGC 6946, die zur lokalen Gruppe der Milchstraße gehörten.
Durch die plastische Darstellung dieses Teils des Universums und der fernsten, gerade noch wahrnehmbaren Galaxien wurde der Eindruck der Unendlichkeit vermittelt.
Die Illusion der holographischen Projektion wäre perfekt gewesen, wären durch diesen in stark verkleinertem Maßstab dargestellten Kosmos nicht ein halbes Dutzend Personen mit ihren Antigravsitzen geschwebt. Ihre Anwesenheit entlarvte das atemberaubende Panorama als Trugbild.
Es war alles nur Illusion, erzeugt von einer Reihe komplizierter Laserprojektoren.
In der flachen Sternspirale der Milchstraße, die im Zentrum über eineinhalb Meter dick war, waren vier Sterne aus dem unüberschaubaren Geflimmer besonders hervorgehoben. Sie stachen durch ihre Rotfärbung und ihre Blinksignale ins Auge.
Eines dieser Blinklichter war etwa drei Meter vom Zentrum entfernt und befand sich dicht an der nördlichen Zentralebene: Es stellte das Solsystem dar. Dicht daran, nur zwei Fingerbreit entfernt, blinkte der zweite Lichtpunkt, der das Wega-System symbolisierte.
Das dritte Blinklicht war schon viel weiter entfernt, denn es stand für den in der Eastside der Galaxis liegenden und 6309 Lichtjahre vom Solsystem entfernten Fixstern Boscyks Stern, dessen zweiter Planet Olymp war. Um das vierte Blinklicht zu erreichen, musste man selbst in dem vergleichsweise kleinen Modell der Milchstraße mehr als drei Meter zurücklegen, es handelte sich um die Sonne Tah, deren dritter Planet Tahun mit dem Medo-Center war.
Bis auf Sol hatten diese Sonnensysteme alle etwas gemeinsam: Sie wurden von den Keilschiff-Flotten der Orbiter belagert. 17.000 Keilschiffe waren über Olymp aufgetaucht, 12.000 im Wega-System und rund 10.000 bedrohten Tahun. Das allein waren schon weit mehr Einheiten als LFT und GAVÖK im Ernstfall hätten aufbieten können.
Doch die Kampfkraft der Orbiter war noch viel größer und – wie die Militärstatistiker von Terra ohnmächtig zugeben mussten – eine unbekannte Größe.
»Wega, Boscyks Stern und Tahun, das sind nur die drei wichtigsten Machtballungen der Orbiter«, erklärte der Offizier, der das Hologramm programmiert hatte und die Laserprojektoren durch Fernsteuerung bediente. Er brachte seinen Antigravsitz näher an Julian Tifflor und Homer G. Adams heran, die genau über dem Milchstraßenmodell schwebten. »Sie werden jetzt eine schematische Darstellung aller bis zum heutigen Datum in der Milchstraße präsenten Orbiter-Verbände erhalten.«
Im nächsten Augenblick leuchtete ein gutes Dutzend weiterer Blinklichter an verschiedenen Punkten der Milchstraße auf.
»Das sind weitere Welten der GAVÖK und der LFT, die von Keilraumschiffen der Orbiter belagert oder besetzt sind«, erklärte der Offizier. »Es handelt sich jedoch um relativ unbedeutende Planeten. Die Orbiter sind also sehr gut über die Infrastruktur unterrichtet und setzen ihre Kräfte wohldosiert ein. Zu den aktiv eingesetzten Flottenverbänden kommen noch welche, die im Leerraum zwischen den Sternen auf Abruf bereitstehen. Sie werden gesondert dargestellt.«
In dem Hologramm der Galaxis leuchteten ein halbes Dutzend rötlich strahlende Nebelgebilde auf.
»Mit den an den Nebenfronten eingesetzten und den abrufbereiten Flotten verdoppelt sich die Anzahl der Orbiter-Schiffe auf rund achtzigtausend«, führte der Offizier weiter aus. »Und es werden immer mehr. Bezeichnend ist, dass sie alle in Gebieten operieren, die zum Lebensraum von Humanoiden gehören, und besonders stark ist die Massierung im Raum des ehemaligen Solaren Imperiums. Die Theorie, dass die Orbiter von Raumsektoren angezogen werden, in denen Weltraumbeben stattgefunden haben, hat sich als falsch erwiesen.«
In dem Hologramm wurden die Bebengebiete als grünschraffierte Körper dargestellt.
»Eine genauere Untersuchung der Weltraumbeben müsste den Orbitern eigentlich zeigen, dass es sich dabei nicht um Strukturerschütterungen handelt, die beim Auftauchen von Raumschiffen der Garbeschianer verursacht würden. Die logische Schlussfolgerung müsste für sie also sein, dass gar kein Einfall der Horden von Garbesch stattfindet oder stattgefunden hat und sie demnach einem Irrtum aufgesessen sind. Doch die Orbiter sind von der fixen Idee besessen, dass die Menschheit identisch mit den Horden von Garbesch ist. Sie negieren einfach alles, was dagegen spricht. Nun lassen Sie mich noch die Strategie der Orbiter darlegen, wie sie sich aus der bisherigen Verhaltensweise zwingend ergibt.«
Der Offizier machte eine kurze Pause, dann fuhr er fort: »Wir können als erwiesen annehmen, dass die Anlagen, aus denen die Keilschiffe kommen und in denen die Orbiter erschaffen werden, im Zentrum der Milchstraße liegen. Aufgrund der Produktivität dieser Anlagen ist es als gegeben zu betrachten, dass sich diese Anlagen über mehrere Welten verteilen. Das ist auch dem Bericht von Marcon Sarder zu entnehmen. Wenn wir nun Linien vom galaktischen Zentrum zu den Einsatzorten, beziehungsweise den Wartepositionen der Orbiter ziehen, sieht das folgendermaßen aus.«
Vom Zentrum der holographischen Milchstraße breiteten sich sternförmige Linien zu den Blinklichtern und den rötlichen Nebelgebilden aus.
»Auf den ersten Blick sieht es nicht zwingend so aus, als hätten die Orbiter sämtliche strategisch wichtigen Punkte im von der Menschheit kontrollierten Raumsektor besetzt«, fuhr der Offizier fort. »Aber wenn man berücksichtigt, welche Übermacht im Wega-System, auf Tahun und auf Olymp stationiert ist, so könnte man schlussfolgern, dass die Orbiter nur Brückenköpfe errichtet haben, von denen sie leichter Aktionen gegen alle wichtigen Welten der GAVÖK und der LFT einleiten können. Welches Bild würde sich nun ergeben, wenn die Orbiter von den bis jetzt bestehenden rund zwanzig Absprungbasen gegen die Menschheit losschlagen wollten?«
Der Offizier demonstrierte es, indem er von den Blinklichtern und den rötlichen Nebelgebilden eine sternförmige Ausbreitung von Linien entstehen ließ, die sich zu einem dichten Netz verflochten.
Und in diesem Netz war nicht nur das Solsystem eingeschlossen, sondern auch der 34.000 Lichtjahre von Sol entfernte und außerhalb der galaktischen Spirale stehende Kugelsternhaufen M 13 – das Hoheitsgebiet der Arkoniden, in dem auch die Aras beheimatet waren.
»In diesem Würgegriff können die Orbiter die Humanoiden Völker der Galaxis erdrücken«, sagte der Offizier bedeutungsvoll.
Es entstand ein kurzes Schweigen, das Julian Tifflor schließlich brach, weil er merkte, dass die anderen auf eine Stellungnahme von ihm warteten.
»Ihnen ist eine eindrucksvolle Demonstration gelungen, Targitt«, sagte der Erste Terraner, »aber das sind alles altbekannte Tatsachen. Was wollen Sie damit erreichen?«
Der Offizier kam noch näher, bis er gegenüber von Tifflor und Adams schwebte.
»Sie sollten unsere Kräfte nicht verzetteln, indem Sie die Schiffe der LFT zu allen möglichen obskuren Pionierwelten schicken«, sagte Targitt fast anklagend.
»Die Terranischen Räte und das Parlament haben ihre Zustimmung dazu gegeben«, erwiderte Tifflor trocken. »Ich weiß, dass die Militärs ihr Veto eingelegt haben. Targitt, aber darüber mussten wir uns hinwegsetzen. Es geht doch darum, die Bewohner anderer Planeten vor Unbesonnenheiten zu bewahren. Wenn irgendwo auf einer dieser obskuren Welten, wie Sie sich ausdrücken, auch nur ein Schuss gegen ein Orbiter-Schiff abgegeben wird, könnte das einen Krieg auslösen. Und das müssen wir vermeiden, Targitt, um jeden Preis.«
»Auch um den Preis des Solsystems?«, fragte der Offizier. »Wenn nun die Orbiter nur die Hälfte der ZEL-Flotte nach Terra entsenden, dann hätten wir nicht annähernd genügend Schiffe, um sie zurückzuschlagen.«
»Und das ist gut so«, erwiderte Tifflor. »Wir können das Orbiter-Problem nur auf friedlichem Weg lösen. Und selbst wenn die Erde besetzt werden sollte, dürften wir uns nicht dagegen wehren. Angesichts dieser Übermacht ist jeder Widerstand zwecklos. Wir dürfen unter keinen Umständen so handeln, wie es die Orbiter von Garbeschianern erwarten.«
»Sie glauben, weil sich die Methode der kampflosen Übergabe bei den Loowern bewährt hat, können Sie sie bei den Orbitern wiederholen, Erster Terraner«, sagte der Offizier fast feindselig. »Aber die Orbiter-Gefahr ist von ganz anderer Art. Die Orbiter sind von dem Wahn besessen, die Menschheit vernichten zu müssen. Sie können nicht wollen, dass wir uns abschlachten lassen.«
»Ich habe nie eine Parallele von den Loowern zu den Orbitern zu ziehen versucht, Targitt«, sagte Tifflor. »Aber eine Strategie der Gewaltlosigkeit ist jetzt noch viel mehr angebracht als damals.«
»Ich durchschaue Sie, Erster Terraner«, sagte der Offizier und schwebte noch näher. »Sie haben alle fähigen Leute aus dem Solsystem weggeschickt. Tekener und seine Frau mussten in einer Friedensmission zu irgendeiner Hinterwäldlerwelt. Sie haben Mutoghmann Scerp wieder verabschiedet, kaum dass er auf Terra eintraf. Hotrenor-Taak musste aus fadenscheinigen Gründen nach Olymp ... Die Reihe ließe sich beliebig weiterführen. Das sieht so aus, als stecke eine bestimmte Absicht dahinter, nämlich die, das Solsystem verteidigungsunfähig zu machen.«
Tifflor lächelte.
»Sie unterschieben mir zwar völlig falsche Absichten, aber wenn ich es mir genau überlege, so ist es doch sehr vorteilhaft für Terra, eine so schwache Position zu haben. Dann können Leute wie Sie wenigstens nicht auf dumme Gedanken kommen. Es bleibt dabei, im Solsystem findet keine Mobilmachung statt.«
Tifflor steuerte seinen Sitz herum, so dass er Targitt den Rücken kehrte und schwebte zum Ausgang des Planetariums. Homer G. Adams folgte ihm.
*
»Leute wie Targitt werden es wohl nie lernen«, sagte Adams, als sie Tifflors Büro erreicht hatten. »Das Schlimme ist, dass ihre Parolen ansteckend wirken.«
Tifflor winkte ab, um das Thema zu beenden. Es gab andere Probleme genug, als dass er sich auch noch mit den Querelen kriegslüsterner Offiziere befassen wollte. Diesen Leuten passte es eben nicht, dass sie in der neueren galaktischen Politik nur noch eine untergeordnete Rolle spielten.
Ähnlich musste die Lage auch im Wega-System gewesen sein, wo es für eine Weile so ausgesehen hatte, als würden die Ferronen gewaltsam gegen die Orbiter vorgehen. Aber dort schien die Kriegsgefahr gebannt. Zumindest ging das aus den Fragmenten einer Hyperkomnachricht hervor, die die Funksperre der Orbiter durchbrochen hatte.
Ein im Wegasektor patrouillierendes GAVÖK-Schiff hatte den verstümmelten Funkspruch aufgefangen und weitergeleitet. Darin hieß es, dass der regierende Thort wieder auf den Friedenskurs einschwenkte. Wodurch dieser Umschwung auf Ferrol herbeigeführt worden war, hatte Tifflor jedoch nicht erfahren. Immerhin, es war wichtig, dass die Krise im Wega-System beigelegt war.
Auf Olymp dagegen war die Lage nach wie vor völlig ungewiss. Die Orbiter hatten das System von Boscyks Stern hermetisch abgeriegelt, so dass über die Geschehnisse dort nichts nach draußen drang.
»Es ist bedauerlich, dass uns Marcon Sarder nicht die Koordinaten wenigstens einer Orbiter-Welt liefern konnte«, sagte Tifflor wie in Gedanken. »Damit wären wir ein gutes Stück weiter und könnten gezielte Nachforschungen durchführen.«
»Klar, er hätte auch gleich den Kode für den Roboter liefern sollen, der Armadan von Harpoons Anlagen steuert«, meinte Adams mit leichtem Spott. »Was nicht noch alles?«
»Ich weiß, Sarder hat mehr erreicht, als wir uns erhoffen durften«, sagte Tifflor. »Aber wir wissen noch immer zu wenig über den ganzen Komplex um die Horden von Garbesch und den Ritter der Tiefe, der sie bekämpfte. Wir haben zwar einen Schwarm von Schiffen ins galaktische Zentrum geschickt, um Nachforschungen zu betreiben, aber die Aussicht, dass sie zufällig eine der Orbiter-Welten finden, ist doch sehr gering.«
»Vielleicht siehst du zu schwarz«, erwiderte Adams. »Immerhin besitzen sie einige Anhaltspunkte, nach denen sie sich bei ihrer Suche richten können. Wir werden ...«
Adams unterbrach sich, als Tifflors Bildsprechgerät anschlug. Es meldete sich ein Techniker aus der Funkzentrale, der erklärte, eine Nachricht von Olymp empfangen zu haben.
»Von wem stammt sie?«, wollte Tifflor wissen.
»Von einem Springer, der behauptete, in einem Beiboot von Olymp geflohen zu sein«, wurde ihm geantwortet. »Ein GAVÖK-Schiff fischte ihn auf und leitete seine Botschaft sofort an uns weiter. Sie stammt von Hotrenor-Taak und ist an Sie gerichtet, Erster Terraner.«
»Warum sagen Sie das nicht gleich«, rief Tifflor ungehalten. »Wie lautet sie?«
»Ich wiederhole wortwörtlich, was der Springer gesagt hat«, antwortete der Funker. »Das ist seine Aussage: ›Der Lare bat mich, zu melden, dass über Anson Argyris' Schicksal Unklarheit herrscht. Es gibt keinerlei Hinweise auf seinen Aufenthalt. Es finden sich nirgends auch nur die geringsten Spuren. Es ist gleichermaßen fraglich, ob er sich noch auf Olymp aufhält, oder ob er überhaupt noch existiert. Die Orbiter schweigen dazu.‹ Das war alles, Erster Terraner. Das GAVÖK-Schiff hat angefragt, ob es den Springer ins Solsystem bringen soll, aber der Kommandant bezweifelt, dass mehr aus ihm herauszubekommen ist.«
2.
»Das ist vielleicht ein Ding!«, sagte Josto ten Hemmings und hieb auf den Tisch. Sein Gesicht wirkte eingefallen, die Röte war daraus gewichen und hatte einer ungesunden Blässe Platz gemacht. Die Orbiter geizten, seit sie ins Wega-System gekommen waren, mit den Schnapsrationen, und der Hochenergiewaffen-Ingenieur litt unter Entzugserscheinungen. »Wir, die meistgesuchten Flibustier, als Prototypen der Menschheit! Wenn das kein Witz ist – aber ich kann darüber nicht lachen. He, Brush, wollte uns Kayna vielleicht nur auf den Arm nehmen, als sie behauptete, dass wir das Grundmuster für angeblich genetisch vorprogrammierte neutrale Eier waren?«
Brush Tobbon, der zwei Meter große Epsaler, der in den Schultern fast ebenso breit war, gab einen Laut von sich, der sich wie ein Rülpsen anhörte.
»Ihr könnt es glauben oder nicht«, sagte er dann mit seiner dröhnenden Stimme. »Wenn es jedoch nicht so wäre, dann hätten die Orbiter nicht alle das Aussehen von uns sieben. Und es gibt nur diese Typen von Orbitern, ergo waren wir die Prototypen.«
»Woher hast du diese Informationen, Brush?«, erkundigte sich Körn »Dezibel« Brack, der mit seinen 186 Jahren der älteste Flibustier war.
»Sagte ich doch schon«, brummelte der Epsaler. »Panika hat sie beschafft.«
Das war gelogen. In Wirklichkeit stammten die Informationen vom Vario-500, der unerkannt an Bord der KUREL-BAL gelangt war und sich mit ihm, Brush Tobbon, Kayna Schatten und Pearl »Panika« Simudden in Verbindung gesetzt hatte. Die anderen vier Flibustier wussten nichts von der Anwesenheit des Vario-Roboters, weil man sich ihrer nicht ganz sicher war.
»Und wir haben mal geglaubt, die Orbiter seien Roboter in unserer Maske«, sagte Axe. »Aber so ganz klar ist mir das mit den neutralen Eiern immer noch nicht. Wie konnten die Orbiter in dieser kurzen Zeit aus solch winzigen Dingern ein Millionenheer von ausgewachsenen Soldaten erschaffen?«
»Markon müsste es dir erklären können«, sagte Körn »Dezibel« Brack.
Markon Treffner war ein Ara, ein Galaktischer Mediziner, der ein Spezialist für die absonderlichsten biologischen Experimente war.
»So etwas ist heute kein Problem mehr«, erklärte der Ara leichthin. »Der Reifeprozess eines Organismus lässt sich in vitro praktisch beliebig beschleunigen.«