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Der Hyperimpedanz-Schock erschütterte die Welten der Milchstraße: Er führte zum Ausfall eines Großteils der Technologie und stellte das Leben auf den bewohnten Planeten vollkommen auf den Kopf. Doch diese Ereignisse liegen gut einhundert Jahre zurück. Längst haben sich die Menschen und die anderen Bewohner der Galaxis mit den neuen Gegebenheiten arrangiert - es gibt andere technische Möglichkeiten. Im Mittelpunkt der Energiegewinnung stehen nun Hyperkristalle, und wer ihre Lagerstätten ausbeuten kann, gehört zu den wirtschaftlichen Gewinnern der neuen Zeit. So erlebt auch der Plejadenbund, 500 Lichtjahre von der Erde entfernt, wegen seiner Kristallvorkommen einen enormen Aufschwung. Eine Spitzenstellung nehmen hierbei die Planeten Mohenjo und Maharani im Yogul-System ein. Doch dann kommt es zu Unregelmäßigkeiten in der Kristallauslieferung - und zu Morden. Für einige Menschen und Topsider beginnt DAS PLEJADEN-SPIEL ...
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Seitenzahl: 154
Veröffentlichungsjahr: 2012
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EXTRA
Das Plejaden-Spiel
Tödliches Spiel um Hyperkristalle – ein Terraner macht Maske
Hubert Haensel
Cover
Vorspann
Prolog
1.
2.
3.
4.
Epilog I
Epilog II
Impressum
PERRY RHODAN – die Serie
Der Hyperimpedanz-Schock erschütterte die Welten der Milchstraße: Er führte zum Ausfall eines Großteils der Technologie und stellte das Leben auf den bewohnten Planeten vollkommen auf den Kopf. Doch diese Ereignisse liegen gut einhundert Jahre zurück. Längst haben sich die Menschen und die anderen Bewohner der Galaxis mit den neuen Gegebenheiten arrangiert – es gibt andere technische Möglichkeiten.
Im Mittelpunkt der Energiegewinnung stehen nun Hyperkristalle, und wer ihre Lagerstätten ausbeuten kann, gehört zu den wirtschaftlichen Gewinnern der neuen Zeit. So erlebt auch der Plejadenbund, 500 Lichtjahre von der Erde entfernt, wegen seiner Kristallvorkommen einen enormen Aufschwung. Eine Spitzenstellung nehmen hierbei die Planeten Mohenjo und Maharani im Yogul-System ein.
Doch dann kommt es zu Unregelmäßigkeiten in der Kristallauslieferung – und zu Morden. Für einige Menschen und Topsider beginnt DAS PLEJADEN-SPIEL ...
Wüste, so weit das Auge reichte ...
Kheryk-Akkrun hasste dieses Meer aus Felsen und Sand. Wenn wenigstens die Bergkette am Horizont den Anschein erweckt hätte, dass sie langsam näher rückte! Aber nicht einmal das war der Fall.
Dumpf brummend, wie ein träger, fetter Käfer flog der Lastengleiter in wenigen Metern Höhe nach Süden. Die Krallenfinger des Topsiders schabten über die Sensorkontrollen. Witternd schob er die Zunge zwischen den Lippen hervor. Im Cockpit roch es nach Ozon, nach Schmierstoffen und mittlerweile sogar nach dem Sand, den die Luftumwälzung nicht vollständig ausfiltern konnte.
Das Fahrzeug war alt. Gelegentliche Reparaturen hatten mehr Spuren hinterlassen als der Verschleiß selbst. Wo der Autopilot installiert gewesen war, gähnten in einer armlangen Vertiefung oxidierte und verbogene Anschlussplatinen.
Vor einigen Dutzend Jahren hatten Mitarbeiter der First Fertile Crystal Batches in gelber Leuchtfarbe eine Zählnummer auf den Bug des Käfers gemalt – die 37. Heute existierten noch fünf dieser Maschinen.
Der Wind peitschte dichter werdende Sandwolken übers Land. Weit verstreut erhoben sich einzelne Wüstenteufel, sanken aber schnell wieder in sich zusammen.
Das Licht über den flachen Hügeln veränderte sich, es wurde grell und intensiv. Angespannt rollte Kheryk-Akkrun mit den Kugelaugen, schließlich kniff er die Lider zusammen.
Die Luft knisterte wie Zunder ...
... und plötzlich war alles anders. Es gab keine Wüste mehr, keine Berge am Horizont, nicht einmal die Sonne. Nur eine feinkörnige Sandflut, die über den Gleiter hinwegspülte, als wolle sie ihn mit ihrer schieren Masse begraben.
Das Fahrzeug reagierte kaum auf die Steuerung. Die schwere Maschine neigte sich zur Seite.
Ein schriller Warnton ... gleichzeitig ein heftiger Ruck. Kreischend schrammte der Gleiter über Felsen hinweg.
Kheryk-Akkrun fiel in die Gurte, als die Maschine sich nach vorn neigte. In einem der Bugfenster entstand ein Riss, der sich rasch ausweitete. Falls das Panzertroplon aufbrach, würde der Sand mit explosionsartiger Gewalt hereinfluten.
Aber schon kam die Gegenbewegung, unterstützt durch den heranpeitschenden Sturm. Der Käfer kippte zurück, würde sich nicht überschlagen und hilflos auf den Stummelflügeln liegen bleiben.
Das Fahrzeug dröhnte, als es auf die beiden Gleisketten fiel und die Hydraulik den Stoß ruppig abfing.
Kheryk-Akkrun gab leichten Schub auf den Kettenantrieb. Nichts veränderte sich. Er steigerte die Leistung, bis aus dem Antriebsbereich ein durchdringendes Heulen erklang.
Mehrere Anzeigen signalisierten, dass der Antrieb ebenso ausfiel wie die Luftumwälzung. Der Topsider ließ sich im Sessel zurücksinken und schloss die Augen.
Stunden, im schlimmsten Fall Tage, konnte der Sandsturm anhalten.
Er versuchte, den Transporter wieder in die Luft zu bringen, doch das antigravgestützte Außenstromtriebwerk schaltete selbsttätig ab. Dafür reagierte das Kettenlaufwerk. Der Siebenunddreißig ruckte an, schob sich knarrend einige Meter weit und drehte störrisch zur Seite.
Kheryk-Akkrun löste die Gurte und stemmte sich aus dem Sessel. Im rückwärtigen Bereich des Cockpits hatte er Wasserkanister gestapelt; einen davon nahm er aus der Verankerung und schraubte ihn auf. Ein verlockend leichter Modergeruch schlug ihm entgegen. Er hob den Kanister und schüttete sich Wasser über den Kopf. Es stammte aus einem Sumpfgebiet auf Chractyz und wurde von dort nach Maharani exportiert.
Langsam verrieb Kheryk-Akkrun die Schwebstoffe aus dem Moor auf seiner Schuppenhaut. Fünfzehn Galax kostete der Kanister, eine ziemlich kostspielige Angelegenheit. Immerhin fühlte sich der Topsider wieder wohler. Sobald er die Bezahlung für den Transport durch die Wüste in Händen hielt, würden einige Chractyz-Kanister mehr oder weniger eine Lappalie sein.
Der Gedanke erinnerte ihn an die Kristallmine in den Nordbergen. Er musste den Aufseher über die Verzögerung informieren. »Alle zwei Stunden Positionsmeldung!«, so lautete die Anweisung, nachdem vor einem halben Jahr wieder ein Transport überfallen und ausgeraubt worden war.
Er hob den Kanister und trank den Rest. Das Wasser war brühwarm. Sollte er wenigstens darauf bestehen, dass vor seiner nächsten Fahrt die Bordkühlung repariert wurde? Aber die Konkurrenz war groß, anderen Piloten mochte die Kühlung egal sein. Sobald er Ansprüche stellte, würde die Aufsicht seinen Job einem Terraner geben. Auch Tellerköpfe hatten mehrmals Transportfahrten übernommen, und einige polternde Mehandor trieben sich immer auf Maharani herum, suchten ihre Chance für ein lukratives Geschäft.
Achtlos warf Kheryk-Akkrun den leeren Behälter auf den Sitz des Kopiloten. Er war allein losgefahren – eine Vereinbarung, von der jeder profitierte. Er selbst, weil er ein halbes Honorar zusätzlich erhielt; die Minenleitung, weil sich die Gesellschaft die zweite Hälfte sparte. Die anderen Piloten handhabten es ähnlich.
Der Topsider ließ sich in den Sessel sinken. Er schaltete die Funkanlage ein, die nur mit planetaren Standardfrequenzen arbeitete.
Der tobende Sandsturm machte sich mit prasselnden Störungen bemerkbar. Zögernd kam die Verbindung zustande. »Was ist los, Siebenunddreißig? Deine Meldung ist zu früh dran.«
Die Bildübertragung blieb schlecht. Sein Gegenüber auf dem Holoschirm war ein kleiner, dicker Terraner.
»Ich stehe mit dem Transporter auf halber Strecke im Sandsturm und musste die Fahrt unterbrechen ...«
»Du brauchst Unterstützung?«
Kheryk-Akkrun zog die Lippen zurück und entblößte die spitzen Zahnreihen. Er war nicht sicher, ob der Terraner das überhaupt erkennen konnte, denn das Bild verwischte zusehends. Unterstützung. Er verbiss sich ein verärgertes Fauchen. Das hätte zusätzlichen Aufwand für die Minenbetreiber bedeutet, um den sie seinen Transportlohn kürzen würden.
»Keine Unterstützung nötig«, antwortete Kheryk-Akkrun. »Ich werde die Fahrt fortsetzen, sobald der Sturm das zulässt.«
»... kann ... dauern. Falls die Verhältnisse ... regelmäßige Meldung ...«
Der Ton wurde zum unverständlichen Kreischen. Nun machte auch das Funkgerät selbst Probleme.
»Ich habe Fehlermeldungen für den Antennenbereich, werde allerdings jetzt nicht nach draußen gehen und das prüfen. Auf jeden Fall keine ungewöhnlichen Beobachtungen.«
Der Terraner sagte etwas, das Kheryk-Akkrun nicht richtig verstand, hob eine Hand und unterbrach von sich aus die Verbindung.
Kheryk-Akkrun blickte auf den wieder matten Schirm.
Gute Fahrt!, klang es in seinen Gedanken nach. Hatte der fette Terraner tatsächlich »Gute Fahrt« gesagt?
*
Übergangslos schreckte Kheryk-Akkrun auf. Eben noch hatte er sich in den Sumpfgebieten außerhalb seiner Heimatstadt Akkun gewähnt – als er irritiert blinzelte, wurde ihm deutlich, dass er geträumt hatte.
Sein Blick suchte die Zeitanzeige. Nahezu drei Maharani-Stunden hatte er geschlafen, trotzdem fühlte er sich zerschlagen und ausgedörrt. Sein Blick fiel auf die Anzeigen.
Die Außenbeobachtung ...
Rötliche Düsternis herrschte, die Optiksensoren waren vom Sand verschüttet. Wenigstens zeigte der Dachbereich über dem Cockpit eine hellere Färbung. Wenn der Antrieb, ohne zu murren, ansprang, würde der Transporter sich aus eigener Kraft frei wühlen.
Die Nahbereichsortung, justiert für eine Distanz von fünfzig Kilometern ...
Auf dem Ortungsschirm erschienen schroffe Formationen, Gesteinsstrukturen, die der Sturm freigelegt hatte. Kheryk-Akkrun öffnete den nächsten Wasserkanister. Er trank hastig.
Das Außenstromtriebwerk blockierte. Schon die ersten Versuche, es hochzufahren, verrieten dem Topsider, dass eine Unmenge Sand den Einlass verstopfte.
Der robustere Kettenantrieb erwachte zu dröhnendem Leben.
Knirschend setzte sich der Transporter in Bewegung. Er ruckte und schüttelte sich wie ein Käfer, der mühsam aus dem Untergrund hervorkroch und zum ersten Mal versuchte, seine Flügeldecken zu spreizen. Kheryk-Akkrun versetzte den Siebenunddreißig in eine Schlingerbewegung, die den Sand vor den Frontscheiben aufplatzen ließ. Nach wenigen Augenblicken war die Sicht nahezu frei.
Er beschleunigte. Das Fahrzeug dröhnte über Verwehungen hinweg und zog eine mächtige Staubwolke hinter sich her.
Kheryk-Akkrun griff erneut nach dem Funkgerät. Die Verbindung war noch schlechter als zuvor.
»Ich habe wieder Fahrt aufgenommen!«, meldete der Topsider. »Mit dem Kettenantrieb. Aus einem Weiterflug wird nichts.«
»Das bedeutet mindestens einen Tag Zeitverlust – und Zeit ist Geld.«
Der vorwurfsvolle Ton war trotz der schlechten Verständigung unüberhörbar. Kheryk-Akkrun fauchte gereizt. »Ich fahre mit Höchstgeschwindigkeit!«
Fehlermeldungen blinkten auf. Kheryk-Akkrun witterte zudem leichten Rauchgeruch. »Ich fürchte, der Funk wird vollends ausfallen. Hier leuchtet eine Warnanzeige nach der ...«
Aus. Es stank verschmort. Kheryk-Akkrun war Transportpilot, kein Funktechniker. Von Triebwerksreparaturen abgesehen beschränkte sich sein Können auf den Komplettaustausch eines Funkgeräts. Aber ein Ersatzgerät befand sich nicht an Bord.
Er starrte nach draußen. Dürres Land breitete sich vor ihm aus. Selbst mit Höchstgeschwindigkeit würde der Siebenunddreißig gut einen Tag länger unterwegs sein als geplant.
Die Sonne hatte den Zenit überschritten und stand im frühen Nachmittag. Das Rotbraun der Wüste spiegelte sich im Himmel, und zwischen Land und Firmament lag ein schmaler Streifen durchdringend überzeichneter Wahrnehmung. Yogul selbst war eine helle Scheibe, ein ausgestanzt wirkender Fleck im Himmelsrot.
Tiefer über dem Horizont hing der Mond Harappa. Obwohl nur eine schmale, verwaschen wirkende Sichel, übertraf seine scheinbare Größe die der Sonne. Momentan ließen die üblichen optischen Verzerrungen den Mond sogar erdrückend erscheinen, als wolle er auf Maharani herabstürzen. Ein Hauch von Unwirklichkeit lastete über dem Land.
Mit Höchstgeschwindigkeit dröhnte der Transporter durch die Wüste. Nur hin und wieder warf Kheryk-Akkrun einen Blick auf die Ortung oder die optische Rundumsicht.
Urplötzlich war der andere Gleiter da.
Als die dreistrahlige Maschine wenige Dutzend Meter vor dem Transporter vorüberzog, vermochte der Topsider nicht zu sagen, woher sie gekommen war. Das schnelle Fluggefährt war vorbei, bevor er richtig erkennen konnte, um was es sich handelte.
Einen Augenblick lang hatte Kheryk-Akkrun sich ablenken lassen. Das wurde ihm bewusst, als zwei Thermosalven am Cockpit vorbeizuckten und sich in den Wüstenboden fraßen. Er nahm die Schüsse lediglich als Aufblitzen wahr, doch die brodelnden Spuren im aufglühenden Sand waren eindeutig.
Unmöglich, dass der Gleiter schon wieder von hinten kam. Offenbar handelte es sich um zwei Maschinen gleichen Typs.
Um drei!, korrigierte sich Kheryk-Akkrun.
Auch der dritte Gleiter eröffnete das Feuer. Er kam von der Seite, seine Schüsse hämmerten ein glühendes Stakkato in den Kurs des Transporters.
Voraus blitzte es auf, der erste Jagdgleiter kam zurück. Dicht über dem Boden und auf Kollisionskurs.
Gellend schrie Kheryk-Akkrun auf, als der Angreifer höchstens einen halben Meter über den Transporter hinwegraste und der entstehende Sog das Fahrzeug durchschüttelte.
Wieder näherte sich einer der schnellen Gleiter. Kheryk-Akkrun reagierte spontan. Dröhnend wühlten sich die Gleisketten in den harten Untergrund, der Siebenunddreißig brach beinahe rechtwinklig zur bisherigen Fahrtrichtung aus, und während die mahlenden Stollen wieder griffen und das Fahrzeug vorantrieben, zuckten Thermoschüsse über die Maschine hinweg.
Kheryk-Akkrun lachte, obwohl ihm keineswegs danach zumute war. Die Angreifer brauchten nur die Gleisketten zu zerschießen ...
Warum taten sie es nicht? Waren sie sich ihres Opfers so sicher? Schließlich mussten sie fürchten, dass er über Funk Hilfe herbeirief.
Wie viel Zeit würde vergehen, bis Polizeikräfte in der Wüste präsent sein konnten? Dreißig Minuten, womöglich eine Stunde? Auch das nur, wenn die Sicherheitskräfte zufällig am Rand der Wüste patrouillierten oder von einem Raumschiff aus ... Kheryk-Akkrun erkannte in dem Moment, dass die Gegner nur aus großer Höhe herabgestoßen sein konnten. Deshalb hatte er sie nicht rechtzeitig bemerkt.
Zwei Thermoschüsse trafen das Heck. Schrill heulte der Alarm, als sich die Einschläge weiter nach vorn fraßen und das Außenstromtriebwerk zerstörten. Sie stutzten dem Käfer die Flügel – eine deutliche Warnung.
Aber wennschon! Für Kheryk-Akkrun war es eine Frage der Ehre, die Fracht nicht einfach aufzugeben.
Vor dem Transporter erstreckte sich eine Geländemulde. Der Topsider reagierte auf die Abbruchkante erst, als sein Fahrzeug schon darüber hinwegsprang. Sekundenlang rumorten die Ketten im Leerlauf, dann folgte der Aufprall, jedoch weniger hart als befürchtet. Kaum mehr als zwei Meter betrug der Höhenunterschied, und schon wühlte sich der Siebenunddreißig weiter.
Zum ersten Mal sah Kheryk-Akkrun die angreifenden Jäger genauer. Sie waren schmal, ihr Rumpf wölbte sich im Heckbereich auf. Eine transparente Kuppel, unter der wohl keine zwei Personen Platz fanden, befand sich vor dem hochgezogenen Heck. Die Triebwerksdüsen saßen auf einer Querverstrebung, das Entsprechende galt für die Waffenprojektoren im Bugbereich.
Nie zuvor hatte Kheryk-Akkrun Gleiter dieses Typs gesehen. Sie wirkten fremd auf ihn. Erneut flogen sie an.
*
Zwei Thermoschüsse trafen die rechte Bugseite. Einer der anderen beiden Gleiter feuerte auf die Tragflächenaufbauten. Kheryk-Akkrun war es in der Sekunde völlig egal, ob die Gleisketten standhielten oder nicht, er überlastete den Antrieb bis in den Warnbereich.
Der Transporter röhrte eine Düne hinauf, schrammte über Geröll hinweg und drehte zur Seite, bevor er die Kuppe erreichte. Die Instrumente zeigten, dass der halbe Hang abrutschte und den Siebenunddreißig mitriss, da mahlten die Ketten bereits wieder.
Wie aufgescheuchte Insekten huschten die Angreifer vorüber.
Wussten sie, dass sein Funkgerät defekt war? Womöglich hatten Helfer in der Mine oder in der Verwaltung den Sender manipuliert. Kheryk-Akkrun schalt sich einen Sumpftaucher, dass er nicht eher diesen Schluss gezogen hatte.
Ein peitschender Knall ließ ihn zusammenzucken. Metall kreischte, als die geborstene Kette im Laufwerk verkantete und die Antriebsräder über Stein kratzten.
Mit einem harten Ruck fraß sich der Transporter fest. Die Außenbeobachtung zeigte nachglühende, von Strahltreffern halb zerschmolzene Kettenelemente.
Einer der Kampfgleiter schwebte nur eine Fahrzeuglänge voraus in Kanzelhöhe. Kheryk-Akkrun starrte auf die beiden flirrenden Strahlprojektoren. Jede Sekunde konnten neue Energiebündel daraus hervorbrechen, die Kanzelscheiben durchschlagen und ihn töten.
Hastig wischte er über die Schaltelemente hinweg und löschte die Energieversorgung. Das Rumoren im Antriebsbereich erstarb.
Danach war Kheryk-Akkruns Keuchen das einzige Geräusch. Er hatte Angst, doch widerstrebte es ihm, sich das einzugestehen.
Langsam sank der Kampfgleiter vor ihm zu Boden und setzte auf. Die beiden anderen landeten ebenfalls.
Und nun? Auch ohne alles zu sehen, was draußen vorging, wusste der Pilot, dass die Angreifer im Anmarsch waren. Die verriegelten Türen würden ihnen wenig Widerstand entgegensetzen.
Er fragte sich, was mit dem Piloten des letzten überfallenen Transporters geschehen war. Eigentlich hatte er das nie wissen wollen und den Gedanken, ihm könne es eines Tags ebenso ergehen, weit von sich geschoben. Auch in der Mine hatte niemand darüber gesprochen.
Im schlimmsten Fall würden ihn die Angreifer in der Wüste zurücklassen. Der Topsider spürte, dass sich seine Hautschuppen sträubten.
Vom Einstieg her erklang ein schleifendes Geräusch. Jemand machte sich an der Verriegelung zu schaffen.
Kheryk-Akkrun öffnete ein Fach in der Konsole und nahm den dort liegenden kleinen Kombistrahler an sich. Abschätzend wog er die Waffe in der Hand, dann schob er sie unter seine Kombination.
Sekunden später wurde die Tür von außen aufgebrochen. Entgeistert blickte Kheryk-Akkrun der Gestalt entgegen, die in halber Höhe im Einstieg stand, sich mit der linken Hand an der Haltestange festhielt und mit der Rechten eine unmissverständliche Geste machte: Raus aus dem Cockpit!
Er zögerte. Zum einen, weil der Fremde keine Waffe auf ihn richtete – er hatte erwartet, massiv bedroht zu werden. Zum anderen, weil der Angreifer nicht zu erkennen war – der plumpe Schutzanzug mit dem wuchtigen, verspiegelten Helm machte es unmöglich, abzuschätzen, wer sich dahinter verbarg.
»Was wollt ihr von mir?«, fragte Kheryk-Akkrun.
Er erhielt keine Antwort. Stattdessen warf der Unbekannte einen kugelförmigen kleinen Gegenstand ins Cockpit. Rauch wölkte daraus auf, und schon die nächsten Atemzüge wurden für Kheryk-Akkrun zur Qual. Wie Feuer brannte die Luft im Rachen. Prustend torkelte er zum Ausstieg.
Der Fremde zog sich vor ihm zurück. Kheryk-Akkrun tastete nach dem Haltegriff, klammerte sich daran fest und wollte sich nach draußen schwingen, doch er rutschte ab, schrammte über die Trittstufen und stürzte.
Ein grässlicher Schmerz jagte durch seinen Körper. Augenblicke später wurde ihm schwarz vor Augen.
*
Übergangslos schreckte Kheryk-Akkrun auf. Seine erste Reaktion war, sich aufraffen und davonhasten zu wollen, doch ein Rest von Vernunft zwang ihn, gerade das nicht zu tun. Wenn er voll Panik in die Wüste floh, hatte er keine Chance.
Die Angreifer hatten ihn nicht weiter beachtet. Falls sie ihn in der Einsamkeit seinem Schicksal überließen, machten sie sich nicht einmal die Hände schmutzig. Er würgte bei diesem Gedanken. Sand knirschte zwischen seinen Zähnen, seine Kehle war wie ausgedorrt. Der wunde Rachen schmerzte bei jeder Schluckbewegung.
Kheryk-Akkrun blinzelte über Sand und Geröll hinweg. Wenige Schritte vor ihm lagen die ausgeglühten Überreste der Gleiskette; wuchtig und düster ragte die Seitenwand des Transporters auf. Allzu lange konnte er nicht das Bewusstsein verloren haben.
In das Raunen des Windes mischte sich ein metallisches Klirren. Langsam, damit es einem möglichen Beobachter nicht auffiel, wandte Kheryk-Akkrun den Kopf. Der Ladebereich des Transporters stand offen. Höchstens zwanzig Schritt hinter dem Siebenunddreißig sah er einen der Jagdgleiter.
Sein Blick glitt weiter. Der zweite Gleiter stand schräg hinter ihm. Die dritte Maschine hatte sich entweder schon entfernt oder befand sich auf der anderen Seite des Transporters. Kheryk-Akkrun zweifelte nicht daran, dass die Angreifer im Begriff waren, die Kristalle umzuladen. Der Transporter würde leer zurückbleiben – falls die Räuber ihn nicht sprengten.
Hatte er nach dem Überfall vor einem halben Jahr nicht zuerst von ausgeglühten Wrackteilen gehört? Alles hatte nach einem verheerenden Unfall ausgesehen, die Wahrheit war erst nach Tagen stückweise zum Vorschein gekommen. Und der Pilot? Wahrscheinlich bleichten seine Knochen längst in der Wüste.
Manchmal war es wohl doch sinnvoll, sich mit fremden Schicksalen zu befassen, wie Terraner und Angehörige anderer Völker es taten. Sie lernten daraus, das wurde Kheryk-Akkrun deutlicher bewusst als jemals zuvor; sie nutzten Leid und Glück anderer für die eigene Orientierung. Ein seltsames Verhalten, als wären sie oft nicht in der Lage, eigenständig zu handeln.
Kheryk-Akkrun schüttelte diese Überlegungen von sich ab. Etwa zwanzig Meter, so schätzte er, musste er bis zu dem Jagdgleiter zurücklegen. Die Angreifer selbst sah er nach wie vor nicht. Allerdings hörte er Geräusche, die ihm verrieten, dass sie mit der Fracht beschäftigt waren.
Der Topsider ignorierte das Kratzen im Hals, als er sich langsam aufrichtete, in jeder Sekunde gewärtig, dass einer der Angreifer hinter dem Transporter zum Vorschein kommen konnte. Aber nichts dergleichen geschah. Augenblicke später kauerte er halb aufgerichtet in der Hocke, dann hastete er los. Der Sand staubte um seine Beine, die heiße Luft brannte im Rachen, doch in dem Moment war es ihm egal.
Ausgerechnet jetzt bemerkte er hinter dem Transporter eine Bewegung. Und der lockere Sand ließ ihn nicht schnell genug vorankommen. Kheryk-Akkrun schrie auf, als ein Thermoschuss vor ihm einschlug und eine glühende Furche in den Sand brannte. Obwohl die Hitze seine Beinschuppen versengte, hastete er weiter.
Ein zweiter Schuss, mit geringerer Intensität abgegeben, zerstob an der Seitenwand des Kampfgleiters.