Perry Rhodan 965: Die Sporenschiffe - Ernst Vlcek - E-Book

Perry Rhodan 965: Die Sporenschiffe E-Book

Ernst Vlcek

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Beschreibung

Sechs Giganten im Drink-System - Gefahr für die BASIS Man schreibt Ende August des Jahres 3587. Während in der Heimatgalaxis der Menschheit die Lage sich durch das Ultimatum der Orbiter immer mehr zuspitzt und dem Höhepunkt der Krise zustrebt, befindet sich Perry Rhodan mit der BASIS in Weltraumfernen. Ihm kommt es, wie erinnerlich, darauf an, sich Zugang zu einer Materiequelle zu verschaffen, um die so genannten Kosmokraten davon abzuhalten, die Quelle zum Schaden aller galaktischen Völker zu manipulieren. Alle sieben Schlüssel, die zusammen mit Laires Auge, das ebenfalls Perry Rhodan übergeben wurde, das Durchdringen der Materiequelle erlauben sollen, sind bereits im Besitz des Terraners. Und so wird nun das Drink-System, in dem der siebte Schlüssel, der Schlüssel des Mächtigen Kemoauc, gefunden wurde, systematisch nach einer Spur der Materiequelle abgesucht - bisher allerdings ohne sichtbaren Erfolg. Während dieser Sucharbeiten, die nichtsdestoweniger die eine oder andere überraschende Erkenntnis bringen, tauchen plötzlich sechs Giganten im Drink-System auf, die Gefahr für die BASIS zu signalisieren scheinen. Diese Giganten sind DIE SPORENSCHIFFE ...

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Veröffentlichungsjahr: 2011

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Nr. 965

Die Sporenschiffe

Sechs Giganten im Drink-System – Gefahr für die BASIS

von ERNST VLCEK

Man schreibt Ende August des Jahres 3587. Während in der Heimatgalaxis der Menschheit die Lage sich durch das Ultimatum der Orbiter immer mehr zuspitzt und dem Höhepunkt der Krise zustrebt, befindet sich Perry Rhodan mit der BASIS in Weltraumfernen.

Ihm kommt es, wie erinnerlich, darauf an, sich Zugang zu einer Materiequelle zu verschaffen, um die so genannten Kosmokraten davon abzuhalten, die Quelle zum Schaden aller galaktischen Völker zu manipulieren.

Alle sieben Schlüssel, die zusammen mit Laires Auge, das ebenfalls Perry Rhodan übergeben wurde, das Durchdringen der Materiequelle erlauben sollen, sind bereits im Besitz des Terraners. Und so wird nun das Drink-System, in dem der siebte Schlüssel, der Schlüssel des Mächtigen Kemoauc, gefunden wurde, systematisch nach einer Spur der Materiequelle abgesucht – bisher allerdings ohne sichtbaren Erfolg.

Die Hauptpersonen des Romans

Perry Rhodan – Das Auftauchen der Sporenschiffe stellt den Terraner vor schwierige Probleme.

Reginald Bull – Er kontaktiert ein Ammoniak-Kollektiv.

Tobias Doofy – Bulls Begleiter.

Maina – Ein Konzept von EDEN II.

Servus

1.

BASIS

»Ortung positiv!«, meldete sich Jentho Kanthall vom Hauptschaltpult über Interkom.

Rhodan saß, von Atlan und Roi Danton flankiert, an einer Nebenstelle der Kommandozentrale der BASIS. Die Distanzen waren hier zu groß, als dass man sich beliebig und auf herkömmliche Weise hätte verständigen können. Abgesehen davon herrschte in der riesigen BASIS-Zentrale im Augenblick ein so geschäftiges Treiben, dass die Geräuschkulisse eine normale Unterhaltung fast unmöglich machte.

»Überstellen!«, verlangte Rhodan auf die gleiche Weise vom Kommandanten der BASIS.

Der Monitor vor Rhodan zeigte noch immer den gleichen Ausschnitt des Sternensektors wie bisher. In der linken unteren Ecke war unverändert die kleine verwaschene Scheibe von Drink X zu sehen. Aber jetzt wurden in die Bildmitte sechs dunkle, kugelförmige Objekte eingeblendet. Sie waren in die Tiefe gestaffelt und verdeckten einander teilweise. Das vorderste Kugelobjekt erschien doppelt so groß wie das letzte. Doch das lag an der Perspektive. In Wirklichkeit waren alle gleich groß. Jedes besaß den unglaublichen Durchmesser von 1126 Kilometern.

Es handelte sich um sechs Sporenschiffe mit den gleichen äußeren Abmessungen wie die PAN-THAU-RA. Doch befand sich Bardiocs Sporenschiff nicht dabei, das konnte vorausgesetzt werden. Denn Laire hatte die PAN-THAU-RA zur Gänze in den Hyperraum abgeschoben und auf diese Weise versiegelt.

»Haben die Sporenschiffe ihren Ortungsschutz aufgegeben, dass wir sie plötzlich auch von der BASIS aus orten können?«, fragte Roi Danton an.

»Nein«, antwortete Jentho Kanthall, der auf einem Bildschirm unterhalb des Monitors zu sehen war. »Es ist nur so, dass der Ortungsschutz immer mehr an Wirkung verliert, je näher uns die Sporenschiffe kommen. Wenn man bedenkt, dass sie sich bereits innerhalb der Umlaufbahn von Drink X befinden und wir sie erst anmessen können, seit sie die Fünf-Milliarden-Kilometergrenze unterschritten haben, dann sagte das einiges über ihre Möglichkeiten, sich zu tarnen, aus. Wahrscheinlich hätten wir die Sporenschiffe noch immer nicht entdeckt, wenn wir nicht wüssten, wo wir nach ihnen suchen müssen. Dementsprechend mangelhaft sind auch die Messdaten. Noch bekommen wir keine besseren Bilder als die gezeigten.«

An Bord der BASIS hatte man gar nicht bemerkt, dass sich diese sechs gigantischen Flugkörper dem Drink-System näherten. Es war mehr oder weniger einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass ein Zwei-Mann-Zerstörer die sechs Sporenschiffe entdeckte. Er hatte zu einer Staffel gehört, die jenseits von Drink XI patrouillierte und den Leerraum außerhalb des Sonnensystems nach Hinweisen auf die Existenz des Mächtigen Kemoauc absuchte.

Die zweiköpfige Mannschaft des Zerstörers war umsichtig genug gewesen, nicht über Hyperkom von ihrer Entdeckung Bericht zu erstatten, sondern sofort zur BASIS zurückzukehren und ihm, Rhodan, persönlich Meldung zu machen. Angesichts des perfekten Ortungsschutzes war anzunehmen, dass man sich an Bord der Sporenschiffe noch immer unentdeckt wähnte.

Das brachte den Vorteil mit sich, dass Rhodan die Forschungskommandos, die auf den elf Planeten des Drink-Systems Kemoaucs Spuren suchten, unbemerkt abziehen und zur BASIS zurückbeordern konnte. Andererseits konnte er die Kampfschiffe in Alarmbereitschaft versetzen und die Zwei-Mann-Zerstörer-Staffeln ausschicken, um im Nahbereich der Sporenschiffe Aufklärungsarbeit zu leisten. Bisher jedoch ohne sichtbaren Erfolg.

Es hatten sich noch keinerlei Hinweise dafür ergeben, warum die sechs Giganten so plötzlich im Drink-System auftauchten – oder wer sie befehligte. Vor allem die Frage, wer die Mannschaft der Sporenschiffe stellte und unter wessen Kommando diese stand, interessierte alle an Bord der BASIS brennend.

Doch darauf ließen sich keine Rückschlüsse ziehen, denn von den Sporenschiffen kamen keinerlei Aktivitäten. Es wurden nicht einmal Funksignale aufgefangen. Die sechs Gigant-Schiffe flogen in geradem Kurs ins Drink-System ein. Ihre Geschwindigkeit war weit unter der des Lichtes und verminderte sich ständig. Davon ließ sich lediglich ableiten, dass bei gleichbleibender Verringerung der Geschwindigkeit ihr Ziel irgendwo zwischen dem fünften und sechsten Planeten lag.

Diese Hochrechnung hatte für Aufregung auf der BASIS gesorgt, weil diese im Raum von Guckys Inn stationiert war, dem fünften Planeten der Sonne Drink. Aber inzwischen war die Ruhe wieder in die Mannschaft zurückgekehrt, denn bis zum Eintreffen der Sporenschiffe würde noch einige Zeit vergehen.

»Es scheint fast, als hätten wir es mit einer Geisterflotte zu tun«, stellte Roi Danton fest. »Warum werden keine Beiboote zur Erkundung ausgeschickt? Wenn die Sporenschiffe bemannt wären, müsste doch ein Funkverkehr stattfinden.«

»Nicht, wenn man darauf Wert legt, solange wie möglich unentdeckt zu bleiben«, sagte Atlan.

»Wen stellst du dir unter ›man‹ eigentlich vor?«, fragte Roi Danton, aber der Arkonide gab keine Antwort.

»Ich bekomme jetzt die ersten Bilder der Zerstörer-Staffel herein«, meldete Jentho Kanthall. »Soll ich sie weiterleiten?«

»Ich bitte darum«, sagte Rhodan.

Plötzlich füllte die mächtige Kugel eines einzelnen Sporenschiffs den gesamten Monitor aus. In der Nahaufnahme war zu sehen, dass die Hülle recht mitgenommen wirkte. Aber bei dem Alter der Sporenschiffe durfte das nicht verwundern.

Die Oberfläche des gigantischen Kugelschiffs glitt rasch über den Monitor, so als besäße es eine Eigenrotation. Aber das war nur eine Täuschung, denn an den sich in den Bildecken ebenfalls verändernden Sternbildern erkannte Rhodan, dass sich nur das Objekt mit der Aufnahmekamera bewegte. Offenbar handelte es sich dabei um einen Zwei-Mann-Zerstörer, der das Sporenschiff umkreiste.

»Da!«, rief Roi Danton aus. »Sehen diese Symbole auf der Hülle nicht wie eine Schrift aus?«

Rhodan stoppte die Projektion durch Tastendruck, um eine Momentaufnahme festzuhalten.

»Um welches der Sporenschiffe handelt es sich?«, fragte Rhodan bei Jentho Kanthall an, während er gleichzeitig einen Abdruck der riesigen Schriftzeichen auf der Schiffshülle zur Auswertung an den Computer eingab.

»Es ist das Sporenschiff, das an der Spitze fliegt«, antwortete Kanthall. »Warum?«

»Es ist die HORDUN-FARBAN«, stellte Rhodan fest, als der Computer die Übersetzung der fremden Schriftzeichen auswarf. »Der Name steht in der Sprache der Mächtigen darauf.«

Spontan rief sich Rhodan die Namen der Sporenschiffe ins Gedächtnis, die er von Ganerc-Callibso erhalten hatte:

Die GOR-VAUR des Mächtigen Ganerc, den Rhodan in der Gestalt Callibsos kennen gelernt hatte.

Die BOLTER-THAN des Mächtigen Ariolc.

Die NOGEN-ZAND des Mächtigen Murcon.

Die ABET-DHEN-MAR des Mächtigen Partoc.

Die WESTEN-GALT des Mächtigen Lorvorc.

Und natürlich Kemoaucs HORDUN-FARBAN, die die Geisterflotte anführte.

»Das könnte bedeuten, dass Kemoauc das Kommando übernommen hat«, sagte Roi Danton. »Er, der das Drink-System zu seiner Bastion ausgebaut hat, hätte auch allen Grund, hierher zu kommen.«

»Ich hoffe, dass es so ist«, sagte Rhodan.

Roi Danton blickte ihn zweifelnd an.

»Du hoffst das?«, wunderte er sich. »Es kann doch nur ein Scherz sein, dass du dir die Konfrontation mit diesem Mächtigen wünschst. Welche Chance hätte die BASIS gegen die sechs Gigant-Schiffe?«

»Was macht es für einen Unterschied, wer die Sporenschiffe befehligt«, erwiderte Rhodan. »Wenn ich mir Kemoauc als Kommandanten wünsche, dann deshalb, weil wir das Drink-System doch ohnehin nur nach ihm abgesucht haben.«

»Perry hat recht«, stimmte Atlan zu. »Die Bedrohung durch die Sporenschiffe bleibt gleich, egal mit welchem Gegner wir es zu tun haben. Warum also dann nicht Kemoauc?«

»Wer käme außer ihm noch in Frage?«, sagte Danton wie zu sich und gab sich auch sofort selbst die Antwort. »Natürlich könnten auch die Kosmokraten dahinterstecken. Oder aber die Demonteure der kosmischen Burgen haben die Sporenschiffe in ihre Gewalt gebracht.«

Rhodan nickte beipflichtend und fügte hinzu: »Die Sporenschiffe könnten aber auch in Zusammenarbeit aller drei mobilisiert worden sein. Dies wird jedoch solange Spekulation bleiben, bis wir durch Aktivitäten weitere Anhaltspunkte bekommen. Dann erfahren wir vielleicht auch, was die Schiffe hier wollen.«

Rhodan musste an die Abenteuer auf der PAN-THAU-RA denken und an die dort lagernden Vorräte an On- und Noon-Quanten, die den Keim für Leben und Intelligenz in sich trugen. War nun diese Biophoremasse mal sechs zu multiplizieren – und die Gefahr auch?

Rhodan verscheuchte diese Überlegungen, um mit seinen Gedanken nicht ins Uferlose abzugleiten. Beim augenblicklichen Stand der Dinge waren solche Spekulationen verfrüht.

»Sind die Suchmannschaften und Wissenschaftlerteams alle zur BASIS zurückgekehrt?«, fragte er bei Jentho Kanthall an, um seine Gedanken in andere Bahnen zu lenken.

»Zumindest sind alle der Aufforderung nachgekommen und befinden sich auf dem Rückzug«, sagte Kanthall. »Galbraith Deighton ist mit seiner Gruppe gerade von Guckys Inn eingetroffen. Von Reginald Bull Teams, die ja die äußeren Planeten untersuchten und einen längeren Rückweg haben, sind Bestätigungen eingetroffen. Da sich alle an das Hyperfunkverbot gehalten haben, sind einige Meldungen mit Verzögerungen eingetroffen. Nur Reginald Bull selbst hat noch nicht ... Moment, da kommt gerade eine Nachricht von Drink sieben, wo Bull sich aufhält. Ich gebe durch.«

Die Szene auf dem Monitor vor Rhodan wechselte, als die Bild-Ton-Sendung eingeblendet wurde. Der Bildempfang war jedoch so schlecht, die Tonqualität war dagegen abnehmbar. Zumindest war Bulls Stimme trotz der Störgeräusche deutlich zu verstehen.

»Reginald Bull an BASIS. Habe Rückrufbefehl erhalten, kann ihm aber nicht Folge leisten. Die Besatzung der MEGALIS, Bordkodenummer K-B-112, hat in der Giftgasatmosphäre von Ammon eine sensationelle Entdeckung gemacht. Ammon ist identisch mit Drink sieben, die Mannschaft hat den Planeten so getauft. Es existieren Aufnahmen von einem humanoiden Fötus, der in einem Ammoniakkristall eingebettet ist. Eine extrapolierende Phantomzeichnung ergab, dass sich der Fötus wahrscheinlich in einen hünenhaften Humanoiden entwickeln würde. Meine Vermutung geht dahin, dass es sich dabei um Kemoauc handelt, der für eine künstliche Rückentwicklung seiner Person sorgte, um sich zu tarnen. Zweite Möglichkeit: Die so zur Schau gestellte Schutzbedürftigkeit soll Mitleid und Neugierde wecken und zur Bergung verlocken. Das alles sind bloß Vermutungen. Aber ich bin gezwungen, bis zur völligen Klärung dieser Angelegenheit mit der MEGALIS auf Ammon auszuharren. Unterlagen folgen in Robotkapsel. Erwarte Bestätigung und aufmunternde Worte für die tapfere Mannschaft der MEGALIS. Ende.«

»Was hältst du davon?«, wandte sich Rhodan an Atlan, nachdem Bulls Bild wieder einer Aufnahme von den Sporenschiffen Platz gemacht hatte. »Wenn Kemoauc sich wirklich in der Atmosphäre von Drink sieben versteckt, dann kann er die Sporenschiffe nicht befehligen.«

»Bully sagt selbst, dass er sich seiner Sache nicht sicher ist«, meinte Atlan. »Wer weiß, ob er nicht einer Täuschung erlegen ist.«

»Warten wir das Eintreffen der Unterlagen ab«, sagte Rhodan. »Vielleicht lässt sich daraus mehr ersehen. Aber es ist vernünftig, dass Bully bis zur Klärung der Angelegenheit Ammon nicht verlässt.«

*

»Sheila, können Sie mich hören?«

Reginald Bulls Stimme klang ungewöhnlich sanft, als er sich über die junge Frau auf dem Krankenlager beugte. Von einer Schaltwand führten Schläuche und Drähte zu ihr und mündeten an verschiedenen Stellen in ihren Körper. Auf diese Weise wurde die Körpertemperatur, der Kreislauf und die Gehirntätigkeit reguliert. Auf ihrem kahlgeschorenen Schädel waren ein Dutzend Kontaktplättchen zu sehen, über denen sich ein Gewirr von feinsten Drähten und Sonden bauschte. In ihrem hübschen Gesicht regte sich kein Muskel, zuckte kein Nerv. Sie erweckte den Eindruck, als schliefe sie tief. Aber das EEG verriet, dass sie bei Bewusstsein war, und der Arzt der Korvette hatte Bull die Erlaubnis gegeben, die Biologin zu befragen.

»Sheila«, sagte Bull wieder. »Sie sind wieder auf der MEGALIS und in Sicherheit. Ihr Ausflug in die Giftgasatmosphäre von Ammon wird ohne Folgen bleiben. Wir haben Sie aus einer Wolke von Ammoniakschnee gefischt.«

Die junge Frau bewegte die Lippen, und Bull glaubte, einen Namen ablesen zu können.

»Auch der Shift-Pilot Panatheik ist über dem Berg«, sagte Bull. »Er war schlimmer dran als Sie und wies starke Erfrierungserscheinungen auf.«

Die Lippen der Biologin formten wieder ein Wort: »Shift«.

»Den Flugpanzer haben wir abgeschrieben«, sagte Bull. »Aber machen Sie sich deshalb keine Sorgen. Hauptsache, Sie und der Pilot sind am Leben. Fühlen Sie sich in der Lage, mir zu antworten? Ich habe einige Fragen an Sie. Es betrifft den in die Ammoniakkristalle eingebetteten Fötus, dem Sie mit dem Shift gefolgt sind.«

»Ja«, kam es krächzend über die spröden Lippen der Biologin.

Sie schlug langsam die Augen auf – und auf einmal lächelte sie. Als Bull merkte, dass ihr Blick an seiner Oberlippe hing, fuhr er sich schuldbewusst über den Schnurrbart. Ihm war klar, dass sie ihn an seiner Manneszierde erkannt hatte, und er erwiderte das Lächeln.

»So gefallen Sie mir schon besser«, meinte er. »Sind Sie bereit, mir einige Auskünfte zu geben? Was passierte, als Sie dem Fötus-Kristall folgten – und nachdem die Verbindung zur MEGALIS abriss?«

Das Gesicht der jungen Frau wurde wieder ernst.

»Die Ammonier haben Kontakt zu uns aufgenommen«, antwortete sie mit schleppender Stimme. »Bei den gigantischen Gebirgen aus Ammoniakkristallen handelt es sich um intelligente Lebenskollektive.«

»Ich weiß, der Kommandant hat mir von Ihrer Theorie erzählt«, sagte Bull. Er wollte noch etwas hinzufügen, doch unterließ er es, als die junge Frau heftig den Kopf schüttelte. Statt dessen beruhigte er sie: »Nur nicht aufregen, Sheila.«

»Es ist keine Theorie mehr«, sagte Sheila Winter gepresst. »Ich habe die Bestätigung bekommen. Die Ammonier ... sie sind nicht nur intelligent, sondern auch parapsychisch begabt. Ich stand mit ihnen in telepathischem Kontakt. Das heißt, sie haben meine Gedanken gelesen.«

»Sind Sie sicher?«, fragte Bull verblüfft.

Sheila Winter nickte.

»Sie wissen alles über uns ... alles, was auch ich weiß«, fuhr sie stockend fort. Sie tat einige tiefe Atemzüge und sprach dann wieder flüssiger. »Die Ammonier sind scheu und ängstlich. Erst als sie aus meinen Gedanken erfuhren, dass ich keine feindlichen Absichten hatte, wurden sie zutraulicher und diffundierten nicht ... Sie können diesen Prozess steuern und sind nicht wirklich kurzlebig. Tatsächlich ...«

»Entschuldigen Sie, wenn ich Sie unterbreche, Sheila«, fiel ihr Bull ins Wort. »Aber wenn diese Ammoniak-Kollektive parapsychisch begabt sind und Ihre Gedanken lesen konnten, dann müssen sie auch gewusst haben, dass Sie hinter dem Fötus-Kristall her waren. Und dahinter sahen sie keine feindliche Absicht?«

Die junge Frau zuckte leicht die Schultern.

»Dieser Punkt kam nicht zur Sprache«, sagte sie dann. »Nach dem Verlassen des Shifts kam zwischen uns keine Verständigung mehr zustande. Ich musste mich dabei nämlich des Translators aus dem Shift bedienen. Auf diese Weise ließen mich die Ammonier einiges über ihre Eigenheiten und ihren seltsamen Lebenszyklus wissen.«

»Erzählen Sie«, forderte Bull sie auf.

»Wenn ein Ammonier-Kollektiv verwittert, dann bleibt immer ein Grundstock über, der in das nächste Kollektiv aufgeht. In diesem verbleibenden Kristallkern sind alle Erfahrungen und ist alles Wissen der vergangenen Generation gespeichert. Und diese Erbmasse geht von einer Generation in die nächste über. Auf diese Weise überlebt der Geist der Ammonier. Wenn die Kristallgebirge diffundieren, stirbt das Kollektiv nicht wirklich ab.«

Bull lauschte gebannt. Er bezweifelte Sheilas Geschichte nicht, weil sie so phantastisch war, aber er war skeptisch wegen der besonderen Begleitumstände, unter denen sie dieses Wissen bekommen haben wollte. Sie war halb tot gewesen, fast erfroren, als man sie in einer Wolke aus Ammoniakschnee gefunden hatte.

»Sie glauben mir nicht?«, hörte er Sheila Winter sagen und wurde sich bewusst, dass er zu lange geschwiegen hatte.