Perry Rhodan Neo Paket 16 - Perry Rhodan - E-Book

Perry Rhodan Neo Paket 16 E-Book

Perry Rhodan

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Beschreibung

Im Dezember 2054: Nach jahrelanger harter Arbeit ist das neue Raumschiff der Menschheit fertig. Unter dem Kommando von Perry Rhodan soll die MAGELLAN den Sprung bis nach Andromeda überwinden – über ungeheure zweieinhalb Millionen Lichtjahre hinweg. Nur in der Nachbargalaxis kann man mehr über die aktuellen Hintergründe herausfinden: Was ist mit der heimatlichen Sonne geschehen? Wohin sind die Bewohner der Erde verschwunden? Welche Rolle spielt Atlan bei alledem?

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Seitenzahl: 2137

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Das Jahr 2036: Die Menschheit steckt in der Krise. Überbevölkerung, Klimawandel und Terrorismus lassen die Kriegsgefahr weltweit steigen. In dieser Lage wird der amerikanische Astronaut Perry Rhodan mit drei Kameraden zum Mond geschickt - dort scheint etwas Unheimliches vorzugehen. Mit einer uralten Rakete starten die vier Astronauten, auf dem Mond treffen sie auf Außerirdische.

Diese bezeichnen sich selbst als Arkoniden und halten die Menschen für primitive Wesen, die voller Hass und Kriegslust stecken. Doch Rhodan findet ihre Schwäche heraus - er schlägt den Aliens einen gewagten Handel vor. Sein Ziel ist dabei klar: Mithilfe der märchenhaften Technik der Fremden will er die Menschheit einigen, um damit alle Kriege und Katastrophen für immer zu beseitigen ...

Cover

Vorspann

Band 151 – Werkstatt im Weltall

Vorspann

1. Andromedagalaxis, Fernraumschiff MAGELLAN

2.

3. 14. Februar 2055

4.

5.

6. 15. Februar 2055

7. 16. Februar 2055

8. 17. Februar 2055

9. 18. Februar 2055

10. 17. Februar 2055

11. 18. Februar 2055

12.

13.

14.

15.

16.

Band 152 – Der Feind meines Feindes

Vorspann

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

Band 153 – Der Atem des toten Sterns

Vorspann

Prolog: FERNAO

1. Perry Rhodan: Der zehnte Kreis der Hölle

2. Namenlos: Aufgeweckt

3. Perry Rhodan: Getrennte Wege

4. Rufus Darnell: Wirbel und Ströme

5. Namenlos: Betrachtungen

6. Tim Schablonski: Lunatic

7. Perry Rhodan: Ein verlassener Ort

8. Rufus Darnell: Rendezvous

9. Anonymous: Betrachtungen

10. Perry Rhodan: Blockaden

11. Rufus Darnell: Befürchtungen

12. Anonymous: Betrachtungen

13. Perry Rhodan: Frisch verpackt

14. Reginald Bull: Schweigen

15. Anonymous: Betrachtungen

16. Rufus Darnell: Es werde Licht!

17. Perry Rhodan: Erwachen

18. Anonymous: Betrachtungen

19. Reginald Bull: Feuerring

20. Anonymous: Betrachtungen

21. Perry Rhodan: Aktivität

22. Anonymous: Betrachtungen

23. Josue Moncadas: Wellness

24. Rufus Darnell: Verriegelt!

25. Perry Rhodan: Panic Room

26. Reginald Bull: Heißer Abgang

27. Anonymous: Betrachtungen

28. Perry Rhodan: Ergebnisse?

Epilog: Faufoa

Band 154 – Die magnetische Welt

Vorspann

Prolog

1. Die Kluft des Todes

2. Feuerwiesenfest

3. Die Besucher

4. Ein sonderbarer Asteroid

5. Er ist nicht tot!

6. Die Beobachter

7. Die Mume

8. Erste Erkenntnisse

9. Ring aus Feuer

10. Tu es nicht!

11. Eine unerwartete Begegnung

12. Plötzliche Aktivitäten

13. In der Kluft

14. Von Engpässen und Läusen

15. Weitere Spuren

16. Kerras Entscheidung

17. Die Station

18. MAGELLAN

Epilog

Band 155 – Der Andromeda-Basar

Vorspann

1. MAGELLAN

2. Andromeda-Basar, Handelsbereich I

3. Verwaltungszentrale der Car'sh

4. Militärisches Segment Traya

5. Andromeda-Basar, Handelsbereich I

6. Andromeda-Basar, Handelsbereich I

7. Habitat der Prekala

8. Verwaltungszentrale der Car'sh

9. Andromeda-Basar, Äußerer Raumhafen

10. Andromeda-Basar, Äußerer Raumhafen

11. Andromeda-Basar, Äußerer Raumhafen

12. MAGELLAN

13. MAGELLAN

14. Verwaltungszentrale der Car'sh

15. MAGELLAN

16. MAGELLAN

17. MAGELLAN

18. Verwaltungszentrale der Car'sh

19. MAGELLAN

20. Verwaltungszentrale der Car'sh

21. Verwaltungszentrale der Car'sh

22. MAGELLAN

23. MAGELLAN

Band 156 – Die Schmiede des Meisters

Vorspann

Teil I – Hauptgewinn

1. Gor-Amash

2. El-Mak

3. Perry Rhodan

4. Gor-Amash

5. Luan Perparim

6. Gor-Amash

Teil II – Gegengewalt

7. El-Mak

8. Gor-Amash

9. Perry Rhodan

10. Luan Perparim

11. Gor-Amash

Teil III – Meisterhymne

12. Perry Rhodan

13. Luan Perparim

14. Gor-Amash

15. El-Mak

16. Perry Rhodan

Teil IV – Friedenswelt

17. Luan Perparim

18. El-Mak

19. Perry Rhodan

Epilog: Gor-Amash

Band 157 – Requiem

Vorspann

1.

2.

3.

4.

5.

6.

7.

8.

9.

10.

11.

12.

13.

14.

15.

16.

17.

18.

19.

20.

21.

22.

23.

Band 158 – Halle der Baphometen

Vorspann

Prolog: Demut im Angesicht der Schöpfung

1. Über den Wert echter Gespräche

2. Je heißer die Flamme, desto schneller geht das Feuer aus

3. Die perfekte Einheit von Dasein und Aufgabe

4. Nie wieder Pizza Funghi

5. Im Auge des Sturms

6. Die Bitte einer Toten

7. Im Namen der Meister und für die Meister

8. Wenn man dem Tod begegnet

9. Eine Entscheidung aus dem Bauch heraus

10. Da ist nur Stille

11. Ilt-Humor ist nicht jedermanns Sache

12. In einer zärtlichen Wolke

13. Die Verbundenheit dieser eingeschworenen Gemeinschaft

Band 159 – Der falsche Meister

Vorspann

TEIL I

1. Sud

2. Perry Rhodan

3. Sud

4. Perry Rhodan

5. Sud

6. Perry Rhodan

7. Sud

8. Sintrak: Kroum

9. Perry Rhodan

10. Rufus Darnell

11. Perry Rhodan

12. Sintrak: Karsuul

13. Sud

TEIL II

14. Perry Rhodan

15. Karsuul

16. Perry Rhodan

17. Karsuul

18. Perry Rhodan

19. Sud

20. Rufus Darnell

21. Karsuul

22. Perry Rhodan

23. Sud

24. Karsuul

25. Rufus Darnell

26. Perry Rhodan

27. Baar Lun

Band 160 – Im Kreis der Macht

Vorspann

1. Perry Rhodan

2. Atlan

3. Perry Rhodan

4. Atlan

5. Perry Rhodan

6. Atlan

7. Perry Rhodan

8. Atlan

9. Tuire Sitareh

10. Perry Rhodan

11. Atlan

12. Perry Rhodan

13. Atlan

14. Perry Rhodan

15. Perry Rhodan

16. Atlan

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

Band 151

Werkstatt im Weltall

Arno Endler

Es beginnt im Jahr 2036: Der Astronaut Perry Rhodan entdeckt auf dem Mond ein außerirdisches Raumschiff. Damit erschließt er der Menschheit den Weg zu den Sternen.

In den Weiten der Milchstraße treffen die Menschen auf Gegner und Freunde; sie machen gewaltige Fortschritte, müssen aber immer wieder Rückschläge hinnehmen.

Seit dem Jahr 2051 durchlebt die Menschheit eine besonders schwere Zeit. Die Erde ist unbewohnbar geworden, Milliarden Menschen wurden an einen unbekannten Ort umgesiedelt.

Nur wenige Menschen leben noch auf den Welten und Monden des Sonnensystems. Der Schlüssel zu den aktuellen Ereignissen scheint in der Nachbargalaxis Andromeda zu liegen.

Dorthin bricht Perry Rhodan im modernsten Raumschiff der Menschheit auf. Anfang 2055 erreicht die MAGELLAN ihr Ziel. Als Rhodan einen Notruf empfängt, zögert er nicht – er eilt zur WERKSTATT IM WELTALL ...

1.

Andromedagalaxis, Fernraumschiff MAGELLAN

13. Februar 2055

Tim Schablonski

Den beißenden Gestank verbrannten Kunststoffs begrüßte Schablonski wie einen alten Bekannten. Der Chefingenieur der MAGELLAN steckte mit dem Oberkörper in einem Klimakontrollschaltblock und verschaffte sich mit einer Stablampe einen Überblick über die Schäden im Innern des Kubikmeterwürfels. Brandspuren überall, dazwischen der schmutzig verfärbte Löschschaum, der sich allmählich auflöste. Tim Schablonski versuchte, den rechten Arm zu bewegen, aber er spürte einen unnachgiebigen Widerstand.

»Wo bin ich denn jetzt wieder hängen geblieben?«, murmelte er halblaut.

»Chef? Ich habe nicht verstanden. Was soll ich tun?«, fragte eine unsicher klingende, gedämpfte Stimme von außerhalb des Blocks.

»Nichts, Sascha!«, rief Schablonski. »Ich hänge einfach fest.«

»Oh. Wenn ich helfen kann ...?«

Schablonski schätzte den akribischen Techniker, der ihm die Beschädigungen in dem Block bereits ausführlich aus seiner Sicht geschildert hatte. Sascha Fuszienowicz, dessen Nachname so unaussprechlich war, dass alle ihn nur »Fus« riefen, hatte sich in den zurückliegenden Wochen als nahezu unentbehrlich für Schablonski erwiesen. Wo auch immer er Fus brauchte, war der kleine, drahtige Techniker zur Stelle. Dennoch wollte Schablonski sich ein eigenes Bild machen. Zu viele Schäden waren aufgetreten. In Schablonskis Augen glich die MAGELLAN mittlerweile einem waidwund geschossenen Tier, das sich zum Sterben zurück in die heimatliche Höhle schleppen sollte. Viel zu viele Wunden hatte die lange Reise geschlagen. Das gesamte Technikteam ging bereits auf dem Zahnfleisch, eine Folge der unzähligen Sonderschichten.

Perry Rhodan hatte das Prunkstück menschlichen Erfindungsgeists und technologischen Handwerks bis an die Grenzen und darüber hinaus gebracht.

Und meine Aufgabe ist es, die MAGELLAN am Leben zu halten, dachte Schablonski. Reiß dich also zusammen! Er zerrte kräftig, hörte mit einer gewissen Befriedigung, dass der Stoff seines Arbeitsdrillichs riss, und konnte seinen Arm endlich strecken.

Im Licht der Lampe erkannte er das wahre Ausmaß des Feuers. Die Steuerung der Ansaugvorrichtung war hinüber. »Sascha?«, rief Schablonski.

»Ja, Chef?«

»Du musst eine neue Steuereinheit einbauen. Wir brauchen ein Team von vier Spezialisten für die Lebenserhaltungssysteme. Die sollen die ganze verdammte Konsole auseinanderschrauben, die Einheit reinigen und ersetzen. Wir können uns nicht noch eine ausgefallene Klimakontrolle leisten.«

»Wird gemacht, Chef!«

Schablonskis Funkarmband schlug an. »Was?«, fragte er laut.

Tani Hanafes Stimme erklang. »Störe ich?«

Sofort bedauerte Schablonski seinen barschen Tonfall. »Ich stecke gerade fest.«

»Wie bitte?«

»In einer Konsole, Tani. Können wir das auf später verschieben? Oder ist es etwas Dringendes?« Als keine Antwort kam, beendete er die Verbindung.

»Chef!«, rief in diesem Moment Fus.

»Was?«

»Komm da raus! Sofort! Die Temperaturanzeige spielt verrückt. Ich glaube, es brennt wieder.«

In diesem Augenblick spuckte die automatische Feuerlöschung Unmengen Schaum in den Klimakontrollblock.

Schablonski schloss die Augen und hielt den Atem an. Er spürte, wie jemand ihn an seinen Beinen ins Freie zerrte. »Atmen, Sir. Atmen!« Er schnappte nach Luft und hustete Schaum aus.

»Alles klar, Tim?«, erkundigte sich Fus, während er leicht zwischen die Schulterblätter Schablonskis klopfte.

Der Chefingenieur lehnte sich mit dem Rücken an die Wand, sah in das besorgte Gesicht seines Mitarbeiters und lachte plötzlich. »Danke, Sascha«, sagte er kurz danach. »Diese verdammte Automatik nimmt einfach keine Rücksicht auf Menschen. Wir sollten die Positronik um eine Anpassung der Programmierung bitten.«

»Mach ich, Chef.«

»Ich weiß, Sascha. Du erledigst immer alles. Doch mich interessiert, warum du so sauber bist, ich aber wie ein Schwein aussehe.«

»Ich bin vorsichtiger als du, Tim«, gab der Bordtechniker zur Antwort.

Schablonski grinste.

Aus den Lautsprechern und dem Funkarmband ertönte die Stimme von Conrad Deringhouse. »An alle! Bereit machen für einen Sprung!«

»Nicht schon wieder!«, brüllte Schablonski seinen Zorn heraus. »Wollen die, dass mein Schiff endgültig auseinanderfällt?« Er schrie noch einige polnische Flüche hinterher, die sein Kollege wohl nicht verstand, ihn aber dennoch zum Grinsen brachten.

Dann setzte der Transitionsschmerz ein.

Tani Hanafe

In der Kabine, die eigentlich für zwei Besatzungsmitglieder gedacht war, saß Tani Hanafe mit gebeugten Schultern auf der Koje. Die Einrichtung des Raums war schlicht und zweckmäßig. Sie hatte darauf verzichtet, mit persönlichen Stücken ein wenig Individualität zu schaffen.

Sie starrte auf ihr Funkarmband. Er hat die Verbindung einfach getrennt.

Tani war enttäuscht, dass Tim ihre Verabredung vergessen hatte. Eigentlich hatte sie vorgehabt, am Abend mit ihm darüber zu sprechen, ob sie beide sich endlich eine gemeinsame Kabine teilen sollten. Sie empfand es als albern, ständig darüber diskutieren zu müssen, bei wem man sich treffen sollte.

Schon seit Monaten waren sie ein festes Paar. Seit Beginn der Reise nach Andromeda jedoch schlief Tani in einer Kabine in der Nähe der anderen Mutanten und Tim auf einem weit entfernten Deck, sodass ihre zusammen verbrachten Stunden seltener geworden waren. Dies wollten sie endlich ändern, aber Tim war seit Tagen im Stress, was Tani nur zu gut verstand. Die Situation auf der MAGELLAN forderte ihren Freund bis zur Erschöpfung. Wenn er abends mit ihr gemeinsam aß, konnte es passieren, dass er einfach am Tisch einschlief. Hanafe, die sich bislang auf dieser Expedition vollkommen nutzlos fühlte, hätte gern mehr in die Beziehung investiert. Tim Schablonski war ein unglaublich feinfühlender Mensch, mit dem sie sich eine dauerhafte Partnerschaft durchaus vorstellen konnte.

Sein immer wieder mal aufflammender Jähzorn beschränkte sich ausschließlich auf seine Arbeit als Chefingenieur. In dunklen Momenten schimpfte er auf Rhodan, ja verfluchte ihn sogar, weil dieser das Raumschiff, das Schablonski als sein Baby betrachtete, nahezu kaputt flog, wie er es nannte.

Ihr gegenüber jedoch zeigte Tim stets seine sanftmütige Seite. Umso erschreckender hatte seine Barschheit am Funk gewirkt.

Sie stemmte sich hoch und beschloss, zum Kampftraining zu gehen, etwas, das sie gern vernachlässigte. Aber John Marshall hatte ihr schon oft ins Gewissen geredet. »Wir sind zwar Mutanten, doch unsere Fähigkeiten können uns nicht immer retten«, hatte er gepredigt. »Ein gezielter Schlag kann einen Gegner außer Gefecht setzen. Und wenn du lernst, wie man einer Attacke ausweicht, ist viel gewonnen. Du bist deswegen auf der MAGELLAN, weil Rhodan auf deine und die Fähigkeiten aller anderen Mutanten an Bord angewiesen ist. Also denk nicht, dass du nicht auf Außenmissionen geschickt wirst. Es wird geschehen, und das Nahkampftraining könnte deine Rettung sein.«

Tani schmunzelte, als sie an Marshalls ernstes Gesicht dachte.

Wie auf Kommando meldete sich ihr Mentor via Bordfunk. »Tani?«

»Ja, John?«

»Wir werden gleich einen unplanmäßigen Hyperraumsprung machen. Bereite dich vor.«

»Danke, John«, antwortete die zierliche Mutantin und wappnete sich gegen den Schmerz, den sie heftiger empfand als irgendein anderer an Bord. Vielleicht lag es an ihrer Parafähigkeit, dass die Durchquerung des Hyperraums eine so schmerzvolle Erfahrung für sie war. Der neue Antrieb der MAGELLAN war eine echte Erleichterung gewesen. Für die üblichen Transitionen indes trug sie stets eine Hochdruckspritze mit einem Dämpfungsmittel bei sich.

Sie schaffte es gerade noch, danach zu greifen und sich das Medikament zu injizieren, als schon die Stimme von Deringhouse erklang. »An alle! Bereit machen für einen Sprung!«

Tani Hanafe schloss die Augen, als sie sich aufs Bett legte. Der Schmerz zuckte durch ihren Schädel. Sie stöhnte leise.

Luan Perparim

Ein leichtes Sirren in ihrem rechten Ohr erinnerte Luan Perparim daran, dass sie soeben eine für die Menschheit unvorstellbare Entfernung zurückgelegt hatten.

Vor etwas mehr als einhundert Jahren hatte man den Durchbruch der Schallmauer mittels eines Flugkörpers noch als Meilenstein des technischen Fortschritts bezeichnet. Damit hatten sich die Menschen nicht zufriedengegeben, hatten schnellere Flugzeuge bis hin zu Raumschiffen entwickelt, um die Erdatmosphäre verlassen zu können. Vor nicht einmal zwanzig Jahren dann hatten umwälzende Ereignisse begonnen, die nun zu dieser Expedition nach Andromeda geführt hatten. Seit damals stellte ein Kurzsprung über zehn Lichtjahre nur einen kleinen Schritt dar, aber tatsächlich spürte Perparim stets, wie gewaltig der Sprung für die Menschheit gewesen war.

Der Schmerz der Transition verging schnell. Vielleicht verdankte sie es der Zelldusche, dass sie kaum noch darunter litt. Eric Leyden sprach hingegen von der physischen Habituation, die alle Raumfahrer erlebten.

Luan fühlte schlicht Erleichterung, dass es weniger schmerzte, blickte auf ihren Monitor und widmete sich den Anzeigen. Sie wusste, dass Belle, Abha und Eric an den Nebenstationen ebenfalls konzentriert arbeiteten. In der Kommandozentrale der MAGELLAN war der Alarmzustand ausgerufen worden, nachdem man den Notruf empfangen hatte. Im Hintergrund hörte sie Deringhouse Kommandos geben. Offenbar machte man einige Korvetten und Kreuzer bereit zur Ausschleusung.

Luan Perparim starrte wie hypnotisiert auf ihren Holoschirm. Die phonetische Interpretation des Notrufs stellte eine echte Überraschung dar. »An alle, die mich hören können! Hier spricht Kalak an Bord der Werftplattform KA-preiswert! Wir werden angegriffen und erbitten dringend Hilfe! Ich wiederhole ...«

Der Translator der Bordpositronik hatte lediglich zwanzig Millisekunden benötigt, um eine Übersetzung der fremden Sprache zu liefern. Dabei war die MAGELLAN zurzeit zweieinhalb Millionen Lichtjahre von jeglichen bekannten Idiomen der Milchstraße entfernt. Somit fehlten eigentlich die erforderlichen Querverbindungen, auf die sich das Programm daheim dank vieltausendjähriger Datenaufzeichnungen stützen konnte.

Perparim setzte den Kopfhörer auf und schaltete auf Originalübertragung. Nun hörte sie eine tiefdunkle, männlich wirkende Stimme, die wie außer Atem fremdartige Worte sprach.

Viermal wiederholte sie die Aufzeichnung. Schließlich war Perparim sicher, dass der Funkspruch einige bekannte Wörter enthielt.

Sie tippte Eric Leyden an, der rechts neben ihr saß. »Dieser Kalak an Bord seiner Werftplattform spricht eine Abwandlung des Alt-Liduurischen.«

Leyden schaute für einen Moment irritiert auf. »Ich frage erst gar nicht, ob du dir sicher bist. Dies würde auch die schnelle Reaktion des Translators erklären, nicht wahr?«

Perparim nickte.

»Das sollte die Verständigung erleichtern«, stellte Leyden fest. »Schalte den Translator für die externe Kommunikation auf Interkosmo, Liduurisch und Extrapolation des fremden Idioms. Eine der drei Möglichkeiten sollten sie verstehen.«

Perparim folgte der Aufforderung und fand nun endlich Zeit, sich dem riesigen Holodom zuzuwenden, wo sie in maximaler Vergrößerung einen Raumkampf verfolgen konnte.

Drei kugelförmige Raumschiffe, deren Pole jeweils stark abgeplattet waren, attackierten eine im All schwebende, flache Scheibe von riesigen Ausmaßen. Der halbrunde Schutzschirm über der Plattform schillerte in allen Regenbogenfarben, während Strahlenschüsse aus den Geschütztürmen der Angreifer in rascher Reihenfolge einschlugen. Dazu erkannte Perparim die typischen Explosionen von Raumtorpedos. Die Raumschiffe der Angreifer rotierten schnell um ihre Achse, sodass stets ein neues Geschütz auf das Ziel gerichtet war. Wahrscheinlich hielten sie so ihr Dauerfeuer aufrecht.

Kalaks Funkspruch fegte in ständiger Wiederholung über die Kopfhörer, die Perparim auf live geschaltet hatte. Sie fragte bei Leutnant Lente nach, der vor der sekundären Funkstation saß und konzentriert die Daten begutachtete. »Was ist mit den fremden Raumern? Irgendwelche Übertragungen von den platten Kugeln?«

»Platte Kugeln?« Christophe Lente jr. grinste sie an. »Wir sollten vielleicht einen passenderen Namen für diese Art Raumschiff finden. Um auf Ihre Frage zu antworten, Miss Perparim: Nein. Offenbar konzentrieren sich die Angreifer auf die Vernichtung ihres Gegners. Sie versuchen nicht einmal, die Hilferufe dieses Kalak zu unterbinden.«

»Oder sie können es nicht.«

»Oh doch, Miss Perparim. Das könnte jeder. Selbe Frequenz, stärkeres Signal. Das Funktionsprinzip eines Störsenders. Ist die einfachste Sache der Welt. Aber von den drei Raumschiffen kommt nichts. Absolute Funkstille. Ich registriere selbst zwischen den Raumern keinen Funkspruch.«

Perparim beobachtete Deringhouse, der sich kurz mit dem Protektor unterhielt.

Perry Rhodan trug wieder mal eine einfache Bordmontur. Er diskutierte leise und schnell mit Deringhouse, der dann einen Befehl gab. »Petuchow! Funkspruch an die Angreifer: ›Stellen Sie sofort die Kampfhandlungen ein.‹ Keine Kennung von uns. Wir wollen vorerst anonym bleiben. Aber geben Sie bekannt, dass wir mit friedlichen Absichten kommen und ein Gespräch suchen.«

»Verstanden«, meldete der Ortungs- und Funkchef an der primären Funkstation.

»Und halten Sie die Augen offen, ob weitere Raumschiffe auftauchen.«

Perparim fühlte sich unter dem Kommando von Deringhouse sicher. Schon auf der LESLY POUNDER hatte sie den Eindruck gewonnen, dass absolut nichts diesen Mann aus der Ruhe bringen konnte. Auch Rhodan schien Deringhouse blind zu vertrauen. Er mischte sich so gut wie nie in die Arbeit des Schiffskommandanten ein.

»Sir!«, meldete Petuchow. »Die Angreifer lassen von der Riesenscheibe ab. Der Schutzschirm blieb bis zum letzten Schuss intakt.«

»Danke.« Deringhouse wandte sich an die Ortung. »Wie groß ist dieses verdammte Ding überhaupt? Und warum wehren sich die Bewohner der Plattform nicht?«

Luan zuckte erschrocken zusammen, als Eric Leyden ungefragt antwortete. »Das Gebilde ist grob fünfzehn Kilometer im Durchmesser, kreisrund und etwa neunhundert bis neunhundertfünfzig Meter tief. Es gibt zahlreiche Aufbauten, die ich bislang nicht zuordnen kann, keine sichtbare Bewegung auf der Oberfläche. Der Schutzschirm ist relativ stark ausgeprägt. Ich vermute, dass die Betreiber dieser Plattform alle Energie in die Verteidigung gesteckt haben. Vielleicht wissen sie, dass ihre Offensivbewaffnung nicht ausreichend ist, um es mit drei Gegnern aufzunehmen. Die haben soeben Kurs auf die MAGELLAN gesetzt und beschleunigen.«

»Danke, Doktor Leyden.« Deringhouse befahl das Ausschleusen von vier Kreuzern, einer Korvettenstaffel und eines Dragonfly-Geschwaders. »Keine aktiven Kampfhandlungen!«, ordnete er an. »Sie verstellen ihnen lediglich den Weg zur MAGELLAN. Nur wenn es nötig ist, möchte ich die Feuerkraft der MAGELLAN einsetzen. Halten wir unsere Möglichkeiten noch bedeckt.«

Die Bestätigungen trudelten in rascher Reihenfolge ein.

Perparim musste sich vom Geschehen losreißen, das im Holodom der Zentrale gezeigt wurde, so angespannt fühlte sie sich. Nach den langen Wochen im Leerraum zwischen der Milchstraße und Andromeda stellte dies eine unwillkommene Abwechslung dar.

»Irgendwelche Reaktionen auf unsere Nachrichten, Petuchow?«, fragte Deringhouse laut.

»Nein, Sir.«

»Vielleicht verstehen die uns nicht?«, flüsterte Lente zu Perparim.

Sie schaute dem jungen Soldaten in die blauen Augen. »Ich denke schon, schließlich haben sie den Angriff auf die Plattform nach unserer Aufforderung beendet.«

»Das muss nicht bedeuten, dass sie den Funkspruch verstanden haben. Es könnte auch rein taktische Gründe für das Verhalten des Gegners geben. Die Riesenscheibe ist ein Opfer, das ihnen nicht entkommen kann. Sie müssen nur zuerst uns ausschalten. Vielleicht verteidigen sie bloß ihre Beute.«

»Wie ein Rudel Hyänen?« Luan Perparim fiel kein passenderer Vergleich ein.

Leutnant Christophe Lente zuckte mit den Schultern.

Charles Bookwood

Der Schutzriegel im All hatte sich formiert. Auf der taktischen Anzeige verfolgte Oberleutnant Charles Bookwood in der Kommandozentrale seiner Korvette, die er UAC getauft hatte und die gleichzeitig die prosaische Kennung MAGELLAN-K 12 trug, das perfekte Ausschleusungsmanöver der sechs Waffendrohnen, die unter seinem Kommando standen.

Im Zentrum der endgültigen Formation hatten sich die vier Schweren Kreuzer POLO, COOK, DARWIN und GAMA positioniert. Um sie herum die sechs von Positroniken gesteuerten, unbemannten Waffen-Korvetten, dazu seine UAC. Das Dragonfly-Geschwader hielt sich im Schutz der Schweren Kreuzer auf.

Die drei Kugelraumer mit den seltsam abgeplatteten Polen steuerten weiterhin ohne Funkkontakt auf die MAGELLAN zu. Keiner der Angreifer verlangsamte, selbst auf erneute Warnungen vonseiten der MAGELLAN nicht.

»Warnschüsse vor den Bug!«, befahl Deringhouse den Kommandanten der Schweren Kreuzer via Funk.

Bookwood beobachtete den Flug der Raumtorpedos und die stumme Explosion im All, zwölf Feuerblumen von gigantischen Ausmaßen.

Die drei Angreifer missachteten die freigesetzten Energien, stießen ohne zu verlangsamen hindurch. Die Schutzschirme um die Raumschiffe flammten auf.

»Korvetten, bereithalten! Schwere Kreuzer, Sperrfeuer!«, ordnete Deringhouse an.

Die vier schwer bewaffneten Kampfraumschiffe setzten sich in Bewegung und flogen den Gegnern entgegen, die ohne Vorwarnung zu feuern begannen. Dabei drehten die Aggressoren sich erneut um die eigene Achse und feuerten mit Impuls- und Strahlenkanonen unbekannter Art, die im angedeuteten Äquatorring angebracht waren.

Bookwood betrachtete besorgt die Anzeigen, auf denen die ersten Energiewerte der Schutzschirmauslastung sichtbar wurden.

»Sir?«, rief Fähnrich Serveco, sein Ortungsspezialist an Bord der UAC.

»Ja, Fähnrich?«

»Die Fremden sind kaum eine Gefahr für uns. Solange wir es mit nur einem dieser Raumer zu tun haben, können sie selbst einer Korvette nichts anhaben.«

»Aber die Schiffe durchmessen beinahe vierhundertfünfzig Meter«, gab Bookwood zu bedenken.

»Doch ihre Feuerkraft ist gering.«

»Danke, Fähnrich.« Bookwood beugte sich vor, beobachtete auf dem Monitor den kurzen Kampf, den die Angreifer den halb so großen Kreuzern lieferten.

Im Hintergrund erklang die Stimme von Deringhouse, der die Kommandanten anwies, die Fremden nur kampfunfähig zu schießen.

Zwei der Angreifer verloren ihre Schutzschirme, als mehrere Raumtorpedos sie trafen. Die Impulskanonen der GAMA und POLO machten kurzen Prozess mit der gegnerischen Offensivbewaffnung.

Es gab einige heftige Explosionen in den Äquatorringen der Kugelraumer. Trümmerteile fegten ins All. Ohne weiteren Treffer ereigneten sich Sekundärdetonationen an anderen Stellen der Raumschiffe. Sie büßten Geschwindigkeit ein.

Der letzte noch unbeschädigte Raumer stellte das Feuer ein, um sich zwischen die Kreuzer und seine havarierten Kameraden zu schieben.

Deringhouse befahl die Einstellung des Beschusses.

Kurz darauf empfing Bookwoods UAC einen Funkspruch des Protektors. »An die unbekannten Raumschiffe«, ertönte Rhodans Stimme. »Wir bieten Ihnen einen Waffenstillstand an. Falls Sie Hilfe benötigen, sind wir selbstverständlich bereit, Ihnen diese zukommen zu lassen. Stellen Sie jeden Angriff auf meine Flottille und Kalaks Werftplattform ein und desaktivieren Sie Ihre Schutzschirme.«

Statt einer Antwort beschleunigten alle drei Raumer und zogen davon, um nach wenigen Sekunden zu transitieren.

Oberleutnant Charles Bookwood atmete auf. Der erste Kontakt mit einer fremden Zivilisation in der Andromedagalaxis hatte geendet.

Kein friedlicher Empfang. Aber hatte er das erwartet?

Luan Perparim

In der Zentrale der MAGELLAN machte sich Erleichterung breit.

Luan Perparim studierte gerade die holografischen Videoaufzeichnungen der fremden Raumer. Doch es gab keine Schriftzeichen zu entdecken, die einen Aufschluss über Herkunft und damit Schriftsprache der Angreifer hätte liefern können.

Eric Leyden meldete die Energiewerte der Offensivbewaffnung an die Taktik. »Wenn in Andromeda alle so schwach bewaffnet sind wie die drei Flachkugler, müssen wir uns keine Sorgen machen«, sagte er.

»Mir macht eher Sorgen, dass man uns sofort attackierte«, entgegnete Perry Rhodan, als er sich neben seinen Chefwissenschaftler stellte.

Leyden, der sitzen blieb, schaute hoch. »Natürlich ist die Lage schwer einschätzbar, Protektor. Wir kennen uns nicht aus. Daher empfehle ich weiterhin, unsere Herkunft, unsere tatsächliche Kampfkraft und unsere Absichten geheim zu halten. Erst wenn wir nähere Informationen über die Machtverhältnisse in dieser Galaxis haben, können wir entscheiden, ob wir militärisch, diplomatisch oder schlicht freundlich vorgehen wollen.«

Rhodan nickte. »Ist zwar nicht meine Art, aber danke, Doktor Leyden. Jetzt benötige ich noch eine zuverlässige Aufarbeitung aller Daten. Ich brauche Sie und Ihr Team dringender denn je. Ohne eine umfassende Informationsbasis werden wir die kommenden Aufgaben nicht bewältigen können.«

Leyden nickte, während Rhodan sich wieder zu Deringhouse gesellte.

Perparim lächelte heimlich. Zwei potenziell Unsterbliche unter sich. Und ich gehöre auch dazu. Sie schaute Leutnant Lente zu, der gerade eine neue Funknachricht weiterleitete. Hat die Zeit eine andere Bedeutung für mich als für ihn? Wie würde er sich verhalten, wenn er wüsste, dass ich eine Zelldusche erhalten habe? Wäre er neidisch?

Der Soldat lehnte sich in seinem Sessel zurück und registrierte ihre Blicke. Er drehte sich zu ihr um. »Kann ich etwas für Sie tun, Miss Perparim?«

Sie schüttelte den Kopf. In dreißig Jahren wird er fast sechzig sein, und ich sehe dann aus wie seine Tochter. Habe ich mehr zu verlieren? Luan Perparim vertrieb die immer wieder aufkeimenden Bedenken wegen des Geschenks von Avandrina di Cardelah. Sie hatte sich dafür entschieden, die Zelldusche als das zu nehmen, was sie war: nur ein weiteres außergewöhnliches Ereignis in ihrem Leben. Sie durfte sich zurzeit keine Gedanken darüber machen, welchen Preis die Liduuri verlangen würde oder was geschah, wenn Luan in knapp dreißig Jahren eine erneute Zelldusche benötigen würde.

»Eric?«, wandte sie sich an Leyden. »Die Ursprungssprache des Notrufs ist interessant. Ich glaube, wir finden hier viele liduurische Spuren. Sie waren in Andromeda und haben offenbar einen bleibenden Einfluss hinterlassen.«

»Vielleicht ein Kolonialvolk der Liduuri?«, mutmaßte der Chefwissenschaftler.

Luan Perparim zuckte mit den Schultern. »Wir brauchen mehr Informationen.«

»Da ist es ja praktisch, dass wir soeben von dem Absender des Notrufs eingeladen wurden. Er scheint äußerst dankbar zu sein für die Hilfe, die wir ihm gewährten.« Leyden grinste, was seinem Gesicht wieder dieses Jungenhafte verlieh, das manche so schätzten.

»Wir landen?«

2.

Perry Rhodan

Die Holokommunikation zwischen der Plattform und der MAGELLAN begann mit einer Überraschung. Kalak, wie sich der Sprecher und Besitzer der KA-preiswert vorstellte, wirkte fast schon zu humanoid.

Perry Rhodan wusste nicht, was er erwartet hatte. Aber diese breit lächelnde Masse dunkelanthrazitfarbenen Gesichts mit dem leuchtend feuerroten Bart, den sein Träger wie einen Schal um den Hals gebunden hatte, verursachte einen kräftigen Lachreiz. Während der Außerirdische sprach, warfen Stirn, die Wangen und seine Kopfhaut, die vollkommen haarlos war, Falten in Wellenform. Rhodan verkniff sich ein Grinsen.

Der Translator übersetzte ohne merkliche Zeitverzögerung die begeisterten Worte des Außerirdischen. »Ich kann dir gar nicht genug danken. Unsere Situation war bedenklich und beinahe aussichtslos. Die Aachaonen sind garstige Verhandler, wohingegen euer Erscheinen eine Wohltat für mich und meine Sippe darstellt. Willkommen auf KA-preiswert im Namen Kalaks und meiner Sippe. Wie kann ich mich erkenntlich zeigen?«

Rhodan unterbrach den Redeschwall nicht, fragte sich jedoch insgeheim, ob die Übersetzung nicht ein wenig zu blumig geraten war. »Ich bin Perry Rhodan, der Leiter dieser Expedition, Kalak. Es freut mich, dass ich helfen konnte. Zivilisierte Wesen regeln ihre Angelegenheiten lieber ohne Waffengewalt. Ich bedauere, dass wir zu keiner friedlichen Lösung kamen. Was war der Grund für Ihre Auseinandersetzung mit den – Aachaonen?«

»Aachaonen sind es. Erstaunlich, Perryrhodan. Du scheinst weit entfernt von deiner Heimat zu sein, wenn dir das Imperium von Aajor unbekannt ist. Meines Wissens verwenden nur die Aachaonen die Raumschiffform mit den abgeplatteten Kugeln. Ein deutlicher Hinweis auf die Herkunft.«

»Wie ich schon sagte ... Ich leite eine Expedition. Unsere Wegstrecke war außerordentlich lang, und wir benötigen einige Tage, um unser Raumschiff zu überholen.«

In Kalaks Augen, die tief in den Höhlen lagen, leuchtete das Weiß auf. Er strich sich mehrfach mit beiden Händen, an denen Rhodan jeweils sechs Finger zählte, den Bart entlang und verkündete wie ein Herold die Ankunft eines Königs: »Du bist am Ziel deiner Reise angekommen. Niemand verlässt KA-preiswert ohne eine gründliche Inspektion. Wir sind die Paddlersippe mit der umfangreichsten Erfahrung in ungewöhnlicher Technologie. Kein Antrieb, den wir nicht verbessern könnten, kein Schutzschirm, dessen Leistung wir nicht steigern könnten, keine Klimakontrolle, deren Düfte nicht die Leistungsbereitschaft der Besatzung beleben würde, sobald wir sie optimiert haben. Ich übermittle dir sofort die Preisliste der KA-preiswert. Gleichzeitig verspreche ich einen Sippen-Rettungs-Sonderrabatt. Ich werde dein Schiff, das im Übrigen sehr beeindruckend ist, auf Vordermann bringen. Und das zu einem ab-so-lu-ten Freundschaftspreis, versteht sich. Landet, und ich sorge selbstverständlich auch für euer leibliches Wohl. Sendet mir eure atmosphärischen Anforderungen, und ich empfange euch zu einem Festbankett. Ich freue mich auf gute Gespräche. Kalak Ende.«

Rhodan sah, dass Reginald Bull übers ganze Gesicht grinste. Sein Freund kommentierte die Vorstellung des Paddlers. »Der würde dir ebenfalls versprechen, dass er das tote Pferd unter dir wieder zum Leben erwecken könnte, nicht wahr, Perry?«

»Ein Geschäftsmann durch und durch«, bestätigte Rhodan.

»Es kommen Datenpakete an, Sir«, meldete der Leutnant von der sekundären Funkstation.

Deringhouse bestätigte. »Preisliste, Leutnant Lente?«

»Nicht nur, Sir«, antwortete der Funker. »Ich lasse gerade die einzelnen Dateien auf versteckte Programme und Viren prüfen, aber es sieht aus, als wenn man uns einen Landeplatz zuweisen würde. Außerdem scheint an Bord der Plattform eine atembare Atmosphäre zu herrschen. Das erlaubt ein Betreten ohne Atemschutz.«

»Danke, Leutnant.« Deringhouse sah Rhodan fragend an.

Der zuckte mit den Schultern. »Ist dein Schiff, Conrad. Trauen wir Kalak?«

»Du schon, Perry. Ich gebe nur zu bedenken, dass es unser erster Kontakt mit einer Andromeda-Zivilisation ist und wir über die Verhältnisse hier rein gar nichts wissen.«

Bull mischte sich ein. »Guter Einwand, Conrad. Ich finde jedoch, dass wir eine Pause für die Mannschaft bitter nötig haben. Ob wir uns einen Planeten suchen oder Kalaks Werftplattform anfliegen, halte ich da für eher unwichtig. Wir sollten allerdings wachsam bleiben.«

Der Kommandant der MAGELLAN wiegte den Kopf hin und her. Er sah Bull direkt an. »Ich denke, wir brauchen jede Hilfe, die wir erhalten können. Das Schiff und die Besatzung haben sich tatsächlich eine Pause verdient. Vielleicht kommen dann Schablonski und seine Leute mit den Reparaturen nach. Und falls die ... wie haben sie sich genannt?«

»Paddler«, ergänzte Rhodan. »Er bezeichnete seine Sippe als Paddlersippe, falls die Translatoren korrekt übersetzt haben.«

Deringhouse kratzte sich am Kinn. »Falls die Paddler ... Was für ein seltsamer Name. Wie kommt die Positronik zu dieser Übersetzung? Ach, egal. Falls die Paddler tatsächlich so gut sind, wie Kalak behauptet, sollten wir darauf eingehen. Außer natürlich in den Bereichen Antrieb und Waffen.«

»Einverstanden.« Rhodan nickte. »Wir landen und lassen uns auf ein Bankett mit Kalak ein. Kommst du mit, Reg?«

Bull breitete die Arme aus. »Ist Andromeda mehr als zwei Millionen Lichtjahre von zu Hause entfernt?«

Rhodan grinste. »Gut. Ich denke, Autum sollte mit von der Partie sein, dazu Leyden für die wissenschaftliche Expertise und Perparim für die Sprachauswertung.« Rhodan dachte kurz nach. »Und Tuire. Es ist immer gut, ihn dabeizuhaben.«

Bull sah seinen Freund fragend an. »Keine Mutanten?«

»Nein. Gucky soll uns überwachen. Ich will hier nicht alle Trümpfe auf den Tisch legen.«

Bull grinste. »Ich nehme an, wir gehen unbewaffnet?«

Rhodan nickte und wandte sich an den Kommandanten der MAGELLAN. »Auf geht's, Conrad!«

»Zu Befehl, Protektor. Wir schleusen die Kreuzer, Korvetten und Dragonflys ein und landen auf KA-preiswert.« Deringhouse richtete sich in seinem Sessel auf und gab Anweisungen an verschiedene Stationen.

Reginald Bull

Da standen sie sich nun gegenüber. Zwei ungleiche Gegner.

Reginald Bull mischte sich nicht ein, wollte seinen beiden Freunden Zeit geben, die Sache zu klären.

Autum Legacy stieß ihn mit dem Ellbogen in die Seite. »Willst du nicht eingreifen?«

»Ich? Warum?«, fragte Bull.

»Es sind deine Freunde. Sie streiten sich.«

»Ach was. Das ist kein Streit. Außerdem bin ich gespannt, wer sich durchsetzt.« Die letzte Bemerkung brachte ihm einen bösen Blick ein. Bull zuckte mit den Schultern und konzentrierte sich wieder auf den Ilt, der Rhodan nicht vorbeilassen wollte. Wenn er hoch genug wäre, würde er Perry sicherlich mit dem Finger gegen die Brust tippen.

»Das ist un-ver-nünf-tig! Du begibst dich auf unbekanntes Terrain, Perry. Wäre es da nicht sinnvoller, einen Helfer in der Not dabeizuhaben?«

»Ach, Gucky. Du bist doch hier, falls ich dich brauche.«

»Aber nicht dort! Was, wenn ich einen unangenehmen Gedanken bei diesem Kalak bemerke? Bis ich mich konzentriert habe, zuerst hin- und dann wieder zurückgesprungen bin, kostet es vielleicht die entscheidende Sekunde.«

Rhodan hob abwehrend die Hände. »Nur mal mit der Ruhe. Wenn du vor Ort wärst, könntest du nicht alle retten. Du müsstest eine Wahl treffen. Also bleibt die Gefahr latent, egal ob du mitkommst oder hierbleibst. Ich möchte, dass du meinen Gedanken folgst, Gucky. Wenn es eine Gefahr gibt, dann ... und nur dann ... Verstehst du?«

Der Ilt stampfte mit dem Fuß auf. »Ich ...«

»Halt!« Rhodans Gesichtsausdruck wandelte sich. Nun blickte er ernst und streng. »Außerdem will ich nicht, dass du in den Gedanken unseres Gastgebers rumschnüffelst, verstanden? Du bist mein Rettungsanker, falls wir dich brauchen. Ich werde nicht hinnehmen, dass nur wegen deines Egos eine unbekannte Spezies von unserem Trumpf erfährt. Waffen und Schirme hat jeder. Wir tragen unsere Spezialkampfanzüge, die uns im Zweifelsfall schützen sollten. Aber Lebewesen mit paranormalen Fähigkeiten haben wir bislang bei keinem anderen Volk angetroffen. Das ist unser Ass im Ärmel. Du bist es im Besonderen. Und jetzt will ich keine Widerrede mehr. Kalak wartet.«

Gucky holte tief Luft. Seine Brust hob sich dramatisch, dann entblößte er seinen Nagezahn. »Musst ja nicht gleich den Boss raushängen lassen. Ich bin bereit.« Mit einem »Plopp« teleportierte er.

Bull grinste seinen Freund an. »Mutanten!«

Luan Perparim

Es war schon ein zusammengewürfelter Haufen, der die Werftplattform KA-preiswert betreten sollte. Perry Rhodan und Reginald Bull vorneweg, dahinter Autum Legacy, die nach allen Seiten Ausschau hielt. Ganz die Sicherheitschefin.

Luan Perparim bewunderte die sportliche Figur von Bulls Ehefrau. Legacy trainierte ständig, wenn sie nicht gerade im Dienst war. Wahrscheinlich würde sie mühelos einen Ultramarathon laufen und danach einen 12-Runden-Box-Kampf überstehen können. Wie sie jedoch ihre beruflichen Aufgaben in Einklang mit der Sorge um ihren Ehemann brachte, der locker plaudernd vor dem aufgleitenden Schleusenschott stand und offenbar keinerlei Angst vor irgendwelchen Gefahren hatte, blieb Perparim ein Rätsel. Sie rief sich das Bild von Legacy ins Gedächtnis, wie diese gegen die Spinneninvasoren kämpfte. Die absolute Konzentriertheit und ruhige Autorität der ehemaligen Geheimdienstagentin hatten bewiesen, dass sie zu Recht als Chefin der Sicherheit an Bord eingesetzt wurde.

Neben Legacy wartete der Aulore, der mal nicht seinen Darojib trug. Auch Tuire Sitareh strahlte sichtbare Gelassenheit aus. Bis auf Legacy schien keiner eine Bedrohung zu fürchten.

Perparim hingegen spürte ein unruhiges Rühren in der Magengegend. Sie werden schon auf mich aufpassen.

Eric Leyden, der sich an ihre Seite gestellt hatte, riss sie aus ihren Gedanken. »Ich bin so gespannt auf die Paddler. Eine neue Spezies, eine neue Sprache. Das ist mal eine neue Aufgabe für dich, nach all den Wochen in der Leere.«

»Ja, vielleicht.« Sie wollte ihm nicht sagen, dass sie Belle McGraw und Abha Prajapati vermisste. Irgendwie war das Team nicht komplett. Es fühlte sich falsch an.

Leyden schien solche Zweifel nicht zu kennen. »Achte auf die Sprache. Wir müssen herausfinden, welchen Ursprungs sie ist und ob es sich um eine Universal-Verständigung handelt.«

»Warum konnten Belle und Abha nicht mit?«, fragte Luan, nur um Erics Sprachfluss zu stoppen.

»Was sollen sie hier? Unsere Gruppe musste möglichst klein sein, aber zugleich alle wichtigen Aspekte berücksichtigen. Rhodan und Bull als Kommandoebene, Sitareh zur Inspektion der Technik, Legacy für die Sicherheit, du für die Sprache und ich ... Na, weil ich ich bin.« Er grinste.

»Trotzdem hätte ich sie gern dabeigehabt.«

»Sie werten die Daten der Scanner aus. Wenn wir zurückkommen, wird es jede Menge zu diskutieren geben. Freu dich lieber auf ein außerirdisches Essen. Und jetzt komm, die anderen sind schon voraus.«

Tatsächlich hatten sie beinahe den Anschluss verpasst. Sie schritten etwas schneller aus, um aufzuschließen. Auf der Plattform schien die künstliche Gravitation geringfügig unter Erdnorm zu liegen. Perparim fühlte sich leicht und beschwingt. Eine Empfindung, die beim Blick in die Schwärze des Alls, das die Paddlerplattform umgab, sofort einem Gefühl der Beklemmung Platz machte. »Ich hoffe, der Schutzschirm hält«, murmelte sie leise.

Leydens Vertrauen in außerirdische Technologie schien unerschütterlich. »Er hat dem Beschuss dreier Halb-Kilometer-Raumer standgehalten. Ich bin zuversichtlich, dass wir es überleben werden.«

»Hoffentlich ist das Essen nicht lebendig.« Perparim seufzte.

»Ach, Luan. Wart's doch ab.« Eric deutete nach vorn. »Unser Empfangskomitee steht bereit.«

Luan Perparim, geborene Albanerin, aufgewachsen in New York, eine Weltenbummlerin mit der festen Überzeugung, eine Terranerin der ersten Stunde zu sein, betrachtete mit neugierigen Blicken eine außerirdische Spezies, die sich selbst als Paddler bezeichnete. »Er ist so klein«, murmelte sie.

»Sofern es ein er ist, liebe Luan«, gab Leyden zu bedenken. »Keine voreiligen Schlüsse.«

Der Weg bis zu dem Turm, an dem eine in Weiß gekleidete Gestalt mit dunklem Kopf stand, betrug rund fünfhundert Meter. Was bedeutete, dass ihre Gruppe die ganze Zeit unter der MAGELLAN herging. Es gab keinen sichtbaren Schatten, mangels einer Sonne, die diesen hätte erzeugen können. Der Expeditionsraumer war in zentraler Position auf der Plattform gelandet. Es wirkte, als ob er mitten zwischen Gebäuden zum Stehen gekommen wäre. Doch die Perspektiven täuschten. Nur wenige Aufbauten zierten die Oberfläche der KA-preiswert. Stattdessen blieb viel Raum für die Reparaturen und Wartungen darauf platzierter Raumschiffe. Von Arbeitsüberlastung konnte jedoch keine Rede sein. Die Menschen der MAGELLAN waren derzeit augenscheinlich die einzigen Kunden.

Der Turm, auf den der Trupp zuwanderte, lag nahezu im Zentrum der kreisrunden Station. Beim Näherkommen registrierte Perparim, dass im Gesicht des dort wartenden Paddlers ein roter Bart leuchtete. Ähnlich wie bei Kalak hatte der Außerirdische ihn vom Kinn ab in der Mitte geteilt und sich um den Hals gelegt. Ich bin gespannt, wie er ihn befestigt hat.

»Willkommen auf KA-preiswert«, begrüßte sie der höchstens eineinhalb Meter hohe und ebenso breite Paddler. »Ich bin Zafern. Ausersehen, um die ehrenwerte Kundschaft zu empfangen. Bitte folgt mir.«

Er führte die Gäste zu einem riesigen Tor, das automatisch im Boden versank. In der sich anschließenden Halle standen weitere Paddler Spalier.

Luan Perparim staunte. Was für eine Begrüßung! Ob die Außerirdischen jeden Kunden so willkommen heißen? Die Linguistin versuchte, sich sämtliche Einzelheiten einzuprägen. Der erste Kontakt.

Zwei Doppelreihen Paddler. Alle gleich gekleidet in strahlend weiße Overalls. Ungefähr die Hälfte von ihnen hatte einen roten Bart. Sie flechten sie und binden sie im Nacken zusammen. Seltsame Mode, dachte Luan.

Der Platz zwischen den beiden Doppelreihen betrug rund vier Meter. Zafern ging voran, die fünf Menschen sowie ein Aulore folgten.

Wie auf ein Kommando hoben die Paddler ihre Hände hoch und bewegten die Finger in Wellenform, ohne weiter die Armhaltung zu verändern. Es summte und sirrte, plötzlich hörte Perparim die Musik. Ein fremdartiger Klang, nicht atonal, aber auch nicht melodiös.

»Fingerinstrumente?«, flüsterte sie Leyden zu, der ebenfalls den Klängen lauschte.

»Nein«, widersprach der. »Ich halte das eher für eine Nebennutzung. Siehst du, dass sie sehr dünne Handschuhe tragen? Man sieht es am Ansatz, dort, wo das Handgelenk ist. Wobei es ein äußerst bewegliches Gelenk sein müsste. Schau dir die Verrenkungen an, die den Paddlern möglich sind. Die Handschuhe stellen wohl deren Äquivalent eines Werkzeugs dar. Multifunktional, würde ich meinen. Und sie können damit auch Musik machen.«

»Das ist mal ein Empfangskomitee«, kommentierte Reginald Bull nach hinten zu seinen Gefährten.

Eric Leyden setzte seinen Dozentengesichtsausdruck auf. »Wir haben ihr Leben gerettet. Da erscheint mir das eine angemessene Reaktion.«

Wie ein Mann senkten die Paddler die Arme. Die Musik endete.

Zafern geleitete sie bis an eine weitere Schleusentür, die sich ebenfalls im Boden versenkte. Ein Duft schlug ihnen entgegen.

Luan Perparim sog die Aromen ein. »Wie ein indischer Gewürzmarkt«, kommentierte sie. »Man riecht alles und nichts. Eine wahre Reizüberflutung.«

»Ich denke, das Essen wird schmecken«, behauptete Leyden selbstbewusst und nieste.

Tim Schablonski

Er war so müde.

Tani Hanafe saß ihm in der Hauptkantine der MAGELLAN gegenüber und lächelte ihn an. »Ich könnte mich in die Gemüsesuppe verlieben«, sagte sie und löffelte weiter.

Tim Schablonski blickte auf die Schüssel vor sich und schnupperte an der Brühe. »Das ist Gemüsebrühe? Ich dachte, es wäre ....« Er stockte. »Wovon haben wir gerade gesprochen?«

Hanafe runzelte die Stirn, wiederholte aber ihren letzten Satz, ohne zu murren. »Rhodan ist bei Kalak. Das ist der Besitzer dieser Plattform, auf der wir gelandet sind. Die Bewohner nennen sich Paddler und behaupten, sie seien so etwas wie Mechaniker und ihre KA-preiswert eine Werkstatt im All. Sie haben eine Preisliste für Instandsetzungen verschiedener Bauteile geschickt.«

»Preisliste?« Schablonski legte den Löffel ab. Ihm war der Appetit vergangen.

»Ja. Ist doch schön«, schwärmte Hanafe. »Wir kommen mit einem reparaturbedürftigen Raumschiff in Andromeda an, und das erste Volk, auf das wir treffen, hat sich auf Reparaturen spezialisiert. Lassen wir mal außer Acht, wie groß dieser Zufall ist. Wichtig finde ich nur, dass Rhodan verhandelt. Er wird die Paddler als Hilfe für dich engagieren.«

»Hilfe ...« Schablonski stöhnte und legte den Kopf auf die Tischplatte.

Die Mutantin wartete, bis er leise Schnarchtöne von sich gab, dann sorgte sie dafür, dass man den Chefingenieur in seine Kabine trug.

Perry Rhodan

Kalak sprach mit vollem Körpereinsatz. Seine Hände blieben ständig in Bewegung, aber auch die Mimik war außergewöhnlich. Der ganze Raum duftete nach frisch gewaschener Bettwäsche, die zum Trocknen in der Sonne hing, ein Duft, der bei Luan Perparim offenbar starke Emotionen auslöste.

Perry Rhodan sah zu ihr hinüber, betrachtete die Gesichtsausdrücke der Exolinguistin, die von tief bewegt bis begeistert wechselten. Jeder Bissen von der reich gedeckten Tafel schien ihre Zurückhaltung gegenüber dem Paddler aufzuweichen, der direkt neben ihr saß und gelegentlich seine rechte Hand in einem unmöglichen Winkel auf Perparims Schulter legte. An die vier Finger zwischen den zwei Daumen der Paddlerhände hatte Rhodan sich schnell gewöhnt.

Eric Leyden hatte ihm zugeflüstert, dass bei allem, was bislang zu sehen war, die Paddler wohl kein inneres Knochenskelett besaßen. Sie wirkten in jeglicher Hinsicht äußerst beweglich.

»Kalak. Danke für das vorzügliche Essen«, wandte sich Rhodan an den Gastgeber. »Da Sie ja schon feststellten, dass wir hier sehr fremd sind, wäre es nett, wenn Sie uns ein paar Fragen beantworten würden.«

»Aber ja, Perryrhodan. Du kannst mir alle Fragen stellen. Ich bin dir zu Dank verpflichtet.«

Die Miene des Paddlers war schwer einzuschätzen. Ein Lächeln schien auf Freundlichkeit hinzuweisen. Doch die meiste Mimik entstand durch den Faltenwurf der Gesichtshaut.

Seitdem sie gemeinsam aßen, verwendeten die Translatoren stets die vertrauliche Anrede. Also beschloss Rhodan, ebenfalls zum »Du« überzugehen. »Du sprachst von deiner Sippe, die wir gerettet haben.«

»Ja, meine Sippe. Hunderttausend Paddler auf der KA-preiswert.«

»Hunderttausend. Das ist eine Menge«, mischte sich Reginald Bull ein.

»Wir leben und arbeiten auf den Plattformen. Wir sind die Ingenieure und Techniker im Sternenreich von Andrumidia. Es gibt Hunderte von Plattformen überall. Wir gehen dahin, wohin ein Auftrag uns führt.«

Rhodans Funk schlug an. Conrad Deringhouse meldete sich von Bord der MAGELLAN. »Perry? Wir registrieren steigende Energiewerte in den Antrieben der Plattform. Sie beschleunigt.«

Rhodan ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. Er sprach den Paddler direkt an. »Kalak! Könnte es sein, dass sich deine KA-preiswert vom Fleck bewegt?«

»Aber ja, Perryrhodan. Du hast doch die Schiffe der Aachaonen gesehen. Sie werden mit Verstärkung zurückkommen. Ich möchte dich nicht ein weiteres Mal bemühen. Also verziehen wir uns von diesem Ort, nicht wahr, Prina?«

Der zweite anwesende Paddler bei diesem Abendessen trug keinen Bart. Prina war zu Beginn des Essens vorgestellt worden, schwieg allerdings die gesamte Zeit. Was kein Wunder war, da Kalak allein für zwei Unterhaltungen ausgereicht hätte. Gelegentliche Seitenblicke Prinas waren Rhodan jedoch nicht entgangen.

»Ja, Sippenoberhaupt. Eine verständliche Überlegung. Vielleicht hättest du es aber unseren Gästen gegenüber erwähnen müssen.«

Kalak schnäuzte sich die Nase in seine Hände. Ein leicht sämiger Faden hing danach in seinem Bart, den er geflissentlich ignorierte. »Wo bleibt nur meine Gastfreundlichkeit? Verzeih, Perryrhodan. Ich kann sofort den Halt befehlen, wenn du es willst. Aber für den Fall, dass die Aachaonen zurückkehren ...«

Rhodan hob die Hand. »Was wollten sie von dir?«

Kalaks Stirn warf Falten. »Schlechte Geschäfte, Perryrhodan. Sie wollten Leistung, ohne zu bezahlen. Ich lehnte ab. Sie sind Ablehnung nicht gewohnt. Schließlich gehören sie zum glorreichen Imperium von Aajor.«

»Du sprichst das mit einem reichlichen Maß an Verachtung aus, wenn ich meinem Translator trauen darf.«

»Du hast recht, Perryrhodan. Wir sind hier in den Randbezirken des Sternenreichs von Andrumidia. Näher am Zentrum, dort, wo die Thetiser herrschen, haben die Aachaonen nichts zu melden. Sollten sie ins Visier der Thetiser geraten, ist ihr sogenanntes Imperium Geschichte, und alle, die sie unterstützen, werden es bereuen.«

»Und dennoch wolltest du mit ihnen ein Geschäft machen?«, hakte Rhodan nach.

»Geschäft ist Geschäft. Was kümmert uns die Politik? Wir Paddler halten uns da raus. All der politische Kram von Macht und Einflusssphären. Das ist uns egal. Gib uns ein kaputtes Antriebsmodul. Das ist was. Wir reparieren es und kassieren. Mehr gibt es nicht. Mehr zählt nicht. Den Rest überlassen wir Völkern, die einen anderen Anspruch an das Leben haben. Vielleicht sollten wir daher zunächst über das Geschäft sprechen.«

»Freundschaftspreis?« Rhodan lächelte, obwohl er nicht wusste, ob der Paddler diese Mimik verstand.

»So soll es sein. Die Inspektion durch meine Sippe ist kostenlos. Den Preis legen wir wie zwei Männer fest, wenn wir wissen, was zu tun ist. Einverstanden?«

Rhodan spürte Kalaks hervorbrechende Gier. »Einverstanden. Ich denke, dass mein Chefingenieur mit dir klären sollte, wobei genau wir Unterstützung brauchen.«

»Ah, Faktorkacke!«, rief der Paddler aus. »Ich bin fürs Geschäft zuständig. Prina erledigt das für mich, nicht wahr?«

»Ja, Sippenoberhaupt«, bestätigte der zweite Paddler. Rhodan erkannte den Trotz in der Körperhaltung und der Antwort Prinas. Die Unzufriedenheit war beinahe greifbar.

»In Ordnung«, setzte Rhodan der Unterhaltung ein Ende. »Es ist spät. Vielleicht darf ich dich, Kalak, morgen Mittag zu einer Mahlzeit auf mein Schiff einladen?«

»Es wird mir ein Vergnügen sein, Perryrhodan.«

»Dann werden wir jetzt aufbrechen. Wir alle haben uns ein wenig Ruhe verdient.«

3.

14. Februar 2055

Tim Schablonski

Der rund hundertköpfige Paddlertrupp vor ihm strotzte nur so vor Arbeitswut. Mit Namen hatte sich nur Prina vorgestellt.

»Du bist der Anführer des Trupps?«, fragte Tim Schablonski. »Der Vorarbeiter?«

Prina strich sich über den kahlen, dunkelanthrazitfarbenen Kopf. »Ich bin Truppchefin.«

»Chef-in?« Schablonski stutzte. »Eine Frau?«

»Arbeiten bei euch die Weibchen nicht? Dienen sie nur der Fortpflanzung?«

»Ähm, nein.«

»Auf welche meiner Fragen bezog sich diese Antwort? Nein, sie arbeiten nicht? Oder nein, sie dienen nicht nur der Fortpflanzung?«

»Ähm. Unsere Frauen arbeiten. Und sie dienen nicht nur zur ....« Schablonski sparte sich den Rest der Antwort.

Prina achtete kaum auf sein Gestammel. »Also? Was soll dann die Frage? Ich kann genauso hart arbeiten wie jeder Mann auch. Ich bin gut in meinem Job. Dementsprechend bin ich Truppchefin. Können wir jetzt an die Arbeit?«

»Ähm. Verzeihung.« Schablonski kratzte sich am Kopf.

»Brauchst du zunächst eine sexuelle Erleichterung, Timschablonski?«, fragte Prina. Sie trat einen Schritt näher. »Ich bin bereit, zu lernen. Wir Paddler kennen viele Techniken.«

Schablonski wurde blass und hob die Hände. »Nein, nein. Das ist wirklich nicht nötig.«

In die Reihen der Paddler kam Unruhe. Sie stießen merkwürdige Pfeiflaute aus. Der Translator schwieg dazu.

Da kam Schablonski eine Idee. »War das gerade ein Witz auf meine Kosten?«

Prina pfiff nun ebenfalls. »Wir Paddler kennen viele Techniken. Der war gut. Ich muss mich selbst loben.«

»Okay, okay.« Schablonski spürte Wärme in sein Gesicht kriechen. Er versuchte, sich zu erinnern, wann er zum letzten Mal rot angelaufen war. »Du könntest bitte Zweiertrupps bilden. Ich werde jedem Trupp ein Mitglied meines Teams mitgeben, der euch führt. Dann machen wir einen Statusbericht. Einverstanden?«

»Einverstanden, Timschablonski. Ich gehe mit dir.«

Schablonski ahnte, dass es ein langer Tag werden würde.

Perry Rhodan

Kalak konnte für zwei essen. Die Küche der MAGELLAN kam kaum mit dem Nachschub für den Ehrengast an Bord nach. Alkohol vertrug er gleichfalls, ohne dass man ihm anmerkte, bereits drei Flaschen besten Rotweins intus zu haben.

Perry Rhodan hatte dafür gesorgt, dass Luan Perparim wieder direkt neben dem Paddler saß. Kalak schien einen Narren an der Linguistin gefressen zu haben. Sie nutzte die Nähe, um mit abgeschaltetem Translator mehr von der Sprache der Paddler zu studieren, die nach Angaben des Sippenoberhaupts in der gesamten Machtsphäre der Thetiser und der Aachaonen verstanden wurde. Sie verfolgte Kalaks Gesprächsanteile als Mitschrift auf ihrem Pad und machte sich gelegentlich Notizen, während Eric Leyden den Paddler mit Fragen bombardierte.

Rhodan hörte konzentriert zu und vertraute im Übrigen seinem Chefwissenschaftler die Informationserlangung an. Von Zeit zu Zeit musste er Kalak jedoch persönlich antworten, der zum Essen allein erschienen war.

»Ich verstehe immer noch nicht, Perryrhodan, woher ihr wirklich kommt«, sagte der Paddler gerade und sicherte sich so die Aufmerksamkeit des Protektors. »Dein Schiff ist definitiv kein Thetiserraumer. Die lieben die Kugel und würden niemals so hässliche Anbauten an ihren Raumern dulden. Allerdings glaube ich, dass sie für die Waffentechnologie an deinen Schiffen eine Menge zu zahlen bereit wären.«

»Wieso?«

»Es ist die Gier der Thetiser. Sie stehen geradezu auf Waffen, sind versessen darauf, Gegner einzuschüchtern. Sie produzieren Soldaten zu Tausenden je Stunde.«

»Produzieren?«, hakte Leyden nach.

»So habe ich das nicht gemeint«, korrigierte Kalak. Offenbar hatte der Translator keine passende Übersetzung geliefert. »Aus ihren Militärschulen werden jeden Tag Soldaten entlassen, um die Kampfschiffe der Faktoren zu besetzen. Es sind wahre Kaderschulen, die Soldaten wie am Fließband ausspucken.«

Rhodan sah, wie Perparim zusammenzuckte. »Miss Perparim?«, erkundigte er sich.

Die Linguistin hob die Hand und schüttelte leicht den Kopf. »Muss ich nachschlagen. Später bitte.«

»Du sprachst von Schiffen der Faktoren. Wer oder was sind die Faktoren?«, schoss Leyden die nächste Frage auf das Sippenoberhaupt ab.

»Ah.« Kalak strich sich den Bart. »Sternenfratzen. Die Herrscher über das Sternenreich von Andrumidia. Zwölf Faktoren, die mit eiserner Hand regieren. Sie werden auch als Meister der Insel bezeichnet. Man macht gute Geschäfte mit ihnen. Geld spielt keine Rolle, wenn man einen Auftrag ergattert.«

»Und das dazugehörige Volk heißt Thetiser?«, fragte Leyden.

Kalak pfiff laut. »Eines der Völker. Die Zwölf Faktoren beherrschen vielleicht zehn Prozent unserer Galaxis, und in den übrigen neunzig sind sie nicht gern gesehen, tauchen aber immer wieder auf.«

»Trinken wir noch einen Wein?«, fragte Perparim und schenkte dem Paddler nach.

»Danke, meine Liebe. Das Thema Thetiser ist so deprimierend. Euer Bordeauxrot ist ein guter Tröster. Er könnte Teil der Bezahlung werden.«

»Gern«, sagte Rhodan. »Warum nennst du die Faktoren Sternenfratzen?«

Kalaks Augen wirkten ein wenig glasig, auch wenn sie in den tiefen Augenhöhlen schlecht zu erkennen waren. »Es gibt zwölf.« Er nahm einen kräftigen Schluck aus dem Glas. »Sie sind zu feige, um ihr wahres Antlitz zu zeigen. Sie verstecken sich hinter einem Spiegelfeld. So sieht man anstelle ihres Gesichts nur die Abbildung einer rotierenden Galaxis. Oh, wartet! Ich habe da was für euch!« Er gestikulierte mit den Fingern in der Luft.

Plötzlich ertönte eine Stimme, die scheinbar mitten im Raum entstand. »Sippenoberhaupt?«

»Zafern!«, rief Kalak und pfiff erneut. »Schick uns mal eine Aufzeichnung von der Truppenparade auf Mitowandra. Das war ein Spaß.«

»Ich transferiere die gewünschten Dateien.«

»Danke, Zafern.«

Via Bordfunk meldete sich Conrad Deringhouse. »Wir haben da eine Übertragung von der KA-preiswert, Perry. Es handelt sich um eine Holoaufzeichnung.«

»Danke. Leg sie auf den Schirm im Konferenzraum.«

In der Mitte über dem ovalen Tisch formte sich ein Hologramm.

Rhodans Laune verschlechterte sich schlagartig, je länger die Aufzeichnung lief.

Tim Schablonski

»Ihr wollt den Aachaonen entkommen?«, fragte Schablonski Prina, während sie gemeinsam die von der Positronik erstellte Schadensaufstellung der Lebenserhaltungssysteme begutachteten. »Warum beschleunigt ihr nicht schneller?«

Prina tätschelte ihm den Rücken zwischen den Schulterblättern. »Die KA-preiswert ist eine Paddlerplattform, Timschablonski. Was erwartest du? Wir arbeiten, reparieren Schiffe, Raumstationen, Fabriken und Maschinen aller Art. Wir sind keine Bedrohung für irgendwen. Unsere Plattformen kennen keine Offensivbewaffnung, bis auf die minimalen Asteroidenabwehrgeschütze. Unser Weg führt uns von Planet zu Planet. Wenn wir springen wollen, beschleunigen unsere Triebwerke binnen zweier Standardtage auf fünfundsiebzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit. Wir paddeln uns frei, dann springen wir.«

»Daher kommt euer Name?«

»Aber ja. Und wir transitieren nur, wenn es nötig ist. Warum Ressourcen verschwenden, wenn wir sie für anderes gebrauchen können? Dennoch würde ich gern euren Antrieb sehen.«

Tim Schablonski schüttelte den Kopf. »Sperrzone. Du verstehst?«

Die Paddlerin beugte sich vor und streichelte sein Knie. »Und wenn ich mich für interspeziäre Aktivitäten mit dir bereit erklären würde, könntest du mir nicht ...?«

»Interspeziäre was?«

»Na, Sex, du Fünffingerpaddler! Bist wirklich schwer von Begriff, nicht wahr?«

»Sex? Oh, du meine Güte! Würdest du bitte mein Knie in Frieden lassen!«

»Knie?« Prina richtete sich auf. »Was ist Knie?«

»Schluss jetzt. Schau mal hier auf den Monitor.« Er deutete mit dem Finger auf eine schematische Darstellung von Leitungsschächten. »Hier und hier entstehen immer wieder Brände. Uns gehen langsam die Löschschaumbestände aus. Und mir erklärt sich nicht, warum dort die Hitzewerte im Normalbereich bleiben und an den anderen Stellen nicht.«

»Mhm, ich verstehe. Wir schicken ein Team hin. Gemeinsam müssten wir eine Lösung finden.«

Perry Rhodan

Zwanzig Minuten lang beobachteten die Menschen im Konferenzraum der MAGELLAN eine Militärparade von nie gekannten Ausmaßen.

Die Aufzeichnung wurde kommentiert, schien also eine Art offizielle Übertragung der Herrscher an die Bevölkerung des Sternenreichs von Andrumidia zu sein.

Perry Rhodan spürte die unterschwellige Drohung hinter den Bildern.

Zentraler Punkt der Aufnahme war ein Planet, wolkenverhangen, nach Rücksprache mit der Positronik, die anhand der Daten eine Schätzung ablieferte, ungefähr 0,8 Erdmassen groß. Die Sonne des Systems befand sich recht zentral hinter dem Kameraobjektiv, sodass die gesamte Planetenansicht im Licht des Sterns lag.

In unterschiedlichen Formationen flogen Kugelraumer zu Dutzenden und Hunderten durchs Bild. Perfekte Kugeln, keine abgeplatteten Pole wie bei den Aachaonen. Die meisten Schiffe wiesen eine enorme Anzahl an erkennbaren Geschützeinheiten auf und wurden eskortiert von unzählbaren Beibooten diverser Größen und Formen.

Der Kommentar zählte auf, zu welchen Flottenteilen die Kampffahrzeuge gehörten, die dazugehörigen erfolgreichen Schlachten und über welche Feuerkraft die Einheiten verfügten.

Immer wieder wurde die Ansicht einer Kommandozentrale eingeblendet, in der zahlreiche Männer und Frauen in Militäruniformen an Stationen ihre Arbeit verrichteten. In der Mitte des Raums standen zwei Personen. Ein offenbar hochdekorierter Führungsoffizier mit kurzen, grauen Haaren, der keine Regung erkennen ließ, außer einer gelegentlichen Geste in Richtung Brust, sobald ein neuer Verband angekündigt wurde. Rhodan hielt dies für einen Militärgruß. Der etwas größere Humanoide daneben verbarg sich hinter einem bodenlangen Kapuzenmantel und einem Spiegelfeld, das statt eines Gesichts nur das Bild einer sich drehenden Galaxis vor schwarzem Hintergrund präsentierte. Im Mantel verliefen silberne Linien, die wie Blutadern aussahen. Die Kamera übertrug ein leichtes Pulsieren.

Ein Faktor. Ein Meister der Insel. Rhodan beobachtete den Humanoiden, der keine Reaktion, keine Regung zeigte und dadurch umso bedrohlicher wirkte.

Nach der Flottenparade hörte er eine Ankündigung des Kommentators. »Schlusspunkt der Mitowandra-Ehrenparade bildet die Regulierung des Fatach-Monds. Faktor Vier erweist den Abweichlern die Ehre des persönlichen Befehls.«

Der grauhaarige Militär marschierte zwei Schritte vorwärts, um sich dann dem Meister der Insel zuzuwenden. Die Gestalt in Schwarz hob schweigend den rechten Arm, worauf der Soldat wieder grüßte. »Regulierung ausführen!«, befahl er laut.

Das Bild wechselte, zeigte einen Eismond, auf dessen Oberfläche eine größere Fabrikanlage zu erkennen war. Über die Eisflächen hinweg flog ein Dutzend Kugelraumer, die in der ersten Phase eine Welle von Torpedos abschossen. Ein halbrunder Schutzschirm hüllte die Fabrik in ein grünes Licht, bevor die Energieglocke zusammenbrach. Rhodan sah mehrere Explosionen in dem ausgedehnten Komplex aufflammen. Dann kam eine zweite Angriffswelle von Kugelraumern, die in einer perfekt abgestimmten Phalanx die Industrieanlage mit Impulsstrahlen vernichteten.

Was blieb, war ein dunkler Fleck auf weißem Hintergrund. Die Fabrik war nicht mehr.

»Genug!«, sagte Rhodan und beendete die Aufzeichnung. »Offenbar setzen die Meister der Insel auf Gewalt als Druckmittel, sehe ich das richtig, Kalak?«

Der Paddler schwankte im Sitz, hatte schließlich doch auf den Alkohol reagiert. »Aber sie zahlen gut, Perryrhodan. Du musst verstehen. Wir sind hier am Rand des Herrschaftsbereichs. Die Meister der Insel dehnen allmählich ihre Einflusssphäre aus. Dort draußen gibt es Bedrohungen. Wer weiß, was in den dunklen Gebieten alles lebt. Viele Raumschiffe sind dorthin aufgebrochen, keines kam zurück. Die Meister sind das Bollwerk gegen jene unbekannten Gegner. Sie schützen uns – glaube ich zumindest. Also tun wir, was sie sagen und wollen.«

»Dunkle Gebiete?«

»Aber ja, Perryrhodan, und ich habe das Gefühl, dass du mit deinem Schiff genau daher stammst. Ich schaue mir deinen Raumer an, habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen, die Größe, die Form, die Waffen. Vielleicht bist du ein Erkunder, kein Forscher. Vielleicht bist du ein Eroberer? Ich weiß es nicht. Ich halte mich aus allem heraus, was Politik oder Macht angeht. Das ist nicht meine Welt. Ich mache Geschäfte. Dazu bin ich da.«

»Ich versichere dir, Kalak«, sagte Rhodan, »dass ich wirklich eine Expedition leite. Ich komme in Frieden. Die Bewaffnung meines Schiffs dient nur der Verteidigung.«

Kalak wischte sich die Glatze. »Es geht mich nichts an, weswegen du hier bist, Perryrhodan. Du bist ein Kunde. Wir einigen uns auf einen Preis. Die Thetiser und die Meister der Insel haben nichts damit zu schaffen.« Kalak lehnte sich im Sessel zurück, schloss die Augen und verstummte ganz plötzlich.

Luan Perparim beugte sich über ihn und nickte, nachdem sie ihm in die Wange gekniffen hatte. »Er schläft.«

»Gutes Timing«, stellte Rhodan fest. »Ihre Einschätzung, Doktor Leyden?«

Eric Leyden antwortete nicht sofort. Er betrachtete nachdenklich den Paddler und Perparim, die sich wieder gesetzt hatte. »Ich bin mir nicht sicher. Mein Gefühl sagt mir, dass Kalak zwar viel spricht, aber wenig preisgibt. Uns fehlen die Vergleichswerte, um Körpersprache und Mimik interpretieren zu können.«

»Er lügt, meinen Sie?«

»Wie ich schon sagte, ich bin mir nicht sicher. Die Aufzeichnungen von der Strafaktion und der Militärparade wirkten echt. Da war nichts manipuliert, und dennoch haben wir bislang nur diesen einen Ausschnitt aus dem Thetiserreich und dem Verhalten der Meister der Insel gesehen. Was ist, wenn es Propagandamaterial der Aachaonen wäre?«

Perparim schüttelte den Kopf. »Warum sollte uns Kalak so an der Nase herumführen? Die Aachaonen haben ihn attackiert.«

»Stimmt«, gab Leyden zu. »Mir fehlen einfach die Informationen, um ein präzises Urteil abgeben zu können. Ich sollte eine Runde laufen gehen. Das Essen liegt mir schwer im Magen.«

Rhodan hob die Hand. »Einen Moment noch! Miss Perparim, Sie haben bei der ersten Erwähnung des Begriffs der Faktoren gezuckt.«

Sie nickte. »Das ist korrekt. Ich habe mich bemüht, Kalaks Unterhaltung ohne Translator zu folgen. Klar ist, dass es sich um eine Abart der liduurischen Sprachgemeinschaft handelt. Deshalb übersetzen unsere Translatoren auch so schnell. Kalak selbst bezeichnet diese Sprache als Interandro. Wenn er die Wahrheit gesagt hat, sollten wir uns überall im Machtbereich der Meister der Insel damit verständigen können. Der Kommentar der Militärparade verwendete in jedem Fall dieselbe Sprache. Was mich irritierte, war die Übersetzung Faktor für das, was Kalak tatsächlich sagte.«

»Klären Sie mich auf, Miss Perparim«, bat Rhodan.

»Kalak sagte phonetisch Faufoa. Das erinnert mich an Ägyptisch. Ich muss es allerdings erst nachschlagen. Aber Faktor? Ist schon eine seltsame Bezeichnung. Ich weiß nicht, wie der Translator darauf kommt.«

»Nicht, dass es für die weitere Expedition in Andromeda wichtig wäre«, stichelte Leyden. »Faktor ist so gut wie jeder andere Begriff auch. Zwölf Herrscher, deren Gesicht wir nicht kennen, verfügen über Macht, Einfluss und höchstwahrscheinlich Informationen.«

Rhodan nickte. »Falls Atlan tatsächlich hier ist, und Mirona Thetin, dann stellen die beiden einen Machtfaktor in dieser Galaxis dar. Die Meister der Insel werden über sie Informationen haben. Wir brauchen Kontakt.«

Perparim räusperte sich. »Ist es Zufall, dass Thetiser und Thetin so ähnlich vom Wortstamm her sind?«

Rhodan erhob sich, startete die Aufzeichnung der Militärparade erneut und stoppte bei einer Nahaufnahme des Faktors. Worauf habe ich mich hier nur eingelassen? Es ist ein verdammtes Risiko, ohne Rückendeckung in eine fremde Galaxis zu reisen. »Dieser Meister der Insel hat vielleicht Antworten«, sagte Rhodan laut. »Jetzt müssen wir ihn nur noch finden und dazu bringen, uns zu helfen.«

Leyden stellte sich neben ihn. »Ist Ihnen aufgefallen, dass die Macht der Meister der Insel auf schierer Überzahl zu fußen scheint? Die Kugelraumer hatten sämtlich nicht mehr als einen Durchmesser von fünfhundert Metern. Die Positronik bestätigt das nach Extrapolation der Daten. Die MAGELLAN dürfte demnach den Thetisern technisch überlegen sein.«

»Aber wir sind auf ihrem Gebiet, Doktor Leyden. Wir verfügen über keinen Nachschub, keine Höhle, in der wir uns verstecken können, um unsere Wunden zu lecken.«

»Wir müssen Risiken eingehen.«

»Das weiß ich, Doktor. Ich habe alles auf eine Karte gesetzt. Hier in Andromeda lösen wir das Rätsel, das Atlan Tuire aufgegeben hat. Ein erster Schritt, um unsere Sonne wieder zu alter Stärke zu bringen, damit wir auf die Erde zurückkönnen. Falls wir das nicht herausfinden, wüsste ich nicht, warum ich noch nach der AVEDANA-NAU suchen sollte. Dann wäre die Menschheit auf Vimana besser aufgehoben.«

»Ihre Entscheidung war zwangsläufig, Protektor«, sagte Leyden.